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Zweiter Akt

Das Gemach des Königs. Eine Tür rechts, eine links, ein Tisch, der mit Stößen von Papier und Gebetbüchern bedeckt ist, daneben ein Schreibpult. In der Ecke ein Beichtstuhl.

Wie sich der Vorhang hebt, steht Philipp II., der eben gebeichtet hat, auf und schlägt das Zeichen des Kreuzes. Sein Beichtiger erhebt sich gleichfalls, und beide gehen zum Tische hin.

Der Beichtiger Fray Bernardo
Euer Bekenntnis, mein Sohn, wird Euch nicht als Vergehen angerechnet werden, sondern als Verdienst. Die Klugheit zwingt Euch als König, Euren Worten geheimen Sinn zu unterlegen. Von Wichtigkeit ist nur, was man verschweigt, weil dies Gott allein erfährt.

Ein Schweigen. Philipp II. setzt sich nieder.

Gott schuf Euch so, wie Ihr seid, damit Ihr ihm als König getreu sein könnt.

Der Graf Feria bringt die Post des Königs. Er legt sie auf den Tisch und tritt schweigend ab.

Man muß die Welt gegen ihren eigenen verblendeten Willen retten. Ein König wäre kraftlos, der für ein solches Ziel sein eigenes Recht verringern würde.

Philipp II. bricht den Briefen die Siegel auf und blättert langsam darin.

In unserm Jahrhundert ist der Gedanke der Macht schwankend geworden. Man vergißt, daß nichts, nicht einmal die Vernunft, sie erschüttern darf. Ihr versteht das vollkommen, während es der Heilige Vater kaum zur Hälfte begreift.

Philipp
Er weiß nicht, was für Spanien nötig ist.

Fray Bernardo
In Rom streitet man, ist unschlüssig und paktiert. Die Atmosphäre ist schlecht, in der der Papst atmet. Und wer überlegt, der findet sich ab. Überlegungen hemmen die Entschlüsse. Wer disputiert, schwächt sich selbst. Man muß gläubig sein, bejahen und handeln ...

Plötzlich faßt der König einen Brief, von dem er das Auge nicht mehr läßt. Obwohl sein Beichtiger immer wilder wird in seiner Begeisterung, schenkt der König allem, was er sagt, keine Aufmerksamkeit mehr. Langsam ballt sich seine Hand.

Das ist mein Glaube, ist der einzig große,
Der wie durch Feuer rein geläutert blinkt
In unsrer kranken Zeit, da irdische Empörung
Mit Gott um seine Rechte frevelnd ringt.
Schon riß sich England von der Kirche Schoße,
In unserm Flandern flackert die Verschwörung
Der Sekten auf, das heilige deutsche Reich
Ist von dem neuen Wahne wie zerfleischt. –
Der Könige Zepter schwankt, ein jähes Fieber,
Greift diese Pest auf Stadt und Länder über.
Man meinte fast, daß in dem Sturme heulend
Satan leibhaftig auferstanden sei
Und säte, wüst durch ganz Europa eilend,
Das Samenkorn der Ketzerei.

Er beruhigt sich und folgt mit den Augen dem König bei seiner Lektüre.

Glücklicherweise gibt es aber auf diesem Erdteil ein Spanien: das Eure! Der jahrhundertelange Krieg mit den Ungläubigen hat es feurig gemacht, es hat nicht Furcht vor dem Blut und dem peinlichen Gericht. Keiner, so hoch er auch sei, entgeht dem Arm der Inquisition. Sie haben Carlos de Sesse und seine Frau Isabella verbrennen lassen, obwohl sie königlichen Blutes war. Sie haben Domingo de Royas aus der Familie der Posa zum Tode verurteilt. Ein Cristoval d'Ocampo wurde hingerichtet und seine Leiche den Flammen übergeben. Was die Marquise von Amboise betrifft ...

Bei dem Wort ›Amboise‹ versteckt der König mit einer jähen Geste der Verstellung den Brief, den er in der Hand hält. Der Beichtiger sieht ihn scharf an. Philipp bemerkt es. Einen Augenblick überlegt er. Dann reicht er ihm den Brief hin.

Philipp
Hier, mein Vater!

Auf einen Ruf des Königs tritt der Graf Feria ein. Philipp sagt ihm halblaut:

Graf, suchen Sie selbst die Komtesse de Clermont auf und bringen Sie sie hierher!

Fray Bernardo, der nur auf das Schreiben geachtet hat.
In dieser Angelegenheit gibt es zumindest zwei Schuldige: Don Juan, der die Einschiffung der Marquise von Amboise ermöglichte, und die Komtesse de Clermont, die Geliebte Don Carlos'.

Den Brief nochmals überlesend.

Don Juan ist nicht verläßlich. Erinnert Euch, wie er eines Tages plötzlich fortsegelte, um ohne Auftrag fern von hier zu kämpfen. Seine Aufgabe war, die Küste zu überwachen und sich der Marquise zu bemächtigen. Er hat sich vergangen. Verhaften wir ihn!

Philipp
Piraten bedrohten Coruña. Ich selbst habe Don Juan beauftragt, meine Schiffe und Soldaten dorthin zu führen. Auf meinen, nicht auf seinen Befehl hin waren die Küsten von Guipuzcoa unbewacht.

Fray Bernardo
Aber eine Frau, so verschlagen sie auch sei, ersinnt nicht ein so gefährliches Unternehmen, und Don Juan ...

Philipp
Lassen wir ihn aus dem Spiele!

Fray Bernardo den Rapport nochmals durchforschend.
Der Bericht beschuldigt in der Tat nur die Komtesse. Ruy d'Almedo hat zwei ihrer Diener erkannt, wie sie abends in Renteria ankamen. Ein anderer Zeuge behauptet, der erste der beiden hätte Don Carlos gehört. Man muß darüber Nachforschungen anstellen.

Philipp
Wir werden darüber die Komtesse de Clermont befragen.

Fray Bernardo
Sie weiß geschickt zu sein. Die Valois haben in ihr eine vortreffliche Helferin, sie ist Ehrendame und ...

Philipp halblaut.
Spionin ... ich weiß ... ich weiß ...

Fray Bernardo
Don Carlos liebt sie. Sie ähnelt der Königin, Ihrer Gattin. Beide kommen aus Frankreich, man könnte sie für Schwestern halten.

Philipp gereizt.
Ich weiß! Ich weiß!

Fray Bernardo
Die Komtesse hat es verstanden, sich seines Herzens zu bemächtigen, die Liebe eines Prinzen schmeichelt ihrer weiblichen Eitelkeit. Don Carlos hört nur auf sie. Die Inquisition ist auf der Hut, sie überwacht ihn. Sein Stolz beunruhigt sie ebenso wie seine Schwäche. Wenn er nicht Ihr Sohn wäre ...

Plötzlich.

Vielleicht war er es, der Infant, der die Marquise rettete.

Philipp
Wahnsinn!

Fray Bernardo
Don Carlos ist gefährlich. Man weiß nicht ... er wäre imstande gewesen ...

Philipp
Ach! Wahnsinn, sage ich!

Fray Bernardo
Ein anderer Mensch ist in ihm erwacht. Er ist wieder gesund, die Krankheit hat ihn verlassen. Unruhige Gedanken durchwühlen ihn, er hat zu große Hoffnungen.

Philipp
Carlos ist nur stark durch eine Frau. Sie müssen wir vernichten.

Fray Bernardo
Darf ich, wie eben bei der Beichte, ganz aussprechen, was ich denke?

Philipp
Ich ahne es bereits!

Er nähert sich Fray Bernardo und spricht zu ihm, Auge in Auge.

Ja, Don Carlos haßt mich, ja, Don Carlos träumt und berauscht sich an Phantasien, er geht irr und ins Bünde. Ja, Don Carlos muß von dem Verbrechen der Komtesse wissen; aber dieser Don Carlos, so unvorsichtig und selbst gefährlich er sein mag, ist und bleibt doch der zukünftige König Spaniens. Er kann nicht denken, mich zu verraten, ohne sich selbst zu vernichten, und er muß, mag er auch was immer träumen, meine Person respektieren und die Macht, deren Träger er selbst ebenso ist wie ich. Wir sind ein gleicher Gedanke Gottes. Wenn er das vergessen würde ...

Fray Bernardo
Der Himmel hört Sie!

Philipp
Und nun – all dies sei gesagt, so wie ich eben vor Ihnen meine Vergehen beichtete – zwischen Ihnen und mir, vor der Ewigkeit allein.

Eine lange Pause.

Nehmt hier Platz, Vater!

Er weist ihn an das Schreibpult zur Linken.

Die Komtesse wird hier erscheinen. Der Graf Feria holt sie hierher. Ihr werdet sie befragen, werdet ihre Aussage aufzeichnen – und wir übermitteln sie dann der heiligen Inquisition.

Die Komtesse wird durch den Grafen Feria in das Zimmer geleitet, der von nun ab zur Rechten des Königs bleibt.

Die Komtesse zu Philipp, auf den Grafen und Fray Bernardo weisend.
Sire, so viele Richter machen mich scheu und verwirren mich. Ich weiß wahrhaftig nicht ...

Philipp
Gebieten Sie Ihrer Angst, Madame, meine Gegenwart muß sie verscheuchen!

Die Komtesse
Ich kam auf Ihren Ruf. Was ich aussagen könnte, betrifft nur Ihren Sohn ...

Philipp zu Fray Bernardo.
Richten Sie Ihre Fragen an Madame!

Fray Bernardo
Die Marquise von Amboise hat Spanien ohne Erlaubnis des Königs verlassen. Sie, Madame, haben sie gerettet!

Die Komtesse mit Festigkeit.
Die Marquise und ich waren Freundinnen. Sie hatte sich frei nach Spanien begeben – frei konnte sie es wieder verlassen.

Fray Bernardo
Niemand darf ohne Erlaubnis das Königreich betreten oder verlassen. Als die Marquise aus Frankreich nach Spanien kam, war sie katholisch. Wir nahmen sie auf. Sie wurde hier zur Ketzerin, und unsere Justiz mußte sie fassen. Dies mußte Euch bewußt sein.

Die Komtesse
Die Marquise hat niemals, soviel ich weiß, ihren Glauben abgeschworen.

Fray Bernardo brüsk.
Das ist nicht wahr!

Die Komtesse
Sire ... die Feindseligkeit Ihres Beichtigers erschreckt mich ... ich weiß nicht ...

Philipp
Ich beobachte Ihre Scham und Verwirrung, Madame. Ich lese aus Ihrer Haltung alles, was Sie verbergen wollen!

Die Komtesse
Aber ...

Fray Bernardo
Mit gutem Vorbedacht sandte die Königin Katharina von Frankreich Sie zu uns. Sie dienen ihr hier besser, als jeder andere es vermöchte.

Die Komtesse
Aber Sire ...

Fray Bernardo
Ihr Verstand ist scharf, er wittert die Geheimnisse. Wo die andern nur zuschauen, da überwachen Sie. Ihre Briefe unterrichten Frankreich über all das, was der König wissen will.

Die Komtesse sich gegen den König wendend.
Ich handle offen, ich denke ohne Rückhalt. Ich bin hier zu Hofe eine der Damen und Begleiterinnen der Königin: ich bin nichts anderes. Meine Freundschaft für die Marquise von Amboise habe ich nie verborgen. Sie mögen mich vernichten, wenn Ihre Gesetze es so fordern. Aber was die niederträchtigen und verräterischen Briefe betrifft, die ich geschrieben haben soll ...

Philipp
Mein Verdacht täuscht sich nie!

Die Komtesse
Ich verteidige vor Ihnen meine Ehre! Ich schwöre, daß ich niemals eine Zeile geschrieben habe, die Sie nicht hätten lesen können. Ich beschränke meine Verteidigung auf diesen Eid!

Fray Bernardo
Sie wären nicht die bezaubernde Komtesse de Clermont, um deren Freundschaft die Königin sich bewarb, nicht die liebenswürdige und verführerische Freundin, die ein Prinz mit seiner Liebe auszeichnet, wenn Sie nicht schuldig wären ...

Die Komtesse sich gegen den König wendend.
Sie lassen mich mit Vorwürfen überhäufen, und ich bin ohne Verteidigung, Sire, und Sie sind ein Edelmann!

Philipp scharf.
Madame ...

Die Komtesse nur zum Könige sprechend.
Don Carlos hat mich erwählt, er liebt mich! Ich weihe ihm das Höchste, was ich ihm geben kann: mein Leben. Ganz habe ich es ihm gegeben, ganz und gar. Wäre ich die Intrigantin, die Ihr mich nennt, er würde mich zurückstoßen.

Fray Bernardo
Don Carlos ist blind, weil er Sie liebt.

Die Komtesse zu Fray Bernardo.
Ihr kennt so wie ich
Die fiebrige Hast seiner Jünglingszeit,
Wie sein Leben in Öde und Zorn verstrich.
Aber dies wißt Ihr nicht,
Wie ein Nichts ihn erdrückt, ein Nichts ihn befreit!
Das erstemal schon,
Als ich ihm gegenübertrat,
War er es, der um meine Liebe bat!
Das sanfteste Wort behielt ich davon,
Und jetzt selbst, da Ihr mit spitzem Hohn
Und tückischem Wort mich foltert und quält,
Fühl ich, wie's mich als Trost beseelt

Ein Schweigen. Der König scheint zu warten.

Die Komtesse zum König.
Sire,
Ich liebe Don Carlos mit Zärtlichkeit,
Ich liebe sein Herz, ob es fiebernd frohlockt
Oder zerbrochen stillhält und stockt.
Ich sorge mich nicht um das Überströmen
Seiner machtlosen Wut, seines kindischen Grolls,
Ich liebe ihn so und weiß ihn zu nehmen,
Wie er sich gibt,
Und bin immer stolz,
Daß er mich liebt,
Ich will nicht wägen und nicht überlegen,
Wie nah meine Liebe an Mitleid grenzt ...

Der König plötzlich streng.
Das ist Verbrechen, meinen Sohn derart zu lieben!

Die Komtesse empört.
O Sire! Sire!

Philipp
Beruhigt Euch, Madame, verantwortet Euch besser!

Die Komtesse
Ich kann nichts mehr antworten. Ich bin umringt von Fallstricken: Ihr verdreht meine einfachsten Worte. Wenn ich Don Carlos meine unterwürfige Zärtlichkeit bezeige, so lehre ich ihn
Die Kraft und den Mut für ein Königslos.
Ich mache ihn groß,
Ich will die Flammen in ihm aufschüren,
Das Selbstvertraun und die Zuversicht,
In sich den Erben von Spanien zu spüren.

Der König wird unruhig.

Ich lehr ihn, sich endlich als den zu erfahren,
Der nur liebt, was aus eigener Kraft gelingt,
Und der endlich, nach zwanzig versäumten Jahren,
Sein Herz mit den Träumen in Einklang bringt.

Philipp
Mir allein und den von mir erwählten Männern obliegt es, Herz und Gesinnung des zukünftigen Königs von Spanien zu formen. Sie sind eine Fremde, Sie sind gefährlich. Ihre Ratschläge, Ihre Geschicklichkeit, Ihre Liebe, alles ist schädlich für ihn.

Die Komtesse empört.
Oh!

Philipp
Gott weiß, in welche Irrtümer Ihr ihn verzerrt, was Ihr ihm nachts sagt, wenn Ihr mich abwesend meint. Die Ketzer, die ihr gemeinsam gerettet habt ...

Die Komtesse wie überrascht.
Nein, nein, Ihr Sohn wußte von nichts ...

Philipp
Also Sie waren es allein?

Die Komtesse
Ja, ja, ich allein bin schuldig, ich wußte auch, welcher Gefahr ich mich aussetzte.

Philipp zu Fray Bernardo, der schreibt.
Hier habt Ihr das Geständnis!

Die Komtesse
Ich schäme mich dessen nicht. Mein Gewissen ...

Philipp
Genug, Madame! Eine Freundin zu retten ist nichts gegen das, was Ihr hier täglich tut, nichts gegen das, was Ihr wirklich seid: eine Spionin!

Die Komtesse
Ich leugne das, ich bestreite es!

Philipp
Es gibt kein Leugnen, wenn ich behaupte.

Fray Bernardo
Wir haben die Beweise, Sie sollen sie sehen. Aber gestehen Sie vorerst!

Die Komtesse
Das ist nicht wahr! Das ist unmöglich!

Fray Bernardo
Das Geständnis ist erlösend, es tilgt das Vergehen, es rettet Euch den Himmel. Gesteht ein!

Die Komtesse
Nein, nein!

Fray Bernardo
Gesteht! Es ist die Erlösung!

Die Komtesse
Nein, nein!

Fray Bernardo
Der König weiß alles!

Die Komtesse
Nein, nein!

Fray Bernardo
Der König befiehlt es!

Die Komtesse
Nein! Niemals! Niemals!

Fray Bernardo aufstehend.
Sie haben früher schon gestanden. Sie werden auch dieses eingestehn!

In diesem Augenblick erhebt sich heftiger Lärm an der Tür. Don Carlos, mit geschwungenem Degen stößt die Türhüter beiseite und dringt ein.

Carlos auf der Schwelle.
Ich will herein, ich will zum König, sage ich.

Philipp
Carlos!

Carlos
Ich will allein und ohne Zeugen mit Philipp, dem König von Spanien, sprechen, der meine Größe verkennt und verachtet!

Philipp
Zurück!

Carlos
Niemals! Niemals!

Der Graf Feria
Ihr vergeßt Euch, Ihr seid hier im Königlichen Rat ...

Carlos auf den König zeigend.
Ich bin hier bei meinem Vater,
Ich bin und ich bleibe
Hier angewurzelt. Und keine menschliche Macht
Soll mich von dieser Stelle vertreiben.

Zum Grafen Feria und zu Fray Bernardo, die mit Unruhe auf seinen bloßen Degen blicken.

Ihr braucht nicht für sein Leben zu zagen.

Er wirft seinen Degen auf den Tisch.

Ich hab, eh ich kam, meinen Haß in Fesseln geschlagen.

Philipp
Was ist dein Begehr?

Carlos auf den Grafen und Fray Bernardo deutend.
Ich rede erst, sobald uns diese da verlassen haben!

Auf ein Zeichen des Königs treten der Graf und Fray Bernardo durch die rechte Tür ab. Der Graf nimmt, ohne daß Carlos es bemerkt, dessen Degen mit. Sowie die beiden fort sind, geht Carlos auf die Komtesse zu und nimmt sie bei der Hand.

Nicht ihnen nach, Madame! Geht hier durch diese Türe!

Er führt sie zur linken Tür.

Carlos
Ich liebe die Komtesse de Clermont. Das ist mein Wille, mein Recht, mein Vergnügen. Soeben, während ich in der Messe weilte, hat sie der Graf Feria aus meinem Hause geholt. Er brachte sie mit Gewalt hierher. Warum das?

Philipp
Ich bin nicht einer, an den man Fragen stellt!

Carlos
Ich bin beunruhigt, ich verlange, daß man mir sagt,
Wie der Herzog ein so Ungeheuerliches wagt ...

Philipp
Du mußt dies wilde Mißtrauen aufgeben,
Höre mich ruhiger, laß diesen zornigen Ton!
Nichts gibt dir Grund, Beschwerden so jäh zu erheben. Hör zu, ich bin sicher, du verstehst mich, mein Sohn! Die Prinzen von Lothringen wünschen eine Verbindung des Infanten von Spanien mit ihrer Nichte Marie, der ehemaligen Königin von Frankreich. Auch hätte deine Wahl auf die Erzherzogin Anna von Österreich fallen können oder auf die Prinzessin von Valois. Ich habe bisher noch keinen Plan dir vorgelegt, der irgendeiner von diesen den Vorzug gäbe, Ich befürchte nur eins: den Ärger der Komtesse de Clermont über deine Vermählung. Darüber habe ich sie befragt.

Carlos
Ein Prinz von meinem Geblüt liebt die Komtessen, aber er heiratet nur Königinnen. Die Komtesse wird an dem Tage, wo ich mich vermählen will, mir beipflichten. Aber ich bin jung, und meine Leidenschaft will noch ungebunden bleiben.

Philipp
Erinnere dich, daß ich in deinem Alter mir schon eine Königin erwählt hatte!

Carlos
Weder Marguerite von Valois noch Maria von Schottland, deren kühne Schönheit man so sehr rühmt, sagen mir so zu wie die sanfte deutsche Prinzessin.

Philipp
Diese Wahl gefiele mir besser als jede andere. Wir haben schon genug Blutsbande mit den Valois. Und man muß an das Kaiserreich denken.

Wohlwollend.

Denkt, daß diese Heirat die Krone Karls des Fünften wieder in Eure Hand gäbe!

Carlos
O würde dieser Traum nur Wirklichkeit,
Der die Glut meiner heimlichsten Wünsche enthält.
Ich wäre der Kaiser der Christenheit
Und stände vor Gott als der Wille der Welt,
Ich wirkte dann Wunder, und in mir hätte
Europa den Mann, der endlich die Tat vollbringt,
Der nach tausend vergeblichen Jahren die Stätte
Des Heiligen Grabes den Heiden entringt.

Philipp
In deinem Blute gären alle starken Kräfte,
Ruhm, Liebe, Ehrgeiz – und vielleicht zu sehr.
Allein ich fühle mich mit dir einträchtig,
Ich bin davon beglückt und will nicht mehr.
Jetzt bin ich sicher, alle feindlichen Berater
Können nun nicht mehr diese Eintracht trennen,
In die uns Gott für immer unlöslich verband.
Ich will dein Glück, mein Carlos. Da – nimm meine Hand!

Carlos zögernd.
Mein Vater!

Philipp
Es ist die strenge nicht, die züchtigt und verbannt,
Es ist die sanfte, die dem Kinde gerne
Sich legte auf der Stirne heißen Fieberbrand.

Carlos zurückweichend.
Wir sind uns doch so fremd, so furchtbar ferne!

Philipp
Doch ich bestehe drauf!

Carlos reicht ihm die Hand.

Die Erzherzogin wird unserm Hof mit ihren hohen Tugenden zur Zierde gereichen. Sie spricht von dir mit Bewunderung, sie liebt dich schon. Mein Gesandter hat es mir berichtet.

Carlos
Es ist so wenig nötig, um mich zu gewinnen. Ich erwarte dieses sanfte Kind wie eine Freundin. Sie wird meine Launen, meinen jähen Unwillen verstehen, und ich werde ihr dankbar sein können, ohne es ihr je zu sagen.

Philipp
Glückselige Prinzessin!

Carlos
Sie wird nach der Königin die erste Frau Spaniens sein. Man wird sie mit Ehren und Bewunderung umringen, ihre Gegenwart wird den ganzen Hof verjüngen. Ich werde stolz sein, ihr eine so hohe Würde anbieten zu können, wir werden gemeinsam irgendeine ferne Provinz unserer Königreiche regieren, wir ...

Philipp unterbrechend.
Sie wird über die Komtesse de Clermont vielleicht ein wenig verwundert sein, aber die Königinnen von Spanien müssen nachsichtig sein, sie waren es immer. Übrigens, die Komtesse bezwingt selbst diejenigen, die ihr feindlich gesinnt sind. Eben sprachen wir beide zusammen über ihre Freunde in Frankreich. Wir sprachen sogar von dir.

Während dieser Worte geht Don Carlos im Zimmer auf und ab und bleibt schließlich, ohne darauf zu achten, vor dem Schreibpult stehen, wo Fray Bernardo bei seinem Abgang das geschriebene Verhör der Komtesse offen liegen gelassen hat.

Carlos voll Vertrauen.
O Vater, kenntet Ihr sie nur genauer,
Ich weiß, Ihr liebtet sie! Sie braucht zu wollen bloß,
Und schon verlischt in mir die sieche Trauer,
Mein Herz erwacht, und meine Kraft ist groß.
Ich brauche sie so sehr für all die großen Dinge,
Die ich für Spanien plane, für den Mut,
Den ich als Königsgabe meiner Heimat bringe.
Sie macht mich sicher! Auf den noch zu neuen Bahnen
Gibt meinem schwanken Schritt sie das Geleit,
Ich fühl für sie – o dürft ichs vor Euch sagen –
Mit wie viel Dank und heißer Zärtlichkeit!

Philipp
Wie sollte ich in dieser einzig schönen
Stunde noch bangend sein, da wir uns so verstehen,
Ein Vater stolz den eignen Sohn zu sehen,
Wie er, die Brust geschwellt von kühnem Sehnen,
In eine Zukunft greift, die er ihm gerne gönnt ...

Don Carlos hat seit ein paar Sekunden starr in das Verhör geblickt, das vor seinen Augen, aufgeschlagen liegt. Plötzlich es mit zuckender Hand zerreißend.

Carlos
Ah, Vater! Das ist wirklich zu toll!
Das heißt den Donner Gottes versuchen!
Wie, indem ihr grausam und ränkevoll
Die Frau, die ich liebe, gequält und umschlichen,
Schrieb

Auf den König zu.

da vor deinen verlogenen Blicken,
Schrieb hier der Henker mit seinen verfluchten
Mönchischen Händen, was sie unfehlbar vernichtet?

Philipp
Carlos!

Carlos
Und du wagtest, von dieser Frau zu sprechen,
Ihren Namen zu nennen, ohne Furcht, daß bei diesem Worte
Die Zunge dir schreckhaft im Munde verdorrte,
Du hast nicht geschauert vor so niederm Verbrechen

Philipp aufstehend.
Schweige, Infant! Du beleidigst in mir ...

Carlos
Oh, um so besser!
Ich speie sie aus, deine tückischen Lügen,
Seit Jahr und Tag
Kreist du mich ein mit niedern Intrigen.
Deine Worte sind wie ein giftiges Bündel,
Ein schwarzes Netz von schleichenden Schlangen;
Sie blenden zuerst, sie locken und züngeln,
Und umschlingen dann plötzlich wie mördrische Zangen.
In dir vollendet die Lüge sich,
Und denk ich an sie, so denk ich an dich!
Werd ich einst Herrscher, so werd ich vielleicht
Alles verwinden, nur dies nicht allein:
Den bittren Ekel, der mich höhnisch durchschleicht,
Ein Sproß aus deinem Blute zu sein!

Philipp erschüttert.
Mein Sohn! Mein Sohn!

Er wankt und läßt sich schwankend auf den Betstuhl hinsinken.

Carlos ihm nach.
Nein! Nein!
Ich leugne es ab, ich bin es nicht mehr,
Ich will es nicht sein!
Du bist der König der Bosheit und Ränke,
Der die Ahnen, den Sohn durch Lüge entehrt,
Des schändlichsten Todes eracht ich dich wert;
Doch die Nachwelt wird deiner Taten gedenken!
In Spanien verflucht, in Flandern verhaßt,
Schwankt so deine Krone, daß ein Handgriff sie faßt.
Und ich fühle nun in
Meine Seele sich finstre Gedanken senken.
Deine Stirn ist für mich nicht mehr mit Salböl genetzt,
Und du solltest Gott mit gefalteten Händen
Danken dafür, daß gerade jetzt
Ich ohne Degen und waffenlos bin!

Er geht nach rückwärts ab, sein Schwert mit den Augen entgeistert suchend.

Philipp schmerzlich.
Der Unglückselige! Was plant er? O mein Gott,
Es streifen Mordgedanken schon durch seinen Sinn!
Ich fühle, er will meinen Sturz, meinen Tod!
In blutige Träume stürzt er sich hin!
O könnte ich doch
Mit seines Geistes Verwirrung und Nacht
Sein Verbrechen als arglos und nichtig entschulden!
Doch er greift schon zu hoch,
Nach Spaniens Krone und meiner Macht,
Und das darf ich nicht dulden!
O Gott,
Der du Königen gegen ihr schwachgemutes
Herz die Stärke und Strenge geschenkt,
Vernichte in mir die Stimme des Blutes,
Daß ich strafe, wer mir mein Königsrecht kränkt.

Ein Türsteher eintretend.
Don Juan!

Philipp
Er warte!

Sich besinnend.

Nein! Er trete ein!

Don Juan erregt.
Mein König ...

Philipp ruhig.
Was gibts?

Don Juan
Carlos hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Er will niemanden sehn. Und vorhin stürmte er mit wilden Augen und geballten Fäusten durch den Palast ...

Philipp
Wir haben zusammen als gute Freunde gesprochen. Wir haben uns sogar die Hände gereicht. Ich habe keine Ahnung, was ihn so erregen kann. Ihr, der Ihr sein Vertrauter seid, könnt mir wohl davon berichten!

Don Juan
Mein König, wenn Ihr wüßtet, wie die Untätigkeit auf ihm lastet, wie lang, wie schwer ihm die Tage in diesem Palaste werden, wo er Tag für Tag ohne Ziel umherirrt und immer verzweifelter wird!

Philipp
Aber die Komtesse, ihre Schönheit und ihre Liebe?

Don Juan
Sicherlich war es die helle Hand
Der Liebe, die ihn den Finsternissen
Des Fiebers, dem einsamen Grauen entrissen.
Er wurde gesund, seine Seele ward heiter
Durch zärtliche Sorge. Nun aber treibt
Die gleiche Kraft ihn zu Wünschen weiter,
Die ihn wieder mit Unrast und Fieber gefährden:
Er begehrt, ein Führer im Heere zu werden!

Philipp
Verlangen nach Liebe, Verlangen nach Ruhm,
Es ist nur dasselbe!

Don Juan
Und da Ihr über sein Schicksal verfügt,
Und ein einziger Wunsch ihm am Herzen liegt,
Ein einziger Wunsch ...

Philipp
Ich verstehe. Doch die Regierung Flanderns ist dem Herzog Alba versprochen. Mein Wort ist verpfändet!

Don Juan
Alles geschieht, oder wird verhindert nach Eurem Ermessen.

Philipp
Aber unsere nordländischen Provinzen sind unbotmäßig. Man braucht, um sie zu bändigen, Schrecken und Kaltblütigkeit. Es wird Belagerungen setzen, Stürme, das harte und ermattende Leben der Feldzüge. Und da reicht Don Carlos nicht aus.

Don Juan
Ich werde ihm zur Seite stehn. Mein Mut wird dem seinigen dienstbar sein, und ich weiß zu befehlen und zu siegen! Wo die alten Heerführer scheitern, triumphieren die jungen!

Philipp
Ich habe die ganze Infanterie, die Neapel, Sizilien und Sardinien besetzt hielt, durch Don Garcia nach der Lombardei bringen lassen; ich habe dem Herzog von Albuquerque befohlen, die Anzahl meiner Mailänder Reiter zu verdoppeln. Alle diese Truppen und ebenso die ich in Deutschland aushebe, kennen, lieben Alvarez von Toledo und haben zu ihm Vertrauen. Sie wissen, daß er sie nach Flandern führen und sie dort befehligen soll. Selbst meine Schwester, die den Herzog fürchtet, ist schließlich zur Überzeugung gelangt, daß einzig er dort helfen und retten könne. Alle diese Schwierigkeiten sind endlich überwunden und geebnet: soll ich sie um der Laune eines Kindes willen wieder erneuern?

Don Juan
Aber die Laune eines Kindes kann den Thron Spaniens erschüttern!

Philipp
Wie meint Ihr das?

Don Juan
Mein König, ich liebe Don Carlos mehr als mich selbst,
Doch über der Liebe steht mir die Pflicht,
Euch treu zu dienen und die Macht zu bewahren.
Und ich fürchte für Euch und für ihn Gefahren
In den jähen Ausbrüchen seiner wilden Natur.
Sein Herz, in dem bald Angst, bald Überschwang siegt,
Ist ein Spielball der Launen, dem einzig nur
Die Rache für vermeintliche Kränkung genügt.

Philipp ruhig.
Ich weiß, Don Juan, mein Sohn hat meinen Tod beschlossen.

Don Juan
Mein König, was für ein Verdacht! Er denkt zu ehrfürchtig, um jemals ein so Ungeheuerliches zu planen.

Philipp
Was will er denn?

Don Juan
Ich sagte es ja schon: nach Flandern gehn und es, in Eurem Namen, zum Wohle Spaniens regieren. Er weiß, daß Ihr in seinem Alter unter Karl dem Fünften schon Herrscher dort wart; daß die Hand Eures Ahnen freigebiger war als die Eure. Und dieser Gedanke stachelt ihn an, verfolgt ihn Tag und Nacht, blendet ihn so, daß er ihn blind macht. Er träumt, fiebert, hat wilde Wahnvorstellungen. O mein König, ich wende mich an Eure Weisheit, alles kann noch geordnet und wiederhergestellt werden, aber um Gottes Gnade, rettet Don Carlos vor der Gefahr ...

Philipp
Vor welcher Gefahr?

Don Juan
Ich zögere, ob ich es Euch sagen darf ... Werdet Ihr es ihm verzeihen?

Philipp
Bin ich denn nicht sein Vater?

Don Juan
Aber nicht nur Eure Verzeihung begehre ich für ihn, auch Eure Unterstützung!

Philipp
Sind wir denn nicht zwei Brüder, die dasselbe Kind lieben? Haben wir ihn denn nicht genug kennen gelernt, daß wir ihm alle Launen, und wären sie selbst wahnsinnig, zu vergeben wissen? Wir könnten zusammen alles betrachten und erwägen.

Don Juan
Doch wenn sein Traum so toll wäre ...

Philipp
So gilt er als ein Traum! Als Verbrechen eines Prinzen ist es im voraus verziehen ...

Don Juan
Also Ihr versprecht mir ...

Philipp
Mehr noch, ich versichere Euch ...

Don Juan
Nun denn: er will plötzlich nach Frankreich flüchten
Und von dort zu den flandrischen Edelleuten,
Die alle mit Eidschwur sich ihm verpflichtet. –
Berghes und Montigny, die Ihr an seine Seite
Als Wächter gestellt, sie waren selbst die Räte,
Die diesen Wahnsinn in ihm angestiftet,
Die ihn mit falscher Versprechung betörten,
Den Pfeil des Wunschs aus der Seele schnellten.
Und andere kamen, sobald sie es hörten,
Die ihm den Beistand der nordischen Städte
Und selbst ein Hilfsheer in Aussicht stellten,
Bis sich seine Wünsche verwirklicht hätten.

Philipp nach einem kurzen Staunen.
So also erklären die Schulden sich,
Das Geld, das in Medina, Burgos, Leon
Er plötzlich in großen Summen entlehnt!
Alles stimmt trefflich und fürchterlich,
Und ich sehe schon,
Daß ich immer zu wenig noch arggewöhnt.

Don Juan
Mein König!

Philipp
Wie lautlos, mit wie geschickter Hand
Waren die Fäden dieses Verbrechens gespannt.
Das Abenteuer rief, und Carlos war verlockt!

Don Juan unruhig.
Mein König! Mein König!

Philipp
Seid unbesorgt,
Carlos ist jung und toll! Sein Mut gefällt mir sehr!

Mit einer leichten Ironie.

Und dann, würde ich mich jetzt nicht beeilen,
Ihm jene Länder schleunigst zuzuteilen,
So möchte er sie mir wohl selber rauben.

Ein Schweigen. Dann plötzlich.

Nun denn: Ihr seid ermächtigt, es ihm zu erklären,
Daß ich, sein Vater, sie ihm freiwillig gewähre!

Don Juan
Mein König, darf ichs glauben?

Philipp
Bin ich denn einer, dem nicht recht zu trauen ist?
Geht! Sagt es ihm! Und Euer einzig Unrecht war,
Daß Ihr mich dies nicht längst schon wissen ließt!

Don Juan
O Dank, mein König! So gewinnt Ihr Euch
Carlos und Don Juan zugleich.
Ich eile zu ihm, die Botschaft berichten.
O wie gut, daß ich, getreu meinen Pflichten,
Euch als den Vater noch zuzeiten eingeweiht
Und so Carlos von seinen Sorgen befreit!

Er geht ab. Philipp steht auf und geht gegen die Tür.

Philipp zur linken Tür.
Man lasse mir sofort meinen Notar Don Francisco de Hoyos kommen!

Zur rechten Tür rufend.

Fray Bernardo! Fray Hieronimo!

Sie erscheinen beide.

Philipp zu Fray Bernardo.
Mein Vater, ich täuschte mich. Ich sprach eben leichthin von der Verfehlung Don Carlos'. Nun weiß ich – ich habe den Beweis –, daß er die Flucht der Marquise von Amboise begünstigt und geleitet hat. Er ist der wahre Schuldige, die Komtesse nur eine Mitschuldige.

Fray Bernardo den König scharf ansehend.
Aber ...

Philipp
Seine Strafe soll rasch und furchtbar sein, ich schwöre es!

Fray Bernardo
Und der Prozeß der Komtesse, deren Geständnis wir in Händen halten ...

Philipp
Was liegt an einer französischen Komtesse, wenn es sich um den Infanten Spaniens handelt! Don Carlos wird diese Nacht noch abgeurteilt werden. Und der Heilige Vater und Europa werden sehen, daß Philipp niemals zögert, ginge es auch gegen seinen eigenen Willen, die Rechte Gottes zu schützen.

Fray Bernardo
Dieses Beispiel wäre das größte, das Ihr geben könnt!

Philipp
Ihr werdet mir helfen, mein Vater! Da Ihr dazu das Recht habt, werdet Ihr den Großinquisitor Don Diego d'Espinoza vertreten. Ihr werdet vier Richter beiziehn: durch Euch werden sie erfahren, wie sehr ich sein Verbrechen verabscheue. Don Carlos kann als Kranker nicht beim Prozeß erscheinen; er wird durch Martin de Valesco vom kastilianischen Rat und durch mich vertreten sein. Ich werde ihn nach meinem besten Können verteidigen. So wird alles genau nach den Bestimmungen des Gesetzes geschehn, geheim, aber unverzüglich.

Don Francisco de Hoyos tritt ein. Die Mönche wollen sich zurückziehen. Philipp deutet ihnen durch eine Geste an, daß sie bleiben sollen.

Zu den Mönchen.

Bleibt! Ihr sollt meine Zeugen sein!

Zu Don Francisco.

Nehmt Platz und schreibt, was ich Euch sagen werde! Ich, der König, in Gegenwart meines Beichtigers Fray Bernardo, Bischofs zu Cuenca, und Fray Hieronimos, Bruders des Franziskanerordens, erkläre, daß – indem ich Don Juan d'Austria versprach, Don Carlos zum Gouverneur meiner flandrischen Provinzen zu ernennen und denselben Don Juan beauftragte, ihn dorthin zu begleiten – ich weder frei noch nach Maßgabe meines Empfindens gehandelt habe, sondern einzig, um größeres Unheil zu verhüten und mein Leben sowie die Ehre meiner Krone in Sicherheit zu bringen. Dies, damit niemand mit meinem Versprechen Mißbrauch treiben könnte.

Zu den Zeugen Fray Bernardo und Hieronimo.

Ich unterschreib zuerst. Dann unterzeichnet ihr!

Während der König unterschreibt, fällt der Vorhang.


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