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Zwei Wochen später. Bei Lisa. Karenin und Anna Pawlowna sitzen im Speisezimmer. Sascha tritt ein.
Karenin: Nun, wie steht es?
Sascha: Der Arzt sagt, es sei jetzt keine Gefahr. Nur eine Erkältung müsse vermieden werden.
Anna Pawlowna: Nun, und Lisa ist ganz von Kräften.
Sascha: Er sagt, es sei ein leichter Fall von Angina. Was ist das? Zeigt nach einem Körbchen.
Anna Pawlowna: Weintrauben. Viktor hat sie mitgebracht.
Karenin: Darf ich bitten?
Sascha: Lisa ißt gern Weintrauben. Sie ist sehr nervös geworden.
Karenin: Kein Wunder: zwei Nächte ohne Schlaf, ohne Nahrung!
Sascha lächelnd: Und Sie doch auch!
Karenin: Das ist etwas anderes.
Der Arzt und Lisa treten ein.
Der Arzt eindringlich: So machen wir's also: wechseln Sie den Umschlag jede halbe Stunde, wenn er nicht schläft. Sollte er schlafen, dann stören sie ihn nicht. Das Einpinseln können Sie lassen. Und sorgen Sie für gleichmäßige Zimmertemperatur …
Lisa: Und wenn er wieder keine Luft bekommt?
Der Arzt: Das dürfte kaum wieder eintreten. Sollte es der Fall sein, dann nehmen Sie den Inhalationsapparat. Außerdem geben Sie von den Pulvern eins am Morgen und eins am Abend. Ich werde gleich das Rezept schreiben.
Anna Pawlowna: Wollen Sie nicht ein Glas Tee trinken, Doktor?
Der Arzt: Nein danke, meine Kranken warten.
Setzt sich an den Tisch. Sascha bringt Papier und Tinte.
Lisa: Es ist also wirklich nicht die Bräune?
Der Arzt lächelnd: Ganz ausgeschlossen. Schreibt.
Karenin zu Lisa: nun, jetzt wird Ihnen aber ein Glas Tee guttun, oder, noch besser, gehen Sie und ruhen sie sich aus! Blicken Sie doch in den Spiegel, wie Sie aussehen!
Lisa: Jetzt bin ich wieder aufgelebt. Ich danke Ihnen. Da sieht man, was ein wahrer Freund ist! Drückt ihm die Hand. Sascha geht unwillig auf die Seite. Haben Sie Dank, lieber Freund. Sie haben mir wirklich …
Karenin: Was habe ich denn groß getan? Sie haben keinen Anlaß, mir zu danken.
Lisa: Und wer hat seine Nächte geopfert, wer hat uns diese Kapazität zugeführt?
Karenin: Ich bin reichlich belohnt durch die Gewißheit, daß Mika außer Gefahr ist, und vor allem durch Ihre Güte.
Lisa drückt ihm nochmals die Hand und zeigt ihm lächelnd ein Goldstück, das sie in der Hand hält.
Lisa lächelnd: Das ist für den Arzt – nur weiß ich nie, wie man das gibt.
Karenin: Auch ich verstehe das nicht.
Anna Pawlowna: Was verstehen sie nicht?
Lisa: Wie man dem Arzt das Geld gibt. Er hat mir mehr als das Leben gerettet, und ich gebe ihm Geld! Es hat so etwas Peinliches …
Anna Pawlowna: Gib her, ich will es ihm geben. Ich verstehe mich darauf. Die Sache ist sehr einfach.
Der Arzt erhebt sich und reicht das Rezept hin: Diese Pulver also geben Sie ihm, in einem Eßlöffel abgekochten Wassers aufgelöst, und dann … Spricht weiter. Karenin trinkt Tee am Tisch. Anna Pawlowna und Sascha gehen nach vorn.
Sascha: ich kann dieses Getue nicht mit ansehen. Sie scheint ganz verliebt in ihn.
Anna Pawlowna: Wunderst du dich darüber?
Sascha: Abscheulich!
Der Arzt verabschiedet sich von allen und geht hinaus. Anna Pawlowna begleitet ihn.
Lisa zu Karenin: Er ist jetzt so lieb. Sowie ihm besser wurde, begann er sogleich zu lächeln und zu plappern. Ich gehe jetzt zu ihm – und möchte doch auch von Ihnen nicht fortgehen.
Karenin: Trinken Sie erst Tee, essen Sie etwas.
Lisa: Ich habe jetzt nichts nötig. Mir ist jetzt so wohl nach all diesen Ängsten. Bricht in Schluchzen aus.
Karenin: Da sehen Sie, wie erschöpft Sie sind!
Lisa: Ich bin so glücklich! Wollen Sie ihn sehen?
Karenin: Sehr gern.
Lisa: Kommen Sie mit. Beide ab.
Anna Pawlowna kehrt zu Sascha zurück: Was guckst du so finster … Wie gern der Herr Doktor sein Geld nahm – schwapp, hatte er's weg!
Sascha: Einfach widerwärtig. Jetzt hat sie ihn gar ins Kinderzimmer mitgenommen. Als wenn es ihr Mann oder ihr Bräutigam wäre.
Anna Pawlowna: Was kümmert dich das? Warum regst du dich so auf? Oder willst du ihn vielleicht heiraten?
Sascha: Ich? Diese lange Latte? Lieber weiß Gotte wen, nur ihn nicht. Ich bin nie auch nur auf den Gedanken gekommen. Ich finde es nur unrecht, daß Lisa, die doch immer noch Fedjas Frau ist, mit einem fremden Manne auf so vertraulichem Fuße steht.
Anna Pawlowna: Er ist doch kein Fremder, er ist ihr Jugendfreund.
Sascha: Ich sehe es an ihrem Lächeln, ihren Blicken, daß sie ineinander verliebt sind.
Anna Pawlowna: Wunderst du dich darüber? Er hat ihr während der Krankheit des Kindes so viel Teilnahme gezeigt, stand ihr so hilfreich zur Seite – nun, da fühlt sie sich eben zu Dank verpflichtet. Im übrigen, warum sollte sie Viktor nicht liebgewinnen und heiraten?
Sascha: Das wäre schrecklich! Abscheulich, abscheulich!
Karenin und Lisa treten ein. Karenin verabschiedet sich schweigend. Sascha unwillig ab.
Lisa zur Mutter: Was hat sie?
Anna Pawlowna: Ich weiß wirklich nicht.
Lisa seufzt wortlos.
Vorhang.