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Es ist schon öfter versucht worden, die indischen Yogalehren in unserer Sprache wiederzugeben und an solche Nachzeichnungen ihrer Umrisse hat sich allerlei Deutung gehängt, aber es wurde dabei nicht völlig klar, auf welche Art oder Sphäre von Wirklichkeit sich Yogaerfahrungen beziehen. Erst die Psychologie des Unbewußten ist in die Sphäre vorgedrungen, in der Yogaerfahrungen zu Hause sind. Neben ihr stehen erhellend die Versuche eines Einsamen, die über den Kreis psychopathologischer Fachwissenschaft hinaus wenig bekannt geworden sind: im Jahre 1912 veröffentlichte der kgl. Hochschulprofessor für Experimentalchemie am Lyzeum zu Freising in Bayern, Dr. Ludwig Staudenmaier, sein Buch »Die Magie als experimentelle Naturwissenschaft«. Er war sich der Bedenken, die seine Ergebnisse im Kreise strenger Wissenschaft finden würden, bewußt; darum unterbreitete er eine erste Ausarbeitung einer Autorität positivistischer Forschung, dem Chemiker Wilhelm Ostwald, dessen »umfassende wissenschaftliche Kenntnisse auf den einschlägigen Grenzgebieten genügend Garantie bieten mußten«, ob Staudenmaier »den Schritt der Veröffentlichung wagen dürfe«. Als Antwort nahm Ostwald seine Abhandlung in die »Annalen der Naturphilosophie« auf (sie steht dort im Jahrgang 1910). Die Psychiatrie wertet sein Buch wohl nur als die bemerkenswerte Selbstschilderung eines schizophren Erkrankten.
Staudenmaiers äußerer Lebensgang ist farblos und ereignisarm, desto bemerkenswerter ist, was ihm innerlich widerfuhr; dies Widerspiel von Außen und Innen entspricht recht den Proportionen im asketischen Lebensgange eines Yogin oder Heiligen. Im Vorwort seines Buchs erzählt er, er habe 1884 ein bayrisches humanistisches Gymnasium absolviert, danach vier Jahre lang ein Lyzeum besucht, eine »Spezialhochschule für das philosophische und katholisch-theologische Studium«, die den Theologiestudenten die akademische Bildung vermittelt, wenn sie aus irgendwelchen Gründen eine Universität nicht besuchen wollen. Hier trieb er ein Jahr Philosophie und drei Jahre Theologie. Aber nach einem Jahr praktischen Dienstes wandte sich Staudenmaier von dem geistlichen Berufe ab und begann ein neues Studium, ging nach München und trieb »ausschließlich Naturwissenschaften, namentlich Zoologie, später Chemie«. Er berichtet weiter, »nach Ablegung der beiden naturwissenschaftlichen Staatsexamina für beschreibende Naturwissenschaft und Chemie, sowie des chemischen Doktorexamens an der Universität München, war ich anderthalb Jahre Assistent an einem dortigen naturwissenschaftlichen Universitätsinstitut, bis ich im Jahre 1896 zum Professor der Experimentalchemie am kgl. Lyzeum in Freising ernannt wurde, an welchem ich seit bald 16 Jahren tätig bin«.
So führte sein Weg aus der Stille eines klerikalen Lyzeums über angespannte knappe Studien- und Assistentenjahre wieder in die Stille eines Lyzeums zurück. Er war eine junggesellige Natur, saß hinter seinen chemischen Experimenten wie »ein alter Student« und lebte auch so, anspruchslos und ohne sich als Professor zu zelebrieren. Der illusionäre Glanz einer gelehrten Laufbahn mit dem Theater der Berufungen, Fakultätsbeherrschung und Institutsregiment lagen ihm fern auf seinem toten Gleis in Freising, wie sie seinem Bewußtsein fernlagen. Eros und Kratos, die beiden Gebärden der Schakti, die die Welt bewegen, Liebe und Machtwille oder Geltungstrieb haben sein äußeres, sein bewußtes Leben nicht besessen.
Was ihn zur Begründung der »Magie als experimenteller Naturwissenschaft« brachte, war was man einen Zufall nennt. Ein Bekannter befragte ihn über den Charakter jener phosphoreszierenden Gestaltserscheinungen, wie sie in spiritistischen Sitzungen bemerkt werden, »ob sie sich nicht zum Teil physikalisch oder chemisch erklären ließen«. Derselbe Bekannte regte den skeptischen Professor an, Schreibversuche zu machen, wie sie unter Spiritisten üblich sind, – Versuche, bei denen man die Hand mit dem Stift lose über ein Blatt Papier hält und mit ausgehängtem Willen zuwartet, was an Schrift oder Zeichen entstehen wird. Nach anfänglichen Hemmungen und ergebnislosen Versuchen und wiederholter Ermunterung von seiten des Bekannten, fortzufahren, kam bei Staudenmaier der erwartete Prozeß in Gang: zunächst beschrieb der Stift die »sonderbarsten Windungen und Schnörkel«, bald aber fing er an, Schrift zu schreiben und antwortete mit ihr auf innerlich gestellte Fragen. Es war, als spräche bald dieser, bald jener Geist durch diese Schrift, die immer leichter floß. Staudenmaier bezweifelte, ob es sich wirklich um einen Geist handle, da er »auch bei den Antworten selber mitdenken mußte«. Er bemerkt dazu, »im übrigen hatte ich ganz unbedingt den Eindruck, als ob ein mir völlig fremdes Wesen dabei im Spiele sei. Aus dem Vorherwissen dessen, was geschrieben wurde, entwickelte sich mit der Zeit ein »inneres« Vorherhören desselben«. Damit schieden Stift und Papier aus dem Umgang mit den inneren Stimmen aus, nachdem sie noch für eine Zeit des Übergangs als anregende Requisiten zur Einleitung des Prozesses zuhand gewesen waren. »Ich war, wie die Spiritisten sich ausdrücken, zu einem ›hörenden Medium‹ geworden.« Die Zahl der Stimmen, die sich meldeten, war unergründlich, sie meldeten sich »schließlich zu oft und ohne genügenden Grund, auch gegen meinen Willen«, – sie waren »vielfach böswillig, raffiniert, spöttisch, zänkisch, ärgerlich usw. Es ging dann tagelang ganz gegen meinen Willen ein unerträgliches und widerliches Streiten fort. Vielfach erwiesen sich auch die Angaben der sich meldenden Wesen direkt als erlogen«.
Zu diesen »akustischen Halluzinationen, wie sie der Psychiater nennen würde, traten auch andere, namentlich optische, auf. Im ganzen Auftreten und Handeln der sich meldenden Wesen war zweifellos ein gewisses Maß von selbständiger Intelligenz vorhanden, anderseits war ihr Benehmen so sonderbar, so einseitig befangen, ihre ganze Gesinnung gegen mich häufig so vollständig von meiner mir fühlbaren Nervenstimmung abhängig, daß offenbar der größte Teil der Ursachen der magischen Phänomene in mir selber liegen mußte. Nach naiv-mittelalterlichen Begriffen war ich besessen. Allmählich hoben sich einzelne Halluzinationen immer bestimmter heraus und kehrten öfters wieder, schließlich bildeten sich förmliche Personifikationen, indem die wichtigeren Gesichtsbilder mit den entsprechenden Gehörsvorstellungen in regelmäßige Verbindung traten, so daß die auftretenden Gestalten mit mir zu sprechen begannen, mir Ratschläge erteilten, meine Handlungen kritisierten usw.«.
Es spalten sich in Staudenmaier mehrere Wesen ab, die ein eigenwilliges Dasein bekunden. Besonders bemerkbar machen sich zunächst drei, denen er ihrer Eigenart und Erscheinung entsprechend die Namen »Hoheit«, das »Kind« und der »Rundkopf« gibt. Es lohnt sich, diese Gestalten so genau nachzuzeichnen wie die Erfahrungen einer Yogaübung, zumal Staudenmaiers Buch nur wenigen zuhand sein kann. »Bei Besichtigung von militärischen Übungen« ergab sich für Staudenmaier die Gelegenheit, »eine fürstliche Persönlichkeit aus unmittelbarer Nähe wiederholt zu sehen und sprechen zu hören. – Einige Zeit später hatte ich einmal ganz deutlich die Halluzination, als ob ich dieselbe wieder sprechen hörte«. Diese Halluzination entwickelt sich zum Gefühl der Nähe dieser Persönlichkeit, »... die Personifikationen anderweitiger fürstlicher oder regierender Persönlichkeiten traten in analoger Weise auf« – die Gestalt verlarvt sich bald in die Figur des Deutschen Kaisers, dann wieder Napoleons; – »allmählich beschlich mich dabei gleichzeitig ein eigentümliches, erhebendes Gefühl, Herrscher und Gebieter eines großen Volkes zu sein, es hob und erweiterte sich deutlich meine Brust fast ohne Mitwirkung meinerseits, meine ganze Körperhaltung wurde auffallend stramm und militärisch, – ein Beweis, daß die betreffende Personifikation alsdann einen bedeutenden Einfluß auf mich erlangte ... Aus der Summe der auftretenden hoheitlichen Personifikationen entwickelte sich allmählich der Begriff ›Hoheit‹. Hoheit interessiert sich sehr für militärische Schauspiele, vornehmes Leben, vornehmes Auftreten, für Ordnung und Eleganz in meiner Wohnung, für noble Kleidung, gute aufrechte, militärische Körperhaltung, für Turnen, Jagd und sonstigen Sport und sucht dementsprechend meine Lebensweise zu beeinflussen, beratend, mahnend, gebietend, drohend. Sie ist dagegen ein Feind von Kindern, von niedlichen Dingen, von Scherz und Heiterkeit, ... ist namentlich ein Feind von Witzblättern mit karikaturenhaften Abbildungen, ... außerdem bin ich ihr körperlich etwas zu klein«.
Diese glänzende Karikatur eines Landesfürsten um 1900 aus der totalen Ironie und Unbestechlichkeit des Unbewußten gegenüber der ganzen sozialen Sphäre »sucht alle meine Handlungen und Pläne in hoheitlichem Sinne zu beeinflussen und auszulegen, meine ganze Lebensweise und Denkart vornehm zu gestalten. Und wenn sie wirklich nicht Deutscher Kaiser sein und sich als solcher im Ernste fühlen kann, so will sie wenigstens oft an ihn denken und mich zum Gleichen veranlassen, und wenn ich zur Wirklichkeit zurückkehre, soll ich mich wenigstens richtig als Professor fühlen, mich meiner errungenen Stellung freuen, standesgemäß leben, essen und trinken und nicht wie ein alter Student immer weiter grübeln und studieren, um vor lauter Studium den Lebensgenuß gänzlich zu versäumen«.
»Eine weitere wichtige Rolle spielt die Personifikation ›Kind‹: ›ich bin ein Kind. Du bist der Papa. Du mußt mit mir spielen‹. Kindergedichte werden daher gesummt, ... wunderbar zarte Kindlichkeit und kindlich-naives Benehmen, wie es selbst das echteste Kind nicht so ergreifend und rührend darbieten könnte ... Beim Spaziergang in der Stadt soll ich an Schaufenstern mit Kinderspielzeug stehenbleiben, dasselbe eingehend besichtigen, mir kaufen, soll Kindern beim Spiel zusehen, mich nach Kinderart auf dem Boden herumbalgen, – also durchaus unhoheitlich benehmen. Wenn ich auf Betreiben des ›Kindes‹ oder ›der Kinder‹ (zuweilen tritt Spaltung in mehrere verwandte Personifikationen ein) gelegentlich in München in einem Kaufhaus in der Kinderspielwarenabteilung Umschau halte, ist diese Personifikation ganz außer sich vor Wonne, und entzückt erfolgt oft mit kindlicher Stimme der Ausruf: ›Ach wie schön, das ist der Himmel!‹ Für später wird die Einrichtung eines Kinderzimmers gewünscht«.
Die Personifikation »Rundkopf« bezog ihren Namen und ihren visuellen Teil von einem eher läppischen Gegenstand, einem kleinen Gummiball, der das fidele Gesicht eines Bierstudenten trug, und wenn man ihn drückte, streckte er die Zunge heraus. Ein Hausierer hatte ihn Staudenmaiers Mutter in einem Biergarten aufgedrängt, »sie brachte ihn mit nach Hause und wir spielten gelegentlich mit ihm. Einige Jahre später schien dieser Kopf, aber jetzt von menschlicher Größe, in meiner Nähe zu sein, während gleichzeitig eine der Figur entsprechende innere Stimme zu mir sagte, ›heute bin ich gut aufgelegt. Sei doch nicht so langweilig. Denke an mich. Ich kann auch etwas. Mich freuen lustige Sachen‹, – es folgten verschiedene scherzhafte Bemerkungen sowie Kunststücke. Er stellte mit einem Male die Haare steif in die Höhe, schnitt Grimassen, streckte die Zunge ähnlich wie der Gummiball heraus usw. – Dieser Rundkopf dringt darauf, die Münchener Fliegenden Blätter, überhaupt Witzblätter zu lesen und die betreffenden Abbildungen eingehend zu betrachten, in unterhaltende Gesellschaft zu gehen, gemütlich Bier zu trinken usw. ... Bald aber vernahm ich anderweitige innere Stimmen, welche sich ärgerlich über das ›plumpe, geschmacklose und bäuerliche Gebaren‹ dieser Personifikation äußerten und dieselbe schnell aus dem Geleise brachten, so daß sich ihre heiteren Züge verzerrten und der Scherz vorüber war. Innerlich hörte ich dann noch sagen, ›so sollte man einen nicht behandeln. Ich hab euch aufheitern wollen‹. – Später nahm ich am ›Rundkopf‹ allerdings auch schlimme, zum Teil sogar sehr schlimme Eigenschaften wahr. Nach gewissen Richtungen hin schien er vollkommen verwahrlost zu sein und arge moralische Defekte zu besitzen. Dann vergaß ich denselben wieder längere Zeit, bis mir eines Tages auffiel, daß in mir eine fremde Macht bestrebt war, die Zunge seitlich hin und her zu bewegen oder auch vorzustrecken. Es stellte sich heraus, daß der ›Rundkopf‹ Übungen machte, ›seine Zunge größer und gelenkiger und allseitiger beweglich zu machen, als es beim Gummiball der Fall war.‹ Obwohl ich die Zunge als die meinige in Anspruch nahm, versuchte er seit dieser Zeit noch öfters Übungen mit derselben auszuführen ... Inzwischen hatte übrigens der Rundkopf einmal wirklich Gutes gestiftet. Als ich nämlich in sehr aufgeregter und ärgerlicher Stimmung über andere Personifikationen nachts im Bette lag, tauchte im größten Ärger, durch ihn veranlaßt, mit einem Male in schwarzer Zeichnung die optische Halluzination eines Gockels auf, der einen Ölzweig des Friedens im Schnabel hielt und unmittelbar darauf ein Ei legte. Ich mußte lachen, und die ganze Situation war jetzt vollständig verändert« – augenscheinlich erinnerte hier Staudenmaier unbewußt einen der derben schwarzweißen Holzschnitte aus Kortums »Jobsiade«: Hieronymus Jobs, der »vollkommen verwahrloste« Bummelstudent bereichert als Dorfschulmeister die Fibel um das Bild eines Gockels samt Ei im Nest und erregte durch diese paradoxe Zusammenstellung Kopfschütteln im Dorfe.
Eigentlich war es Staudenmaiers ungelebtes Leben, das da in Gestalt dieser Personifikationen aus ihm aufstieg, es waren die natürlichen Gehalte, die nie verwirklichten, ja unbewußt gebliebenen Möglichkeiten eines Manneslebens überhaupt, die sich hier eine verspätete, eigenwillige Form innerer Wirklichkeit erzwangen, nachdem der äußere Lebensgang sie nicht zu Worte hatte kommen lassen. Imposanz und respektheischende Geste, das Jupiterhafte des Hausherrn und Familienhauptes, des geehrten Bonzen und Institutsgewaltigen, – das war nie in ihm aufgekommen, hatte sich nie in ihm ausgelebt in seiner junggeselligen schmalen Existenz klerikaler Vergangenheit und klerikaler Umgebung in diesem Kleinstadtlyzeum, dieser schlichteren Lehr- und Lernzelle am Leibe einer großen Hierarchie, in diesem abgedämpften, auf Einordnung und Selbstbescheidung gestellten Bezirk fernab der großen Welt. Aber er war doch in ihm, dieser Zug zu Repräsentanz und hoheitlicher Allüre, den er zeitlebens nicht an sich bemerkt hatte, wie alles in uns allen ist als Möglichkeit.
Er war in ihm, wie die Anlage zur Vaterschaft in jedem Manne ist, die sich auch nicht an ihm entfaltet hatte und nun in jenem inneren »Kind« die Stimme führte. Als er sich einmal eine winzige Puppe kaufte, als Objekt der Fixierung zu optisch-halluzinatorischen Versuchen, rief das »Kind« begeistert aus, »das ist der Anfang vom Kinderzimmer. Schließlich mußt du auch wirkliche Kinder zum Muster nehmen ...« – und schon war es nicht mehr ein einziges Kind, es war ein Chor der Ungeborenen, der aus ihm sprach, – »dann wollen Wir dir zeigen, was wir sind und was wir können«, – da sprachen alle Kinder und Enkel aus ihm, die zu haben und zu lieben seine Möglichkeit gewesen wäre, wie jedes Mannes in Tier- und Menschenwelt; – aber er war sich dieser Möglichkeit nie bewußt geworden, er hatte an ihr vorübergelegt. Mit verheißendem Jubel riefen diese »Kinder« – eine lächerliche kleine Puppe genügte, sie zu wecken, zu begeistern –, sie riefen wie jener Chor der Ungeborenen im Märchen der »Frau ohne Schatten« (Hofmannsthal)
»Wäre denn je ein Fest,
wären nicht insgeheim,
wir die Geladenen,
wir auch die Wirte«
– er aber hatte dieses Fest des Lebens nie gefeiert, die Gäste nie geladen und ward nie von ihnen bewirtet.
Die banale Fröhlichkeit, die feierabends entspannt, die Möglichkeit gemütlich zu verwahrlosen wie der Kandidat Jobs in Trunk und etwas Hurerei, der fidele Bierstudent voll Ulk und Albernheit und plattem Behagen an sich selbst, der niemals in ihm aufgekommen war, nicht in der Sphäre klerikaler Erziehung, nicht in der Anspannung des daraufgesetzten Studiums zweier Naturwissenschaften, das alles hob seinen Rundkopf aus der Tiefe des Unbewußten, in der zu schlummern es verurteilt worden war, – zu schlummern wie jene Ungeborenen im Teiche, aus dem der Storch die kleinen Kinder holt, die leben sollen.
Aber noch mehr drängte nach oben als nur die ungelebten Möglichkeiten der Staudenmaierschen Person, – die Hölle selbst und ihr himmlischer Widerpart, die friedvollen und die dräuenden Gewalten des »Bardo Tödol« in den Varianten des christlichen Unbewußtseins. Da war eine Gestalt in ihm, die Staudenmaier als Gott-Vater erkannte, »eine Personifikation des Göttlichen und Erhabenen, darstellend einen ehrwürdigen Greis mit voller, kräftiger Stimme und wallendem Barte, welcher ein natürlicher Gegner der diabolischen Personifikationen ist und mich für Tugend und hohe Ziele zu begeistern sucht«. Dazu zwei »meist gehörnt auftretende Personifikationen«, die »eine große Rolle spielen, – ›Bockfuß‹ und ›Pferdefuß‹, gegen welche ich sehr vorsichtig sein muß, da sie sich immer wieder, namentlich, wenn ich mich zu sehr überanstrenge, in gefährlicher Weise zu entwickeln drohen«. – Aber der Teufel begegnet ihm auch sonst als Ausgeburt des eigenen Innern, »manchmal schienen alle Teufel los zu sein. Teufelsfratzen sah ich wiederholt mit voller Klarheit und Schärfe. Einmal hatte ich, als ich im Bette lag, ganz deutlich das Gefühl, daß mir jemand eine Kette um den Hals schlinge. Gleich darauf nahm ich einen sehr üblen Schwefelwasserstoffgeruch wahr und eine unheimliche innere Stimme sagte zu mir: ›Jetzt bist du mein Gefangener. Ich werde dich nicht mehr loslassen. Ich bin der Teufel‹.«
So erfuhr er am eigenen Leibe, was dem heiligen Antonius und anderen Büßern dämonisch begegnete, was die Welt des Tantra-Yoga wimmelnd erfüllt und den Gegenstand seiner Kunst im Lamaismus bildet. Auch die Versucherin, das Phantom Helenas – nach Mephistos Wort »in jedem Weibe« – fehlte dabei nicht: »unter den optischen Halluzinationen ist die bemerkenswerteste: einmal hatte ich einige Tage den Besuch einer hübschen, jungen Dame. Dieselbe machte einen gewissen Eindruck auf mich, der jedoch schnell wieder verschwand, nachdem sie fort war. Ein paar Tage später lag ich nachts in meinem Bette, auf die linke Körperseite geneigt und dabei gelegentlich mit den inneren, sich meldenden Stimmen redend. Als ich mich jetzt auf die andere Seite drehte, sah ich zu meiner größten Überraschung rechts neben mir den Kopf des betreffenden Mädchens aus dem Bette herausragen, wie wenn es neben mir liegen würde. Er war magisch verklärt, von entzückender Schönheit, ätherisch durchsichtig und in dem fast dunklen Zimmer – auf der Straße brannte in einiger Entfernung eine elektrische Bogenlampe – sanft leuchtend. Im ersten Moment war ich über das Wunderbare völlig verblüfft, im nächsten aber war mir bereits klar, um was es sich handelte, um so mehr, als mir gleichzeitig eine rauhe, unheimliche Stimme innerlich spöttisch zuflüsterte. Ich wandte mich daher entrüstet und ohne mich um das Phantom zu kümmern, mit einem kräftigen Schimpfwort wieder auf die linke Seite. Später sagte mir eine freundliche Stimme: ›das Fräulein ist schon wieder fort‹. Ich sah nach, und als nichts mehr vorhanden war, schlief ich ein. Daß ich damals völlig wach war, kann ich auf das bestimmteste versichern, ebenso, daß ich vorher nicht an die betreffende Person gedacht hatte«.
Staudenmaiers resolutes Verhalten in dieser Versuchung würde manchem Heiligen einige Ehre machen; aber wodurch er sie bestand, die junggesellige Trockenheit seiner Natur war es wohl wiederum, die ihn aus der Bahn des Klerikalen, die ihn zur Heiligkeit hätte führen können, zum Professor der Experimentalchemie hatte werden lassen. Es hatte sich in ihm so viel gestaut im Unbewußten, daß er Gesichte hatte wie irgendein Heiliger und Yogin, aber es fehlte innen das Ventil der Glut und Gläubigkeit, durch das der Drang gestauter, mit sich übersättigter Lebenskräfte hätte aufschießen mögen, um durch Andacht und Verehrung verwandelt zu werden in die kristallene Gestalt des Göttlichen. Der Lamaismus kennt diese »junge Dame« auch, die in gleißender Nacktheit den Trank der Lust kredenzt; aber er hat ihre lockende Dämonie gebrochen und sie durch kultische Beachtung umgeformt zur freundlichen »Fee aller Buddha's« (sarva-Buddha-Dākinī). Sie ist die Schutzgottheit der Saskya-Sekte der rotbemützten Lamas und gehört ins Gefolge der Schakti, wenn sie sich demanten mit einem Eberkopf darstellt (Vajra-vārāīhī), als Ausgeburt der demantenen Sphäre überweltlicher Wirklichkeit.
Auch in der Landschaft draußen begegnete Staudenmaier dem Teufel in vielerlei Gestalt: »damit ich mich von meiner Nervosität erhole, hatte mir der Arzt über meine Experimente lächelnd, geraten, die ganze Magie ›an den Nagel zu hängen‹ und möglichst wenig zu studieren, dafür aber fleißig Spaziergänge zu machen und namentlich auch auf die Jagd zu gehen. In letzterer Beziehung kam ich seinem Wunsche nach«. – Was freute ihn am Jagen mehr als am ziellosen Schlendern? Bezeichnenderweise ging er »allerdings nur auf Raubzeug aus. Auf dieses aber bald in der mir eigenen Art immerhin mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit. Speziell spielte die Jagd auf Elstern und Raben eine Rolle«. Staudenmaier sagt nicht, daß ihm der Sinn seiner kleinen Leidenschaft, gerade Raben und Elstern, dieses »Raubzeug« abzuschießen, klar war, – aber das ist ja eine Tiergestalt des Teufels in christlichen Geschichten und Bildern. Auf Hieronymus Boschs »Geburt Christi« (Köln; Abb. 11) sitzt eine große schwarz-weiße Elster rechts über dem Elternpaar des göttlichen Kindes; von links schiebt der Ochs den Kopf zum Bilde herein und der Esel schnuppert in die Krippe, mitten drängt sich das rohe Gesicht eines glückwünschenden Hirten vor –; da sind sie ja alle vereint, die Darsteller des großen Spiels: die Eltern beide, die dumpfe Natur, der plumpe Hirt vertritt die Welt, die der Geburt des Erlösers zujauchzt wie seinem Einzug in Jerusalem und die ihn dafür kreuzigen wird, daß er gekommen ist, – Gott liegt in der Krippe und der Teufel ist auch dabei, denn ihn geht die Geschichte ja vor allen an. So hockt er als schwarzweiß gefleckte Elster auf dem Strohdach des Stalles von Bethlehem in Piero della Francescas »Geburt Christi« (London); so innig dabei, aus der Hölle zur Stelle, wie die Engel vom Himmel mit ihrem Lobgesang und Lautenspiel. Auch der Louvre hat eine italienische Geburt Christi mit dem Teufel als Elster im Mauerwerk der Ruine des Stalles von Bethlehem.
Aber der Teufel, der dunkle Aspekt unserer allgewaltigen Schakti, kann sich ja in alles verwandeln; – Staudenmaier erfuhr es: »statt der Elstern sah ich häufig da und dort auf Bäumen und Gesträuchern in schattenhaften, aber ganz deutlichen Umrissen Spottgestalten sitzen, dickbäuchige Kerle mit krummen, dünnen Beinen, langen, dicken Nasen« – wer kennt sie nicht vom Höllenbreughel her? – »oder langrüsselige Elefanten, die mich anglotzten. Auf dem Boden schien es manchmal von Eidechsen, Fröschen und Kröten zu wimmeln. Bisweilen waren sie phantastisch groß. Jeder Strauch, jeder Zweig nahm abenteuerliche, mich ärgernde Formen an. Ein andermal schien auf jedem Baum, auf jedem Strauch eine Mädchengestalt zu sitzen, jedes Schilfrohr sich mit einer solchen umgeben zu wollen. Auf den vorüberziehenden Wolken sah ich Mädchengestalten, verführerisch lächelnd oder auch spöttelnd, und wenn der Wind die Zweige bewegte, winkten mir Mädchengestalten zu. Wer die Geschichte der Heiligen der verschiedenen Religionen kennt, weiß, daß dieselben ähnliches gelitten«.
Und wer das »Bardo Tödol« innehat, weiß, daß Staudenmaier nach diesen Ausgeburten seines zur Hölle gestauten Dranges ihm unbewußter Lebenskräfte nicht mehr viel Neues begegnen konnte, als er das Zwischenreich betrat, und daß er dort keiner Stimme bedurfte, die ihm sagte, »fürchte dich nicht: wisse, das ist Verleiblichung deines eigenen Gemütes«, – Staudenmaier schritt unverschreckt von seinen »Illusionen und Halluzinationen« den Forschungsweg seiner experimentellen Magie.
Die Inder haben vom Unbewußten mehr in Erfahrung gebracht als der Westen bislang, wohl mehr als andere irgendwo, – darin liegt ihr Spezifikum, wie das unsere in der beispiellosen Entwicklung der rationalen Naturerfassung und ihrer Ausmünzung zur Vergewaltigung der Schöpfung, zum Triumph des Hirns und seiner Dämonen, – aber Staudenmaier kam auf seinem Wege den Indern nahe. Er störte das Unbewußte auf, daß es mächtig emporquoll, – aber nicht um es zu ehren als sein übermenschlich-ewiges Teil, sondern um es auszuholen und seinen Kindern verächtliche Namen zu geben. Von seinem positivistisch-wissenschaftlichen Denken her nannte er in Kritik am materialistisch gläubigen Okkultismus »Illusion« und »Halluzination«, was bei Tag und Nacht Gewalt über ihn hatte. Er verwarf als bloßen Schein, was doch ein greifbares Teil seiner eigenen wirklichen Ganzheit war und seine Wirklichkeit voll Eigenwillen bekundete. Daß er Teile seines Selbst, die neben seinem Ich personhaften Kontur angenommen hatten, nicht höher werten und als Ausgeburten seiner Schakti begreifen konnte, als Aspekte der Lebenskraft, aus deren Tiefe sie aufwuchsen wie sein bewußtes Ich, – das vergalt ihm seine Tiefe, verteufelt wie sie war.
Aber die Technik und die spezifische Wirklichkeit von Yogaphänomenen rückte Staudenmaier ins Licht. Mit der Hand fing es an, die ohne sein Zutun schrieb; er bemerkte einen eigentümlichen vermehrten Kraftzustrom, der unwillkürlich den Fingern zuwuchs und die unwillkürliche Handlung wirkte. Ein Gleiches bemerkte er am Auge, wenn er es zu willkürlichen Halluzinationen bestimmter Bilder zwang. Er fand, daß man den Energiestrom, der zum unwillkürlichen Schreiben drängt, willkürlich steigern könne, um mit ihm »motorische Halluzinationen« frei im Raum zu wirken: »wenn mit zunehmender Übung der Energiestrom gegen die Fingerspitzen stärker geworden ist und eine merkbare Energiemenge bereits über die Peripherie derselben hinausgeht, wird man den Bleistift immer weniger durch unmittelbare Berührung als vermittelst der ausströmenden Energie zu halten versuchen, bis man imstande ist, ihn aus größerer oder geringerer Entfernung zu dirigieren und mit ihm zu schreiben«. – Ein anderes Tor, Energie nach außen zu projizieren, fand er im Auge; so kam er zu den »optischen Halluzinationen« –: »es handelt sich zunächst um ein rein halluzinatorisches Kopieren einer optischen Vorlage, wobei man das bei starkem und anhaltendem Fixieren noch einige Zeit nach dem Schließen der Augen andauernde optische ›Nachklingen‹ als Unterstützungsmittel verwendet. Mit der Zeit wird es gelingen, eine Halluzination des betreffenden Gegenstandes bei geschlossenen Augen ganz klar vor sich zu sehen. Hauptsache ist dabei, die ungewohnte, entgegengesetzt verlaufende Erregung im optischen Apparat einzuüben und die Vorstellung wirklich sehen zu lernen, d. h. zur Halluzination auszubilden ... Ist einmal der prinzipielle Fortschritt, nämlich das wirkliche Sehen der optischen Vorstellung erreicht, dann wird es bald leicht, sich ganz in das vorschwebende optische Bild zu vertiefen und dasselbe unter Aufwendung von Muskelenergie zu verstärken. Besonders veranlagte Naturen können damit auch zur Gewinnung noch größerer Energiemengen merkliche Hemmungen der Atmung und Herztätigkeit eintreten lassen, die bekanntlich von den großen spiritistischen Medien, von indischen Yogis usw. vielfach bis zum Extrem getrieben worden sind«.
Hier scheint wirklich das technische Prinzip der Visualisierung von Schaubildern im Yoga und die ihnen eigene Wirklichkeit erfaßt zu ein. Aber auch die zauberische Möglichkeit des Yogin, solche ihm geläufige Schaubilder als leibhaftige Gestalten vor andere hin zu projizieren, was in den wunderbaren Berichten von Yogin's eine so große Rolle spielt, – »wenn einmal die Halluzination real sichtbar zu werden beginnt, kann man einen verdunkelten Raum aufsuchen und die Augen offen halten ... Will man von dem Bilde eine photographische Aufnahme machen, dann projiziert man dasselbe natürlich möglichst genau auf eine gleichzeitig vorgelegte photographische Platte. – Um etwaigen Einwendungen von vornherein entgegenzutreten, betone ich, daß der Magier das von ihm erzeugte reale optische Bild nicht im gewöhnlichen Sinne sieht, da von demselben im Gegensatz zu den realen Bildern der Außenwelt keine Strahlen in seine Augen gelangen, solche vielmehr von denselben ausgehen. Er nimmt nur die Erregung seines optischen Apparates wahr, er fühlt die Einstellung der Augenmuskulatur auf die betreffende Entfernung, so daß der Effekt für ihn der gleiche ist. Ein fremder Beobachter kann dagegen das Bild unter den gleichen Bedingungen wahrnehmen, unter welchen man ein von einer gewöhnlichen Konvexlinse entworfenes Bild wahrnimmt, d. h. innerhalb des von ihm ausgehenden Strahlenkegels. Allseitig wahrnehmbar wird das Bild (oder auch das Phantom der Spiritisten) erst, wenn es in einem (spiritistischen) Zirkel die Teilnehmer ringsum, jeder von seinem Standpunkte aus, in einheitlichem (vom führenden Medium dirigierten) Sinne nach außen projizieren«.
Das Grundprinzip des Hathayoga, die freie und gesteigerte Energie des Körpers, begriffen als pneumatische Kraft im ganzen Organismus, durch Muskelkontraktion, Stauung und Leitung beliebig verwandeln zu können in Halluzinationen aller Art, vornehmlich optische und akustische, aber auch in die Motorik des Kundalinī-Yoga, hat Staudenmaier aus den eigenen Versuchen abgeleitet: »bei magischen Versuchen handelt es sich vielfach darum, auf den verschiedenen Nervenbahnen die spezifische Energie des jeweiligen Systems in entgegengesetzter Richtung zu treiben als dem normalen Betriebe entspricht. Beim Sehen, Hören, Riechen, Fühlen usw. gelangt die spezifische Erregung von den peripheren Organen, vom Auge, Ohr usw. zentripetal zu den obersten Zentren im Gehirn und schließlich zum Bewußtsein. Bei der Erzeugung von optischen, akustischen und sonstigen Halluzinationen muß man die spezifische Energie von den obersten Zentren im Gehirn in umgekehrter Richtung nach der Peripherie, also zentrifugal befördern lernen. Es handelt sich häufig darum, die betreffende Energieform über den Körper hinauszutreiben, z. B. motorische Energie über die Fingerspitzen, die Hände usw., während beim normalen Betriebe Energie in merklichen Mengen den Körper nicht verläßt. Man muß nach dem Gesetz der Umwandlung der Nervenenergie« – das ist ja der Prāna des Yoga, der in der Suschumnā, der Ader des Rückgrats, läuft – »größere Energiemengen, namentlich solche der Muskeln von einem System in ein anderes übertreiben und dortselbst transformieren lernen. – Bei allen Magiern der Vorzeit spielt das Gesetz der Umwandlung der Nervenenergie eine außerordentlich wichtige Rolle. Mittel der verschiedensten Art, meist unangenehme, wie Hungern, Frieren, Nachtwachen, Anhalten des Atems, anstrengende Körperstellungen, z. B. stundenlanges Knien, selbst körperliche Mißhandlungen werden angewendet, um eben Nervenenergie um jeden Preis zu gewinnen. Wir brauchen aber trotzdem die indischen Yogis, die mohammedanischen Büßer nicht zu bemitleiden, da sie dabei im allgemeinen wohl mehr Lust als Schmerz empfanden, wenn wir auch ihre Methoden vielfach als pervers bezeichnen müssen. Eine wissenschaftliche Magie wird die Nervenenergie hauptsächlich von da her zu bekommen suchen, wo sie in größter Menge vorhanden und am bequemsten zu erhalten ist, d. h. von den Muskeln.« – Auch wenn er im technischen Detail der Energiegewinnung ein wenig von den Yogin abrückt und – gut westlich – die Muskeln preist: dieser Chemieprofessor verstand sich auf die leib-seelische Alchimie des Yoga, wie sie von Übungen des »tapas«, der Energiespeicherung mittels freiwilliger leiblicher Qual, aufsteigt zu den höheren Formen, wie kein anderer unter uns vor ihm.
Freilich, die eigenwilligen Ausgeburten seiner Schakti stauten die flüssig gewordene, verwandlungsgierige Energie seines Mikrokosmos und verwandelten sie zu sich, wie es ihrer Dämonie beliebte. Die Halluzination seines bewußten Ich blieb ihm zwar gehorsam: er konnte in seinem Garten spazieren und vor ihm spazierten drei Gestalten im gleichen Takt, drei Staudenmaier ganz wie er; hielt er an, standen sie schon; hob er den Arm, so hoben sie die ihren: da schnellten vier Arme ideal im Takt, es war eine einzige Gebärde; – aber die Ego's im Leibe, die »Personifikationen« trieben mit der Energie des Ganzen finstere Alchimie. Der »Rundkopf« hatte sich der Zunge Staudenmaiers bemächtigt, er reklamierte sie als die seine, trieb zusätzliche Energie hinein und wollte sie sich vergrößern, »Bockfuß« und »Pferdefuß« trieben ihre schmutzigen Teufeleien in Dickdarm und Enddarm, sie waren die Dämonen der Verdauungsstörungen, unter denen Staudenmaier jahrzehntelang litt. »So liegen, z. T. nach eigenen Mitteilungen der Personifikationen, die peripheren spezifischen Endnerven für die hoheitlichen und vornehmen Gefühle in der Pylorusgegend, diejenigen für die religiösen und erhabenen in der oberen Dünndarmgegend« – und tiefer dann die teuflischen. Kein Wunder, wenn das Zentrum hoheitlicher Gefühle sich am Magenpförtner manifestierte; es macht das Wesen aller Hoheit aus, daß sie sich erfolgreich weigert, das Leben, wie es auf uns zukommt im Durcheinander seines Erhabenen und Gemeinen, wahllos in sich aufzunehmen und zu verdauen.
So war Staudenmaier im Begriff, die indische Erfahrung »alle Götter an unserem Leibe« an sich selbst zu entdecken, und auch der Sinn ihrer Standorte blitzte dabei auf. Aber was die Reihe der Handauflegungen (nyāsa) und die Kosmologie des Kundalinī-Yoga für die innere Erfahrung des Tantrayogin heiligt, ordnet und durch kultische Übung als ausgewogenes Kosmos erhält, war bei Staudenmaier ein greuliches Gegen- und Durcheinander: aus boshaften Kompetenzkonflikten der Kobolde erhob sich die Forderung nach genauer Abgrenzung ihrer Bereiche. Aber das Wunder der mythischen Tat, das Chaos seiner Leibeswelt voll widerstreitender Kräfte zum Kosmos zu schlichten, zur willigen Zusammenarbeit aller in ihren Provinzen, blieb Staudenmaier versagt. Der Zustand den er schildert, ist dem indischen Mythos wohlbekannt: die Willkür der ungebändigten Kräfte, das im Weltlauf periodisch einbrechende Chaos, das die Ordnung zerreißt, in der jede Kraft als göttliche Personifikation an ihrem ihr angemessenen Orte bescheiden wirkt. Im Mythos der Veden wie des Hinduismus begibt sich immer wieder die kosmogonische göttliche Tat, diese Ordnung herzustellen gegen die Willkür dämonischer Gewalt, die ihre Kraft, ihre Māyā willkürlich und grenzenlos spielen läßt, alle Fülle an sich reißt und aus sich tobt und damit den Leib der Welt verstört. In solcher weltordnenden Tat schnitt Indra vorzeitlich den Bergen die Flügel ab, mit denen sie frei dahinflogen wie Wolkenbänke, die sich auf den Gipfeln türmen, – das war ein furchtbares Durcheinander, von dem die Erde schütterte. Aber mit dem Gewicht der flügellosen Berge festigte Indra die schwankende Fläche wie mit Schwersteinen. Er zerschlug den großen Wurm, der auf dem Gebirge lag, die Wolke, die alles Wasser in sich geschluckt hatte und nicht hergeben wollte, mit dem Blitzkeil, da zerbarst die Stauung der allnährenden Lebenskräfte, sie strömten lebenspendend die Bahnen, die Indra ihnen zog: der Kreislauf des Lebens konnte wieder durch den Weltleib strömen, der in völliger Kreislaufstörung zu sterben drohte. Aber solch einen göttlichen Heilbringer, der wie Zeus eine neue Zeit als ihr Herrscher heldisch heraufführt, wie ihn die mythische Geschichte des indischen Weltleibes in Indra und nach ihm in den Avatāra's Vischnus immer wieder feiert, brachte Staudenmaiers Mikrokosmos nicht hervor, – genug, wenn es ihm gelang, sich gegen die zerreißende Willkür seiner Dämonen zu behaupten.
Staudenmaier ist am 20. August 1933 in Rom gestorben, wo er die letzte Zeit seines Lebens verbrachte, – im Hospital der Barmherzigen Brüder auf der Tiberinsel. »Er war«, wie ein Freund von ihm, der in Freising sein Kollege war, berichtet, »einige Wochen vorher dorthin aufgenommen worden, ganz erschöpft und zum Skelett abgemagert. Unter der guten Pflege erholte er sich bald wieder gut; aber als er die Kräfte wieder kommen fühlte, ließ er sich nicht mehr halten und kehrte in seine Wohnung zurück. Dort erlitt er mehrere Ohnmachtsanfälle und mußte deshalb wieder ins Spital zurückverbracht werden und starb dort unter urämischen Erscheinungen. Wahrscheinlich hat er zu Hause wieder angefangen mit seinen Exerzitien. Den Anlaß zu seinem Zusammenbruch hat neben der jahrzehntelang fortgesetzten Überanstrengung bei unregelmäßiger, einseitiger und meist recht mangelhafter Ernährung die Alteration über den Sturz des amerikanischen Dollars gegeben. Er hatte seine Ersparnisse diesmal in dieser Währung angelegt ...« – Staudenmaier schied als ungebrochener Kämpfer gegen die Dämonen aus seinem Mikrokosmos, den sie mit Anarchie bedrohten; die letzte Karte, die er zweieinhalb Jahre vor seinem Ende an unseren Gewährsmann schrieb, zeugt davon, so wie der Wille seiner letzten Wochen, zu seinen »Exerzitien«, seinen magischen Experimenten zurückzukehren. Am 8. Februar 1931 schrieb er aus Rom an seinen Freund in Freising: »... alle Deine Glückwünsche zu meinem 66. Geburtstag nehme ich höflichst dankend für empfangen an. Fräulein D. habe ich geschrieben, daß man zu diesem Alter nicht mehr gratulieren soll, sondern kondolieren, weil man immer näher dem Grab kommt. Natürlich bitte ich mich dabei gründlichst auszunehmen! – Da jetzt bald mein Geburtstag rankommt, an welchem Du mir sonst geschrieben hast und ich Deinen Neujahrsbrief noch nicht beantwortet habe, immer in der Hoffnung, möglichst bald mit meinen Experimenten fertig zu werden und Dir etwas Besseres schreiben zu können, so muß ich mich jetzt wenigstens mit einer Postkarte beeilen. Ich arbeite auf Leben und Tod weiter, allein es geht furchtbar langsam und zähe. Obwohl alle vier widerspenstigen Zentren teils unter sich, teils von mir in ihren Personifikationen genug Prügel bekommen haben, fallen sie immer wieder in ihren alten Fehler zurück, so daß es wirklich eine Lammsgeduld erfordert, auszuhalten, – diesen Monat sind es eben 30 Jahre, daß ich mit dem Studium des Spiritismus begonnen habe, allein das Übrige hat im 14. Lebensjahr schon im Knabenseminar begonnen.«
Staudenmaier blieb sich in allem treu bis ans Ende; er lebte in Rom wie ein tibetischer Yogin in seiner Hochgebirgsklause, »... bei uns ist es etwas stile zingaresco« ... »ich bin beinahe ausgezogen, da das Wetter seit gestern hundekalt ist und im ganzen Hause keine Heizung ist. Gestern waren noch, als die Sonne schon drauf zu scheinen begonnen hatte, im südlichen Parterre kleine Eiszapfen zu sehen und der Boden war von verspritztem Wasser geeist ... Eine deutsche Familie, die hier wohnt, eine Frau mit jungen Töchtern, ist nach drei Monaten schon wieder ausgezogen. Sie hat sich immer gewundert, daß wir es hier so lange aushalten. Sie waren immer krank, bald die eine, bald die andere. Uns beiden hat es bis jetzt nichts gemacht, da ich gegen voriges Jahr große Fortschritte gemacht habe.« Diese Fortschritte beziehen sich augenscheinlich auf seine Alchimie der Leibeskräfte, speziell auf die Umwandlung von Muskelenergie in Körperwärme, die es ermöglicht, äußere Kälte zu kompensieren. Auch in diesem Kunststück war Staudenmaier den Eingeweihten Tibets gewachsen, die in Felshöhlen bei karger Nahrung dem Hochgebirgswinter trotzen, ohne zu erfrieren, und, wie Alexandra David-Neel auf ihrem »Voyage d'une Parisienne à Lhassa« (Paris 1927) beobachten konnte, imstand sind, Tücher, die in eisiges Wasser der Bäche getaucht ihnen aufgelegt werden, mit durch Yoga gesteigerter Hitze des eigenen Leibes zu trocknen, daß ihre Nässe verdampft. Er war in dieser physiologischen Form des Yoga, die »Glut glüht«, – die »tapas« (tibetisch »tumo«), d.i. Energie als Glut in sich transformiert und speichert, – so gut zu Haus wie im Umgang mit Göttern und Teufeln; – wahrhaftig, wie sein Freund ihn nennt: »ein höchst originaler, vielfach verkannter und doch sehr bedeutender Pfadfinder«.
Wir sind lauter Staudenmaier, – immer in Gefahr einer solchen Kreislaufstörung unseres Mikrokosmos, einer Verkehrung der göttlichen Gestaltmöglichkeiten unserer Schakti in dämonische, die ein Chaos aus uns machen, aus uns strömen. Staudenmaier riß diese Gefahr so weit, daß er den tibetischen Adepten des Tantra-Yoga glich, die sich in der Teufels- und Dämonenwelt des Lamaismus als ihrer wahren Wirklichkeit bewegen. Was ihm unwillkürlich zustieß und ihn dann in Bann schlug, wollen diese an sich vollbringen durch bewußte Abkehr von der naturhaften Haltung, mit der die Schakti in Bindung an die äußere Welt sich auf sie projiziert und sie mit lockenden und bösen Farben anglüht. Sie wecken in sich ein schlummerndes Heer von Personifikationen nach den Vorbildern, die das Pantheon des Lamaismus an Heiligen und Fratzen ihnen bereitstellt, ihr Yoga halluziniert sie systematisch nach den kirchlichen Malereien, deren farbig-linearer Stil ganz auf reproduzierende Halluzination gemünzt ist; sie nähren sie mit der Hingabe ihres Wesens und ziehen sie in sich auf. Sie ringen um ihre Gegenwart, die wie bei Staudenmaier ein Innen und ein Außen dämonisch spielend in sich verschmilzt, und dieses Ringen birgt in sich die ständige Versuchung, von der Übermacht der Personifikationen verschlungen zu werden, in Wahnsinn zu stürzen oder aber im Bunde mit ihnen sich dämonischer Magier zu wähnen. Das Ziel des gefahrvollen Weges aber ist, sie zu durchschauen als Ausgeburt des eigenen Inneren und in durchschauender Erkenntnis und überlegener Beschwörung den ganz realen Teufelsspuk des eigenen Wesens, die Dämonie der Schakti zu zerschmelzen in die buddhagleiche Haltung.
Es ist das Wesen der Schakti, überzufließen und sich auszugebären zur Gestaltenfülle: so entfaltet sich der überweltlich ruhende Gott des indischen Mythos mit seiner Schakti zur Māyā der Welt, – der Eine, alle Gegensätze in sich aufgehoben beschließend, stülpt sie aus zur Fülle der Gegensätze im Spiel der Welt. So treibt die unbewußte Tiefe spontan alltäglich das Ich aus sich hervor, so treibt der Pflanzenkeim den Blütenkelch aus sich auf, um Samen aus ihm zu stäuben und in ihn zu schlucken zur Frucht. Wer die Dränge nicht aus sich hervorläßt, hat das Welttheater, die ewige Kosmogonie in sich, im eigenen Leibe drin, wie Staudenmaier die Anarchie seiner Teilwesen, und in Halluzinationen bricht sie nach außen. Freilich wer diese Dränge aus sich strahlt und dabei nicht gewahr wird, daß sie, alles Kolorit, alles Gewicht, alle Wirklichkeit der Welt, mit der sie auf uns wirkt, ein von uns selbst Gewirktes sind, wie das Netz, das die Spinne aus sich spinnt, und nun sitzt sie darin als in ihrer Welt, – der ist ganz Samsāra: befangen in sich selbst, in seinem dämonischen Innen als einem Außen, das ihn anstrahlt, schreckt und fasziniert, – der lebt seiner eigenen Māyā, befangen von der Befangenheit in seine Schakti.
Weil einer Eitelkeit hat, existierten andere Menschen als Spiegel seines Verhaltens, weil er an Dingen hängt, sind andere Gegenstand seiner Ausbeutung, seines Neides, sind Rivalen und Gefahr, weil sie nehmen können, woran er hängt. Jede Beziehung, die sie zu ihm haben können, entspringt einer spontanen Affekteinstellung in ihm selbst, durch sie erst erhalten die Anderen ihr Kolorit in Zu- und Abneigung, ein eigenes Gewicht und Dasein, das auf ihn wirkt; sonst sind sie eigentlich gar nicht vorhanden, werden nicht wirklich wahrgenommen, berühren ihn nicht. Aus der schattenhaft fahlen Möglichkeit, zu existieren, werden sie erst wirklich durch das Maß von Affekt, das als naturhafter Drang auf sie strömt und sich an sie heftet. Wie Odysseus die Schatten des Hades mit Blut tränken muß, daß sie ihre Schemenhaftigkeit so weit verlieren, um als Menschen wie einst zu ihm zu reden, so tränken wir die schattenhaft unwirkliche Welt ringsum mit Blut, daß sie uns etwas besage, – aber es ist unser eigenes Herzblut, unsere Lebenskraft und Schakti, die wir in sie strömen: da ist sie auf einmal voll des Lockenden und Schreckenden, voll schmeichelnden und schneidenden Konturs, glühend und dunkelnd von allen Farben. Sie spiegelt all unsere innersten Möglichkeiten zu agieren und zu reagieren, wir füllen ihre matte Spiegelfläche mit unserem Strahl und nennen, was sie spiegelt, unsere Welt. Eine Welt an sich gibt es nicht; keine Wissenschaft, solang sie rein ist, vermißt sich zu sagen, was die Welt sei; – vermeint sie, es zu können, ist sie schon von Schakti koloriert. Gemessen am weltbildenden Anteil der Schakti am Weltgewebe, das einen jeden befängt, besagen die Bezüge, die der forschende Geist als objektiv darin existierende auffindet, nicht viel, so beachtenswert sie sind. Ein Blitz aus Wolken kann uns zu Asche brennen oder Giftgase und andere Dünstungen der Dämonen unseres Hirns uns wegraffen: die Preisgegebenheit der Kreatur ist Grundmotiv im Spiel des Lebens; aber das Kolorit, mit dem sie auf uns wirkt, wirken wir allein. Weil alle mögliche Dämonie der Welt uns innen ist, ist sie so außen, wie sie uns innen ist. Wir selbst sind die Unendlichkeit in unserer Tiefe, darin liegen Ironie und Hoheit unseres Daseins, – die Drohung seiner Hölle und die Verheißung des Himmels. Daraus schöpft der Adept des Tantra-Yoga die Ehrfurcht vor sich selbst, daß Gott und Welt in ihm gelegen ist, und in der Hingabe an das Göttliche schöpft er die Allmacht über sich selbst.
Das Leben selbst hält jedem die Einweihung in diese Anschauung bereit: was einmal in glühenden Farben leuchtete, Gegenstand des Verlangens und der Liebe, liegt nachmals glanzlos da und wie erkaltete Schlacke. Wie hing einer an Menschen und Dingen einst, sieht sie wieder und begreift sein Ich von einst wie ein fremdes. Dinge und Menschen haben sich kaum gewandelt, es muß ihm wohl selbst geschehen sein, wenn er auch immer wieder enttäuscht, ja erbittert feststellt, wie wenig er sich in dem wandeln kann, worin er es gern möchte. Aber er ist doch weitergewandelt auf einem allgemeinsten geheimen Wandlungsgange der Lebensstationen. Das Licht, das er einst über vieles ausgoß, wie ein Kind über sein Spielzeug, daß es darunter vor seinem Auge leuchtete, hat sich mit ihm verwandelt, fällt in andere Richtung, hat einen anderen Schein, – so liegt das Frühere kalt, grau und mißschaffen. Das erlebte der werdende Buddha als Prinz, nachdem ihm die Boten des Todes begegnet waren: die schönen Frauen seines Harems, die den Heimgekehrten erfreuen wollten mit Lautenspiel und dem Wohllaut ihrer Kehlen, dem Schimmer ihrer Glieder im Tanz, der Woge des Gefühls in alledem, – sie sagten ihm nichts mehr damit, und als sie enttäuscht von seiner Gleichgültigkeit zu wirrem Haufen übereinander in dumpfen Schlaf gesunken waren, dünkten sie ihn ein Haufen Leichen, und dieser Leichenhaufen dünkte ihn das Antlitz der Wirklichkeit. Dieses verwandelte Licht, mit dem er die schönen Frauen jählings anstrahlte, wies ihm den Weg unter den Baum der Erleuchtung.
Es handelt sich darum, den rechten Umgang mit sich selbst zu finden, mit dem Gotte Nebukadnezars innen, – mit sich und mit Gott, das ist ein und dasselbe. Die Betrachtung indischer Observanzen und der Übungen des Tantra-Yoga kann uns die Notwendigkeit nahebringen, auf ein Gleiches für uns zu sinnen. Viele dieser Übungen knüpfen an die Visualisierung eines kreisförmigen Diagramms (mandala oder yantra) an. Die Spinne in ihrem Netz ist dem Inder ein Gleichnis für das Göttliche, das die Welt nach Stoff und Gestalt (Substanz und Figur) aus sich hervorbringt. Dieses Göttliche aber – Brahmā – ist in uns als unsere Tiefe. Wir sitzen alle im Netze unserer Welt und wirken es mit den Projektionen unserer Schakti als Māyā, die uns befängt. Diese naturhafte Befangenheit zu überwinden, lernt der Yogin ein dem Spinnweb entsprechendes Gebilde in innerer Visualisierung aus sich zu entwickeln, um sich als quellende Mitte zu breiten: eine figurerfüllte Ringzeichnung der Welt (mandala) oder ein zeichenbesetztes Diagramm von Linien, in denen die Welt oder die göttlichen Kräfte dargestellt sind, die sich zum Makrokosmos und Mikrokosmos entfalten. Er entfaltet es aus sich in innerer Schau und hält es fest als seine Wirklichkeit und nimmt es wieder schrittweis in sich zurück. So lernt er Entstehen und Vergehen der Welt als einen Vorgang begreifen, dessen Quell und Mitte er selbst ist. Das lehrt ihn die Freiheit, auch die Welt, wie sie naturhaft aus ihm quillt und ihn befangen hält, mit unbefangenem Auge zu betrachten: als Gebilde der geheimnisvollen Willkür seiner Tiefe, der Dränge und Triebe seiner Dämonie. Er lernt seine Schakti, die sich in stündlicher Kosmogonie ausgebiert, durchschauen und das Spiel ihrer Projektionen als das nehmen, was die Welt für Gott ist: – Māyā, die er innerlich durchwaltet, ohne daß sie ihn berührt.