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[Vorworte]

Vorwort des Verlegers zur ersten Auflage.

Wenn ich den folgenden Blättern des geistvollen dänischen Schriftstellers einige Worte voranschicke, so geschieht es um der eigenthümlichen Stellung willen, in welcher ich mich ihnen gegenüber befinde, nicht nur als Verleger und Politiker, sondern auch als einstiger Freund Lassalle's und doch zugleich erklärter und viel geschmähter Gegner seiner jetzigen Anhänger. Im Publikum, noch mehr vielleicht unter den engern Parteifreunden, wird man es vielfach mißdeuten, wenn ich mitten im Kampfe mit der Socialdemokratie eine Schrift verlege, welche vielfach nur als eine Apologie auf den Gründer derselben aufgefaßt werden wird. Die socialdemokratische Presse aber wird darin natürlich lediglich wieder die Sucht nach schnödem Gewinn erkennen, wie sie mir solche bereits um deshalb vorgeworfen, weil ich die in meinem Verlage erschienenen früheren Schriften Lassalle's nicht einfach vermodern oder als Makulatur einstampfen ließ, sondern mich verpflichtet fühlte und fühle, dieselben auch wirklich buchhändlerisch zu vertreiben.

Beide Anschauungen beruhen auf dem gleichen Mißverständniß der Aufgabe und Stellung des Verlegers. Auch bei der strengsten und idealsten Auffassung seines Berufes wird ein solcher ein bedeutendes Werk nicht um deshalb von seinem Verlage auszuschließen haben, weil dasselbe im Einzelnen oder Ganzen nicht mit seinen persönlichen Anschauungen überein stimmt, sondern er wird trotzdem zur Veröffentlichung schreiten sobald er die Ueberzeugung gewinnt, daß der Verfasser vom Streben nach Wahrheit erfüllt und mit dem geistigen Rüstzeug versehen ist, diesem Streben deutliche und greifbare Gestalt zu verleihen. Beides kann gewiß bei der vorliegenden Schrift nicht bezweifelt werden und so habe ich die Veröffentlichung derselben gern übernommen, obschon ich in Einzelnheiten der Charakteristik, vor allem aber vielfach in den Konsequenzen, welche der mir ebenfalls befreundete Verfasser zieht, nicht mit ihm übereinstimme. – Die Meisterschaft aber, welche der Verfasser bei Lösung seiner eigentlichen Aufgabe, ein litterarisches Charakterbild von Lassalle zu entwerfen bekundet, wird ein Blick in die nachfolgenden Blätter auch dem sofort in die Augen springen lassen, der nicht wie ich das Glück gehabt hat, Lassalle persönlich nahe gestanden zu haben.

Mich haben die Kämpfe, die nach seinem Tode um seinen Leichnam entbrannt sind, nicht in Verwunderung und nicht in Schrecken versetzt. Ich habe oft mit dem Lebenden selbst in heißem Kampfe gerungen und wenn dies naturgemäß, je mehr Lassalle sich in die Agitation stürzte, zur Entfremdung, endlich zur völligen Trennung führte, so habe ich darüber doch niemals vergessen, was ich an Anregung und schärferer Herausarbeitung gewisser Seiten der Erkenntniß des staatlichen und socialen Lebens ihm zu danken habe. Aehnlich wird, so denke ich, auch die Nation in ruhigeren Zeiten über ihn urtheilen. Seine und seiner Jünger Verirrungen aber werden wir an dem Tage überwinden, an dem wir sie vollständig erkannt haben. Als einen Beitrag zum Fortschreiten in dieser Erkenntniß fasse ich die folgende Schrift auf; möge das Publikum sie in gleicher Weise würdigen! –

Berlin, November 1876.

Franz Duncker.

Vorwort des Verlegers zur zweiten Auflage.

Als ich seiner Zeit das Verlagsrecht dieses Buches von der Firma Franz Duncker erwarb, waren die Vorräthe bis auf ein Minimum reducirt. Die stete Nachfrage nach demselben bewog mich daher, dieses geistvolle Werk, welches sich seit den 11 Jahren seines Erscheinens einen großen Leserkreis erobert hat, neu zu drucken.

Angefügt sind der zweiten Auflage einige bisher unveröffentlichte Briefe, sowie ein Porträt Lassalles. Erstere geben einen interessanten Beitrag sowohl zur Kenntniß des Menschen wie des wissenschaftlichen Denkers, letzteres dürfte seinen zahlreichen Verehrern, da es mir als sehr ähnlich bezeichnet wurde, eine willkommene Beigabe sein!

Um auch den weitesten Kreisen und den weniger Bemittelten das Charakterbild Ferdinand Lassalle's in der nachfolgenden, seiner würdigen Darstellung zugänglich zu machen, habe ich den Preis der ersten Auflage, welcher 4 Mark betrug, bedeutend ermäßigt. Möge nun diese neue Ausgabe eine gleich gute Aufnahme finden!

Leipzig, Ende Juni 1888.

H. Barsdorf.

Vorwort des Verlegers zur dritten Auflage.

Wiederum ist ein Neudruck der Lassalle-Biographie nöthig geworden. Es war hierbei zu erwägen, ob derselbe in unveränderter Weise geschehen, oder ob nicht von dem im letzten Jahrzehnt zu Tage getretenen Material über Lassalle Manches benutzt werden könnte.

Diesbezügliche Anfragen bei verschiedenen zuständigen Autoritäten wurden einstimmig dahin beantwortet, daß man von einer Umarbeitung dieses »in seiner Art klassischen Werkes, das gewissermaßen ein historisches Dokument sei und ein klassisches Gepräge habe, das nicht verwischt werden dürfe«, abrieth.

Da Brandes' Lassalle-Biographie keine neuen sensationellen Enthüllungen bringen, sondern nur ein »litterarisches Charakterbild« sein will, so ist sie in dieser dritten Auflage unverändert erschienen.

Sie will vor Allem zum Verständniß Lassalles, den man heute unzweifelhaft zu den deutschen Klassikern zählen darf, dessen Werke wie die eines Arndt und anderer Vorkämpfer für Recht, Wahrheit und Freiheit hohen erzieherischen Werth besitzen, beitragen.

Daß man heute, siebzehn Jahre nach dem ersten Erscheinen derselben, Lassalle und seine Bestrebungen bereits weit gerechter als früher beurtheilt, dürfte zum Theil mit ein Verdienst der ebenso sachlichen wie vorurtheilslosen, geistreichen Ausführungen sein, welche dieser Schrift einstimmig den Namen der besten Biographie Lassalles eingebracht haben.

Möge diese dritte Auflage in immer weitere Kreise dringen, Vorurtheile besiegen und Schranken niederreißen helfen!

Leipzig, Anfang April 1894.

H. Barsdorf.


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