Ludwig Anzengruber
Der Gwissenswurm
Ludwig Anzengruber

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Dritte Szene

Grillhofer und Dusterer.
Kleine Pause.

Grillhofer (stützt den Kopf in beide Hände).

Dusterer (kommt langsam aus dem Winkel nach vorne). Schwoger!

Grillhofer. Wer is's? (Blickt auf.) Du? Was willst du noch da? – Hab ja 'n Wagn vor dein Haus halten lassen, daß d' aussteign solltst.

Dusterer. Hat nöt sein mögn, weil ich halt mit dir noch z' reden hätt!

Grillhofer. Weißt a neuche Lug?!

Dusterer (beleidigt). Schwoger!? – Glaub mir, wann ich dir was sag! Beispielmäßig –

Grillhofer. Ich brauch nix Beispielmäßigs mehr, hob gnug an dem, was wirkli vorgeht und wo ma umsonst a Auslegung sucht.

Dusterer. Schau, Grillhofer, es is mir vergangen – na ja, weil du ja selber es Rechte angebn hast, daß mein Traum doch a Vorbedeutung hat. Hast ja selbn gmeint, im Rauchen und Feuer sieht mer schlecht, dö Riesler-Magdalen konn dös im Fegfeuer net gwest sein, aber – Grillhofer – dein Kind is's gwest, dös hon ich für sö gnumma, no ja, weils ihr gleich schaut, weil ebn a der Magdalen ihr Kind is!

Grillhofer. Dummheiten!

Dusterer. Grillhofer! Hör mich aus, glaub mir, wann ich dir was sag! I mein, es verbleibt bei unsern Abkämmen – es geht halt hizt um dein Kind!

Grillhofer. Weil dir's taugt, steckst dös hizt ins Fegfeuer.

Dusterer (eifrig). Na, na – weil die Sünden der Eltern an den Kindern gstraft werden, steckt's drein und wohl wegn der eignen Sündhaftigkeit a, meinst, so vater- und mutterlos war's rechtschaffen wordn?!

Grillhofer. Wer aber sagt dir denn, daß's versturbn sein muß?!

Dusterer. Grillhofer, laß dir sagn, besser, es is versturbn, als es is lebig a so, daß d' der's überlegn rnüßt, ob du's a anerkenne kinna kannst!

Grillhofer (ausbrechend). Sixt, Dusterer, dös is! Lang net, mer wußt oans in der Höll, is mer so gstraft, als ma weiß oans af der Welt, dem ma beispringa möcht, dös vielleicht nach ein'm ruft in Nöten, Drangsal und ein'm zumöcht – und mer kann net – weiß koans vom andern, wo's is!

Dusterer (tritt näher). Armer Schwoger!

Grillhofer. Halt 's Maul! (Ruhiger.) Geh hizt! Hon kein Lust, mich no heunt mit dir h'rum z' dischpatiern.

Dusterer. Na, lass' mer's halt af a ander Mal! Gute Nacht, Schwager! (An der Türe.) Oan Frag hätt ich no?

Grillhofer. Was denn?

Dusterer. Bleibt's dabei?

Grillhofer. Bei was?

Dusterer. Beispielmäßig, fahrn mer morgn nach der Kreisstadt oder net?

Grillhofer. Heunt weiß ich nix, gar nix! Geh zu!

Dusterer (kommt wieder etwas vor). Nur eins no! Soll mal was sein, hon ich's gern bald richtig!

Grillhofer (sieht ihn groß an, spöttisch). I weiß, mer kennt dich dafür, haltst af Ordnung!

Dusterer. So oder so! Lang h'rumschneiden konn i net leiden! Schau dein Einwendigs an! Brauchst ein Zuspruch, gut, so halt dein Wort, sunst bleib ich dir fern.

Grillhofer. Werdn ma ja sehn, ob ich 'n Zuspruch nötiger brauch als du mein Hof!

Dusterer. Werdn mer sehn, gut is's! Nur kimm mer net z' spot, wann i eppa neamer für dich z' Haus bin. (Wendet sich.) War übel für uns allzwei, aber ich bin a so! (Tut einen Schritt nach rückwärts.) Grillhofer, ich geh hizt – gute Nacht?

Grillhofer. Gute Nacht!

Dusterer. Hast mich grufen?

Grillhofer. Na.

Dusterer. I hon gmeint, es reut dich! – (An der Türe.) Grillhofer, es steht geschrieben: Ich will nicht den Tod des Sünders! – I schau d'r schon morgen nach!

Grillhofer (ungeduldig). No, moch nur heunt no furt – allan will ich sein! (Sinkt in seine frübere Stellung zurück.)

Dusterer (hat die Türe geöffnet, bleibt aber an derselben stehen und blickt nach Grillhofer). Teufi, 's gute Auskämma hat ein End und mit ihm selber steht's wohl schlecht – mit muß er mir morgn, sunst war alles verschütt. Furt schlepp i 'n, und wann's ihm glei ans Leben gang, 's andere wird scho der liebe Gott gebn! – Wie ich mir 'n betracht, auf d' Hinterfüß stellt er sich wohl net! Dazu no d' heutig Nacht koan Augn zu. I hon's schon gwunna. Selbn hon ich a kein Schlof, ich schleich lieber bis fruh da um sein ... um mein Hof, um mein Hof. (Schlüpft zur Türe hinaus, die er leise hinter sich schließt.)


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