Guy de Maupassant
Stark wie der Tod
Guy de Maupassant

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III

»Wann kommst Du endlich, mein Freund, seit drei Tagen habe ich Dich nicht mehr gesehen und ich finde, das ist lange. Meine Tochter nimmt mich sehr in Anspruch, aber Du weißt, daß ich ohne Dich nicht mehr leben kann.«

Der Maler, der ein paar Skizzen hinwarf und immer ein neues Motiv suchte, las das Briefchen der Gräfin, öffnete dann ein Fach seines Schreibtisches und legte es dort auf einen Stoß anderer Briefe, die sich gehäuft, seitdem sie sich kannten. Sie hatten sich daran gewöhnt, bei der Leichtigkeit mit der das im gesellschaftlichen Leben ging, sich beinahe täglich zu sehen. Ab und zu kam sie zu ihm, er arbeitete dann weiter, und sie setzte sich ein oder zwei Stunden in den Stuhl, wo sie früher als Modell gesessen. Doch da sie das Gerede der Dienerschaft fürchtete, liebte sie es mehr, für diese täglichen Begegnungen, dieses Kleingeld der Liebe, ihn bei sich zu sehen oder ihn in irgend einem Salon, am dritten Ort zu treffen.

Mindestens zwei Mal die Woche aß der Maler mit ein paar Freunden bei der Gräfin. Montags begrüßte er sie regelmäßig in ihrer Loge in der Oper, dann gaben sie sich ein Stelldichein bei diesen oder jenen Bekannten, wo sie dann zufällig zur selben Stunde hinkamen. Er kannte die Abende, an denen sie nicht ausging, dann trank er bei ihr eine Tasse Thee und fühlte sich ganz wie zu Hause in ihrer Nähe, so zärtlich und sicher in dieser gefestigten Zuneigung, so gewöhnt, sie irgendwo zu finden, neben ihr ein paar Augenblicke zu verbringen, mit ihr ein paar Worte zu wechseln, ein paar Gedanken zu tauschen, daß er, obwohl die heiße Flamme seiner Liebe längst schwächer brannte, unausgesetzt das Bedürfnis empfand, sie zu sehen.

Der Wunsch nach Familienleben, nach einem belebten geselligen Hause, nach gemeinsamen Mahlzeiten, nach Abenden, wo man mit Leuten, die man lange kennt, ohne Müdigkeit schwatzt, dieser Wunsch nach Geselligkeit, Berührung, Intimität, der in jedem Menschenherzen schlummert und der jeden alten Junggesellen von Thür zu Thür treibt, zu allen seinen Freunden, wo er ein Stück seiner selbst hinverpflanzt, gab seiner Neigung eine stark egoistische Beimischung. In diesem Hause, wo er geliebt und verzogen ward, wo er alles fand, konnte er sich von seiner Einsamkeit erholen und ausruhen.

Seit drei Tagen hatte er seine Freunde, die durch die Rückkehr der Tochter gewiß sehr beschäftigt waren, nicht wieder gesehen, und er langweilte sich schon, er ärgerte sich sogar etwas, daß sie ihn noch nicht gerufen; aber er wollte taktvoll sein und sie nicht zuerst aufsuchen.

Der Brief der Gräfin schreckte ihn wie ein Peitschenschlag in die Höhe. Es war drei Uhr nachmittag; er entschloß sich sofort zu ihr zu gehen, um sie noch vor dem Ausgehen zu treffen.

Er klingelte, und der Diener erschien.

– Wie steht es mit dem Wetter, Josef?

– Es ist sehr schön, gnädiger Herr!

– Warm?

– Jawohl!

– Weiße Weste, blaues Jaquet, grauen Hut!

Er war immer sehr elegant gekleidet, aber obgleich er bei einem ersten Schneider arbeiten ließ, so sah man eigentlich an der Art und Weise, wie er seine Anzüge trug, wie er ging, die Weste eng zugeschnallt, den hohen grauen Hut etwas im Genick, daß er Künstler und Junggeselle sein mußte.

Als er bei der Gräfin erschien, sagte man ihm, sie mache sich eben zu einer Spazierfahrt ins Bois de Boulogne zurecht. Er war ärgerlich und wartete. Wie es seine Gewohnheit war, ging er im Salon auf und ab, von einem Stuhl zum andern, von den Fenstern bis zur Rückwand, in dem großen durch die Vorhänge verdunkelten Raume. Auf den leichten Tischchen mit den vergoldeten Füßen standen Nippsachen aller Art umher, unnütz, hübsch und teuer, in gesuchter Unordnung. Da gab es kleine alte Kästchen in Gold getrieben, winzige Tabatièren, Statuetten aus Elfenbein, dann Gegenstände aus mattem Silber ganz moderner Art, steif und komisch, nach englischem Geschmack: ein winziger Küchenofen und darauf eine Katze, die aus einer Schüssel trank, ein Cigarettenetui in Form eines großen Brotes, eine Kaffeekanne als Streichholzbüchse und in einem Etui ein ganzer Puppenschmuck, Halsband, Armbänder, Ringe, Ohrringe mit Brillanten, Saphiren, Rubinen, Smaragden, ein winziger, kleiner, phantastischer Scherz, als wäre er von Juwelieren aus Liliput gemacht.

Ab und zu nahm er einen Gegenstand in die Hand, den er zu irgend einem Geburtstage geschenkt, wandte ihn hin und her, betrachtete ihn mit träumerischer Unaufmerksamkeit und stellte ihn wieder an seinen Platz.

In einer Ecke lagen ein paar Bücher in luxuriösen Einbänden, die selten geöffnet wurden, auf einem Tischchen mit einem Fuße, hinter einem runden Kanapee. Dort lag auch die »Revue des Deux Mondes«, ein wenig zerrissen, ein wenig zerlesen, als ob man immer wieder darin geblättert hätte, dann ein paar andere Zeitschriften, nicht aufgeschnitten, die »Moderne Kunst« die man nur wegen des Preises halten mußte, da das Abonnement vierhundert Francs jährlich kostete, und das »Freie Blatt«, ein winziges blau eingebundenes Blättchen, worin sich die neuesten Dichter ergingen, die »Entnervten.«

Zwischen den Fenstern stand der Schreibtisch der Baronin, ein zierliches Möbel aus dem vorigen Jahrhundert, wo sie ihre Antworten und die eiligen Briefchen schrieb, während sie empfing. Dort lagen auch die bekannten Lieblingsbücher aller Frauen »Musset«, »Manon Lescaut«, »Werther,« und um zu zeigen, daß man auch den kompliziertesten Abgründen der Psychologie hier nicht fremd gegenüberstand: »Fleurs du Mal«, »Le Rouge et le Noir«, »La Femme au XVIII. Siècle«, »Adolphe.«

Neben diesen Bänden lag ein reizender Handspiegel, ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst, dessen Glas auf einem viereckigen Stück bestickten Sammet ruhte, damit man auf der anderen Seite eine wunderbare Gold- und Silberarbeit betrachten könne.

Bertin nahm ihn und blickte hinein. Seit ein paar Jahren alterte er fürchterlich, und obgleich er meinte, sein Gesicht wäre origineller wie früher, ängstigte er sich doch über die hängenden Wangen und die faltige Haut. Eine Thür öffnete sich hinter ihm.

– Guten Tag, Herr Bertin, sagte Annchen.

– Guten Tag Kleine, geht Dirs gut?

– Sehr gut und Ihnen?

– Was, Du duzt mich ja nicht?

– Nein, ich geniere mich!

– Ach was!

– Ja ich geniere mich!

– Warum denn?

– Weil Sie nicht mehr so jung und noch nicht alt genug sind.

Der Maler fing an zu lachen:

– Nach dieser Erklärung bestehe ich nicht mehr darauf.

Sie errötete plötzlich bis unter die Haarwurzeln und sagte verlegen:

– Mama hat mich beauftragt, Ihnen zu sagen, daß sie gleich herunter kommen und Sie bitten wird mit uns ins Bois de Boulogne zu fahren.

– Gerne! Sie beide allein?

– Nein, mit der Herzogin von Mortemain!

– Auch gut, ich bin dabei!

– Da kann ich also meinen Hut aufsetzen?

– Ja, mein Kind!

Als sie hinaus ging, trat die Gräfin ein, mit Hut und Schleier, zum Ausgehen bereit. Sie streckte ihm die Hände entgegen:

– Man sieht Sie ja gar nicht mehr. Was treiben Sie denn eigentlich?

– Ich wollte Ihnen doch nicht jetzt gerade lästig fallen.

Sie rief nur: »Olivier!« und darin lagen all ihre Vorwürfe und ihre ganze Liebe.

– Sie sind die beste Frau der Welt, sagte er, ganz bewegt durch den Ton, in dem sein Name erklungen.

Nachdem die kleine Verstimmung behoben war, fuhr sie im gewöhnlichen Tone gesellschaftlichen Gesprächs fort:

– Wir wollen die Herzogin abholen und dann ein bißchen ins Bois fahren. Wir müssen doch Annchen das mal zeigen.

Unten wartete der Landauer. Bertin setzte sich den beiden Damen gegenüber, und der Wagen fuhr davon, während das Pferdegetrappel unter der hohen Wölbung widerhallte.

Als sie den großen Boulevard nach der Madeleine zu hinabfuhren, schien alle Heiterkeit des jungen Frühlings auf sie herabzuströmen. Die warme Luft und die Sonnenstrahlen gaben den Männern ein festliches Aussehen, den Frauen etwas Verliebtes; die Straßenjungen rannten umher, die Hunde schienen es eilig zu haben, die Kanarienvögel in den Portierslogen schmetterten, nur die alten Mähren vor den Droschken gingen ihren müden Trab weiter, als würden sie bald verenden. Die Gräfin flüsterte:

– Ach, ist's heute schön! Das macht einem wieder Lebenslust.

Der Maler blickte in dem strahlenden Licht Mutter und Tochter, eine nach der andern, an. Gewiß waren sie verschieden, aber zugleich so ähnlich, daß die eine wie die Fortsetzung der andern war, vom selben Blut, vom selben Fleisch, beseelt vom selben Leben. Vor allem hefteten sich ihre Augen, diese blauen Augen mit den schwarzen Pupillen, bei dem jungen Mädchen so strahlend blau, bei der Mutter ein wenig matter, auf ihn mit demselben Blick, wenn er mit ihnen sprach, daß er beinahe erwartete, sie würden genau dasselbe antworten. Und wie er sie zum Lachen und Schwatzen brachte, war er fast erstaunt, festzustellen, daß vor ihm zwei ganz verschiedene weibliche Wesen saßen, eines das schon das Leben genossen und eines das erst ins Leben trat. Er konnte nicht ahnen, was aus diesem Kinde werden würde, wenn einst sein junger Geist erwacht, es durch Neigungen und Instinkte, die noch schliefen, beeinflußt, aufwuchs mitten in der Welt. Sie war ein hübsches, kleines, neues Persönchen, das man noch nicht kannte, und das noch nichts kannte, das wie ein Schiff aus dem Hafen lief, während ihre Mutter heimkehrte, nachdem sie geliebt und das ganze Dasein durchschifft.

Er wurde weich bei dem Gedanken, daß sie gerade ihn, ihn gewählt, und daß diese noch immer hübsche Frau, die hier von den linden Frühligslüften im Wagen umspielt ward, ihn noch immer allen vorzog.

Wie er ihr durch einen Blick seine Dankbarkeit zeigte, erriet sie ihn, und es war ihm, als fühlte er, durch die Berührung ihres Kleides, einen Dank, und nun sagte auch er:

– Ja, es ist schön heute!

Nachdem sie die Herzogin in der Rue de Varenne abgeholt, fuhren sie am Invalidendom vorüber über die Seine und bogen in die Avenue des Champs Élysées ein, mitten unter einem Schwarm von Wagen, nach dem Triumphbogen zu.

Das junge Mädchen saß neben Olivier auf dem Rücksitz und betrachtete die Equipagenflut mit naiven, neugierigen Blicken. Ab und zu, wenn die Herzogin oder die Gräfin mit einer kurzen Kopfbewegung einen Gruß beantwortete, fragte sie:

– Wer war denn das?

Dann sagte er:

»Pontaiglin,« oder »Puicelci,« oder »die Gräfin Lochrist«, oder »die schöne Frau Mandelaire.«

Jetzt rollten sie mitten unter dem Lärm und Räderrasseln die Avenue du Bois de Boulogne hinab. Die Equipagen fuhren hier etwas weniger eng, als vor dem Triumphbogen, aber in unendlicher Reihe. Die Droschken, die schweren Landauer, die leichteren Wagen fuhren abwechselnd einander vor, während plötzlich eine Victoria dazwischen schoß, ein einziger Traber davor, der das Gefährt mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die hin- und herwogende Menge aller gesellschaftlichen Kreise und Klassen und Kasten hindurchdrängte. Eine junge Dame saß lässig darin, und ihre helle, etwas gewagte Toilette wehte den Wagen, an denen sie vorüber kam, ein seltsam fremdes Blumenparfüm zu.

– Wer ist die Dame? fragte Annchen.

– Ich weiß nicht, antwortete Bertin, während die Herzogin und die Gräfin stillschweigend ein Lächeln wechselten.

Die Blätter sproßten, und in dem jungen Grün sangen schon die in diesem Pariser Park heimischen Nachtigallen. Als man in der Nähe der Seine Schritt fuhr, wurden sie von Wagen zu Wagen gegrüßt; man lächelte sich an, wechselte liebenswürdige Worte, während die Räder sich fast streiften. Es machte jetzt den Eindruck einer Flottille von Barken mit würdigen Damen und Herren darin, die aneinander vorüber glitten.

Die Herzogin, die alle Augenblick den Kopf neigte vor gebeugten Stirnen und gezogenen Hüten, schien eine Art Revue abzunehmen und jedesmal sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie wußte, dachte und ahnte von diesen Leuten, die hinter einander an ihr vorüber zogen.

– Da, Kleine, sieh mal, da ist wieder die schöne Frau von Mandelaire, die Schönheit der Republik.

In einem leichten, koketten Wagen ließ sich die Schönheit der Republik bewundern, scheinbar ganz gleichgiltig gegen diesen unbestreitbaren Ruhm. Die großen, dunklen Augen streiften über die Menge, die niedrige Stirn war turmartig von schwarzem Haar überkront, der launische Mund schien etwas zu üppig.

– Sie ist doch sehr schön, sagte Bertin.

Die Gräfin liebte es nicht, wenn er andere Frauen schön fand. Sie zuckte leise die Achseln und schwieg, aber das junge Mädchen, in der plötzlich eine eifersüchtige Anwandlung erwachte, wagte zu sagen:

– Das finde ich nicht!

Der Maler wandte sich um:

– Was, Du findest sie nicht schön?

– Nein, sie sieht aus, als ob sie in einem Tintenfaß gelegen hätte!

Das amüsierte die Herzogin, und sie lachte:

– Bravo, Kleine, seit sechs Jahren rutscht die Hälfte aller Herren von Paris vor dieser Negerin auf den Knieen herum. Ich glaube, sie machen sich über uns lustig. Da, sieh mal lieber die Gräfin Lochrist an.

Die Gräfin saß mit einem weißen Pudel allein in ihrem Wagen. Sie war niedlich wie ein Püppchen, blond, mit braunen Augen, und auch ihr zartes Profil fand seit fünf oder sechs Jahren begeisterte Anbeter. Sie grüßte, ein ständiges Lächeln auf den Lippen.

Aber Annchen war bei dieser noch weniger enthusiastisch:

– Ach, die ist nicht mehr ganz frisch!

Bertin, der gewöhnlich in der Unterhaltung über die beiden Rivalinnen, die täglich wiederkehrte, nicht auf Seite der Gräfin stand, ärgerte sich doch über diese Backfisch-Allwissenheit.

– Teufel, sagte er, ob man sie mehr oder weniger mag, sie ist jedenfalls reizend, und ich wünsche Dir nur, Du möchtest so hübsch werden, wie sie.

– Ach, wissen Sie, sagte die Herzogin, Sie werden erst aufmerksam auf eine Frau, wenn sie über dreißig ist. Das Kind hat ganz recht, Sie finden nur die hübsch, die etwas passée sind.

Er rief: – Erlauben Sie, eine Frau ist wirklich schön nur etwas später, wenn ihr ganzer Charakter zum Ausdruck gekommen ist.

Er entwickelte den Gedanken, daß die erste Frische nur ein Lack sei über der reifenden Schönheit, und bewies, daß die Herren der Gesellschaft sich nicht irren und gar nicht im Unrecht sind, wenn sie den ganz frischen jungen Frauen keine Aufmerksamkeit schenken, und recht haben, wenn sie sie schön nennen nur in der letzten Zeit ihrer Blüte.

Die Gräfin war geschmeichelt und murmelte:

– Er hat ganz recht, er urteilt als Künstler. Ein junges Gesicht ist sehr hübsch, aber es ist doch immer etwas banal.

Und der Maler ging noch weiter darauf ein und erklärte, wie ein Gesicht, indem es allmählich den unbestimmten Liebreiz der Jugend verliert, erst schön wird, wenn es seine wirkliche Form annimmt, seinen Charakter, seine Physiognomie.

Und bei jedem Wort stimmte ihm die Gräfin mit überzeugtem Kopfnicken bei, und jemehr er mit der Wärme eines plädierenden Advokaten sprach, der mit verdächtigem Eifer seine Sache verteidigt, desto mehr billigte sie seine Worte durch Blick und Bewegung, als ob sie Verbündete wären, sich gegen eine Gefahr zu schützen, sich gegen eine drohende, falsche Meinung zu verteidigen.

Annchen hörte kaum zu, sie hatte zu viel zu sehen. Ihre erst lächelnden Züge waren nun ernst geworden, und sie sagte nichts mehr, vor Wonne stumm in all diesem Treiben. Die Sonne, das Blättermeer, die Wagen, das elegante, heitere Leben um sie herum – das war so etwas für sie!

Hier würde sie täglich herkommen können, auch bekannt, begrüßt und beneidet, und Herren, die von ihr sprachen, sagten dann vielleicht, daß sie schön sei. Sie suchte sich die Herren und die Damen aus, die ihr die elegantesten schienen, fragte immer nach ihren Namen, ohne sich um etwas Anderes zu kümmern, als um die Silben, die klangen und ihr ab und zu Respekt und Bewunderung abnötigten, wenn es Namen waren, die sie in den Zeitungen gelesen oder aus der Geschichte kannte. Sie konnte sich gar nicht an diese Menge Berühmtheiten gewöhnen und mochte gar nicht einmal glauben, daß sie alle wirklich wären; es kam ihr vor, als wohnte sie einer Theatervorstellung bei. Die Droschken erregten ihr etwas wie Ekel und Verachtung, störten, ärgerten sie, und sie sagte plötzlich:

– Man sollte hier bloß Equipagen zulassen!

Bertin antwortete:

– Nein, mein gnädiges Fräulein! Was würde dann aus der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit?

Sie schmollte, machte ein Gesicht, wie, »ach das geht mich nichts an« und sagte:

– Man könnte ja auch einen Park nur für Droschken einrichten, zum Beispiel den in Vincennes!

– Du bist sehr zurück, Kleine, Du weißt nicht, daß wir in der Zeit der Demokratie leben. Wenn Du übrigens das Bois ganz fein sehen willst, so komm früh hierher, da triffst Du bloß die Crême der Gesellschaft.

Und er entwarf ein Bild, wie er es so gut zu malen verstand, vom Bois am frühen Morgen mit seinen Reitern und Reiterinnen dieses Kreises der Auserwählten, wo alle Welt von einander Vornamen, Verwandtschaft, Titel, gute Eigenschaften und Laster kannte, als ob sie alle in derselben Stadtgegend oder im gleichen kleinen Neste lebten.

– Kommen Sie häufig hierher?

– Sehr häufig, es giebt nichts Netteres in Paris.

– Reiten Sie früh?

– Gewiß!

– Und nachmittags machen Sie Besuche?

– Ja!

– Ja, und wann arbeiten Sie denn dann?

– Nun, ja ja, ich arbeite manchmal, und dann habe ich nach meinem Geschmack eine Spezialität. Da ich nun einmal der Maler des schönen Geschlechts bin, muß ich mir doch auch die Damen betrachten und ihnen ein wenig überallhin folgen!

Sie fragte, immer ohne zu lachen:

– Zu Fuß oder zu Pferd?

Er warf ihr einen befriedigten Blick zu, der zu sagen schien:

»Sieh mal an, schon Geist, hör mal, Du wirst noch mal ganz famos!«

Ein kühler Windstoß fuhr vorüber, von weit her, und das ganze Gehölz, dieser kokette Park, erzitterte.

Ein paar Sekunden hindurch bebten die dünnen Blättchen an den Bäumen, und die Stoffe an den Schultern. Alle Damen schoben durch eine beinahe gleichmäßige Bewegung die zurückgewehten Mantillen wieder über die Schultern, und die Pferde begannen von einem Ende der Allee bis zum andern in Trab zu fallen, als ob sie der scharfe Wind, der sie getroffen, gleichmäßig angetrieben hätte.

Schnell fuhren sie zurück, die Kinnketten der Pferde klirrten silberhell, und die untergehende Sonne beleuchtete alles fahl und rot.

– Wollen Sie nach Hause? fragte die Gräfin den Maler, dessen Gewohnheiten sie genau kannte.

– Nein, ich will in den Klub gehen!

– Da setzen wir Sie beim Vorüberfahren ab.

– Das wäre mir sehr angenehm, danke vielmals!

– Und wann laden Sie uns mit der Herzogin zum Frühstück ein?

– Welchen Tag paßt es Ihnen?

Dieser Liebling der Pariserinnen, den seine Bewunderer »den realistischen Watteau« getauft hatten, und den seine Gegner »Kleider- und Mäntelphotograph« nannten, empfing öfters, sei es zum Frühstück, sei es zum Diner, die Schönheiten, deren Züge er festgehalten, und noch andere Menschen dazu, alles was berühmt war und bekannt; und allen Damen machten diese kleinen Feste in einer Junggesellenwohnung Spaß.

– Übermorgen? Paßt Ihnen übermorgen, verehrte Herzogin? fragte die Gräfin Guilleroy.

– Ja gewiß! Das wäre reizend. Herr Bertin denkt nie mehr an mich bei diesen Festen, man merkt, ich bin nicht mehr jung.

Die Gräfin, die sich gewöhnt hatte, das Haus des Künstlers ein wenig wie das ihre anzusehen, antwortete:

– Nur wir vier! Wir vier hier im Wagen, die Herzogin, Annchen, ich und Sie! Nicht wahr, großer Meister?

– Nur wir, antwortete er, indem er ausstieg, und ich lasse Krebse auf Elsässer Art machen.

– O, Sie werden die Kleine verwöhnen!

Er grüßte am Wagenschlag, dann trat er lebhaften Schrittes in das Vestibül durch das Thor des Klubs, warf Überzieher und Stock der Bande von Dienern zu, die aufgeschnellt waren, wie Soldaten wenn ein Offizier vorüber geht. Dann stieg er die breite Treppe hinauf, kam an einer weiteren Versammlung von Dienern in Kniehosen vorüber, öffnete eine Thür und fühlte sich plötzlich frisch und geschmeidig wie ein junger Mann, als er durch den Saal ging und das unausgesetzte Klirren der Floretts hörte, den Appell mit den Füßen beim Fechten und die Ausrufe von kräftigen Stimmen:

– Getroffen – jetzt ich – – verfehlt – – ich – – – getroffen – – – nun Sie!

Die Fechter, in grauen Leinwandanzügen, mit ihren Lederplastrons, ihren am Knöchel engen Hosen und einer Art Schurzfell, die linke Hand mit gekrümmtem Arm über dem Kopfe, in der anderen Hand, die durch den Handschuh riesig war, das feine biegsame Florett, beugten sich vor und richteten sich geschmeidig und schnell wieder auf, wie mechanische Figuren.

Andere ruhten aus, schwatzten noch ganz außer Atem, mit rotem Gesicht, sich mit einem Taschentuche Stirn und Hals trocknend; wieder andere saßen auf dem Divan, der rings um den Saal lief und sahen dem Fechten zu: Liverdy focht mit Landa und der Vorsitzende des Klubs Taillade gegen den großen Rocdiane.

Bertin fühlte sich zu Haus und drückte lächelnd die Hände.

– Ich behalte Sie da, rief Baron Baverie.

– Ganz zu Ihrer Verfügung, mein Lieber!

Und er ging in den Toilettenraum, um sich umzuziehen.

Er hatte sich seit langer Zeit nicht so elastisch und kräftig gefühlt, und da er wußte, daß er heute vorzüglich fechten würde, beeilte er sich, ungeduldig wie ein Schüler, der zum Spielen will.

Sobald sein Gegner ihm gegenüber stand, griff er ihn mit äußerster Energie an, und nach zehn Minuten war der Baron, den er während der Zeit elf Mal getroffen, so müde, daß er bat, aufzuhören. Dann focht Bertin mit Punisimont und mit seinem Kollegen Amaury Maldant.

Die kalte Douche nachher, die ihm eisig über den warmen Körper lief, erinnerte ihn an die Flußbäder, als er zwanzig Jahre alt war und einen Kopfsprung in die Seine machte, oben von irgend einer Brücke in der Vorstadt herab, um die Philister in Erstaunen zu setzen.

– Ißt Du hier? fragte ihn Maldant.

– Jawohl!

– Wir haben einen Tisch mit Liverdy, Rocdiane und Landa. Beeile Dich ein bißchen, es ist schon ein viertel auf acht.

Es summte im vollgefüllten Speisesaale. Da waren alle Nachtbummler von Paris versammelt, Männer, die keinen Beruf hatten, aber auch beschäftigte Leute, alles Menschen, die von sieben Uhr abends ab nicht wissen, was sie anfangen sollen, und nun im Klub essen, um Gesellschaft zu finden, durch Zufall irgend jemanden, der etwas mit ihnen unternimmt.

Als die fünf Freunde Platz genommen hatten, sagte der Banquier Liverdy, ein kräftiger, untersetzter Mann von vierzig Jahren:

– Sie fochten ja heute wie der Teufel!

Der Maler antwortete:

– Ja, heute könnte ich, ich weiß nicht was machen!

Die andern lächelten, und der Landschafter Amaury Maldant, ein kleiner, magerer, weißköpfiger Mann mit grauem Bart, sagte listig:

– Mir geht es auch so! Im April bekomme ich immer so eine Art Säfte-Erneuerung. Das treibt dann so ein paar Blätter, höchstens ein halbes Dutzend, der Rest verliert sich in Gefühl. Früchte giebt es nie.

Der Marquis Rocdiane und Graf Landa bedauerten ihn. Sie waren beide älter als er, ohne daß man ihr Alter hätte feststellen können, waren Klubmenschen, Reiter und Fechter, denen die unausgesetzten sportlichen Übungen Körper wie aus Eisen verliehen hatten, und sie rühmten sich, in jeder Beziehung jünger zu sein, als die entnervten Burschen der jungen Generation.

Rocdiane war von guter Familie und in allen Salons zu treffen, aber er stand im Verdachte Geldgeschäfte aller Art zu machen, was nicht wunderbar war, wie Bertin sagte, da er sich so lange in Spelunken umhergetrieben. Er war verheiratet gewesen, jetzt geschieden von seiner Frau, die ihm eine Rente zahlen mußte. Er war Aufsichtsrat von belgischen und portugiesischen Banken. Er that riesig groß mit seinem energischen Don Quixote-Gesicht. Seine etwas fleckige Ehre wusch er ab und zu in irgend einem Duell mit Blut wieder rein.

Graf Landa war ein gutmütiger Koloß. Er war stolz auf seine Figur und seine Kraft, und obgleich er verheiratet war und zwei Kinder hatte, ward es ihm doch sehr schwer drei Mal wöchentlich zu Hause zu essen. Die übrigen Tage verbrachte er mit seinen Freunden nach einem Fechtgange im Klub.

– Der Klub ist eine Familie, sagte er, die Familie derer die noch keine haben, jener die nie eine haben werden, und endlich derjenigen, die sich in ihrer Familie langweilen.

Sie waren bei dem Kapitel »Frauen« angelangt, und von Anekdoten kamen sie auf allerhand Erinnerungen, von Erinnerungen zu Renommisterei und sogar zu Indiskretionen.

Der Marquis Rocdiane ließ seine Verhältnisse durch ganz deutliche Angaben ahnen, es waren Damen aus der Gesellschaft, deren Namen er nicht nannte, um sie desto besser erraten zu lassen. Der Banquier Liverdy nannte die seinigen alle beim Vornamen. Er erzählte: – Ich hatte damals Beziehungen zur Frau eines Diplomaten und so sage ich ihr eines Abends: »Weißt Du, Gretl . . .« – Während nun die andern lächelten, brach er ab und fuhr dann fort: – Ach so, das ist mir nur so entfahren, eigentlich sollte man alle Frauen ein für alle Mal Sophie nennen.

Olivier Bertin war immer zurückhaltend. Wenn man ihn fragte, pflegte er zu antworten:

– Ich begnüge mich mit meinen Modellen.

Man that, als glaube man es, und Landa, der einfach Dirnen nachlief, ward ganz erregt bei dem Gedanken an alle die hübschen Mädchen, die sich vor dem Maler auszogen für zehn Francs die Stunde.

Wie die Flaschen sich leerten, wurde das Gespräch dieser Pagoden immer öder, und Rocdiane stieg nach dem Kaffee in seinen Indiskretionen tiefer und tiefer hinab, und vergaß die Damen der Gesellschaft, um einfach Halbweltdamen zu feiern.

– Paris, sagte er, ein Glas Kümmel in der Hand, ist die einzige Stadt, wo ein Mann nicht alt wird, die einzige Stadt, wo er mit fünfzig Jahren, wenigstens wenn er noch kräftig ist und sich gut erhalten hat, immer so ein Ding von achtzehn Jahren finden wird, hübsch wie ein Engel, das ihn liebt.

Rocdiane der sich nach dem Liqueur mit Landa fand, stimmte ihm begeistert zu und zählte die kleinen Mädchen auf, die ihn täglich noch anbeteten.

Aber Liverdy, der skeptischer war und behauptete, genau zu wissen, was die Frauen wert sind, erwiderte:

– Ja, das sagen sie so, sie beten Sie an!

Landa antwortete:

– Bitte mein Lieber, sie beweisen es mir!

– Na, diese Beweise zählen nicht!

– Sie genügen mir!

Rocdiane schrie:

– Aber verflucht nochmal, sie glauben es wirklich. Meinen Sie denn, daß so eine hübsche kleine Krabbe von zwanzig Jahren, die sich seit fünf oder sechs Jahren in Paris herumtreibt, die alle unsere Schnurrbärte Küssen gelehrt haben und der sie den Geschmack am Küssen verdorben haben, daß die noch einen Mann von dreißig von einem von sechzig Jahren unterscheiden kann? Was denken Sie denn, sie hat viel zu viel erlebt und kennen gelernt. Hören Sie mal, ich möchte doch wetten, daß sie im Grunde ihres Herzens wirklich einen alten Banquier lieber hat, als einen jungen Bummler. Weiß sie denn irgend was, denkt sie darüber nach, haben die Männer hier überhaupt ein Alter? O, mein Lieber, wir werden alle jünger, wenn wir graue Haare bekommen, und je weißköpfiger wir werden, desto mehr sagt man uns, daß man uns liebt, desto mehr zeigt man es uns und desto mehr glaubt man es.

Sie standen von Tisch auf, durch den Alkohol erregt, bereit, sofort auf Eroberungen auszugehen, und begannen darüber zu beraten, wie sie ihren Abend unterbringen sollten. Bertin schlug den Cirkus vor, Rocdiane das Hippodrom, Maldant das Edentheater, und Landa die Folies-Bergère. Da schlug der Ton von Violinen, die man stimmte, leise und fern an ihr Ohr.

– Sieh mal an, ist denn heute Musik im Klub? fragte Rocdiane.

– Ja, antwortete Bertin, wir wollen doch noch zehn Minuten hingehen, ehe wir aufbrechen.

– Gehen wir!

Sie durchschritten einen Salon, das Billardzimmer, und dann kamen sie zu einer Art Loge über der Musik. Vier Herren saßen dort in Lehnstühlen und warteten andächtig, während unten, mitten in einer Reihe leerer Stühle ein Dutzend anderer standen oder saßen und schwatzten.

Der Kapellmeister schlug mit seinem Violinbogen aufs Pult. Man begann. Olivier Bertin liebte Musik über alles, wie man Opium liebt. Sie brachte ihm Träume.

Sobald die Tonflut sein Ohr traf, kam etwas wie eine nervöse Trunkenheit über ihn, sodaß Körper und Geist wie geladen waren von Elektrizität. Durch die Melodien getragen ging seine Einbildungskraft mit ihm durch. In süßen Träumen, die Augen geschlossen, die Beine übereinander geschlagen, die Arme herabhängen lassend, hörte er den Tönen zu und sah die Dinge vor seinem geistigen Auge.

Das Orchester spielte eine Haydnsche Symphonie, und als der Maler die Augen schloß, sah er in der Fantasie das Bois de Boulogne wieder, die Wagenmenge um ihn herum, und ihm gegenüber im Landauer die Gräfin und ihre Tochter. Er hörte ihre Stimmen, ihre Worte, fühlte wie der Wagen sich bewegte, und atmete die nach Blättern duftende Luft ein.

Dreimal, als der Nachbar ihn anredete, verschwand die Vision, und tauchte dreimal wieder auf, wie man nach einer Seefahrt das Schwanken des Schiffes fühlt, wenn man an Land zu Bett gegangen ist. Dann flog sein Traum weiter und wurde zu einer langen Reise mit den beiden Frauen, die immer vor ihm sitzen blieben, sei es in der Eisenbahn, sei es bei Tisch im fremden Hotel. Sie begleiteten ihn so während des ganzen Musikstücks, als hätte sich während jener Fahrt im hellen Sonnenlicht das Bild ihrer Züge tief in seine Augen gegraben.

Stillschweigen, dann das Geräusch von rückenden Stühlen und von Stimmen weckte ihn aus seinen Träumen, und er sah seine vier Freunde in den Lehnstühlen an seiner Seite, in einer Stellung, als lauschten sie aufmerksam, – eingeschlafen.

Er weckte sie und fragte: – Na, was wollen wir nun anfangen?

– Ich, meinte Rocdiane offen, möchte hier noch ein bißchen schlafen.

– Ich auch, antwortete Landa.

Bertin erhob sich:

– Schön, ich gehe nach Haus, ich fühle mich etwas abgespannt.

Er fühlte sich im Gegenteil sehr angeregt, aber er wünschte fortzugehen, weil er sich vor dem üblichen Schlusse des Abends am Baccarattisch fürchtete.

Er kehrte also heim, und am andern Morgen, nach einer nervösen Nacht, einer jener Nächte, die den Künstler in jenen Zustand geistiger Regsamkeit versetzen, den man Inspiration nennt, entschloß er sich, nicht auszugehen und bis zum Abend zu arbeiten. Der Tag war besonders fruchtbar, jene Stunden leichter Produktion, wo der Gedanke geradezu in die Hand herab zu steigen und sich von selbst auf die Leinwand zu bannen scheint.

Bei geschlossenen Thüren, von der Welt abgeschieden, in der Stille des Hauses, das für jeden Besuch verrammelt war, im trauten Frieden des Ateliers kostete er mit leuchtenden Augen, fieberhaft erregt, thätig, jenes tiefe Glück, das nur der Künstler kennt: ein Werk zur Welt zu bringen.

Es gab nichts mehr für ihn, während dieser Stunden der Arbeit, nichts Anderes mehr, als die Leinwand, auf der, unter der schmeichelnden Berührung des Pinsels, ein Bild entstand, und er spürte in diesen Stunden der Fruchtbarkeit die seltsame köstliche Offenbarung in sich vom ganzen Reichtum und der Größe des Lebens. Am Abend war er todmüde, wie nach einer gesunden Bewegung, und legte sich, mit dem angenehmen Gedanken an das Frühstück am andern Morgen, schlafen.

Die Tafel war mit Blumen gedeckt und ein ausgezeichnetes Menu für die Gräfin Guilleroy ausgesucht, da sie eine Feinschmeckerin war. Nach verzweifeltem, aber kurzem Widerstande zwang der Maler seine Gäste sogar, Champagner zu trinken.

– Die Kleine wird beschwippst sein, sagte die Gräfin.

Die nachsichtige Herzogin antwortete:

– Mein Gott, man muß es doch mal zum ersten Mal sein!

Als sie in das Atelier zurückkehrten, waren sie alle gut aufgelegt, in jener Heiterkeit, die einen leicht macht, als wären die Füße beschwingt.

Die Herzogin und die Gräfin, die eine Komitee- Sitzung des vaterländischen Frauen-Vereins hatten, mußten das junge Mädchen, ehe sie dorthin gingen, nach Hause bringen. Aber Bertin erbot sich, zu Fuß mit ihr nach Hause zu gehen über den Boulevard Malesherbes. Und sie gingen zusammen fort.

– Wir wollen den längsten Weg nehmen!

– Willst Du ein bißchen durch den Park Monceau bummeln? Es ist reizend dort, wir wollen ein bißchen die kleinen Kinder und Ammen angucken.

– Gut, mir ist es sehr recht!

Ueber die Avenue Velasquez traten sie durch das vergoldete Monumental-Gitter ein, das diesem lieblichen eleganten Park, der mitten in Paris, von Palästen umgeben, wie eine grüne Schmuckinsel daliegt, als Zierde und Eingang dient.

Längs der breiten Hauptwege, die durch die Gebüsche und Rasenplätze im Bogen hinzogen, saßen eine Menge Damen und Herren auf eisernen Stühlen, um die Vorübergehenden zu betrachten, während sich auf den kleinen schattigen Wegen, die sich wie Bächlein schlängelten, eine ganze Herde Kinder herumtummelte, im Sande spielte, lief, über das Seil sprang, von den Blicken der Ammen oder den noch besorgteren der Mütter bewacht.

Die weiten üppigen Rasenplätze waren von mächtigen Bäumen umgeben, wie von Monumenten aus Blätterwerk, von riesigen Kastanienbäumen, deren dunkles Laub von roten oder weißen Blütenkerzen unterbrochen war, von vornehmen Sykomoren, dekorativen Platanen mit ihren gewundenen Stämmen. Es war warm, die Turteltauben girrten in den Blättern und flogen von einem Baume zum andern, während die Spatzen sich von dem Regenbogen abhoben, den die leuchtende Sonne in den Wasserstäubchen bildete, die über den Rasen von den Sprengapparaten hinsprühten. Die weißen Bildsäulen auf ihren Postamenten sahen glückselig aus in dem frischen Grün. Ein Marmorknabe zieht einen Dorn aus dem Fuß, wie wenn er ihn sich vorhin eingetreten, als er die Diana verfolgt, die dort drüben nach dem kleinen See zu flüchtet, der in dem Gebüsche eingebettet liegt, wo sich eine Tempelruine erhebt.

Andere Bildsäulen halten sich umschlungen, zärtlich und kalt zugleich, oder träumen, die Hände über die Kniee gefaltet. Ein Wasserfall schäumt über hübsche Felsen herab; an einem, wie eine Säule geborstenen Baumstumpf schlingt sich Epheu empor; auf einem Grabmal steht eine Inschrift. Die steinernen Standbilder auf dem Rasen erinnern so wenig an die Akropolis wie dieser kleine, elegante Park an einen Urwald.

Hier ist der reizend hergerichtete Platz, wo die Stadtmenschen die in Gewächshäusern aufgezogenen Blumen betrachten und bewundern wollen, wie man im Theater ein Bild des Lebens bestaunt.

Olivier Bertin kam seit Jahren fast täglich an diesen Ort, den er besonders liebte, um hier die Pariserinnen in ihrem echten Rahmen zu sehen.

– Der Park ist wie gemacht für Toilette, pflegte er zu sagen, hier würden schlecht angezogene Leute Entsetzen erregen.

Stundenlang bummelte er hier herum. Er kannte alle Pflanzen und alle regelmäßigen Besucher.

Er ging neben Annchen die Wege hinab, zerstreut, weil er auf das wogende Getriebe im Garten blickte.

– O, das Engelchen! rief da Annchen.

Sie betrachtete einen kleinen blonden Jungen mit langen Locken, der sie mit seinen blauen Augen erstaunt, glückselig lächelnd ansah. Dann besah sie sich alle Kinder der Reihe nach, und weil sie sich freute, diese verhätschelten lebenden Püppchen zu sehen, ward sie schwatzhaft und mitteilsam.

Sie machte kleine Schritte und teilte Bertin ihre Beobachtungen mit über die Kinder, über die Ammen und über die Mütter. Die dicken runden Kleinen begrüßte sie mit lautem Freudenruf, über bleiche Kinder war sie traurig.

Er hörte ihr zu, und sie machte ihm mehr Spaß, wie die Kinder. Und in Gedanken an seine Malerei, murmelte er: »Ganz reizend«, und dachte, was es für ein hübsches Bild geben würde, so ein Stückchen Park mit einer Handvoll Ammen, Müttern und Kindern. Wie war er nur nicht früher darauf gekommen?

– Hast Du die kleinen Würmer gern? fragte er.

– O, ich liebe sie! –

Wie er Annchen die Kinder betrachten sah, fühlte er, daß sie die Lust anwandelte, sie auf den Arm zu nehmen, sie zu küssen, mit ihnen zu spielen, das deutliche zärtliche Gefühl der künftigen Mutter, und er wunderte sich über den geheimen Instinkt, der in dieser Mädchenknospe steckte.

Da sie in der Laune war, sich zu unterhalten, befragte er sie über ihre Hoffnungen. Sie gestand ihm, und zwar mit naiver Offenheit, daß sie auf Erfolg in der Gesellschaft hoffe, sagte, daß sie gern schöne Pferde hätte und auch etwas davon verstünde, denn die Pferdezucht umfaßte einen Teil des landwirtschaftlichen Betriebes von Roncières, und wegen eines etwaigen Verlobten machte sie sich nicht mehr Sorgen als um eine Mietwohnung, die man doch bei der großen Menge leerstehender Wohnungen leicht finden würde.

Sie kamen an den See, auf dem zwei Schwäne und sechs Enten leise hinglitten, unbeweglich, weiß, wie Vögel aus Porzellan. Dann kamen sie an einer jungen Frau vorüber, die, ein offenes Buch auf den Knieen, auf einem Stuhle saß, vor sich hin in die Weite blickend, ganz in Träumen verloren.

Sie bewegte sich nicht mehr, als eine Wachsfigur. Häßlich, einfach, bescheiden gekleidet wie jemand, dem nicht daran liegt zu gefallen, vielleicht eine Erzieherin, saß sie in Sinnen versunken da. Ein Satz, irgend ein Wort, hatte sie wohl betroffen, daß Herz und Gedanken davon gefangen waren. Je nachdem, was sie vom Leben hoffte und begehrte, mochte sie vielleicht die Geschichte, die sie las, in Gedanken fortspinnen.

Erstaunt blieb Bertin stehen.

– Es ist schön so zu träumen, sagte er.

Sie waren an ihr vorübergekommen, drehten noch einmal um und kamen zum zweiten Mal vorbei, ohne daß sie es merkte, so war sie in Gedanken.

Der Maler sagte zu Annchen:

– Sag' mal, Kleine, wäre es Dir sehr unangenehm, mir ein oder zweimal Modell zu stehen?

– Aber nein, im Gegenteil.

– Sieh' Dir mal die Dame hier an, wie sie da träumend sitzt.

– Die da auf dem Stuhl?

– Ja. Siehst Du, genau so mußt Du Dich auch auf einen Stuhl setzen, dann nimmst Du ein offenes Buch auf den Schoß und mußt sehen, daß Du genau die Haltung annimmst wie die. Hast Du denn schon mal mit offenen Augen geträumt?

– O, gewiß.

– Wovon denn?

Und er versuchte, sie zum beichten zu bringen über ihre Träumereien. Aber sie wollte nicht antworten, umging seine Fragen, sah zu, wie Enten nach den Brotkrumen schwammen, die ihnen eine Dame zuwarf, und schien sich geniert zu fühlen, als hätte er irgend einen empfindlichen Punkt bei ihr getroffen.

Dann erzählte sie, um das Gespräch zu wechseln, von ihrem Leben in Roncières, sprach von ihrer Großmutter, der sie täglich stundenlang laut vorlesen mußte und die nun wohl recht einsam und traurig sein mochte.

Der Maler hörte ihr zu und fühlte sich dabei frisch wie ein Vogel, heiter, wie er es nie gewesen. Alles was sie ihm da erzählte, alle die flüchtigen, gleichgiltigen Kleinigkeiten dieses einfachen Mädchendaseins interessierten ihn und machten ihm Spaß.

– Wollen wir uns nicht ein bißchen setzen, fragte er.

Sie setzten sich nah ans Wasser, und die beiden Schwäne schwammen herbei, in der Hoffnung, Futter zu bekommen.

Bertin kamen allerlei Erinnerungen, Erinnerungen an Dinge, die man längst vergessen, die aber plötzlich wieder auftauchen, man weiß eigentlich nicht warum. Jäh erschienen sie, aller Art, so zahlreich und auf einmal, daß es ihm war, als hätte eine Hand in seine Vergangenheit gegriffen.

Er suchte sich zusammen zu reimen, woher diese Erinnerungen an seine Vergangenheit kämen, die schon mehrmals, allerdings nicht so deutlich wie heute, in ihm aufgetaucht. Irgend einen Grund zu diesem plötzlichen Erscheinen gab es immer, ein einfacher thatsächlicher Grund, ein Geruch, oft ein Parfüm; wie oft war es ihm nicht geschehen, daß ihm durch den Luftzug eines vorüberrauschenden Kleides, der ihm einen bestimmten Duft zugetragen, eine ganze Geschichte wieder lebendig geworden. Aus dem Duft alter Toilettenflaschen waren ihm oft ganze Strecken seines Lebens wieder zur Erinnerung gekommen, und alle Düfte und Gerüche der Straße, der Felder, der Häuser, der Möbel, ob gut ob schlecht; die warmen Düfte der Sommerabende, der kalte Luftzug der Winternacht, alles erregte in ihm ferne Erinnerungen, als ob diese Düfte Dinge der Vergangenheit, die längst gestorben, umschlossen hielten, wie die aromatischen Essenzen, die zur Erhaltung der Mumien dienen.

War es das nasse Gras oder der Geruch der Kastanienbäume, die ihm die Vergangenheit so wieder zu Sinnen führte? Nein. Also was? Verdankte er diese Frische heute seinem Auge? Was hatte er gesehen? Nichts. – Vielleicht ähnelte irgend jemand, dem er heute begegnet, einem Gesicht von früher und, ohne daß er es selbst gewahr geworden, klangen nun in seiner Seele Glocken von einst.

War es nicht vielleicht mehr ein Ton? Manchmal hatte ihn der Klang eines Klaviers, den er zufällig gehört, eine unbekannte Stimme, sogar eine Drehorgel, die irgendwo auf einem Platze ein altes Lied spielte, um zwanzig Jahr verjüngt und ihm das Herz geweitet in Erinnerung der Vergangenheit.

Aber unausgesetzt, nicht zu fassen, ging das weiter, so daß es ihn beinahe erregte. Was war um ihn, bei ihm, das längst vergangene Gefühle so neu belebte?

– Es ist etwas frisch, sagte er, wir wollen weiter gehen.

Sie standen auf und setzten den Spaziergang fort. Auf den Bänken sah er die armen Leute sitzen, für die die Stuhlmiete eine zu große Ausgabe bedeutet.

Jetzt bemerkte sie Annchen auch, beunruhigte sich über ihr Schicksal und ihre Beschäftigung, und wunderte sich, daß Leute in so reduzierten Verhältnissen hierher in diesen schönen öffentlichen Garten kamen, um zu faulenzen.

Und stärker noch als vorhin kamen Olivier versunkene Jahre ins Gedächtnis. Es war ihm, als summte eine Fliege an seinem Ohr und trüge ihm unbestimmte Erinnerungen vergangener Tage wieder in den Sinn.

Da das junge Mädchen ihn träumen sah, fragte sie:

– Was haben Sie denn, Sie scheinen traurig zu sein?

Und er schrak zusammen bis tief ins Herz hinein. Wer hatte das gesagt, sie oder ihre Mutter? Nein, ihre Mutter nicht, mit der Stimme wie sie jetzt sprach, aber so wie sie früher gesprochen. Mit der Stimme, die sich so verändert, daß er sie erst jetzt wieder erkannt.

Er antwortete lächelnd:

– Ich habe nichts, Du amüsierst mich riesig, Du bist sehr nett, Du erinnerst mich an Deine Mutter.

Wie war es nur möglich, daß er nicht schneller den Widerhall der ihm einst so gewohnten Stimme herausgefunden, die nun aus einem anderen Munde kam.

– Erzähle mir noch etwas, sagte er.

– Was?

– Was hast Du denn bei Deinen Gouvernanten gelernt, mochtest Du sie gern?

Sie begann wieder zu schwatzen, und er hörte ihr in steigender Bewegung zu. Er wartete, er spähte unter diesen Worten des jungen Mädchens, das seinem Herzen fast fremd war, nach einem Wort, einem Ton, einem Lächeln, das noch von der Jugend der Mutter her aus ihr klänge. Bei manchen Betonungen zuckte er förmlich zusammen. Gewiß war ihre Redeweise zum Teil so verschieden, daß er die Ähnlichkeiten nicht gleich bemerkt, aber ebenso gut konnte er manchmal die beiden garnicht auseinander halten. Aber diese Verschiedenheiten machten die plötzliche Erinnerung an die Sprache der Mutter nur noch lebendiger. Bis dahin hatte er mit freundschaftlichem, neugierigem Auge die Ähnlichkeit in den Zügen festgestellt. Aber jetzt warf ihm das Wunder dieser wiedererstandenen Stimme so alles durcheinander, daß er sich manchmal fragte, wenn er den Kopf abwendete, um das junge Mädchen nicht mehr zu sehen, ob denn nicht die Gräfin mit ihm sprach, wie sie vor zwölf Jahren gesprochen.

Wie er dann ganz gepackt von dieser Erscheinung sich zu ihr wendete, fand er in ihrem Blick etwas von dem Zauber wieder, den in der ersten Zeit ihrer Liebe das Auge der Mutter auf ihn geübt.

Drei Mal waren sie schon um den Park herum gegangen, immer an denselben Leuten, denselben Ammen, denselben Kindern vorüber.

Jetzt betrachtete Annchen die Häuser, die um den Garten stehen und fragte, wer dort wohnte.

Sie wollte von diesen Leuten alles wissen, fragte mit unglaublicher Neugier, als wollte sie alles in ihrem kleinen Mädchenherzen festhalten. Mit den Augen schien sie ebenso zuzuhören wie mit den Ohren.

Aber als sie an den Pavillon kamen, der die beiden Thüren trennt, die auf den äußeren Boulevard führen, merkte Bertin, das es bald vier Uhr war.

– O, sagte er, wir müssen bald nach Haus.

Und langsam schlenderten sie zum Boulevard Malesherbes.

Der Maler ging, nachdem er das junge Mädchen verlassen, zum Concordienplatz, um auf dem anderen Seineufer einen Besuch zu machen.

Er trällerte vor sich hin, wäre am liebsten herumgesprungen, mit einem Satz über die Bänke, so jung und frisch fühlte er sich. Er fand Paris köstlich, schöner denn je und dachte: »Es ist doch wahr, der Frühling macht alle wieder jung.«

Er war in einer jener Stimmungen, wo der angeregte Geist alles lebhaft aufnimmt, wo das Auge schärfer sieht, klarer und eindrucksfähiger ist, wo man mit größerer Freude um sich blickt, und lebt, als ob eine allmächtige Hand alle Farben der Erde aufgefrischt, alle Bewegungen der menschlichen Wesen lebhaft gemacht und die Aufnahmefähigkeit und Thätigkeit in uns wieder angetrieben, wie eine aufgezogene Uhr, die nahe am Stillstehen gewesen.

Er dachte, indem er sein Auge über eine Menge interessanter Motive gleiten ließ: »Man sollte es doch nicht glauben, daß es Augenblicke giebt, wo ich nicht weiß, was ich malen soll.«

Er fühlte sich so frei, so klar blickend, daß ihm seine ganze bisherige Kunst banal erschien, und er an eine neue wahrere, originellere Art dachte, das Leben wiederzugeben. Und plötzlich packte ihn die Lust heimzukehren, zu arbeiten, und er drehte um, sich in seinem Atelier einzuschließen.

Aber sobald er allein vor der begonnenen Leinwand stand, ebbte plötzlich das noch eben stürmende Blut zurück, er fühlte sich müde, setzte sich auf den Divan und begann zu träumen.

Die glückliche Gleichgültigkeit, in der er lebte, jene Sorglosigkeit des Mannes, dessen Bedürfnisse beinah alle befriedigt sind, schwand langsam aus seinem Herzen, als fehlte ihm etwas. Er fühlte sein Haus leer, sein großes Atelier öde, und wie er um sich blickte, war es ihm, als erschiene der Schatten einer Frau, deren Gegenwart ihm angenehm war. Längst schon hatte er die Ungeduld des Liebhabers vergessen, der die Rückkehr der Geliebten erwartet, und nun plötzlich fühlte er ihr Fernsein und wünschte sie herbei mit der Glut eines Jünglings.

Es stimmte ihn weich, wenn er daran dachte, wie sie sich geliebt hatten, und in diesem weiten Raum, in den sie so oft gekommen, fühlte er unendliche Erinnerungen an sie auftauchen, Erinnerungen an ihre Worte, ihre Bewegungen, ihre Küsse. Er dachte wieder an gewisse Tage, an einzelne Stunden, besondere Augenblicke und fühlte sich umweht vom Hauche einstiger Zärtlichkeiten.

Er erhob sich. Er konnte nicht mehr sitzen bleiben, ging auf und ab und dachte daran, daß er trotz dieses Verhältnisses, das sein Leben ausgefüllt, doch recht einsam, recht allein geblieben war. Wenn er nach langen Stunden der Arbeit um sich blickte, noch ganz benommen, wie einer, der zur Wirklichkeit erwacht, sah und fühlte er um sich herum nur Mauern, die seine Hand berührte, an denen seine Stimme widerhallte. Da er keine Frau im Haus hatte und nur heimlich wie ein Dieb die sehen konnte, die er liebte, hatte er seine Mußestunden an allen möglichen öffentlichen Orten zubringen müssen, wo man die Zeit totschlagen kann. Er war gewohnt, in den Klub zu gehen, in den Zirkus, ins Hippodrom, in Gesellschaften, in die Oper, überall hin, um nicht daheim sein zu müssen, wo er doch so gern geblieben wäre, wenn er mit ihr hätte leben dürfen.

Früher hatte er unsäglich in gewissen sehnsuchtsvollen Stunden darunter gelitten, sie nicht mit sich nehmen und bei sich behalten zu dürfen. Als seine Glut nachließ, hatte er sich in diese Trennung und sein Alleinsein gefunden. Jetzt kam wieder die Sehnsucht über ihn, als finge er von neuem an, sie zu lieben.

Diese Rückkehr von Zärtlichkeit überkam ihn so plötzlich, beinah ohne Grund, weil die Sonne schien und vielleicht, weil er vorhin die verjüngte Stimme dieser Frau wieder gehört. Wie wenig braucht es, um das Herz eines Mannes zu bewegen, eines alternden Mannes, bei dem die Erinnerung zum Bedauern wird.

Wie früher kam ihm das Bedürfnis, sie wiederzusehen, und ging ihm in Geist und Fleisch über wie ein Fieber. Er begann an sie zu denken, in der Art junger Verliebter, ihr Bild in seinem Herzen idealisierend und sich daran begeisternd, um den Wunsch nach ihr zu erhöhen. Dann entschloß er sich, obgleich er sie erst am Morgen gesehen, am Abend noch zu ihr zum Thee zu gehen.

Die Stunden verstrichen ihm langsam, und als er ausging, den Boulevard Malesherbes hinunter, überkam ihn plötzlich die Angst, sie nicht zu Hause zu finden und genötigt zu sein, auch diesen Abend allein zuzubringen, wie er es doch so oft gethan.

Auf seine Frage: »Ist Frau Gräfin zu Haus?« antwortete der Diener: »Jawohl!« Und Glückseligkeit strömte in sein Herz. Er sagte strahlend, als er auf der Schwelle des kleinen Salons erschien, wo die beiden Damen beim Schein einer auf hohem, schmalen Stiel ruhenden Doppellampe aus Britanniasilber arbeiteten:

– Da bin ich wieder.

Die Gräfin rief:

– Nein, Sie, das ist aber nett.

– Ja, ich fühlte mich so einsam, daß ich gekommen bin.

– Das ist wirklich nett.

– Erwarten Sie jemand?

– Nein . . . vielleicht . . . ich weiß das nie.

Er hatte sich gesetzt und sah mit verächtlichem Ausdruck die Arbeit aus dicker Wolle an, die sie mit langen Holznadeln häkelten.

Er fragte:

– Was wird denn das?

– Decken.

– Für Arme?

– Ja, allerdings.

– Das ist sehr häßlich.

– Aber sehr warm.

– Schon möglich, aber sehr häßlich. Vor allen Dingen in einem Zimmer im Stile Ludwig XV., wo alles dem Auge wohlthut. Sie sollten, wenn nicht für die Armen, so doch wenigstens für Ihre Freunde, Ihre Handarbeiten wirklich etwas eleganter machen.

– Nein, die Männer, – sagte sie und zuckte die Achseln. – Aber solche Decken sind jetzt überall Mode.

– Ich weiß. Ich weiß es nur zu gut. Man kann jetzt abends zu niemand mehr kommen, ohne daß auf den reizendsten Toiletten, auf den hübschesten Möbeln diese fürchterliche graue Wollgeschichte liegt. Dieses Frühjahr ist die Wohlthätigkeit recht geschmacklos.

Die Gräfin wollte sehen, ob er recht hätte, und breitete ihre Arbeit auf einen seidenüberzogenen Stuhl an ihrer Seite. Dann sagte sie gleichgiltig:

– Ja, es ist allerdings scheußlich.

Und sie begann wieder zu arbeiten. Auf die beiden Köpfe, die unter den beiden Lampen sich auf die Arbeit niederbeugten, fiel über das Haar ein rosa Schein, der weiter glitt auf die Gesichter, auf die Kleider und die sich bewegenden Hände. Und sie blickten auf ihre Arbeit mit jener flüchtigen, fortgesetzten Aufmerksamkeit der Frauen, die daran gewöhnt sind ihre Hände zu beschäftigen, ohne daß die Gedanken bei der Arbeit sind.

In den vier Ecken des Zimmers standen noch vier Lampen aus chinesischem Porzellan auf alten vergoldeten Holzsäulen und strahlten auf die Wände ein gleichmäßiges mildes Licht, das durch Spitzenschirme gedämpft war, die man über die Lampenglocken gehängt.

Bertin rückte einen niedrigen, winzigen Sessel heran, auf dem er kaum Platz hatte, den er aber immer bevorzugte, um mit der Gräfin zu schwatzen, indem er so fast zu ihren Füßen saß.

Sie sagte zu ihm:

– Sie haben vorhin mit Annchen einen langen Spaziergang im Park Monceau gemacht.

– Ja, wir haben geschwatzt wie alte Freunde. Ich habe Ihr Töchterchen sehr gern, sie gleicht Ihnen sehr. Wenn sie gewisse Worte ausspricht, könnte man denken, Sie hätten Ihre Stimme in ihrer Kehle gelassen.

– Das hat mir mein Mann schon häufig gesagt.

Er sah zu, wie sie arbeiteten, vom klaren Licht der Lampen überflutet, und der Gedanke, der ihn so oft quälte, der ihn noch heute gepeinigt, der Gedanke an sein totes, ödes, einsames, kaltes Haus, das bei jedem Wetter so war, wie warm auch das Feuer im Kamin brannte, that ihm so weh, als fühlte er zum ersten Mal recht seine Einsamkeit.

Ach wie gern wäre er der Gatte dieser Frau gewesen und nicht ihr Liebhaber. Früher hatte er sie einmal entführen wollen, sie diesem Mann nehmen, sie ihm einfach stehlen. Heute beneidete er den betrogenen Ehemann, der bis an sein Lebensende an ihrer Seite im gemütlichen Hause warm saß, und als er sie anblickte, fühlte er wieder tausend Erinnerungen an früher in seinem Herzen aufsteigen, über die er gern mit ihr gesprochen hätte. Er liebte sie wirklich noch, mehr sogar, viel mehr heute, als seit langer Zeit, und das Bedürfnis, ihr von dieser Verjüngung, über die sie sich ja so freuen würde, zu erzählen, flößte ihm den Wunsch ein, sie möchte das junge Mädchen so schnell wie möglich zu Bett schicken.

Von der Sehnsucht ergriffen, mit ihr allein zu sein, sich ihr zu nähern, seinen Kopf auf ihren Schoß zu legen, ihre Hände zu nehmen, denen die Decke für die Armen, die Häkelnadeln und das Wollknäul, das dann am langen Faden unter einen Stuhl rollen würde, entglitten, sah er nach der Uhr, sprach kaum mehr und fand es wirklich nicht recht, Backfische daran zu gewöhnen, den Abend mit den Erwachsenen zuzubringen.

In der Stille des anstoßenden Salons klangen Schritte, und der Diener meldete:

– Herr von Musadieu.

Olivier Bertin war wütend, und als er dem Inspektor der schönen Künste die Hand drückte, hatte er Lust, ihn beim Kragen zu nehmen und hinauszuwerfen.

Musadieu brachte eine Menge Neuigkeiten. Das Ministerium war erschüttert, und man flüsterte von einem Skandal, in den der Marquis Rocdiane verwickelt sei. Mit einem Blick auf das junge Mädchen sagte er:

– Ich werde es später erzählen.

Die Gräfin blickte auf die Kaminuhr und sah, daß es gleich zehn schlagen würde.

– Es ist Zeit, zu Bett zu gehen, mein Kind, sagte sie zu ihrer Tochter.

Annchen legte ohne zu antworten ihre Arbeit zusammen, wickelte die Wolle auf, küßte ihre Mutter auf die Wangen, gab den beiden Herren die Hand und ging schnell davon, als schwebte sie durch die Luft ohne sie zu bewegen.

Als sie fort war, fragte die Gräfin:

– Nun, was ist das für ein Skandal?

Es wurde behauptet, daß der Marquis Rocdiane, der sich gütlich von seiner Frau getrennt, die ihm eine Rente zahlen mußte, welche er jedoch ungenügend fand, ein allerdings sehr eigentümliches Mittel gefunden hatte, um seine Einkünfte zu verdoppeln. Die Marquise, die er hatte beobachten lassen, war in flagranti ertappt und mußte mit Erhöhung der Rente ihres Mannes die Unterdrückung eines Prozesses erkaufen.

Die Gräfin hörte neugierig zu, die Hand mit ihrer Arbeit unbeweglich auf dem Schoß.

Bertin war, seitdem das junge Mädchen fortgegangen, außer sich über die Anwesenheit von Musadieu und erklärte nun mit der Entrüstung eines Mannes, der die Sache kennt, aber von dieser Verleumdung hat keine Notiz nehmen wollen, das wäre eine ekelhafte Lüge, eine jener widerlichen Redereien, die ein Herr aus guter Gesellschaft gar nicht wiederholen dürfe. Er lehnte jetzt am Kamin und ereiferte sich mit nervösen Bewegungen, wie einer, der diese Geschichte zu seiner persönlichen Sache machen will.

Rocdiane war sein Freund, und wenn man ihm vielleicht auch manchmal etwas Leichtsinn vorwerfen konnte, so war ihm doch ernstlich nichts Ehrenrühriges nachzusagen. Musadieu war erstaunt, verlegen, verteidigte sich, zog seine Äußerungen zurück und entschuldigte sich.

– Erlauben Sie, ich habe die Geschichte soeben bei der Herzogin Mortemain gehört.

Bertin fragte:

– Wer hat Ihnen das erzählt? Sicher eine Dame.

– Bitte, durchaus nicht, der Marquis Farandal.

Und der Maler antwortete:

– Das wundert mich von dem weiter nicht.

Es trat Schweigen ein. Die Gräfin begann wieder zu arbeiten. Dann sagte Olivier in ruhigerem Ton:

– Ich weiß bestimmt, daß das Gerücht falsch ist.

Er wußte gar nichts, denn er hatte zum ersten Mal von der Sache gehört.

Musadieu suchte seinen Rückzug zu decken, er fand die Lage unangenehm und sprach schon davon, daß er gehen müsse, den Corbelles noch einen Besuch zu machen, als Graf Guilleroy erschien, der in der Stadt gegessen hatte.

Bertin setzte sich, ganz geschlagen, da er nicht hoffen konnte, auch den Ehemann los zu werden.

– Haben Sie schon von dem Skandal gehört, sagte der Graf, der heute abend erzählt wird?

Da niemand antwortete, fuhr er fort:

– Rocdiane scheint seine Frau abgefaßt zu haben, und das muß sie nun teuer bezahlen.

Da wiederholte Bertin mit verzweifelter Miene, in traurigem Ton und Ausdruck, indem er bittend eine Hand auf des Grafen Knie legte, in freundschaftlich milden Worten dasselbe, was er vorhin Musadieu ins Gesicht geschleudert.

Und der Graf, der sich halb überzeugen ließ, und sich ärgerte, daß er eine unverbürgte, vielleicht kompromittierende Sache leichtfertig weitererzählt, erklärte, er wisse gar nichts und sei ganz unschuldig. Es würde ja so viel Falsches und Böses geklatscht.

Plötzlich waren nun alle darüber einig, daß es geradezu traurig ist, mit welcher Leichtfertigkeit man anklagt, Verdacht erweckt und verleumdet. Und fünf Minuten lang schienen sie alle vier überzeugt zu sein, daß alles, was so geflüstert wird, erlogen ist, daß die Frauen niemals die Liebhaber wirklich haben, die man ihnen nachsagt, daß die Männer niemals die Gemeinheiten begehen, die man ihnen zuschreibt, und daß die Oberfläche im Leben viel schlechter scheint, als es darunter wirklich ist.

Bertin, der gegen Musadieu, seitdem Guilleroy gekommen war, nichts mehr einzuwenden hatte, sagte ihm Artigkeiten, redete von den Dingen, die er gern hatte, und der Graf schien zufrieden wie jemand, der überall Frieden und Eintracht um sich verbreitet.

Zwei Diener traten lautlos ein und brachten den Theetisch, auf dem in einem glänzenden hübschen Kessel das kochende Wasser über der blauen Flamme einer Spirituslampe brodelte.

Die Gräfin stand auf und bereitete das heiße Getränk mit jener Peinlichkeit und Sorgfalt, wie wir sie von den Russen gelernt haben, brachte Musadieu und dann Bertin eine Tasse und kam darauf noch einmal mit ein paar Tellern, auf denen Sandwiches mit Gänseleberpastete und verschiedenes österreichisches und englisches Backwerk lag.

Der Graf war an den Dreh-Tisch getreten, auf dem Fruchtsäfte, Liköre und Gläser standen, bereitete sich einen Grog, und glitt dann leise in den anstoßenden Raum und verschwand.

Nun befand sich Bertin wieder mit Musadieu und der Gräfin allein und wieder überkam ihn plötzlich der Wunsch, den störenden Zeugen hinaus zu befördern, der Reden schwang, Anekdoten erzählte und Witze eigener Fabrik zum besten gab. Unausgesetzt blickte der Maler zur Kaminuhr hinüber, deren langer Zeiger sich Mitternacht näherte. Die Gräfin sah seinen Blick, merkte, daß er mit ihr sprechen wollte, und mit jener Geschicklichkeit der Damen von Welt, nur durch den Ton der Stimme ein Gespräch zu wechseln und die ganze Atmosphäre des Salons zu verändern, um jemandem wortlos zu verstehen zu geben, ob er bleiben oder gehen soll, verbreitete sie allein durch ihre Haltung, durch ihr Mienenspiel, durch die gelangweilten Augen, die sie machte, sichtlich um sich eine Kälte, als ob sie eben ein Fenster geöffnet hätte.

Musadieu fühlte diesen eisigen Lufthauch, der seine Ideen erstarren machte, und ohne daß er wußte warum, wandelte ihn die Lust an, aufzustehen und zu gehen.

Bertin that aus Taktgefühl dasselbe. Die beiden Herren gingen zusammen durch die beiden Salons, von der Gräfin begleitet, die noch mit dem Maler sprach. An der Schwelle des Vorsaals hielt sie ihn unter irgend einem Vorwand zurück, während der Diener Musadieu in den Überzieher half. Da die Gräfin noch immer weiter mit Bertin sprach, entschloß sich der Inspektor der schönen Künste, nachdem er ein paar Sekunden an der offenen Thür zur Treppe, wo ein zweiter Diener stand, gewartet hatte, allein fortzugehen, um nicht mit dem Bedienten stehen zu bleiben.

Sanft wurde die Thür hinter ihm geschlossen, und die Gräfin sagte zum Künstler:

– Aber hören Sie mal, warum gehen Sie denn so schnell, es ist noch nicht Mitternacht, bleiben Sie doch noch ein wenig.

Und sie kehrten zusammen in den kleinen Salon zurück.

Sobald sie Platz genommen hatten, sagte er: – Herrgott noch mal, war der Kerl langweilig!

– Warum denn?

– Er raubte mir etwas von Ihnen.

– Ach, nicht viel.

– Das mag sein, aber er störte mich.

– Sind Sie eifersüchtig?

– Man braucht nicht eifersüchtig zu sein, wenn man jemand lästig findet.

Er hatte sich wieder auf seinen kleinen Sessel gesetzt, nun ganz an ihrer Seite, und ließ den Stoff ihres Kleides durch seine Finger gleiten, indem er ihr sagte, welche warme Regung ihm heute das Herz erfüllt.

Sie hörte erstaunt, glücklich zu und legte leise streichelnd ihre Hand auf sein weißes Haar, als wollte sie ihm danken.

– Ich möchte so gern mit Ihnen zusammen leben.

Er dachte immer an ihren Mann, der drüben in einem der Nebenzimmer wahrscheinlich schlief, und sagte: – Eigentlich muß man verheiratet sein, wenn zwei Wesen sich ganz einen wollen.

Sie murmelte: – Armer Freund! – Voll Mitleid mit ihm und mit sich selbst. Er hatte seine Wange an das Knie der Gräfin gelehnt, blickte sie zärtlich an, etwas melancholisch, etwas schmerzlich, weniger heiß als vorhin, als er von ihr durch ihre Tochter, ihren Mann und Musadieu getrennt war.

Sie sagte lächelnd, indem immer noch ihre Finger leise über Oliviers Kopf glitten:

– Gott, sind Sie weiß geworden. Die letzten schwarzen Haare sind fort.

– Ja, leider, ich weiß es. Es geht schnell.

Sie fürchtete, ihn traurig gestimmt zu haben.

– Ach, Sie waren schon sehr zeitig grau. Ich habe Sie nie anders gekannt, wie Pfeffer und Salz.

– Ja, das ist wahr.

Um ganz zu verwischen, was sie gesagt hatte, beugte sie sich zu ihm nieder, hob seinen Kopf mit beiden Händen auf und küßte ihn langsam und zärtlich auf die Stirn mit jenen langen Küssen, die kein Ende zu haben scheinen. Dann blickten sie sich an, im Grunde ihrer Augen den Widerschein ihrer Liebe zu lesen.

– Ich möchte so gern, sagte er, nur einmal einen ganzen Tag mit Ihnen sein.

Er hatte vorhin geglaubt, daß, wenn die Leute fortgingen, das genügen würde, um ihn zu beruhigen, und nun, wo er mit der Geliebten allein war, wo er auf der Stirn ihre warme Hand fühlte, an seiner Wange durch ihr Kleid hindurch die Wärme ihres Leibes, spürte er in sich doch dieselbe Unruhe, dieselbe unbekannte Sehnsucht.

Und er meinte nun, daß außerhalb des Hauses im tiefen Wald, wenn sie ganz allein wären, ohne irgend jemand in ihrer Nähe, diese Unruhe seiner Seele sich vielleicht beruhigen könnte.

Sie antwortete:

– Sie sind ein großes Kind. Wir sehen uns doch beinahe alle Tage.

Er flehte sie an, sie sollte es so einrichten, einmal mit ihm frühstücken zu gehen, irgendwohin in der Nähe von Paris, wie sie es in früheren Zeiten vier oder fünf Mal gethan.

Sie wunderte sich über diese Laune, die so schwer zu befriedigen war, nun wo ihre Tochter wieder zu Haus war. Sie wollte es trotzdem versuchen, sobald ihr Mann nach Roncières ging, aber das konnte nur geschehen nach Eröffnung der Kunstausstellung, die am folgenden Sonnabend stattfinden sollte.

– Und wann sehe ich Sie noch vorher? fragte er.

– Morgen abend bei den Corbelles. Und dann kommen Sie doch Donnerstag um drei Uhr hierher, wenn Sie frei find, und dann, glaube ich, sollen wir Freitag zusammen bei der Herzogin essen.

– Gut, sehr schön.

Er stand auf.

– Adieu.

– Adieu, mein Freund.

Er blieb stehen, konnte sich nicht entschließen zu gehen, denn er hatte keines der Worte wiedergefunden, die er ihr sagen wollte. Und tausend unausgesprochene Dinge schlummerten noch in ihm, da sagte er nochmals: »adieu« und nahm ihre Hand.

– Adieu, mein Freund.

– Ich liebe Sie.

Sie lächelte ihn mit jenem Blick an, mit dem eine Frau einem Mann in einer Sekunde alles klar macht, was sie ihm geschenkt.

Mit zitterndem Herzen sagte er zum dritten Mal: »adieu.«

Und ging.

 


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