Björnstjerne Björnson
Ein fröhlicher Bursch
Björnstjerne Björnson

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Liebe Eltern!

Nun muß ich Euch berichten, daß hier Prüfung gewesen ist und ich in vielen Fächern das Prädicat »vorzüglich gut« erhalten habe und im Schreiben und Feldmessen »sehr gut«, während mein Aufsatz in der Muttersprache nur »ziemlich gut« ausgefallen ist. Das kommt daher, sagt der Director. weil ich nicht genug gelesen habe, und er hat mir einige Bücher von Ole Big geschenkt, die unvergleichlich schön sind, weil ich alles verstehe. Der Director ist sehr gut gegen mich, er erzählt uns so Vielerlei. Hier ist, sagt er, alles so erschrecklich klein gegen das, was im Auslande ist; wir verstehen fast gar nichts, sondern lernen alles von den Schottländern und Schweizern, von den Holländern dagegen lernen wir die Gärtnerei. Viele reisen nach diesen Ländern hinüber, schon in Schweden sind sie darin weit erfahrener als wir, und dort ist der Director selbst gewesen. Nun bin ich bald ein Jahr hier und glaube viel gelernt zu haben; wenn ich jedoch daran denke, was bei der Entlassungsprüfung verlangt wird, und wie auch die, welche sie bestanden haben, sich mit den Ausländern nicht messen können, so werde ich ganz betrübt. Und noch dazu ist der Boden hier in Norwegen so unergiebig gegen den im Auslande, er belohnt gar nicht all die Mühe, die wir uns mit ihm geben. Das Volk hier will es den Ausländern auch gar nicht einmal nachmachen. Und wenn sie auch wollten, und wenn der Boden weit besser wäre, so haben sie ja doch kein Geld, ihn in richtiger Weise anzubauen. Es ist merkwürdig, daß es gegangen ist, wie es gegangen.

Nun bin ich in der obersten Klasse und muß, ehe ich fertig bin, ein Jahr darin sein. Aber meine meisten Kameraden sind verreist, und ich sehne mich nach Hause. Mir kommt es vor, als stände ich ganz allein, obgleich ich es doch gar nicht thue; aber es ist einem so eigenthümlich zu Muthe, wenn man so lange fortgewesen ist. Ich glaubte einst, daß ich hier recht klug und tüchtig werden würde, aber damit sieht es gar übel aus.

Was soll ich nun anfangen, wenn ich von hier fortkomme? Zuerst will ich natürlich nach Hause, später muß ich mir wohl eine Stelle suchen, sie darf aber nicht sehr entfernt sein.

Lebt nun wohl, liebe Eltern; grüßt alle, die noch nach mir fragen, und sagt ihnen, daß ich es gut habe, aber daß ich mich wieder nach Hause sehne.

Euer ergebener Sohn          

Oeyvind Thoresen.    


Lieber Schulmeister!

Hiermit frage ich Dich, ob Du den einliegenden Brief übersenden und zu keinem Einzigen davon sprechen willst. Und willst du es nicht, so verbrenne ihn.

Oeyvind Thoresen.    


An

die tugendreiche Jungfrau Marit Knudstochter Nordistuen auf den obern Haidehöfen.

Du wirst Dich wohl sehr darüber wundern, einen Brief von mir zu erhalten, aber das sollst Du nicht, denn ich will Dich nur fragen, wie es Dir geht. Davon mußt Du mich baldmöglichst und in jeder Hinsicht benachrichtigen. Von mir selbst weiß ich Dir nur zu melden, daß ich hier in einem Jahre fertig bin.

Ehrerbietigst                    

Oeyvind Thoresen.    


An

den Junggesellen Oeyvind Thoresen auf der Ackerbauschule. Deinen Brief habe ich von dem Schulmeister richtig erhalten, und ich will antworten, da Du mich darum bittest. Mir ist eigentlich davor bange, da Du so gelehrt bist; ich habe zwar einen Briefsteller, aber was darin steht, paßt für mich nicht. So will ich es denn versuchen und Du mußt den Willen für die That nehmen; Du darfst jedoch niemanden mein Schreiben zeigen, sonst bist Du der nicht, für den ich Dich halte. Du darfst es auch nicht aufbewahren, weil es sonst leicht jemand zu sehen bekommen könnte, sondern Du sollst es verbrennen, und das mußt Du mir versprechen. Ich möchte Dir gern mancherlei schreiben, aber ich wage es nicht. Wir haben eine gute Ernte gehabt, die Kartoffeln stehen hoch im Preise, und hier auf den Haidehöfen haben wir einen hinreichenden Bedarf. Aber der Bär hat im Sommer unter dem Vieh übel gehaust; dem Ole in den Niederhöfen zerriß er zwei Rinder und unserm Käthner verletzte er eine Kuh dermaßen, daß sie geschlachtet werden mußte. Ich webe nach dem Muster eines schottischen Zeuges an einem sehr großen Gewebe, und das ist schwierige Arbeit. Und nun will ich Dir erzählen, daß ich noch zu Hause bin, und daß andere es gern anders haben möchten. Nun weiß ich für diesmal nichts mehr zu schreiben, und deshalb lebe wohl.

Marit Knudstochter.    

N.S.

Du mußt diesen Brief gleich verbrennen, sobald Du ihn gelesen hast.


An

den Ackerbauschüler Oeyvind Thoresen!

Das habe ich Dir stets gesagt, Oeyvind: Wer mit Gott wandert, der hat das beste Theil erwählt. Aber jetzt sollst Du meinen Rath hören und der besteht darin, daß Du Dich nicht an die Welt hängst noch sie fliehst, sondern Gott vertraust und Dein Herz sich nicht in Sehnsucht verzehren lässest, denn dann hast Du einen andern Gott neben ihm. Ferner muß ich Dir melden, daß sich Dein Vater und Deine Mutter wohl befinden; mir aber thut die eine Hüfte weh, denn nun schlägt der Krieg mit allem, was man in ihm zu leiden hat, bei mir wieder heraus. Was die Jugend säet, das erntet das Alter, und sowohl der Geist wie der Körper schmerzt und möchte mir Klagen und Seufzen erpressen. Aber das Alter soll nicht klagen, denn Weisheit rinnet aus den Wunden, und der Schmerz predigt Geduld, daß der Mensch Kraft gewinne für die letzte Reise. Heute habe ich aus vielen Gründen die Feder ergriffen, und zwar zuerst und vor allen Dingen um Marits willen, die eine gottesfürchtige Dirne geworden, aber leichtfüßig wie ein Rennthier, unbeständig und wetterwenderisch ist. Sie möchte sich wohl gern an das Eine halten, das Noth thut, aber ihre Natur ist ihr hinderlich; indessen habe ich oft gesehen, daß der Herr gegen solch ein schwaches Herz mild und nachsichtig ist und es nicht über Vermögen versuchen läßt, damit es nicht zerbreche; und Marit ist schwach und gebrechlich. Den Brief gab ich ihr richtig, und sie verbarg ihn vor allen, ausgenommen vor ihrem eignen Herzen. Und will Gott diese Sache unter seine Hut nehmen, so habe ich nichts dagegen, denn jungen Männern ist sie eine Augenlust, wie man leicht wahrnehmen kann und sie hat vollauf an irdischen Gütern, und auch an himmlischen fehlt es ihr nicht trotz ihrer Unbeständigkeit. Aber die Gottesfurcht ist in ihrem Herzen wie das Wasser in einem flachen Teiche; beim Regen ist es da, aber im Sonnenschein verschwindet es.

Nun halten meine Augen das Schreiben nicht länger aus; so weit sie auch in die Ferne blicken, so thun sie mir doch weh und füllen sich mit Thränen, wenn ich sie auf das Naheliegende richte. Nur das Eine will ich Dir noch an das Herz legen, Oeyvind: Wonach Du auch strebst und ringest, fange nichts ohne Gott an, denn es stehet geschrieben: Es ist besser eine Hand voll mit Ruhe, denn beide Fäuste voll mit Mühe und Jammer. (Pred. Sal. 4,6).

Dein alter Schulmeister      

Baard Andersen Opdal.    


An

die tugendreiche Jungfrau Marit Knudstochter Haidehöfen.

Ich danke Dir für Deinen Brief, den ich gelesen und verbrannt habe, wie Du es verlangst. Du schreibst von vielem, aber gar nichts von dem, was ich gern hätte hören mögen. Auch ich wage nicht von etwas Gewissem zu schreiben, ehe ich nicht erfahre, wie es mit Dir in jeder Beziehung steht. Der Brief des Schulmeisters sagt nichts, woran man sich halten könnte, aber erst lobt er Dich und dann behauptet er, Du seist unbeständig. Früher warst Du es auch. Nun weiß ich nicht, was ich glauben soll, und deshalb mußt Du schreiben. Denn ich werde nicht ruhig, ehe Du geschrieben hast. Am häufigsten denke ich jetzt daran, daß Du am letzten Abend auf den Berg kamst, und an die Worte, die Du damals sagtest. Mehr will ich diesmal nicht sagen, und deshalb mögest Du wohl leben.

Ehrerbietigst                    

Oeyvind Thoresen.    


An

den Junggesellen Oeyvind Thoresen.

Der Schulmeister hat mir einen neuen Brief von Dir gegeben und ich habe ihn eben gelesen. Aber ich verstehe ihn durchaus nicht, und das kommt wohl davon, daß ich nicht gelehrt bin. Du willst wissen, wie es mit mir in jeder Beziehung steht. So höre denn: ich bin frisch und gesund und mir fehlt schlechterdings nichts. Ich habe sehr guten Appetit, besonders wenn es Milchspeisen giebt, ich schlafe Nachts und dann und wann auch am Tage. Diesen Winter habe ich viel getanzt, denn es hat hier viele Festlichkeiten gegeben, und es ging auf ihnen sehr großartig zu. Ich gehe in die Kirche, wenn der Schnee nicht zu hoch liegt, was jedoch diesen Winter oft der Fall gewesen ist. Nun wirst Du wohl alles erfahren haben, und hast Du es nicht, so weiß ich Dir keinen bessern Rath zu geben, als daß Du noch einmal an mich schreiben mußt.

Marit Knudstochter.    


An

die tugendreiche Jungfrau Marit Knudstochter Haidehöfen.

Deinen Brief habe ich erhalten, aber Du scheinst mich nicht klüger machen zu wollen, als ich zuvor war. Vielleicht ist dies auch eine Antwort, ich weiß es nicht. Ich wage nicht, etwas von dem zu schreiben, was ich gern schreiben möchte, denn ich kenne Dich nicht. Aber vielleicht kennst Du auch mich nicht.

Du mußt nicht glauben, daß ich noch immer der weiche Käse bin, aus dem Du Wasser drücktest, als ich da saß und Dich tanzen sah. Seit jener Zeit habe ich auf vielen Gestellen gelegen, um zu trocknen. Auch bin ich nicht wie die langhaarigen Hunde, die gleich die Ohren hängen lassen und sich vor den Leuten fürchten, wie ich früher that; von dergleichen habe ich mich jetzt frei gemacht.

Dein Brief war recht spaßig, aber er spaßte, wo es gar nicht zu spaßen war, denn Du verstandest mich recht wohl, und da konntest Du einsehen, daß ich nicht aus Scherz fragte, sondern weil ich in der letzten Zeit nur noch an den Gegenstand meiner Frage denken konnte. Ich ging in großer Angst umher und wartete, und da kam nur Spaß und Gelächter.

Lebe wohl, Marit Haidehöfen, ich will Dich nicht zu viel ansehen, wie bei jenem Tanzfeste. Mögest Du immerdar gut essen und gut schlafen und auch Dein neues Gewebe bald fertig bekommen, und mögest Du vor allen Dingen im Stande sein, den Schnee fort zu schaufeln, der vor der Kirchthür liegt.

Ehrerbietigst                    

Oeyvind Thoresen.    


An

den Ackerbauschüler Oeyvind Thoresen.

Trotz meines hohen Alters und der Schwäche meiner Augen und des Schmerzes in meiner rechten Hüfte muß ich doch dem Drängen der Jugend nachgeben, denn sie nimmt zu uns Alten ihre Zuflucht, wenn sie sich selbst festgefahren hat. Sie schmeichelt und weint, bis sie wieder losgekommen ist, dann aber will sie nichts weiter von uns wissen und hören.

Ich sage dies in Bezug auf Marit; sie flattert um mich mit vielen süßen Worten herum, daß ich gleichzeitig mit ihr schreiben soll, denn sie traut sich nicht allein zu schreiben. Deinen Brief habe ich gelesen; sie bildete sich ein, sie hätte Jon Hatlen oder irgend einen andern Narren vor sich, und nicht einen Mann, den der Schulmeister Baard erzogen hat; aber nun geht es ihr nahe. Indessen bist Du zu streng gewesen, denn es giebt gewisse Weibsleute, welche scherzen, um nicht zu weinen, und zwischen beiden Arten ist kein Unterschied. Trotzdem gefällt mir, daß Du das Ernste ernst nimmst, denn sonst kannst Du auch zu dem Spaßhaften nicht lachen.

Daß ihr euch gegenseitig liebt ist aus Vielem ersichtlich. An ihrer Neigung habe ich oft gezweifelt, denn sie gleicht dem Wehen des Windes, allein nun weiß ich, daß sie doch Jon Hatlen abgewiesen hat, worüber ihr Großvater in heftigen Zorn gerathen ist. Deine Werbung machte sie glücklich, und wenn sie scherzte, so geschah es nicht aus böser Absicht, sondern vor Freude. Sie hat viel ausgestanden, und hat es über sich ergehen lassen, um auf den zu warten, dem ihre Liebe gehörte. Nun aber willst Du nichts mehr von ihr wissen, sondern wirfst sie von Dir wie ein unartiges Mädchen.

Das war es, was ich Dir vorhalten wollte, und den Rath will ich noch hinzufügen, daß Du Dich wieder mit ihr aussöhnen mußt, denn Du wirst schon sonst Gelegenheit genug zum Streiten finden. Ich gleiche jenem Greise, der drei Geschlechter gesehen hat; ich kenne die Thorheiten und ihren Lauf.

Dein Vater und Deine Mutter lassen Dich grüßen, sie sehnen sich sehr nach Dir. Davon habe ich Dir jedoch früher nichts schreiben wollen, damit Dein gutes Herz darunter nicht litte. Deinen Vater kennst Du noch nicht; denn er ähnelt dem Baume, der nicht eher einen Seufzer von sich giebt, als bis er umgehauen wird. Aber widerfährt Dir einmal etwas, dann wirst Du ihn kennen lernen und Du wirst voll Bewunderung zu ihm aufschauen. Er ist im Weltlichen bedrückt und schweigsam gewesen, aber Deine Mutter hat sein Herz von der weltlichen Angst befreit und nun breitet sich Tageshelle über dasselbe.

Nun umwölken sich meine Augen, und auch die Hand will nicht mehr fort. Deshalb empfehle ich Dich ihm, dessen Auge immerdar wacht, und dessen Hand nie müde wird.

Baard Andersen Opdal.    


An

Oeyvind Thoresen.

Du scheinst auf mich böse zu sein, und das thut mir sehr leid. Denn ich meinte es nicht so, ich meinte es nur gut. Ich denke daran, daß ich oft nicht so gegen Dich gewesen bin, wie ich hätte sein sollen, und deshalb will ich jetzt an Dich schreiben, aber Du darfst es niemandem zeigen. Einmal hatte ich es, wie ich es haben wollte, und da war ich nicht gut; aber jetzt will keiner mehr etwas von mir wissen, und nun habe ich es sehr schlimm. Jon Hatlen hat ein Spottlied auf mich gedichtet, und das singen alle Burschen und ich darf zu keinem Tanze kommen. Die beiden Alten wissen es, und ich muß böse Worte hören. Aber ich sitze allein und schreibe und Du mußt es nicht zeigen.

Du hast viel gelernt und könntest mir rathen, allein Du weilst in weiter Ferne. Ich bin oft unten bei Deinen Eltern gewesen und habe mit Deiner Mutter gesprochen, und wir sind gute Freundinnen geworden; aber ich wage nicht, ihr etwas zu sagen, denn Du schreibst so sonderbar. Der Schulmeister macht sich nur über mich lustig und weiß nichts von dem Spottliede; dergleichen wagt niemand im Kirchspiele in seiner Gegenwart zu singen. Jetzt bin ich allein und habe keinen, mit dem ich sprechen könnte. Ich denke an die Zeit unserer Kindheit zurück, wo Du immer so gut gegen mich warst, und ich immer auf Deinem Schlitten sitzen durfte. Ich wünschte, ich wäre wieder ein Kind.

Ich nehme mir nicht mehr heraus, Dich um Antwort zu bitten, denn ich wage es nicht. Wolltest Du mir jedoch noch einmal antworten, dann würde ich es Dir nie vergessen, Oeyvind.

Marit Knudstochter.    

Lieber, verbrenne diesen Brief; ich weiß fast nicht, ob ich ihn abschicken darf.


Liebe Marit!

Besten Dank für den Brief; Du hast ihn in guter Stunde geschrieben. Nun will ich Dir gestehen, Marit: ich habe Dich so lieb, daß ich es hier fast nicht länger aushalten kann, und kannst Du mich eben so gut leiden, dann sollen Jons Spottlieder und andere böse Worte nur Blätter sein, wie sie der Baum für Viele trägt. Seit ich Deinen Brief erhielt, bin ich ein neuer Mensch, denn doppelte Kraft erfüllt mich und ich fürchte mich vor niemandem in der ganzen Welt. Nachdem ich den vorigen Brief abgesandt hatte, befiel mich eine so große Reue, daß ich fast krank darüber wurde. Und nun sollst Du hören, was dies zur Folge hatte. Der Director nahm mich bei Seite und fragte mich, was mir fehlte; er war der Ansicht, ich lernte zu viel. Da sagte er mir, ich sollte nach Ablauf meiner Studienzeit noch ein Jahr hier bleiben und zwar ohne Kostgeld zu zahlen; ich sollte ihm mit dem Einen und dem Andern helfen, aber er wollte mir dafür weiteren Unterricht ertheilen. Da dachte ich, die Arbeit wäre das Einzige, woran ich mich halten könnte, und ich nahm es dankbar an; und noch jetzt bereue ich es nicht, obgleich ich mich nun nach Dir sehne, denn je länger ich hier bin, mit desto größerer Hoffnung kann ich Dich einst begehren. Wie fröhlich bin ich jetzt, ich arbeite für drei und nie werde ich in irgend einer Sache zurückstehen! Aber Du sollst ein Buch bekommen, welches ich lese, denn darin steht viel von Liebe. Am Abend, wenn die andern schlafen, lese ich darin, und dann lese ich auch Deinen Brief wieder durch. Hast Du Dir wohl den Augenblick unseres Wiedersehens schon vorgestellt? Ich habe oft an ihn gedacht, und Du solltest auch den Versuch machen und Dich überzeugen, wie wonnig dieser Gedanke ist. Aber ich bin froh, daß ich so viel zusammengeschrieben habe, obgleich es mir früher so schwer war; denn jetzt kann ich Dir sagen, was ich will und in meinem Herzen dazu lächeln.

Viele Bücher will ich Dir zum Lesen geben, aus denen Du sehen kannst, wie viele Widerwärtigkeiten die zu überwinden hatten, die einander innig liebten, so daß sie lieber vor Gram starben, als daß sie einander aufgegeben hätten. Und so wollen auch wir thun und es mit großer Freude thun. Wohl wird es fast noch zwei Jahre währen, bis wir einander sehen, und noch länger, bis wir einander bekommen; allein mit jedem Tage, der dahinfließt, ist doch ein Tag weniger; so wollen wir denken, während wir arbeiten.

In meinem nächsten Briefe werde ich Dir noch Vielerlei erzählen, aber heute Abend habe ich kein Papier mehr, und die anderen schlafen. So will ich mich auch niederlegen und an Dich denken, und immer wieder an Dich denken, bis ich einschlafe.

Dein Freund                        

Oeyvind Thoresen.    


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