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Zwölftes Kapitel.

Betäubt wie ein Mann, der eben einen heftigen Schlag auf den Schädel erhalten hat, verfolgte Gérard den Hauptweg des Gartens. Er war noch nicht fähig, seine Gedanken zu sammeln, und hatte nur die dumpfe Empfindung eines großen Unglücks. An der Weinbergthüre angekommen, sog er noch einmal den Duft der Reseden und Rosen ein, die auf den Blumenbeeten des geliebten Mädchens blühten, dann stieg er langsam durch die Rebgelände hinab und erklomm den gegenüberliegenden Abhang. Als er den Gipfel des Hügels erreicht hatte, lehnte er sich an einen mit Moos überzogenen Steinhaufen und blickte düster hinab auf die alten Häuser der oberen Stadt. Dort in der Ferne schimmerte das Licht aus Helenens Atelier wie ein trauriger Abschiedsblick herüber.

Gérards Kehle schnürte sich zusammen, seine Augen wurden feucht und ein Schluchzen kam über seine Lippen. Dies war sein erster großer Schmerz. Im Vergleich zu diesem unvorhergesehenen Unglück erschienen ihm die Kümmernisse seiner Schuljahre, die Sorgen seiner einsamen Jugend wie kleine Nadelstiche.

Es schlug zehn Uhr. Er erinnerte sich des Versprechens, das er Baptist gegeben hatte, und eilte in den Wald hinein. Die Nacht gibt den Wäldern ein eigenartigeres, vertrauteres Gepräge. Bei Tage von Sonnenschein durchwoben, von dem Gesang der Vögel oder dem Klang menschlicher Stimmen fröhlich belebt, scheinen sie die Lebenskraft anderer in sich aufzunehmen; sich selbst überlassen, leben sie ihr eigenes Leben in der Nacht. In ihrem Schatten werden tausend im vollen Tageslicht unvernehmbare Töne wieder bemerklich; man unterscheidet das Zittern des stets bewegten Espenlaubes, das Knistern der Farnkräuter, die sich wieder aufrichten, den matten Ton einer ins Moos herabfallenden Eichel oder das leise Gurgeln einer winzigen Quelle, die Tropfen um Tropfen durch die Baumwurzeln sickert. All dieses Flüstern und Rauschen vereinigt sich zu ernstem, harmonischem Zusammenklang. So erwachten auch inmitten der düsteren, kummervollen Stimmung, die Gérards Herz erfüllte, tausend kleine Eindrücke aufs neue, die bisher in der fröhlichen Aufregung der letzten Woche unbeachtet geblieben waren, und vereinigten so zu sagen ihre schwachen Stimmen. Er erinnerte sich plötzlich der geringsten Aeußerung Helenens, ihrer unbedeutendsten Bewegungen, des raschesten Wechsels in ihrem geistvollen, beweglichen Antlitz. Das Rauschen des Windes in den Fichten erinnerte ihn an die Tanzmusik in Salvanches ... Er sah Helene wieder vor sich, wie sie sich langsam mit lachendem Munde in ihrem langen, schleppenden Gewand unter dem strahlenden Kronleuchter drehte, wie sie sich ans Klavier setzte und mit ihrer klaren, klangvollen Stimme das Taubenlied sang:

Im Waldgrund tief versteckt
Der Taube Sang dich neckt,
Wo alles grünt und blüht,
Hörst du, mein Lieb, ihr Lied?

Ach! Nicht die zärtliche Stimme der Holztaube erklang diese Nacht in den Schluchten des Waldes! Nur der unheimliche Klageton der Nachteule erhob sich von Zeit zu Zeit wie der verzweifelte Hilferuf eines verirrten Kindes. Dieser weittönende Jammerschrei klang von Baum zu Baum, bis er sich in weiter Ferne im Gehölz verlor; jedesmal, wenn er durch den Hochwald drang, verstummten die kleinen Grillen, die in dem hohen Grase zirpten, plötzlich, und Gérard bildete sich ein, die Stimmen seines eigenen, entschwundenen Glückes zu vernehmen, das ihm von ferne zurief: »Ich kehre niemals wieder, niemals wieder!« Er beschleunigte seine Schritte; die Dunkelheit im Walde drückte auf ihn. Endlich lichteten sich die Bäume, auf das Gehölz folgten Stoppelfelder; Dächer zeichneten sich undeutlich am Horizonte ab und lautes Hundegebell rief das Echo des Waldes wach.

»Sind Sie's, Herr Gérard?« sagte plötzlich eine besorgte Stimme.

Er fuhr zusammen und erkannte den schweigsamen Baptist, der sich als Schildwache vor dem Stalle der Meierei aufgepflanzt hatte.

»Hoffentlich hat Sie wenigstens der Herr Baron nicht gesehen?« fuhr er fort, »er wird mich schön heruntermachen, schon vor drei Stunden hätte ich auf dem Wege sein sollen ... Gute Nacht!«

Gérard gelangte im Finstern tappend auf sein Zimmer und schlief erst bei Tagesgrauen ein. Er erwachte gegen zehn Uhr, ohne zu wissen, wo er war, mit dem dumpfen Gefühl einer Last, die ihm das Herz bedrückte. Er rieb sich die Augen, erkannte die Meierei und verstand auch wieder die Angst, die ihm die Brust zusammenschnürte ... Die Stunden dieses ersten Tages in der Verbannung schlichen bleischwer dahin. Gegen Abend konnte er es nicht mehr aushalten und lief zwei Meilen weit durch den Wald, um die Kirchturmspitze von Sankt Stephan zu betrachten, dann kam er abgehetzt zurück und legte sich ohne Abendessen zu Bett. Am anderen Morgen wurde dies Verfahren wiederholt. In aller Frühe schnallte er seine Gamaschen um und erreichte auf allerlei Kreuz- und Querwegen eine rebenbewachsene Hochebene, die den Gärten der oberen Stadt gegenüberlag. Dort kletterte er auf einen wilden Birnbaum und begann, mit einem Opernglas bewaffnet, von der Höhe dieses Observatoriums herab die Gegend gründlich zu erforschen. Jenseits des Rebenhügels bezeichnete ein dunkler Streifen die Schlucht von Polval, dann hob sich das Terrain wieder bis zu den Abhängen, an denen sich die Terrassen der Gärten staffelförmig aufbauten. Man sah die von Bäumen umgebenen alten Häuser der Straße, in der auch seines Vaters Haus lag, mit den Rebenspalieren, den von Clematis umrankten Lauben, den grauen, von mittelalterlichen Fenstern durchbrochenen Fassaden. Man konnte die Farben der Dahliengebüsche und die Bewegungen der Gardinen hinter den offenen Fenstern unterscheiden. Gérard hatte die Wohnung des Schulrates schnell herausgefunden und seine Augen wandten sich nicht mehr von ihr ab. Es war zwölf Uhr; die Glocke von Sankt Stephan läutete langsam das Angelus; dann rief die große Glocke die Fabrikarbeiter zum Mittagessen. Plötzlich zeigte sich auf der Freitreppe neben dem Maulbeerbaum eine weiße Gestalt. Das Herz des jungen Mannes schlug heftig, das Glas zitterte in seiner Hand. Bald erschienen die Kinder, zum Schluß auch Marius Laheyrard; die weiße Gestalt stieg langsam die Stufen hinab, die anderen folgten ihr nach, und alle verschwanden hinter den Obstbäumen. Gérards Gesicht verdüsterte sich; aber er hatte noch nicht Zeit gehabt, sein Glas abzuwischen, als auch schon die vier Gestalten an der in die Weinberge führenden Thüre wieder erschienen. Es war Helene; er sah ihren Strohhut mit den kirschroten Bändern ganz deutlich, ebenso die Farbenschachtel und den Feldstuhl, die Marius trug und die Schmetterlingsnetze, welche die Kinder schwangen. Ohne Zweifel wollte sie nach der Natur malen. Die ganze Gesellschaft schlug den Fußweg durch die Weinberge ein und verschwand aufs neue in der Schlucht von Polval.

Gérard war auf seinem Baume geblieben. Er wartete; er hatte ein Vorgefühl, daß noch nicht alles zu Ende sei. Nach einer Viertelstunde tauchten über den Reben auf der Hochebene zuerst die Schmetterlingsnetze, dann Marius' großer Filzhut und schließlich auch das helle Kleid aus ungebleichter Leinwand wieder auf. Sie gingen schräg durch die Weinberge, um den Wald in der Richtung nach einer sehr malerischen Schlucht, »Höllengrund« genannt, zu erreichen, Gérard erinnerte sich, daß Helene öfters den Wunsch geäußert hatte, Studien nach einer alten, ehrwürdigen Buche zu malen, welche die Schlucht beschattet und deren mächtige Wurzeln von einer Quelle bespült werden. Sein Wunsch, das junge Mädchen wiederzusehen, war viel zu lebhaft, als daß er sich dieses günstige Zusammentreffen nicht hätte zu nutze machen sollen. Er glitt von seinem Baume herab und schlug langsam, mit der Vorsicht eines Mohikaners, der durch den Urwald schleicht, den Weg nach der Schlucht ein.

Er hatte sich nicht getäuscht. Fräulein Laheyrard verfolgte den von Laubwerk überwölbten schmalen Pfad, der steil in die Waldschlucht hinabführt. Als sie an der Quelle angekommen waren, legte Marius die Farbenschachtel und den Feldstuhl unter die Buche, wischte sich die Stirne ab und sagte: »Auf Wiedersehen! unterhaltet euch gut; ich will noch bis Savonnières weiter gehen, um ungestört über ein Sonett nachzudenken, das ich zu Ehren der unvergleichlichen Schönheit, die mein Herz verwundet hat, machen will ... Denn,« setzte er hinzu, als er ein Lächeln um Helenens Lippen spielen sah, »auch ich bin sterblich verliebt, auch ich flehe zu den Gestirnen, daß sie die Härte eines grausamen Vaters erweichen und den Tag heraufleuchten lassen, an dem sich unsere Geschicke auf immer vereinen ...«

Er entfernte sich und deklamierte noch im Gehen die Strophen Theophiles von Viand:

»Golden wird der Tag mir sein,
Wo ich wandle, Sonnenschein,
Und die Götter werden laben
Sinn und Herz mit edlen Gaben,
Günstig dem Geschicke mein
Spenden liebevoll und leise
Mir Ambrosias Himmelsspeise ...«

Die Kinder jagten, dem Laufe des Baches folgend, den Admiralen und Veilchenfaltern nach, die unter dem Geäste der Buchen dahinflatterten. Nachdem sie ihre Hände in die Quelle getaucht und den Hut abgenommen hatte, setzte sich Helene vor ihre Leinwand und rüstete ihre Palette. Lange saß sie in Gedanken versunken; die großen Augen blickten unbeweglich vor sich, ohne etwas zu sehen. Und doch war die Landschaft so schön beleuchtet, wie es ein Maler sich nur wünschen konnte. Tief und breit dehnte sich die Waldschlucht zur Rechten und Linken aus; hier waren in harmonischer Mischung alle Farbentöne des Blattwerkes, vom metallischen Grün der Eichen bis zum blassen Grün der Weiden vertreten. Die großen Bäume des Waldsaumes hoben sich von dem klaren, mit leichten Wölkchen besäten Himmel ab; sie schienen sich von dem Gehölz losgelöst zu haben, und die Umrisse ihrer Gipfel sahen aus wie die Haken einer riesigen grünen Krone. Die eine Seite der trichterförmigen Schlucht war ganz in bläuliche Schatten gehüllt; nur ein Sonnenstrahl drang wie silberner Dunst herab und schien durch das Laub der Buche in tausend leuchtenden Tropfen über dem dunkeln Spiegel der Quelle zu zerstäuben. Die andere Seite der Schlucht war ganz von der Sonne überflutet; durch das Laub der jungen Weiden sah man in vollem Licht die Biegung einer Straße, ein Stückchen Wiese und eine Reihe Zitterpappeln. In der tiefen Stille dieser Einsamkeit vernahm man keinen Ton außer dem leisen Murmeln der Quelle und den sich mehr und mehr entfernenden Stimmen der Kinder.

Helene blieb mit dem Pinsel in der Hand, zerstreut sitzen, und ihr Antlitz, so geistvoll und fröhlich, wenn es sich belebte, trug in diesem Augenblick den Ausdruck einer düsteren Trauer. Während sie sich bemühte, Gérards Bild, das sie so beharrlich verfolgte, zu verscheuchen, dachte sie doch immer nur an ihn. Seitdem Gérard, den sie liebte, so schroff verabschiedet worden war, hatte sie sich selbst mehr als einen strengen Verweis erteilt. Hundertmal hatte sie sich geschworen, diese tollen vierzehn Tage zu vergessen und wieder vernünftig zu werden. Sie hatte sich gut wiederholen, daß Gérard zu jung und sein Vater viel zu stolz sei, als daß ihr Verhältnis zu einander je mehr als eine vorübergehende Liebelei werden könne, – das Bild ihres Nachbarn verließ sie nicht; im Gegenteil drängte es sich ihr alle Tage gebieterischer auf. In jener Ballnacht hatte Helene ihr Herz verschenkt, und sie fühlte, daß es ihr zu schwer würde, es wieder zurückzunehmen... Sie stieß einen leisen, halb unterdrückten Seufzer aus und schüttelte die langen blonden Locken; ihre trüben Augen glänzten plötzlich auf, wie das Wasser der Quelle neben ihr, und eine Thräne rollte über ihre Wange herab. Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte sie sie ab, ergriff dann die Palette und machte sich entschlossen an die Arbeit.

Schon hatte sie auf der Leinwand die verschiedenen Töne des Laubes in ihrem harmonischen Zusammenwirken angedeutet, als ein Rascheln in den Zweigen sie veranlaßte, sich umzusehen. Sie stieß einen Schrei aus und erblaßte; Gérard stand vor ihr.

»Sind Sie mir böse, daß ich Sie überrascht habe?« flüsterte er.

Sie schüttelte den Kopf und ein Lächeln spielte um ihren Mund und erhellte die feuchten Augen. Der junge Mann trat einige Schritte naher und ließ sich zu ihren Füßen nieder. »Schelten Sie mich nicht,« bat er mit der Miene eines ertappten Schuljungen.

»Nein, ich schelte Sie nicht,« antwortete sie lächelnd; »wozu sollte ich es leugnen? Ich dachte an Sie.«

»Ist es wirklich wahr?«

»Ich war so traurig darüber, daß ich Sie neulich ohne ein Wort der Entschuldigung und des Trostes fortgehen ließ! ... Sie müssen meiner Mutter nicht darum zürnen; die Strafpredigt des Abbé Volland hatte sie sehr aufgeregt, aber im Grunde ist sie doch sehr gut, wenn auch die Zunge manchmal mit ihr durchgeht.«

»O,« sagte er entzückt, »ich bin ihr gar nicht böse ... Es schmerzte mich nur, daß ich dazu verdammt wurde, Sie nicht mehr zu sehen.«

»Da Sie mich jetzt gesehen haben, müssen Sie sich wieder aus dem Staube machen ... Was würde man sagen, wenn man Sie hier überraschte! Ich glaube, der Kirchturm würde vor Entsetzen umfallen und Herr von Seigneulles toll werden.«

»Wissen Sie, daß er mich auf die Meierei verbannt hat?« seufzte Gérard.

Helene mußte lachen ... »Auf trockenes Brot gesetzt! Welch ein Mann Ihr Vater ist! Ich fürchte mich vor ihm!«

Gérard schwieg und rührte sich nicht. Das junge Mädchen wandte den Kopf halb nach dem Platz, auf dem er kniete.

»Gehen Sie,« sagte sie, ihm die Hand bietend, »leben Sie wohl!«

Er drückte Helenens Hand und hielt sie in der seinen fest. Sie blickten sich einen Augenblick an, dann zog sie rasch ihre Hand zurück. »Gehen Sie!« wiederholte sie mit einer weniger sicheren Stimme.

»Noch nicht,« bat er, »lassen Sie mich erst noch sagen, wie sehr ich Sie liebe!«

Helenens Augen blickten ernst und senkten sich tief in die blauen Augen Gérards. »Nun ist es an mir, Sie zu fragen: Ist es wirklich wahr?« flüsterte sie. Als Gérard Einsprache thun wollte, legte sie sanft die Hand auf seinen Arm und fuhr fort: »Hören Sie mich an; ich bin nicht wie die jungen Mädchen von Juvigny; ich habe nicht von Jugend auf gelernt, meine Worte auf die Goldwage zu legen und zu prüfen, ob sie auch allen Regeln des Anstandes entsprechen. Ich spreche, wie ich denke, und handle, wie ich spreche: aufrichtig und wie mein eigenes Gefühl es mir eingibt. Sind Sie von Grund Ihres Herzens überzeugt, daß Sie mich wahr und aufrichtig lieben? Ich werde es glauben, wenn Sie es wiederholen, aber sagen Sie es nicht leichthin noch einmal. Wenn Sie sich getäuscht hätten, würde ich später zu sehr darunter leiden.«

»Ich liebe Sie,« rief er leidenschaftlich, »ich liebe Sie und mein Leben gehört Ihnen.«

Sie senkte das Haupt. – »Teilen Sie mir mit, was Sie seit unserem letzten Abend erlebt haben...«

Gérard erzählte ihr alle seine Leiden, während sie aufgeregt kurze Pinselstriche auf die Leinwand warf; er erzählte langsam; es war so gut sein in dieser schattigen Einsamkeit. Braune und blaue Libellen schwebten über den Wasserpflanzen, der Geißbart erfüllte die Luft mit seinem Duft, und die Minuten, süßer als dieser Duft, entflohen noch schneller als die Libellen. Während er plauderte, pflückte Gérard am Rande des Wassers Minzen, Weiderich und Enzian und streute die Blümchen alle vor Helenen aus.

»Laßt euch nicht stören, junges Volk!« rief plötzlich eine Stentorstimme, die sie erzittern machte.

Es war Marius, der soeben in dem Weidengebüsch erschien und wie ein Faun in seinen langen blonden Bart hineinlachte. Helene verzog schmollend den Mund, und Gérard erhob sich, rot wie eine Klatschrose.

»Warum erröten Sie, junger Daphnis?« fuhr der Dichter fort, »halten Sie mich für einen eifersüchtigen Cyklopen oder für einen unmenschlichen Bruder? ... Auch ich kenne die Leiden der Liebe und vermag sie nachzufühlen ... Ich stehe immer zu den von Vormündern und Vätern verfolgten Liebenden.«

»Marius, keinen Unsinn!« rief Helene ungeduldig.

»Bei Phöbus Apoll!« fuhr er fort, »ich spreche im Ernst... Gérard liebt dich, sein Vater tyrannisiert ihn, Mutter Laheyrard verbietet dir, ihn zu sehen. Ich bin auf der Seite der Jungen gegen die Alten und ihr könnt auf mich zählen ... Freund Gérard, Sie sind ein Ehrenmann und wollen meine Schwester heiraten?«

»Das ist mein heißester Wunsch und mein einziges Dichten und Trachten,« antwortete Gérard ernst.

»Gut, so schlagen Sie ein!« rief Marius und reichte ihm seine breite Hand, »wir werden diese Alten schon zur Vernunft bringen und in Bälde werden wir singen: Hymen, Hymenäos! ...«

Helene war purpurrot geworden. »Es ist spät geworden,« sagte sie, »wir müssen gehen!«

»Erlauben Sie mir, Sie hier wieder zu treffen?« wagte Gérard schüchtern zu fragen.

»Ich weiß nicht,« sagte sie zögernd und sah bald Gérard, bald ihren Bruder an.

»Und warum denn nicht?« rief Marius ungeduldig; »werde ich nicht auch dabei sein und wird dies nicht genügen? ... Ich möchte niemand raten, etwas Unrechtes darin zu sehen! ...«

Sie schüttelten sich alle drei die Hände und Gérard kehrte fröhlichen Herzens auf den Meierhof zurück.


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