Ludwig Tieck
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Ludwig Tieck

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Im Hause des Bürgermeisters war eine ziemliche Aufregung, denn es war ein Brief aus der größten Stadt der Provinz angelangt, der, wie der Hausherr meinte, durch die Nachricht, die er mittheilte, auf das ganze Städtchen aufregend einwirken müsse. Der Rath Witte, welcher sich erst seit einigen Monaten vermählt hatte, kündigte sich als Gast und Besucher dem würdigen Haupte der Stadt an. Seine Gattin war die Tochter des Präsidenten Adlerfeld, und deren Schwester Henriette war vor Jahren mit der Tochter des alten Bürgermeisters in der Hauptstadt der Provinz in 424 einer Pension erzogen worden. Die beiden Mädchen hatten eine innige Freundschaft geschlossen, und Julie hatte selbst einige Zeit beim Präsidenten gewohnt. Es war die Rede schon davon gewesen, daß dieser dem Bürgermeister Symphorius seinen angenehmen Weinberg abkaufen würde, wenn der kränkliche Präsident sich einmal aus dem Staatsdienst zurückziehen sollte. Nun wollte der Rath mit der jungen Frau und deren jüngeren Schwester Henriette herüber reisen, in dem geräumigen Hause des Weinberges einige Wochen wohnen, und der Bürgermeister vermuthete, daß er jetzt wahrscheinlich den vortheilhaften Handel würde abschließen können. Er war auch der Meinung, obgleich der Brief nichts davon sagte, daß der würdige Präsident selber die Reise mitmachen und so ihn, sein Haus und die Stadt durch seine Gegenwart beehren würde. Das, sagte er, wird dann eine andere Gesellschaft und Umgebung werden, als jene dort, die sich um den verrückten Wallroß versammelt hat. Nun wird man hier erfahren, was feine Welt und Bildung heißt, was der Fortschritt des Jahrhunderts, der ächte nehmlich, zu bedeuten hat.

Sein Sie dem gutmüthigen Wallroß nicht so böse, erwiederte Julie, er meint es mit aller Welt gut, und seine gelehrten Freunde haben ihn jetzt nur für einige Zeit thöricht gemacht. Das giebt sich wieder, und er wirft sich nachher bequem in die alten Falten. Je heftiger ein solcher Mann einen Anlauf zum Neuen nimmt, je früher wird er auch des Bergaufsteigens überdrüssig. Mich freut, daß ich einmal mit meiner Jugendgespielin leben kann, und ich bin neugierig, wie die verheirathete Schwester seyn wird, die ich nie gesehen habe.

In jener größeren Stadt machte die Familie allerdings den Plan, sich für einige Zeit in jene schöne Gegend 425 zurückzuziehen, ja der Präsident ließ merken, daß er mit der jüngern Tochter Henriette dort vielleicht auf immer leben möchte, weil er sehr versucht sei, seine Stelle aufzugeben und seine letzten Jahre ruhig auf dem Lande zu verleben. Ueber diese Aeußerung war sein Schwiegersohn, der Rath Witte, sehr verstimmt und meinte, nur aus Hypochondrie könne ein so unstatthafter Vorsatz sich erzeugen. Der Alte aber sagte: Mein Sohn, Sie denken sich nicht genug in meine Lage hinein. Ich habe eine große Zeit erlebt, ich habe mitgewirkt mit allen meinen Kräften und in der allersichersten Ueberzeugung: und jetzt muß ich sehen und erleben, wie man allenthalben, so viel es nur möglich ist, zurückschreitet, hemmt und die Meinung sich deutlich genug kund giebt, es sei zu wünschen, alles das, dem wir unser Glück, unsern Wohlstand und die unerläßlichste Freiheit verdanken, wäre gar nicht geschehen.

Darum eben, sagte der Rath, müssen weise erfahrne Männer dagegen wirken, nicht Muth und Hoffnung aufgeben, damit die Schlechteren und Thörichten nicht die Ueberhand bekommen.

Was kann denn noch geschehen? rief der Alte fast erzürnt aus, wenn neuere Schwärmer schon anfangen, das Verrath zu nennen, was früher als Tugend und Patriotismus galt?

Wir waren eine Zeit lang, sagte der Rath, wirklich zu glücklich; der Neid der untern Mächte, jener Dämonen, läßt es niemals zu, daß ein solcher Zustand lange währt. Aber das Schiff muß doch zwischen den Klippen und Brandungen hindurch gelenkt werden. Und wer soll es thun, wenn nicht redliche und erfahrne Schiffsleute?

Ich bin zu alt geworden, erwiederte Jener, und des Lebens in diesem Strudel überdrüssig.

426 Wenn man nur nicht darüber verstimmt werden müßte, sagte der Rath jetzt ebenfalls erzürnt, daß das junge, unruhige und unreife Volk uns immerdar Verdruß macht, und daß die Regierung immerdar fortfährt, diese Thorheiten so wichtig zu nehmen, der Untersuchungen kein Ende finden, und doch dem Uebel nicht an der Wurzel beikommen kann. Denn wir genießen die Früchte jener schlechten philanthropischen Erziehung, die unsre Vorfahren so priesen, der wir so viele bedeutende Opfer gebracht haben, und vormals glaubten, daß von ihr das Heil der Menschheit ausgehen würde. Wenn der Knabe im Hause der Eltern vergöttert wird, wenn er keinen Widerspruch erfährt und erträgt, wenn unbedingt Alles nach seinem Willen geschieht und sein Bewußtsein damit beginnt: Lehrer, ja Eltern geringe zu schätzen: wie soll er sich dann nachher vor der Obrigkeit und dem Regenten beugen, wie kann man verhindern, daß nicht Alles, was ihn hemmt, ihm als Tyrannei und Unvernunft erscheint? Keiner will gehorchen, Alle wollen herrschen, Niemand will arbeiten und Jeder genießen; Lernen, Studiren, Mühseligkeit und Fleiß werden verlacht, und doch urtheilen die Müßiggänger über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit so aus dem Stegereif und wollen mit stumpfem Messer den verschlungenen Knoten der verwickelten Staats-Verhältnisse zerschneiden.

Lieber Freund, seien wir auch hierin billig, sagte der Alte. Eins kann niemals ohne das Andere seyn: keine wahre Verbesserung der Zustände, daß sich nicht hier und da eine scheinbare oder wirkliche Verschlimmerung zeigen sollte, die sich nachher wieder ausgleichen muß. Früher waren, ohne den Namen, in den meisten unsrer Länder die Kasten bestehend, in minder oder mehr drückenden Formen. Die furchtbare Einrichtung des Canton-Wesens hielt viele Tausende unter dem Namen Soldat als hoffnungslose 427 Sklaven fest: sie waren gebannt, von Bildung, Fortschritt, Freiheit und Selbstständigkeit auf immerdar ausgeschlossen. Mehr oder minder war der Bauernstand eben so gebannt und der Scholle verwachsen. So wurden natürlich, auf Kosten der Freiheit, der Menschlichkeit, Unzählige in erzwungenen Ruhestand versetzt, und das Militär diente, künstlich genug eingerichtet, dem Edelmann zur sichern Ruhestätte, er befriedigte hier, ohne höheres Streben, meist ohne Kenntniß seinen Ehrgeiz und fand seine feste Stellung und sein Glück. Im Civil, wo mehr von ihm gefordert wurde, erhielt der Edelmann doch vor Andern den unbedingten Vorzug, und so war auch auf diesem Wege sein Streben befriedigt. War der Bürger auch nicht auf die Weise, wie der Landmann, leibeigen zu nennen, so war die Schranke, die ihn umzog, doch unübersteiglich, und er beruhigte sich an der Einrichtung, wie an einem unabänderlichen Naturgesetz. Eine bessere Zeit hat nun alle diese Hemmungen oder die meisten niedergeworfen: und nun brauset die Strömung mit der freigegebenen Hoffnung über alle Ufer. Jeder schiebt sich vor, Jeder will erringen, den Vorderen verdrängen und überflügeln. Ob den niederen Ständen schon viele nothwendige Kräfte entzogen sind, weiß ich nicht und kann es nicht voraussetzen, aber Alles, was nur irgend Staats-Anstalt ist und Sicherheit gewährt, ist mit Arbeitern und Beamten überfüllt, die Lücken entstehen nur allgemach und ihrer sind wenige, aber der Nachdrang ist um so rascher und vollzähliger. Alle die Kräfte, die früher nothgezwungen ruhen mußten, wollen sich nun geltend machen. Daher auch die Unzahl der Schriftsteller, die Menge der Tagesblätter, der Libelle und verdächtigen Bücher. In meiner Jugend war der mit einem kleinen Makel behaftet, der einzig und allein sein Leben der Schriftstellerei widmete, der schöngeistige Beamte und 428 Staatsmann war etwas verdächtig und oft von den Obern gering geschätzt! Wenn jetzt ein Bursche der Schule entläuft, so titulirt er sich einen Publicisten und pocht stolz und verwegen als Redakteur eines Blattes, das nur Klätschereien enthält, und viele gutmeinende und redliche Männer haben einen gewissen Respekt vor seinem Treiben und wollen die Frechheit seiner Verläumdungen nicht beeinträchtigt wissen.

Sie haben Recht, sagte der Rath Witte, aber doch kann ich es nicht ändern, daß mir diese neue Literatur aller Länder nur Verdruß erregt. Diese grobe Unsittlichkeit, diese Frechheit, die sich sogar mit dem Mantel der Religion umkleidet, diese Unnatürlichkeiten, die Widerwart aller Art, die sich Poesie nennt, das Unmögliche, was sich für natürlich giebt – –

Verzeihen Sie, lieber Herr Sohn, fiel der Präsident ein, wenn ich jetzt lachen muß. Wer war es denn, als eben Sie, der sich so sehr freute, daß Ihre Gattin, meine Tochter, so bewandert im Englischen sei, daß ihr die neuste französische Literatur und ihre oft kauderwelsche Sprache keine Schwierigkeit entgegensetze, und daß sie auch von unsern neuen und neusten Büchern so gut Bescheid wisse? Jetzt streiten Sie mit ihr und möchten sie zurückbekehren.

Sie ist es, Gottlob, nicht so wohl, antwortete der Rath, die mich ärgert, als vielmehr die jüngere, Henriette, die in allen Dingen übertreibt, und der Sie, theurer Mann, immer, weil sie Ihr Liebling war, den Zügel zu sehr haben schießen lassen. Sie bewundert, lobt und ist enthusiastisch, recht um mich zu kränken, und freilich muß ich fürchten, daß in Zukunft doch einmal diese Gesinnung und diese Lust am Paradoxen, ja Geringen, meine Frau anstecken könnte.

Die Jugend, sagte der Alte, quillt immer wieder nach, 429 und oft hat sie auf ihre Weise eben so Recht, wie das Alter in seinem anscheinenden Eigensinn.

So trennten sie sich, Beide mit einander unzufrieden, und beschlossen, die Ferien dort in anmuthiger Gegend so heiter als möglich zu verleben. Dem Bürgermeister war geschrieben, und die ausgelassene Henriette schickte jetzt noch einen zweiten Brief an Julien, die indessen schon auf dem Weinberge und im eigenen Hause alle Einrichtungen traf.

Wallroß lebte seit jenem Vorfall, der ihn vor einigen Tagen betroffen hatte, ganz auf seinem Zimmer. Es schien, als sei sein Enthusiasmus durch seine Leiden etwas abgekühlt worden. Lindhorst brachte ihm die Nachricht, daß Elisa und ihre Brüder nicht nach dem Schlosse zurückgereist wären, sondern jener Pächter des Meierhofes habe verstanden, man rüste zu einem Besuch jenseit des Stromes, werde aber von dort in acht oder neun Tagen zurückkehren.

Auch Lindhorst war still und nachdenkend, und Amsel arbeitete, in sich versunken, an seinem Traum- oder Trauerspiele. Beide saßen ruhig im Saal jenes kleinen Landhauses, welches ihnen ihr Beschützer eingeräumt hatte. Der Diener und die Magd hatten sich entfernt, und eben wollte Lindhorst seinem Freunde eine Stelle aus dem Buche vorlesen, in welchem er blätterte, nachlässig auf dem Sopha ausgestreckt, als sich, ohne daß geklopft war, die Thür öffnete und eine große Gestalt dreist und vertraulich hereintrat. Wilderer! rief Lindhorst erschrocken und sprang vom Lager auf. – Still! Bursche! sagte der Fremde ganz ruhig, indem er sich niedersetzte; ich heiße jetzt Rumberg, und ich bitte mir aus, daß ihr euch nicht untersteht, jenen Namen wieder zu nennen. Ihr wohnt, ihr Kinder, recht hübsch hier, und da es euch daran nicht fehlen wird, gebt mir doch ein erträgliches Frühstück.

430 Amsel war so erschrocken, daß er zitterte, er half aber Weingläser und kalte Küche herbeibringen, und der Fremde aß und trank mit vielem Appetit. Aengstet euch nicht zu sehr, sagte er speisend, ich werde bald wieder gehen, denn es ist mir selbst lieber, wenn mich die Domestiken jetzt noch nicht in Augenschein nehmen.

Amsel und Lindhorst sahen sich mit bedeutungsvollen Blicken an, der Fremde aber, Rumberg, wie er sich nannte, schien von Beiden keine Notiz zu nehmen, bis er gesättigt war, worauf er sagte: Der Wein ist viel besser, als hier herum in den Gasthäusern. Ich dachte, der gute Lindhorst würde mich neulich im Badeort dort besuchen, wo ich ihn recht gut bemerkt habe, er wollte mich aber damals nicht kennen. Ich bin im Gegentheil ein treuer Freund, ich habe ihm seitdem nachgeforscht und bin ihm auch nun nachgereiset.

Ich war so in Eil, – erwiederte Lindhorst.

Ja wohl, fuhr Jener kaltblütig fort, in Geschäften, und zwar in ganz eignen, absonderlichen. Du hättest aber doch bleiben können und sollen, denn an jenem Abend trat ich noch im Bühnenspiel in der Ahnfrau auf. Nicht wahr, ihr kennt doch das Stück?

Wie sollte man nicht? antwortete Amsel.

Gewiß, sprach der Fremde weiter, hat ja unser Amselchen auch einmal Comödiant werden wollen. Noth lehrt beten, manchmal auch deklamiren. Ich spielte aber an jenem Abend nur den Hauptmann, der eigentlich keine bedeutende Rolle ist. Komm mal her, Amselchen.

Amsel wußte nicht, was er thun sollte, da aber Lindhorst still saß, ging er mit niedergeschlagenen Augen zu dem großen schlanken Manne hin, der den blonden Jüngling zwischen die Knie nahm und das jugendliche Angesicht seinem 431 verbräunten und von einigen Narben entstellten, ganz nahe brachte. Ein hübsches Kerlchen, sagte er hierauf, so feines blondes Haar, wie Seide oder Flachs, und doch in so frischen krausen Locken. Das Männchen wäre so recht ein Bissen für eine Wittfrau, die schon etwas veraltet ist, denn diese wissen die feine, frische Jugend recht zu schätzen. Aber wie ihm das Halstuch sitzt! So unordentlich: nun er ist freilich in der Arbeit, im Dichten, also im Negligée, und war sich keines Besuchs gewärtig. Ich nehme dem Kindchen die Binde ab, weil er doch nachher eine reine umthun muß; es ist ja auch so warm, er kann sich schon ohne sie behelfen.

Er wickelte das leichte Tuch ab, indem er den Dichter zwischen seinen Knien so fest hielt, daß dieser sich nicht bewegen konnte. Männchen, sagte Wilderer höchst freundlich, das unbedeutende Tüchelchen mußt Du mir zu Deinem Angedenken schenken, ich habe schon längst ein ganzes Stammbuch von solchen Lappen und Fetzen gesammelt. Sieh einmal, Kerlchen, das Tuch ist nicht einmal vollständig, hier fehlt die ganze Ecke: nicht wahr; und noch dazu die beste, wo Dein lieber Name so hübsch roth eingezeichnet ist.

Er wickelte das Tuch auseinander und breitete es vor sich auf dem Tisch aus. Wie das nur zugegangen seyn mag, sagte er dann wieder: manchmal haben sich schon Freunde bei der Trennung so beschenkt, einen Ring zerbrochen, ein Pergament künstlich zerschnitten, um an den zusammen passenden Fragmenten sich wieder zu erkennen: – in der Ahnfrau erkennt im Gegentheil an solchen Fetzen die Geliebte ihren Schatz als einen Räuber; und wahrlich, ich kann heute jenen einfachen, kurzsichtigen Hauptmann zum zweitenmal spielen, denn, wenn ich nicht sehr irre, bin ich im Besitz des fehlenden Fetzen.

432 Er nahm aus seiner Brieftasche das ergänzende Fragment, mit Amsels Namenszuge gezeichnet, und fügte es lächelnd dem Tuche an. Lindhorst und Amsel waren blaß geworden, und ohne alle Fassung. Seht, Schelme, sagte hierauf Wilderer, und steckte beide Stücke ein, so weit treibt ihr es in der Spitzbüberei, daß ihr in der Nacht euern Freund und Wohlthäter als Meuchelmörder überfallt; Plane, euch zu bereichern, macht ihr, und denkt, ich bin dabei überflüssig. Jetzt seid ihr aber völlig in meiner Hand und ich kann mit euch thun und vornehmen, was mir nur gelüstet.

Lieber Wilderer, stammelte Lindhorst.

Rumberg! in des Teufels Namen! rief Jener und stampfte mit dem Fuß.

Also, Rumberg, wir wollten ihn ja nur in seiner Liebe mäßigen, ihm einen Zettel beibringen, und so entstand unvermuthet Nothwehr – Angst – im Prügeln vergißt man – vollends in der Nacht – ob es Freund oder Feind – – aber – aber was verlangst Du von uns? Unter welchen Bedingungen willst Du Frieden mit uns schließen?

Unter den einfachsten von der Welt, sagte Jener, unter den natürlichsten, die euch selbst am bequemsten seyn müssen. Ihr kennt mich nehmlich gar nicht, ihr thut, als wenn wir uns Alle Zeitlebens niemals gesehen hätten. Handelt ihr mir aber entgegen, verrathet ihr mich oder kreuzt nur meine Absichten, so komme ich mit meinem neu entdeckten Fragment des Tacitus vor, das ich neulich im Regenwetter im Katzbalgen errang, als Amselchen so hübsch zu meinen Füßen lag und ich ihm mein Knie auf die Brust setzte, indem sich der arme Paris nur schwach vertheidigen konnte. Man kann es, wenn man es nicht criminell Meuchelmord nennen will, auch ein lustiges, nächtliches Abentheuer taufen, was in jener 433 wundersamen Nacht vorgefallen ist. – Lebt wohl, Kinderchen, und gedenkt meiner im Guten.

So verließ er das Haus und ging, nicht auf dem Wege nach der Stadt, den Strom entlang, indem man ihn noch lange singen hörte. Die beiden Freunde waren wie vernichtet, endlich sagte Amsel: Freund, ich verlasse diese Gegend und die ganze Provinz, denn dieser Mensch ist mir zu fürchterlich. Du wirst sehn, er bringt uns ins Unglück. Du weißt, wie unschuldig ich bin, wie ich nur ganz zuletzt von Deinen Planen und Absichten etwas erfuhr, wie ungern ich mich dazu gebrauchen ließ. Ich sehe schon Ketten und Gefängniß in meiner Phantasie.

Lindhorst stellte sich vor den Spiegel und ordnete seinen Anzug. Freund, sagte er nach einer Pause, zur Flucht ist noch immer Zeit genug, laß uns nicht den Muth verlieren, denn wir finden wohl binnen Kurzem die rechte Straße wieder.



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