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Mit dem frohen Muthe der Jugend, die gern die Welt kennen lernen will, verließ ich meine Vaterstadt Hannover, um, einem Rufe folgend, in der alten Hansestadt Danzig eine Lehrerstelle an einer höhern Schule zu bekleiden.

Soeben hatte ich die Bahnstation Pelplin passirt, als ich ein Pröbchen vom Danziger Dialekt kennen lernte. Mein Nebensitzer niesete; sein vis à vis, ein Danziger, rief ihm sehr freundlich zu »Praust!«

»Nein« entgegnete der Erstere, »da sind wir noch nicht, Praust kommt erst hinter Dirschau.«

Auf dem Danziger Bahnhofe angekommen, ward ich von einem Universitätsfreunde empfangen und unser Gespräch wandte sich bald auf die Wohnungsfrage.

Er wußte, daß meine Mittel nur klein waren und schlug mir daher Logis in der Faulen-, Kumst-, Ziegen-, Kater-, Kuh- oder großen Hosennähergasse vor; wenn ich es besser haben wolle, so wären noch die Sandgrube oder das Schwarze Meer in Vorschlag zu bringen, doch die schönste für mich passendste Straße sei das Poggenpfuhl.

Hier fand ich auch, was ich suchte, eine reinliche sonnige Wohnung und eine Zutrauen erweckende alte Wirthin.

Als Hannoveraner sprach ich das St und Sp nicht mit dem Zischlaute aus, daher wurde es der alten Danzigerin anfänglich schwer, mich zu verstehen, doch verminderte das niemals ihre Freundlichkeit und die feststehende Antwort auf meine Wünsche lautete stets: »joa, joachen, scheenchen, scheenchen, sauchen sauchen!« so, so.

Sie nahm mich mit der Zeit in ihren mütterlichen Schutz, gab mir gute Rathschläge und ließ den Strom ihrer Rede in der Eigenartigkeit ihrer vaterstädtischen Mundart, zu meinem Ergötzen oft reichlich fließen, woraus mir unter Anderem die Beschreibung einer verregneten Landparthie nach der geschichtlich bekannten schön gelegenen Abtei Oliva erinnerlich ist.

Sie erzählte: »Ich mächt Ihnen man blos so soagen, es woar scheenes Wetter und es woar Sonntag und ich sagd zu meinen Mann: komm, wir wollen heit nach de Ohr gehn!

Nee, sagd er, nich nach de Ohr, da is ja nix nich los, nach de Oliv woll wir, denn da indem daß je heit Olivscher Sonntag is.

Na, sagd ich, was werd doa for ne Menschheit sind! da muß ich joa de Kinder all ihr Bestes anziehe, auch de gute Händschuh un weiße Strumpfen; un wenn wer man noch ne Tarradei kriegen, un wie ausverschämt sind die Tarradei Kutschers an de Hohenthornsche Brick, am Olivschen Sonntag, wenn in de Oliv' Ablaß is!

Aber meine Red hoalf nixt nich, un wer gingen denn.

In Abtsgarten woar es wunderscheen un doa troafen wir Eine von meinen Moan seine Freindschaft, das woar de Couasin' von seine selige Mutter, un nu ging wer immer un verzählden uns, un wurden goar nich gewoahr, daß das goanz dick bezogen wird.

Se thät mer zu wissen, daß ehrgestern ne älterhafte Doam bei ihr gewesen woahr, on hätt' ihre Lovise befragt; se hätt de Doam gut gefallen, denn es läßt de Lovise gut, wenn se so ankemmt; es kemmt wohl aufs Lassen nich an, se wollt aber man wissen, ob se auch nich auflaufsch woar, on ob se auslaufsch is, on ob se mit den Mund woar?

Na, se sagd denn, se hätt de Doam gesagd, das woar de Lovise geroad nich; se geht woll mal bei ihre Mutter nach de Zizausche Gaß oder bei ihre Schwester nach de Keksche Gaß, aber manchmal is se en bischen obsternatsch; na aber seinen Fehler muß der Mensch haben.

Daß se mit ihren Soldat im Mondschein rumkrassatert is, wie se noch bei de preische Herrschaft vor Jungmächen gedient hätt, un, daß se ihn' den Hausenschlüssel verloren hätt, doas hett se de Doam goar nich gesagd, segd se. Ober übergens, segd se zu mir, woar des de Kaptalsdoam, die das Jeld auf ein Haus hat.

Na, sagd ich, laß se meinshalben auch de Kaptalsdoam sein! Zu Ostern un Micheel bezoahlt mein Moan de Eintreffen immer goanz richtig, wir sind Keinem nixt nich schuldig.

Manchmal bin ich selbsten bei de Doam gewesen, es sieht recht scheen bei ehr aus; de Lovise wird da gut zu thun kriegen.

I, sagd se, de Lovise meint, daß is nich an dem, se wird da nich so raxen müssen, wie bei den katholischen Manisten, bei den Manisten, wo immer de katholschen Kaschuben bei einkehren. Na, aber ich kenn der Doam, alle 8 Tage leßt se das ganze Haus schrubben un alle Fenstern waschen und de Meebeln raußer rucken und bohnern und denn is Allens ene Ploansch un quittsch naß, nich ne trockne Stell, wo man auf gehn kann.

Ober, heeren se, indem daß wir es denn so drock hatten mit verzählen, pladdert das mit eenmol los.

Mein Moan un de Kinner hätten sich im Garten verlaufen wo weit; nu ich schrie nu los auf mein Moan. Kardel, komm, bring mer doch de Kinner! Mo ist der Ohlbart Albert., der Jasch Johann., de Naht Renate., de Kalien Karoline., de Nore Elenore.?

Mit große Langheit kemen se denn Aller angezagelt.

De Schulmeisterwohnung, wo wir bei eingekehrt woaren, so weit kam wer nich mehr, denn nach die war dreist noch ne Viertelstund zu gehn; wer rennten man blos nach de Grotten, wo wer vorm Regen unterkroffen, aber alle Poggen und Kreeten kroffen da reiner un wir saßen da mitten mank.

De Grotten, se wissen je woll, die liegen so fiss a fiss, un wenn einer an das eine End ganz leischen was soagt, denn heert das der Andre ans andre End, aber die in de Mitt verstehn rein nix nich.

Auf das eine End hat moal en Herr um einer Doam angehalten, un sie hat auffem andern End »joa« gesagd; se mißten aber Beid mit en Mund gegen der Wand reden, un wie se sich rummer drehten, dann wiren se Brautleit.

Derweil hatt es aufjeheert mit Giessen, un wer gingen denn wieder, aber – ne! wo sahen wer blos aus! Beklätert bis an de Knie un leege Schuh hält wer an. Terradeien keine nich zu kriegen un wie wer nu zu Hause kamen, was hett ich denn blos zu thun, das Allens zu bereinigen; na ich wer blos froh, daß wer Aller gesund woaren un daß ich nicht misst Geld in de Dockterapteek tragen.

Die Erzählungen dieser Frau bezogen sich auf eine Zeit, wo weder Chaussee noch Eisenbahn Danzigs Verbindung mit seiner schönen Umgegend erleichterte. Durch fußtiefen Sand mahlten sich die Equipagen der Besitzenden, während die leichten offenen Thorwagen, Taradeien polnisch, taradajka, leichter unbedeckter Wagen. genannt, an frequenten Tagen schwer zu haben waren und der kräftige Theil der Bevölkerung häufig Fußtouren machte.

Nicht lange drauf fragte mich meine Wirthin, »ob ich denn noch nicht in de Oliv gewesen war?« Und ob ich denn noch nicht den Friedenssaal gesehen hatt, wo alle Königs ihre Gesandte hingeschickt hatten: und wie sich Aller nich vertragen könnten, da kam der Schwed un haut mit de Faust auffe Tisch un sagd: »So solls sein« nu dann unterschrieben se sich Aller den Augenblick.

Von denn an werd Fried, und indem, daß se glicks en Trompeter nach de Stadt schickten, hetten wir bei Danziger Zeit immer das 3. Mai Buß un Bettag, nachher bei preische Zeit würd das geändert.«

Als am 5. August die volltönenden Glocken der Marienkirche und das Glockenspiel des schlanken vergoldeten Rathhausthurmes den Domnicksmarkt einläuteten, rieth sie mir: »doch man joa Obacht zu geben«, denn sagte sie, »de Menschheit is sehr schlimm, un de Bofkens treiben sich um allerwegen auf de Gass rummer, und wenn einer denn mit de Kinder auf den Domnick geht, denn kann einer nich Augen genug haben, denn wird einem bald kochend heiß; denn wollen se en Korbchen, en Feerdchen, en Puppchen, den kommen se bei de Thornsche Pfefferkuchen, un bei de rothe Spillen un bei de Kristohrbeeren goar nich vorbei; denn wollen se in de Thierbud un bei de Bereiter oder de wilde Menschen; ich sag denn all zuletzt: Na, ihr wollt auch woll noch das goldne Männchen von dem Rathsthurm haben? ich kann eich das man nich runterlangen.«

Sie meinte damit die vergoldete, mehr als lebensgroße Statue des polnischen Königs Sigesmund Augustus, welche die höchste Spitze des Rathsthurms bildet und von der Straße gesehen, wie eine kleine Puppe erscheint.«

»Liebe Frau«, fragte ich sie einmal bei müßiger Weile, »Sie wollten ja einmal nach der Ohr', wo liegt der Ort?«

»Ist dort etwas Merkwürdiges zu hören?« (Ich dachte etwa an das Ohr des Dionys in den Lattonien.)

Ach neechen, sagte sie, das is wieder nachhen annern End; da gehn de katholische Leit hin am St. Albrechtschen Sonntag wenn Ablaß is, un in de Ohr is ne neie Kirch un en hibsches Bild un dann geht einer von da nach de Schweinskepp; wenn einer auf en Damm geht, muß einer sich blos in Acht nehmen, daß man nich in de Radauhn porzehkelt.«

Nach längerer Bekanntschaft mit der Umgegend lernte ich auch das hübsche Dorf Ohra und den Ort kennen welcher nach einer frühern Besitzung und dem Wappen der Ferberschen Patrizierfamilie noch heute den Namen: »Zu den 3 Schweinsköpfen« trägt.

Der schöne Sommer war vergangen, der Spätherbst rückte heran und trieb über die Stadt Schnee- und Regenwolken, deren Entladung dem Fußgänger beschwerlich wurde.

Meine Wirthin klagte über »die grausame Blott in die man nu peddeln misst, un die von de Schuh un de Stiebeln goar nich weg zu kriegen woar; muß ich denn moal längs den Stattsgraben nach de Heilige Leichnam bei de Schwegerin gehn, denn bleiben mich de Schuh meist stecken in de Blott un ich muß mir goanz vermoodbarschen beis reinmachen.«

Ich kam eines Abends etwas erkältet nach Hause, was sie mir sogleich anmerkte und mich vor den Folgen warnte.

»Bei mich wohnte mal eine Doam, es war ne sehr nette Doam, se könnt Allens so scheen machen, auch vons Bladd spielen, aber wie se sich mal verkälll hett, dann wird se nich wieder gesund. Ich ging denn nu manchmal bei ihr reiner un bragd ihr en gutes Taß Kaffe, so recht schwebendig voll; auch mit de reine Bettsbiehren Kissenüberzüge, Bettzüchen. un de andre Wäsch un denn fund ich ihr so über End ins Bett sitzen un denn klagd se so recht. Aber nun werd ich man stracks kommen Ihn en Kornchen einmachen, mein Ofen is ja hermetrisch zuzumachen, un en dickes Zudeck werd ich ihn auch man geben, denn wird ihn bald warm werden un den Theepott setzt ich in de Rehr«.

Während sie das Feuer anzündete, theilte sie mir die Erlebnisse des Tages in Folgendem mit:

»Heit Morgen sagt meine Nachbarsche von grad über, die is all immer früh bei Weg, un ich bin auch all Klock 6 im Wanken, es woaren viel Pomucheln un Flindern aufs Fischmarkt.

Pomucheln, na se wissen je woll, die haben sone große Köpfen un wenn ener uns Danzger so recht ausschimpfen will, so nennt er uns Pomuchelskopp!

Aber das sind scheene Fisch; de Köppf die koch ich vor de Katz, de Mittelstück ess ich mit Senf un de Zägel brat ich aufn Abend. Ich spickt denn nu schwind nach'n Fischmarcht un wie ich hinkomm bei die Frau, wo ich immer kauf, da steht bei ihr en Engelschmann, und sie fohdert ihm 3 Achthalber ab vor en Gericht Fisch; nu verstand er ihr nick un sah er so glupsch an, un sie wollt auch all eben falsch werden, un wie ein Herr das sah, denn kam er un sagd: »Mütterchen, geben sir mir vor ein Dittchen Schandfleck!« Nanu würd se aber gnietsch un fuchtig un ich dacht: mach man, daß de wegkömmst ehr daß es hier noch dwatscher wird, un ich ging denn nachhen andern End; ich würd wohl dichtig gestuckst, denn da woaren so viel Leit, aber ich kricht denn doch meine Fisch. Aber wo hatts mir gegangen wie ich um de Doamen-Eck kam! »Konnte Ihnen bei Damen etwas Schlimmes begegnen?« fragte ich. »I, wo«, antwortete sie, das is ja keine einzelne Doam, das is ja blos die Doameneck, denn, sehn se, wie hier noch Allens eene Sumpf un Morrast woar, dann haben die Leit en Weg geschitt von die Fahr Pfarrkirche zu St. Marien. bis nachhen Altstädtschen Doahm. Indem, daß ich nu an Doamen-Eck woar, hett mir der Wind meist umgeschmissen, un alle Eppeln, die ich im Korb hett, woaren ehr ich mir versah, längst de Straß gekullert, hatt ich mir nich noch begriffen; nu könnt ich doch jedwieden von meine Großkinder een Eppel mitbringen, denn ich hätt aussen Fischmarcht ne Maaß gekauft un etzliche hätten se mir noch zugegeben, so daß ich en recht raumes Maaß hätt. Weil ich nu zu Haus koam, denn dacht ich die Renat wurd de Küch gemacht haben, aber doar stand Allens mitten ein, keine Bank, kein Rogoal hätt se rein gemacht, da stund noch meist all ihr Kaffee im Baulchen, und Kummchen und Kuffelchen hätt se auch nich ausgewaschen, un keen reines Schleef un keen blecherner Leffel sticht ins Leffelbrett.

Se woar man off Schau gelaufen; ich hätt ehr je de Erlaubniß zuertheilt, aber erscht wenn se Allens verricht hett.

Na! dagt ich, is das de Menschen-Mechlichkeit, wenn nu de Doam ihr befroagen kömmt, kann ich ihr en gutes Lobb geben? un geb ich ihr en schlechtes, denn kricht se keinen Dienst nich. So muß einer sich immer ärgern un katzbalgen. Na! das kennen se woll auch; wenn se so mit all die Schlingels zu handtiren haben, aber Sie werden woll nich so sein, wie de Lehrers denn manchmal sind.

Wenn ich blos denk, wo es mich mit meinen Ohlbart gegangen hat, wie er so en Joahren 10 woar, un daß er nich gern lernen möcht, da hält sich der kleine Bofker Allens was er wissen sollt auf de Nägeln geschrieben, aber jehn Lehrer könnt gut kicken un denn nahm er meinen Jungen un mahld ihm zur Straf alle Nägel an de 10 Fingern ganz dick voll Tint un denn misst er beid Händ aufn Fensterkopp legen, wo recht de Sonn schien, daß das so recht eintrocknen könnt; so ne Dollheit! Nich?

Wie mein Jung zu Haus kömmt un ich das seh, dann sag ich: Jung, wo sist du aus, was hast gemacht?

Na krängel man nich! un da brillt er los und bekennt mer denn Allens. Nanu aber bloß, wo ich mir bohst! Gleich nahm ich mir meinen Mäntel von de Knaggen un juchh hin nach'm Drekter.

Er war gradz beis Essen, aber ich soagd, ich misst ihm sprechen, un nu beklagd ich mir denn überm Lehrer, daß er mir meinen Jung verschamfirt hatt.

Der Herr Drektor soagd, »ach gute Frau Lehmann beruhigen sie sich doch! Nee sagd ich, gut bin ich nich, bees bin ich, daß der Lehrer mich das gethan hat, mich! ich bin doch nee rentliche Frau un nu mir den Jungens mit Tint so zu beschmieren.«

Er versprach mich denn, es soll nich wieder passiren un Nachmittag kam der Lehrer, wo das gemacht hätt, un boat mir ab.

Joa, moan hat so sein Kreiz mit de Kinder gehabt, aber nu hab ich auch viel Freid! Mein Sohn hat ne gute Frau un er verdient auch, un se haben 2 Kinder; de älteste Noatchen is nen trautstes druggliches Majellchen, die hat sone schlohweiße Haut, das Dingerchen spuckt all immer frührummer, un der Jung, heeren se, hat ihn paar rothe Backen wien Krieschappel, is nu so raum ½ Joahr.

Bevor, daß sie bei mich einzogen, war mein Geburtstag un es woar donn schlechtes Wetter, sehn se, denn schickt er mer de Frau un de Kinder im zuhnen Wagen; se brachten mer Appelsinen mit un der Torten wo se mitbrachten war auch sehr scheen, un denn brachten se mer noch en blihenden Baumtopf, das woar ne blihende Ros, da wir noch een Knospen am andern.«

Die Danziger Winter-Erfrischungen des Schlittschuhlaufens und Schlittenfahrens gereichten zur Stärkung meiner Gesundheit, und die Ausübung meiner Lehrerpflicht brachte mich sowohl mit meinen Collegen, als auch mit den Eltern der Kinder in freundliche Berührung; ich erlaubte mir dann zuweilen Bemerkungen über die Eigenthümlichkeiten des Danziger Dialekts zu machen, und meinte, man erkenne den Danziger sehr bald an der Verwechselung des Indikativ mit dem Conjunktiv.

Schnell fiel eine Dame mir ins Wort: »aber mir wurden Sie ganz gewiß nicht daran erkennen.« Auf einen mäßig kalten Winter folgte ein rauher Frühling, wie es hier gewöhnlich sein soll. Endlich wehten wärmere Lüfte und weckten in jedem Städter den Wunsch Land- oder Seeluft in vollen Zügen einzuathmen.

In dem Fischerdorf Weichselmünde miethete ich mir ein Absteigequartier, um dort meine Mußestunden zuzubringen und mich an Wald und See zu ergötzen. In wiefern dies auf mein Leben einen entscheidenden Einfluß hatte, davon überlasse ich die Auseinandersetzung meiner Frau Lehmann. Unabsichtlich wurde ich Ohrenzeuge ihres Berichts an eine Frau Gevatterin.

»Sehn se, bei die große Hitz hätt er sich in de Mind eingemieth, gerod wo en Dadebar aufn Dach gebaut hätt, un das brächt ihm Glück! Er noahm sich denn Bicher mit und denn saß er im Wald damit. Aber einmoal wie er so saß, denn gingen ihm een paar Herrschaften vorbei. Eins woar sone recht standhafte Doam un de andere war woll noch son bischen spielrich, se ähnten sich aberscht un ließ die junge ganz wunderscheen, un wie er eenmal aufgesehn hätt, dann wärs gradso, als misst er ihr während nachkicken, un am End stund er auf un ging ihn langsamchen nach. Un wie er denn so ging, da fund er en Schnipftuch auf de Erd un da woar der Namen Laura sehr scheen einbordirt; denn wisst er nu gleich, wo se heist, un dann ging er nach de Stell wo se sich mit ihr Mütterchen auf de Bank hin plazirt hatt.

Nu beklommentirt er sich denn mit ihr un frug ihr, ob jehn Schnipftuch ihrs war un gabs ihr denn ab; denn hört er, daß se auch in de Mind wohnt zum Sommerplesier. Von denn sugd er nu auf allerleihand Arten wie er se begegnen könnt, un ihr kam das denn recht zu paß, un noch vordem, daß der Sommer vorbei war, dann waren se Brautleit.

Na, se kriegt auch en guten Moan; Eigenschaften hätt er ja auch, aber mit mich war er immer sehr freindschaftlich un hielt sich auch immer ordentlich mit de Mieth!

*

Obgleich der eigentliche Dialekt der Danziger selbst aus dem Munde der Gebildeten noch nicht ganz verschwunden ist, so werden doch die Persönlichkeiten, die ihn in solcher Vollkommenheit sprechen, wie es meine Wirthin that, immer seltener.

Der erleichterte Verkehr, sowohl mit Deutschland als dem Auslande, läßt die Eigenthümlichkeiten mehr und mehr verschwinden.

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