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Bob Brewer aß allein im Windsor-Restaurant zu Abend, als Mr. Douglas Campbell an seinen Tisch trat.
»Bob«, sagte er ohne weitere Vorrede, »ich war eben in Ihrer Wohnung und hörte dort, daß Sie hier seien. Ich hätte gern Ihren Rat in einer bestimmten Angelegenheit.«
»Mein Rat ist«, erklärte Bob mit einer großartigen Handbewegung, »heiraten Sie das Mädchen!«
Mr. Campbell war außer sich vor Ärger. »Wie können Sie nur immer solch dummes Zeug reden? Es handelt sich hier um eine ernste Sache. Sie haben mir vor einiger Zeit gesagt, daß sich zur Zeit allerhand schwere Jungen in London herumtreiben.«
Bob nickte.
»Sie haben auch den Klub der Vier erwähnt.«
»Jetzt sind es aber nur noch drei Negerlein«, verbesserte ihn Bob. »Der arme Bill Hoy bringt diesen Winter in Dartmoor zu. Die anderen drei befinden sich allerdings noch in Freiheit. Ich habe Reddy vor einer Stunde noch hier im Lokal gesehen. In seiner Begleitung befand sich eine hübsche junge Dame, die in ihren Kreisen als Rosa Mirando bekannt ist.«
»Ein merkwürdiger Name. Hängt das mit ihrer Gesichtsfarbe zusammen?«
»Nein, durchaus nicht«, erklärte Bob etwas mürrisch. »Sie heißt so, weil sie eine Vorliebe für Rosa bezüglich ihrer Kleidung hat. Ich kann mich besinnen –«
»Darauf kommt es jetzt aber nicht an«, sagte Mr. Campbell hastig. »Ich wollte nicht über sie oder die Verbrecherbande sprechen, zu der sie gehört, sondern über die London-, Devon- und Cornwall-Bank.«
Bob zog sein Zigarrenetui heraus und reichte es ihm über den Tisch. Mr. Campbell nahm eine Zigarre und steckte sie an, bevor er weitersprach.
»Ich habe heute den Besuch von Mr. McKay gehabt, dem ersten Direktor der Bank. Er ist ein alter Freund von mir, wir stammen aus derselben Stadt.«
»Deshalb allein sind Sie wohl kaum sein Freund. Ich nehme an, Sie haben beide zusammen mit irgendeinem Schwindel viel Geld verdient. Nun, was ist denn mit dem Mann?«
»Er ist in großer Verlegenheit«, erwiderte Campbell und schüttelte den Kopf. »Vor sechs Monaten fand er heraus, daß einer der Vorsteher seiner Depositenkasse viel und hoch wettete und bei einem Buchmacher verschuldet war. McKay ließ sofort die Bücher nachprüfen. Timmes, so hieß der Betreffende, zahlte einen großen Teil der veruntreuten Gelder zurück, gab seine Stellung auf, obgleich er auf Pension und auf andere Vergünstigungen Anspruch hatte, und trat aus der Bank aus.«
Bob nickte. »Fahren Sie nur fort. Ich habe schon so eine Ahnung, daß das dicke Ende nachkommt und ich nachher die Kastanien für Sie aus dem Feuer holen muß, Campbell.«
»Das werden Sie noch früh genug erfahren. Also, dieser Timmes verschwand von der Bildfläche, aber er war über die Verhältnisse der Bank und die Geschäftsvorgänge im besonderen sehr gut informiert.«
»Aber der Leiter einer Depositenbank erfährt doch nicht viel, was für einen Außenstehenden irgendwelchen Wert haben könnte.«
Mr. Campbell nickte.
»Timmes hatte unglücklicherweise, bevor er den Posten eines Vorstehers erhielt, eine Vertrauensstellung und auch Einblick in das Personalverzeichnis mit den Geheimnotizen über die einzelnen Angestellten.«
»Er hat doch nicht am Ende das Verzeichnis mitgenommen?
»Nein. Aber er hat ein fabelhaftes Gedächtnis. Der Direktor sagte mir, daß der Mann einen längeren Zeitungsartikel nur zweimal zu lesen brauchte, um ihn wörtlich wiederholen zu können. McKay ist der Ansicht, daß Timmes sich nicht nur auf sein gutes Gedächtnis verlassen, sondern sich zu Haus auch Notizen gemacht hat.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Er hat sich an die Leiter der Filialen gewandt. Aber nur an diejenigen, die in den Geheimakten als gutmütig und freigebig bezeichnet worden sind. Er hat sie gebeten, ihm Geld zu leihen, weil er sich im Augenblick in einer schwierigen Lage befände. McKay glaubt nun, daß ein Überfall auf die Bank geplant ist. Er ist in großer Aufregung, ebenso die anderen Direktoren. Gestern abend haben sie eine Sitzung abgehalten und beschlossen, sich an uns zu wenden.«
Bob runzelte die Stirn.
»Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß sich die Bank bei Ihrer Gesellschaft gegen Verluste decken will?«
»Doch, darauf läuft es hinaus. Es wird drei Monate dauern, bis sie sich so weit umorganisieren können, daß Betrug und Verluste nicht mehr zu befürchten sind. Und während dieser drei Monate wollen sie sich bei uns versichern. Ich habe natürlich dem Aufsichtsrat davon Mitteilung gemacht, und wir haben den Entschluß gefaßt, dem Antrag der Bank stattzugeben. Es ist eine dementsprechende Police ausgestellt worden, und die Bank hat auch ihre Einwilligung gegeben, alle Ausgaben zu tragen, die durch Ihre Tätigkeit entstehen, während sie bei uns versichert ist.«
»Dann kann ich die armen Leute nur bedauern«, meinte Bob trocken. »Sie kommen vielleicht billiger dabei weg, wenn sie ruhig einmal bei sich einbrechen lassen.«
McKay war ein kleiner Mann mit kahlem Kopf. Er sprach lange mit Bob und erzählte ihm auch allerhand nebensächliche Dinge.
»Nun wollen wir uns einmal an die Tatsachen halten, Mr. McKay. Ich nehme also von vornherein an, daß Mr. Timmes, der früher einmal bei Ihnen angestellt war, unter den Einfluß irgendwelcher unsauberer Gesellen geraten ist. Ich bin auch davon überzeugt, daß diese Bande die Absicht hat, Geld aus Ihrer Bank herauszuholen. Timmes hat natürlich den Leuten mitgeteilt, was er weiß, so daß sie imstande sind, ihre Pläne auszuführen. Die Frage ist jetzt nur: In welche Ihrer Filialen werden die Kerle einbrechen? Sie haben, wie ich weiß, hundertachtzig Nebenstellen.«
McKay nickte, dann fragte er Bob: »Meinen Sie nicht, daß die Leute es vorziehen, die Zentrale auszuplündern? Timmes weiß doch viel mehr vom Hauptbüro als von allen Nebenstellen.«
Bob schüttelte den Kopf.
»Das glaube ich kaum. Oder meinen Sie, daß die Leute in das Haus einbrechen, in dem Sie selber über den Räumen der Bank wohnen? Die wissen doch sehr genau Bescheid und kennen alle Einzelheiten der Zentrale. Nein, Sie tun den Burschen bitter unrecht.«
»Welche Nebenstelle käme denn am ehesten in Frage? Ich kann doch nicht alle hundertundachtzig Filialen gleichzeitig bewachen lassen?«
»Das brauchen Sie auch gar nicht. Vor allem muß ich die Geheimakten über die Personalien Ihrer Angestellten sehen. Dann habe ich wenigstens einige Anhaltspunkte dafür, was die Bande unternehmen wird.«
Es mußte erst eine Sitzung des Direktoriums abgehalten werden, und es wurde lange hin und her beraten, ob man Bob die Genehmigung zur Einsicht der Personalakten erteilen sollte. Schließlich wurde er mit dem wertvollen Aktenstück in einen Raum eingeschlossen. Zuerst bestand McKay darauf, daß sich Bob keine Notizen machen dürfte, aber dieser behandelte die Vorschrift in seiner üblichen, großzügigen Weise.
Es war eine merkwürdige und in mancher Beziehung sehr interessante Lektüre. Der eine der Beamten war Spiritist, ein anderer hatte einen Bruder, der zwei Jahre in einer Trinkerheilanstalt zugebracht hatte. Ein dritter besuchte Hunderennen. Im großen ganzen waren es einwandfreie Leute. Bob, der alle Eintragungen genau durchstudierte, fiel die Notiz bei Nr. 68 auf:
George Bowley. Merstham Bassett. Zuverlässiger Charakter, früher interessiert an der christlichen Jugendbewegung, später ausgetreten. Junggeselle, dreimal verlobt gewesen, häufige Liebschaften. Trinkt nur mäßig, guter Bankbeamter, eignet sich für große Landbezirke oder kleinere Städte ohne größeres gesellschaftliches Leben.
Bob machte sich kurze Notizen. Er sah das Aktenstück bis zu Ende durch und entdeckte noch verschiedene andere interessante Leute. Aber er war davon überzeugt, daß Mr. George Bowley der Mann war, auf den es ankam.
Er suchte Direktor McKay auf. Nachdem sie über verschiedene andere Zweigstellen und Niederlassungen der Bank gesprochen hatten, ging er besonders auf Merstham Bassett ein.
»Wie spielt sich denn das Geschäft dort hauptsächlich ab?«
»Dort haben wir einen ziemlich großen Umsatz. Die kleine Stadt ist der Mittelpunkt eines größeren ländlichen Bezirks, fast alle Gutsbesitzer der Umgegend und der hohe Adel von Cornwall zählen zu unseren Kunden, wodurch die Nebenstelle eine gewisse gesellschaftliche Bedeutung erhält. Sie haben wohl Bowleys Personalien studiert, daß Sie ausgerechnet auf diese Filiale kommen?« fragte der Direktor schnell.
»Ja, ich dachte an ihn«, gab Bob zu. »Was ist er denn für ein Charakter?«
»Ein wirklich guter Mensch«, sagte McKay. »Er hat nur den einen Fehler, daß er zuviel flirtet. Neuerdings hat er sich mit einer jungen Dame verlobt. Ich hoffe, daß er bald heiraten wird. Ich habe es immer gern, wenn Vorsteher und Leiter von Banknebenstellen verheiratet sind; ein verheirateter Mann ist auch solider als ein Junggeselle. Wenn er mit dieser jungen Dame nicht zurechtkommt, wird es überhaupt nie etwas mit ihm werden.«
»Ist sie hübsch?«
»O ja, sehr hübsch«, entgegnete McKay begeistert. »Und sie war auch sehr gut gekleidet. Rosa steht ihr besonders gut –«
»Rosa?«
»Ja, nicht direkt rosa, es geht etwas ins Lachsrote«, verbesserte sich McKay. »Wollen Sie schon gehen?« fragte er dann, denn Bob hatte sich erhoben.
»Ja, ich fahre nach Merstham Bassett, um diesen Mr. Bowley kennenzulernen.«
Bei Morgengrauen kam er in Merstham Bassett an. Er frühstückte in einem kleinen Gasthof, dessen Besitzer, wie gewöhnlich, sehr gesprächig war.
»Wohnen sonst noch Fremde hier in der Stadt?« erkundigte sich Bob.
Der Wirt nickte.
»Ja, es sind zwei Herren hier, die kamen hierher, um zu fischen und zu angeln. Außerdem haben verschiedene Leute hier in der Nähe der Stadt einzelne Landhäuser und Villen gemietet.« Er zählte die Besitzer auf, unter anderem auch eine gewisse Miss Kilroy.
Bob sah auf.
»Ist die auch hier? Mir kommt der Name so bekannt vor.«
»Das ist die junge Dame, mit der Mr. Bowley verlobt ist. Er ist der Leiter der hiesigen Bankfiliale. Es ist eine ziemlich romantische Angelegenheit, soweit ich gehört habe. Die beiden trafen sich vor drei Monaten in Torquay. Ihr Vater war Bankangestellter in Australien, und so heiratet Mr. Bowley schließlich jemanden, der mit Bankverhältnissen vertraut ist«, fügte er vergnügt hinzu.
Nach dem Frühstück ging Bob in die Stadt, und er wußte wohl, daß er beobachtet wurde.
Merstham Bassett bestand aus einer Haupt- und zwei Nebenstraßen. In der Hauptstraße lagen die vornehmeren Geschäfte und auch die Niederlassung der London-, Devon- und Cornwall-Bank. Er betrat die Geschäftsräume, zeigte dem Vorsteher seine Ausweise und unterhielt sich dann mit ihm in dessen Privatbüro.
»Ich habe auch noch einen Empfehlungsbrief von Direktor McKay, den ich Ihnen zeigen möchte.«
Der Bankvorsteher war ein hübscher junger Mann. Er sah sich die Papiere genau an und nickte.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. Brewer?«
»Zunächst möchte ich wissen, ob Sie hier im Gebäude wohnen?«
»Ja, im ersten Stock«, erwiderte Bowley lächelnd. »Ich bin Junggeselle – wenigstens im Augenblick noch – und ich wohne hier gut.«
»Wo essen Sie eigentlich?« fragte Bob zu Bowleys Erstaunen.
»Gewöhnlich drüben im ›König Georg‹, aber an drei Abenden in der Woche lasse ich mir das Essen in die Wohnung bringen. Die Bank hat einen Nebeneingang, den Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben.«
Bob fuhr nachdenklich mit der Hand über die Stirn.
»Ich hätte noch eine andere Frage. Drei Abende in der Woche essen Sie also hier. Was machen Sie an den anderen vier Abenden?«
Mr. Bowley richtete sich auf.
»Ich hoffe doch nicht, daß die Bank von mir Rechenschaft darüber fordert, was ich mit meiner freien Zeit anfange?«
»Ich nehme an, daß sich während Ihrer Abwesenheit jemand anders im Hause aufhält?«
»Das stimmt. Mein erster Kassierer bleibt in den Geschäftsräumen, wenn ich fort bin. Einer von uns ist immer da.«
»Schön, bleibt nur noch eine letzte Frage. Laden Sie auch manchmal Leute in Ihre Wohnung ein?«
Mr. Bowley zögerte. »Bis jetzt habe ich das noch nicht getan«, erwiderte er etwas ärgerlich. »Wenn ich aber jemanden einlade, um eine Tasse Kaffee bei mir zu trinken, so geht das schließlich keinen was an.«
»Selbstverständlich. Diese Unterhaltung bleibt auch vollkommen unter uns. Ich möchte Sie bitten, mit niemandem darüber zu sprechen, so sehr Sie auch die betreffende Person schätzen mögen. Vielleicht sagen Sie mir noch, ob Sie in den nächsten Tagen abends jemand besuchen wird?«
»Ja, meine Verlobte und ihre Tante kommen morgen abend nach dem Essen. Morgen ist Markttag, da gibt es viel zu tun, so daß ich es am Abend gern etwas gemütlich hätte. Sie glauben gar nicht, wie groß der Verkehr an Markttagen ist. Sie bleiben doch noch in der Stadt?«
»Nein, ich fahre heute abend nach London zurück.«
»Schade. Ich hätte Sie sonst gern vorgestellt.«
»Vielleicht habe ich das Glück, die Dame später noch kennenzulernen. Gibt es übrigens außer dem Markt morgen nicht auch sonst noch etwas Besonderes hier?« –
Mr. Bowley sah ihn lächelnd an.
»Ach, Sie haben auch etwas läuten hören?« fragte er. »ja, ein großes amerikanisches Syndikat beabsichtigt, hier in der Gegend Ländereien aufzukaufen, und soviel ich weiß, wird der Agent morgen hier erwartet. Man sagt, daß er verschiedenen Gutsbesitzern Angebote machen wird. Es sind bereits sechzigtausend Pfund bei der Bank hinterlegt worden, eine ziemlich große Summe. Die Landleute hier nehmen nämlich keine Schecks von Fremden.«
»Aha.« Bob verabschiedete sich von Mr. Bowley.
Am nächsten Morgen wimmelte Merstham Bassett von den Wagen der Landleute. Der Markt war außergewöhnlich gut besucht. Das Hauptgespräch drehte sich vor allem um das geheimnisvolle amerikanische Syndikat und den Agenten, der den Ort besuchen wollte. Der Tag ging langsam zur Neige, aber es erschien niemand. Einige Leute behaupteten schon, die ganze Sache sei nur ein Scherz, aber andere, die den Leiter der Bankfiliale selbst gefragt hatten, widersprachen ihnen. Auf jeden Fall kam der Agent nicht. Mr. Bowley war ziemlich müde, als er die Bankräume schloß und die Angestellten nach Haus gingen. Er traf noch einige Vorbereitungen für den Empfang seiner Gäste. Er aß schnell und hastig zu Abend. Der Kellner aus dem Gasthaus ›König Georg‹ holte später die leeren Schüsseln und das Geschirr ab. Mr. Bowley begleitete ihn die Treppe hinunter, um die Tür hinter ihm abzuschließen. In der Beziehung war er sehr gewissenhaft. Dann deckte er den Teetisch und machte es in der Wohnung so gemütlich und anheimelnd wie möglich. Bald darauf klingelte es unten.
Bowley eilte die Treppe hinunter, öffnete den beiden Damen, und nachdem er wieder abgeschlossen hatte, führte er sie in seine Wohnung hinauf.
»Ach, ist das aber eine hübsche Wohnung«, rief das junge Mädchen. Sie trug ein modernes Kleid in rötlichem Ton, der ihr gut stand. »Gehören die Möbel alle dir, George?«
»Selbstverständlich. Aber wir werden natürlich nicht hier wohnen. Ich habe schon ein Haus am Rand der Stadt gemietet, und ich übergebe die Dienstwohnung dann meinem ersten Kassierer.«
»Soll ich den Tee machen?«
»Nein, das besorge ich schon«, erklärte er schnell.
Ein paar Minuten später war der Tee fertig, und Bowley schenkte ein.
Inzwischen hatte das junge Mädchen ein wenig Puder aufgelegt und die Lippen nachgezogen. Dabei entglitt ihr der Lippenstift und fiel zur Erde.
»Das werden wir gleich haben«, sagte Bowley, kniete nieder und schaute unter die Couch.
Die ältere Dame nahm ein Fläschchen mit Butylchloral aus ihrer Handtasche und goß den Inhalt in Bowleys Tasse.
Er hatte den Lippenstift bald gefunden und gab ihn seiner Verlobten mit einem Lächeln zurück.
»Nun wollen wir einmal den Tee versuchen.«
Die beiden Damen nahmen ihre Tassen.
»Wundervoll«, sagte die Braut, nachdem sie getrunken hatte.
Mr. Bowley lächelte stolz und trank mit großen Schlucken.
»Das ist nicht so –«
Die Tasse entglitt seiner Hand. Dann fiel er rückwärts und riß dabei den Stuhl um.
Die junge Dame erhob sich schnell, trat ans Fenster, hob den dunklen Vorhang ein wenig und ließ ihn dann wieder herunter.
»Geh nach unten und laß die anderen herein«, sagte sie hastig zu der älteren. »Ich bleibe hier bei dem Kerl.«
Die beiden Männer, die sich im Ort aufhielten, um zu angeln und zu fischen, warteten schon unten auf der Treppe, als ihnen die Tür aufgemacht wurde. Der eine von ihnen war der gefürchtete Cris Wall, der jetzt die Stufen hinaufstieg und befriedigt den bewußtlosen Bankbeamten betrachtete.
Rosa hätte gerade die Taschen des Bewußtlosen durchsucht und zwei Schlüssel in der Weste gefunden.
»Dies ist der Schlüssel zum Kassenschrank, der größere ist für die Tür zum Büro. Also, nun mach schnell, Cris. Ist übrigens der Wagen angekommen?«
»Der steht am Ende der Straße«, erwiderte Wall und nahm die Schlüssel an sich. »Du wirst die Werkzeuge nicht brauchen, Buck«, wandte er sich an den zweiten Mann, der eine kleine, schwarze Ledertasche trug.
Sie verließen das Zimmer, und das Mädchen setzte sich in einen Sessel, während sie Bowley beobachtete. Sie nahm eine Zigarette aus ihrem goldenen Etui, zündete sie an und rauchte nachdenklich. Es dauerte ziemlich lange, bis die beiden den Geldschrank aufgeschlossen hatten. Schließlich öffnete sich die Tür hinter ihr. Sie sah sich nicht um, sondern warf ihre Zigarette in den Kamin und erhob sich.
»Nun, seid ihr fertig?« fragte sie.
»Ja, wir sind fertig.«
Sie fuhr herum und starrte entsetzt den Mann an, der ihr gegenüberstand. Es war Bob Brewer.
»Ja, wir sind unten fertig, Rosa«, erklärte er. »Wir haben im Keller gesessen und auf Wall gewartet.«
Sie lief an Bob vorbei zur Tür und die Treppe hinunter, aber das nützte ihr nichts mehr, denn das ganze Haus und alle Ausgänge waren von Polizei besetzt.
»Das amerikanische Syndikat, das das Geld eingezahlt hatte, war der Klub der Vier. Sie hatten es nur zur Bank gebracht, um es wieder von dort zu stehlen«, erklärte Bob später Direktor Campbell. »Den Vorschriften gemäß kann das Geld jederzeit wieder abgeholt werden, aber es sind momentan sechs Beamte von Scotland Yard in Merstham Bassett, die aufpassen. Wenn jemand einen Scheck auf das Geld des amerikanischen Syndikats präsentieren sollte, verhaften sie ihn sofort.«
»Wie geht es denn Bowley? Wird er sich wieder erholen?«
Bob nickte.
»Wenn sein liebebedürftiges Herz diese furchtbare Enttäuschung erträgt, schadet ihm der kräftige Schluck Butylchloral nichts.«