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Maiblumen blühten überall;
er sah mich an so trüb und müd.
Im Faulbaum rief die Nachtigall:
die Blüte flieht! die Blüte flieht!
Von Düften war die Nacht so warm,
wie Blut so warm, wie unser Blut;
und wir so jung und freudenarm.
Und über uns im Busch das Lied,
das schluchzende Lied: die Glut verglüht!
Und er so treu und mir so gut.
In Knospen schoß der wilde Mohn,
es sog die Sonne unsern Schweiß.
Es wurden rot die Knospen schon,
da wurden meine Wangen weiß.
Ums liebe Brot, ums teure Brot
floß doppelt heiß ins Korn sein Schweiß.
Der wilde Mohn stand feuerrot;
es war wohl fressendes Gift der Schweiß,
auch seine Wangen wurden weiß,
und die Sonne stach im Korn ihn tot.
Die Astern schwankten blaß am Zaun
im feuchten Wind; die Traube schwoll.
Am Hoftor zischelten die Fraun;
der Apfelbaum hing schwer und voll.
Es war ein Tag so regensatt,
wie einst sein Blick so trüb und matt;
die Astern standen braun und naß,
naß Strauch und Kraut, der Nebel troff,
da stieß man sie voll Hohn und Haß,
die sündige Magd, hinaus vom Hof.
Nun blüht von Eis der kahle Hain,
die Träne friert im schneidenden Wind.
Aus flimmernden Scheiben glüht der Schein
des Christbaums auf mein wimmernd Kind.
Die hungernden Spatzen schrein und schrein,
von Dach zu Dach; die Krähe krächzt.
An meinen schlaffen Brüsten ächzt
mein Kind, und Keiner läßt uns ein.
Wie die Worte der Reichen so scharf und weh
knirscht unter mir der harte Schnee.
So weh, oh, bohrt es mir im Ohr:
du Kind der Schmach! du Sündenlohn!
Und dennoch beten sie empor
zum Sohn der Magd, dem Jungfraunsohn?!
Oh, brennt mein Blut. Was tat denn Ich?
war's Sünde nicht, daß sie gebar? –
Mein Kind, mein Heiland, weine nicht:
ein Bett für dich, dein Blut für mich,
vom Himmel rieselt's silberklar.
Wie träumt es sich so süß im Schnee.
Was tat ich denn? – So süß. So weh.
War's Liebe nicht? – War's – Liebe – nicht – |