Joachim Wilhelm von Brawe
Der Freigeist
Joachim Wilhelm von Brawe

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Vierter Aufzug.

Erster Auftritt.

Clerdon.

Clerdon. Bald wäre ich überwunden worden – bald hätte diese schmeichelnde, diese zärtliche Stimme, an deren sanfte Herrschaft mein Herz so gewöhnt ist, alle meine Anschläge triumphierend zernichtet – wäre nicht Granville dabei gewesen! Dank sei dem verhaßten Anblicke dieses Treulosen, ich empfing von ihm Wut genug, der gebietrischen Macht so vieler Reizungen zu widerstehn – Doch warum führte er sie zu mir? sollte er – nein, er kann nicht unschuldig sein; der Brief des Unbekannten – sein eigner – diese mißtrauische Verhehlung – Henley, den im Verdacht eines Betrugs zu haben, ein Frevel wäre, alles ist wider ihn – und ich muß mich dann rächen? – in seinem Blute – Blut meines Freundes, dich soll ich vergießen? Er soll sterben, er, für den ich mein Leben einst mit Freuden würde hingegeben haben, er, der Bruder derjenigen, die ich anbete? Und werde ich nicht ihr zugleich den Dolch in die Brust stoßen? Werde ich stark – unmenschlich genug sein, den Anblick auszuhalten? Werden mich ihre bangen, angstvollen Blicke, ihr liebenswürdiges Gesicht, mit einer Flut von Tränen überschwemmt, ihre Seufzer, ihre rührenden Klagen, ihre Verzweiflung, wenn sie das Blut des Bruders von den Händen des Geliebten fodern soll – des Geliebten? – sie liebt mich ja nicht mehr, sie ist ja für einen andern bestimmt – für einen andern? – und ich bestimmt, verworfen, verachtet, mit Schmach überhäuft, ein niedres Denkmal des Triumphs eines Bösewichts zu sein? Und ich bin noch zweifelhaft? – Nein, es ist entschieden; ich fühle es, nie empfundne Bewegungen ergreifen mich. Ich höre dich, Stimme der Rache, der Wut, der Verzweiflung, du foderst Blut! – Dir soll gehorcht werden – ich wage den Streich – vielleicht verfluche ich ihn, wenn er gewagt ist – es sei, ich wage ihn.


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