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Notiz

Wenn man bei einem Sammler eintritt, betrachtet man nicht nur mit Entzücken seine Sammlungen, sondern es schmeichelt einen auch noch zu erfahren, in welchem Geist sie angelegt wurden. Die Geschichte des Kabinetts interessiert wegen der Stücke, die es einschließt. In der gleichen Lage sind diejenigen, in deren Hände diese Memoiren gelangen. Es ist gerecht, ihre Wünsche zu befriedigen.

Der Verfasser der Abenteuer, die hier mitgeteilt werden, ist ein Parlamentsrat; es ist unnötig, ihn zu nennen. Da sein Werk ohne seine Einwilligung herauskommt, möchte es ihm nur mißfallen, als Verfasser mit aufgeführt zu werden.

Themidor ist ein junger, schöner, wohlgestalteter reicher Mann, von einem ausgezeichneten Charakter und höchst geistvoll, der rasend aufs Vergnügen versessen ist. Bei diesen Eigenschaften ist es nicht verwunderlich, daß er die Gelegenheiten, sich zu amüsieren, gesucht und gefunden hat. Wie es seinem Alter geziemt, ist er von Eitelkeit nicht frei, und es wäre daher sehr sonderbar, wenn er sich nur darum bemüht hätte, sein Glück mit lebhafter Stimme in Paris zu erzählen, und es unterlassen, seinen Freunden davon zu schreiben, die durch ihre Abwesenheit anders keine Kenntnis davon bekommen konnten. Man hat also die in diesen Memoiren enthaltenen Schilderungen teilweise seiner Eigenliebe zu verdanken. Herr Marquis de D'Aucourt, an den sie gerichtet sind, hat sie mit Vergnügen gelesen und sie mir geschickt, damit ich mich daran ergötze. Sie haben auf mich denselben Eindruck gemacht, wie auf ihn; sie sind es wert, jedermann zu gefallen.

Es handelt sich hier keineswegs um einen imaginären Grafen, der, indem er seine angeblichen Konfessionen gibt, bei der Beichte nach Kräften lügt; sondern es ist ein kaum erst in die Gesellschaft eingetretener junger Mann, der sich oft einbildet,das Vergnügen sei seine Entdeckung und seine Erfindung, und der infolgedessen die andern mit Entzücken davon unterhält. Er ist ein junger Mann, der sorgfältig schreibt, entsprechend seiner Gewohnheit zu reden, der manchmal nachdenkt und seinen Gedanken eine ihm eigentümliche Wendung gibt; kurz, ein etwas stürmischer Geist, der noch keine Zeit gehabt, weise zu werden, und mit Feuer das Lob der Zerstreuung singt und die Gelegenheiten, bei denen er sich der Lust hingeben konnte, mit Nachdruck schildert. Seine Porträts sind nach der Natur und verdienten einen Platz in einer Sammlung galanter Miniaturen.

Wir haben es für ratsam gehalten, die Namen derer, die erwähnt werden, zu umschreiben. Alle verständigen Menschen werden diese Vorsicht billigen. Ängstlichen Seelen raten wir nicht, sich mit diesen Abenteuern zu befassen. Sie sind manchmal heikel und können höchst aufreizende Gedanken wecken. Zur Lektüre geeignet sind sie nur für Gemüter, die schon über Liebesgeschichten erhaben sind oder die noch damit leben. Wie man die Geschichte eines Schiffbruches nur denen erzählen soll, die ihn glücklich überstanden oder die im Begriff sind, sich ihm auszusetzen. Übrigens sind diese Memoiren mit Zurückhaltung geschrieben. Sie enthalten kein Wort, das die Sittsamkeit verletzen könnte; doch trägt man keine Verantwortung für die Gedanken, die durch sie entstehen mögen. Von weisesten und leicht eingänglichen Sentenzen sind sie durchsetzt und wirksam für den Geschmack des Publikums, da sie nur liebenswürdige hübsch erzählte Spielereien enthalten, die mehr die Gedanken belustigen, als das Herz bilden.


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