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Und er will hinter die Scheune, wie gewöhnlich, kann aber nicht, es sticht so in der Nähe des Herzens. Er tut also, als gelüste es ihn gerade hier zu sitzen, gerade auf diesem Eckstein beim Tor, und den Hof zu betrachten. Polana – auf einmal hat sie beide Hände voll Arbeit: streut den Hühnern Futter, fegt die Vorlaube sauber und dies und das. – »Ein Mädelchen hat die Herpak geboren«, teilt sie gesprächig mit – ech, Polana, wieso bist du auf einmal so redselig?
»M«, brummt Juraj zerstreut.
Die Dämmerung fällt, Polana öffnet das Tor, bald werden die Kühe von der Weide hier sein. »Du, Juraj«, beginnt sie zögernd, »du sagtest, du möchtest ein paar Kühe dazukaufen –«
»Nicht nötig«, murmelt Hordubal.
Mit nickenden Köpfen trotten die Kühe in den Stall, bimbam, bimbam. Juraj erhebt sich, Gott sei gelobt, es geht schon. »Gute Nacht, Polana«, sagt er.
»Was – du wirst nicht Abendbrot essen?«
»Nein.«
Polana vertritt ihm den Weg. »Juraj, ich werde dir in der Stube das Bett machen. Was werden die Leute dazu sagen, daß du, der Gazda, bei den Kühen schläfst?«
»Laß die Leute«, sagt Juraj unbestimmt. »Sie werden noch manches sagen.«
Finster blickt Polana ihm nach, wie er in den Stall geht. Was für einen alten Rücken hat Juraj!
Hordubal legt sich ins Stroh, es sticht nicht mehr in der Hüfte, aber – schwer ist das Herz, es drückt. Der Hof verstummt gleichsam verlegen, auch Hafia plappert halblaut, als habe sie jemand zurechtgewiesen, sei still, sprich nicht so laut, als wäre hier jemand schwer krank.
Und Stille, der Gutshof schläft, der Ort schläft, ächzend wühlt sich Hordubal aus dem Stroh heraus, zündet die Stallaterne an und geht nachschauen, ob es etwas zu arbeiten gibt. Und wieder sticht es, das Luder. Den Stall sollte man reinmachen und den Pferden frische Streu geben, aber Juraj grübelt nur, ich möchte es ja tun, aber wie kommt es bloß, daß ich heute keine Lust habe. Er umschreitet den Hühnerhof, den Schweinekober, die Scheune, klettert auf der Leiter auf den Heuboden, ob das Heu nicht in Glut geraten ist; ech, es sticht in der Hüfte. Er umschreitet den Hof und tritt auch in den Garten. Was dort? Oh, nur so, ob vielleicht jemand dort ist. Wer könnte dort sein? Je nun, niemand, aber man weiß nicht. Und der Dachboden – Polana schläft nicht mehr auf dem Boden, dort ist jetzt Kukuruz; Polana ist in die Kammer umgezogen. Hordubal hält den Atem an, um nicht aufzustöhnen, und steigt auch auf den Dachboden hinauf; er will die Tür öffnen, aber es geht nicht, er hört ein schütteres Rauschen, als er daran rüttelt. Ah, der Kukuruzhaufen ist ins Rutschen geraten und hat die Tür verbarrikadiert. Dort ist also auch niemand. Und wer sollte sich dort verstecken? Welche Dummheit.
Hordubal steht auf dem Hof wie ein schwarzer Pflock und streicht verlegen seinen Nacken. Und was will ich denn eigentlich, wundert er sich, warum laufe ich hier herum? So viele Jahre hat Manya hier gelebt, nun, und ich habe nicht gewacht. Bin nicht mit der Laterne im Hof herumgelaufen; wozu dann jetzt – Hordubal fühlt sich irgendwie stumpf und gleichgültig. Wenn ich jetzt ruhig liegen würde und Schritte hörte – würde ich aufstehen? Gar nicht aufstehen. Rufen, wer da? Nicht rufen, nur den Atem anhalten. Ach, mein Gott, soll ich denn erwachsene Leute bewachen? Je nun, ich habe gewacht, das ist wahr, und getan, als arbeitete ich im Dunkeln dies und jenes. Kann man denn jemandes Herz bewachen? Dumm bist du, dumm.
Nein, Manya soll nur zurückkommen – was liegt daran? Es ist ja schon einerlei, alles ist einerlei. Alles hat zu schmerzen aufgehört. Das Haus ist abgebrannt, es gibt kein durchlöchertes Dach mehr.
Bei Herpaks beginnt ein Kind zu weinen. Siehst du nun, vielleicht ist's wahr, Polana ist bei den Nachbarn gewesen, um sich das Kind anzusehen. Warum nicht: Weiber – wie wild nach Kindern. Jetzt gibt die Herpak dem Kind die Brust. – Erinnerst du dich, Polana, wie du Hafia gestillt hast, nur mit der Schulter gezuckt hast du, und die Brust ist wieder ins Hemd zurückgeglitten – elf Jahre ist's her. Und du nach Amerika. Dumm bist du, dumm –.
Hordubal blinzelt zu den Sternen empor, Herrgott, wieviele es sind. – Wie haben sie sich hier vermehrt in all den Jahren. Früher waren nicht so viele da, man könnte sich schier davor entsetzen. Alles ist einerlei. Alles scheint von dir abzufallen, eins ums andere. Amerika ist gewesen, gewesen ist die Heimkehr. Geritsch ist gewesen, Fedelesch, Manya – wie vieles ist gewesen; und jetzt ist nichts mehr. Alles einerlei. Nun, Gott sei gelobt, man fühlt sich leichter.
Tuh-tuh-tuh, bläst der Nachtwächter in der Ferne; und so viele Sterne, daß man erschauert.
Gute Nacht, gute Nacht, Polana, gute Nacht.