Sagen aus dem Burgenland
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Der Schloßhansl

Im Familienkreise der vorletzten Besitzer Bernsteins war die Behauptung der Bevölkerung allbekannt, daß der »Rote Iván« bald im inneren Burgtor vor der Schloßkapelle, bald vor dem Schloß, beim alten Nußbaum am Tümpel, wo seinerzeit das Tor der äußeren Umwallung gestanden haben muß, gewöhnlich in später Abendstunde gesehen worden sei: eine hagere, rothaarige Gestalt mit böse blickenden Augen, in ein rotes Warns gekleidet. Es gab in der Familie wenige, die den Aussagen der angeblichen Augenzeugen glaubten, meist wurde über die Furcht der Bauern gelacht. Am meisten wußten die Schloßknechte zu erzählen, die in den Häuslein am äußeren Burghof wohnten und deren Ahnen schon seit Jahrhunderten als Hörige innerhalb der Schloßmauern lebten.

In unserem Jahrzehnt starben die Enkel der letzten Hörigen als Greise weg, und die Nachrichten über die Spukerscheinungen gerieten in Vergessenheit oder gingen in der Gleichgültigkeit des Alltags verloren. Wenn heute einer oder der andere im Dorf noch eine Überlieferung über den »Schloßhansl« bewahrt, so hütet er sie wohl und läßt sie sich nur schwer entlocken. Unglaube der »aufgeklärten« Zuhörer und schon oft empfundener Spott verschließen ihm den Mund und lassen ihn jedes Wissen hartnäckig leugnen. Viel haben zur Diskreditierung der Erscheinung die Vermummungen und Maskeraden beitragen, mit denen im Abenddunkel jüngere Mitglieder obiger Familie zeitweilig die Gäste und die Bevölkerung schreckten.

 


 


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