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Siebenunddreißigstes Kapitel.
Die Jagd.

Auf dem Hügel stand das Spielmannshaus, ein wenig größer als früher, aber noch wie sonst von purpurnen Stockrosen und riesigen Sonnenblumen umgeben.

Ringsherum waren noch die prächtigen Linden, deren Zweige sich kandelaberartig ausbreiteten, die Kirschbäume mit den glänzenden Blättern, der über Kiesel rauschende Bach und der summende Bienenstand, ferner jenseits der Wiesen und bebauten Felder der große, geheimnisvoll flüsternde Wald, dessen tiefe Stille heute durch den Hörnerklang, das Pferdegetrappel und Hundegebell, all den Lärm einer großen Hetzjagd gestört wurde.

Die Luft war lau wie im Frühjahr, obgleich schon der September zu Ende ging. So war Marina, die Kräuterfrau, denn auch damit beschäftigt, vor dem Häuschen ihre Pflanzen zu sichten und zu ordnen: hier der gelbe Beifuß gegen die Krämpfe der Neugeborenen, dort Peterswurzel gegen Zahnweh, dann Arnika für Wunden und Ritterspornblüten für Knochenbrüche, aber wohlgemerkt, weiße für die Frauen, blaue für die Männer.

Auf der Schwelle sitzend, hatte Thekla große, grüne Gurken ausgebreitet, die sie mit Gewürz und Fenchel in ein Fäßchen legte. Ihre Blicke schweiften öfters von ihrer Arbeit zu einem leichten am Fliederbusch aufgehängten Wiegenkorb, in dem ein kleines Kind schlief.

Dicht nebenbei nähte die junge Mutter, die gleichfalls Obacht gab, während ein Volk von Hühnern und Enten sich lärmend und flügelschlagend in der Nähe vergnügte.

Malva war aufgestanden.

»Wie friedlich der kleine Engel schläft! Höre, Thekla, ich muß hineingehen, ein Röckchen zurechtschneidern, denn er wächst, der kleine Kerl! Wenn er die Augen aufmacht, so vergiß nicht, ihm zuzulächeln. Du weißt, das ist so ein Aberglaube von mir ... Was kann ich andres für das arme Würmchen tun, als es mit Zärtlichkeit hegen, es beim Erwachen mit frohem Gesicht begrüßen, ihm meine Tränen verbergen! Kommen später die Tage der Prüfung, so wird er im Herzen doch stets die Erinnerung an seine frohe Kindheit haben und wird seiner armen Mutter dafür Dank wissen.«

Plötzlich erscholl die klangvolle Stimme des Spielmanns, der aus dem Wald kam, im Hohlweg:

Wild galoppiert mein Roß,
Mein Herz hält mit ihm Schritt,
Geliebtes Mädchen mein,
Kommst du wohl mit?

Das Kind war erwacht und stieß Freudenrufe aus. »Dada, Dani ...« und, vom Hunde begleitet, lief es dem geliebten Onkel entgegen.

Trotz seines munteren Liedes, trotz des Lächelns, mit dem er Janeks und des lärmenden Kamar jubelnde Begrüßung erwiderte, lag ein gewisser Schatten über des Spielmanns Stirn.

Er hatte das Kind auf die Schulter gehoben, war einen Augenblick, um es zu amüsieren, mit ihm herumgesprungen, hatte es dann aber der Mutter übergeben und sich, unter dem Vorwand dringender Arbeit, in den Immenhof zurückgezogen.

Jetzt saß er, die kurze Pfeife zwischen den Lippen, da und überdachte die seltsamen Dinge, die er im Walde gehört hatte.

Als er soeben leichten Schritts, heiter gestimmt durch den Jagdlärm heimwärts ging, hatte ein Forstwart ihn von der Schwelle seines Häuschens angerufen, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen.

Man erzählte sich heimlich, daß der Baron und die Baronin Torna, die größten Besitzer der Umgegend, ihre Adoptivtochter, Fräulein Helene von Rudowitz, mit einem gewissen Jan Korab, dem Sohn eines Emigranten, der durch Spekulationen ruiniert war, aber sehr angesehene Verwandte in Galizien hatte, verheiraten wollten. Als der alte Mann diesen Namen vernahm, fühlte er eine Todeskälte in allen Gliedern. Jan Korab, den Malva, trotzdem er sie verlassen hatte, noch immer für ihren ehelichen Gatten hielt, so lange wenigstens, als sie nicht wußte, daß eine andre ihren Platz eingenommen ... Ach, der Tag schien nun gekommen, und ein Zufall, ein Geschwätz konnten dem unglücklichen Wesen die Wahrheit verraten, ihr, die vielleicht noch einen Funken Hoffnung hegte.

Im Dorf wußte man nichts von Malvas Unglück. Danyl hatte aus Rücksicht für sie verbreitet, ihr Mann sei im Ausland. Ach, von nun an war sie verwitwet.

»Helene von Rudowitz,« der Name war ihm bekannt. Wie oft hatte Malva ihm nicht des Abends ihr Herz ausgeschüttet, und so auch von ihren Beziehungen zu der unberechenbaren Familie gesprochen, die sie zuerst gut aufgenommen, dann aber so hart und kalt zurückgestoßen hatte. Hatte sie ihm nicht auch gesagt, daß sie an dem Unglückstag Helene von Rudowitz neben Effendi sitzen gesehen? Niemals jedoch war in den Zeitungen, die ihnen der alte Priester von Luzan lieh, von einer Heirat der beiden die Rede gewesen. Der alte Spielmann preßte sein sorgenvolles Haupt schmerzlich in die Hände. Hatte er auch seine Pflicht getan? War er nicht schwach und träge gewesen? Hätte er nicht um jeden Preis Jan Korab aufsuchen und ihm die Wahrheit mitteilen sollen? Aber hierauf antwortete ihm sein Gewissen, daß Malva, die so sehnlich wünschte, sich ihrem Vater zu Füßen zu werfen, diesen brennenden Punkt schon mit ihm erörtert hatte: die Scham darüber, ein Kind mitzubringen, hatte sie gelähmt. Bestanden dieselben Skrupel nicht Jan Korab gegenüber? Konnte man wissen, welch beleidigendem Empfang Danyl sich bei ihm aussetzte, worunter dann auch die beiden Unschuldigen mitgelitten hätten?

Er war so in seine trüben Gedanken vertieft, daß er weder das leichte Rauschen eines Kleides, noch den zierlichen Schatten bemerkte, der hinter seiner Bank auftauchte. Da legten sich zwei frische, kleine Kinderhände über seine Augen, und Malva, die ihren Sohn auf dem Arm trug, neigte sich lächelnd zu ihm: »Schmollt Onkel Danyl?«

Rasch verscheuchte der Spielmann die schwarzen Gedanken und betrachtete das hübsche Bild vor ihm: das rosige, gesunde Kind mit den großen, dunklen Augen, dem lieblichen Mund, den kastanienbraunen Haaren, und dann sie, die noch gewachsen zu sein schien und bleicher aussah als früher. Sie war immer noch sehr hübsch, aber von ernster Schönheit, die im Feuer des Schmerzes geläutert war.

Sie hatte sich neben den Alten gesetzt und hielt das Kind an sich gedrückt, das den Hund lustig an den Ohren zupfte.

»Weißt du, was er eben getan hat? Er hat seines Vaters Bild aus dem Kasten geholt, es geküßt und ›Papa‹ gesagt. Armes, unschuldiges Kind! Wenn es wüßte! Ach, Danyl, nicht wahr, ich tue unrecht, ihm manchmal das Bild zu zeigen ... es ist Torheit, Kinderei ... Tausendmal besser, er glaubt seinen Vater tot ... aber ich kann nicht anders ... und dann ist es mir so süß ... ach, wenn du wüßtest wie sehr! – mir manchmal Illusion zu machen.«

Der Spielmann antwortete nur mit tiefen Seufzern, gab Zeichen lebhafter Ungeduld und schluckte mühsam.

»Ich denke so oft an die Vergangenheit,« sagte sie. »Mir scheint, daß alles sich gegen mich verschworen hatte. Mußte der Ruin von ›Grüntann‹ gerade mit meiner dummen Flucht nach Czernowitz zusammenfallen? Mußten wir uns gerade unvermuteterweise auf diesem Ball treffen, wohin Lina mich mitgeschleppt hatte? Mußte Spiridon dort singen? Denke doch, Danyl, wie demütigend für einen Mann von seiner Erziehung, zu erfahren, daß seine Frau das Haus verlassen hat, und sie auf einem Ball, in solcher Gesellschaft zu finden! Ach, sicher hat er mich für schuldig gehalten. Jetzt sehe ich die Dinge ja viel klarer, aber damals wußte ich nichts vom Leben, war kindisch wie unser kleiner Janek. Und wenn du wüßtest, wie ungeschickt, wie unordentlich ich in meiner Wirtschaft war ... ich schäme mich, wenn ich dran denke. Er beklagte sich nicht, war sehr geduldig, sehr sanft, sehr gut.« Sie hatte die Hände auf das lockige Kinderköpfchen sinken lassen und streichelte es zärtlich. »Siehst du, Danyl, sein Zorn muß schrecklich gewesen sein, wenn er sich so grausam gegen mich benehmen konnte.«

Jenseits des Immenhofs sah man die Landstraße mit ihren grünen Grabenborten, wo die blauen Zichorien und hohen Kamillen wucherten. Auf gerade solch einer Straße, mit gerade solchen Blumen hatten sie sich den letzten Kuß gegeben.

Sanft hatte sie das Kind aus dem Arm genommen. »Trag ihn fort,« flüsterte sie Danyl zu, und das Gesicht abwendend, ließ sie den brennenden Tränen freien Lauf. Wie richtig war die Furcht ihres vorahnenden Herzens vor dieser Trennung gewesen. »Ich komme wieder,« hatte Jan gesagt, »und unser Leben wird besser und schöner beginnen!« Sie aber hatte geantwortet: »Nichts kann besser sein als unser Leben, wie es jetzt ist ... Was gewesen, kommt nicht wieder. Man kann einen zerrissenen Faden wieder anknüpfen, aber es ist nicht mehr das gleiche Glück.«

Ach, der zerrissene Faden war nicht einmal mehr angeknüpft worden.

Der Spielmann hatte das Kind fortgetragen und ging ganz versonnen dem Haus zu.

Ein Gedanke war ihm plötzlich gekommen, der immer festere Form annahm. Er prüfte, ob der kleine Schlüssel zu Malvas Violinkasten nebst einem Muttergottesbild an Janeks silbernem Halskettchen hing. Richtig, da war er. Nun schlich Danyl ins Zimmer, wo die Violine stand, öffnete den Kasten und nahm das stumme, vergessene Instrument heraus.

Es lagen einige Briefe dabei und ein Säckchen mit Rosen. Gewiß die, die Jan der tollen Lina einst für die kleine Geigerin gegeben hatte.

In dem engen Sarg hatte Malva die Asche ihrer Liebe begraben.

Den ganzen Tag schien Danyl in Gedanken versunken. Am nächsten Morgen sagte er, daß er auf einer Hochzeit spielen müsse, und bat Malva, ihr den kleinen Jan mitzugeben. Sie hatte ein wenig gezögert, denn er war doch noch so klein. Beim Anblick seines Freudenjubels aber hatte sie nicht nein zu sagen gewagt. Da hatte der Spielmann den Kleinen auf die Schulter gesetzt, wie er einst mit Malva zu tun pflegte, und die geheimnisvoll entwendete Violine unter seinem Schafspelz versteckend, war er dem Walde zugeschritten.

Jetzt wanderte er geradeaus über die rot und gelben Blätter, die wie leichtbeschwingte Vögel um ihn niederfielen. Ihn trieb eine unsichtbare Kraft. Man hatte ihm von ungefähr erzählt, daß eine Hochzeit bei einem Holzhacker stattfinde. Dort begab er sich hin. Unter den Bäumen machten die Vögel ein lustig Geschrei, und Janek, den das Rauschen der Flügel, das geschmeidige Huschen der Eichhörnchen amüsierte, jubelte vor Freude: »O, Dada ...«

»Ja,« sagte der Spielmann, »das ist eine kleine Meise ... und hier, hörst du, klopf, klopf, klopf, das ist ein Specht mit seinem großen Schnabel.«

Ein Kuckuck ließ seinen eintönigen Ruf erschallen.

»Horch,« sagte das Kind.

Da hob der Spielmann den Kopf und sang leise: »Kuckuck, hübscher, grauer Kuckuck, sag mir, wird's gelingen?«

Und zweimal antwortete der Vogel: Kuckuck! Kuckuck! worauf Janek in die Hände schlug.

Zu all dem Waldgetön hatte sich jetzt der Lärm der Jagd gesellt. Da klopfte dem Spielmann das Herz sehr stark, er preßte das Kind, das auf seiner Schulter vor Freude tanzte, fester an sich: »Vorwärts, und Gott helfe uns!«

Im Osten stieg die Sonne immer höher und umgab die Baumwipfel mit einem goldenen Schein. – Als Danyl einen kurzen, dichtverwachsenen Pfad betrat, hörte er Violinklimpern, sah die Bauern in Festkleidern und merkte, daß er sich dem Hause näherte, wo der Holzschläger seine Tochter verheiratete. Beim Anblick des Spielmanns hatten die Bauern Hurra gerufen, denn auf zehn Meilen in der Runde fand sich niemand, der eine Kolomejka oder eine Montagnarde mit so leidenschaftlichem Feuer wie er zu spielen vermocht hätte.

Danyl schien aber zu zögern.

»Wird die Jagd hier vorbeikommen?« fragte er.

»Wo soll sie sonst vorbeikommen?« entgegnete man ihm nach Art der Bauern, die es nun einmal nicht lassen können, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. –

Von allen zur Jagd geladenen Schützen war Jan ohne Zweifel der eifrigste, deshalb war er auch meist an der Spitze, allen voraus.

Helene ritt in ihrem anliegenden dunklen Reitkleid, einen kleinen Dreispitz kokett auf den goldenen Haaren, ohne Begeisterung in der glänzenden Kavalkade mit. Ihre Stirn war finster, ihre Seele unruhig, voll trüber Vorahnungen. Etwas Unheimliches, Bedrohliches lag in der Luft und bedrückte sie.

Nein, wahre Ruhe würde sie erst finden, wenn sie endlich mit Jan und seiner Familie in Leopol war, wo die Hochzeit in fünf Wochen stattfinden sollte.

Ihre schwermütige Haltung an jenem Morgen war Jan aufgefallen, und er hatte sich Vorwürfe gemacht. Er mußte sich gestehen, daß er im Jagdeifer seine Braut über Gebühr vernachlässigt habe. Darum hatte er, seine Genossen verlassend, sein Pferd gezügelt und sich zu Helene gesellt, die lebhaft errötet war.

Als sie sich einer Lichtung näherten, waren seltsame Geigentöne und das Getöse einer ländlichen Hochzeit an ihr Ohr gedrungen, und sie hatten ihre Pferde angehalten.

Es war eine eigenartige Melodie in Moll, bald so laut und feurig wie das Galoppieren eines wilden Steppenhengstes, bald so langsam und schmachtend, daß es schien, als schluchze ein lebendiges Herz in der kleinen Violine.

Und die Bauern, deren bunte Gewänder durch die gelben Blätter schimmerten, drehten sich schmachtend oder wirbelten wie rasend umher.

Als er diese seltsame Melodie hörte, wurde Jan schwer ums Herz: die hatte Malva gespielt, als er sie zum ersten Male bei Piks hörte.

Und Helene, die in seinen Augen wie in einem offenen Buche las, hatte es erraten.

Rasch wie der Blitz, mit jener hellseherischen Intuition der nervösen Frau, die die Gefahr ahnt, hatte sie ihr Pferd angespornt und Jan mit einer herrischen Stimme, die er an ihr nicht kannte, zugerufen: »Torheit, diese Zigeunermusik anzuhören! Ich habe Sie auch schon zu lange mit Beschlag belegt. Kehren Sie zu Ihren Gefährten zurück ... Vorwärts, vorwärts!«

Und von dieser befehlenden Stimme getrieben, vielleicht auch glücklich darüber, eine marternde Erinnerung abzuschütteln, war er im Galopp davongesprengt. Helene aber hatte angehalten. Auch sie erkannte diese Melodie wieder. Malva hatte sie oft gespielt, als sie, von Frau Julie protegiert, noch häufig zu ihnen kam.

Ein Instinkt, der stärker war als ihr Wille, trieb sie.

Wer spielte so? Sie wollte es wissen.

Schon war sie abgestiegen, hatte das Pferd an einen Baum gebunden und war näher getreten.

Auf einer umgestülpten Tonne saß ein Mann mit offenem, von langen, ergrauenden Haaren umgebenem Gesicht, der zwischen den Knieen einen kleinen Jungen mit prächtigen schwarzen Augen hielt.

Bei Helenes Erscheinen hatte die Musik plötzlich aufgehört, ein Flüstern durchlief die Gruppen: »Das Fräulein ... die, die sich verheiraten soll ...«

Der Spielmann, der bleich war wie sein Linnenhemd, hatte sich aufgerichtet und, die Blicke auf die Fremde richtend, unwillkürlich seine schützenden Arme um das an seine Kniee geschmiegte Kind gelegt.

Von diesem Blick hypnotisiert war Helene, die Leute, die ihr Hände und Kleid küssen wollten, zurückstoßend, gerade auf den Mann losgegangen. Eine fürchterliche Aufregung verzerrte ihr Antlitz.

»Was ist das für ein Kind?« fragte sie, ihre Stimme gewaltsam zur Ruhe zwingend, aber innerlich vom Ausdruck in den Augen des Kleinen tief erschüttert.

Der Alte zog seine Mütze und neigte sich, als ob er ihr die Hand küssen wolle, dann, seinen Blick in ihren Blick bohrend, antwortete er: »Das ist der kleine Janek, der Sohn Jan Korabs und seiner Frau Malva Ostoya ...«

Der Stoß traf sie mitten ins Herz, aber nur ihre tödliche Blässe verriet ihre Erregung.

Stolz richtete sie sich auf, blickte rundum mit Augen, die sie zum Lächeln zwingen wollte, fand ein landläufiges Kompliment für die Brautleute, schüttete ihnen den Inhalt ihrer Börse in die Hand und zog sich langsam, mit erhobenem Haupte zurück.

Jetzt hatte sie das Rendezvous der Jäger erreicht, wo ein Schwarm betreßter Lakaien die hungrigen Weidgesellen bediente. Auf rasch errichteten Gestellen standen eine Menge Aspiks, Salmis, Rebhuhnpasteten, Bekassinen in Gelee und dergleichen. Die Champagnerpfropfen knallten, helles Lachen ertönte, und die eleganten Gestalten der hübschen Jägerinnen hoben sich, inmitten der roten Fräcke, freundlich von dem herbstlichen Hintergrund ab.

Helenes außerordentliche Blässe war der Baronin aufgefallen. Im Kreis der fröhlichen, sorglosen Gäste wirkte diese tragische Maske mit den schweren, venezianischblonden Haaren, den schwarzumränderten Augen, den blassen Lippen erschreckend.

»Was hast du, großer Gott?«

»Nichts, nur etwas Herzschmerzen ... ich will lieber nach Hause gehen und ein wenig ausruhen!«

*


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