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Als der Herzog sein Gebet vollendet, sprach er: »Wunderbar ist mir in dieser Nacht zu Sinne geworden, und die Güte Gottes wie seine Allmacht haben sich meinem versteckten Herzen noch niemals so nahe gezeigt; auch daß ich bald sterbe, sagt mir mein Gemüt, und ich wünsche nichts so sehr, als daß Gott mir vorher meine vielen und schweren Sünden vergeben möge. Euch beide aber, die ihr mich hiehergeführt habt, will ich vor meinem Ende noch belohnen, soviel ich kann. Dir, meinem Knappen, schenk ich die beiden Schlösser, die hier auf den nächsten Bergen liegen; doch sollst du dich künftig, zum Gedächtnis dieser grauenvollen Nacht, den Tannenhäuser nennen. Und wer bist du, Mann«, fuhr er fort, »der sich dorten im Winkel gelagert hat? Komm hervor, damit ich auch dir für deine Mühe und Liebe lohnen möge.«
Da stand der Eckart von der Erden Und trat herfür ans helle Licht, Er zeigt mit traurigen Gebärden Sein hochbekümmert Angesicht. Da fehlt dem Burgund Kraft und Mut, Den Blick des Mannes auszuhalten, Den Adern sein entweicht das Blut, In Ohnmacht ist er festgehalten. Es stürzen ihm die matten Glieder So klagt Burgund und weint im Sprechen, |
So verging die Nacht. Am andern Morgen kamen andre Diener, die den kranken Herzog fanden. Sie legten ihn auf Maultiere und führten ihn in sein Schloß zurück. Eckart durfte nicht von seiner Seite kommen, oft aber nahm er seine Hand und drückte sie sich gegen seine Brust, und sah ihn mit einem flehenden Blicke an. Eckart umarmte ihn dann, und sprach einige liebevolle Worte, mit denen sich der Fürst beruhigte. Er versammelte alle seine Räte um sich her, und sagte ihnen, daß er den Eckart, den getreuen Mann, zum Vormunde über seine Söhne setze, weil dieser sich als den Edelsten erwiesen. So starb er.
Seitdem nahm sich Eckart der Regierung mit allem Fleiße an, und jedermann im Lande mußte seinen hohen männlichen Mut bewundern. Es währte nicht lange, so verbreitete sich in allen Gegenden das wunderbare Gerücht von dem Spielmanne, der aus dem Venusberge gekommen, das ganze Land durchziehe und mit seinen Tönen die Menschen entführe, welche verschwanden ohne daß man eine Spur von ihnen wiederfinden könne. Viele glaubten dem Gerüchte, andre nicht, und Eckart gedachte des unglücklichen Greises wieder.
»Ich habe euch zu meinen Söhnen angenommen«, sprach er zu den unmündigen Jünglingen, als er sich einst mit ihnen auf dem Berge vor dem Schlosse befand; »euer Glück ist jetzt meine Nachkommenschaft, ich will in eurer Freude nach meinem Tode fortleben.« Sie lagerten sich auf dem Abhange, von wo sie weit in das schöne Land hineinsehn konnten, und Eckart unterdrückte das Andenken an seine Kinder, denn sie schienen ihm von den Bergen herüberzuschreiten, indem er aus der Ferne einen lieblichen Klang vernahm.
»Kommt es nicht wie Träumen Aus den grünen Räumen Zu uns wallend nieder, Wie Verstorbner Lieder?« Spricht er zu den jungen Herrn, »Wir wollen in die Berge, in die Felder, Der Spielmann kommt in fremder Tracht Wie ein Schatten ist hinweggehoben Es wurde Eckart rege Ihm dünkt die Welt erneuet, »Ha! bringen nicht die Töne«, Doch faßt ein heimlich Grauen Da sieht er schon das Wüten Sie werden fortgezogen Was soll er da beginnen? Da kömmt die Todesstunde So schirmt er sein Gemüte Er will den Degen schwingen Es stürzen aus den Bergen Die Söhne sind gefangen Es stürmt der Zug an Vesten, Eckart ist unter ihnen, Da nahen sie dem Berge, Der Fels springt voneinander, Da faßt er seinen Degen Die Kinder sind errungen, Die Zwerge sinken nieder, Da sieht der Held schon ferne Sein tapfres Schwert tut blinken Die Kinder sind entschwunden So fand er seine Stunde Als nun der Held erschlagen Erkämpft mit vielen Wunden Bald hört man Wundersagen Der werde dorten schauen Wo er nach seinem Sterben |