Sagen aus dem Burgenland
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Der ewige Jäger von Mogersdorf

Einst lebte in Mogersdorf ein Bursche, der sich von jeder Arbeit drückte, lieblos und hartherzig gegen seinen greisen Vater war und auch von Gott und der Kirche nichts wissen wollte. Wenn die anderen Dorfbewohner am Sonntag zum Gottesdienst gingen, nahm er lieber seine Büchse zur Hand und streifte mit seinen Hunden durch Wald und Feld, um seiner Jagdlust zu frönen; denn er war ein so eifriger Jäger, daß ihm die Jagd über alles ging.

Wieder war Sonntag, und sein alter Vater lag schwerkrank danieder; sein Tod war stündlich zu erwarten. Der Sohn aber griff zur Büchse, ohne seinem mit dem Tode ringenden Vater einen Blick zu gönnen, und pfiff seinen Hunden, um seinem Sonntagsvergnügen nachzugehen. Unbekümmert strich er durch die Fluren, nur von dem Gedanken geleitet, etwas Jagdbares aufzutreiben. Da hörte er plötzlich das Sterbeglöcklein im Dorf läuten. Es galt seinem todkranken Vater, der in den letzten Zügen lag. Zugleich kam eiligen Laufes ein junger Bursche quer über das Feld zu ihm gerannt, der ihm die Bitte seines sterbenden Vaters überbrachte, sogleich an sein Sterbebett zu kommen. Der Greis wollte vor seinem Tod noch einmal in seinen Sohn dringen, von seinem Ärgernis erregenden Lebenswandel abzulassen. Doch der Sohn schüttelte kalt das Haupt. Nicht einmal die letzte Bitte des sterbenden Vaters vermochte das harte Herz des Burschen zu erweichen. Ruhig gab er sich weiter seinem Vergnügen hin.

Mit banger Ungeduld harrte der Vater auf das Erscheinen des Sohnes. Angst verzerrte seine fahlen Züge; denn er fühlte, es wurde bald zu spät sein. Als man ihm aber die Absage des Sohnes mitteilte, ergoß sich die letzte Zornesröte über sein blasses Gesicht, und, sich mühsam aufrichtend, stieß er den Fluch aus: »Von nun an soll er nie mehr Ruhe finden und ewig auf der Jagd sein.« Dann sank er zurück und starb.

Kurze Zeit darauf ereilte der Tod auch den hartherzigen Sohn. Aber er fand im Grab keine Ruhe; denn der Fluch des Vaters ging in Erfüllung. Der Geist des lieblosen Sohnes ist dazu verurteilt, ruhelos auf ewige Zeiten jagend umherzustreifen. Seitdem treibt nächtlicher Spuk in der Gegend von Mogersdorf sein gespenstisches Wesen. Geht man um Mitternacht zum Saubach, so dringen unheimlich gedehnte Rufe dem nächtlichen Wanderer ans Ohr. »Uto toto, uto – toto!« so scheint es nah und fern zu erschallen, lautes Hundegekläff wird hörbar, und bald saust die tolle Meute vorüber, feurigen Dampf aus den Nüstern schnaubend. Sie rast gegen den Schlößlwald, und hinter ihr jagt rastlos der ewige Jäger einher, beim Schlößl kehrt er um und tobt wieder gegen den Saubach zu.

Dieser lärmende Spuk erscheint Nacht für Nacht und findet kein Ende. Man sagt, daß der ewige Jäger abwechselnd fünfzig Jahre in der Luft und fünfzig Jahre auf Erden seine wilde Jagd machen muß ohne Rast und Ruhe bis zum Ende der Zeiten, wo auch der Fluch des Vaters sein Ende finden wird.

 


 


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