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Stube.
Der Wolf im Bett.
So war ich glücklich herein gekommen
Und habe der alten Frau das Leben genommen,
Die Thür stand, gegen mein Verhoffen
Im Hof' und auch in Hause offen;
Die Alte war erzürnt und wollte sich wehren,
Doch durft' ich mich daran nicht kehren,
Nun ist sie erwürgt, liegt unter dem Bette;
Wünscht' nur, daß ich Rothkäppchen hier hätte.
Doch will ich schlau die Sache anstellen
Und mich als das alte Weib jezt stellen;
Ich setze die Haube auf, es wird schon finster,
Es kommt nicht viel Licht durch die Fenster,
So lieg' ich im Bett, als wär' ich kränklich.
Ich höre sie schon, sie kommt nachdenklich.
Rothkäppchen tritt herein.
Rothkäppchen. Großmutter, bist du schon zu Bett gegangen?
Wolf. Schon seit einer Stunde, ich hatte Verlangen
Dich, liebes Kind, wieder zu sehn, mir ist nicht wohl.
Rothkäppchen. Ich dich von der Mutter schön grüßen soll,
Sie schickt dir ein gekochtes Huhn,
Das wird dir wohl in der Schwachheit thun.
Der Vater war nicht gut aufgelegt,
Ich lief schnell fort, weil er manchmal schlägt,
Er will nicht immer, daß ich zu dir gehe
Und dir in deiner Noth beistehe. –
Du liegst zu Bett, doch am verkehrten Ende.
Ei, Großmutter, was hast du für närrische Hände?
Wolf. Sie sind gut, damit was fest zu halten.
Rothkäppchen. Es wollten zu Hause die beiden Alten,
Daß ich die Nacht bei dir bleiben sollte.
Wolf. Das war es, was ich selber wollte.
Rothkäppchen. Sie sagen, es ist nicht gut in der Nacht zu gehn,
Man könnte mir da nicht für Schaden stehn.
Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!
Wolf. Ich kann damit desto besser hören.
Rothkäppchen. Das Fenster steht auf, es zieht kalt herein.
Wolf. Laß nur, im Bett wird dir wärmer sein.
Rothkäppchen. Ich hatte so zu dir zu kommen Verlangen,
Nun wird mir hier in der Stube so bange.
Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!
Wolf. Desto besser sie zum Sehen taugen.
Rothkäppchen. Auch die Nase sitzt dir nicht so wie immer.
Wolf. Mein Kind, das macht der Abendschimmer.
Rothkäppchen. Ei Herr Je! was hast du für 'nen großen Mund!
Wolf. Desto besser er dich fressen kunnt!
Rothkäppchen. Ach! Hülfe! Hülfe! kommt, helft meiner Noth!
Wolf. Du schreist vergebens, du bist schon todt!
Der Vorhang des Bettes fällt zu.
Die beiden Rothkehlchen fliegen durch das Fenster.
Erster Vogel. Komm, laß uns durch das Fenster fliegen.
Zweiter Vogel. Rothkäppchen ist drinne, unser Vergnügen.
Erster Vogel. Sie liegt wohl im Bett, ich seh' nach ihr.
Hüpft hinter den Vorhang.
Zweiter Vogel. Die Luft zieht hübsch durch Fenster und Thür.
Erster Vogel kommt zurück. O weh! O weh! O Jammer und Noth!
Zweiter Vogel. Was giebts?
Erster Vogel. Der Wolf ist da, Rothkäppchen schon todt.
Beide. O weh! o weh! der großen Noth!
Der Jäger sieht zum Fenster herein.
Jäger. Was schreit ihr denn so gar erbärmlich?
Die Vögel. Rothkäppchen ist todt ganz Gotts erbärmlich!
Der wilde Wolf hat sie zerrissen,
Und auch zum Theil schon aufgefressen.
Jäger. Daß Gott erbarm! ich schieße zum Fenster hinein. –
Er schießt hinein.
Da liegt der Wolf und ist auch todt,
So muß für alles Strafe seyn,
Er schwimmt in seinem Blute roth.
Es kann einer wohl ein Verbrechen begehn,
Doch kann er nie der Strafe entgehn.