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Wallers Zimmer, klein und niedlich, mit mehreren Thüren. Auf der linken Seite steht ein Klavier, über welchem das Bildniß eines jungen Mannes hängt.
Louise, kömmt durch die Hinterthür herein, geht nach dem Klavier und sucht ihr Strickzeug; sie geht zurück, und bleibt in der Thür wieder stehen. Ist mir doch, als hätt' ich noch etwas vergessen! – Und doch wüßt' ich nicht, was! – Sie kömmt zurück. Den Hut? – Nein, den wollt' ich nicht. – Sie steht vor dem Gemälde still, betrachtet es, und greift auf dem Klavier unwillkührlich einige Töne. Das Klavier ist auch verstimmt; mein Karl wird sich schon die Mühe wieder geben müssen. – – Ich weiß auch gar nicht, warum ich dies Bild hier hängen lasse; es macht mir das ganze Zimmer zu enge. – Ich kann es nicht wegnehmen, es ist das Einzige, was ich von ihm noch habe, – ich seh' es gern – – du lächelst mich an, Ferdinand? Noch ganz so wie damals? – es hat sich viel seitdem geändert! viel! Und doch war eine Zeit, wo ich mir den Gedanken nicht denken konnte, eines andern Gattin zu seyn, – es war damals so manches ander als jezt, – es konnte, es sollte nicht sein. – Bin ich denn nicht glücklich? – Und er hat mich ja vergessen, – ich bleibe ein unkluges Kind, daß mein Herz noch immer so an ihm hängt. Sie hört den eintretenden Waller, läßt rasch den Blick fallen, und fängt ein rauschendes Allegro an.
Louise. Waller.
Waller. Ei, so in Eifer, Louise?
Louise, die zu spielen aufhört. Das Klavier ist schon wieder verstimmt, Lieber.
Waller. Nichts weiter? Ist keine Saite gesprungen? – Denn du warst wirklich in Begeisterung.
Louise. Nicht doch – –
Waller. Du hast dich aus dem Garten weggestohlen.
Louise. Ich hatte mir nur meine Arbeit geholt, ich wollte eben zurückkommen.
Waller. Ich werde leider bald ausgehn müssen.
Louise. Ausgehn? Es ist ein so schöner Herbstabend. –
Waller. Die Sache ist nicht unwichtig, – der Proceß des armen Lindner, – du weißt es ja, – wegen des Weinbergs, um den ihn der reiche Geizhals dort betrügen will –
Louise. Dann will ich dich nicht abhalten, – der arme alte Mann, – versäume ihn ja nicht.
Waller, sie küssend. Gewiß nicht. – Liebe, mitleidige Seele; – du
hast doch immer einen kleinen Hang zur Schwermuth. Du betrachtetest eben das Bild sehr traurig, als ich hereinkam.
Louise. Ich? –
Waller. Ich bemerkte es wohl. Dies Gemälde macht dich wirklich melancholisch, – häng' es in das Nebenzimmer.
Louise. Laß es, diese Melancholie ist mir sehr angenehm; – es ist eine gewisse Wehmuth, in die mich dies Portrait meines verstorbenen Bruders versetzt, – ich denke dabei an meine Kinderjahre zurück. – Laß es immer, es ist ja das Einzige, was ich von ihm übrig behalten habe. – Du hast mir schon oft gesagt, ich möchte es wegnehmen, – wie kann es dir mißfallen, wenn ich es zuweilen mit einiger Rührung betrachte?
Waller. Mißfallen, Louise? Wie könnte mir an dir etwas mißfallen? – Aber ich weiß nicht, – es ist wirklich eine sonderbare Grille, – sieh, ich wollte, dein Bruder hätte sich in einer andern Stunde malen lassen. – Es ist ein schönes, ein ausdrucksvolles Gesicht, sein Auge, seine Stirn kündigt den denkenden Mann an, – aber keiner von den Zügen in dem Bilde, die ich an dir so sehr liebe. – Es giebt viele Gesichter, die mich auf eine seltsame Art von jeder Vertraulichkeit zurückschrecken, die immer noch etwas Fremdes behalten, wenn man sie auch seit Jahren kennt, – dies Bild gehört zu diesen Leuten. – Sieh, diese Falte um den Mund, – sie hat so etwas zurückstoßendes, – nichts boshaftes, – aber eine gewisse so feststehende Kälte, daß es scheint, als könnte sie sich von keiner Rührung, von keinem Lächeln hinwegschmelzen lassen.
Louise. Du bist doch auch in allen Sachen Schwärmer, lieber Karl.
Waller. Ich gestehe, daß es bloße Grille ist, und darum laß es nur: – sollte ich auch so früh schon mit dir zu streiten anfangen? Die ersten goldnen Tage unsrer Ehe sind ja kaum verflossen, – nicht wahr, Louise, wir müssen kein schlimmes Beispiel geben?
Louise. Freilich nicht, Karl. – Sollten wir jemals weniger glücklich sein, als wir es jezt sind?
Waller. Gewiß nicht, Louise, – wenn du dich nur nie unglücklich fühlst.
Louise. An deiner Brust ewig nicht.
Waller. Wirst du in unsrer ländlichen Einsamkeit auch nie die große Welt vermissen, Louise?
Louise. Die große Welt? – War es nicht von jeher mein Lieblingswunsch, auf dem Lande, nur der schönen Natur und dir zu leben? – Die kleine große Welt, wo man sich ewig in einem Cirkel von Langeweile, Affektation und schaalen Komplimenten herumdreht, – ach nein, ich fühle, es ist hier besser, mir bleibt nichts zu wünschen übrig.
Waller. Auch ich, Louise, auch ich fühle mich ganz glücklich. – Ich habe den ganzen Tag über schon so süß geträumt, ich habe mir unser ganzes Leben so reizend gedacht. – Wir leben hier nun den einen Tag so wie den andern, in einer schönen, ununterbrochenen Einförmigkeit; unser Garten, alle die schönen Gegenden umher, werden uns nach und nach so bekannt, wie wir uns selbst, – Louise, Kinder hüpfen um uns her, eine Quelle der Freude öffnet sich nach der andern, – Enkel; – mit Falten in der Stirne, vor Alter zitternd, gehn wir dann froh, Arm in Arm, dem letzten Tage entgegen; wir erzählen uns die Geschichte unsers Glücks, und durchleben in der Erinnerung noch einmal den freudenreichen Kreis. – Bei der Linde hinter deinem Hause sah ich dich zuerst, – so erzähl' ich dir beim Sonnenuntergang, – ich brach dir eine Hyacinthe, die du mit süßem Lächeln annahmst. – Weißt du noch, wie du mir auf dem Klavier oft noch so spät etwas vorspieltest, wie ich hundertmal Abschied nehmen wollte, und doch immer noch da blieb, – wie ich es endlich einmal in einer dämmernden Laube wagte, dich beim vertraulichen Schein des Abends zu küssen, wie du den ganzen Abend über so still warst, und am Morgen wieder so freundlich wie sonst – Louise, nicht wahr, wir werden glücklich sein?
Louise. Gewiß! gewiß! – Ach ja, diese Welt hat viele Freuden, sie wäre ein Paradies, wenn alle Menschen so dächten, so empfänden wie du!
Waller. Es wäre nicht gut, du selbst hast ja so oft über meine auffahrende Heftigkeit geklagt.
Louise. Und nicht ohne Ursach. Wie oft hast du mir nicht dadurch schon tausend Angst gemacht. – Etwas sanfter, lieber Karl, und du bist der beste aller Menschen, – wenn ich dich auch vielleicht deiner Wildheit wegen zuerst liebte. Bald stürzest du mit unbändigen Pferden, bald entzweist du dich mit einem Fremden, der dich zu erschießen droht, – wirst du mir noch öfter solchen Kummer machen?
Waller. Nicht doch, sei ohne alle Sorgen. – Auch dieses Grams um mich wirst du dich einst mit Vergnügen erinnern. Welche Erinnerung kann die Liebe nicht versüßen? – Indem er Louisen in die Arme faßt. Ach Gott! wenn ich der Zeit noch gedenke, wie du mir fremd warst, – oft kann ich es gar nicht fassen, daß du nun mein bist! – Louise, jeder Augenblick meines Lebens ist mir izt kostbarer, als sonst eine Woche, da ich dich noch nicht kannte.
Louise. Und du kannst noch fragen, ob ich die Freuden der großen Stadt vermissen werde?
Waller. Wir wollen sie gern vermissen; hier in einer einsamen Häuslichkeit, leben wir mit unserm kleinen Vermögen froh und glücklich, pflanzen unsern kleinen Garten, und genießen jede Stunde; in deinen Armen erhole ich mich von meinen mühevollern Arbeiten, – so schwimmen wir den schönen, hellen Strom des Lebens hinab, bis unser Kahn nach und nach auseinanderzufallen droht, und dann Louise, das hoff' ich zu Gott, landen wir an einer schönen Insel.
Louise. Scheitern an keiner Klippe.
Waller. Und leben in unsern Nachkommen weiter.
Louise. Wir gehn sanft unter, wie ein schöner Sommertag, und sehn dann noch einmal heiter auf unsre Bahn zurück, – ohne Reue, ohne Thränen.
Waller. Auch ohne Seufzer!
Louise seufzend. Ohne Seufzer! –
Waller. Und doch seufztest du eben. Aber auch die Freude kann den Busen schwellen, und das Herz schwer machen. –
Louise. Ja wohl, Karl.
Waller, sich nach dem Bilde wendend. Dein Bruder war nicht so glücklich. – Nicht wahr, Louise, so hat er nie gelächelt, wie du izt lächelst? – Es war ein kalter Mann?
Louise. Nein, gewiß nicht, – ach er war oft nur zu warm, zu gefühlvoll. –
Waller. So hatte der Maler desto weniger Gefühl.
Louise, ihn anlächelnd. Mußt du denn immer wieder auf dies Bild zurückkommen?
Waller. Verzeih. – Hast du kein Messer?
Louise, scherzhaft. Du willst mich doch nicht gar des Bildes wegen erstechen? – Hier.
Waller. Bewahre! ich wollte dir nur ein Geschenk machen.
Louise. Ein Geschenk?
Waller. Sieh Louise, diesen Apfel! Es ist der erste reife im ganzen Garten.
Louise. Wirklich?
Waller. Sieh das schöne Roth, – wie vom Abendschein
überflogen, oder wie deine Wangen. Indem er ihn theilt. Da hast du die rothe Hälfte.
Louise, indem sie sie auf das Klavier legt. Ich will sie mir zum Abend aufheben.
Waller. Vergiß sie auch nicht.
Louise. Gewiß nicht.
Waller. Ei du böses Kind, du erinnerst mich auch an nichts, ich wollte ja fortgehn. Adieu Louise!
Louise. Kömmst du bald wieder?
Waller. In einer halben Stunde.
Louise Gewiß?
Waller. Ich will durch den Garten gehn, der Weg ist dort etwas näher. – Er geht.
Louise. Karl!
Waller bleibt stehn. Was willst du?
Louise. Warte nur noch einen Augenblick, ich will dich wenigstens bis zur Gartenthür des Nachbars begleiten, – sieh, wie schön die Sonne untergeht.– Komm! Sie faßt ihn unter den Arm, beide gehn ab.
Ramstein in Reisekleidern. Ein Aufwärter. Beide treten nach einer Pause herein.
Aufwärter. Spazieren Sie indeß nur hier herein. –
Ramstein. Also nicht zu Hause? – Auch nicht Madam Waller.
Aufwärter. Ich glaube wohl. Sie wird wahrscheinlich in dem Garten sein, ich will sie sogleich rufen. Er geht ab.
Ramstein! Nun bist du da! – Er betrachtet das ganze Zimmer. Dies ist also ihre Wohnung? – Wenn sie nun kömmt, was soll ich ihr sagen? Was wird sie mir sagen? – Gott! hier, hier lebt sie also, – hier in seinen Armen! Mir ist wunderbar zu Muthe. – Alles ist hier in den Straßen so häuslich, so ländlich, – wie ich von dem Berg herabfuhr, und mir die Glocken des kleinen Kirchthurms entgegentönten, – wie ich über die Brücke rollte, – und der Strom ganz im Roth des Abends schwamm, – wie ich von der Anhöhe in die kleinen Straßen hineinsah, – der Rauch aus den Dächern stieg, – Gott! mein Herz klopfte so ungestüm, und steht noch nicht still. – Alles hier so patriarchalisch, alles in einer glücklichen Eingeschränktheit, – so nachbarlich und zutraulich, – und ich komme hieher, dieses Glück zu stören? – Nein! nur noch einmal sehn will ich sie, ewig von ihr Abschied nehmen, – das kann sie mir nicht verargen. Ich hätte keine Ruhe gehabt, wenn ich sie nicht noch einmal gesehn hätte! – – Er erblickt das Bildniß. – sie hat noch mein Gemälde! – Ach! wie es gewaltsam in meinen Busen zurückströmt! Wie alle Erinnerungen so schneidend wiederkommen! – Louise! – Ach, in jenen holdseligen Tagen, als ich ihr gegenüber saß, und sie die Langsamkeit des Malers schalt, – wie sie immer noch etwas an dem Gemälde zu tadeln hatte, wie es ihr immer noch nicht schön und vollkommen genug war, – wie mein Blick sich in ihr Lächeln verwickelte, – ach es zerdrückt mir das Herz! – Warum kann ich es nicht vergessen? – Es war eine schöne Zeit, – die Welt war mir damals doch ganz anders, – es war eine schöne Zeit. – Was konnt' ich nicht bei jeder Blume, bei jedem grünen Blatt empfinden! Welcher Sinn der Schönheit lag in jedem rauschenden Baum, – alles ist jezt so ausgestorben. – Er schlägt schwermüthig einen Ton des Klaviers an. Es ist noch dasselbe Klavier, auf dem sie mir so oft etwas vorgespielt hat. – Wie sie mir so oft Lieder sang, und ich ihr so sorgfältig die Blätter umschlug, – wie sie mich dann beim Schluß anlächelte, und mir boshaft alles, Ruhe, Freude, Leben stahl, – um es mir nie zurückzugeben! – Bitter lächelnd. Madam Waller! – Verdammt sei dieser fremde, verhaßte Name! – Ich höre jemand kommen. – Mein Herz klopft hörbar. – Ob sie es ist? – Himmel, wo werd' ich die Fassung hernehmen, nur ein Wort zu sprechen?
Ramstein. Louise.
Louise hereintretend. Verzeihen Sie, daß ich Sie habe warten lassen.
Ramstein will auf sie zueilen, er fühlt sich zu schwach, und bleibt stehn; seine
Empfindung löst sich in den Ausruf auf. Louise!
Louise, die ihn erkennt, erschreckend. Ferdinand!
Ramstein. Ach ja, ja! sie ist es noch! es ist noch der Ton der Stimme, der sonst diesen Namen sprach – ach Louise! Louise!
Louise. Gott! – Ferdinand! – Mir –
Ramstein. O Himmel, nun hab' ich ja den Augenblick gelebt, den ich zu leben wünschte, ich habe sie ja gesehn, sie hat mich angeblickt, – nun habe ich diese Freude überstanden, nun mag kommen was da will. – Pause. Du sprichst nicht? – Du schlägst die Augen nieder? – Verdien' ich denn kein Wort? – Gott im Himmel, Louise, nur einen Blick, nur einen Laut aus jener Zeit, oder du machst mich rasend!
Louise. Seltsam! – Wie? – Sie kommen zu mir?
Ramstein. Du wunderst dich darüber? – Stand es in meiner Macht, nicht zu kommen? – O Louise, sehn mußt' ich dich noch einmal, ich konnte nicht so sterben, und hätt' ich mich dadurch von der Verdammniß loskaufen können!
Louise. Und warum, – warum kommen Sie?
Ramstein. O frage mich das nicht. – Ach Louise, alles, alles ist in dir ausgestorben. – Sie, – so begrüßest du deinen Geliebten, der vom Grabe herkömmt, um das letzte Lebewohl von deinen Lippen zu holen, und dann ins Grab zurückzugehn?– Auch die letzte, fernste Ahndung meiner verschwundenen Seligkeit willst du mir rauben? – Du bist zu grausam, Louise.
Louise verlegen. Ramstein, – was wollen Sie, – wo kömmst du her?
Ramstein, sie mit festem Auge anblickend. Louise!
Louise sucht ihre Augen vor seinem Blick zu verbergen.
Ramstein. Louise! – Als wir schieden, dacht' ich nicht, daß wir uns so wiedersehen würden.
Louise schmerzlich. Ferdinand!
Ramstein. Nein, das glaubt' ich nicht. Ach Louise, warum hast du mir das gethan? – Alles konntest du vergessen, alles?– Auch der letzte Funke der Flamme erstarb in dir, die einst so hell für mich brannte? – Alles, alles? – O des wahnsinnigen Thoren, der seine Seligkeit auf Weibertreue setzte! ich mußte verlieren, die Würfel fielen ja aus der Hand eines falschen Spielers! – Ach, Louise!
Louise. O sprich nicht mehr davon, Ferdinand, – es ist geschehn, – wir können es nicht ändern, – und wollen es auch nicht ändern.
Ramstein. Nein, nein, wir wollen es nicht ändern. – O wie fremd bist du meiner Seele geworden, – das ist nicht Louise, die mich einst ihren Ferdinand nannte. –
Louise. Du bist mir fremd –
Ramstein. Ja, denn ich gleiche dem Bilde dort nicht mehr, dies ist nicht mehr der Mann, der einst Louisens Blicke auf sich zog, – o was soll mir noch Gesundheit und Leben, da sie mich nicht mehr liebt.
Louise. Ferdinand, es ist genug.
Ramstein. O ja, ja; – o ich danke dir, Louise. Gottlob! ich fühle den Tod in meinem Innern, lange werd' ich's nicht mehr machen, dafür hast du schon gesorgt!
Louise. Ich? – ich? – Ferdinand, du thust mir sehr unrecht. – Ach Gott, ich habe viel um dich gelitten. – Grausamer, schon war ich auf dem Wege dich vergessen zu können, und nun kömmst du zurück, schadenfroh, wie ein boshafter Geist, mich an alles zu erinnern, was einst war, und nicht mehr ist. –
Ramstein. O, daß es nicht mehr ist, Louise!
Louise. Und du sagst das? – O Ferdinand, du solltest mir doch die Vorwürfe erlassen, dir ich dir dann machen muß. –
Ramstein. Vorwürfe? Louise, mir Vorwürfe?
Louise. Wenn ich an deinen zärtlichen Abschied denke, wenn ich daran denke, wie schmerzhaft unsre Seelen zuckten, als sie von einander gerissen wurden, – deine ersten Briefe, alles so voll von der Sprache des Herzens, – so ganz die hingeströmte Empfindung, – und kurz nachher –
Ramstein. Nun, Louise, und nachher?– O sprich, sprich weiter!
Louise. Mich so bald zu vergessen! – Gar keine Briefe von dir, – bis ich nach einem halben Jahre durch das Gerücht erfuhr, du seist in der Schweiz verheirathet, – o Ferdinand, mein Herz war schwer verwundet, nur langsam fing es an zu genesen, – ich lernte meinen Karl kennen, – und – Eine Pause. warum antwortest du nicht?
Ramstein mit starrem Blick, kalt. O sprich nur weiter.
Louise. Ich fand dich so sehr in ihm wieder, nur er noch etwas stürmischer, – meine Aeltern waren indeß gestorben, – sein Bitten, sein Flehn, – er liebte mich mit einer so heissen, so inbrünstigen Liebe, ach, ich war für diesen Kampf zu schwach, – ich gab ihm meine Liebe mit meiner Hand, – wir verließen meinen Geburtsort, ohne daß man wußte, wohin wir gingen, – wir zogen hieher, – und du weißt das übrige.
Ramstein. Ach ich weiß von mir selbst nichts. –
Louise. Meinen Brief, den ich dir schrieb, vergieb mir, er war kalt, – vielleicht noch etwas mehr, – ich wollte dir jede Kränkung ersparen, – darum meldete ich dir nur mit wenigen Worten meine Heirath, – ich hatte von einem Fremden deinen Aufenthalt erfahren, – ich hätte dir nicht schreiben sollen, – wenigstens nicht so, – dir nicht den Ort meines Aufenthalts nennen, – o wie gereute mich dieser Brief, als ich ihn abgeschickt hatte, – konnt' ich aber deinen seltsamen Entschluß auch nur ahnden? – Du kömmst zurück, mir Vorwürfe zu machen, mich zu kränken, da du selbst meine Liebe so grausam verschmäht hast; – o Ferdinand, so viel hatt' ich doch wohl um dich verdient, daß du dies nicht thatest? –
Ramstein. O meine Ahndungen! – Wehmüthig lächelnd. Louise, – ich war ja nicht verheirathet, – ach, als ich dir nicht schrieb – Mit einer Thräne im Auge. da lag ich auf dem Sterbebette.
Louise zusammenfahrend. Sterbebette? – Krank? – krank, Ferdinand?
Ramstein. O wär' ich doch gestorben, so hätt' ich deine Liebe mit ins Grab genommen. – Louise! – es sollte nicht sein. –
Louise. Krank war mein Ferdinand, nicht treulos? – O Gott, Gott! – er war krank? – O vergieb, vergieb mir.
Ramstein. Was hab' ich dir izt zu vergeben, Louise? – Das Schicksal ist sehr grausam, – ich war so schwach, daß ich dir nicht einmal schreiben konnte, ein Brief von einer fremden Hand sollte dich nicht erschrecken, – meine überkluge Zärtlichkeit war es, die mich betrog.
Louise. Ach Ferdinand, warum hast du mir das gesagt? O hättest du doch geschwiegen. – Ach alles kömmt zurück, alles, was ich einst empfand, ach! mit boshafter Freude tritt die schöne Vergangenheit auf mich zu, Ferdinand! lieber Ferdinand, an diesem Irrthum hing mein Glück!
Ramstein. Lieber Ferdinand, – o das kömmt nicht aus deinem Herzen, es darf nicht aus deinem Herzen kommen, – kein Wunsch, kein Seufzer darf zu mir zurück über diesen furchtbaren Fels, den die Tugend zwischen uns wirft. – Du bist für mich verloren!
Louise. Verloren bin ich, Ferdinand! – Auf dem Sterbebette war mein Ferdinand! als ich ihn verwünschte, als ich seufzte: warum hab' ich ihn je gesehn?
Ramstein. Das Verhängniß spielt fürchterlich mit dem Glück der Menschen, Louise, – laß es, es ist nicht anders. Mit Bitterkeit. Und warum wollen wir denn auch glücklich sein, dazu wurden wir ja nicht geboren.
Louise. O Ferdinand, hör' auf, du spaltest mein Herz –
Ramstein. Von einer Woche hofft' ich zur andern, – endlich ward ich gesund, – ich schrieb, – du hattest damals deinen Geburtsort schon verlassen, – mein Brief kam unerbrochen zurück.
Louise. Gott!
Ramstein. Ich stand da, wie betäubt, – ich wollt' es lange nicht glauben; du hattest mich verwöhnt, Louise, ich glaubte noch an Glück in dieser Sterblichkeit, das hättest du nicht thun sollen, ich fuhr um so schrecklicher aus meinem Wahne auf.
Louise. O Ferdinand, schone meiner! –
Ramstein. Nur ein fürchterlicher Trost blieb mir noch übrig, – denn daß du mich vergessen habest, daran dacht' ich nicht, – ich glaubte dich todt, – ich wollte zurückreisen, es erforschen, – dich finden, oder auf deinem Grabe sterben, – aber die Ungewißheit, – die Furcht, – eine neue Krankheit warf mich aufs Lager hin.
Louise. Ferdinand, ich war es nicht werth, ich Elende, – o Gott! du hast viel um mich gelitten. –
Ramstein. Viel? – O das war noch wenig. – Als ich wieder die erste Lebenskraft in meinem Körper fühlte, da erhielt ich deinen letzten Brief.
Louise. O Himmel!
Ramstein. Deinen letzten Brief. – Es waren meine letzten frohen Augenblicke, meine letzten Augenblicke der Hoffnung, – du unterschriebst dich Louise Waller. – O Louise, ich fluchte dir in den ersten Augenblicken. – Doch, wem hätt' ich damals nicht geflucht! Ich verwünschte mich, die Welt, das Schicksal, deinen Brief zerriß ich mit den Zähnen. – Beschreiben kann ich dir meine Gefühle nicht, es waren die gräßlichsten Stunden meines Lebens. – Seitdem hab' ich viel geduldet, tausendfache Höllenquaalen, – aber ich kann mich kaum dieses Zustandes noch erinnern, – es ist vorüber. – Ich reiste hieher, von dir Abschied zu nehmen, dich noch einmal zu sehn, dies sollte meine letzte Seligkeit sein.
Louise. Ach Gott! du hättest nicht kommen sollen.
Ramstein. Nicht? O du hast Recht, Louise, ich hätte ja auch sterben können, ohne dich noch einmal zu sehn, – wozu geschah es auch, – ich konnte ja leicht einige Tage später sterben, und dir ein paar mißvergnügte Stunden ersparen.
Louise. Ach Ferdinand, glaubst du das wirklich von mir? – daß du mich so bitter in meinem Unglück kränkst, das wird dich warlich einst gereuen.
Ramstein. Du weinst, Louise, du weinst? O Himmel! vergieb, vergieb dem Elenden, der zu dir aus dem Staube hinauflästert! – Ich kränke dich? – Ferdinand
Louisen? von deren Blicken er einst lebte, – o vergieb, vergieb mir!
Louise. Dein Tod liegt schwer auf meiner Seele, – Ferdinand, vergieb du mir! –
Ramstein. Louise, ich gehe freudig aus dieser Welt, ich habe dich noch einmal gesehn, – du hast mich noch nicht vergessen, das ist mehr als ich erwartete: – ja, wir waren für einander geschaffen, – ein Ohngefähr, ein unglücklicher Mißverstand, – aber dort –
Louise. Dort! Ja da ist alles anders als hier, Ferdinand. – Dort wollen wir uns freudiger wiedersehn. – Pause. Aber jezt, – o verzeih mir, Lieber, verzeih dem ängstlichen Weibe, wenn ich dich jezt bitte, – fortzugehn. – Ach Gott, da siehst du mich nun wieder mit dem wehmüthigen Blick an, den ich so fürchtete, – ach nicht diesen Blick, Ferdinand, nicht so, – ich bitte dich, – ich kann ihn nicht aushalten. – Ach ich fürchte in jedem Augenblick Karls Ankunft, er muß sogleich kommen, – Aengstlich seine Hand ergreifend, dringend. Lebe, lebe wohl, Ferdinand, – ach, ich liebe dich noch wie ehemals, – aber, – es ist, – ach, es war – geh! geh! – sieh, ich weine, und kannst du mehr als Thränen von mir verlangen?
Ramstein mit erzwungener Kälte. Freilich nicht, – ich habe nun mein letztes Glück genossen,– lebe wohl, – meine letzte Bitte ist: vergiß mich! – Lebe wohl, wir wollen scheiden. – Er reicht ihr abgewandt die Hand. Lebe wohl!
Louise mit weinerlicher, gepreßter Stimme. Lebe wohl!
Ramstein. Wir sehn uns nicht wieder. – Ihre Hand drückend. Lebe wohl, Louise: – ein schwarzer Vorhang fällt zwischen uns, – mit diesem Händedruck gebe ich dir deine Eide zurück, – wir haben uns nicht gekannt. – Lebe ewig wohl!
Louise schluchzend. Lebe – wohl – –
Ramstein, geht an die Thür, bleibt stehn; Pause; er blickt rückwärts, und sieht Louisen mit einem langen, wehmüthigen Blick an; Louise steht nachdenkend und wagt es nicht sich umzudrehen. Nein ich kann nicht, Louise; du siehst mich gern gehen, ich weiß es, aber ich kann jezt warlich noch nicht.
Louise. O mein Herz! mein Herz! – es blutet, Ferdinand! – Ach, ich möchte dich so gern bitten, noch hier zu bleiben, aber ich wage es nicht, mir ahndet –
Ramstein. Ich hatte überdies noch etwas vergessen. – Ach Louise! mit welchem schmerzlichen Vergnügen ich unsern Abschied verlängere, der Giftbecher ist so süß! Er zieht seine Brieftasche hervor. Sieh, es ist noch dieselbe, die du mir schenktest, – du sagtest, ich sollte deine Briefe drin bewahren, ich hab' es gethan; – hast du die meinigen noch?
Louise. Deine Briefe?
Ramstein. Ja, Louise.
Louise. Mein Karl hätte sie finden können, ich habe sie – Furchtsam. – verbrannt. –
Ramstein. Verbrannt? – Mit verhaltnen Thränen. das hättest du nicht thun sollen, Louise. – Verbrannt!– Gott! und ich bewahrte die deinigen wie ein Heiligthum! – nimm sie hier zurück; – es fehlt keiner, – nimm sie, – ich wollte einst, sie sollten mit mir begraben werden, aber Louise hat die meinigen verbrannt, – auch der letzte Faden unsers Bundes ist zerrissen.
Louise empfängt sie mit zitternden Händen.
Ramstein. Du erinnerst dich wohl nicht mehr, was du mir damals schriebst? – Ach Louise! kennst du noch diese Rose? – Du schenktest sie mir auf einem Spaziergang, es war ein schöner Abend,– sieh! ich habe sie viele Jahre aufbewahrt, – noch diesen Kuß, – noch
diese Thränen darauf, – und hier hast du sie zurück!
Louise. Ferdinand!
Ramstein. Hier ist noch dein Schatten! – Nimm ihn hin, du gabst ihn mir in einer schönen Stunde, – nimm ihn, – ein Schatten kann mir nicht genügen, – nimm, denn alles dies war nie mein. – Er zeigt ihr die Brieftasche. Sieh, – sie ist leer, – nun hab' ich nichts mehr in dieser Welt von dir, als meinen Schmerz. – Und nun lebe wohl. –
Louise. Du willst gehn? – so von mir gehn? – O bleibe noch, nur noch eine Minute, sammle dich etwas.
Ramstein. Wozu? Er sinkt ermattet aufs Sopha.
Louise. Ferdinand! du hast mich zeitlebens unglücklich gemacht.
Ramstein. Louise! sieh um dich! – kömmt es dir auch so finster vor, oder schwebt der Tod schon vor meinen Augen?
Louise. Es ist Abend geworden. – Es kömmt jemand. – Gott, er ist es, ich kenne seinen Gang. – Ramstein steht vom Sopha auf. – Was wird er sagen.
Ramstein. Laß ihn, – ich will ihm alles, doch nein, – sage, ich sei einer deiner Anverwandten. – Ich will dann sogleich gehn. Waller tritt herein.
Vorige. Waller.
Waller, ohne Ramstein zu sehn. Nun, da bin ich wieder, Louise. – Nicht wahr? ich bin etwas lange geblieben?
Louise, die sich indeß zu sammeln gesucht hat. Daß ich nicht wüßte, denn ich habe unterdessen einen angenehmen Besuch gehabt. – Herr Ramstein, einer meiner Verwandten, der von seinen Reisen zurückkommt.
Waller, der ihn umarmt. Sein Sie uns tausendmal willkommen! – Sie bleiben doch diesen Abend bei uns?
Ramstein. Ich –
Waller. Ohne alle Umstände. Sie sind ein Verwandter meiner lieben Louise, und wir wollen also als Freunde mit einander umgehn. – Aber Louise, du hast indeß etwas wichtiges vergessen, es ist hier finster.
Louise. Ich will gleich Licht besorgen. Sie geht ab.
Waller. Ramstein.
Ramstein. Verzeihen Sie, ich wollte eigentlich schon wieder fort –
Waller. Fort? Wohin? – Sie wollen uns nicht das Vergnügen ihrer Gesellschaft schenken? –
Ramstein. Ich reise morgen früh schon weiter –
Waller. Um so eher müssen Sie heut Abend bei uns bleiben.
Ramstein. Ich muß noch einen Gasthof suchen –
Waller. Sie werden keinen finden, der nur mittelmäßig wäre; die Gasthöfe sind in dieser kleinen Stadt äußerst schlecht. – Sie schlafen hier in meinem Hause, es ist wenigstens bequemer und angenehmer als der Gasthof: Sie haben eine hübsche Aussicht in einen kleinen Garten.
Ramstein. Sie sind zu gütig –
Waller. Sie müssen mir das nicht abschlagen. – Haben Sie Sachen bei sich?
Ramstein. Nein, – sie stehn im nächsten Städtchen, ich war mit einem Wagen hiehergefahren, – auch um Sie zu sehn.
Waller. Und wollten uns doch schon wieder verlassen? – Nun, – Sie bleiben; ich höre nicht eher auf, Sie zu quälen, bis Sie Ja gesagt haben.
Ramstein. Ich nehme Ihre Freundschaft an, – nun, – ja also.
Waller. Das ist schön!
Vorige. Louise mit Lichtern.
Waller. Du siehst krank aus. –
Louise. Nicht doch, – der Schein von den Lichtern.
Waller. Wirklich. – Louise setzt das eine Licht auf das Klavier, das andere auf einen Tisch; Waller fixirt Ramstein mit einem Blick.
Louise. Verzeihen Sie, daß Sie auf das Abendessen etwas warten müssen, – Ihr angenehmer Besuch war uns so unvermuthet.
Ramstein verwirrt. Sie –
Waller. Ihr Gesicht kömmt mir so äußerst bekannt vor –
Louise mit einem Seitenblick nach dem Gemälde, leise. Himmel! – Sie nimmt schnell das Licht vom Klavier, und stellt es auf den Tisch.
Ramstein. Ihnen?
Waller. Waren Sie nie in Hamburg?
Ramstein. Nein.
Waller. Sonderbar, mir ist, als hätt' ich Sie schon oft gesehn, – aber ich kann mich gerade nicht erinnern –
Louise hat sich im Dunkeln ans Klavier gestellt und klimpert.
Ramstein. Spielen Sie nicht?
Louise. Nur sehr wenig.
Ramstein. Wenn ich bitten dürfte –
Louise. Sehr gern, wenn es Ihnen nicht Langeweile macht.– Sie schlägt ein Buch auf, Ramstein bringt ihr das Licht hin, und schlägt ein andres Blatt auf.
Ramstein leise. Dies, – o Himmel, – diese Noten sind mir so bekannt, – dies Lied, das ich dir einst selbst komponirte. –
Louise singt und spielt.
Wie war ich doch so wonnereich,
Dem Kaiser und dem König gleich,
In meinen Jünglingsjahren,
Als Julia, das schönste Kind,
Schön, wie die lieben Engel sind,
Und ich, beisammen waren. –
Waller, steht hinter ihnen, in einiger Entfernung; er schlägt den Blick auf, und trifft das Gemälde. Er fährt zurück und wird blaß; mit forschenden Augen während des Gesanges leise. Wie? – Ja, warlich, – er ist es! – Nein! – Es kann, – es ist nicht! – Und doch ist er's! – Das wär' es also? – Gott! Wie mir ein kalter Schauder durch alle Nerven zittert! – Ein bleicher Nebel bebt um die Lichter, – sie verlöschen. – Ich träume! – Ist das Louise dort? – Ja wahrhaftig! ich träume nicht.
Louise hat geendigt. Eine Pause.
Ramstein. Sie spielten schön, – aber die Musik finde ich jezt nicht ausdrucksvoll genug, – zu matt –
Waller tritt näher. Louise! Auf ein Wort – Er führt sie beiseit, lachend. Louise! – Nicht wahr? – Das ist das Portrait deines verstorbenen Bruders? –
Louise steht wie versteinert.
Ramstein. Wollen Sie nicht fortfahren? – Pause.
Waller, Wie aus einem Traum erwachend. Fortfahren? – Sie versprachen mir ja eben erst hier zu bleiben.
Ramstein. Ich meinte, – mich dünkt, Sie sehen sehr blaß aus –
Waller. Ich?
Ramstein. Ja, wirklich.
Waller. Mir ist nicht recht wohl, – es ist im Zimmer hier so schwül, – ich habe heut viel gesessen –
Ramstein. Es ist Mondschein –
Waller. Ja, – wollen Sie mich begleiten? so wollen wir ein wenig in den Garten spazieren gehn. –
Ramstein. Mit vielem Vergnügen. – Zu Louisen. Wollen Sie uns nicht Ihre Gesellschaft gönnen?
Louise auffahrend. Nein, – ich, – verzeihen Sie, ich muß die Küche besorgen.
Waller. Kommen Sie! – Geht mit Ramstein ab.
Louise. Das ist das Portrait deines verstorbenen Bruders? – Gewiß, ich weiß jezt nicht, ob Karl das wirklich gesagt hat, – es kann nicht sein. – Aber wovor wär' ich denn so erschrocken? – Ich kann keinen andern Gedanken fassen, als mir diese Worte unaufhörlich wiederholen, und mit eben dem Ton. – Was soll ich anfangen? – Soll ich ihm nach, ihm alles entdecken, – das würde mir das Leben kosten. – Gott! wie kann Eine Stunde alles verändern! – Karl! Ferdinand! – O Himmel, warum giebt es diese beiden Namen in der Welt? – Warum lieb' ich Karln? oder warum liebt' ich Ferdinand einst? – Das ist die Strafe der gebrochenen Treue, – ich werde nicht wieder glücklich sein. – Gott, das wird ein schrecklicher Abend sein, – er wird mir gegenüber sitzen, – stumm und todt, – Karl neben mir, stumm und todt; und dann, – wenn er nun fort ist, wenn ich mit Karl allein bin, – es werden fürchterliche Stunden sein! – Wenn ich doch diese Zeit verschlafen könnte, – oder indeß todt sein, – wie froh würd' ich erwachen. – Oder auch nicht wieder erwachen, – denn was für Freuden hab' ich izt noch vom Leben zu hoffen? – Sie geht ab.