Karel Čapek
Hordubal
Karel Čapek

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XIX

Und Polana weiß nicht, was sie von Juraj denken soll. Den Stefan will er ins Wirtshaus schleppen, na, was heißt das, bist kein Knecht mehr, bist wie unser Sohn. Und statt sich hinter der Scheune zu verkriechen, geht er im Dorf herum und bleibt bei den Weibern stehn, knüpft ein Gespräch an; die Hafia hab' ich verlobt, nun ja, sie ist noch ein Kind, aber sie hat sich halt an Stefan gehängt, als der Vater nicht zu Hause war; und Stefan, Nachbarin, der hält Hafia wie ein Heiligenbildchen – eh, es ist eine Freude mit solchen Kindern. Und er lobt Stefan über den grünen Klee, wie anstellig er bei der Arbeit ist, ein guter Gazda wird aus ihm werden, einen Gutshof in der Ebene, in Rybáry, wird er von seinem Vater erben. Im ganzen Ort redet er herum, aber zu Hause, – als hätt's ihm die Rede verschlagen, schaff dies und schaff das, Stefan, und Schluß!

Juraj geht im Dorf herum und sucht, wen er noch nicht gestellt hat; sogar dem Fedelesch Gejza hat er mit der Hand zugewinkt; nur dem Geritsch ist er ausgewichen. Und Geritsch streckt schon die Hand aus, aber Juraj hat sich abgewendet. Solange ich lebe, kenne ich dich nicht; was hast du mir zu erzählen, ich will nicht wissen, was du dir denkst.

Die Weiber lachen: eine sonderbare Verlobung. Der Bräutigam schaut grimmig drein wie ein Schuhu, spricht kaum ein Wort, frißt sich vor Wut auf. Die Braut – spielt am Bach mit den Kindern, den Rock bis an den Gürtel geschürzt, weiß sich noch nicht einmal zu schämen. Und Hordubal fuchtelt am Dorfrand mit den Händen herum, streicht den künftigen Schwiegersohn heraus. Nur Polana – ein wunderliches Frauenzimmer zwar, aber sie blickt betrübt, sieht, daß die Leute sich hier über etwas lustig machen, steckt nicht einmal die Nase aus dem Haus. So ist es, Leute, und nun sage jemand, daß hier alles in Ordnung sei.

Wie kommt es, daß Hordubal gar nicht sieht, daß Stefan wütet? Vielleicht sieht er es sogar, aber er weicht ihm aus. Befiehlt ihm nur so über die Schulter hinweg, was er arbeiten soll, und macht sich gleich wieder davon. Und Stefan starrt ihm nach, als wollte er ihm den Kopf abbeißen.

Aber jetzt läßt sich Manya nicht mehr abfertigen, er wartet den Bauer ab, die Zähne aufeinandergebissen, bis es ihm unter der Gesichtshaut zuckt. Der Gazda geht quer über den Hof. »Du solltest hinunterfahren, Stefan.« Und will gleich wieder weg, aber Manya verstellt ihm den Weg. »Ich muß mit Euch etwas besprechen, Herr.«

»Nun, was denn wieder«, weicht Hordubal aus. »Kümmere dich lieber um deine Sachen.«

Stefan ist aschfarben vor Wut – seltsam, er ist doch immer gelb gewesen. »Was Ihr da herumerzählt von mir und Hafia«, stößt er heftig hervor.

Hordubal zieht die Augenbrauen hoch. »Was ich herumerzähle? Daß ich meine Tochter einem Knecht versprochen habe.«

Manya schnaubt zornig. »Und warum – warum habt Ihr –. Jetzt lachen mich die Leute überall aus. Wird's bald Taufe geben, Stefan, und: lauf, Stefan, deine Braut jagt ein Gänserich –«

Hordubal fährt sich über den Hinterkopf »Laß sie lachen. Es wird sie schon verdrießen.«

»Mich, mich hat es verdrossen, Bauer«, stößt Manya zwischen den Zähnen hervor. »Ich – ich will nicht den Leuten zum Gelächter dienen!«

Hordubal atmet sonderbar schwer. »Auch ich – will den Leuten nicht zum Gelächter dienen. Deswegen hab' ich dich verlobt. Also, was?«

»Ich will nicht«, knirscht Manya. »Ich – ich werde mich nicht verhöhnen lassen als Bräutigam von einem verrotzten Kind.«

Hordubal, die Hand am Hinterkopf mißt ihn von oben bis unten. »Halt, was hast du da gesagt? Du wirst nicht?«

Manya möchte vor Wut weinen. »Ich werde nicht! Ich will nicht! Macht was Ihr wollt, aber ich –«

»Du wirst nicht?«

»Ich werde nicht!«

Hordubal schnaubt durch die Nase. »Warte hier!«

Manya erstickt fast, er schämt sich, dem ganzen Dorf zum Gespött zu dienen; lieber von hier weglaufen oder was –

Hordubal kommt aus dem Stall und zerreißt heftig ein Schriftstück in seiner Hand; er zerreißt es in immer kleinere Stückchen, schaut zu Manya auf und wirft ihm die Schnitzel ins Gesicht.

»So, und jetzt bist du kein Bräutigam mehr. Kannst dem Alten sagen, ich habe den Vertrag zerrissen.« Der Arm in dem weißen Hemd fliegt in die Höhe und zeigt: »Und dort ist das Tor, marsch!«

Manya atmet heftig, seine Augen werden schmal wie Kümmel. »Ich geh' nicht von hier weg, Bauer!«

»Du wirst gehn. Und wenn du noch einmal zurückkommst – ich habe eine Flinte.«

Stefan wird rot. »Und – wenn ich nicht gehe?«

Hordubal mit der Brust gegen ihn, Manya weicht zurück. »Nehmt Euch in acht«, zischt er.

»Du gehst nicht?«

»Solange die Bäuerin es nicht sagt – nein.«

Hordubal knurrt etwas und auf einmal mit dem Knie in Manyas Bauch hinein. Manya duckt sich vor Schmerz, da packt ihn eine Pranke beim Kragen, die andere an der Hose, heben ihn hoch, und übern Zaun mit ihm, in die Brennesseln.

»So«, verschnauft Hordubal. »Hast du das Tor nicht gefunden, dann übern Zaun.« Und er wankt zurück, streicht sich über den Hinterkopf; diese sonderbare Hitze im Genick – –

Irgendwo hinter dem Nachbarzaun ein Gekicher.


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