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Erster Abschnitt.
Von Kriegsbeginn bis zum ersten Siege

siehe Bildunterschrift

Beim Anlegen der Fliegerkleidung.

Halberstadt, 1. August 1914.

Wo ich von hier aus hinkomme, ist noch nicht zu sagen. Meine alte Mobilmachungsbestimmung brachte mich als Stationsführer in die vorderste Linie zu einer Aufklärungseskadron. Doch ist diese aufgehoben und ich weiß noch nichts über meinen Verbleib. Ich denke heute oder morgen telegraphischen Bescheid zu bekommen.

Darmstadt, 3. August 1914.

Bin glücklich hier gelandet nach einem kleinen Umweg über Köln. Ich freue mich sehr, daß ich heute und morgen mit B. und meinen anderen alten Kameraden verbringen kann. Dann gehen die weg; nur ich Armer darf hier beim Ersatz bleiben. Ich denke, in 14 Tagen vielleicht kommen auch wir an die Reihe.

Trier, 29. August 1914.

Hier gut angekommen. Mit 30 PS-Opel über Koblenz selber gefahren. Wunderschöne Autotour! – In Darmstadt habe ich noch mein drittes Examen gemacht.

F., 3. September 1914.

Ich bin gestern abend mit einem Unteroffizier um sechs Uhr gestartet und um sieben Uhr hier glatt gelandet. Es war ein sehr hübscher Flug.

Ch., 4. September 1914.

Ich bin jetzt zwei Tage hier bei der Abteilung. Da ich keinen Beobachter mithatte, hat Wilhelm mich mit Beschlag belegt. Mit Wilhelm fliege ich natürlich am liebsten, da er am meisten Ahnung und praktische Erfahrung hat. Da er die Gegend jetzt schon gut kennt, braucht er überhaupt keine Karte mehr zum Orientieren. Über den feindlichen Stellungen sind wir etwa anderthalb Stunden in zweitausendachthundert Höhe gekreuzt, bis er alles erluchst hatte. Dann ging's wieder heidi zurück. Er hatte die ganze feindliche Artilleriestellung erkundet. Auf Grund seiner Meldung saßen gleich die ersten Salven auf die feindliche Artillerie tadellos.

Als ich am nächsten Nachmittag auf den Flugplatz kam, waren schon zwei Flugzeuge weg; Wilhelm auch. Für mich war ein schriftlicher Befehl da, den Feind dort und dort festzustellen. Bei meinem Flugzeug stand der Unteroffizier, der mit mir von Trier gekommen war und sagte, er solle mitfliegen. Mir kam das zwar sonderbar vor, da ich eigentlich mit Wilhelm fliegen sollte. Ich setzte mich denn also hinein und flog, da ich die Gegend vom ersten Male schon kannte, mit dem Unteroffizier los. Wir hatten eine ziemliche Strecke abzufliegen und waren zweieinhalb Stunden unterwegs. Ich flog über den bestimmten Straßen am und durch den Argonnenwald und zeichnete mit Rotstift auf der Karte ein, wo ich etwas sah. Über T. in zweitausendfünfhundert Meter waren wir über einem heftigen Granatfeuer. Es war mir etwas unheimlich. Rechts unter uns sahen wir kleine Wölkchen aufsteigen, dann ein paar rechts und links. Das waren die Sprengwolken von den Artilleriegeschossen. Jetzt lache ich darüber. Die Dinger treffen nämlich nie, wenn man wie wir etwa zweitausendfünfhundert Meter hoch fliegt. – Um 7 Uhr 10 landete ich hier glatt auf unserem Platz. Und was war der Dank, daß ich zwei und eine halbe Stunde über dem Feinde herumgegondelt bin? Dresche habe ich bekommen. Ich hatte noch nicht einmal meinen Motor ganz abgestellt, da kam Wilhelm angetost und fing an, mich zu boxen: »Wo bist du gewesen? Was hast du gemacht? Du bist wohl ganz verrückt? Du darfst nie ohne meine Erlaubnis fliegen! Nie, wenn ich nicht dabei bin!« Und so weiter und so weiter. Erst, nachdem ich ihm das hoch und heilig versprochen, beruhigte er sich wieder. –

Am Mittwoch abend hatten wir eine große Freude: es kamen zwei von unseren Vermißten wieder. Sie hatten auf feindlichem Gebiet niedergehen müssen, weil ihnen der Motor stehengeblieben war. Kaum waren sie unten, da kamen von allen Seiten die Pisangs auf sie los. Nur durch eilige Flucht konnten sie sich in einen nahen Wald retten, hinter sich das Gebrüll der Männer und das Kreischen der Frauenzimmer. In dem Wäldchen, das umstellt wurde, haben sie dann bis zur Nacht versteckt gesessen, und im Schutze der Dunkelheit, wenn auch hinterhergeschossen wurde, sind sie in den Argonnenwald entkommen und dort fünf Tage lang zwischen den französischen Truppen umhergeirrt. Da sie nur Wurzeln und Brombeeren zu beißen hatten und nur nachts wandern konnten, wollten sie sich schon gefangennehmen lassen. Da, am siebenten Tage früh, hörten sie »süße« Laute: »Scher' dich ran, du krummes Aas!« Das war eine deutsche Dragonerpatrouille. Die hat sie dann mitgebracht.

siehe Bildunterschrift

Mein Flugzeug in den Wolken.

M., 10. September 1914.

Gestern bin ich mit zur Fußartillerie gegangen und habe von dort aus das Schlachtfeld gesehen. Das heißt, man sah eigentlich nichts oder wenig. Truppen waren nicht zu erblicken, nur hier und dort einzelne Reiter oder Leute. Das einzige, was man sah, waren die Sprengpunkte der Artilleriegeschosse und auf allen Seiten brennende Dörfer; dafür hörte man desto mehr: das dumpfe Bullern der Fußartillerie, das hellere Knallen der Feldartillerie und das Knattern der Gewehre. Auf dem Wege zu einem Stab kamen wir an der Reserve vorbei. Das war ein vollständiges Manöverbild. Einige kochten sich etwas, einige spazierten herum, die meisten lagen auf dem Bauch und pennten ganz unbekümmert trotz der nahen Schlacht.

Um ½6 Uhr abends waren wir in der Luft. Was ich gerade von unten gesehen hatte, sah ich mir nun von oben an. Immer noch wurde sehr heftig gekämpft; so weit man sehen konnte, brennende Dörfer. Gegen ½8 Uhr waren wir wieder unten.

B., 16. September 1914.

Gestern haben drei von uns versucht, Erkundungen zu machen, doch sind alle umgekehrt, da sie infolge Wolken nichts sehen konnten. Heute früh war ich an der Reihe, doch regnet es heute wieder. Wir sitzen jetzt schon in geheiztem Zimmer. Neben mir knackt lustig das Kaminfeuer. Mein Rücken ist bald braun. Von Zeit zu Zeit muß man immer die Front ändern, dann wird die andere Seite gebraten. Nachher kommen die Funker herüber, und wir wollen Schafskopf spielen. C'est la guerre!

B., 12. Oktober 1914.

Heute abend habe ich das Eiserne Kreuz bekommen.

B., 25. Oktober 1914.

Wochenlang war das Wetter so neblig, daß wir schon glaubten, wir könnten uns vorläufig als pensioniert betrachten. Erst vor drei Tagen wurde es leidlich. Das haben wir dann ordentlich ausgenutzt. Früh um neun sind wir ins Flugzeug gestiegen und bis abends um 5 Uhr 30 haben wir »gearbeitet«. Fünfmal bin ich an diesem Tage aufgestiegen. Erst hat Wilhelm aufgeklärt und nachmittags dann unsere Artillerie eingerenkt. Wir hatten verabredet, daß wir über der feindlichen Artillerie fliegen und unsere Artillerie dann schießen sollte. Wilhelm als Beobachter stellt nun fest, ob die Schüsse richtig liegen und gibt dann durch verschiedenfarbige Leuchtkugeln nach Verabredung den Artilleristen an, ob ihre Schüsse zu kurz, zu weit, rechts oder links liegen. Das wird so lange gemacht, bis unsere Geschütze richtig eingeschossen sind. Am 22. konnte eine feindliche Batterie in Klump und Boden geschossen werden. Am nächsten Tag haben wir in 3½ Stunden drei feindliche Batterien eingeschossen. Dieses Fliegen strengt sowohl Führer wie Beobachter sehr an, da man immer genau aufpassen muß.

Gestern abend war Wilhelm auf dem Generalkommando und kam mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse zurück. Er hat sechstausendfünfhundert Kilometer überm Feind, ich dreitausendvierhundert.

27. Oktober 1914.

Wilhelm hat jetzt neun feindliche Batterien südlich M. und südöstlich Reims herausgefunden, davon eine schwere unmittelbar am Dom!!!

5. November 1914.

Da das Wetter jetzt meistens im Laufe des Vormittags schlecht wird, fliegen wir meist gleich nach Sonnenaufgang, etwa um ½8 Uhr. Heute hatte es sich an einigen Stellen wieder geregt. Die mußten wieder etwas auf die Mütze bekommen. Kurz nach ½8 Uhr waren wir oben. Es klappte ausgezeichnet, so daß wir schon nach einer Stunde fertig waren. Dann haben wir wieder bei unserer Artillerie Besuche gemacht. Wir fliegen jetzt nämlich für vier Batterien, die nur noch schießen, wenn wir sie einrichten. Wenn sie ein Ziel haben, wird es bei nächster Gelegenheit gleich eingedeckt. So sind wir heute noch zweimal, also im ganzen dreimal, geflogen und haben vier feindliche Batterien unschädlich gemacht. Wir betreiben das Gewerbe jetzt im großen.

10. November 1914.

Wilhelm hat jetzt neuntausendvierhundert, ich sechstausenddreihundert Kilometer überm Feind.

Brief vom 15. November 1914.

... Daß uns das viele Fliegen auf die Nerven fällt, braucht Mutter nicht zu fürchten. Höchstens umgekehrt. Wenn wir mehrere Tage wegen Regen usw. nicht fliegen können, werden wir ganz kribbelig. Dann stehen wir immer am Fenster und sehen, ob es nicht bald wieder besser wird. Mit Nerven kann man alles entschuldigen.

B., 30. November 1914.

Leider bekam ich den Fokkerapparat, den ich am Donnerstag von R. holen wollte, noch nicht. Zum Artilleriefliegen, das wir ja jetzt fast ausschließlich machen, ist der Fokker wegen seiner großen Geschwindigkeit, Steigfähigkeit und Lenkbarkeit sehr geeignet. Es ist für mich ein neuer Apparat bei der Fabrik bestellt, doch ob und wann ich ihn bekomme, kann man nicht wissen.

P., 9. Dezember 1914.

Schlechtes Wetter. Keine großen Aufträge. Jetzt müßten wir im Osten sein, wo etwas los ist. – Gestern bin ich in R. gewesen und habe meinen Fokker geholt, der inzwischen angekommen war: ein kleiner Eindecker mit vorliegendem französischen Rotationsmotor, ungefähr halb so groß wie eine Taube. Das ist die letzte moderne Maschine, die ich bisher noch nicht fliegen konnte; jetzt fliege ich sämtliche Typen, die wir in Deutschland haben. Der Fokker war mein großes Weihnachtsgeschenk. – Ich habe jetzt zwei Apparate: den großen Zweidecker für größere Flüge, den kleinen Fokker für Artillerieflüge. Das Ding liegt wunderbar in der Luft und ist sehr leicht zu handhaben. Jetzt stehen meine beiden Kinder friedlich zusammen in einem Zelt, der kleine etwas eingegraben und mit dem Schwanz unter den Flügeln des großen.

P., 21. Januar 1915.

Seit Weihnachten sind wir überm Feind gewesen: am 24. Dezember 1½ Stunden, am 25. Dezember 1 Stunde, am 30. Dezember 1 Stunde, am 6. Januar 1 Stunde, am 12. Januar 4 Stunden, am 18. Januar 2 Stunden. Mehr zu fliegen war wegen andauernden Regens und Sturms nicht möglich. Viel Zweck hat das Fliegen jetzt überhaupt nicht, solange wir nicht vorwärts wollen. Wir liegen uns hier monatelang gegenüber und jeder kennt die feindliche Stellung genau. Seitliche Verschiebungen, Überflügelungen, Einsatz von größeren Reserven usw., wie im Bewegungskrieg, gibt es jetzt gar nicht zu erkunden. Zweck hätte nur noch Artilleriefliegen, doch da wir ja vorläufig gar nicht vor wollen, schießt unsere Artillerie wenig. Es genügt in dieser Kampfperiode, daß ab und zu ein Flugzeug hinter die Front guckt, um zu sehen, ob alles noch beim alten ist.

P., 27. Januar 1915.

Heute früh hat unser Hauptmann K. und mir das E. K. I übergeben.

P., 25. April 1915.

Morgen geht es endgültig von hier weg, ich bin zur Fliegerabteilung ... versetzt, die jetzt erst neu aufgestellt wird. Morgen fahre ich nach Berlin, um mich dort bei der Inspektion der Fliegertruppen zu melden.

P., 16. Mai 1915.

Glücklich wieder in dem alten P. Unsere Fahrt ist verhältnismäßig schnell gegangen.

P., 17. Mai 1915.

Kaum hier angekommen, müssen wir heute nachmittag wieder weg. Ich freue mich sehr. Andere Gegend und was los.

siehe Bildunterschrift
siehe Bildunterschrift

Mit den Monteuren.

D., 22. Mai 1915.

Ich hoffte, daß wir hier tüchtig zu tun hätten, doch hat uns bis jetzt das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben gut Zeit gehabt, uns in aller Ruhe einzurichten, unsere Apparate in Ordnung zu bringen, einzufliegen usw.

Die Stadt ist ganz unversehrt und der größte Teil der Bewohner noch hier. Das Städtchen macht etwa den Eindruck wie Zerbst. Ein moderner Teil mit Villen usw., ein alter mit Patrizierhäusern, Mauerresten, altem Rathaus und ähnlichem. Den Bewohnern geht es sehr gut. Alle Läden sind offen, ebenso die Wirtschaften, Hotels und Cafés. Ich gehe jeden Tag mit zwei Kameraden (Fähnrich Immelmann und Leutnant P.) ins Café.

D., 25. Mai 1915.

Durch Zufall bin ich Zeuge eines großartigen militärischen Schauspiels geworden. Da ich am Nachmittag nicht zu fliegen hatte, bin ich mit unserem Hauptmann zur Artilleriebeobachtungsstelle gegangen. Gegen vier Uhr waren wir in V., von wo wir zu Fuß noch etwa eine halbe Stunde zu gehen hatten. Wir sahen von ferne, daß stark geschossen wurde. Der Major im Regimentsunterstand sagte uns, daß jetzt die Artillerie kaum Zeit zum Fliegerschießen haben würde, da die Franzosen sich augenblicklich für einen Angriff vom Tage zuvor rächen wollten und die Artillerie jetzt genug zu tun habe. Wir gingen von dort zur Beobachtungsstelle vor und hatten Glück. Der Batteriechef beschoß gerade die feindliche Batterie, auf die auch unser Flieger das Feuer einrenken sollte. Plötzlich rief der Unteroffizier am Scherenfernrohr, im Grund kämen Verstärkungen vor. Der Artillerieleutnant lief schnell zur Feldartillerie hinüber und zeigte dieser das schöne Ziel. Kurz darauf saßen ein paar Gruppen Schrapnelle drin. Peng! Fort waren die. Plötzlich erschien im vordersten französischen Graben eine rote Leuchtkugel: das hieß, Feuer vor den Schützengräben weiter rückwärts legen. In etwa einer Breite von 1½ km erhob sich darauf aus den Gräben gleichzeitig auf der ganzen Front etwa eine Brigade, einer neben dem anderen, ganz dicht, wie ich es niemals geahnt hatte. Man konnte die Kerls wegen ihres Mutes nur bewundern. Vorneweg, etwa vier bis fünf Schritt, die Chargen, dann in dichter Linie die Kerls, teilweise Farbige, die an den Pluderhosen zu erkennen sind. Das Ganze ging im Schritt vorwärts. Etwa vierhundert Meter (von siebenhundert) ließ man sie unbeschossen vorgehen, dann kamen die ersten Schrapnelle von uns. Da die Artillerie genau eingeschossen war, saßen gleich die ersten Gruppen, gleich darauf auch die ersten schweren Granaten. Das nun beginnende Feuer war mörderisch, teilweise so laut, daß man sich auf zwei Schritt nicht verständigen konnte. Immer wieder schlugen die Granaten in die dicken französischen Massen ein und rissen Löcher in ihre Reihen, trotzdem ging der Angriff mit großer Bravour weiter. Die Löcher schlossen sich immer gleich wieder. – Nun griff auch unsere Infanterie in den Kampf ein. Bis zu den Hüften zum Teil standen unsere Leute aus dem Graben und schossen wie die Wilden. Nach drei bis vier Minuten stockte an einzelnen Stellen schon der Angriff, d. h. einzelne Gruppen und Züge kamen vor, andere blieben zurück. Nach etwa einer Viertelstunde kamen die Franzosen auf unserem linken Flügel, den ich sehen konnte, an unseren Graben, schossen und stachen von oben und sprangen schließlich hinein. Nun sah man ganz deutlich das Handgemenge, hin und her wippende Köpfe, geschwungene Kolben (anscheinend wurde fast nur gedroschen), blitzende Bajonette, allgemeine Bewegung. Auf dem rechten Flügel schien der Angriff langsamer vorzugehen, fast schon stockend, in der Mitte sah man nur ab und zu vorspringende Gruppen, in die die Artillerie mächtig hineinfunkte. Hier sah man auch schon Gestalten, die ganz verstört herumliefen, sich aber vor unserer Artillerie nicht retten konnten. Das ganze Angriffsgelände war schon übersät mit dunklen Punkten. – Nach etwa einviertelstündigem Kampf traten die ersten Franzosen ihren Rückzug an. Erst kam einer, dann zwei, drei aus dem Graben geklettert, sahen sich verstört nach allen Seiten um und wetzten dann zurück. Inzwischen kamen immer noch von hinten neue Wellen an. Wie aber erst einmal einige ausgerissen waren, kamen bald zehn bis zwanzig, dann mehr, schließlich der ganze Rest herausgeklettert und zogen sich zurück. Auch unsere Leute kletterten jetzt aus ihrem Graben, um ordentlich hinterherschießen zu können. Immer wieder versuchten die französischen Offiziere, ihre Leute möglichst geschlossen zurückzubringen, zusammenzuhalten und den Kampf wieder aufzunehmen.

Vergeblich, es bröckelten immer mehr ab, die ihr Heil in der Flucht suchten. Dabei ist noch mancher liegengeblieben, ich glaube, mehr wie beim Vorgehen. – In der Mitte hatten sich die Franzosen bis auf etwa fünfzig Meter herangearbeitet und kamen nun nicht weiter vor. Als auf dem linken Flügel der Rückzug einsetzte, verloren auch hier einige den Mut und liefen wie aufgescheuchte Hühner zurück. Sie wurden aber beinahe alle gefaßt. Ich sah sechs Kerls fortlaufen. Bauz! eine schwere Granate dicht daneben. Alles ist verschwunden, der Qualm verzieht sich, man sieht bloß noch vier, bauz! die zweite Granate hinein, nur einer blieb noch übrig und der wurde wahrscheinlich durch die Infanterie abgeknallt. – Den völligen Beweis des abgeschlagenen Angriffs brachte folgendes: Plötzlich erhoben sich drüben vier Kerle, schwenkten mit den Armen und liefen auf unseren Graben zu. Zwei davon trugen einen Schwerverwundeten. Plötzlich ließen sie ihre Last fallen und liefen mit erhöhter Schnelligkeit weiter. Wahrscheinlich hatten die Kameraden von hinten auf sie geschossen. Kaum waren diese vier in unserem Graben, da erhoben sich etwa fünfzig weitere Franzosen, schwenkten ihre Käppis und liefen zu uns herüber. Das nahmen nun die anderen Franzosen doch übel, auch mußten sie fürchten, daß das Überlaufen allgemein werden würde. Bums! saßen auch schon vier gutsitzende schwere Granaten zwischen den Überläufern. Der Rückzug wurde jetzt allgemein. Um ¼7 Uhr war der Hauptkampf zu Ende. Nachher sah man nur noch Vereinzelte zurücklaufen oder zurückkriechen. –

Daß ich Gelegenheit gehabt habe, das alles mit zu erleben, hat mich sehr gefreut. Von oben sieht man ja so etwas gar nicht.    


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