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Mit Pucki war seit den großen Ferien in der Schule eine staunenswerte Veränderung vor sich gegangen. Die Lehrerin, Fräulein Caspari, konnte sich nicht genug über den Eifer des Mädchens wundern, das, besonders im Lesen, überraschend schnell alle Mitschüler und Schülerinnen überflügelte. Wenn sie Pucki fragte, weshalb sie diesen Eifer zeige, so sagte sie stolz:
»Die Schmanzgroßmutter möchte gern reich und glücklich sein. Sie wartet auf mich.«
Der Leseeifer der kleinen Försterstochter trug ihr mitunter allerlei kleine Verletzungen ein. Auf dem Schulwege hatte Pucki stets das Buch vor der Nase, und nicht selten geschah es, daß sie plötzlich gegen einen Baum lief oder über eine Wurzel stolperte und hinfiel. Auch daheim griff sie nach allem Gedruckten, einerlei, ob es die Zeitung, der Mutter Kochbuch oder sonst ein Buch war, das irgendwo herumlag.
Bei diesem Eifer verging die Zeit recht schnell. Sie staunte, als die Herbstferien herankamen, freute sich, als der große Claus ihre Lesekünste bewunderte, und lief zur Schmanzgroßmutter, der sie allerdings mit ihren geringen Lesekünsten noch nicht viel bieten konnte.
»Warte noch, Schmanzgroßmutter, bis zu Weihnachten, dann kann ich noch besser lesen.«
Der Herbst verging, der erste Schnee lag auf den Zweigen der Tannen.
»Mutti, kann die Rose nicht zu Weihnachten herkommen?«
»Nein, Pucki, das geht nicht, doch im Sommer kommt sie wieder.«
Rose Scheele schrieb regelmäßig alle vierzehn Tage einen ausführlichen Brief. Aus jeder Zeile sprach die Sehnsucht nach dem Walde, nach den guten Förstersleuten, nach Pucki und Waltraut. Staunend lauschte die kleine Försterstochter den Berichten, die Rose gab. Alle die Pflichten, die Rose an ihren kleineren Geschwistern erfüllte, waren für Pucki neu und ungewohnt. Rose konnte schon eine Stube auskehren, sogar aufwischen, sie pflegte die Mutter, als sie krank war, hatte nebenbei Schule, machte ihre Schularbeiten und versuchte, kleine Näharbeiten zu machen.
»Mutti, was sie alles kann, das kann ich nicht.«
»Du bist auch zwei Jahre jünger, mein Kind, außerdem hast du es auch leichter im Leben als Rose, die keinen Vater hat, der für sie sorgt.«
»Ach, wie traurig!«
»Zu Weihnachten wollen wir Rose und ihre Geschwister beschenken, damit auch im Scheeleschen Hause eine richtige Weihnachtsstimmung herrscht.«
Weihnachten! Das war ein Wort, das Pucki in Begeisterung versetzte. Das Weihnachtsfest blieb doch das schönste aller Feste, und ungeduldig zählte sie nun die Tage bis zum vierundzwanzigsten Dezember. Aber vorher gab es viel zu bedenken. Vater und Mutter sollten ein Weihnachtsgeschenk bekommen. Die Kinderhände strickten unter schweren Seufzern der Mutter einen Topflappen für die Küche. Minna mußte oft helfen, wenn eine Masche von der Nadel fiel oder wenn in der Baumwolle ein Knoten war. Pucki stöhnte oft laut bei ihrer Arbeit, doch der Gedanke, daß sich die Mutti über ihr Geschenk freuen würde, ließ sie nicht ungeduldig werden.
Vati bekam etwas ganz Feines! Einen Aschenbecher aus dünnen Stäbchen. Innen war eine schöne gelbe Schale. Pucki hatte schon manches Stäbchen zerbrochen, und es erschien ihr sehr schwierig, all die kleinen, dünnen Hölzchen in die rechte Lage zu bringen. Doch nun war auch diese Arbeit beinahe beendet.
Draußen fiel der Schnee in großen Flocken und bedeckte den Waldboden. Sehr oft wurde Pucki im Niepelschen Schlitten nach der Schule gefahren. Das war eine Freude, wenn das weiße Pferdchen herangeklingelt kam.
»Es hat den Schnee gern, Mutti, weil der Schnee auch weiß ist. Kommt der Weihnachtsmann mit dem Weihnachtsbaum auch mit einem weißen Pferdchen?«
»Nein, der Weihnachtsmann bringt den Baum auf dem Rücken.«
»Wirft er ihn dann wieder auf das Dach vom Holzstall wie damals, als es Weihnachten war?«
»Das wird er wohl tun.«
»Au, Mutti, wenn aber der Onkel Oberförster den Weihnachtsmann trifft? Na, dann schimpft er aber, wenn der Weihnachtsmann gerade den Weihnachtsbaum umhackt. Den Vater von Grete hat er auch ausgeschimpft, als er sich einen Baum holte.«
»Der Weihnachtsmann darf so viele Bäume holen, wie er braucht. Doch der Vater deiner Schulfreundin Grete hätte erst um Erlaubnis fragen müssen.«
An jedem Abend, ehe die Kleine zu Bett ging, stand sie ein Weilchen am Fenster und wartete, ob sie vielleicht den Weihnachtsmann zu sehen bekäme.
»Ein komischer Mann, Mutti, er braucht doch nicht in der Nacht herumzulaufen, er kann doch kommen, wenn es hell ist.«
An einem Morgen lag der Weihnachtsbaum wirklich wieder auf dem Dach des Holzstalles. Pucki schrie vor Freude laut auf.
»Oh, nu wird es endlich Weihnachten! Ich kann's auch gar nicht mehr aushalten.«
Eine große Freude hatte Pucki stets, wenn die Mutter nach Rahnsburg ging, um einzukaufen. Oftmals durfte Pucki sie begleiten. Man kaufte vielerlei ein: Für Rose und deren Geschwister, für Minna, für den Vati, für die Waschfrau. Pucki sah sich interessiert die Auslagen an. Während die Mutter mit dem Geschäftsinhaber sprach, stand Pucki vor einem Wandbrett, auf dem der schöne Spruch eingebrannt war:
»Beglücke du, so wirst du glücklich sein.«
Pucki buchstabierte mühsam daran herum, denn die Buchstaben waren mitunter mit kleinen Schwänzchen versehen. So dauerte es eine ganze Zeit, ehe sie den Spruch ernsthaft vor sich hinsagte:
»Be – glücke du, so wirst du glücklich sein.«
Als sie mit der Mutter den Laden verließ, zeigte sie auf den Spruch und fragte: »Mutti, was ist das für ein schöner Spruch?«
»Der Spruch mahnt jeden daran, er möge andere Menschen froh und glücklich machen, denn nur dann kann man selber froh und glücklich sein.«
Die Försterin wiederholte den Spruch, und Pucki sprach ihn mehrmals nachdenklich vor sich hin.
»Mutti, wird man glücklich, wenn man den anderen beglückt?«
»Ja, mein Kind; du freust dich ja auch, daß wir Rose ein schönes Weihnachtspaket schicken. Schenken zu dürfen macht Freude. Wir beglücken durch dieses Paket deine Freundin und sind selbst glücklich darüber, daß wir dazu imstande sind. Hast du nun begriffen, was der Spruch bedeutet?«
»Ja, Mutti.«
Bei den Besorgungen in der Stadt trafen sie Frau Niepel, die ebenfalls Einkäufe machte.
»Sie werden am Weihnachtsabend wieder viel Trubel im Hause haben, liebe Frau Niepel, Ihre drei Buben werden dafür sorgen.«
»Mein Ältester macht mir viel Kummer; er lernt auch nicht gut, ich bin darüber recht unglücklich.«
Man ging weiter zum Kaufmann.
Puckis Augen wunderten durch den großen Raum. Die vielen Kästen und Gläser erregten stets ihr Interesse. Dort drüben stand ein hohes Glas mit Schokolade. Schon manches Mal hatte ihr der freundliche Kaufmann ein Stückchen Schokolade daraus geschenkt. So ging sie zu dem Glase und sah es verlangend an.
»Du möchtest wohl ein Stück«, sagte der Kaufmann, »hier hast du eines.«
»Danke.«
Mit großem Appetit verzehrte Pucki das Stückchen Schokolade. Sie fand, daß der Spruch auf dem Holzbrett etwas sehr Schönes sei.
»Mutti«, sagte sie auf dem Heimwege, »wie glücklich wird der Weihnachtsmann sein, wenn er mich zu Weihnachten beglücken kann. Ich meine, der Weihnachtsmann sollte mir recht viel schenken.«
Der eingelernte Spruch ließ Pucki keine Ruhe mehr.
Das Packen der Pakete an Bekannte und Verwandte kurz vor Weihnachten war für sie ein Fest. Alles das, was die Mutter zusammentrug, erschien ihr nicht genug.
»Könnten wir nicht noch ein bißchen mehr einpacken?«
Sie brachte bald dieses, bald jenes heran, mitunter mußte Frau Sandler entsetzt abwehren. Die Tochter hätte am liebsten die ganze Speisekammer ausgeräumt. Jedesmal, wenn wieder ein Paket fertiggestellt war, umhalste sie die Mutter stürmisch und jauchzte:
»Gelt, nun sind wir beide glücklich!«
An Rose Scheele gingen sogar zwei Pakete ab. Pucki hatte mancherlei von ihrem Spielzeug geopfert, und auch von dem Schmanzbauer war eine Wurst und ein großes Stück Butter gespendet worden.
»Wäre der große Claus schon hier, er schickte ihr ganz gewiß auch was Schönes. Wie wird sie sich freuen!«
Für Frau Scheele wurde auch noch ein Geldgeschenk beigelegt mit der Bitte, ihren Kindern einen Weihnachtsbaum zu kaufen, damit auch dort rechte Weihnachtsstimmung herrsche.
»Du sitzest immer neben mir, Pucki, und scheinst ganz zu vergessen, daß der Aschenbecher für Vati noch nicht fertig ist. Willst du ihm etwas Unfertiges auf den Weihnachtstisch legen?«
»Mutti, wo denkst du hin! Ich hab' nur noch ein paar kleine Stäbchen durchzuziehen.«
»So geh und mache alles fertig.«
Pucki saß im Zimmer und quälte sich mit der Handarbeit. Sie überhörte es, daß der Vater heimkam, sie sah auch nicht auf, als er die Tür öffnete, da sie glaubte es wäre die Mutti.
»So fleißig, Pucki?«
Das Kind stieß einen entsetzten Ruf aus, nahm den Aschenbecher, hielt ihn auf den Rücken, sah vor sich die Stäbchen und griff nach ihnen, nachdem sie den Aschenbecher auf den Stuhl gelegt hatte.
»So, Vati, du hast doch nichts gesehen?«
Mit vergnügtem Lachen ließ Pucki sich wieder auf dem Stuhl nieder, auf dem ihre Arbeit lag. Aber sofort sprang sie auf, denn sie hatte ein leises Knacken gehört.
»Vati – nu ist alles kaputt! – Oh – –« Puckis Stimme zitterte bedenklich. »Da wollte ich dich beglücken – – sieh mal, wie er jetzt aussieht, und er war doch so schön!«
Der Aschenbecher war vollkommen zerdrückt, der größte Teil der Stäbchen zerbrochen.
»Nun ist bald Weihnachten, und alles ist kaputt – ach, Vati, ich bin so traurig!«
»Das ist freilich schlimm, Pucki. Warum bist du immer so stürmisch.«
»Du solltest es doch nicht sehen und solltest nichts wissen. Ach, Vati, es ist sehr schlimm!«
»Wollen mal sehen, ob wir den Aschenbecher nicht wieder heil bekommen.«
»Hilfst du mir?«
»Ein bißchen.«
»Ach, Vati, du bist aber gut!«
»Na, dann gib mal her. Wir wollen gleich mal sehen, was wir machen können.«
Einige Minuten später, als Vater und Tochter emsig bei der Arbeit waren, kam Frau Sandler ins Zimmer.
»Nanu, was wird denn hier gemacht?«
Pucki sprang auf und hing der Mutter am Halse.
»Ich helfe ihr ein wenig«, sagte der Vater.
»Mutti, der Vati weiß nicht, was wir machen. Er denkt, das ist was anderes. Wir sagen ihm nicht, was das wird. – Nicht wahr, Vati, du weißt nicht, was das ist.«
»Gewiß etwas für deine Puppenstube.«
»Ach, Mutti!« jubelte die Kleine, »der Vati weiß es wirklich nicht.«
Später erfuhr Frau Sandler von dem Unglück, daß Pucki den Aschenbecher völlig zerbrochen hatte, in ihrem Eifer, das Geschenk zu verbergen. Sie ließ es daher ruhig geschehen, daß der Vati seinem Töchterchen bei der Arbeit half.
Es war für Sandler gar nicht einfach, die zierlichen Stäbchen in die vorgebohrten Löcher zu stecken, und Pucki lachte hell auf, wenn dem Vati ein Stäbchen wieder heraussprang.
»Meinste nicht, Vati, daß das sehr schwer ist und daß wir uns große Mühe geben müssen?«
»Ja, ich würde mir so viel Arbeit für meine Puppenkinder nicht machen!«
»Vati, es ist doch gar nicht für die Puppenstube.«
»So, wer bekommt es denn dann? Wohl ein Weihnachtsgeschenk?«
»Ich sag' dir nichts! Ich sag' dir nichts!«
»Ich denke, nun kannst du den Rest allein fertigmachen.«
»Ach, Vati, noch ein ganz kleines bißchen kannst du mir helfen.«
Schließlich wurde der Aschenbecher gemeinsam fertiggestellt.
»Nimm ihn aber gut in acht«, mahnte der Vater, »setze dich nicht wieder darauf, es ist kein Stuhl, sondern ein Aschenbecher.«
»Oh, woher weißt du das?«
»Ach so – na, vielleicht ist es auch etwas anderes.«
»Findest du ihn sehr schön?«
»Herrlich, Pucki.«
»Na, dann ist es gut, dann wirst du dich ja freuen!« – –
So kam das Weihnachtsfest immer näher heran. Endlich schrieb man den vierundzwanzigsten Dezember. Pucki steckte mit ihrer Unruhe die kleine Schwester an. Die beiden Kinder konnten sich vor Ungeduld kaum noch lassen. Da war es ein Glück, daß an diesem Tage ganz plötzlich Claus Gregor im Forsthause erschien. Pucki begrüßte ihn mit hellem Jubel.
»Weißt du auch, daß heute Weihnachten ist? – Großer Claus, ich habe immerfort den Daumen gedrückt und an dich gedacht. – Ich schenke dir auch was, komm mal mit, großer Claus!«
Im Garten stand ein Schneemann; er war etwas unförmlich und auch nicht gerade schön zu nennen, aber Pucki hatte ihn ganz allein gebaut.
»Den habe ich für dich zu Weihnachten gebaut und dabei an dich gedacht, damit du zu Ostern dein Ding machen kannst und froh bist.«
»Wie lieb von dir, Pucki! Ich habe dir auch etwas zum Weihnachtsfest mitgebracht. Das liegt heute abend unter dem Weihnachtsbaum.«
»Ach, bis dahin ist es noch so furchtbar lange! Ich weiß gar nicht, was ich anfangen soll; ich halt's nicht mehr aus.« –
»Aber mein Geschenk bekommst du doch erst heute abend. Ich komme aber mit einem anderen Vorschlage. Wollen wir zusammen zur Schmanzbäuerin gehen? Wir wollen sogleich die Eltern fragen.«
»Kommen wir aber wieder zurück, wenn es klingelt und der Weihnachtsbaum brennt und die vielen Geschenke da sind?«
»Selbstverständlich, wir sind bis Mittag wieder zurück.«
»Ach ja, dann gehen wir schnell zur Schmanzgroßmutter. Ich kann ihr auch die Weihnachtsgeschichte vorlesen. Die Minna hat sie mir oft vorgelesen, nun kann ich sie auch lesen. Komm schnell, wir wollen die alte Großmutter besuchen.«
Frau Sandler war von Herzen froh, daß sie für die beiden nächsten Stunden ihre unruhige Tochter los war. Pucki stand überall im Wege, und es gab heute noch viel zu tun.
So wanderten die beiden zur Schmanz und brachten die Weihnachtswünsche aus Oberförsterei und Forsthaus. Pucki setzte sich zu Füßen der Großmutter auf ein Bänkchen und sagte strahlend:
»Heute schenke ich dir, daß ich gut lesen kann.«
Sie holte die Heilige Schrift, klappte sie irgendwo auf und begann dann die Weihnachtsgeschichte auswendig aufzusagen.
»Kann ich nicht fein lesen, Großmutter? Freut es dich?«
Wieder lauschte die Alte andächtig den Worten des kleinen Mädchens, bis Pucki plötzlich aufsprang und sagte:
»Nu müssen wir aber ganz schnell nach Hause laufen. Wenn Weihnachten vorüber ist, lese ich dir wieder was vor, Großmutter, aber jetzt habe ich keine Zeit mehr.«
»Warte mal, Kind«, rief der Schmanzbauer, als Pucki sich anschickte heimzugehen, »wir haben noch was für dich, zu Weihnachten.«
Schon brachte die Bäuerin ein großes Pfefferkuchenherz.
»Kannst du lesen, was darauf steht?«
»Oh – oh –« jubelte das Kind, »da steht Pucki drauf, und das bin ich!«
Sie drückte das Herz begeistert an sich, doch dann drängte sie den großen Claus zum Gehen. »Sonst komme ich nicht nach Hause, wenn es klingelt.«
»Es klingelt erst heute abend, Pucki, wenn der Weihnachtsbaum brennt!«
»Ach, komm nur, vielleicht klingelt es doch ein bißchen früher.«
Es waren für Pucki noch schlimme Stunden, ehe es wirklich zur Bescherung kam. Dann aber stand sie mit verklärtem Gesicht vor dem Lichterbaum, vor dem reichen Gabentisch und bestaunte die Geschenke. Da fand man mancherlei Schönes: Eine neue Puppe, Äpfel, Nüsse, Pfefferkuchen, und einer der Kästen barg ein Buchstabenspiel vom großen Claus. Aus bunten Buchstaben ließen sich Wörter zusammensetzen. Das erste was Pucki zusammenstellte, war der Name des großen Freundes: Claus.
Das Freuen wollte kein Ende finden. Pucki tanzte im Zimmer umher, umarmte den Vater, die Mutter und rief immer wieder:
»Ach, es müßte immer Weihnachten sein.«
Schließlich wurde sie aufgefordert, den Eltern ihre Geschenke zu bringen. Mit strahlendem Gesicht überreichte sie dem Vater den Aschenbecher.
»Na, da bist du wohl erstaunt, Vati? Das hast du dir nicht gedacht. Oh, das ist ulkig! Du hast gedacht, es ist für meine Puppenstube – hahaha, und nun ist es doch für dich!«
»Das ist freilich eine große Überraschung.«
»Hier, Mutti, das habe ich für dich gestrickt, es war sehr schwer. Aber du sollst dich auch freuen.«
Die Eltern freuten sich über das Glück ihrer Kinder. Als Pucki sich ein wenig beruhigt hatte, bestaunte sie auch die Geschenke von Vati und Mutti.
»Sieh her, Pucki, diesen Streichholzbehälter hat Rose für uns geklebt. Sie denkt mit viel Liebe und Anhänglichkeit an uns alle, und für dich ist hier ein Brief mit bunten Bildchen. Ich nehme an, daß Rose heute eben so froh ist wie du, da sie unsere Pakete erhalten hat.«
»Ach Mutti, ach Vati, Weihnachten ist das allerschönste Fest. Könnte man nicht immerzu Weihnachten feiern?«
Auch Waltraut war dieser Meinung. Sie wünschte, daß morgen noch einmal Weihnachten sei, weil sie noch am Tage der Bescherung der neuen Puppe den Kopf zerbrochen hatte. Trotzdem wurde die Weihnachtsfreude dadurch nicht beeinträchtigt. Und als die Eltern endlich die Kinder in die Betten bringen wollten, baten beide, man möge sie heute doch ein wenig länger aufbleiben lassen.
Trotzdem wurden die Kinder bald müde. Pucki wollte alle Spielsachen mit ins Bett nehmen, und Waltraut wählte den Teddybären aus, weil er haltbarer sei als die Puppe.
»So, Mutti«, meinte Pucki, als sie im Bett lag, »nun habe ich noch sehr viel zu tun. Ich muß dem lieben Gott danken, daß er mich so beglückt hat und muß ihn bitten, daß ihr mir noch recht viele Jahre viel schenken könnt, dann muß ich den Daumen tüchtig drücken für den großen Claus und von vielen schönen Sachen träumen. Wenn's doch erst wieder morgen wäre, damit ich weiter spielen kann.«
Während Waltraut längst schlief, lag Pucki noch mit glänzenden, weitgeöffneten Augen in ihrem Bettchen. Sie überdachte den herrlichen Tag, der ihr so viele neue Spielsachen gebracht hatte.