Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XXIII.
Unekler Genuss.

        Mir, dem zu gehen den Pfad unwissendes Volkes verhasst war,
    Selbst aus dem Weiher geholt, schmecket mir jezo der Trunk.
Wird ein Edeler wol des Anderen Diener beschenken,
    Dass er verheißene Wort' heimlich bestelle der Frau?
5   Wird er ihn oft ausfragen: in welcher Halle Bedeckung,
    Oder in welchem Gefild reget sie jezo den Fuß? 123
Dass, nachdem du geduldet des Herkules ruchtbare Drangsal,
    Sie dir sende die Schrift: Hast du auch was zum Geschenk?
Dass du zu schaun aushaltest den Blick des geizigen Hüters,
10       Oft auch ertappt im unreinlichen Schoppen dich bergst?
Ha wie theuer doch dreht Einmal sich die Nacht in dem Jahrkreis!
    Fahr in Verderb, wer gern weilt an verschlossener Thür!
Aber die frei herstapft in zurückgeschlagenem Mantel,
    Ohn' umzäunender Hut Schrecknisse, diese gefällt:
15   Welche die heilige Straß' oft reibt mit besudelter Socke,
    Und, wenn einer verlangt, ohne Verzug sich ergiebt.
Nie bringt diese Gered', und nie erschmeichelt sie etwas,
    Das mit Schmerzen der knapp haltende Vater vermisst.
Nie auch sagt sie: Mir bangt! o geschwinde doch, stehe geschwind' auf!
20       Unglückseliger, heut kommt mir vom Lande der Mann!
Jede, die mir Eufrates, und die mir sendet Orontes,
    Fessele mich; fern sei, schänden ein Ehegemach. 124
Weil ja die Freiheit doch dem Liebenden völlig entflohn ist,
    Achte sich keiner für frei, wenn er zu lieben begehrt.

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