Horaz
Oden
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15. Nereus' Weissagung von Trojas Fall.

            Als durch Wogen der Hirt auf dem Idäerschiff
Treulos Helena fuhr, gastlichem Herd' entwandt,
Jetzt durch lästige Ruh hemmte der Winde Flug
    Nereus, daß er Geschick des Grauns
Ihm weissagete: »Heim führst du mit böser Schau,
Die mit mächtigem Heer Gräcia wieder heischt;
Unheil schwört sie gesamt deiner Verehlichung
    Und des Priamus altem Reich.«
Ha, wie strömet dem Roß, strömet dem Manne bald
Schweiß? Welch Totengewühl regst du dem Dardaner-
Abstamm! Schon mit dem Helm, schon mit der Ägis stürmt
    Pallas her, mit Gespann und Wut!
Fruchtlos kühn auf den Schutz deiner Idalia,
Kämmst du Locken dem Haar und für der Weiber Ohr
Mengst du holden Gesang weichlichem Lautenton!
    Fruchtlos, daß im Gemach dem Dräun
Grauser Speer' und dem Stahl gnosischer Rohre du
Ausweichst und dem Getös' und dem ereilenden
Ajax! doch, o zu spät! liegt das verbuhlte Haar
    Einst von blutigem Staub befleckt!
Nicht den Ithakerheld, deiner Gefreundeten
Unheil, Nestor auch nicht schaust du, den Pylier?
Dorther drängt unverzagt Salamis' Teucer dich,
    Dort dich Sthenelus, wohl des Kampfs
Kundig, oder wenns gilt Rosse zu lenken, kein
Träger Wagengenoß! Bald auch Meriones
Kennst du! Siehe da tobt, dich zu erspähn, voll Grimms
    Tydeus Sohn, dem der Vater weicht!
Welchen du, wie der Hirsch, wenn er daher im Thal
Annahn sahe den Wolf, labendes Gras vergißt,
Mit hochatmender Angst fliehest, o Weichling du,
    Der ein anderes Ihr verhieß!
Zornvoll längen die Frist Dardanus alter Burg
Und den troischen Fraun Krieger um Peleus Sohn;
Doch am Tag des Geschicks äschern achaische
    Flammen Pergamus Häuser ein.

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