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Nach der Anlage des großen Verlagsunternehmens, von dem die vorliegende Ausgabe Tieckscher Schriften einen Teil bildet, sollte und konnte nur eine Auswahl der dichterischen Werke Tiecks dargeboten werden. Der Schwierigkeiten, die der Aufstellung einer solchen in anbetracht der reichen Produktion des Dichters entgegenstanden, war ich mir bewußt. Mein Bestreben war, das auszuwählen, was die Eigenart seiner Poesie am reinsten aufweist und zugleich für den heutigen Leser am genießbarsten erscheint, oder mit andern Worten, was zugleich geschichtlichen und künstlerischen Wert besitzt. Freilich hätten dazu wohl noch der »Blaubart«, der Roman »Vittoria Accorombona« und die eine oder andre der Novellen gehört; aber der Umfang von drei Bänden durfte aus äußern Gründen nicht überschritten werden. Möchte es mir gelungen sein, aus dem Bedeutsamen das Bedeutsamste herauszufinden!
Was die Anordnung meiner Ausgabe betrifft, so macht den Anfang eine sparsame Auswahl aus den Gedichten; hieran schließen sich dramatische Dichtungen. Im zweiten Bande stehen zuerst einige Märchen, dann beginnt eine Reihe sogenannter Gesellschaftsnovellen, die im dritten Bande mit »Des Lebens Überfluß« abschließt, und der noch zwei historische Novellen folgen. Innerhalb dieser Abteilungen sind die einzelnen Nummern chronologisch geordnet. Den Texten wurde, mit einziger Ausnahme des »Gestiefelten Katers« (vgl. die Einleitung zu diesem), stets die letzte bei Lebzeiten des Dichters erschienene Ausgabe zu Grunde gelegt. Die Lesarten geben im allgemeinen nur die Abweichungen von dieser an.
Für die erläuternden Anmerkungen fehlte es fast gänzlich an Vorarbeiten; ich war also auf eignes Suchen angewiesen. In einigen Fällen hat mich Herr Professor Dr. Ernst Elster in Leipzig freundlich unterstützt. Die Einleitungen wollen über Entstehung und Wirkung, litterargeschichtliche Stellung und ästhetischen Wert der besprochenen Dichtungen mancherlei beibringen. Hier wie in der Biographie hoffe ich von Überschätzung ebenso fern geblieben zu sein wie von der pietätlosen und unverständigen Herabwürdigung, die unserm Dichter gegenüber immer noch zuweilen für einen Beweis besonderer kritischer Erleuchtung gehalten wird. Die Jahre der Entwickelung, die dem Verständnis manche Schwierigkeiten bieten, ausführlicher zu behandeln als die Meisterjahre, in denen der Dichter als ein Fertiger klar und abgeschlossen vor uns steht, war gerade deshalb am Platze, weil von den Werken jener Zeit verhältnismäßig nur Weniges in die Auswahl aufzunehmen war. Da der Biographie nicht wie den Einleitungen zu den einzelnen Dichtungen litterarische Beilagen beigefügt werden konnten, so erfordert es einfach die Ehrlichkeit, hier wenigstens die Namen derjenigen Männer aufzuzählen, deren größere oder kleinere Arbeiten, welche sich ganz oder teilweise mit dem Dichter beschäftigen, von mir vorzüglich benutzt worden sind. Vor allen muß ich nennen: Haym, Koberstein, Köpke, sodann H. von Friesen, Hettner, J. C. Hoffmann, J. Minor, R. Prölß, R. von Raumer, Julian Schmidt, A. Stern. Sehr reich ist ferner das Material, das sich in den Veröffentlichungen aus den Nachlässen von K. Förster, Solger, F. von Üchtritz und andrer sowie in den Briefsammlungen von Holtei, Raich, Waitz und Walzel findet. Auch einiges, der königlichen Bibliothek zu Dresden gehörende Material durfte ich, dank der Güte des Oberbibliothekars Prof. Dr. Franz Schnorr von Carolsfeld, benutzen. Zu danken habe ich endlich für mannigfache, stets gern gewährte Auskunft meist über biographische Einzelheiten Herrn Professor Ernst Rudorff in Groß-Lichterfelde bei Berlin und zwei edlen Frauen, der Gräfin Sophie Baudissin in Dresden und der Landrätin Klara von Treutler auf Neu-Weißstein bei Altwasser in Schlesien. Der letztern, einer Enkelin Tiecks, verdankt meine Ausgabe auch ein kleines Ineditum, den Spruch am Ende der »Gedichte«, das schöne Autogramm aus dem Jahre 1825 und vor allem das vortreffliche Bildnis des Dichters. Dieses ist nach einer Photographie, welche Frau von Treutler nach einem ihr gehörigen Ölgemälde Joseph Stielers abnehmen ließ, angefertigt. Das Original ist, wie ein Sohn des Künstlers, Herr Max Stieler in München, mitteilt, im Jahre 1838 oder 1839 in Dresden gemalt, soll sich durch besondere Ähnlichkeit und charakteristische Auffassung auszeichnen und erscheint hier zum ersten Male vervielfältigt.
Bautzen, im August 1892.