Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Jede Zeit verlangt Menschen voll Gesundheit und Kraft, Gewandtheit und Schönheit, aber auch voll eisernen Willens und steter Tatbereitschaft. Deshalb hat die Frau von heute auch hohle Eitelkeit hintenangesetzt gegenüber ihren ernsten und verantwortlichen Aufgaben. Aber der Wunsch nach Schönheit ist noch lange nicht Eitelkeit. Dieser Wunsch kann gar nicht stark genug sein. Ist doch jede Frau zur Entfaltung schönheitsvoller Gesundheit geradezu verpflichtet. Denn sie ist eines der stärksten Unterpfänder gegenüber kommenden Geschlechtern und somit gegenüber dem Volksganzen. Es hat deshalb gar nichts mit oberflächlicher Gefallsucht zu tun, wenn eine Frau Wert darauf legt, alles kennen zu lernen und zu tun, was ihre natürlichen Reize pflegt und erhält, um sich vor frühzeitigem Verblühen und Altern zu schützen.
Die betonte Pflege der Körperschönheit ist heute nicht schwierig, zeitraubend und kostspielig, denn sie wird von allen Seiten nicht nur gefordert, sondern auch im weitesten Maße gefördert. Nicht die Anhäufung toten Wissens ist oberstes Gesetz, nein, oberstes Gesetz ist, durch harmonischen Ausgleich von Körper, Geist und Seele die natürliche Schönheit, die in jedem Menschen ruht, herauszuholen und sie durch dauernde Betreuung auch dauernd zu erhalten. Modetorheit kann wohl verkrüppelte, mit Gewalt klein gehaltene Füße, künstliche Röte oder Blässe der Wangen, absichtlich verdrängte Körperformen, gezierten Gang und verkrampfte Haltung als schön aufdrängen – in Wirklichkeit atmet jeder echte Mann auf, wenn er einer natürlichen Frau in natürlicher Schönheit begegnet, die sie durch zweckmäßige Pflege erlangt hat.
Wer sie nicht übt, zieht ungerüstet in den täglichen Lebenskampf und wird seinem Gefährten kein starker Schutz, dem andrängenden Widersacher kein ebenbürtiger Gegner sein. Denn wirkliche Körperschönheit birgt auch alle jene Eigenschaften in sich, die den Menschen erst vollwertig und fähig machen, das Leben im edelsten Sinne zu genießen. Und sicher ist, daß im Wettkampf der Nationen nur die Töchter und Söhne den Sieg erringen, die diese Schönheit und Vollwertigkeit besitzen. Jeder ist aufgerufen und befähigt, sie durch natürliche Pflege und Durchbildung seines Körpers zu erlangen.
Noch schneller als beim Manne rächt sich die Natur an ihr für eine Vernachlässigung des Körpers. Viel zu viele Mädchen und Frauen verblühen deshalb zu früh. Und darunter sind nicht wenige, die nie Zeit, nie Verständnis und nie Lust für eine Lebensführung haben, die ihnen die natürliche Schönheit bringt, aber immer Zeit und Lust haben, stundenlang vor dem Spiegel zu stehen, um sich, wie sie meinen, zu verschönern. Die Pflege der Schönheit ist eine Tugend, sie darf nicht zu einem Zerrbild gemacht werden.
Gerade der Frau hat die Natur jene Schönheit gegeben, wie sie in der ganzen Welt zu allen Zeiten besungen worden ist. Anziehende Greisinnen voll geistiger und körperlicher Frische sind ein Beispiel dafür, daß man Schönheit bis in die spätesten Jahre bewahren kann. Jedes Alter hat seine reizvolle Eigenart. Das sollte die Frau bedenken, die schließlich in die Jahre gekommen ist, in denen man sie wirklich für die Mutter ihrer erwachsenen Tochter und nicht für deren ältere Schwester hält; und sie sollte es vermeiden, durch allzu starken Gebrauch künstlicher Mittel manchem mitleidigen oder boshaften Lächeln zu begegnen.
Wohl dem, der der unablässigen Mahnung der Natur und der Vernunft gefolgt ist und von dem Reichtum an Schönheit und Kraft und Schwung früherer Jahre einen Teil hat hinübernehmen können für die späteren Jahre. Denn Lebensfrische und schöne Körperlichkeit sind durchaus nicht immer durch die Jahre bedingt, und darum ist es ja gerade das vorzeitige Altern, was so viele unglücklich macht. Aber wer dann glaubt, durch die Behandlung seines Gesichts allein mit allerlei Mitteln vergehende Schönheit aufhalten, vergangene zurückrufen zu können, der hat Sinn und Ziel wahrer Schönheitspflege nicht begriffen. Sie hat zu den ursprünglichen Lebenskräften zurückgefunden und kann so starke Persönlichkeitswerte schaffen, daß sie jedem Menschen irgendwie und irgend etwas von Schönheit zu geben vermag.
Darum braucht keine Frau, sei sie auch wenig reizvoll ausgestattet, verzichtend beiseite zu stehen; wenn sie es versteht, durch die Entfaltung ihrer körperlichen Eigenart und durch ein bejahendes Gemütsleben sich zu einer harmonischen Persönlichkeit zu gestalten – so kann sie in Wirklichkeit niemals häßlich sein.
Worin besteht nun diese Kraft, die imstande ist, einer Frau ihr natürliches Anziehungsvermögen zu verleihen und Jugendfrische bis ins Alter zu bewahren?
Vor allem sei gesagt, daß es keinen Zaubertrank und keine Wundercreme gibt, die in märchenhafter Weise von heut zu morgen ein Gesicht oder einen Körper schön zu gestalten vermögen. Oberstes Gebot vielmehr ist die gesundheitliche Pflege des ganzen Körpers. Die Frau, die nur an ihr Gesicht denkt, kann es mit noch so teuren Salben einreiben und mit wohlriechenden Essenzen waschen – wenn sie nicht den Gesamtorganismus mit allen seinen Funktionen berücksichtigt, wird sie das begehrte Ziel, schön zu sein, nie erreichen. Schönheit und jugendliche Lebensfrische sind von Gesundheit nicht zu trennen.
Die stärksten Wirkungen auf den Körper, seine Gesundheit und seine Schönheit gehen aus von Wasser, Luft, Licht, Bewegung und Ernährung, und sie sammeln sich, wie in einem Brennpunkt, in dem Innenleben des Menschen, in seiner Seele.
Wenn eine ausdrucksvolle, edle Handbewegung die Rede begleitet, wenn die Augen von innerem Leben erstrahlen, der Mund lächelt oder schmerzhaft zuckt, so kann ein Bild lieblichster Anmut sich darstellen, aus dem ein reiches Seelenleben zu uns spricht.
Hier kann man das Wort der berühmten Sängerin Henriette Sontag sich zur Richtschnur nehmen, die auf eine diesbezügliche Frage zur Antwort gab: »Ich habe von klein an auf mich geachtet und mir nichts Häßliches verziehen. Ich hatte Angst davor, den Leuten zu mißfallen«. Die bezaubernde Jugendfrische, die der Franzose mit beauté du diable bezeichnet, in der Meinung, daß die Jugend sogar die Häßlichkeit eines Teufels verschönt, hält nicht stand, aber doch gibt es eine Schönheit, die man sich erhalten kann.
Ein Mensch mit zufriedenem Gemüt, der bestrebt ist, die Dinge nach Möglichkeit von der guten Seite zu nehmen, ohne sich leichtsinnig ihrem Ernst zu verschließen, wird auch in Mienenspiel und Gesichtszügen diese heitere Ruhe zur Schau tragen und sie macht selbst ein unregelmäßiges Antlitz schön. Das Universalmittel gegen Melancholie, Niedergeschlagenheit und damit verbundene sorgenvolle, vor der Zeit alt machende Züge ist längst vorhanden. Es ist ein Mittel, das jedermann jederzeit bei sich trägt, das ihm obendrein nicht einen Pfennig Ausgaben verursacht! Das Mittel heißt: Lächeln, lächeln! Man lächle so gut und so lange es gehen will. Geht es gar nicht, so ziehe man wenigstens einige zwanzig- bis dreißigmal die Mundwinkel hoch! Das Mittel wirkt außerordentlich! Es handelt sich nicht etwa um einen Scherz, sondern um eine unbedingt ernst zu nehmende Behauptung. Man versuche nur einmal, sobald man sich in gedrückter Stimmung befindet, die Mundwinkel herauf- und herabzuziehen, und man wird finden, daß sich auf diese Weise sogar den Augen Tränen erpressen lassen.
Wer sich gern und viel mit schönen Dingen beschäftigt, der arbeitet gleichzeitig an sich zur Förderung einer gesunden Schönheit. Darum fordert auch Freiherr von Feuchtersleben auf: »Halte dich ans Schöne. Vom Schönen lebt das Gute im Menschen und auch seine Gesundheit«.
Auch durch Förderung der Gesundheit muß bereits im Kindesalter auf ein schönes Äußere gewirkt werden. Regelmäßige Hautpflege, reizlose, fleischarme Ernährung, geregelter Stoffwechsel, Pflege des Haares und der Zähne, sorgfältige Hand- und Fußpflege, speziell Behandlung der Nägel und des Teints. An alle Dinge sind die Kinder als an unerläßliche Notwendigkeiten zu gewöhnen.
Eine sorgsame Mutter wird auch die Entwicklung der Gestalt im Auge behalten, für gymnastische Übungen Sorge tragen und bei den geringsten Abweichungen im Körperbau sofort den Rat eines erfahrenen Arztes oder Orthopäden einholen. Es ist heilige Pflicht der Erzieher, die körperliche Beschaffenheit der Kinder nach jeder Richtung zu beobachten und nach den Regeln der Gesundheit zu fördern. Eine Vernachlässigung nach dieser Richtung hin ist später nicht mehr gutzumachen. Bei manchen Kindern zeigt sich eine Neigung, die Füße stark nach auswärts oder auch einwärts zu setzen, hervorgerufen durch X- oder O-Beine. Hierauf kann im zarten Alter sehr günstig gewirkt werden. Man helfe durch sanftes Strecken der Beine, durch Wickelungen und geeignete Massage nach. Bei besonders schwachen Fußgelenken sind temperierte Bäder, Widerstandsgymnastik und Luftbäder anzuwenden, ebenso auch gewissenhaft Sorge für passendes Schuhwerk zu tragen. Menschen mit schwachem Fußgelenk neigen sehr zu Verstauchungen und Umknickungen, wodurch eine Verdickung des Gelenkes eintritt; dies beeinträchtigt dann wesentlich die Schönheit von Bein und Fuß. Aufs strengste müssen die Strumpfbänder vermieden werden, die das Bein unterhalb des Knies rund umschließen. Nächst der Schädigung des körperlichen Wohlbefindens verhindern sie auch Formenschönheit der Wade. Da ein solches Band auch den richtigen Blutumlauf verhindert, wirkt es noch in anderer Beziehung schönheitsstörend, denn ohne Gesundheit, ohne ungehinderte Blutzirkulation gibt es keine Schönheit.
Die Pflege der Nägel, der Zähne und der Haare, die später ebenfalls noch gesondert besprochen werden wird, ist im Kindesalter ganz besonders wichtig; oft genug erfahren Eltern später von ihren Kindern bittere Vorwürfe, wenn sie bereits in jungen Jahren künstlichen Ersatz für die Zähne suchen müssen. Die häßliche Unart des Nägelabbeißens und -abreißens ist streng zu beachten und nötigenfalls mit Hilfe der hypnotischen Suggestion Der praktische Hypnotiseur von Reinhold Gerling. Ein Lehrbuch mit 26 Methoden zu Erteilung von Suggestion zu Heil- und Erziehungszwecken. Preis 1.50 RM. Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg. abzugewöhnen.
Nun aber vergesse man nicht, daß die schönsten Züge durch einen bösen, unfreundlichen, frivolen Ausdruck entstellt werden, wie ebenso ein unschön gebildetes Antlitz durch den Ausdruck von Geist und Herzensgute gewinnt. Wie verklärt eine tugendhafte Seele das Auge, ein himmlischer Zauber geht von dem reinen Blick eines frommen Weibes aus, wogegen man sich mit Abscheu von einer schönen Frau abwendet, die frech und schamlos die Menschen anschaut und die Verworfenheit ihres Innern dadurch erkennen läßt. Von einem bekannten italienischen Maler erzählte man folgendes: Er sah auf der Suche für ein Abendmahlsbild auf einem Marktplatz einen Jüngling, der ihm mit seinen edlen Zügen das geeignete Modell für den Christus abzugeben schien. Der Jüngling willigte ein, dem Meister zu sitzen, der nach ihm eine vollendete Christusgestalt schuf. Bald darauf wurde die Fertigstellung des Abendmahlsbildes durch eine Auslandsreise des Malers unterbrochen. Erst nach einer Reihe von Jahren kam der Meister dazu, die Arbeit fortzusetzen. Er suchte nun ein Modell für den Judas und fand schließlich einen zerlumpten Bettler, dessen Gesicht der Spiegel aller Laster und Gemeinheit zu sein schien. Als der Maler an die Arbeit ging, nach diesem Modell den Judas darzustellen, stellte es sich heraus, daß dies der gleiche Mensch war, der ihm vor Jahren für die Christusgestalt gesessen. So hatte ein Lotterleben voller Ausschweifung die edlen Züge des Jünglings in wenigen Jahren zerstört und verändert.
Darum pflege man, um schön zu sein, auch von klein an die Gaben des Geistes und des Gemüts; die innere Schönheit wird dann nach außen leuchten. Es ist doch sicher das höchste Schönheitslob, wenn von einem Menschen gesagt wird: »Er hat edle Züge«. Dies aber vermögen keine Mixturen, keine Gesundheitspflege hervorzurufen, das kann nur der Adel der Gesinnung, die Hoheit der Empfindung einem Menschenantlitz verleihen. Affektiertheit gibt dem Gesicht einen lächerlichen und eitlen Ausdruck, niedere Leidenschaften zerstören jede Schönheit. Ein holdes Lächeln auf dem Gesicht eines Menschen wirkt wie belebender Sonnenstrahl.
Wer schön sein will, möge auch nicht vergessen, daß ein vernünftiges Maßhalten nach jeder Richtung hin eine Bedingung zur Erreichung dieses Zieles ist.
Was nun gesagt ist über die Schönheitspflege bezüglich des Kindes, gilt selbstverständlich auch für den Erwachsenen, ja, bis ins späteste Alter hinein. Auch für ihn ist die stete Förderung der Gesundheit unerläßlich zur Erhaltung eines wohlgefälligen Körpers. Gymnastische Übungen werden das Ebenmaß der Formen, die Elastizität der Bewegungen erhalten; geregelter Blutumlauf und Stoffwechsel dienen wesentlich zur Erlangung einer klaren, blühenden Gesichtsfarbe, eine richtige Ernährung aber und tägliche Hautpflege bewahren dem ganzen Menschen Jugendlichkeit und Frische.
Die Haltung des Körpers wird leider viel zu wenig von den Frauen und Mädchen beachtet; hat sich der Rücken erst gerundet, kommt jede Mühe zu spät. Hier heißt es, an sich arbeiten, Selbstzucht und Selbstüberwindung üben. Ein anderes Kleid kann man sich wohl zu einer Gesellschaft anlegen; doch Gang, Haltung, Hautpflege wollen im täglichen Leben zu jeder Zeit geübt werden, sie lassen sich dann nicht wechseln, wenn der Wunsch eintritt, einen ansprechenden Anblick gewähren zu wollen.
Durchaus nicht unwichtig zur Erhaltung der Schönheit ist die passende Ernährung. Der Genuß von starkem Kaffee sowie von Spirituosen erzeugt eine häßliche bläulichrote Gesichtsfarbe, ist also für den Teint sehr nachteilig. Durch den häufigen Genuß von Schmalz und Speck bekommt man Pusteln und Blütchen, so daß der Teint ein unreines Aussehen erhält. Auch scharf gesalzene und gewürzte Speisen müssen gemieden werden. Viel Obst- und Pflanzenkost sind der Schönheit förderlicher als reicher Fleischgenuß.
Um wirklich schön zu sein, darf nun aber eine Frau nicht die Kleidung außer acht lassen. »Schön seien des Gewandes Falten«, singt Mirza Schaffy, der Bewunderer weiblicher Schönheit, in einem seiner Lieder, und es ist ganz gewiß richtig, daß eine geschmackvolle, passende und sittliche Kleidung das Äußere sehr heben, eine entgegengesetzte aber einer Schönheit äußerst nachteilig werden kann.
Soll eine Frau die Verkörperung der Schönheit sein, darf sie die Ausschreitungen einer bizarren Mode nicht mitmachen; denn lächerlich und schön sind Gegner. Auch muß sie sich vor falschen Farbenzusammenstellungen hüten und die Kleidung ihrer Individualität anpassen.
Einen wohlgemeinten Rat möchte ich mir erlauben denen zu erteilen, die in ihrer äußeren Gestalt stiefmütterlich von der Natur bedacht wurden, deren Körper Abweichungen von der normalen Figur zeigt. Auch sie mögen sich dem Gesetz der Schönheit unterwerfen, trotz oder vielmehr gerade wegen ihrer körperlichen Mängel. Eine verwachsene Dame meide streng jede bunte, auffallende Farbe, jeden übertriebenen, ins Auge fallenden Schmuck. Ihre Gestalt darf nicht hervorgehoben, sondern muß unscheinbar gemacht werden. Zwingen sie die Verhältnisse, große Gesellschaften mitzumachen, so kleide sich die Betreffende in luftige, seidene Stoffe von nicht zu kräftiger Farbe. Eng anliegende Taillen, dekolletierter Hals und kurze Ärmel sind in solchen Fällen zu meiden, faltige Blusen zu empfehlen.
Es ist durchaus nicht notwendig, daß ein Wesen ohne körperliche Reize darauf verzichten muß, zu gefallen. Es kann durch seelenvollen Ausdruck des Auges, liebliche Zufriedenheit in den Zügen und fesselnde Unterhaltung vielleicht anziehender wirken, als eine kalte, geistlose Schönheit.
Hierbei will ich noch bemerken, daß ein gesunder Schlaf ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Schönheitspflege ist. Da Gesundheit ganz unzertrennlich von Schönheit ist, vollkommene Gesundheit aber nur dann herrscht, wenn ein guter Schlaf vorhanden, so ergibt dies allein schon die Richtigkeit meiner Bemerkung. Doch wirkt ein mangelhafter Schlaf auch nachteilig auf die Schönheit. Das Gesicht erscheint blaß und übernächtig, die Züge werden matt und abgespannt. Hält die Schlaflosigkeit längere Zeit an, so wird der Mensch bald einen hinfälligen Eindruck machen, die Haut wird fahl und gelb, Frische und Fröhlichkeit verschwinden. Durch vernünftige Lebensweise und richtige Gesundheitspflege wird man den Wohltäter der kämpfenden und leidenden Menschheit wiedergewinnen.
Zum Schluß der Ausführungen möchte ich noch einem unentbehrlichen Requisit bei der Schönheitspflege das Wort reden. Es ist der Spiegel! Zwar sagt der Dichter Rückert:
Sich im Spiegel zu beschauen,
Kann den Affen nur erbauen,
doch hier darf dieses Wort keine Anwendung finden. Aspasia, diese viel bewunderte Schönheit Griechenlands, wußte den Spiegel nach Gebühr zu schätzen. Sie nahm ihn fleißig zur Hand, um alle Fältchen in ihrem Antlitz zu beobachten, alle Unschönheiten des Teints zu erkennen und wenn möglich zu beseitigen. Sie erhielt ihre Schönheit bis ins hohe Alter.
Das wird sich ja jeder selbst sagen, Zeit und Mühe muß man opfern, um dem Körper die nötige Pflege angedeihen zu lassen; das sagt schon ganz richtig ein altes volkstümliches Sprichwort:
Wer will schöne gehn,
Muß was ausstehn.
Es braucht diese Sorgfalt nicht übertrieben zu werden; manche Dame verwendet allein zur Behandlung ihrer Nägel täglich eine Stunde, das ist allerdings sündhafte Zeitverschwendung. Eine kluge Frau wird sicherlich die richtigen Grenzen zu ziehen wissen und die Pflege ihrer Schönheit zu einer Tugend gestalten.
Alle Einflüsse des Wassers spielen sich auf der Haut und in der Haut ab und werden durch ihre Vermittelung weiter getragen. Deshalb bildet die Hautpflege unbedingt einen ganz hervorragenden Teil bei allen Maßnahmen zur Erlangung, Förderung und Erhaltung kraftvoller Schönheit und lebensfreudiger Frische. Die Wichtigkeit der Hautpflege geht aus der Wichtigkeit der Haut selbst hervor. Die Haut ist nicht nur eine Hülle und ein Schutz der Organe, die sie bedeckt, sie ist vielmehr selbst ein Organ, das vielfache und bedeutende Ausgaben zu erfüllen hat.
Die Haut des menschlichen Körpers besteht aus aneinander und übereinander gelagerten Zellen, deren Zahl einige Milliarden beträgt und die etwa 300 000 Talg- und 2 000 000 Schweißdrüsen besitzt. Sie bietet durch ihre Zähigkeit, Nachgiebigkeit und Geschmeidigkeit, durch ihren Fettüberzug und ein Netz zahlloser Blutgefäße und Nervenenden eine wirksame Abwehr gegen äußere Einflüsse aller Art, wie zu große Erwärmung oder zu große Abkühlung. Die Schweißdrüsen tragen durch eine ständige Ausscheidung schädlicher Abfallstoffe wesentlich zur Entgiftung des Organismus bei, und durch die Milliarden Poren findet eine Hautatmung statt, durch die, ähnlich wie bei der Lunge, die Haut Kohlensäure und andere schädliche Gase abgibt und Sauerstoff aufnimmt. Werden die Poren infolge mangelnder oder falscher Hautpflege verstopft, so bleiben die giftigen Schlacken im Körper zurück und machen ihn ungesund und die Haut welk, trocken und rauh; denn durch die Untätigkeit der Poren schwindet auch der Hautfettschutz.
Wie lebenswichtig das Hautorgan für den gesamten Körper ist, geht auch allein schon aus der Tatsache hervor, daß der Mensch zugrunde gehen muß, wenn ein Drittel seiner Körperhaut außer Betrieb gesetzt wird, sei es durch Verbrennung oder andere Zerstörung oder infolge luftdichten Abschlusses der Poren durch Firnis.
Bei so lebenswichtigen Aufgaben der Haut ist es einleuchtend, wie sehr Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Frische und Schönheit von ihrer tadellosen Tätigkeit abhängig sind, und wie wichtig daher eine ausgedehnte Pflege der gesamten Haut ist.
In erster Linie ist es das Wasser, das hierbei eine Rolle spielt.
Die verjüngende Kraft der Bäder war schon den alten Kulturvölkern bekannt. Besonders die Griechen und Römer badeten oft und reichlich, aber nicht nur der Reinlichkeit wegen, sondern hauptsächlich auch zur Stählung der Kraft, zur Verjüngung des Körpers und zur Förderung der Schönheit. Zur Reinhaltung des Körpers dient ein warmes Bad mit Seifenwaschung. Aber das Wesentliche eines Bades besteht in dem Reiz, der durch den Unterschied zwischen der Temperatur des Wassers und der Temperatur der Haut hervorgerufen wird. Solche Reize können sowohl heiße wie kalte Bäder ausüben. Die Temperatur des heißen Bades soll höher als die Blutwärme sein, die Temperatur des kalten Bades soll unter der Blutwärme liegen. Die Reizwirkung des warmen Bades kann noch durch anregende Zusätze erhöht werden. So kann man einem Vollbade Salz, einen Eßlöffel Weinessig, den Saft von einer bis zwei Zitronen, zwei Teelöffel Latschenkiefernöl oder Eukalyptusöl hinzusetzen oder das eine und das andere Mittel zusammen. Außerdem kann die anregende Wirkung des Bades durch Frottieren oder Bürsten verstärkt werden.
Der gesunde Mensch wählt zur Körper- und Schönheitspflege zweckmäßig das heiße Bad, aber nicht zu oft, sondern je nach Verträglichkeit ein- bis zweimal in der Woche. Von besonderer Wichtigkeit ist, daß ein heißes Bad nur von ganz kurzer Dauer sein muß, höchstens aber 10 Minuten. Zu empfehlen ist nach dem Bade eine kalte Brause oder Abwaschung von allerkürzester Dauer. In dieser Weise genommen, sind die Bäder ein vorzügliches Mittel zur Steigerung des Stoffwechsels, des Kreislaufs und der Tätigkeit der Haut. Die Blutgefäße der Haut werden durch die Wärme mächtig erweitert, und dadurch, daß das Blut aus allen Teilen des Körpers zu diesen erweiterten Adern fließt, kommt es zu einem rascheren, vor allen Dingen aber zu einem überall hin gleichmäßig verteilten Blutumlauf. Gerade die schlechte Blutverteilung, die mangelnde Blutzirkulation, ist ja eine der häufigsten Ursachen so vieler Störungen, die auf Gesundheit, Wohlbehagen und Körperschönheit sehr empfindlich einwirken. Allerdings darf namentlich bei schwächlichen oder stark nervösen Menschen die Brause nicht zu schroff kalt sein, da sich durch zu starken Temperaturunterschied manchmal nervöse Störungen einstellen. Den ganzen Körper durchströmen nach dem Bade Kraft und Frische, und durch die starke Durchblutung und Ernährung erhält die Gesichtshaut eine jugendliche Festigkeit und das Antlitz ein rosiges Aussehen.
Im Sommer ist das Baden im Freien durch nichts zu ersetzen, weil dann die Möglichkeit zum Schwimmen hinzukommt und der Körper nicht nur von Wasser, sondern auch von Luft und Licht umspült wird.
Man ist vielfach der Meinung, das heiße Bad erschlaffe; Hackländer behauptet das Gegenteil von dem türkischen Bade, welches nach seiner Erfahrung, nach einer großen Anstrengung, bei großer Ermüdung genommen, mehr erfrischen soll als die beste Nachtruhe. – Man darf hier nicht vergessen, daß so ein »türkisches Bad« unter verschiedenen Prozeduren in verschiedenen Temperaturgraden vor sich geht und daß der aufgeregte Körper zum Schluß durch Stilliegen und sanfte Knetung vom Kopf bis zur Zehe wieder beruhigt wird.
Es mag hier gleich mit angefügt sein, daß auch die Japaner mit Vorliebe heiß baden. Hierzu berichtete Dr. Bälz s. Zt. aus Tokio: »In Japan wird täglich von jedermann heiß gebadet. In Tokio allein werden täglich 3-400 000 heiße Bäder genommen, die Bäder sind gemeinsam, das Wasser fließt beständig ab und zu, die Temperatur ist 42-45° C. Es erfolgt hierbei zunächst eine starke Kontraktion (Zusammenziehung) der Hautgefäße mit Erblassung der Haut, dann eine Erschlaffung derselben mit Röte. Der Puls steigt, die Arterien scheinen stark geschlängelt, die Temperatur, im Munde gemessen, steigt bis 40° C in 5-6 Minuten. Der Eiweißumsatz ist nicht vermehrt, das Körpergewicht nahm bei 3 heißen Bädern in 8 Tagen um 1 Pfund ab.«
Die schlanke und geschmeidige Figur der Japanerin hat aber auch noch andere Ursachen. Die Japanerin schläft nicht in Federbetten, auf einer weichen Matratze, sondern auf einem harten Brett. Diese harte Unterlage hält ihre Muskeln geschmeidig und verhindert jede Fettbildung. Das lange Ruhen in weichen Betten macht träge und dick. Das weiß die Japanerin ganz genau, und da ihr Bett gar nicht so verführerisch weich ist, bleibt sie auch nicht länger als nötig darin, sondern nimmt lieber ihr heißes Bad, auf das eine kräftige Massage folgt.
Die Japanerin trinkt auch nur selten zu einer Mahlzeit. Wohl kommt im Lauf des Tages eine ganze Anzahl von Tassen Tee zusammen, die sie trinkt. Sie vermeidet aber die Flüssigkeit in Verbindung mit festen Speisen. Flüssigkeiten in großen Mengen sind notwendig, um die Gewebe zu erneuern und Runzeln oder Sprödigkeit von der Haut fernzuhalten. Durch diese Lebensweise erhält die Japanerin die schmale Figur und die glatte, feste Haut.
Ein sehr gutes Mittel ist auch das heiße Bad, um durch zu reichlichen Gebrauch oder Anwendung von minderwertiger Schminke und Puder grau und großporig gewordene Haut wieder lebenskräftig zu machen und ihr ein gesundes, blühendes Aussehen zu geben. Durch die Schminke verlieren nämlich die Hautgefäße allmählich die Eigenschaft, sich zusammenzuziehen, daher die unschönen großen Poren, auch wird die Blutzufuhr unregelmäßig und infolgedessen erhält die Haut ein welkes Aussehen. Das heiße Bad öffnet die Poren noch mehr, eine folgende kühlende Abwaschung übt jedoch dann, wie schon erwähnt, einen um so kräftigeren zusammenziehenden Reiz aus. Die Haut wird also wieder lebensfähig, die Durchblutung regelmäßig.
Dem bereits Gesagten entsprechend äußerte sich vor längerer Zeit ein sachverständiger Beobachter in der »Zeitschrift für diätetische und physikalische Therapie«, indem er ausführte: »Nach einer körperlichen Überanstrengung, einer anstrengenden geistigen Arbeit, im Zustande einer Ermüdung ein kaltes Bad zu nehmen, in welcher Form es auch sei, ist keineswegs richtig und die Erfrischung, welche darauf folgt, ist nur eine scheinbare und kurz dauernde. – Ein kaltes Bad hat die Wirkung einer Anregung, eines Reizes, und fügen wir zu einem schon vorhandenen Reizzustand einen neuen Reiz, so tritt wohl für den Augenblick eine scheinbare Wiederbelebung ein und wir fühlen uns zu neuer Leistung gekräftigt und gestärkt, sehr bald aber wird die Abspannung um so größer und wir werden trotz aller Energie den Körper nicht zur ferneren Arbeit zwingen können. – Nur das warme Vollbad vermag dem Ermüdeten Erholung zu gewähren und je länger wir z. B. nach einem anstrengenden Marsche in der mit Wasser von 28-30° R gefüllten Wanne bleiben, desto mehr überkommt uns das wohltuende Gefühl der Ruhe, welche die Grundbedingung für jede ersprießliche Tätigkeit ist.«
Wenn das Baden allein schon von großer Bedeutung für die körperliche und geistige Gesundheit ist, so gewinnt es noch mehr durch das Schwimmen. Während die meisten sportlichen Betätigungen mehr oder weniger einseitig sind, setzt das Schwimmen alle Muskeln, Sehnen und Gelenke des Körpers in Bewegung. Dazu kommt noch die hygienische Bedeutung für die Pflege der Haut, Abhärtung und Kräftigung des Körpers, die vorteilhafte Einwirkung auf die Tätigkeit des Herzens und der Lungen, sowie auf das Nervensystem und den gesamten Stoffwechsel.
In neuerer Zeit wird ganz besonders die Frauenwelt auf die hygienische Bedeutung des Schwimmens von seiten einsichtsvoller Ärzte aufmerksam gemacht. Der hygienische Wert des Schwimmens ist ein kaum zu ermessender, wie aus folgenden Äußerungen eines bedeutenden Hygienikers ersichtlich ist: »Jene Klagen über Engbrüstigkeit und Atemnot, über Frauenkrankheiten, über Lungen- und Brustleiden würden bedeutend herabgemindert werden, wenn schon unsere Mädchen sich mehr der edlen Schwimmkunst zuwenden würden. Durch die schnellen Gliederbewegungen und erheblichen Muskelanstrengungen wird der ganze Muskelapparat in heilsame Tätigkeit versetzt. Durch das heftige Arbeiten der Muskeln, die im Wasser einen erheblichen Widerstand zu besiegen haben, wird auch die Tätigkeit der Lunge bedeutend erhöht. Mit Wohlbehagen saugen die Lungen die reine und warme Luft ein, welche über dem Wasser schwebt, und es vollzieht sich hier eine Gymnastik und Reinigung der Atmungsorgane, wie man sie nirgends anderswo so gut haben kann. Durch das zur Ortsveränderung des Organismus notwendige weite Ausgreifen der Arme werden die oberen Brustmuskeln in heilsame Tätigkeit versetzt, wodurch der Brustkorb und damit die Lungen bedeutend an Umfang gewinnen und einer Erkrankung der Atmungsorgane mit Erfolg entgegenarbeiten.«
Durch die Tätigkeit der Lungen wird auch ein beschleunigteres, also auch vermehrtes Einsaugen von Sauerstoff herbeigeführt, welcher unmittelbar ins Blut geleitet wird und diesem Frische und Reinheit verschafft. Gleichzeitig wird es rascher und heftiger nach den Lungen und entferntesten Teilen des Körpers getrieben, wodurch jenes Wärme- und Kraftgefühl geschaffen wird, welches sich nach dem Bade so angenehm bemerkbar macht. Je rascher das Blut durch die Adern rollt, desto schneller schafft es eine Umwandlung der genossenen Nahrung und trägt die ernährenden Bestandteile nach den entferntesten Teilen des Blutkreislaufes, um sie an Nerven, Muskeln und Knochen abzugeben und die verbrauchten Stoffe im Umtausch fortzuschwemmen. Sitzende Beschäftigung und Mangel an Bewegung verhindern die notwendige Verteilung und Verarbeitung der blutbildenden Stoffe, so daß Blutüberfüllungen und Blutstockungen häufige Erkrankungen des weiblichen Geschlechts sind. Infolge der Muskeltätigkeit aber, wie sie das Schwimmen erfordert, werden die blutüberfüllten inneren Organe entlastet und das Blut nach den arbeitenden Muskeln geleitet, so daß durch diese Tätigkeit jene Störungen des Blutkreislaufes völlig verschwinden.
Ferner erreicht durch geregeltes Schwimmen das ganze Muskelsystem einen höheren Grad von Umbildungsfähigkeit der Substanz und hierdurch wird wieder günstig auf die Knochenbildung eingewirkt. Dies ist von ganz besonderer Bedeutung für Mädchen, deren Körperhaltung zu wünschen übrig läßt.
Neben der direkten Hautpflege ist es die Beobachtung einer gesunden Ernährungsform, die die Haut schön erhält. Auffallende Blässe, die oft einen Stich ins Gelbliche oder Bläuliche bekommt und daher dem Antlitz etwas Altes gibt, findet man nicht selten bei jungen Mädchen. Die Schleimhäute des Mundes und der Augen sind oft ganz farblos. Bleichsüchtige magern oft auffallend ab, wodurch alle Gesichtszüge schärfer werden und wirken, oder es tritt eine ungesunde schwammige Fettablagerung ein, die ebenfalls das Äußere beeinträchtigt. Senf, Essig, scharfe Gewürze ertöten die roten Blutkörperchen. Sie müssen also unter allen Umständen vermieden werden. Störungen bei der Menstruation sind meist bei diesem Leiden vorhanden. Entweder treten die Blutungen zu stark oder zu langandauernd in unregelmäßigen Pausen auf. Alle Ursachen der Bleichsucht sind noch nicht bekannt; sie ist eine Krankheit, von der meist nur das weibliche Geschlecht befallen wird und nicht nur eine Krankheit der Armen, wie die Skrofulose, sondern man findet sie in allen Gesellschaftsklassen, und zwar in der Kinderzeit während der Entwickelung und in der Blütezeit des Lebens. Ob die Ansicht berechtigt ist, daß Blondinen für diese Krankheit empfänglicher sind als Brünette, muß dahingestellt bleiben und liegt auch darin noch kein Beweis, daß in Italien, Frankreich und Spanien weniger Bleichsüchtige vorhanden sind als in den nördlicher gelegenen Ländern: Deutschland, Holland, England usw.
Letzterer Umstand beweist sehr klar, daß eine der ersten Ursachen für die Bleichsucht Mangel an Sonnenlicht ist, da sie doch im Süden weniger häufig auftritt.
Bleichsucht und Blutarmut rauben aber auch dem Auge den lebhaften Glanz, nehmen den Formen die schöne Rundung. Um den Blutumlauf zu fördern, empfehlen wir, leichte Gymnastik zu treiben, am besten im Freien, wie dies im folgenden Absatz näher beschrieben ist, aber auch das Zimmerturnen nach dem Aufstehen tut als notwendiger Bestandteil der Morgentoilette gute Dienste. Man sage nicht, es mangele an Zeit. Die 10 Minuten, die hierzu gebraucht werden, lassen sich tagsüber sehr bald wieder einholen. Jedenfalls sind sie nicht so kostspielig, als wenn man später mit teuren kosmetischen Mitteln gesunde Schönheit vortäuschen oder gar zum Apotheker schicken muß.
Der Mensch ist »kein Amphibium« – wie Dr. Lahmann treffend sagt –, sondern ein Luft- und Lichtgeschöpf, und nicht umsonst hat der alte Rikli in Veldes das Wort geprägt: »Wasser tut's freilich; doch höher als das Wasser steht die Luft und am höchsten das Licht.«
Professor Moleschott war meines Wissens der erste, der eingehende wissenschaftliche Untersuchungen über die Einwirkung des Lichts machte. Sie sind in den letzten Jahrzehnten von zahlreichen Forschern fortgesetzt worden. Alle Beobachtungen ergeben, daß unter dem Einflüsse des Lichts die Sauerstoffaufnahme steigt, die Zersetzungs-(Verbrennungs-)Vorgänge lebhafter werden und demnach auch die Abfuhr und Ausscheidung der Zerfallprodukte rascher vonstatten geht. Kurz: der Stoffwechsel erhöht sich im Licht. Auf einem kräftig und ohne Störungen sich vollziehenden Stoffwechsel aber beruht unsere Gesundheit, und wer sich häufig unbekleidet der Luft und dem Sonnenschein aussetzt, fühlt an dem Behagen, das ihn nach solch einem »Lichtluftbade« umfängt, an dem Kraftgefühl, das ihn durchströmt, an der körperlichen und geistigen Frische, die folgt, an dem erhöhten Appetit, dem tiefen traumlosen Schlafe, die sich einstellen, welche Anregung der Stoffwechsel dadurch erfährt, von welch wohltätigem Einfluß derartige »Bäder« auf den Gesundheitszustand sind. Daher auch ihre überraschende Wirkung bei allen Erkrankungen, die auf Stoffwechselstörungen beruhen, wie z. B. Fettsucht, große Magerkeit usw.
Daß die Pflanzen nur im Lichte ihr Blattgrün, d. h. den Stoff bilden, der ihnen den Gasaustausch und damit Ernährung und Wachstum ermöglicht, ist bekannt. Wenn die Kartoffeln im Keller treiben, sind die Keime blaß. Auf dem Acker in Luft und Licht erscheinen sie dunkelgrün. Ähnlich wirkt das Licht auf die Entstehung jenes roten Farbstoffs, der dem Blute die Fähigkeit verleiht, den Sauerstoff der eingeatmeten Luft an sich zu »binden« und ihn so in alle Teile des Körpers zu tragen, damit er überall seine belebende Wirksamkeit entfalte. Je reichlicher der Blutfarbstoff, desto stärker die Sauerstoffaufnahme, desto lebhafter alle Lebensvorgänge.
An den Tagen, an denen kein warmes Bad mit nachfolgender Kühlwasseranwendung von gesunden Menschen genommen wird, ist für eine regelmäßige Gesundheits- und Schönheitspflege die Ganzabwaschung von großer Wichtigkeit. Wasser, das über Nacht im Zimmer gestanden hat, genügt. Die belebende Wirkung auf die Haut kann durch Zusätze von Fichtennadelextrakt, Eukalyptusöl, Kamillenextrakt, Weinessig, Zitronensaft, Salz, Franzbranntwein erhöht werden. Zur Abwaschung bedient man sich eines Frottierhandschuhs, einer weichen Bürste oder eines Lufaschwamms. Wasserempfindliche Menschen ersetzen zweckmäßig die Ganzwaschung durch eine kräftige Trockenfrottierung mit trocknem Frottiertuch oder trockenem Lufaschwamm.
Nach jeder Wasseranwendung, gleichviel welcher Art, ist es dringendes Gebot, die Haut mit einem einfachen, aber guten und leicht eindringenden Pflanzenöl einzusalben. Es ist merkwürdigerweise noch nicht sehr lange her, daß man diese eigentlich selbstverständliche und wichtige Maßnahme in Anwendung brachte, die alle alten Völker in reichem Grade als notwendig ausübten. Die Einölung der Haut ist deshalb wesentlich und erforderlich, weil ja durch alle Wasseranwendung die Haut ihre natürliche Schutzschicht verliert und sie mit der Zeit trocken, rauh und spröde wird. Ihrer Schutzhülle beraubt, ist sie ferner in höherem Grade Kälte, Hitze, Staub und Schmutz ausgesetzt, die ja gerade die Ursache so vieler Schönheitsfehler sind.
Ein Eßlöffel Öl etwa für den ganzen Körper ist völlig ausreichend, um die Haut vor Gesundheitsschaden zu bewahren und sie außerdem geschmeidig und weich zu erhalten.
Luftbäder kann und soll man das ganze Jahr hindurch nehmen, in der wärmeren Jahreszeit im Freien, in der kalten im Zimmer. Das Zimmer muß gut gelüftet, aber anfänglich warm sein. Nach dem Auskleiden muß man sich sofort irgendwie bewegen; man beginnt mit wenigen Minuten und verlängert das Luftbad allmählich; ebenso kann man allmählich das Luftbad auch bei kühlerer Temperatur nehmen. Bedingung bleibt erstens, daß man sich bewegt und zweitens, daß man stets nur so lange luftbadet, als man sich dabei wohlfühlt; bei dem geringsten Unbehagen beendet man das Bad sofort. Dasselbe gilt für das Luftbad im Freien; denn nicht alle Tage sind gleich warm; je kühler der Tag, um so lebhafter muß die Bewegung sein und um so kürzer die Badedauer. Je nach dem Platz, der Gelegenheit, dem Alter und der Körperbeschaffenheit kann man an Geräten turnen oder Freiübungen machen oder Leichtathletik treiben. Nicht darauf kommt es beim Luftbad an, wie man sich Bewegung schafft, sondern, daß man es überhaupt tut, bei kühlem Wetter vielleicht mehr, bei warmem weniger. Natürlicherweise sollen Bewegung und Ruhe wechseln, niemals darf es hinsichtlich Bewegung und der Temperatur zu einer plötzlichen Übertreibung kommen. Was die Dauer betrifft, ist längeres Luftbaden, wenn man sich dabei warm und wohl fühlt und ärztlicherseits kein Bedenken besteht, bei den meisten Menschen von vielfacher und ausgezeichneter Wirkung. Das Luftbad ist ein vorzügliches Mittel, um die Haut auf die natürlichste Weise abzuhärten. Alle Abhärtungsversuche durch Wasser müssen, selbst wenn sie schon richtig vorgenommen werden, vergeblich sein, solange nicht der Körper an die Einflüsse der Luft gewöhnt und gegen sie dadurch widerstandsfähig geworden ist.
Beim Tagesluftbad wirkt aber auch die Helligkeit mit, denn sie ist ja immerhin, wenn auch abgeschwächtes und zerstreutes, Sonnenlicht; und schließlich trägt auch die gleichzeitig vorgenommene Körperbewegung zur Anregung der Hauttätigkeit, des Stoffwechsels und des Blutumlaufs bei, die das Luftbad selbst schon in nicht geringem Grade auslöst.
Mächtiger als die Wirkung von Wasser und Luft sind die Lebensreize, die von der Sonnenstrahlung ausgehen. Die Sonnenstrahlen sind die zauberhaften Energien, die das Schwungrad aller Lebensvorgänge treiben. Die Sonne hat drei ganz verschieden wirkende Lichtstrahlen, und gerade weil diese drei Lichtarten immer zusammen wirksam sind, ist sie die heilsame Spenderin, die jedem eine Wohltat bringt, vom Säugling angefangen bis zum Greis.
Behagen und Kraftgefühl, Frische und Spannkraft durchströmen den Körper nach einem Sonnenbad und das gebräunte Gesicht strahlt in natürlicher Verjüngung.
Pflanzen ohne Sonne treiben blasse und welke Keime. Aber auf dem Felde in der Sonne sind sie prall mit jenem Saft gefüllt, der für sie dasselbe bedeutet wie für den Menschen das Blut. Blut aber ist ein ganz besonderer Saft. Beim Sonnenbad durchfließt das Blut den ganzen Körper, um auch die kleinste der Milliarden Zellen mit allen Stoffen zu versorgen, von denen ihre Lebenskraft und die gesunde Tätigkeit aller Organe, Spannkraft und Jugendfrische des Körpers bedingungslos abhängig sind. Das Sonnenbad ist das hervorragendste Mittel, jenes reine, vollfarbige Blut zu schaffen, das kräftig durch unsere Adern rollt und nicht nur Leben erhält, sondern auch alle Lebensvorgänge steigert und den Sieg über Krankheit, Welkheit und frühes Altern in sich birgt. Durch das Sonnenbad gleichsam angefeuert, reißt dann das Blut auch den Stoffwechsel und die Drüsen mit innerer Sekretion zu gesteigerter Arbeit mit fort, so daß es zu einer starken Erhöhung aller Vorgänge im Organismus kommt. Durch diese geradezu zauberhaften Einwirkungen des Sonnenlichts werden oft wichtige mit der Nahrung aufgenommene Stoffe erst richtig verwertet, wie z. B. das Kalksalz, das in keiner der Milliarden Zellen fehlt, und ohne das es keine Körperkraft und Körperschönheit gibt.
Diese vielseitige und gewaltige Wirkung, die das Sonnenlicht für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Jugendlichkeit und Verjüngung besitzt, muß richtig gewertet werden, wenn die Sonne nicht ungeheuren Schaden anrichten soll. Das Sonnenbad ist, wie immer betont werden muß, kein harmloses Mittel, und es ist nicht gleichgültig, wer es und wie man es nimmt. Sein richtiger Gebrauch ist zwar von unvergleichlichem Nutzen, seine verkehrte Anwendung jedoch kann zum Unsegen werden. Es geht nicht an, daß man, wie viele Tausende es tun, sich mit vollem Magen in die pralle Sonne legt; mindestens eine Stunde nach einer Hauptmahlzeit muß vergangen sein, ehe man ein Sonnenbad nehmen darf. Es ist zweitens ein Grundfehler, gleich anfänglich die Sonnenbäder stundenlang zu gebrauchen. Nein, nichts erfordert so sehr eine allmähliche Gewöhnung wie das Sonnenbad. Deshalb beginnt man mit den ersten Sonnenbädern in den frühen Vormittags- oder späten Nachmittagsstunden, wenn die Sonne nicht in ihrer vollen Glut scheint, und drittens nimmt man anfangs Bäder von nur kurzer Dauer, je nach Empfindlichkeit etwa 5 bis 10 Minuten, um dann alle paar Tage die Badedauer etwas zu verlängern und die heißen Stunden zu benutzen, dann aber unter keinen Umständen mehr als eine Stunde. Das sind nur allgemeine Vorschriften, die ausschließlich für Gesunde gelten und dann auch noch nicht für jeden, denn die Verträglichkeit des Sonnenbades ist bei den einzelnen Menschen sehr verschieden. Zeigen doch blonde Frauen von zarter Hautfarbe eine viel größere Empfindlichkeit gegen das Sonnenlicht als Frauen von dunklem Typus, und für viele Menschen kann das Sonnenbad geradezu zum Verhängnis werden. Daher ist vor der kritiklosen Sonnenbaderei unbedingt zu warnen und ärztliche Beratung vorher dringend zu empfehlen.
Träger der gesamten Wirkung des Sonnenlichts ist die Haut. Deshalb ist eine möglichst sparsame Bekleidung angezeigt, weil sonst zuviel Lichtwirkung verloren geht. Aber feste Regel sollte es sein, niemals den Kopf der Bestrahlung auszusetzen, ihn vielmehr durch Hut, Kappe, Tuch, Schirm und anderes zu schützen.
Man braucht nach dem Sonnenbad nicht unbedingt eine kühle Brause oder Abwaschung oder ein kühles Bad zu nehmen, sondern nur dann, wenn gleichsam ein Verlangen des Körpers danach besteht.
Ist es zur Erhaltung einer geschmeidigen und jugendlichen Haut unbedingt erforderlich, beim Wasserbade nach dem Baden den Körper sachgemäß einzuölen, so muß diese Einölung bei Sonnenbädern bereits vor dem Bade erfolgen. Dies ist die wichtigste Maßnahme, um die Haut vor Sonnenbrand zu schützen. Aber abgesehen davon erhöht die Einölung die günstige Wirkung des Sonnenlichts. Sie ist auch das beste Mittel, um die Haut dauernd glatt und weich zu erhalten.
Die Sonne ist leider nicht immer da, und wenn sie scheint, so scheint sie nicht jedem. Da hat die Wissenschaft, wie für so vieles, auch hier einen Ersatz geschaffen in Form von Bestrahlungslampen. Diese künstlichen Lichtquellen sind heute weit verbreitet. Manche von ihnen weisen tatsächlich dieselbe Strahlung wie die natürliche Sonne auf und können daher in ihrer Wirkung der Gesamtwirkung der Sonne sehr nahe kommen. So ist es möglich, durch Ganzbestrahlung des Körpers auch im Winter und an lichtlosen Tagen im Sommer unabhängig von der Witterung ein Sonnenbad zu erhalten. Der wahllose Gebrauch dagegen stärker wirkender Lampen, die in mancher Beziehung nicht zu entbehren sind, ist ohne ärztliche Beratung nicht angebracht.
Zu den Naturkräften Wasser, Luft, Licht, die uns für die Entfaltung von Gesundheit und Körperschönheit zu Gebote stehen, gesellt sich ein Wunderwerk, das der Mensch selbst geschaffen hat, die Gymnastik. Du kannst faul im Zimmer luftbaden, Du kannst willenlos in der Sonne liegen, selbst in der See kommen die Wellen ungerufen zu Dir, aber Gymnastik mußt Du selber treiben, um ihren Nutzen und ihre Schönheit Dir zu erschließen. Bewegung beherrscht den Menschen, beherrscht Tiere, Pflanzen, Wasser, Luft, Erde und Sterne, aber in der Gymnastik herrscht der Mensch über die Bewegung. Sie trägt Dir Kraft und Gewandtheit, Jugendlichkeit und Verjüngung zu, und das gesteigerte Lebensgefühl, das auch der Bedrückte aus ihr schöpft, hat mehr Leid gestillt als manches Trostwort; denn sie ist Tat und gibt Tatkraft.
Die Gymnastik, diese ursprüngliche Quelle aller Körperkultur, war vergessen, obwohl wir wußten, daß die Schönheit alter Völker aus ihr beruhte. Die Gymnastik von heute übertrifft in ihrer Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit noch die Körperausbildung des Altertums.
Wir hatten verlernt, uns ausgleichend zu bewegen. Sitzen und Fahren sind Kennzeichen unserer Zeit. Aber es gibt nichts, was unseren Körper unmerklich so untergräbt als Mangel an Bewegung.
Mangel an richtiger Bewegung macht den Frauenkörper ungelenk, schlaff und ungesund. Jeder Fehler, ob zu große Schlankheit oder zu starke Fülle, ob schlechte Haltung oder unschöner Gang, tritt bei der körperlich untätigen Frau noch viel stärker hervor.
Gymnastik ist ein wunderbarer Ausgleich für jede einseitige Betätigung geistiger oder körperlicher Natur, gleichviel in welchem Beruf, nicht zum wenigsten in dem der Hausfrau und Mutter. Das ist wichtig, denn die Kraft und Schönheit der mütterlichen Frau ist richtunggebend für jedes Volk. Deshalb hat die gymnastische Ausbildung des weiblichen Körpers in frühester Jugend zu beginnen, um durch Erziehung von Haus, Schule und Staat nicht nur den Geist, sondern auch den Körper zu fördern und so den festen Grund für die Entwicklung harmonischer Menschen zu schaffen.
Freilich gehört dazu, daß man diese gymnastische Körperbildung dauernd fortsetzt. Das junge Mädchen im Beruf, die Frau im Haushalt, die werdende Mutter, später das reifere Weib finden immer Gelegenheit, sei es im Freien, sei es in geeigneten Räumen unter fachmännischer Leitung im Kreise von Altersgenossinnen, Gymnastik zu treiben, Stunden, die bei allem Ernst zum frohen Genuß werden. Durch nichts werden die Lauen so sehr aus ihrer Bequemlichkeit herausgeholt als durch die freudig stimmende Gewißheit, in anregender und beispielgebender Gemeinschaft ihre Übungen ausführen zu können.
Wer das nicht kann oder will, weil ihm Zeit und Mittel dazu fehlen, wird eins immer können, wenn er nur den festen Willen dazu hat, das ist die tägliche Zehnminutengymnastik zu Hause. Sie ist einfach unentbehrlich und ihre Durchführung durchaus für jeden möglich. Denn jeder hat einmal am Tage 10 Minuten Zeit, und die Gymnastik dieser wenigen Minuten bedeutet nicht nur Erholung und Entspannung für den Augenblick, sondern, täglich geübt, wird sie zur dauernden Spenderin gesteigerten körperlichen und seelischen Wohlbefindens und beschwingter Frische, die sich in verjüngtem Aussehen und straffer Haltung widerspiegeln. Bei dem Einwand: »Wir haben ja schon den ganzen Tag genug Bewegung«, darf eins nicht vergessen werden:
Es ist nämlich durchaus nicht gleichgültig, welche Art von Bewegung man sich macht. Wer tagsüber in steter Bewegung ist, wie Verkäuferinnen, Hausfrauen, die waschen, plätten, kochen, reinemachen und also scheinbar genug Bewegung haben, gebrauchen immer die gleichen Muskeln und Organe, während andere große Muskelpartien überhaupt nicht in Anspruch genommen werden. Das ganz gleiche gilt für alle die, die zu einer sitzenden Lebensweise gezwungen sind, oder aus Trägheit eine Lebensweise ohne Bewegung führen. Für sie alle ist es von ausschlaggebender Bedeutung, durch Gymnastik den überbeanspruchten Gliedern und Organen Entlastung zu bringen und die zu wenig beanspruchten zu regelrechter Tätigkeit wieder zurückzuführen.
Alle körperliche Trägheit hat ganz bestimmte überaus schädliche Einflüsse auf Gesundheit und Leibesschönheit. Es kommt zu dem schlimmsten Zustand, den der wachsende, mehr noch der entwickelte Körper, am meisten die Frau über 40 Jahre erleiden kann, nämlich zu einer ungenügenden Blutzirkulation, zu einer Störung des Stoffwechsels und damit zu einer allgemeinen Stockung in den Funktionen der Organe mit allen ihren verhängnisvollen Folgen für Gesundheit und Schönheit.
Denn, wenn nicht infolge tüchtiger Bewegung ein lebhafter Blutumlauf stattfindet, der Sauerstoff und Nahrung zu allen Teilen des Körpers in rascher Folge bringt und ein angeregter Stoffwechsel durch richtige Verarbeitung der Nahrung und Ausscheidung aller giftigen Schlacken nicht stets für eine Erneuerung aller Zellen und Säfte sorgt, dann wird der Körper mit allen seinen Organen, mit Haut und Haaren kraftlos, schwerfällig, welk und ungesund. Stauungen stellen sich ein, die Schenkel werden stark, die Hüften breit, der Brustkorb sinkt ein, die Brüste werden schlaff, der Gang schwerfällig, die Haltung schlecht, man wird anfällig, friert auch in der Wärme, man kommt aus der Müdigkeit und Unlust und Leistungsunfähigkeit gar nicht heraus, seelische Niedergedrücktheit befällt einen, und man gibt ihr die Schuld an allem, während sie doch erst aus dem Mangel an Bewegung entstanden ist. Das ist die Zeit, da eine Frau mit Schrecken wahrnimmt, daß Gesundheit und Jugendfrische, gutes Aussehen und weiblicher Reiz im Schwinden begriffen sind, und daß ältere Frauen jünger aussehen als man selbst. Was tun sie nur, so fragen sich viele Frauen, daß die so jung bleiben?! Und sie kaufen sich noch einmal Essenzen und Creme und stellen mit ihrem Gesicht Dinge an, an deren Erfolg sie selbst nicht mehr glauben, sobald sie den Prospekt weggelegt haben. Man hat auch einmal etwas von Gymnastik gehört, aber man hat so das Gefühl, daß das nur eine Sache für Filmstars und Tanzgirls sei. Nein, Gymnastik ist keine Luxussache, Gymnastik ist eine sehr ernste Notwendigkeit für alle Frauen in jeder Lebenslage. Und auf Gymnastik beruht wesentlich die neuzeitliche weibliche Körperkultur.
Denn die Frau ist mit ihrem körperlichen Wesen viel inniger und geheimnisvoller verbunden als der Mann. Glück, Jugendlichkeit und Lebensfrische einer Frau hängen, unbewußt bald, bald bewußt, von ihrem glücklichen Körpergefühl in einem Grade ab, wie es nie nach außen hin zum Ausdruck kommt. Gymnastik aber, richtig und dauernd angewandt, hat die Macht und die Fähigkeit, diese körperliche Beglückung zu vermitteln und, indem sie das weibliche Schreckgespenst des Alterns für lange lange Jahre hinauszuschieben vermag, auch diese Beglückung bis ins Alter hinein zu erhalten.
Sind es hauptsächlich die Störungen von seiten der Blutzirkulation und des Stoffwechsels und des Nichtgebrauchs oder des falschen Gebrauchs der Muskeln, die infolge Mangels an Bewegung die zerstörende Wirkung auf die Körperschönheit, die jugendliche Kraft und das Lebensgefühl ausüben, so ist es die Gymnastik, die, dem Gesundheitszustand richtig angepaßt, alles oder vieles in zahlreichen Fällen wiedergutmachen kann. Dazu gehören Freiübungen, wie wir sie als Kinder im Turnunterricht gelernt haben: Kniebeugen, Rumpfbeugen nach vorn und rückwärts, nach links und rechts, und Drehung des Rumpfs, Beinschwingen nach vorwärts und rückwärts, Armschwingen nach vorn und rückwärts, Beinkreisen, Armkreisen locker aus den Gelenken heraus, Fersen heben und senken, Schulterbewegung nach vorn und hinten, so daß jedesmal die Brust gewölbt hervortritt oder flach eingesunken zurücktritt; bei leicht gespreizter Beinstellung mit vorgestreckten Armen und dabei leicht einknickenden Knien, den Rumpf nach links und rechts drehen, wie der Bauer, wenn er mit der Sense mäht; Übungen im Flachliegen auf dem Rücken (Teppich, Matte, Matratze): Radfahrbewegung mit den Beinen in der Luft, Beine schwingen, alles möglichst locker, nachlässig, ohne Spannung.
Es wird mancher diesen häuslichen Übungen nach Gefühl und Wohlbehagen noch andere Bewegungen ganz unwillkürlich hinzufügen, um so besser; nur nicht nach starrem System üben. Dagegen ist es von großer Wichtigkeit, wenn man schon keinen Gymnastikkurs nimmt, daß man doch wenigstens ein paar Stunden sich von der Lehrerin die grundlegenden Anleitungen geben läßt.
Jede erweiterte Gymnastik wird zum Sport: Rasensport, also Tennis, Golf und anderes, Speerwerfen, Laufen und Springen, Wandern, Reiten, im Sommer besonders Schwimmen und Rudern, im Winter Skilaufen.
Bewegung ist Leben. Jeder Muskel, jedes Organ, jede Hautfalte, jedes Haar muß voll Leben, d. h. Bewegung sein, dann strömt das Blut wieder rasch und kräftig bis in die kleinsten der Millionen Äderchen, von deren praller Füllung soviel Gesundheit, Schönheit und blühendes Aussehen abhängen. Dann werden durch den raschen Stoffwechsel alle jene Abfallstoffe, deren Gift Gesundheit und Schönheit untergraben, aus Blut und Geweben ausgeschwemmt; Stauungen verschwinden aus dem Blut, aus den Muskeln, aus der Haut und den inneren Organen, unerwünschtes Fett an den Hüften vermindert sich, die Beine werden schlank, die Muskeln erhalten ihre Kraft, die Haut ihre Straffheit und Geschmeidigkeit wieder, die inneren Organe arbeiten in reger Tätigkeit, und die Drüsen mit innerer Sekretion heben durch ihre zauberhaften Säfte (Hormone) in wunderbarer Wechselwirkung die Spannkraft des ganzen äußeren und inneren Menschen.
So kann die Gymnastik, beim gesunden Menschen in angemessener Weise geübt, nicht nur für den körperlich, sondern auch für den geistig Schaffenden eine stete Erneuerung und Verjüngung der leiblichen und geistigen Kraft bedeuten. Aber darüber hinaus birgt sie in sich noch eine andere segensreiche Wohltat, die viel zu wenig bekannt und gewürdigt ist. Allen Sorgenbeladenen, allen Mißmutigen, allen Niedergedrückten, allen Menschen ohne Selbstgefühl möchte man zurufen: Treibt Gymnastik. Mit jeder Schwingung, mit jedem Beugen und Strecken, mit jedem Laufen und Springen weicht alles Schwere aus Eurem Gemüt und macht jenem Lustgefühl Platz, das durch Gymnastik und sportliche Bewegung aufkommt.
Nicht zum wenigsten hat die Gymnastik diesen Einfluß dadurch, daß bei kräftigen Bewegungen eine tiefere Atmung erfolgt, als die meisten Menschen sie leider gewohnt sind. Denn auch richtig zu atmen, haben wir verlernt. Von der Schulbank bis zum Klubsessel der Großbank sitzen die kleinen wie die großen Menschenkinder tief in sich zusammengesunken und atmen gerade so viel, als diese gebückte Haltung über Stenogrammheft, Schreibmaschine, Fabriktisch, Kollegheft, Gemüsetopf und anderem es gestatten. Dies ist blutwenig, wenn man bedenkt, daß unser Leben mit dem ersten Atemzug beginnt und mit dem letzten endet. Zeige mir, wie Du atmest und ich sage Dir, wie Du Dich fühlst. Denn wir müssen tief und frei einatmen, um die Lunge immer von neuem mit Sauerstoff zu versehen, und wir müssen kräftig und lange ausatmen, um die verbrauchte Luft ganz zu entleeren, um so in der Lunge Platz zu machen für die Aufnahme frischer Luft. Geschieht das nicht, so wird sich das auf alle Organe und auf alle Lebensvorgänge mit der Zeit verheerend auswirken müssen, Körper und Hirn werden in gleicher Weise müde, und ihre Widerstandsfähigkeit und Leistungskraft leidet erheblich.
Eine vollwertige Atmung beherrscht die Verrichtungen aller Organe. Sie schafft zur Versorgung unseres Körpers mit Sauerstoff bis zur kleinsten und letzten Zelle über 12 000 Liter Luft hinein. Nur wo Sauerstoff ist, kann auch Feuer sein, und so ist es auch mit unserem Organismus. Ohne genügend Sauerstoff gehen alle Verbrennungsprozesse im Stoffwechsel träge und unvollständig vor sich, ohne genügend Sauerstoff wird das Blut nicht ausreichend gespeist, es ist nicht das hellrote, leichtflüssige, frische Blut mehr, und so kann es seinerseits nicht den Organen in vollkommener Weise Sauerstoff und Nahrung zuführen und aus ihnen die Schlacken entfernen. Deshalb entsteht infolge von Sauerstoffverarmung eine gewisse Selbstvergiftung des Körpers, der naturgemäß darunter schwer leiden muß. So sollten viele Menschen, die infolge ihres Berufes oder aus Unwissenheit und Nachlässigkeit eine schlechte und falsche Atmung und Lüftung der Lunge haben, täglich angepaßte Lungengymnastik treiben, sofern der Arzt nichts dagegen einzuwenden hat.
Durch die Atmungsgymnastik erfahren nicht nur die entsprechenden Muskeln des Brustkorbs eine weitgehende Kräftigung, sondern auch die Bauchmuskeln und das Zwerchfell, und durch die hierdurch eintretende energische Bewegung der Bauchdecke erhalten die inneren Bauchorgane eine Art Selbstmassage, die sich unter anderem in einer Anregung der Darmtätigkeit äußert. Es kommt die Auffrischung des Blutes durch die verbesserte Sauerstoffzufuhr und die Entgiftung des Organismus hinzu, was sich sehr bald in körperlichem und seelischem Wohlbefinden und in jugendlichem Aussehen äußert. So ergänzen sich Gymnastik und Atmung.
Es gibt noch eine andere Art der Bewegung als die durch Gymnastik. Das ist die durch Massage. Sie ist sozusagen eine Bewegung, die man mit dem Menschen vornimmt, ohne daß er sich selbst zu bewegen nötig hat. Sie besteht vornehmlich im Streichen, Klopfen und Kneten der Haut. Sie unterstützt in vorzüglicher Weise viele Wirkungen der Gymnastik, besonders die Anregung und Entlastung des Blutumlaufs, die Steigerung des Stoffwechsels, die Behebung von Stauungen und damit die Entgiftung des Körpers. Aber durch das Kneten, Streichen und Klopfen bei der Massage wird auch die Straffheit der Muskeln erhöht, falsche Starrheit und Verkrampfung werden gelöst, und vor allem erhält die Haut eine kräftige Durchblutung, ihre Atmung wird frisch erhalten, und sie bleibt geschmeidig und rosig. Die Selbstmassage kann man ohne viel Griffe mit beiden Händen an sich selber vornehmen. Grundsatz ist, daß alles oberflächliche oder festere Streichen der Haut in der Richtung nach dem Herzen geschieht.
Man bedient sich bei der Massage eines guten, flüssigen Öls, von dem man ein paar Tropfen zwischen den Händen verreibt und das so oft wiederholt, als es nötig ist.
Durch die energisch anregende Wirkung, die die Massage auf Haut, innere Organe und damit den ganzen Organismus ausübt, ist sie, wenn ihrer Anwendung ärztlicherseits nichts im Wege steht, ein hochwichtiges Mittel für die Gesundheit und Schönheit des weiblichen Körpers.
Selbst die Frauen, besonders die über 40 Jahre, die nicht alles Heil für ihre Schönheit von Puder und Schminke erwarten, sondern die die ungeheure Bedeutung einer gesamten Körperpflege sehr wohl erkannt haben, wissen noch bei weitem nicht genug, den Einfluß einer richtigen Ernährung auf den Frauenkörper zu würdigen.
Da wird, von der Schlankheitspsychose angesteckt, einfach gehungert, um schlank zu werden, da wird umgekehrt alles mögliche gegessen, um vollere Formen zu bekommen, und wenn beides erreicht ist, so ist es mit Anmut und jugendlicher Frische vorbei.
Es ist keinem zu verdenken, wenn er aus dem Wirrwarr der täglich neu auftauchenden und als die einzig richtigen gepriesenen Ernährungssysteme nicht klug wird und, je nach Anlage und Glaube, lächelnd oder ärgerlich, den ganzen Ernährungsrummel abtut, um bei der seligen guten alten Hausmannskost zu bleiben.
Das aber geht auf keinen Fall. Denn wir wissen heute, daß die Ernährung nicht nur die Aufgabe hat, den Verbrauch von Kraft in roher Weise zu decken, sondern daß von der Art der Ernährung auch die Art unseres Körpers in Form und Wesen abhängig ist. Es gibt kaum etwas, das einen so tief eingreifenden Einfluß auf unsere Gesundheit, Wohlbehagen, frisches Aussehen, überhaupt auf unsere Körperschönheit hat, wie eine richtige Ernährung. Diese Formung der Schönheit muß schon in der Jugend beginnen, besonders wichtig aber ist sie in den vorgeschrittenen Jahren der Frau.
Die Zeiten sind vorbei, da man eine Nahrung nur nach ihrem Kalorienwert schätzte. Die Frau unserer Zeit berücksichtigt alle Fortschritte der Ernährungswissenschaft aus der Belehrung heraus, wie sehr persönliche Körper- und Schönheitskultur mit einer richtigen Ernährung verbunden ist.
Die wichtigsten Tatsachen aus dieser Erkenntnis sind die, daß Fleisch und anderes tierisches Eiweiß nicht die bisherige bedeutende Rolle im Körperhaushalt spielen, sondern ihr sehr reichlicher Genuß oft eine schädliche Belastung darstellt und zum frühzeitigen Welkwerden und Altern führen kann; zum zweiten aber wird die neuzeitliche Ernährung von der hervorragenden Stellung beherrscht, die die Vitamine in der Nahrung einnehmen, jene geschmacklosen und doch so lebenswichtigen Stoffe, ohne die auch bei reichlichster und ausgesuchtester Kost der Mensch der Kraftlosigkeit, Welkheit, Krankheit und dem Siechtum verfällt.
Aber auch die große Bedeutung der Mineralsalze in unserer täglichen Nahrung ist von neuem erkannt worden. Und weil diese lebenswichtigen Vitamine und die unentbehrlichen Nährsalze die grobe Nahrung erst vollwertig machen und sie sich hauptsächlich in Gemüsen und Früchten finden, so gilt heute als Gesetz, daß in der Ernährung, wenn es der Arzt nicht anders bestimmt, an erster Stelle stehen: Gemüse, grüne Salate, besonders Obst jeder Art, Vollkornbrot, Kartoffeln, Milch, Quark, Sauerkraut, Früchte, wie Nüsse u. a. Alles andere soll in der Menge und der Häufigkeit in der Nahrungsaufnahme zurückstehen.
Da nun Vitamine, Nährsalze und andere noch nicht erfaßte, aber schon erkannte Stoffe bei dem Kochprozeß zum Teil verloren gehen, zum Teil zerstört oder verändert oder vermindert werden, erklärt sich der heutige Zug zur Rohkost hin. Die Rohkost ist berechtigt, sofern sie nur einen Teil der Gesamtnahrung ausmacht. Vor der völligen Abkehr von jeder anderen Ernährung als die durch Rohkost sei hier ernstlich gewarnt, wenn sie der Arzt nicht ausdrücklich vorschreibt. Dagegen kann der Verzicht auf stark gewürzte, stark gesalzene Speisen, allzu reichlichen Genuß starken Kaffees und Alkohols nicht genug ans Herz gelegt werden. Alle Reizstoffe wirken mit der Zeit schädlich auf den Körper ein, machen ihn welk, und ganz besonders die Haut hat darunter oft ernstlich zu leiden.
Aber Gesundheit und Schönheit sind nicht nur abhängig von einer richtigen Nahrung, sondern auch von der Art, wie man sie aufnimmt. Hier gilt oft das Wort: Weniger wäre mehr. Man darf das berechtigte große Verlangen der im Wachstum begriffenen Jugend nach viel Essen nicht als Gewohnheit mit hinüber nehmen, wenn man eine Frau ist, die sich den vierziger Jahren nähert. Auch die Regelmäßigkeit der Nahrungsaufnahme spielt eine große Rolle, ebenso die Umstellung der Nahrung nach der Jahreszeit und nach der Betätigung, wenn man Jugendlichkeit und Frische sich erhalten will.
In jedem Falle aber und zu jeder Zeit sind Gemüse und Früchte mit ihrem Saftreichtum außerordentlich angebracht. Sie erheben keinen großen Anspruch an den Organismus, helfen ihm, sich von den Schlacken zu befreien, machen Blut und Hirn leicht und die Haut klar und frisch.
In diesem Sinne ist Rohkost, als ein Teil der Nahrung, oft das beste Schönheitsmittel genannt worden.
Beim Essen ist zu beachten: Iß nicht schnell, nicht zu heiß, nicht zu kalt, nicht in Hetze, nicht bei Müdigkeit, nicht zu viel, nicht zu wenig, und geh mit Lust und Liebe und guter Stimmung zu Tisch. Deine Zeitung lies ein andermal.
Eine richtige Ernährung ist aber noch aus einem anderen außerordentlich wichtigen Grunde von ausschlaggebender Bedeutung für die Erlangung und Erhaltung von Jugendfrische und Schönheit. Was nützt nämlich jede gute Ernährung, wenn die giftigen Abfallstoffe, die aus ihr im Körper entstehen, diesen nicht rechtzeitig, regelmäßig und restlos verlassen. Wer die Tageszeitungen aller Länder liest, erschrickt vor der großen Anzahl der gegen Darmträgheit angepriesenen Mittel als Zeichen, wie sehr die ganze Welt sie braucht.
Durch künstliche Mittel jedoch wird eine chronische Verstopfung nicht nur nicht geheilt, sondern der Darm wird vielmehr so an den künstlichen Reiz gewöhnt, daß er ohne ihn mit der Zeit überhaupt nicht mehr auskommen kann. Andererseits gibt es nichts, das Gesundheit und Schönheit so untergräbt, als die Selbstvergiftung vom Darm aus. Darum müssen das alle jene Millionen Frauen wissen, die es an Schönheitspflege nicht fehlen lassen, aber keine genügende Verdauung haben und sich über Mangel an Frische, Jugendlichkeit und schlechtes Aussehen wundern. In unzähligen Fällen ist eine Trägheit des Darms daran schuld. Wir wissen, daß der Darm einer natürlichen Anregung zu seiner Arbeit bedarf. Diese Anregung gibt eine richtig gewählte Kost mit Bevorzugung von rohem Obst, Vollkornbrot, Buttermilch und anderem mehr. Will man planmäßig der Verdauung durch Anregung nachhelfen, so bewähren sich sehr gut getrocknete Pflaumen, Feigen, Sauerkrautwasser oder ein Glas kaltes Wasser in kleinen Schlucken morgens früh nüchtern genommen. Ein kalter Leibwickel über Nacht, etwas Bauchmassage morgens früh tun das übrige.
Nicht wenige Frauen gibt es, die sich geradezu glücklich nennen, seitdem sie endlich von dem Übel einer trägen Verdauung befreit sind und an die Stelle von Verstimmung, Unlust, fahlem Aussehen wieder Freudigkeit und ein frisches Gesicht getreten sind.
Mens sana in corpore sano – ein gesunder Sinn kann nur in einem gesunden Körper wohnen. Man muß diesen Spruch nicht verfälschen und unter Sinn nicht totes Wissen, kalten Verstand, lebensfernen Geist verstehen. Sinn ist die Gesinnung, wie sie aus dem Charakter, aus dem Herzen, aus dem Gemüt eines Menschen spricht, und wie sie sich im Gemeinschaftssinn, im Opfersinn und im Sinn für eine schöne Lebensführung offenbart. Und wenn dieser Sinn aus den Augen junger und alter Menschen aufleuchtet, die begeistert irgendeinem großen Ziele zustreben und hoffnungsfroh in die Zukunft blicken: Sage mir, ob Du in diesen Gesichtern matte Augen, welke Wangen, blasse Lippen findest, oder ob Du nicht plötzlich entdeckst, wie der Schwung schöner innerer Gesinnung sich über ihr Antlitz legt und ihm Jugendfrische und irgendwie und irgendwelche Schönheit verleiht. Denn es gilt auch der umgekehrte Satz: Wirklich reizvolle echte Schönheit des Weibes gibt es nicht ohne Adel der Gesinnung. Die schönsten Züge werden durch einen bösen oder frechen Ausdruck entstellt, die die innere Häßlichkeit erregt. Wie wundervoll dagegen kann ein unschön gebildetes Antlitz, ein ganz gewöhnliches Auge werden, wenn der Zauber von Herzensgüte und Reinheit aus ihnen strahlt. Ist es doch das höchste Schönheitslob, wenn man von einer Frau sagen kann: Sie hat edle Züge. Ein freundliches Lächeln von innen heraus wirkt wie ein Sonnenstrahl, das sich über das Antlitz verbreitet und es verschönt. Aber niedere Leidenschaften, Wut, Haß, Neid, Mißgunst, Launenhaftigkeit, Falschheit, überhaupt jede Undiszipliniertheit böser Gedanken und Gefühle zerstören gleich Sorge und Kummer jede Schönheit erbarmungslos.
Beherrschung kann gelernt werden durch eine Gymnastik der Seele, des Herzens, des Gemüts. Sie lehrt uns, ein bitteres Muß zu einem freiwilligen »Ich will« zu machen. Das gilt vor allem für die reifere Frau, die ihre Schönheit bewahren möchte, und die, nicht mehr unbeschwert wie die Jugend, leicht zu Niedergedrücktheit neigt und dadurch erst dem Alter die Türe öffnet. Pflege die Schönheit Deines Denkens und Fühlens, die Freudigkeit zum Aufgehenkönnen in eine große Aufgabe, und Du besitzt das ewige Geheimnis weiblicher Anziehungskraft und einer steten Verjüngung Deines Wesens.
Ich will von Dir, was keine Zeit zerstöret,
Nur Schönheit, die das Herz verleiht.
Am Schluß dieses allgemeinen Teils möchten wir die bis hierher gemachten Ausführungen noch einmal kurz zusammenfassen. Wir können dies nicht besser und prägnanter tun, als es der bekannte Neuyorker Theaterfachmann Mr. Karol, der viele Schönheiten der Revuebühne entdeckt hat und als Sachverständiger für Frauenschönheit nach Hollywood verpflichtet worden ist. Er stellte zehn Gebote auf, deren Befolgung nach seiner Meinung die grundlegende Vorbedingung des Schönseins ist. Sie lauten: