Sagen aus dem Rheinland
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Die Höhle bei Island

EIberfeld gegenüber liegt Island, das wohl älter sein mag, als die Stadt; oberhalb diesem Islande lag unten an der Wupper eine Höhle, in welcher vor alten Zeiten Zwerge, oder gespenstige Wesen gewohnt haben sollen. Diese Zwerge erschienen öfter vor Zeiten den Menschen, zeichneten sich durch Reinlichkeit und Anstand aus und litten nicht, daß sich in ihrer Nachbarschaft etwas Unehrenhaftes oder Unanständiges zutrug. Als die Stadt Elberfeld schon bedeutend angewachsen war, und die kleine Schlucht in der Nähe der Höhle vielen Bürgern ob des Schattens der hohen Eichen und durch die Kühle des fließenden Bächleins zum Erholungsgange diente, begegnete man auch dorten öfter den seltenen Wesen. Es leuchtete nun auch manchen Liebesleuten ein, welche geheimen Umgang miteinander pflogen oder pflegen wollten, daß diese Stelle, welche zahlreiche Verstecke bot, für sie eine recht günstige sei. Sie gaben sich daher dort wohl Stelldichein, allein so oft sie indessen zu Vertraulichkeit übergehen wollten, regnete es von allen Seiten dermaßen von Steinen auf das Paar, daß sie nicht anders als rasch sich durch die Flucht entziehen konnten. Wenn sich auch dieser oder jener Bursche zur Verteidigung seines Schätzchens anschicken wollte, so konnte er nirgends einen Feind finden, setzte er sich allenthalben den Steinwürfen aus und stolperte nicht selten durch Stäbe, die ihm zwischen die Beine gerieten und ihn in Pfützen und Dornen warfen. Zuletzt wagte sich niemand mehr in unlautern Absichten in die Schlucht, und so ward diese von allem schlechten Volke gemieden.

 


 


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