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Das Dichterschiff.

– O! Wer nicht zuweilen zu viel und zu weich
empfindet, der empfindet gewiß immer zu wenig.

Jean Paul.

Weit hinaus in blaue Ferne
Dehnt sich stolz das dunkle Meer;
Lustig gleiten Böte, Schiffe
Auf dem offnen Grab umher.
Welch' Gewimmel, welches Leben!
Tausend bunte Flaggen weh'n!
Wie sie nach der Küste eilen,
Welches Kreuzen, welches Dreh'n!

Dort das Schiff führt Holz und Kohlen,
Dies hier Butter, Käs' und Mehl,
Jenes bringt aus fernen Zonen
Apfelsinen, Wein und Oel.
Und sein Weib hat jeder Schiffer,
Seiner Ladung bestes Gut;
In der Wiege, die am Maste
Festgeschnallt, der Säugling ruht.

Horch! sie singen, horch! sie plaudern,
Andre schlafen ruhig fort;
Aber, seht den stolzen Segler
Kämpfen mit der Strömung dort.
Aus der Zeit gewalt'gen Eichen
Ward gezimmert Kiel und Raum,
Und der Mast ist aus dem Garten
Eden, vom Erkenntnißbaum';

Segel sind die Abendwolken,
Wenn die Sonne taucht in's Meer,
Und geschmückt mit Blumenkränzen
Sind die Wände rings umher.
Einsam steht am Steu'r der Barde,
Eine Harfe ist's von Gold,
Deren Saiten mächtig tönen,
Wenn die Woge brandend rollt.

Singend in den milden Lüften
Schwebt um ihn der Engel Chor;
Mit des Geistes Auge schau't er
Selig durch des Himmels Thor.
Er belebt der Vorzeit Küste; –
Selbst der Zukunft fern Gebiet
Strahlt, umhüllt von Morgenwolken,
Wie ein Stern in seinem Lied.

Er besingt des Himmels Freuden,
Er verkündet ird'sche Lust;
Denn das Bild des großen Ganzen
Athmet, lebt in seiner Brust.
Staunend lauscht die Meng' ein Weilchen
Seinem hehren Dichterwort;
Doch die Sorge für die Segel
Und die Ladung treibt sie fort.

Alles, was in seinem Innern
Tödten will die Harmonie,
Selbst des Lebens Alltagssorge
Wird dem Sänger Poesie.
Wellen steigen, Herzen brechen,
Wolken ziehen, Lüfte weh'n:
Seines Herzens mächt'ges Klopfen
Kann er selbst nicht recht versteh'n.

Und er fühlt ein heißes Sehnen
Mitten in der höchsten Lust,
Einsam steht er zwischen Geistern,
Ohne die verwandte Brust;
Einsam ist's in seinem Himmel,
Einsam trägt er Schmerz und Noth,
Niemand achtet seiner Klagen,
Einsam geht er in den Tod!

Jetzt erkennt er klar sein Sehnen,
Nur ein Herz ist sein Begehr.
In den dichten Haufen dringt er,
Springt vom Schiff hinab in's Meer.
Ueber ihm schließt sich die Welle,
Und das Schiff treibt mit dem Strom; – –
Hell, im bleichen Abendschimmer,
Blinkt ein Stern am Himmelsdom.


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