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Wer ist die, die heraufsteigt ...!

Wer ist die, die heraufsteigt aus der
Wüste wie ein gerader Rauch?

Ein Nebelmorgen beschloß den Sommer; von nun an roch es nach Tau und Feuern. In den Bäumen rötete sich das Obst.

Eines der Mädchen hatte Herbstzeitlosen auf seinen Tisch gestellt. Der tägliche Blick darauf gewöhnte ihn, ihre Vorstellung mit dem Bilde der kleinen Spenderin zu verbinden.

Sie hieß Mia, was er ihr kaum verzieh; noch weniger liebte er die spröde Scheu dieses Geschöpfes, sie hatte das zu fühlen bekommen. Da die Blüten sich rosig plusterten und aus der Schale wuchsen, pflegte er sie. Es regnete eines Abends ein wenig; darum dachte er auf einmal, wo sie wohl wohnte, die Kleine, die Unnahbare.

Sie hatte immerhin Blumen für ihn gesammelt; nun blieb er manchmal bei ihr stehen, und indem er lehrte, meinte er offenbar sie, denn zu ihr sah er nieder. Sie hob einmal ihre Augen, saß aber sonst nur da, sehr aufrecht, bräunlich und folgsam, was er lobenswert an ihr fand. Er ging soweit, seine Hand auf den weichen Scheitel zu legen, wenn er vorüberwandelte; sie blickte dann vor sich nieder.

Aber Mia ging; eine schwere Stille blieb in dem Hause, in welchem der Blonde verwundert herumstand, voll einer Ungeduld, die ihn schmerzte, voller Heimweh.

Dabei sagte er sich noch immer, daß er ihre Art nicht liebte und daß sie ihm fremd vorkam. Das wunderlichste Gemisch von Vernunft und Gefühl verwirrte ihn. Der Gedanke an ihre Jugend und die Unmöglichkeit seines Beginnens täuschte ihm einen Rückhalt vor, der nicht standhielt; denn alles verhinderte nicht, daß er ozeantief in Schwermut hinabsank.

Darin glaubte er sich dem Kinde verpflichtet. Wenn sie vor ihm stand, mit dem Haupt ihm ans Herz hinanreichend, dann übernahm ihn eine Inbrunst, sie zu beschützen und ihr Gutes zu tun.

Nur ihre Würde hielt ihn im Zaum.

Alleingelassen, warf er sich über ihre Bank.


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