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STIMME UM MITTERNACHT

Es fragt die Stimme um Mitternacht:
»Was hast du mit deinem Acker gemacht?
Steht er in Ähren? Trägt deine Zeit
reifende Früchte der Ewigkeit?«

Die Seele darauf: »Einen Streifen Land
hatt' ich zu bebauen mit eigener Hand.
Mein Acker war nicht groß, nicht breit,
wuchs nichts darauf für die Ewigkeit.
Bei Wiesendistel und Ackerdorn
stand schmächtig die Ähre und dürftig das Korn.
Nur Blumen trägt er, die wachsen dicht:
Mohnblüten, Raden, Vergissmeinnicht
und blaue Fülle und goldner Schein.
Willst du die Blumen? Sind alle dein.«

Und wieder die Stimme um Mitternacht:
»Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Verrieseln die Tropfen im sandigen Grund?
Verstreust du die Gaben? Vergräbst du das Pfund?«

Darauf die Seele: »Viel hab' ich gesäumt,
die Stunden versungen, die Tage verträumt,.
getan viel weniger als ich gesollt.
Nur eines hab' ich: von Herzen gewollt.
Die Stunde bat ich: heb' mich hinauf!
Den Tag: regne Gnade! Das Jahr: wie dein Lauf
sich rundet, gestaltet, erfüllt und verheißt,
so führe zu Frucht und Vollendung den Geist.
Die Zeit zieht vorüber, das Leben verrollt.
Nur eines hab' ich: von Herzen gewollt.«


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