Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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167 I.
Vorgesang.

        Geist des Kallimachus du, und heiliger Koer Philetas,
    Sei doch in eueren Hain mir auch zu gehen vergönnt!
Ich hier wandle zuerst vom lauteren Sprudel ein Priester,
    Italerschwünge zum Schwung grajischer Chöre zu reihn.
5   Saget die Kluft, wo ihr beide den Ton abschwächtet des Liedes,
    Wie euch der Fuß eintrug, welches Gewässer ihr trankt.
Fahre mir wohl, wer den Phöbus in Krieg und Waffen beschäftigt!
    Nur von feinerem Bims gehe geglättet der Vers.
Hiermit hebt mich der Ruf von der Erd' aufschwebend, und durch mich
10       Lenket die Mus' ehrvoll Rosse gekränzt im Triumf. 168
Mit mir fährt im Wagen der Amorn kleines Gewimmel,
    Und schriftstellender Schwarm folget in meinem Geleis.
Was wetteifert ihr doch mir umsonst mit verhängeten Zügeln?
    Nicht zu den Musen empor öfnet sich Breite des Wegs.
15   Mancher noch fügt, o Roma, dein Lob in die Bücher der Zeit ein,
    Und als Grenze des Reichs singet man Baktra hinfort.
Doch, was im Frieden dich weile, dies Werk vom Berge der Schwestern
    Trug mein Blatt dir herab auf unbetretenem Pfad.
Weiches Gewinde verleiht, Kastalinnen, euerem Dichter;
20       Harte Bekränzungen wird nimmer ertragen mein Haupt.
Was scheelsüchtige Menge vielleicht mir Lebenden abzieht,
    Reichlich mit Wucher ersezt mirs nach dem Tode der Ruhm.
Alles gewinnt nach dem Tode durch Alterung größeres Ansehn;
    Größer vom Leichengerüst schwebet der Name zum Volk. 169
25   Denn wer kennte die Burg vom tannenen Rosse zerschmettert,
    Und Stromgötter im Kampf mit dem Ämonierheld?
Simois auch vom Ida, des kindlichen Jupiters Wiege?
    Hektor, der dreimal das Feld, dreimal die Räder gefleckt?
Auch Deifobus, Helenus auch, und Polydamas Tugend?
30       Was auch Paris geübt, schwerlich ihn kennte sein Land.
Wenig würdest du nun im Gespräch sein, Ilios, und du
    Troja, die zweimal mit Macht nahm der ötäische Gott.
Selbst er, deines Verfalls andenkender Sänger, Homerus,
    Fühlt in der Zeit Fortgang herlicher wachsen sein Werk.
35   Mich auch werden in Rom mit Lob noch nennen die Enkel;
    Hell nach Moder und Staub ahnd' ich im Geiste den Tag.
Dass mein Gebein unverachtet dem Wanderer melde der Grabstein,
    Das ist gesorgt; dem Gebet winkte der Lyciergott. 170
Lass uns indess umkehren zum Kreislauf unseres Liedes,
40       Dass dem gewohnteren Ton horche das Mädchen mit Lust.

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