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Sachregister


Anarchismus – Anarchosyndikalismus

– eine Strömung in der Arbeiterbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich, Spanien und andern Ländern. Der Anarchismus ist eine radikale Bewegung, die den Staat und alle Zwangsformen der Regierung aufs schärfste bekämpft und ihnen die freien Verbindungen der Menschen entgegenstellt. In der Entwicklung des Anarchismus kann man vier Perioden unterscheiden: die erste vom Ende des 18. Jahrhunderts ab bis zum Auftreten Bakunins während der I. Internationale 1868, die zweite bis zum Auftreten Krapotkins im Jahre 1888, die dritte bis zum Ende des ersten Weltkrieges und die vierte Periode bis zur Gegenwart. Bekannte Persönlichkeiten aus der ersten Periode: Godwin, Proudhon und Max Stirner (Individualanarchismus), aus der zweiten Phase: Michael Bakunin, Cafiero, Malatesta, Brusse, aus der dritten Periode: Krapotkin, Corneliss, Novomirsky, Tolstoi, Sorel, Most u. a. Im Jahre 1868 gründete Bakunin eine Verschwörerorganisation »Vereinigung der sozialistischen Demokratie«, seine Anhänger schlossen sich der I. Internationale an. Auf der Tagung in Den Haag kam es zur Spaltung zwischen Marxisten und Bakunisten, die den Zusammenbruch der I. Internationale zur Folge hatte. Während der dritten Periode verstärkten die Anarchisten ihre Position in Spanien, wo sie bis heute eine große Anhängerzahl besitzen. In Frankreich vergrößerten die Anarchisten ihren Einfluß innerhalb der Arbeiterbewegung durch die »Allgemeine Konföderation der Arbeit« und eigene Wirtschaftsorganisationen. In Rußland hat der Anarchismus gleichfalls viele Anhänger. Während der Revolution gab es in der Ukraine eine anarchistische Massenbewegung unter der Führung Machnos. Seine zahlenmäßig große Armee wurde durch die Bolschewiki vernichtet. Heute haben die Anarchisten in fast allen Ländern eigene Organisationen, welche jedoch mit Ausnahme Spaniens und Frankreichs, unbedeutend sind. Mit dem Wort Anarchosyndikalismus werden jene Arbeiterorganisationen bezeichnet, die für die Ziele der Anarchie kämpfen.

Apparatschik

– der Begriff wurde durch die trotzkistische Opposition während des Kampfes gegen die bürokratische Degenerierung der Partei eingeführt. A. – ein Vertreter des Parteiapparates, welcher jegliche Initiative der Mitglieder ausschaltet und das politische Leben in der Partei auf das bloße Funktionieren des Parteiapparates beschränkt. »Apparatschiki« – waren und sind die Stütze der Stalinisten.

Armenier

– kaukasisches Volk, rund 3 Millionen; bis 1374 hatten sie einen eigenen souveränen Staat. Im Jahre 1917 verkündeten die Armenier ihre Unabhängigkeit von Rußland und der Türkei. Im November 1920 besetzten die bolschewistischen Armeen Armenien. Seit 1937 ist Armenien eine sowjetische Republik.

»Blutiger Sonntag«

– der 12. Januar 1905, Auftakt der russischen Revolution. An diesem Tage wurde eine friedliche Bittprozession der Petersburger Arbeiter, die unter Führung des Popen Gapon vor das Winterpalais, den Wohnsitz des Zaren, ziehen wollte, von den Kosaken zusammengeschlagen. Dabei wurden Tausende von Menschen erschossen oder niedergemetzelt.

Bojewiki

– russische Bezeichnung für Kampfverbände; Spezialkampfabteilungen der illegalen Gruppen in Rußland, die bei verschiedenen terroristischen Aktionen eingesetzt wurden.

Bolschewiki

– Auf dem zweiten Parteitag der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Jahre 1903 in Brüssel kam es zu einer Spaltung zwischen den Anhängern Lenins, die sich als Bolschewiki (von russisch bolsche = mehr), bezeichneten, und seinen Gegnern, die die Minderheit bildeten und als Menschewiki (von mensche = weniger), bezeichnet werden. Nach schweren Parteikämpfen zwischen beiden Richtungen beherrschten die Leninisten die Russische Sozialdemokratische Arbeiterpartei, und im Jahre 1918 benannten sie diese Partei in Russische Kommunistische Partei (Bolschewiki) um. Auf dem 19. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki), der vom 5. bis 15. Oktober 1952 in Moskau stattfand, wurde das Wort Bolschewiki aus dem Namen der Partei gestrichen.

18. Brumaire, Gironde, Montagne, Thermidor, Wohlfahrtsausschuß

– Parteien, Daten und Begriffe aus der großen französischen Revolution, die von Karl Marx in seiner historischen Schrift »Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte« auf die Verhältnisse in der zweiten Republik und im zweiten Kaiserreich unter Napoleon III. übertragen wurden. Damit gingen sie in die marxistische Terminologie ein und wurden von Lenin, Trotzky und anderen russischen Theoretikern auch auf russische Verhältnisse angewandt.

Bucharinzi

– Anhänger des russischen Kommunisten N. Bucharin, der nach dem Moskauer Prozeß im Jahre 1937 erschossen wurde. In den zwanziger Jahren war Bucharin der führende Ideologe der sogenannten »rechten Opposition«.

Bund

– sozialistische Organisation der jüdischen Arbeiter, entstand im Oktober 1897 in Rußland. Der Bund arbeitete zuerst mit der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zusammen, später aber war er selbständig. Nach dem ersten Weltkrieg ist der Bund in Polen zu einer Massenorganisation der jüdischen Arbeiter geworden, dagegen wurde er in der Sowjetunion verfolgt. Die beiden letzten Führer des Bund, Ehrlich und Alter, sind im Jahre 1941 durch die Stalinisten ermordet worden.

Daghestan

– autonome Republik im Nordkaukasus, mit 54 000 qkm und 97 000 Einwohnern. Im Jahre 1917 verkündete sie ihre Selbständigkeit und bildete einen Teil der Föderativen Nordkaukasischen Republik. Im Jahre 1921 wurde Daghestan nach einjährigen schweren Kämpfen durch die Rote Armee besetzt.

»Demokratischer Zentralismus«

– eine demokratische oppositionelle Gruppe in der Kommunistischen Partei zwischen 1919 und 1920, kämpfte gegen die Diktatur des Parteiapparates und gegen die Einengung der Demokratie innerhalb der Partei. An ihrer Spitze standen Sapronow, Ossinsky und Smirnow. Die Gruppe wurde auf dem 11. Parteitag der Russischen Kommunistischen Partei (Bolschewiki) 1920 verurteilt. Die Mitglieder dieser Gruppe wurden später mit anderen oppositionellen Fraktionen zusammen restlos ausgerottet.

Duma

– genauer »gosudarstwjennaja duma«, Parlament im zaristischen Rußland, gebildet unter dem Druck der revolutionierten Massen im Jahre 1905. Die Bolschewiki boykottierten die 1. Duma, in welcher die bürgerlichen »Kadetten« die Hauptrolle spielten. In der 2. Duma (1907) hatten die Sozialdemokraten 65 Abgeordnete. Die 2. Duma wurde durch die Polizei aufgelöst, und die sozialdemokratischen Abgeordneten wurden verhaftet. Die 3. Duma war bereits ein gehorsames Instrument des zaristischen Regimes (1912). Die 4. Duma spielte dieselbe Rolle. Zusammen mit dem Zarismus ist auch die Duma in Rußland verschwunden.

Georgier

– kaukasisches Volk; in früheren Zeiten war Georgien selbständig, zwischen 1184–1212 unter Königin Tamara »goldene Zeiten« der Geschichte der Georgier. Zwischen 15. und 18. Jahrhundert schwere Kämpfe mit Persien und der Türkei. Im 18. Jahrhundert ist Georgien wieder selbständig, und im Jahre 1801 wurde es durch Rußland besetzt. Im Mai 1918 proklamierte Georgien seine Unabhängigkeit und schloß einen Vertrag mit dem bolschewistischen Rußland. Am 27. Januar 1921 anerkannten verschiedene westeuropäische Mächte den Georgischen Staat. Im Februar 1921 wurde Georgien wieder durch die Bolschewiki besetzt, und trotz blutiger Kämpfe und Aufstände konnte es seine Selbständigkeit nicht wieder erlangen. Zurzeit ist Georgien eine sowjetische Republik mit 70 000 qkm und 3 542 000 Einwohnern, davon zwei Drittel Georgier.

Gosplan

– Abkürzung für: Gossudarstwennaja planowaja kommissija, Staatliche Planungskommission der Sowjetunion.

Iskra

– Kampforgan der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Erschien zwischen November 1900 und Oktober 1905, zuerst in München, später in London und Genf. Redaktionsmitglieder waren: Lenin, Plechanow, Martow, Potressow, Axelrod, Wera Sassulitsch. Die »Iskra« spielte eine hervorragende Rolle bei der Herauskristallisierung der Ideologie der russischen sozialistischen Bewegung. Nach Erscheinen der 51. Nummer wurden die Bolschewiki aus der Redaktion ausgestoßen und die »Iskra« wurde das Zentralorgan der Menschewiki.

Iswestija

– eine Moskauer Tageszeitung, anfangs Organ der Rätedelegierten und heute offizielles Regierungsblatt der Sowjetregierung.

Junker

– Schüler der Offiziersschulen in der Zarenzeit und während der Kerenskiperiode. Auf sie stützten sich alle antibolschewistischen Aktionen im Jahre 1917.

Kadetten

– so bezeichnete man die Anhänger der »Konstitutionell-Demokratischen Partei« (nach den Anfangsbuchstaben), 1905 eine linksbürgerliche Partei, näherte sie sich später dem zaristischen Regime und unterstützte die Politik der zaristischen Regierung. Die Kadetten bekämpften die Arbeiterbewegung in Rußland aufs schärfste.

Komintern

– Kommunistische Internationale, wurde auf Initiative des Zentralkomitees der Russischen Kommunistischen Partei (Bolschewiki) im Jahre 1919 in Moskau gegründet. Während des 1. Kongresses wurde beschlossen, die Organisation III. Internationale zu benennen. Die Komintern wurde zur Zentrale des Weltkommunismus. Die sieben Kongresse der Komintern widerspiegelten nicht nur die Kämpfe zwischen den Fraktionen innerhalb der kommunistischen Bewegung und den Weg der Stalinisten zu ihrer Beherrschung, sondern auch die Verschwörungen der Kommunisten in der ganzen Welt im Kampf um die Macht. Nach dem Sieg der Stalinisten ist die Komintern endgültig ein Instrument der russischen Außenpolitik geworden. Im Jahre 1945 wurde die Komintern durch Stalin aufgelöst.

Kommunistische Partei der Sowjetunion (Bolschewiki)

–Die Russische Sozialdemokratische Arbeiterpartei wurde auf Vorschlag Lenins im Jahre 1918 auf dem 7. Parteitag in Russische Kommunistische Partei (B) umbenannt. In Verbindung mit der Gründung der Sowjetunion wurde die Partei auf dem 14. Parteitag im Jahre 1925 erneut in Kommunistische Partei der Sowjetunion (B) umbenannt. Zurzeit hat die KPdSU 6,5 Millionen Mitglieder.

Menschewiki

– Antileninistische Minderheit innerhalb der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Ihre Anhänger glaubten nicht an die Möglichkeit, den Sozialismus im rückständigen Rußland einzuführen. Nach der Revolution meist emigriert. Zurzeit bilden die Menschewiki keine größere einheitliche Partei, sondern sind in einige Gruppen aufgesplittert. Zeitschrift: »Sozialistitscheski Wjestnik« in New York.

Meschrajonnaja

– Organisation der Anhänger Trotzkys in Petrograd, die sich auf dem 6. Parteitag mit der RKP (B) vereinigte. Neben Trotzky gehörten ihr an: Joffe, Rjasanow, Lunatscharsky, Manuilski, Karachan u.a.

Narodnaja Wolja (Volkswille)

– Illegale Organisation der Narodniki, entstanden im Juni 1879, bekämpfte den Zarismus mit Terror und revolutionären Aktionen. Sie führte zahlreiche Attentate aus, so auch das auf Zar Alexander II. im Jahre 1881. Nach einer großen Verhaftungswelle 1884 zerfallen.

Narodniki (Volkstümler)

– Anhänger einer politischen Strömung, welche zwischen den 70er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts in Rußland entstand. Sie vertraten den Standpunkt, daß die russische Entwicklung andere Wege gehen würde als die in Westeuropa und daß Rußland ohne ein kapitalistisches Stadium zum Sozialismus übergehen könne. Sie stützten sich auf die Massen des Bauerntums und die fortschrittliche Intelligenz. Der linke Flügel dieser Bewegung organisierte die Partei »Semlja i Wolja« (Boden und Freiheit). Aus dieser Partei entstand später die Russische Sozialistische Revolutionäre Partei. Die führenden Persönlichkeiten der Narodniki waren: Lawrow, Schelabow, Kibaltschitsch, Morosow, Perowskaja, Woronzow u. a.

Nazdemowtschyna

– Nationale Abweichung in der Kommunistischen Partei Weißrußlands, ausgerottet durch die Stalinisten in der ersten Hälfte der 30er Jahre.

NEP

– Neue Ökonomische Politik, die durch Lenin auf dem 10. Parteitag der Russischen Kommunistischen Partei im März 1921 verkündet worden war. Sie löste die Wirtschaftspolitik des Kriegskommunismus ab und stellte einen Versuch dar, die Produktivität der Bauern zu intensivieren und die Landwirtschaft durch Unterstützung der Privatinitiative zu heben. Es wurde den Bauern gestattet, die Produkte, die ihnen über das Ablieferungssoll hinaus verblieben, im freien Handel mit Preisen des freien Marktes zu veräußern. Lenin war sich bewußt, daß die Marktfreiheit die Belebung des Kapitalismus in der Sowjetunion bedeutete. »Aber die Folge wird«, schrieb er, »eine allgemeine Hebung der Landwirtschaft sein, und auf dieser Basis wird der Staat die Möglichkeit haben, mit einer riesigen Industrialisierung zu beginnen und mit deren Hilfe das Privatkapital später zu unterdrücken.« Die Periode der NEP endete mit dem 15. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (B) im Jahre 1927, auf welchem der Kampf gegen die kapitalistischen Elemente im Dorf beschlossen wurde.

Ochrana

– Politische Geheimpolizei in Rußland unter dem Zarismus.

»Oswoboschdenije Truda« (Befreiung der Arbeit)

– die erste russische marxistische Gruppe, gegründet 1883 in Genf durch Plechanow. Mitglieder der Gruppe waren: P. Axelrod, W. Sassulitsch, L. Dejtsch, W. Ignatow. Die Gruppe verrichtete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Verbreitung des Marxismus in Rußland. Sie bestand nur bis zum 2. Parteitag der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1903.

Parteitage der KPdSU (B)

– Als erste Parteitage zählen die Kommunisten die der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, womit sie darauf hinweisen wollen, daß sie die Traditionen dieser Partei übernommen haben. Der 1. Parteitag der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei fand in Minsk vom 1. bis 3. März 1898 statt. 2. Parteitag vom 17. Juni bis 10. August 1903 in Brüssel und später in London. Auf dieser Tagung begannen die Kämpfe zwischen Bolschewiki und Menschewiki. 3. Parteitag vom 12. bis 27. April 1905 in London, ohne Menschewiki. Auf dem 4. Parteitag im April 1906 in Stockholm wurde ein Versöhnungsversuch zwischen Menschewiki und Bolschewiki unternommen. 5. Parteitag 13. April bis 19. Mai 1907 in London. 6. Parteitag vom 26. Juli bis 7. August 1917 in Petrograd, das gewählte Zentralkomitee mit Lenin an der Spitze völlig unter dem Einfluß der Bolschewiki. 7. Parteitag vom 6. bis 8. März 1918 in Petrograd; auf Vorschlag Lenins änderte die Partei ihren Namen in »Russische Kommunistische Partei (Bolschewiki)« um. 8. Parteitag der RKP (B) vom 18. bis 23. Februar 1919. in Moskau. 9. Parteitag der RKP (B) vom 29. März bis 5. April 1920 in Moskau: heftige Auseinandersetzungen mit der oppositionellen Gruppe des »Demokratischen Zentralismus«. Auf dem 10. Parteitag der RKP (B) vom 8. bis 16. März 1921 wurde ein Beschluß über die Neue Ökonomische Politik (NEP) gefaßt; Kampf gegen die Gewerkschaftsopposition. 11. Parteitag vom 27. März bis 2. April 1922 in Moskau. 12. Parteitag vom 17. bis 25. April 1923 in Moskau; Lenin, erkrankt, war nicht anwesend. 13. Parteitag vom 23. bis 31. Mai 1924, erster Parteitag nach dem Tode Lenins, Stalins Kampf um die Macht in der Partei hat begonnen. 14. Parteitag vom 18. bis 31. Januar 1925 in Moskau; die Fraktionskämpfe nähern sich ihrem Höhepunkt. Ein großes Programm der Industrialisierung wurde angenommen, deswegen wurde dieser Kongreß »Parteitag der Industrialisierung« genannt. 15. Parteitag am 2. Dezember 1927; Kampf gegen »Kulaken« im Dorf wurde aufgenommen. Fraktionsbildungsverbot beschlossen. 16. Parteitag am 25. Juni 1928. Durchführung des ersten Fünfjahresplanes auf Kosten der Lebenshaltung der Bevölkerung beschlossen. Partei zur »Liquidierung der Kulaken als Klasse« übergegangen. Physische Liquidierung von Tausenden von Bauernfamilien hat begonnen. Die Stalinisten nannten diese Tagung »Tagung der breiten sozialistischen Angriffe auf allen Gebieten«. 17. Parteitag am 26. Januar 1934; endgültige Trennung des Parteiapparates vom Volk, endgültiger Sieg über den Widerstand des Bauerntums, Stalinisten nannten diesen Parteitag »Tagung der Sieger«. 18. Parteitag am 10. März 1938: Überbleibsel der Opposition restlos vernichtet. »Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus«, stalinistische These über die »kapitalistische Umgebung« als Begründung für die Verstärkung des Staatsapparates. 19. Parteitag vom 5. bis 15. Oktober 1952.

Politbüro

– Abkürzung für Politisches Büro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.

Prawda

– Zentralorgan der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki). Die erste Nummer erschien am 5. Mai 1912.

Prodroswierstka

– eine Form der staatlichen Requirierung der landwirtschaftlichen Produkte während der Revolution und des Krieges (1919 bis Frühjahr 1931). Die Bolschewiki verlangten, daß die Bauern sämtliche Lebensmittel über den eigenen Bedarf hinaus an den Staat ablieferten. Darüber schrieb Lenin selbst: »Wir nahmen vom Bauern nicht nur die Reste, sondern manchmal auch den Teil der Produkte, den er selbst unbedingt brauchte. Wir nahmen das gegen Papiergeld. Anders konnten wir den Kapitalisten nicht besiegen.« Diese Form der Ablieferung wurde durch die Beschlüsse des 10. Parteitages abgeschafft.

Prompartei

– eine angebliche Organisation der alten russischen technischen Intelligenz, die für den Sturz des sowjetischen Regimes gewesen sein soll. An der Spitze dieser Organisation stand der bekannte Ingenieur Ramsin. In einem Prozeß zu Beginn der 30er Jahre wurde die Organisation durch die Stalinisten ausgerottet. Dieser Prozeß eröffnete die Reihe der »Hexenprozesse« gegen die Opposition.

Rada, Ukrainische

– genauer Ukrainischer Zentralrat (»Zentralna Rada«). Parlament der Freien Ukraine im Jahre 1917/18, entstand in Kiew am 17. März 1917 als Sammelorganisation aller ukrainischen Parteien und zentralen Organisationen. An der Spitze stand der bekannte ukrainische Wissenschaftler Professor M. Hruschewsky. Die Zusammensetzung der Rada wurde auf dem Allukrainischen Nationalen Kongreß festgelegt, später durch die Vertreter der Delegierten des Bauerntums und der Soldaten ergänzt. Auch die jüdischen, polnischen und russischen Minderheiten in der Ukraine waren vertreten. Im Jahre 1917 hatte die Rada 800 Mitglieder, und am 22. Januar 1918 proklamierte sie die Selbständigkeit der Ukraine. Am 28. April 1918 haben die Deutschen die Rada gesprengt und die Regierung des »Hetman« P. Skoropatzky eingesetzt. Spätere Versuche von Professor Hruschewsky, die Rada wieder aufzubauen, sind mißlungen.

Rechte Opposition

– Strömung in der bolschewistischen Bewegung in der Zeit der NEP (20er Jahre), welche für die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion auf der Basis des freien, durch den Staat regulierten Marktes eintrat.

RKKA

– Abkürzung für Rote Arbeiter- und Bauernarmee. Offiziell gegründet im Februar 1918, zuerst als Freiwilligenheer. Schon während der Revolution wurde die Dienstpflicht wieder eingeführt. Ende 1920 umfaßte sie 5,5 Millionen Mann.

Schwarze Hundert

– »Tschornaja sotnja«, eine Volksbezeichnung für die promonarchistischen russischen Terrororganisationen, die besonders als Anstifter der Judenpogrome in Rußland bekannt wurden. Die wichtigsten dieser Organisationen waren die »Vereinigung des russischen Volkes« und die »Vereinigung des Erzengels Michael«. Die zaristischen Kreise unterstützten die »Tschornaja sotnja«. Das davon abgeleitete Wort »tschornosotennyk« wurde während der Revolution (und ist noch heute) die Bezeichnung für jeden Reaktionär.

Semstwo

– eine Körperschaft der örtlichen Verwaltung im zaristischen Rußland, die im Jahre 1864 errichtet worden ist. Die Bauern hatten kein Recht, direkt an den Wahlen zu den Semstwa teilzunehmen, sondern nur durch ihren vorher gewählten Vertreter. Die »Semstwa« sind zum Stützpunkt des liberal und oppositionell eingestellten Bürgertums in Rußland geworden. Auf ihrer Basis entstand eine liberale Bewegung, die im Jahre 1902 eine liberale Organisation (»Oswoboschdenije«) gegründet hat. Die Semstwa wurden im Frühjahr 1918 durch die Bolschewiki liquidiert.

Smolny

– Internat für adelige Mädchen in Petersburg. Während der Oktoberrevolution im Jahre 1917 befand sich dort der bolschewistische Hauptstab.

Sownarkom

– Sowjet Narodnych Kommissarow, Rat der Volkskommissare, Kabinettsrat der Sowjetunion.

»Sozialismus in einem Lande«

– stalinistische Konzeption vom Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion, im Gegensatz zu Trotzkys Konzeption der aktiven Unterstützung der Revolution in Europa. Die Konzeption des »Sozialismus in einem Lande« hatte die nationale Degenerierung der Revolution und ihre Unterordnung unter die russischen nationalen Interessen zur Folge.

Sozialrevolutionäre Partei

– entstand Anfang des 19. Jahrhunderts in Rußland als Vereinigung verschiedener Gruppen von »Narodniki«. Sie lehnte den Marxismus ab und vertrat den Standpunkt des sogenannten agrarischen, auch ethischen Sozialismus. Kurz vor der Oktoberrevolution spaltete sich die Partei in einen rechten und einen linken Flügel. Der rechte Flügel mit W. Tschernow stand auf dem Standpunkt der parlamentarischen Demokratie. Der linke Flügel unter Führung Maria Spiridonowas schloß sich den Bolschewiki an, später organisierte dieser linke Flügel einen Aufstand gegen Stalin und wurde noch zu Lebzeiten Lenins aufgerieben.

STO

– Abkürzung für Sowjet truda i oborony, Rat für Arbeit und Verteidigung, das höchste Amt für die Fragen der Landesverteidigung. Der bis 1934 an der Spitze des Oberkommandos der sowjetischen Wehrmacht stehende kriegsrevolutionäre Rat wurde dem STO untergeordnet.

Tataren

– mongolischer Volksstamm, der im 5. Jahrhundert in der nordöstlichen Mongolei und der Mandschurei lebte, später Bezeichnung für mittelasiatische mongolisch-türkische Nomaden, die, im 13. Jahrhundert durch Dschingis-Khan vereinigt, fast ganz Asien und Osteuropa eroberten. Heute bezeichnet man mit »Tataren« Völker meist türkischer Abstammung in Asien und im östlichen Europa. Es gibt verschiedene tatarische Stämme. Im ganzen gab es etwa 5 Millionen Tataren. Die Krimtataren (179 000 Menschen) erhielten nach der Oktoberrevolution eine eigene Autonome Sozialistische Republik, die im Jahre 1945 durch den Obersten Rat der Sowjetunion liquidiert wurde. Die gesamte tatarische Bevölkerung wurde zwangsweise nach Sibirien umgesiedelt.

Testament Lenins

– ein Brief Lenins, den er vor seinem Hinscheiden an das Zentralkomitee der Russischen Kommunistischen Partei (B) richtete und in welchem die personelle Charakterisierung der bolschewistischen Führer festgehalten war. Lenin warnte das Zentralkomitee u. a. vor der Wahl Stalins auf den Posten des Generalsekretärs der Partei.

Troika

– während der Krankheit Lenins führte die Geschäfte der Partei die »Troika« – drei Personen: Sinowjew, Kamenew, Stalin.

Tscheka, GPU, OGPU, MGB, MWD

– genauer »Wserossiskaja Tschreswytschajnaja Komissija«, allrussische Sonderkommission für den Kampf gegen Konterrevolution, Sabotage, Spekulation und Verbrechen. Entstand in Rußland sofort nach dem Oktober 1917. Später wurde sie in die GPU umgewandelt und ab 1923 in OGPU. Im Jahre 1934 wurde die GPU aufgelöst und ihre Funktionen durch die »Hauptverwaltung der Staatssicherheit« (GUGB) im Volkskommissariat des Innern (NKWD) übernommen und auf diese Weise die Politische, die Ordnungs- und Kriminalpolizei zu einem einheitlichen polizeilichen Staatsapparat gemacht. Im Februar 1941 wurde die Hauptverwaltung für Staatssicherheit aus dem Kommissariat für Innere Angelegenheiten herausgenommen und zum selbständigen Volkskommissariat für Staatssicherheit (Narodny Kommissariat Gossudarstwennoj Besopatsnosti = NKGB) gemacht. Während des Zweiten Weltkrieges kam es aus praktischen Gründen zu einer Vereinigung des NKWD– NKGB. Seit 1945 besteht ein Ministerium für Staatssicherheit (Ministerstwo Gossudarstwennoj Besopastnosti = MGB) und ein Ministerium für Innere Angelegenheiten (Ministerstwo Wnutrennich Djel = MWD).

Tschuwaschen

– ein Volk türkischer Abstammung, zusammen mit den verwandten Tscheremissen etwa 1 200 000 Menschen. Die Autonome Republik der Tschuwaschen, ein Teil der russischen Föderativen Sozialistischen Republik, etwa 18 000 qkm groß, mit 1 700 000 Einwohnern. Hauptstadt Tscheboksary.

Ukas

– Dekret. Die Ukase des Präsidiums des Obersten Sowjets sind die Basis der sowjetischen Gesetzgebung.

Ukrainische Kommunistische Partei

– Kommunistische Bewegung, welche aus der Ukrainischen Sozialdemokratischen Partei hervorgegangen ist; stand in Opposition zu den Bolschewiki, da sie für die Souveränität der Ukrainischen Sowjetrepublik eintrat. Gemäß dem Beschluß der Führung wurde die Partei aufgelöst, und ihre Mitglieder sind in die bolschewistische Organisation in der Ukraine übernommen worden.

Vierte Internationale

– Internationale Vereinigung der linken Opposition in der kommunistischen Bewegung; ihre Gründung wurde im April 1930 auf einer Konferenz in Paris unter Führung Trotzkys beschlossen. Ein großer Teil der Funktionäre der IV. Internationale fiel den Stalinisten zum Opfer. So wurden im Jahre 1937 der Sekretär der IV. Internationale, Andrejnin, später Ignatij Reiss und im Februar 1938 der Sohn Trotzkys, Leo Sedow, und noch später Rudolf Klement u. a. ermordet. Der Mord an Leo Trotzky selbst am 21. August 1940 war die Krönung dieser Aktion der Stalinisten gegen die IV. Internationale.

Wperjod (Vorwärts)

– die erste bolschewistische Zeitung nach der »Iskra«. Erschien vom 22. Dezember 1904 bis 5. Mai 1905, insgesamt 18 Nummern, Chefredakteur war Lenin. Im Jahre 1906 wurde unter demselben Namen unter der Redaktion Lenins in Petersburg eine Tageszeitung herausgegeben. Nach 17 Nummern wurde sie durch die zaristische Regierung verboten.

Zimmerwald und Kienthal

– Internationale Sozialistische Konferenzen zwischen 1915 und 1918. Die erste am 5. September 1915 in Zimmerwald, Schweiz. Lenin bezeichnete sie als »ersten Schritt auf internationalem Gebiete gegen den Krieg«. Lenin gründete dort eine »Zimmerwalder linke Gruppe«, die eine Zeitschrift in deutscher Sprache herausgab. Die zweite Konferenz hat im April 1916 in Kienthal, Schweiz, stattgefunden, wo starke Konflikte zwischen den Leninisten und den westlichen Sozialisten auftraten. Auf Verlangen Lenins verließen die russischen Bolschewiki den Zimmerwalder Kreis. Die dritte Konferenz dieses Kreises, dem auch führende deutsche Sozialdemokraten angehörten, fand im September 1917 in Stockholm statt.


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