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Zum Geleit

»So ist Natur ein Buch lebendig,
Unverstanden, doch nicht unverständlich.«

Goethe.

In diesem Buche möchte ich die heranwachsende Jugend mit dem »Seelenleben unserer Haustiere« in großen Zügen vertraut machen. Der Begriff »Seelenleben« in dieser Verbindung soll alles zusammenfassen, was uns Menschen bei liebevoller Betrachtung der selbständigen Lebensäußerungen unserer Haustiere nicht immer gleich verständlich ist und oft genug unrichtig gedeutet wird. Mit meinen Ausführungen, den Ergebnissen langjähriger Forschung, die ich durch zahlreiche Beispiele belebe, will ich vor allem die Jugend, daneben aber auch die Erwachsenen, die mein Buch lesen, dazu gewinnen, die Lebensgewohnheiten der uns umgebenden Haustierwelt nicht einseitig, lediglich vom Standpunkt menschlicher Vernunft und menschlicher Anschauung aus zu betrachten. Wir wollen vielmehr lernen, unser Empfinden auszuschalten, und danach streben, das Tier ganz unbefangen, möglichst vom Standpunkt des Tieres aus zu sehen, seine Triebe dort, wo wir sie einmal richtig erkennen, nicht mehr verzerren und irrig deuten. Da ist uns die Natur selbst die beste Führerin. Wenn wir nur recht die Augen öffnen, zeigt sich uns scheinbar Verwickeltes einfach und im höchsten Sinne zweckmäßig; darin ist die Schöpfung seit Urzeiten unübertroffene Meisterin! Und wenn wir versuchen, sie auf ihren Wegen zu begleiten, schenkt sie uns als Gegengabe die Liebe zu allen ihren Geschöpfen, in erster Linie zu den Tieren, die uns als »Haustiere« am nächsten stehen. Ist diese Liebe aber erst unser Eigentum geworden, so gebiert sie hohe innere Freuden; denn es ist kein Zufall, daß gerade die Gemütstiefe unserer Vorfahren größtenteils wohl darauf beruhte, daß sie in innigem Verkehr mit den Haustieren gelebt haben.

Da mit dem vorliegenden Jugendbuch keine systematische Darstellung, sondern vielmehr eine zwanglose, im Plauderton verfaßte Einführung in das bisher sehr stiefmütterlich behandelte Gebiet der Haustierseele beabsichtigt ist, war es unvermeidlich, auf früher Gesagtes zuweilen zurückzugreifen. Ebenso forderte die Beweisführung, früher erwähnte Tiere an verschiedenen Stellen wieder heranzuziehen. Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, daß dies, um der Sache zu dienen, überall absichtlich geschehen ist.

Sollten diese Blätter dazu beitragen, in den Herzen der heranwachsenden Jugend die Liebe zur Tierwelt, besonders aber zu den Haustieren, zu erwecken und zu vertiefen, dann ist mein Mühen reich belohnt.

Berlin W 57.
Dr. Th. Zell.

Erster Teil

Vom Seelenleben unserer Haustiere


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