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Die Mutter

I

Gleich einer Garbe, überreich an Frucht,
Saatkörner streuend aus gereiften Ähren
und nie um Dank besorgt noch um Entbehren,
weil solcher Reichtum nur nach Händen sucht,
die ihn verlangen: also warst du da
und glichst auch wieder einer Honigwabe
und schenktest deiner Liebe süße Gabe
an alle, die dein Auge kommen sah.

Ob dir zurückkam, was du ausgesandt
als Wärmestrahlung in den kalten Äther?
Du lächeltest und dachtest nicht an später
und lächelnd gingst du durch des Lebens Land.
Fragt denn ein Baum, wenn er in voller Blüte
am Abhang steht, verschwendend schön und still,
ob man's ihm lohnt? Und fragte je die Güte,
ob man ihr dankt, dass sie verströmen will?

II

Bist du mir nah? Fährt manchmal deine Hand
behutsam über die vertrauten Dinge?
Streifst du so leicht wie eine Schwalbenschwinge
hier aus und ein durch Zimmer, Haus und Land?

Ob du betrübt bist, weine ich noch spät?
Ach, dass ich dich nicht inniger umfasste!
Allein wir beide stammen aus der Kaste,
die ihr Gefühl verbirgt und nicht verrät.
Du wusstest wohl: es ist die Rinde hart,
die Stimme spröd, das Tiefste nicht zu fassen.
Ich aber geh jetzt suchend durch die Gassen
um einen Schimmer deiner Gegenwart.

Du ahntest wohl, dass große Liebe scheu
sich hinter Worte flüchtet und Gebärden.
Ich aber weiß mit jedem Morgen neu,
um wie viel ärmer jetzt die Tage werden.


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