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Die Nacht. 1828.
Niedersinkt des Tages goldner Wagen,
Und die stille Nacht schwebt leis' herauf,
Stillt mit sanfter Hand des Herzens Klagen,
Bringt uns Ruh' im schweren Lebenslauf.
Ruhe gießt sie in das Herz des Müden,
Der ermattet auf der Pilgerbahn,
Bringt ihm wieder seinen stillen Frieden,
Den des Schicksals rauhe Hand ihm nahm.
Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schließet sich das Heiligtum,
Tiefe Stille herrscht im weiten Reiche,
Alles schweigt im öden Kreis herum.
Und der Mond schwebt hoch am klaren Äther
Geußt sein sanftes Silberlicht herab;
Und die Sternlein funkeln in der Ferne
Schau'nd herab auf Leben und auf Grab.
Willkommen Mond, willkommen sanfter Bote
Der Ruhe in dem rauhen Erdental,
Verkündiger von Gottes Lieb' und Gnade,
Des Schirmers in Gefahr und Mühesal.
Willkommen Sterne, seid gegrüßt ihr Zeugen
Der Allmacht Gottes der die Welten lenkt,
Der unter allen Myriaden Wesen
Auch meiner voll von Lieb' und Gnade, denkt.
Ja heil'ger Gott Du bist der Herr der Welten
Du hast den Sonnenball emporgetürmt,
Hast den Planeten ihre Bahn bezeichnet,
Du bist es, der das All mit Allmacht schirmt.
Unendlicher, den keine Räume fassen,
Erhabener, den Keines Geist begreift,
Allgütiger, den alle Welten preisen,
Erbarmender, der Sündern Gnade beut!
Erlöse gnädig uns von allem Übel,
Vergib uns liebend jede Missetat,
Laß wandeln uns auf Deines Sohnes Wege,
Und siegen über Tod und über Grab.
Leise hinter düstrem Nachtgewölke
Tritt des Mondes Silberbild hervor,
Aus des Wiesentales feuchtem Grunde
Steigt der Abendnebel leicht empor.
Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schweigt des Waldes Sängerchor,
Nur aus stillem Haine, einsam klagend,
Tönet Philomeles Lied hervor.
Schweigend steht des Waldes düstre Fichte,
Süß entströmt der Nachtviole Duft,
Um die Blumen spielt des West-Winds Flügel
Leis hinstreichend durch die Abendluft.
Doch was dämmert durch der Tannen Dunkel
Blinkend in Selenens Silberschein?
Hoch auf hebt sich zwischen schroffen Felsen
Einsam ein verwittertes Gestein.
An der alten Mauer dunklen Zinnen
Rankt der Epheu üppig sich empor,
Aus des weiten Burghofs öder Mitte
Ragt ein ringsbemooster Turm hervor.
Fest noch trotzen alte Strebepfeiler;
Aufgetürmet wie zur Ewigkeit
Stehen sie und schau'n wie ernste Geister
Nieder auf der Welt Vergänglichkeit.
Still und ruhig ist's im öden Raume
Wie ein weites Grab streckt er sich hin;
Wo einst kräftige Geschlechter blühten
Nagt die Zeit jetzt, die Zerstörerin.
Durch der alten Säle düstre Hallen
Flattert jetzt die scheue Fledermaus,
Durch die ringszerfallnen Bogenfenster
Streicht der Nachtwind pfeifend ein und aus.
Auf dem hohen Söller wo die Laute
Schlagend einst die edle Jungfrau stand,
Krächzt der Uhu seine Totenlieder
Klebt sein Nest der Rabe an die Wand.
Alles Alles hat die Zeit verändert
Überall nagt ihr gefräß'ger Zahn,
Über Alles schwingt sie ihre Sense
Nichts ist was die schnelle hemmen kann.