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Vorwort

In der Redaktion der »Gartenlaube« kam vorigen Sommer das Gespräch darauf, wie es wohl heute einem Deutschen ohne Mittel in Amerika ergehen würde. Heute, wo sich die Verhältnisse für den Auswanderer gegen früher doch sehr geändert haben. Und nicht zu seinen Gunsten. Ich erbot mich, das Experiment zu machen. Der Verlag der »Gartenlaube« erstand mir ein Schiffsbillett zur Überfahrt nach Amerika im Zwischendeck, was 180 Mark kostete, und gab mir außerdem noch die 25 Dollar (gleich 100 Mark) mit, ohne die kein Auswanderer in Amerika an Land gelassen wird. Daher die Überschrift dieses Buches: Mit 100 Mark nach Amerika.

Ich ging als ungelernter Handarbeiter, der ich war, hinüber, und in dem Augenblick, wo ich an den Verlag der »Gartenlaube« um Geld schreiben würde, sollte mein Experiment beendet sein. Ich war also tatsächlich auf die 100 Mark angewiesen und hatte keine anderen Hilfsmittel zur Verfügung.

Was ich unter diesen Voraussetzungen in Neuyork erlebte, das bildet den Inhalt des zweiten Teils dieses Buches, der in der Hauptsache zuerst in der »Gartenlaube« veröffentlicht wurde.

Als ich dann an den Verlag der »Gartenlaube« um Geld schrieb, war das Arbeiterexperiment beendet, und ich bereiste noch für einige Zeit als Schriftsteller das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Naturgemäß darauf bedacht, meine Arbeitererfahrungen in Neuyork in anderen Städten und Staaten zu ergänzen. Es stellte sich heraus, daß die Unterschiede zwischen den amerikanischen Großstädten in dieser Hinsicht nicht sehr beträchtlich sind. Nur die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind auch in Amerika bedeutend. Nicht weniger als in Europa.

Als ich dann wieder nach Berlin zurückkehrte, interessierte es mich besonders, zu erfahren, was wir denn für eine Literatur über Amerika besäßen. Ich fand eine sehr reichhaltige Literatur, aber so gut wie nichts, was dem Auswanderer ohne Mittel und ohne besondere Bildung hätte direkt von Nutzen sein können. Das veranlaßte mich, meinen persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen einige praktische Winke für mittellose Auswanderer voranzustellen, die ja zurzeit den größten Teil der Auswanderer nach Amerika ausmachen. Und es war mir eine ganz besondere Freude, das tun zu können; denn zum erstenmal hatte ich als Schriftsteller das Gefühl, einer größeren Anzahl von Menschen, eben den mittellosen Auswanderern deutscher Zunge, damit vielleicht wirklich nützlich sein zu können.

So wäre es mir denn eine große Freude und Genugtuung, wenn meine eigenen Erfahrungen als Arbeiter andere auswandernde Arbeiter vor überflüssigen und leicht abwendbaren Unbequemlichkeiten und Ärgerlichkeiten bewahren könnten. Nicht zum wenigsten zu diesem Zweck wurde das Büchlein herausgegeben, und wenn die Auswanderer finden, daß es ihnen nützlich ist, so wäre ich besonders dankbar für einen Hinweis an den Verlag dieses Buches, wie es sich noch praktischer und nützlicher ausgestalten ließe. Es ist ja sozusagen ein erster Versuch. Ich bitte also insbesondere die deutsch-amerikanischen Arbeiterkameraden, wenn ihnen dies Buch in die Hände kommt und sie für dasselbe Wünsche haben, sie zu äußern. Eine Zuschrift an den Verlag genügt.

Juli 1912.

Kurt Aram.


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