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Da man begann, den Kölner Dom zu bauen, verdroß es den Teufel mächtig, daß in der heiligen Stadt Köln, welche schon so viele Kirchen und Kapellen hatte, darinnen die Frommen Gott dienten, dem Herrn auch noch so ein übergroßes Haus erbaut werden solle. Der Teufel nahm daher Menschengestalt an, trat mit List zu dem Baumeister und sprach zu ihm: »Du übernimmst ein unausführbar schweres Werk! Was wettest du, daß ich eher einen Kanal lege von Trier bis nach Köln, ehe du deinen Bau vollendest? Einen Kanal, mittels dessen dieser guten Stadt reines Trinkwasser nicht minder als edler Moselwein zufließen kann. Und ich meine fast, solcher Kanal wäre der Stadt nützlicher als noch eine Kirche zu den vielen, die Köln schon hat.« – »Was soll ich wetten?« fragte der Baumeister. »Wir wetten, daß der von uns sein begonnenes Werk alsbald einstelle, es sei vollendet, so weit es wolle, wenn das des andern als vollendet erscheint: ich das meine, wenn du die höchsten Kronen auf die Spitzen deiner Domtürme setzest, du das deine, wenn von Trier das Wasser in meinem Bau geflossen kommt und in deinen ausmündet.« Der Dombaumeister ging den Vertrag ein, und beide begannen ihr Werk. –
Hoch und höher wuchs der Dombau, nah und näher rückten von Trier aus die Säulen einer gewaltigen Wasserleitung, ein stolzes Werk, wie es nur die Kunst der alten Römer auszuführen vermocht hätte. Da – als die Domtürme die Höhe des Krans erreicht hatten, da stand der Baumeister oben auf dem Gerüst und blickte hinab. Da sah er zu seinem Schrecken das Werk vollendet: der Kanal war bis an den Dom herangerückt. Noch war er wasserleer; da schien in der Ferne ein weißer Punkt sich zu bewegen, näher und immer näher –, und da kam das Wasser brausend geschossen, und auf dem Wasser schwamm eine weiße Ente. Als der Baumeister sich überwunden sah, stürzte er sich von der Höhe des Turmes und des Baugerüstes in die Tiefe hinab, und sein treuer Hund, der ihm auf das Gerüst gefolgt war, sprang ihm nach.
Nimmer konnte der Dom vollendet werden. Aber auch jene Wasserleitung brach die mächtige Hand der Zeit. Das Volk nennt ihre Trümmer die Teufelskralle. Zum Überfluß und als Siegeszeichen warf der Teufel noch einen Stein durch das Dach im Chor über der Heiligen-Dreikönigs-Kapelle, davon ein drei bis vier Fuß weites Loch blieb. Der Stein aber liegt noch auf dem Pflaster bei der Kapelle; die Leute nennen ihn den Teufelsstein. Man sieht auf ihm ein Zeichen wie eine Hahnenkralle, die von der Teufelskralle eingebrannt ward.