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Die Schlacht von Chotusitz und der Breslauer Friede.

Zu Anfang des April rückte die österreichische Armee unter dem Oberbefehl des Prinzen Karl von Lothringen in zwei Kolonnen aus Böhmen, wo ein Observationskorps unter dem Generalfeldmarschall Fürsten Lobkowitz zurückblieb, nach Mähren, und so wie sie sich über Znaym und Brünn nach Olmütz vorwärts bewegte, wichen die Preußen zurück. Prinz Karl ließ die Pässe Mährens mit Verhauen versehen und durch ein Landesaufgebot sowie durch reguläre Truppen besetzen, dann führte er sein Heer über Austerlitz und Medritz nach Böhmen, und zwar gegen Chrudim und Czaslau zu. Die nächste Absicht war: die preußischen Magazine zu Podiebrad und Nimburg zu nehmen, und dann die feindliche Armee einzuschließen, zu welchem Ende die Elbebrücke bei Kollin besetzt wurde; weitere Absicht war: nach Prag zu ziehen, wo Hohe und Niedre – wenigstens der Mehrzahl nach – die Fremdherrschaft ungern ertrugen und Marien Theresien heimlich Treue bewahrten.

Als Friedrich II. erfuhr, daß die österreichische Armee sich der Magazine bemächtigen wolle, rückte er (am 15. Mai) mit der Vorhut voraus; der Erbprinz von Dessau folgte ihm mit der Hauptarmee. Als Friedrich in Kuttenberg ankam, hatten sich die Oesterreicher rechts gewendet und Czaslau besetzt, was dem Prinzen von Dessau als Aufgabe vorgezeichnet war. Während nun die Oesterreicher in Czaslau einrückten, waren die Preußen blos bis Chotusitz gekommen, und rasch wurde nun der König mit der Vorhut zur Hauptarmee zurückberufen. Er traf am frühen Morgen des 17. Mai ein, und fand beide Armeen bereits in Schlachtordnung, im Begriffe, den Kampf zu beginnen.

Die preußische Cavallerie war in Form eines Winkelhakens auf einer Anhöhe aufgestellt und hatte die sämmtliche österreichische Cavallerie vor sich. Unter dem Donner des Geschützes eröffnen die Oesterreicher den Angriff; aber rasch wirft sich Generallieutenant Buddenbrock auf Befehl des Königs mit der preußischen Cavallerie auf die ungarische, und drängt ihre erste Linie zurück; doch die Staubwolken, welche Freund und Feind umhüllen, hindern die Benutzung des gewonnenen Vortheils. Mit nicht minderem Glücke war General Rothenburg auch in die zweite Linie der Oesterreicher eingedrungen; zwei Regimenter auf ihrem linken Flügel geriethen in Unordnung. Plötzlich macht die ganze österreichische Armee halbrechts an, gegen zwei Bataillone des Schwerin'schen Regiments, aber in die zweite Linie dringen die Regimenter Prinz Wilhelm und Waldow ein, hauen fast ein ganzes Regiment der Oesterreicher nieder, entblößten jedoch dadurch den linken Flügel von der Cavallerie. Während so der Kampf tobt und die preußische Infanterie weichen muß, stecken österreichische Grenadiere das Dorf Chotusitz in Brand, und die preußische Infanterie muß es verlassen. Jetzt verdoppelt sich das Feuer der Infanterie. Die Cavallerie des rechten und linken Flügels der Oesterreicher wird geschlagen, und nun rückt der König mit dem ganzen rechten Flügel seiner Infanterie vor, kommt der österreichischen in die Flanke, zwingt den rechten derselben zu weichen, und bald ist die Flucht der Oesterreicher allgemein.

So hatte der König binnen weniger Stunden den Sieg gewonnen; der Verlust war auf beiden Seiten gleich groß, der Erfolg für Preußen und Oesterreich gleich wichtig. Friedrich's Sieg bei Chotusitz bewog Marien Theresien, welche vier Tage vor demselben, an ihrem 26. Geburtstage, eine Prinzessin Maria Christina geboren hatte, bei den unter englischer Vermittelung neuerdings aufgenommenen Verhandlungen, rasch einen Frieden mit Preußen abzuschließen. Schon früher besaß der englische Gesandte Hyndfort zu diesem Behufe die Vollmacht Marien Theresiens. Rasch wurden nun (am 11. Juni) zu Breslau die Präliminarien (durch Hyndfort und Podewils) unterzeichnet, am 28. Juni zu Berlin der Definitivfriede abgeschlossen, dessen Bürgschaft England übernahm. Welch ein Preis! Maria Theresia trat Ober- und Niederschlesien, mit Ausnahme von Teschen, Troppau und Jägerndorf, und die Grafschaft Glatz ab. Maria Theresia konnte von jenem Augenblicke an keinen Schlesier mehr sehen, ohne in Thränen auszubrechen. Diese Wahrheit des Schmerzes bezeugte die Tiefe der Ueberzeugung von ihrer Pflicht; wahrlich diese Thränen sagten, daß Schlesien nicht bloß ihr, daß sie – Schlesien gehörte.

Uebrigens hatte sie dies ihr Kleinod, »den schönsten Edelstein ihrer Krone« nicht ohne Hoffnung auf wichtigeren Entgelt hingegeben, so wenig sie sich des Gedankens an die Möglichkeit einer Wiedererwerbung zu entschlagen vermochte.

Kursachsen, in den Frieden einbegriffen, schloß am 11. September einen Separatfrieden mit ihr. Zur Befestigung des Breslauer Friedens schlossen Preußen und Großbrittannien am 18. November 1742, Großbrittannien und Rußland am 11. Dezember desselben Jahres ein Bündniß.

Bevor wir nun die Nutzung betrachten, welche Maria Theresia von dem Breslauer Frieden zunächst zur Wiedererwerbung ihres Erbreiches Böhmen zu ziehen verstand, werfen wir einen Blick auf die

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