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Karl Heinrich Ulrichs' Prometheus (1870) stellt den ersten Versuch dar, eine Zeitschrift für Homosexuelle zu begründen. Die Zeitschrift sollte den Namen Uranus tragen, Prometheus war als erste Ausgabe gedacht. Doch noch vor dem Erscheinen des Heftes wurden die Pläne für eine kontinuierlich erscheinende Zeitschrift aufgegeben. Ein neues Titelblatt trat an die Stelle des ursprünglichen Titels Uranus. Und so wurde dieses erste Heft einer geplanten Zeitschrift zur zehnten Schrift innerhalb der »Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe«, mit deren Publikation Ulrichs 1864 unter dem Pseudonym Numa Numantius begonnen hatte.
In Memnon (1868) hatte Ulrichs angekündigt (S. 122):
Man schreibt mir aus London: »Wünschenswerth wäre die Gründung einer förmlichen Zeitschrift für die Interessen des Uranismus, zunächst um Material anzuhäufen. Zum Theil könnte sie brieflich versandt werden.« Ich bin ganz einverstanden, habe schon 1866 eine Zeitschrift »Uranus« projectirt, und ersuche die Genossen um ihre Ansicht, sowie um weitere Vorschläge, wie der Plan in's Werk zu setzen.
1870 hatte er genügend Material gesammelt, um eine fortlaufende Publikation verwirklichen zu können, aber er war wohl zu optimistisch hinsichtlich der Zahl der Homosexuellen, die zu einem Abonnement einer solchen Zeitschrift bereit sein würden.
In einem längeren Abschnitt über Ulrichs schreibt M. Hirschfeld M. Hirschfeld, Die Homosexualität des Mannes und der Weibes (1914, Nachdruck 1984) S. 960. zu Prometheus: »Eröffnet wird das Heft durch das Programm der geplanten Zeitschrift ›Uranos‹. Über die Gründe des Nichterscheinens derselben erfahren wir nichts Genaueres.« Den Grund nennt Ulrichs in einem Brief vom 20./21. Dezember 1873 an Carl Robert Egells: »Die Zeitschrift ›Uranus‹ ist leider nicht ins Leben getreten: aus Mangel an Abonnenten.« Zitiert bei Ferdinand Karsch-Haack, Carl Heinrich Ulrichs, in: Die Freundschaft, 1922, Nr. 29, S. 4.
Wenn auch der ursprüngliche Plan nicht durchgeführt werden konnte, bleibt Ulrichs' Versuch, eine Zeitschrift zur Verbesserung und Bereicherung des Lebens der Homosexuellen zu begründen, bemerkenswert. Der nächste derartige Versuch wurde erst ein Vierteljahrhundert später, nach Ulrichs' Tod, unternommen: 1896 begründete Adolf Brand in Berlin die Zeitschrift Der Eigene, die mit Unterbrechungen (die zum Teil durch Polizeiaktionen veranlaßt waren) bis 1931 erschien und so die erste homosexuelle Zeitschrift war, die sich durchsetzen konnte.
Ferdinand Karsch und René Stelter gründeten »zum fünfzigjährigen Jubiläum der Lieblingsidee Ulrichs'« erneut eine Zeitschrift mit dem Titel Uranos Die Schreibung ›Uranos‹ statt ›Uranus‹ geht wohl auf Hirschfelds falsche Wiedergabe des ursprünglichen Titels zurück (siehe oben)., die es aber auch nur auf zwölf Ausgaben brachte. Insgesamt aber gab es in den Zwanziger Jahren, besonders in Berlin, mehrere Homosexuellenzeitschriften.
Aus der Tatsache, daß Prometheus als erstes Heft einer Zeitschrift geplant war, erklärt sich, daß es hier nicht wie in Ulrichs' früheren Schriften um ein bestimmtes Thema geht. Aber gerade die Vielseitigkeit macht Prometheus zu einer der interessantesten Schriften Ulrichs'. Es ist schon erstaunlich, wie aktuell einige der angeschnittenen Themen noch heute sind, so etwa seine Forderung der Ehe für Urninge oder die Solidarität mit anderen Minderheiten, ethnischen, politischen, religiösen (»Pole, Hannoveraner, Jude, Katholik«) oder sozialen (»außerehelich geboren«). Eine rhetorische Meisterleistung ist Ulrichs' »Vorladung der Verfolger vor den Leichnam ihres neuesten Opfers« (S. 54-58); sein Abscheu, sein ›giusto sdegno‹, ist eines Dante würdig – oder eines Cicero, mit dessen Worten die ›Vorladung‹ endet.
Statt weitere Ausgaben der Zeitschrift vorzubereiten, arbeitete Ulrichs an einer kleinen Schrift, gerichtet »An die Reichsversammlungen Norddeutschlands und Oesterreichs«. Weil in beiden Ländern Kommissionen Entwürfe für ein Strafgesetzbuch erstellt hatten, in denen die Bestimmungen gegen Homosexualität beibehalten wurden, appellierte Ulrichs direkt an die gesetzgebenden Instanzen. Am 24. März 1870, genau ein Jahr nach dem Gutachten der Königlich preußischen wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen Siehe dazu das Vorwort zu Band III dieser Ausgabe. vollendete er Araxes. Besonders empörte ihn, daß im norddeutschen Entwurf als Begründung für die Beibehaltung des ›Urningsparagraphen‹ auf »das Rechtsbewußtsein im Volke« hingewiesen wurde. Er weist auf die Liste von zwanzig Nicht-Urningen ( Prometheus S. 43 f.) hin, die für eine Streichung des Paragraphen eingetreten waren, und fügt weitere Namen hinzu. So zitiert er (S. 14) aus zwei Briefen vom 17. und 23. Februar 1870, die ihm der Schweizer Kulturhistoriker Otto Henne-Am Rhyn geschrieben hatte.
Henne-Am Rhyn widmete in seiner Kulturgeschichte der neuesten Zeit (1872) der Diskussion um Ulrichs' Auffassungen fünf Seiten. Er pflichtete der Ansicht bei, das Gesetz sei falsch, hielt aber Ulrichs' Vorstellung von der weiblichen Seele im männlichen Körper für nicht überzeugend und führte aus, daß Ulrichs' Argumentation auf einem Zirkelschluß beruhe. Aber immerhin, er nahm Ulrichs' Schriften ernst, ganz im Gegensatz zu dem Würzburger Professor Alois Geigel, der in seiner kleinen Broschüre Das Paradoxon der Venus Urania von 1869 »ohne alle wissenschaftliche Kritik verfährt und den Uranismus ohne weiteres und ganz unrichtig mit der ›paiderastia‹ zusammenwirft.« O. Henne-Am Rhyn, Kulturgeschichte der neuesten Zeit S. 154.
Den Meinungswechsel Henne-Am Rhyns erlebte Ulrichs nicht mehr. Offenbar beeinflußt durch die von B. A. Morel und R. von Krafft-Ebing stammende Lehre von der Entartung, widmete er 25 Jahre später in einer Neuauflage seiner Kulturgeschichte (1897) Ulrichs nur noch einen Absatz im Kapitel »Die Entartung des Geschlechtstriebs«, den er mit dem Satz beschließt: »Die Ulrichs'sche Theorie hatte wohl außerhalb dieses Kreises pervers liebender Menschen wenig oder keinen Anklang gefunden und durfte um 1880 bis 1886 als vergessen betrachtet werden.« (S. 200) (1886 war die erste Auflage von Krafft-Ebings Psychopathia sexualis erschienen, auf die Henne-Am Rhyn anschließend eingeht.)
Im Frühjahr 1870 gab es in Deutschland nur noch fünf Staaten ohne einen ›Urningsparagraphen‹. Da Braunschweig den norddeutschen Gesetzentwurf übernehmen wollte, blieben noch vier: Bayern, Württemberg, Luxemburg und Limburg. Ulrichs ging vor allem auf Bayern ein, »in Deutschland die älteste Freistatt der Urningsnatur« (S. 30) Bayern kannte seit 1813 keine Bestimmung mehr gegen ›Urninge‹, doch jetzt war davon die Rede, Bayern würde in den Norddeutschen Bund aufgenommen werden und aus Gründen der Rechtseinheit das preußische Recht übernehmen. Ulrichs forderte Bayern auf, sich zu widersetzen, und erwartete offenbar, daß dies geschehen könnte. Doch Bayern sollte nicht mehr lange ein Zufluchtsort bleiben.
Alle Hoffnungen, die Ulrichs an seine Schrift Araxes knüpfte, zerrannen mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Nach den Niederlagen der Französischen Armee im August und September 1870 wurde Ende Januar 1871 ein Waffenstillstand vereinbart. In der Zwischenzeit hatten Württemberg und Bayern im November 1870 Bündnisverträge mit dem Norddeutschen Bund geschlossen. Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal von Versailles der preußische König Wilhelm zum Deutschen Kaiser gekrönt. Bayern wurde durch einen Vertrag vom 23. November 1870, den das bayerische Parlament am 21. Januar 1871 ratifizierte, Teil des Deutschen Reiches. Und mit dem neuen Strafgesetzbuch trat der ›Urningsparagraph‹ (jetzt als § 175) auch in Bayern in Kraft.
Zu diesem Zeitpunkt war Ulrichs von Würzburg nach Stuttgart umgezogen, wo er wieder einmal vor allem um seinen Lebensunterhalt kämpfen mußte. In einem Brief an Carl Robert Egells schreibt er am 14. Dezember 1873:
In einem persönlichen Punkte sind Sie und ich leider Leidensgefährten. Mir geht's sehr knapp. Die wohlhabenden Genossen setzen mich nur sehr spärlich in den Stand, weiter zu wirken für unsere Sache, so dass ich meine Zeit stark zersplittern muss für Broterwerb, in Folge dessen seit Heft XI ( raxes, März 1870) nichts mehr von mir erschienen ist. Zitiert bei Karsch-Haack, Carl Heinrich Ulrichs, in: Die Freundschaft 1922, Nr. 29, S. [4].
Erst im September 1878 scheint sich Ulrichs' finanzielle Lage so weit gebessert zu haben, daß er an eine weitere Veröffentlichung über die Urningsliebe denken konnte, und er begann mit der Abfassung der ritischen Pfeile, seiner letzten Schrift dieser Reihe. Die Schrift wendet sich insbesondere an die gesetzgebenden Körperschaften in Berlin und Wien. Die Argumente sind im wesentlichen vertraut, in einigen Punkten aber auf einen aktuellen Stand gebracht. So schätzt Ulrichs nicht mehr, daß »einer von 500 erwachsenen Männern« Urning sei, sondern glaubt, das Verhältnis sei eher 1 : 200.
Ulrichs beendete seine ritischen Pfeile erst am 29. März 1879. Zu dem relativ späten Abschluß scheint auch ein Einfall beigetragen zu haben, der ihm im Januar 1879 kam: Er wollte von anderen Meinungsäußerungen zu seinen Schriften erbitten und diese dann als Gewährsleute zitieren. So führt er beispielsweise einen Brief von Richard von Krafft-Ebing vom 29. Januar 1879 an (S. 92). Ulrichs wollte damit wohl den Äußerungen entgegenwirken, die Krafft-Ebing an anderer Stelle über ihn gemacht hatte:
Mitte der 60er Jahre trat ein gewisser Assessor Ulrichs, mit diesem perversen Trieb behaftet, auf und behauptete, das geschlechtliche Seelenleben sei nicht an das körperliche Geschlecht gebunden, es gebe männliche Individuen, die sich als Weib dem Manne gegenüber fühlen (›anima muliebris in corpore virili inclusa‹). Er nennt sie Urninge und verlangt nichts Geringeres als die Anerkennung der urnischen Geschlechtsliebe als einer angeborenen und damit berechtigten, sowie die Gestattung der Ehe zwischen Urningen! Der Verfasser verschiedener dahin abzielender Brochüren bleibt nur den Beweis dafür schuldig, dass er als eine angeborene Erscheinung damit eo ipso eine physiologische und nicht vielleicht eine pathologische sei. Richard von Krafft-Ebing, Ueber gewisse Anomalien des Geschlechtstriebs und die klinisch-forensische Verwertung derselben als eines wahrscheinlich functionellen Degenerationszeichens des centralen Nerven-Systems, in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 7 (1877) S. 291 ff.
Diese Einschätzung von 1877 übernahm Krafft-Ebing mit nur geringen Veränderungen in seine 1886 erstmals erschienene ›Psychopathia sexualis‹, und sie wurde in allen späteren Auflagen dieses Longsellers beibehalten. R. von Krafft-Ebing, Psychopathia sexualis (1886) S. 58, (14. Aufl. 1912, Nachdruck 1984) S. 258.
Ulrichs mußte sich damit trösten, daß Krafft-Ebing und andere wenigstens bereit waren, für die Abschaffung der Strafbestimmungen gegen Homosexuelle einzutreten.
Seine Ideen hatte Ulrichs weiterentwickelt: Die Theorie der Zwischenstufen zwischen ›Weibling‹ und ›Mannling‹ hatte er dadurch erweitert, daß er den ›echten Mann‹ einfügte. So kam er nahe an die Zwischenstufentheorie heran, wie sie Magnus Hirschfeld zwanzig Jahre später entwickelte. Die Bedeutung dieser theoretischen Entwicklung in Ulrichs' Denken tritt nicht so klar hervor, weil er sie nur in einem Anhang zu den Critischen Pfeilen (S. 95 f.) bringt.
Am 1. Oktober 1879 schrieb Ulrichs an den Dichter Paul Heyse, schickte ihm ein Exemplar der Critischen Pfeile und bat ihn, einige Abschnitte sorgfältig zu lesen. Der Appell hatte Erfolg, denn am 10. November 1879 konnte Ulrichs an Heyse schreiben:
Empfangen Sie meinen aufrichtigen Dank für Ihren Brief v. 4. d. M., ja für jedes Wort, das Sie darin aussprechen. Ich gratulire mir, dass wir endlich so weit gekommen sind, dass denkende Männer den Gegenstand prüfen, dass Denker angefangen haben, statt mit Geschrei über ihn hinwegzuhüpfen, wie es noch bis ganz unlängst Sitte war, ihn einer wirklichen, ernsten, objektiven Prüfung zu unterwerfen und sich auf eine Discussion einzulassen. Auf diesem Wege werden wir weiter kommen. Zwei Briefe von Karl Heinrich Ulrichs an Paul Heyse, hg. von Manfred Herzer, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 2 (Dezember 1983) S. 21-26, hier S. 22.
Dieser erfolgreiche Kontakt mit Heyse dürfte Ulrichs ermutigt haben, seine Forschungen fortzusetzen. So berichtet F. Karsch-Haack, Ulrichs habe eine 13. Schrift begonnen, allerdings sei ihm die Zahl 13 unglückverheißend erschienen. Der Titel dieser Schrift sollte lauten: Der Urning und sein Recht: »Von diesem Unglücksheft scheint jedoch nur 1 Bogen von 16 Seiten gedruckt zu sein und von diesem Druckbogen nur noch ein einziger Abzug zu existieren; aus ihm hat die Freundschaft in Nr. 43 (30. Oktober bis 5. November) des Jahrgangs 1920 einige markante Stellen mitgeteilt.« Karsch-Haack, Carl Heinrich Ulrichs S. 4.
Die Abschnitte in Die Freundschaft sind tatsächlich »markant«, zeigen aber kaum Unterschiede zu den früheren Ansichten, für die Ulrichs weiterhin entschieden eintritt. So betont er nach wie vor, ein Urning habe das Recht auf Befriedigung seines Geschlechtstriebs, und klagt darüber, daß Studien zur Sexualität allgemein vernachlässigt würden. Schließlich versucht er, seine Überzeugung in einem Satz zusammenzufassen: »Ein Naturgesetz, von dessen Existenz man bisher keine Ahnung hatte, lautet: Es besteht ein allmäliger Uebergang zwischen männlichem und weiblichem Liebestrieb.« Die Freundschaft 1920, Nr. 43, S. 2, unten Nr. [XIII.] S. 5.
Wenn man bedenkt, daß Ulrichs stets bemüht war, seine Schriften schnell drucken zu lassen, darf man zweifeln, ob er viel mehr als jene 16 Seiten geschrieben hat. Es ist nicht verwunderlich, daß er mutlos wurde, als er sah, daß seine Bemühungen so wenig Erfolg hatten. Etwa zehn Jahre später, als er Deutschland bereits verlassen hatte, stellte er von Aquila aus in einem Brief an einen unbekannten Empfänger seine Lage so dar:
O warum haben Sie mir nicht 10 oder 15 Jahre früher geschrieben! Hätte ich damals 2 oder 3 solcher Briefe bekommen, so wäre das wahrscheinlich für mein Wirken u. meine Thätigkeit von entscheidendem Einfluss gewesen. Jetzt ist es zu spät. Damals habe ich viel gelitten wegen meiner Schriften u. war der Ermuthigung u. des Trostes – ach! so sehr – bedürftig. Damals hätten solche Briefe wie der Ihrige mir Trost u. Ermuthigung gebracht. Ich war niedergeschlagen u. entmuthigt. Ich war empört darüber, daß diese Ermuthigungen mir nur so kärglich zu Theil wurden. Ich glaubte sie verdient zu haben – u. nicht in so kärglichem Masse – durch mein unermüdetes Ringen für eine mit Füssen getretene, gerechte Sache. Was mir zu Theil ward, war eines Theils (mit wenigen rühmlichen Ausnahmen) Gleichgültigkeit u. Achselzucken, andrentheils (ebenfalls mit wenigen rühml. Ausn.) Feindseligkeit u. Hass. Niedergedrückt durch dies Resultat, wie ich meine: dies unverdiente Resultat, meines langjährigen Wirkens für Wahrheit u. Gerechtigkeit, verliess ich 1880 mein Vaterland, um mir mein Brot einstweilen außerhalb durch Unterrichtgeben u. gewöhnliche Schriftstellerei zu suchen. Freilich auch politische Antipathie wirkte mit auf meinen Entschluss. Deutsche Staatsbibliothek Berlin.
Irgendwann im Jahre 1880, dem verfolgten Urning gleich, über den er in den Critischen Pfeilen geschrieben hatte (S. 90), »schüttelte er den Staub von seinen Füssen; er verliess das Herrschaftsgebiet des Paragraphen; er ging in ein freieres Land.« Ulrichs' Exil in Italien endete erst mit seinem Tod am 14. Juli 1895.
Drei Jahre später veröffentlichte Magnus Hirschfeld eine Neuausgabe der ›Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe‹. Sein Vorwort schließt (S. 13 f.) mit den Worten:
Wenn einst die Nachwelt die Urningsverfolgungen in jenes traurige Kapitel eingereiht haben wird, in welchem die übrigen Verfolgungen andersgläubiger und andersgearteter Mitmenschen verzeichnet sind, – und dass das kommen wird, ist über jeden Zweifel erhaben – dann wird der Name Karl Heinrich Ulrichs unvergessen dastehen als einer der ersten und edelsten, die in diesem Felde der Wahrheit und Nächstenliebe zu ihrem Recht zu verhelfen, mit Mut und Kraft bemüht gewesen sind.