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»Eine Viertelstunde nach elf schon! ... Schnell, Kutscher, nach der Rue de Clichy!« rief der Geistliche beim Verlassen des Hotels seinem Wagenlenker zu.
Der Nebel hatte sich jetzt völlig verzogen, hell leuchtend blickte der Vollmond vom klaren tiefblauen Himmelsgewölbe; ein richtiger Weihnachtshimmel!
Als der Abbé erschöpft von Müdigkeit und Hunger, noch voll von dem verwirrenden Eindruck der vier Besuche, seine Wohnung wieder betrat, glaubte er anfangs, der ganze Nebel des Abends habe sich in sein Zimmer geflüchtet, nur daß dieser Nebel hier nach Havannatabak roch. Endlich entdeckte er inmitten dieser duftenden Wolke Adam Harrison, recte Renaudel, den falschen Yankee, der noch immer in seinem Lehnstuhl saß, die Füße auf die Kaminplatte gelegt hatte und ruhig seine achte Cigarre rauchte.
»Hier sind Ihre Quittungen,« sagte der Abbé. Dann bekam er einen heftigen Hustenanfall und öffnete schnell das Fenster.
»Ganz vortrefflich, Herr Abbé,« antwortete der Exbankier, indem er sich erhob und seinen Reisemantel zuknöpfte, »ich erlasse es Ihnen, mir über die Reden meiner ehemaligen Kunden, soweit sie meine Person betrafen, näheren Bericht zu erstatten. Ich fürchte, daß sie trotz alledem nicht gerade von Höflichkeit überflossen ... Dort unter ihrem Brevier finden Sie die versprochene Tausendfrankennote ... wir sind quitt ... Nichtsdestoweniger und obgleich ich jetzt nicht mehr reich bin, habe ich noch fünf Louisdors hinzugefügt und zwar aus folgendem Grunde: Ich kann meinem Jungen die Schachtel mit rothosigen Bleisoldaten, die er sich gewünscht hat, nicht mitbringen, denn ich halte es für besser, seine Kindheitserinnerungen nicht wieder aufzufrischen. Es thut mir aber leid darum, und da habe ich mir zum Trost gesagt, Sie würden vielleicht die Gefälligkeit haben, morgen für die hundert Franken Spielwaren einzukaufen und sie unter Ihre kleinen Lumpensammler als ein Geschenk des amerikanischen Christkinds zu verteilen ... Aber der Schnellzug wartet nicht ... einen letzten Händedruck, Herr Abbé, und nochmals tausend Dank.«
Ohne dem Abbé zu gestatten, ihn hinunterzugeleiten, eilte der seltsame Mann fort.
Als der Prediger wieder allein war, trat er ans offene Fenster und blickte eine Weile träumend in die Nacht hinaus. Er war kein Pessimist, der gute Abbé. An diesem Abend, wo so große Summen durch seine Hand gegangen waren, hatte er die Ueberzeugung erlangt, daß der Ruhm, die Gesundheit, die Liebe, die Ehre – kurz alles, was schließlich das Leben lebenswert macht –, nicht mit Geld zu erkaufen sei, und in der Einfalt seines Herzens nahm er sich vor, bei seiner Mitternachtsmesse Gott aus tiefstem Herzen dafür zu danken, daß es so und nicht anders sei.