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Besonders in West- und Süddeutschland haben wir eine ganze Reihe von alten Michaelsbergen. Die meisten von ihnen besitzen auch alte Legenden. Im Gebiete der Rheinprovinz zählen wir vier Berge, die von dem heiligen Erzengel ihren Namen entlehnt haben. Weniger bekannt als die übrigen drei im Herzen der Rheinprovinz gelegenen Berge mag der Michaelsberg an der Saar sein. Auf einer Felskuppe bei Taben, steil über dem Flußbette der Saar, steht die Michaelskapelle, von der die Sage zu künden weiß, daß einst ein Ritter, dem seine Feinde auf dieser Kuppe den Weg verlegt hatten, in höchster Not St. Michael um Hilfe anrief und ihm eine Kapelle gelobte. Da sei ihm der Erzengel erschienen und habe aufmunternd mit der Rechten auf den Abgrund gewiesen. Vertrauensvoll habe der Ritter mit seinem Roß den Sprung in die Tiefe gewagt und sei glücklich aus der Saar gelandet und den Verfolgern entronnen. Sein Gelöbnis habe er dankbar gehalten und die Kapelle gestiftet. Alsdann sei er als Mönch in das Kloster zu Mettlach eingetreten.
Der Berg, der die Stadt Siegburg überragt, wurde im Jahre 1064 Michaelsberg getauft, als Erzbischof Anno II. von Köln dort wo bisher die Burg seines Widersachers, eines Grafen des Auelgaues, gestanden hatte, eine Kirche zum heiligen Michael erbaute. Eine besondere Legende knüpft sich nicht an diese Gründung.
Wahrscheinlich längst vor dieser Zeit hatte schon auf der Spitze des Godesberges eine Michaelskapelle gestanden, von der man geneigt ist zu glauben, daß sie den alten Wodans- oder Odinskult auf diesem Berge abgelöst habe. Somit wäre sie die älteste unter den vier rheinischen Michaelskirchen auf Bergeshöhen. Als sie im Jahre 1215 dem Bau der Godesburg weichen sollte, entstand, wie Cäsarius von Heisterbach berichtet hat, die bekannte schöne Legende, wie St. Michael die ihm mißgönnte Stätte unwillig verließ und auf den gegenüberliegenden Petersberg übersiedelte.
Die Verehrung St. Michaels auf dem Godesberge und dem Siegburger Berge bestand schon geraume Zeit früher, als wir sie für den Eifeler Michaelsberg mit genügender Sicherheit vermuten können. Die Gründe sind im ersten Bilde eingehend genug behandelt worden. Auch die Legende, die sich um die Entstehung der ersten Michaelskapelle auf dem Eifelberge rankt, bietet nicht den geringsten Anhalt in zeitlicher Beziehung, während bei den Legenden anderer Michaelsheiligtümer, nicht nur bei den berühmtesten, wie in Süditalien und in Nordfrankreich, gerade zeitliche Anhaltspunkte sehr deutlich gegeben sind. Aber das mag darin seinen Grund finden, daß die Legende des Eifeler Michaelsberges, man möchte sagen »leider«, der Originalität entbehrt und anderswoher entlehnt scheint. Sie besteht aus zwei Teilen und für jeden Teil, besonders aber den zweiten, lassen sich eine Menge gleicher oder ähnlicher Legenden an anderen Orten feststellen.
Als einst im Dörfchen Mahlberg, so erzählt die Legende, eine Kirche gebaut werden sollte und das erste Baumaterial schon an der gedachten Stelle bereitlag, war es über Nacht spurlos verschwunden. Erst nach langem Suchen fand man es wieder auf dem Gipfel des hohen, das Dorf überragenden Berges, und mit Mühe brachte man es zur alten Stelle zurück. Aber am folgenden Morgen lag alles wieder auf der Bergesspitze. Da erst erkannte man den Willen einer höheren Macht, verzichtete auf den Bau im Dorfe und nahm den Bau auf dem Berge zunächst tatkräftig in Angriff. Aber bald erlahmten die Werkleute bei dem mühseligen Schleppen der schweren Steine auf den hohen Berg und sehnten sich nach Hilfe, selbst wenn sie vom Teufel käme. Er ließ nicht lange auf sich warten und kam als schmucker Jägersmann daher, neugierig zu wissen, was man mit dem Baue bezwecke. Die schlauen Mahlberger merkten den Pferdefuß des verdächtigen Jägers, versicherten, daß es den Bau eines Wirtshauses gelte und ersuchten ihn um seine Hilfe. Wo es sich um ein Wirtshaus handelt, ist der Teufel immer zur Hilfe bereit. Mit einem höllischen Gehilfen schleppte er unverdrossen Stein auf Stein herbei und der Bau gedieh in kürzester Frist fast bis zum Ende. Nur einige große Schlußsteine fehlten noch, die der Teufel mit seinem Genossen von weit her holen mußte. Daraus hatten die verschlagenen Werkleute nur gewartet. Schleunigst setzten sie unterdessen das Kreuz auf das Chordach. Der Teufel erblickte es schon von weitem, als er mit einem Riesensteine heranflog. In ohnmächtiger Wut mußte er ihn fallen lassen. Er liegt noch heute am »weißen Steine«.
Von den bekannten Sagen, wie bei dem Baue eines Gotteshauses oder eines Klosters die Steine und das Bauholz nachts immer zu verschwinden pflegen und nach einer bestimmten Stelle versetzt werden, besitzen wir auch im Rheinland eine größere Anzahl. Noch viel bekannter ist es aber, wie immer der dumme Teufel zur Mithilfe benutzt und dann geprellt wird. Gerade in der Eifel leben diese Sagen noch an manchen Stellen fort und sogar Heilige haben in der Sage sich hier der Hilfe des Teufels bedient und ihn dann doch angeführt, wie der heilige Remaclus bei dem Baue des Klosters in Malmedy und der heilige Clemens-Willibrordus bei der Kirche in Mayen. Bei den St. Michaelskirchen aber pflegt meist St. Michael selbst eine Rolle zu spielen und den Teufel abzuwehren, wenn er den Bau hindern will. Auffälliger Weise fehlt diese poetische Ausschmückung in der Mahlberger Legende ganz, während in einer anderen Eifellegende St. Michael wie gewohnt die Hauptrolle zugewiesen ist. Diese Legende haftet der Michaelskirche in Blatten im Kreise Schleiden an. Hier wollte der ergrimmte Teufel die im Bau begriffene Kirche zerstören, indem er von den Eifelbergen herab gewaltige Felsblöcke gegen sie schleuderte. Aber St. Michael kam den Seinen zu Hilfe, besiegte den Erzfeind und zwang ihn, das Heiligtum unangetastet zu lassen.
Weitere Legenden besitzt der Eifeler Michaelsberg nicht. Auch das ist bei seinem Alter auffällig. Erst vor der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich eine verworrene und sagenhafte Begebenheit abgespielt, die wenigstens in indirekten Beziehungen zu unserem Michaelsberg steht. Der »Rhein. Antiquarius«, Abteilung III, Bd. 12, enthält einen ausführlichen Bericht, den eine Frau Emma Gelhausen ca. 20 Jahre nach der Begebenheit aus ihren Erinnerungen aufgezeichnet hat. Stark zusammengefaßt, bietet er folgenden Inhalt:
Der Gerichtsschreiber Peter Josef Gelhausen nahm, als er mit seiner Familie noch in St. Goar wohnte, ein Mädchen Katharina Kremb aus Ehrenthal in seinen Dienst. Sie siedelte mit der Familie im Jahre 1846 nach Rheinbach über, als G. an das dortige Gericht versetzt wurde. Die Familie bezog das Haus eines Bürgers Rodenkirchen, das im Munde der Leute als nicht geheuer galt, weil es in dem zugehörigen Stall und der Scheune spuke. Katharina Kremb hatte von diesen Gerüchten Kenntnis, auch davon, daß in dem Hofe eine schwarze Gestalt gesehen worden sei und daß früher einmal jemand »von etwas unsichtbar Schwerem zum Erdrücken überfallen worden sei.« Trotzdem ereignete sich in den ersten zwei Jahren nichts. Erst an einem Herbstabende des Jahres 1848 kam Katharina, die im Stalle die Ziegen zu melken hatte, verstört und aufgeregt ins Hans zurück und behauptete, einen Schlag ins Gesicht bekommen zu haben. Am folgenden Abend weigerte sich Katharina, in den Stall zu gehen und Frau G. mußte sie mit einer Laterne begleiten. Es ging zunächst alles gut und das Melkgeschäft war beendet. Als aber Frau G. schon in den Hof zurücktrat, schrie hinter ihr das Mädchen auf und stürzte zu Boden, wobei der Milchtopf in Scherben ging. Frau G. ergriff die Flucht und rief im Hause nach Hilfe. Man fand das Mädchen noch am Boden liegend und brachte sie mit Mühe in das Haus. Erst nachdem sie sich erholt, vermochte sie zu erzählen, daß sich eine ungeheure Last auf ihre Schultern gelegt, sodaß sie zu Boden gesunken sei. Am dritten Abend sollte der Hausbesitzer mit in den Stall gehen, aber vor dieser Zeit suchte Katharina den Hof auf und stellte ein Licht in die offene Hoftür. Im Dunkel sah sie die undeutliche Gestalt eines großen Mannes in langem, faltigem Gewande vor sich. Die Gestalt fragte: »Wo soll ich das hinlegen?« Katharina antwortete: »In Gottes Namen dahin, wo Ihr es hergenommen habt.« Da habe die Erscheinung wiederum gesagt: »Darauf habe ich lange gewartet, nun lasse für mich noch eine heilige Messe lesen und gib den Armen drei Brote und ½ Pfund Wachs als Opfer.« Nach diesen Worten verschwand die Erscheinung. Infolge dieses Ereignisses war das Mädchen so angegriffen, daß sie zu Bett liegen mußte und unter starkem seelischen Drucke stand. Darum vertraute sie sich dem Pfarrer der Stadt, der ihr riet, zu ihrer eigenen Beruhigung das zu erfüllen, was man von ihr gewünscht habe. Sollte sich aber die Erscheinung wiederholen, so solle sie im Namen Jesu fragen, was das bedeute. – Die Erscheinung wiederholte sich in der Tat, zuerst in der Kirche, gerade in der Messe, die Katharina lesen ließ, sodann aber auch einige Tage später im Hause, als Katharina ein Zimmer zurecht machte. Bei dieser Gelegenheit habe die Erscheinung gesagt: »Mache für mich noch eine Bittfahrt nüchtern zur Michaelskapelle und lasse dort für mich eine Messe lesen, dann ist mir für die Ewigkeit geholfen.« Katharina aber habe eingedenk des Rates des Pfarrers in Jesu Namen gefragt: »Wer seid Ihr?« Und die Antwort erhalten: »Ich bin der Urgroßvater des Rodenkirchen.«
Der Pfarrer wiederum um Rat gebeten, riet auch diese Bitte zu erfüllen. Da aber die Michaelskapelle in Trümmern liege und keine Messe gelesen werden könne, so solle sie sich dieserhalb an die Pfarrkirche in Schönau wenden. So geschah es. An einem Dezembertage morgens um 4 Uhr pilgerte Katharina unter Begleitung des Hausbesitzers Rodenkirchen und einiger Frauen den weiten Weg durch den Schnee über Scheuern und Mahlberg am Michaelsberge vorbei nach Schönau. In der Messe schlägt Katharina plötzlich ihr Gebetbuch zu und fällt ohnmächtig auf die Bank. Ein Schluck Wein bringt sie wieder zu sich und nachher im Pfarrhause erzählt sie, daß plötzlich zu ihrem Entsetzen eine glühende Hand über ihr Buch hingefahren sei. Man öffnet das Buch und findet das Blatt mit dem Meßgebete »Wandlung« teilweise durchgebrannt. Auch der Pfarrer sei von großem Staunen ergriffen worden.
Seitdem hatte Katharina keine Erscheinungen mehr und ihr Wesen wurde wieder ruhig und gelassen wie früher. Aber weder sie noch der Hausbesitzer Rodenkirchen sollten sich eines längeren Lebens erfreuen. Etwa sechs Monate nach den Ereignissen stürzte Rodenkirchen in seiner Scheuer vom Oberboden ab und starb in wenigen Stunden. Wieder ein halbes Jahr später erkrankte Katharina an heftigen Ohrenschmerzen, sodaß sie tagelang zu Bett liegen mußte. In der dritten Nacht vermeinte Gelhausen, der in seinem Büro noch spät arbeitete, seinen Namen rufen zu hören. Er glaubte die Stimme der Katharina zu erkennen und in der Annahme, daß sie aus dem Hausflur oder der Küche gerufen habe, begab er sich dorthin. Aber er fand niemanden. Er ging in den Hof, um zu sehen, ob Katharina aus ihrem Kammerfenster gerufen haben könne, aber das Fenster war verschlossen. Zwei Stunden später, gegen 1 Uhr, weckte das Aushilfsmädchen die Familie Gelhausen mit der Nachricht, die Katharina mache einen sehr sonderbaren Eindruck. Man ging hin und fand sie tot in ihrem Bette liegen.
Hatten schon die bekannt gewordenen früheren Vorgänge in der Rheinbacher Gegend großes Aufsehen erregt, so tat es dieser plötzliche Tod noch viel mehr, weil man ihn ohne Bedenken in Beziehung zu den früheren Vorgängen setzte. Die damaligen Zeitgenossen der Katharina haben nicht einmal versucht, eine natürlichere Erklärung der Vorgänge zu finden, sondern es nach ihrer Einstellung vorgezogen, sich alles durch geheimnisvolles Herübergreifen aus einer anderen Welt zu erklären. Und doch hat gerade der plötzliche Tod gar nichts Ausfälliges an sich und ist durchaus natürlich zu erklären. Die tagelangen heftigen Ohrenschmerzen der Katharina weisen deutlich auf eine akute eitrige Mittelohrentzündung hin, bei der durch Fortschreiten der eitrigen Entzündung auf die großen Blutleiter des Gehirns (Sinusthrombose) schnelle Todesfälle wohlbekannt und auch heute gar nicht so selten sind. Auch bei den »Erscheinungsvorgängen« hat sicher die abnorme sog. psychopathische Veranlagung des Nervensystems der Katharina eine große Rolle gespielt. Die undeutliche dunkle Gestalt im Hofe kann der eigene Schlagschatten der Katharina gewesen sein, den das hinter ihr in der Hoftüre stehende Licht an die Stallwand warf. Sodann kennt die heutige Wissenschaft genau die bei Psychopathen häufigen Sinnestäuschungen und das Hören von Stimmen. Zudem stand Katharina stark unter dem Eindrücke der über das Rodenkirchen'sche Haus umlaufenden Gespenstergeschichten. Das verbrannte Blatt in dem Gebetbuche haben schon die Zeitgenossen, auch Gelhausen selbst, mit einem zufällig vorher stattgefundenen Versengen durch ein Bügeleisen sich zu erklären versucht. Ueberdies ist bekanntlich die »glühende Hand« in vielen Sagen, ein beliebtes Vorkommnis, ebenso wie die Antwort »darauf habe ich lange gewartet« in der Sagengeschichte bei befragten gespenstischen Erscheinungen fast unzählige Male Verwendung findet.
Erstes Lied:
1. Zum Fürst der Engeln gehen wir.
Auf seine Fürbitt hoffen wir,
Verleih uns die aus Gütigkeit,
O heiligste Dreyfaltigkeit. Kyrie eleyson.
2. Zum Fürst der Eng'len gehen wir,
St. Michael anrufen wir;
Daß er uns woll durch Christi Blut
Erhalten all in seiner Huth. Kyrie.
3. Zum Berg der Gnaden gehen wir,
St. Michael dort ehren wir;
Ihm Leib und Seel gern schenken dar.
Daß woll bewahren alle gar. Kyrie.
4. Zum Berg St. Michael gehen wir.
Zu unserem Schützer rufen wir
Daß er uns als sein Unterthan,
Gegen Höllen-Feind woll führen an. Kyrie.
5. Zum Erz-Engel Michael gehen wir,
Auch alle Eng'len bitten wir,
Daß sie durchs Blut Christi des Herrn
Für uns bei Gott thun Hülf begehr'n. Kyrie eleyson.
6. St. Michael besuchen wir
Zu unserm Patron eilen wir,
Daß uns in Krankheit stehe bei,
Im Unglück allzeit bei uns sey. Kyrie.
7. St. Michaels Berg besuchen wir
Alldort sein Hülf begehren wir;
O Fürst, für Sünden uns bewahr,
Und führ uns zu der Eng'len Schaar. Kyrie.
8. Wir gehen zu St. Michael,
Der uns bewahret für der Höll,
Der uns behüt auf alle Weeg,
Auf jeden Tritt, auf alle Steeg. Kyrie eleyson.
Zweites Lied:
1. O Unüberwindlicher Held, St. Michael,
Komm uns zu Hülf, zieh mit zu Feld;
Helf uns hier kämpfen, die Feinde zu Kämpfen,
St. Michael.
2. Die Kirch dir anbefohlen ist,
Du unser Schutz und Schirmer bist.
Helf uns u. f. w.
3. Du bist des Himmels Kapitain,
Dein Kriegs-Heer alle Englen seynd.
Helf uns u. f. w.
4. Groß ist dein Macht, groß ist dein Heer,
Groß auf dem Land, groß auf dem Meer.
Helf uns u. f. w.
5. Von deiner Macht zu sagen weiß,
Der höllisch Drach mit seinem geschmeiß.
Helf uns u. s. w.
6. Den Drachen du ergriffen hast,
Und unter deine Füß gefaßt.
Helf uns u. s. w.
7. Mit Lucifer hast du gekämpft.
Mit Macht hast du sein Heer gedämpft.
Helf uns u. s. w.
8. O starker Held, groß ist dein Kraft,
Ach komm mit deiner Ritterschaft.
Helf uns u. s. w.
9. Den Frieden schaff dem Vatterland,
Treib ab den Feind mit deiner Hand.
Helf uns u. s. w.
10. Von Hunger, Pest und Seuchten böß,
Durch deine Macht uns all erlöß.
Helf uns u. f. w.
11. Beschütz mit deinem Schild und Schwert,
Die Kirch, den Hirten und die Heerd.
Helf uns u. f. w.
Drittes Lied:
1. Laßt uns sämbtlich niederfallen,
Und St. Michael rufen an;
Dem Erz-Engel laßt erschallen
Lob und Preiß von jedermann;
Zum Patron wir dich erwählen,
Großer Fürst der Engel Schar,
Deine Hülf uns nie laß fehlen,
Sonder schütze immerdar.
2. Fürst des Himmels und der Erden
Michael des Lands-Patron,
Laß uns nicht zu schänden werden,
Um verdienten Sünden Lohn;
All Vertrauen auf dich setzen,
O du großer Himmels Held,
Stärke uns in unseren Schmerzen,
So uns quälen auf der Welt.
Viertes Lied:
Wenn wir müssen öfters reisen,
Michael sey Reis-Gefährth;
Weg und Steg uns wollest weisen,
Daß fortwanderen ohn Beschwerd;
Treuer Führer geh zur Seite.
Daß kein Unglück Schaden thu;
In all Wegen wollst begleiten,
Bis im Grad wir finden Ruh.
Fünftes Lied:
O St. Michael guts gedeien
Geb dem Land und Ackerbau;
Hitz und Kält ihn laß gedeien,
Auch zur Zeit den Himmels-Thau.
Gott zu Ehren laß sich mehren
Uns're Frucht im weiten Feld;
Uns, die Kinder zu ernehren,
Fromm zu bringen durch die Welt.
Sechstes Lied:
Dich St. Michael wir verlangen
Zum Patron in letzter Noth;
Alle Kranken wollst umfangen,
Retten sie von Angst und Tod;
Wenn doch endlich müssen sterben,
Steh uns bei in diesem Streit;
Von uns niemand laß verderben,.
Führe all zur Seeligkeit.
Zum Schlusse mag noch ein Gedicht Platz finden, das in der Zeit entstand, als die Michaelskapelle in Trümmern lag, also zwischen 1840 und 1850. Wenn auch die dichterische Fertigkeit des Verfassers nicht eine vollendete genannt werden kann, so läßt er dafür in seinen warmen Worten die Liebe zum Michaelsberge, die Trauer um die Zerstörung der Kapelle und den innigen Wunsch nach ihrer Wiederherstellung so deutlich zu uns sprechen, daß die Verse verdienen, nicht der Vergessenheit anheimzufallen. Des Verfassers Name ist unbekannt, doch halte ich es für wahrscheinlich, daß Pfarrer Zinken für die Autorschaft in Betracht kommt, und daß wir den Aufruf vor uns haben, von dem wir im 5. Bilde hörten, daß er ihn in der Kölnischen Zeitung veröffentlicht habe.
Der Michaelsberg bei Münstereifel.
1. In jenem Land, wo Berg an Berg sich reihen
Gekrönt von mächtigen Eichen ohne Zahl
Wo moosumgraute Burgen und Abteien
An Bergen trauern und im stillen Tal,
Wo längst erloschene Krater gähnend dräuen
Und aus den tiefen Schächten steigt der Stahl
Da hat auf waldumkränzter Höh' gestanden
Ein Gotteshaus berühmt in weiten Landen.
2. St. Michael, der Lucifer geschlagen
Der starke Held, der Hort der Christenheit
Ward da verehrt an seinen Festestagen.
Und öfters auch zu anderer heiligen Zeit
War da, wie von den Winden hingetragen
Ein Pilgerhauf' zum Gottesdienst bereit;
Und bei der Messe hocherhabener Feier
War allen wohl und jeder hauchte freier.
3. Doch im allgewaltigen Zeitensturme
So manches Große und Berühmte sank,
So auch dies Gotteshaus; am hohen Turme
Der über Wolken ragte kühn und schlank
Entzündete sich im Gewittersturme
Ein Strahl – und wie an steiler Felsenbank
Die Woge tobt, so wüteten die Flammen
Und stürzten Turm und Dach zusammen.
4. Nur Weniges, ja nur die festen Mauern
Hat das zerstörend Element verschont;
Die stehen da und scheinen zu betrauern
Des Hauses Fall, darin der Herr gethront.
Ja trauern mögt ihr! Mich faßt ein Schauern
Wenn ich gewahre wer euch jetzt bewohnt.
Die Eule brütet dort im finstern Neste
Und Raben krächzen um des Tempels Reste.
5. Wie lange noch ihr christlichen Geschlechter
Erdulden wir des schönen Tempels Schmach
Die Nachwelt nennt uns einst mit Recht Verächter
Des Heiligtums; ja Schande folgt uns nach,
Wenn wir noch länger zögern, nicht gerechter
Die Schuld abtragen, die der Ahn verbrach
Am Werk, daß wieder aus dem Schutt erstehe
Das Gotteshaus auf jener schönen Höhe.
6. Ans Werk! Der Enkel wird dem Enkel sagen
»Den Tempel hat der Väter Sinn gebaut!«
Und an des großen Helden Festestagen
Wird wieder dort ein frommes Volk geschaut.
Da kann dann wieder der Bedrängte klagen
Und flehen, wenn ihn vor neuem Fehle graut.
Wohlan! Wer Christ sich nennt in unseren Gauen
Der helfe, wie er kann, den Tempel bauen.