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An der Carfreytag Nacht,
Als mich trieb mein Andacht
In der Kirchen zubleiben,
Da mein Gebet zutreiben
Biß an den andern Morgen,
Im Chor saß ich verborgen
In einem Stul geschmucket
Still und mich nider bucket,
Biß man die Kirchen spert,
Nach dem anhielt ich herrt
Mit andächting Gebet
Biß es ind Nacht wurd spät.
Nach dem der Schlaff mich fatzet,
Daß ich fieng an und natzet,
Wurd gwaltig überwunden
Mit starckem Schlaff gebunden.
Ein Traum umbschrencket mich
So frembd und wunderlich,
Mich daucht, ich hört ein Gall,
Das es im Gwölb erhall.
Die also menschlich redt:
O das ich Flügel hett,
Das ich von Menschen schnöd
In ein wüste Einöd
Mich flüchtig möchte schwingen.
Mir schauchtzet ob den Dingen,
Gedacht, es ist ein Seel,
Die leydet Pein und Quel.
Doch daucht mich, wie ich sagt:
Wer bist, der also klagt,
Sag, ist zuhelffen dir?
Die Stimm die antwort mir:
Fast aller Trost ist hin,
Weil ich verlassen bin.
Wann Freund und Feinde sich
Sind sembtlich wider mich.
Ich sprach, ich bitt dich, nenn
Dich, das ich dich erkenn.
Die Stimm erseufftzet fort,
Sprach: Ich bin Gottes Wort,
Das Evangelium.
Teutsch Lands ich mich annum.
Christlich zu ordinieren
Und wider reformieren,
Von allem Mißbrauch klar,
Wie die erst Kirchen war.
Ich thet all Menschen laden
Zu den göttlichen Gnaden,
Ich predigt und verkünd
Vergebung aller Sünd;
Umbsonst all himlisch Schätz,
Die menschlichen Aufsätz,
Seelnetz und Gleißnerey
Geltstrick und Simoney,
Viel schwerer Joch der Gwissen
Wurden durch mich zerrissen.
Von Lüg ich sie erledigt,
Die göttlich Warheit predigt,
Zuhand der gmeine Mann
Nam mich gar frölich an,
Er höret mich begierlich,
Hielt mich ehrwirdig, zierlich.
Ich dacht, sie werden eben
Führen ein christlich Leben
Nach meiner Leer und Sag
Täglich von Tag zu Tag
Als rechte Gotteskind,
Das sich weit anderst find.
Im Mund führens mich eben,
Verlaugnen mein im Leben.
Weng Lieb und Treu man sicht,
Der meiste Theil der spricht:
Christus hab gnug gethan,
Kein gut Werck sehens an,
Gehn mit verkehrtem Sinn
Also gantz sicher hin,
Samb sey die Höll verdorben,
Der Teuffel längst gestorben.
Und liegt der Tod gefangen,
Das streng Gericht vergangen,
In Wollüsten sie wandeln
Und gar unchristlich handeln
Mit Ehbruch, Hurerey,
Mit Wucher, Tyranney,
Mit Betrug und Fürkauffen,
Mit Fressen und Zusauffen,
Gottlästern, Neid und Haß.
Nun hab ich wider das
Mich schier heißer geschryen,
Das Volk frümmer zuziehen,
Das mein gar niemand acht,
Mich verspott und verlacht.
Bey dem merck ich gar wol,
Das sie sind Frümkeyt hol;
Habn mich nur angenommen
So weit ich ihn thet frommen
Zu ihrem eignen Nutz,
Zu Freyheit, Ehr und Guts,
Weil sie das von mir han,
Mich sehens sonst nit an,
Gleich wie Christo meim Herrn
Das Volck nach gieng von fern,
Weil er ihn Speise gab,
Fiel doch bald wider ab.
Und wo sie Gott belaydigen,
Sies alls mit mir verthaydigen.
Also mit großen Schanden
Bey Freunden und Bekandten
Muß ich, Gotts Wort, allein
Nur ihr Schand Deckel sein.
Der ander große Hauff
Verstockt, nimbt gar nicht auff
Mich, die himlischen Warheit
Mit meiner hellen Klarheit;
Sonder mit Wort und Leben
Bleibens in Lügen kleben,
Die ihn schmecket viel baß;
Tragen nur Neid und Haß,
Mich gar vermaledeyen,
Verfluchen und ausschreyen:
Ich bring kein gute Frucht,
Man sech kein christlich Zucht.
Ketzerey sie mich schelten,
Also muß ich entgelten
Der, die sich rühmen mein
Und doch Weltkinder sein,
Gantz nach fleischlichem Sinn,
Dran ich unschuldig bin.
Wann ich bin lauter rein,
Ein Speiß christlicher Gmein
Und nicht der Hund und Seu,
Der theil ich mich keins freu.
Den zweien sind vereint
Die dritten mein Erbfeind,
Hochpriester, Phariseer,
Gleißner und Saduceer,
Den ich die Warheit sagt,
Ihr Schalckheit ihn auffzwagt,
Ihr Ceremonion
Und Superstition
Thet gwaltigklich zerstören,
Mügen mich gar nicht hören.
Sie werden nur grießgrammen,
Mich unverhört verdammen,
Als sey ich Ketzerey;
Und mich durch Tyranney
Verbannen und versagen,
Brennen, martern und plagen,
Sambt den, die bey mir bleiben.
Auch die predgen und schreiben
Zum Widerrufs sie dringen,
Drohen, nötgen und zwingen,
Tyrannisch unbescheyden
Wie Türcken oder Heyden.
Wenn Christus selber kem,
Sich seines Wirts an nem
So würd der Geistling Zahl
Ihn creutzing noch ein mal
Als ein irring Verfürer,
Ein Mörder und Auffrürer.
Wie sie denn mich beklagen
Der Obrigkeyt ansagen:
Ich hab Auffruhr erweckt;
Was Unglücks sich zutregt:
Krieg, Theurung oder Sterben,
Krankheit und Lands-Verderben
Sie mit Practick und Lügen,
Arglist und wie sie mügen
Die Schuld gar auff mich setzen,
Die Obrigkeyt verhetzen,
Daß sie mir werd abgünstig,
Zu Verfolgung inbrünstig,
Wütig, zornig und schwirig
Ueber mich gantz blutgirig;
Land und Leut zu verheeren,
Als ob sie Gott dran ehren,
Wie sie Christo auch theten,
Die Pilatum beredten,
Daß er ihn würgen ließ
Und weiß doch gantz und gwiß
Das gantz geistlich Geschlecht,
Daß ich bin war und grecht.
All Feindschaft darauf steht.
Daß ihn durch mich abgeht.
Hett aber ich gelehrt
Das ihren Pracht hett gmehrt,
Reichthumb, Gewalt und Ehr,
Ich wer ein gute Lehr,
Von ihn mit Gold einschrieben.
Also werd ich umbtrieben
Von dreyerley Parthey,
Ich sey gleich wo ich sey.
Erstlich von den Maulchristen,
Darnach von Romanisten
Und den Religiösen,
Sind eines Tuchs drey Hosen,
Der ich nit ziehen kan.
Allein hecht mir noch an
Ein armes Heuflein klein,
Die war recht christlich Gmein,
Die mir gantz ist ergeben
In Worten, Werck und Leben,
Die mir Gott hat zugstelt
Auß dieser Welt erwelt.
Diese thu ich bewaren,
Die andern laß ich faren,
Den ich doch kam zu Heil
Wirdt ich ein streng Urtheil,
Weil ihn erschein das Liecht,
Das sie annemmen nicht.
Blind, überblinds Teutschland
An Geist und an Verstand,
Es wird mein Lehr und Treyben
Nicht allmal bey dir bleyben.
Ich wirdt von dir außgohn
Inn ander Nation.
Mit dem der Schein erblich
Und als ein Schatten wich!
Die Stimm auch stiller schwieg,
Die Morgenröt einstieg,
Daucht mich, durch die Kirchfenster
Mit ihrem hellen Glenster,
Den künffting Tag zu deuten.
Da ward man Frümeß leuten,
Indem ich aufferwacht,
Und dem Traum nach gedacht,
Deß Gsichtes mich entsetzt;
Gedacht mir doch zu letzt:
Es ist je leyder war,
Gottes Wort hab wir klar.
Doch wenig Frucht man sicht;
Es ist, wie Christus spricht:
Der Samen Gottes Wort
Wird außgeseet fort,
An Weg, Dörner und Fels,
Wenig Frucht bringt es els;
Da guts Erdtreich ward troffen,
Da war erst Frucht zu hoffen.
Deß Bößn ist zu vermuten
Drey mal mehr denn deß Guten,
Ich fürcht nach Christi Sag,
Daß vor dem jüngsten Tag
Sein Wort jetzt predigt werd
Auf dem Umbkreiß der Erd,
Zu eim Zeugnuß bescheyden
Ueber uns und die Heyden,
Ohn Frucht zu einer Plag
Dort auff den jüngsten Tag.
O Herr, laß uns dein Wort
Bleiben, und laß es fort
In uns erflammen starck
Durch Seel, Hertz, Bein und Marck,
Daß wir dir Zeugnuß geben
Beide mit Wort und Leben,
Gut christlich Früchte bringen
Her auß dem Glauben springen
Als ware Gotteskind,
Dein Erb und Haußgesind.
Daß das die Heiden sehen,
Dir Lob und Ehr verjehen,
Dein Wort hören und leeren
Und sich zu dir bekehren,
Auß uns werd überal
Ein Hirt und ein Schaffstal,
Ein christliche Gemein,
Daß dein Wort lautter rein
Darinn grun, blü und wachs
Und Frucht bring, wünscht
Hans Sachs.
Anno Domini. 1540.
Am 11. Tag Martij.