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Zweiter Aufzug

Links Bodenseeufer, hinten links ein Badeschuppen, offen nach vorn, mit Bank, rechts vorn ein Baum, links vorn ein Liegestuhl

Erster Auftritt

Thylla, Maud, Vane in der Hütte beim Auskleiden zum Bad. Auf der Bank unter dem Baum Mathilde

Maud: Mathilde markiert Traum. Markiert ihn gut.

Thylla: Nein – die ist wirklich in innere Panoramen entrückt.

Vane: Stilleben eines Präraffaeliten. Beine nach Muster Rosetti von sich gestreckt.

Thylla: Busen, Hüften aber prall, Louis XV. Makartbukett. Und die Achselhaare nicht rasiert.

Maud: Irgendwie hat sie haushohe Hemmung.

Vane: Errötet wie eine Rose, überrascht man sie.

Maud: Poetisch ist sie, zärtlich nicht.

Vane: Probiertest du's? Ich passe auf!

Maud: Keine Eifersucht.

Thylla: Benehmt euch, Mädel! Standesbewußtsein!

Pause

Maud: Statt des Briefes schickte ich dem Alten ein Geburtstagsgedicht.

Thylla (nimmt ihr das Papier fort, liest): Zeig!

»Wenn gute Menschen heute dich bedenken.
Dir reiche Gaben ihrer Liebe schenken,
So wisse, daß auch ich von dir entzückt bin.
Und ob ich dir auch meilenweit entrückt bin,
Ist doch die Post bereit an mich zu senden,
Was alles deine Liebe mir will spenden.«

Glaubst du, er reagiert auf so groben Anhieb?

Maud: Prompt. Das schreibe ich ihm jedes Jahr erfolgreich zum Geburtstag.

Vane: Ich bat meine Mutter um seidene Strümpfe, ein Hautanakorsett und Khasana.

 

Zweiter Auftritt

Sonja (tritt auf und zu Mathilde hinter die Bank): Guten Morgen, Mathilde. Des gestrigen ersten Tages Ergebnis und Eindruck?

Mathilde: Uznach ist beispiellos! Fasse ich es noch lange nicht, weiß ich, mein Alltag ist gründlich vorbei.

Sonja: War es dein oder deiner Eltern Wunsch, herzukommen?

Mathilde: Zwang, Gründe meines Abstands zu aller bisherigen Umgebung einzusehen. Nichts wüßte ich so gerne, wie, wer ich wirklich bin, und kann es nur hier erfahren.

Sonja: Der Wunsch beheimatet dich hier.

Zu den Mädchen in der Hütte

Mathilde ist beglaubigt: will sich in uns erkennen.

Die drei, jetzt im Badekostüm, umringen Mathilde. Sonja geht in die Hütte, sich auszukleiden

Thylla: Dann mußt du beichten!

Maud: Wie fing es an? Wie kamst du hinter den Riesenschwindel?

Vane: Wer entpuppte dich?

Sonja: Wie alt warst du?

Vane: Hattest du vorher – nachher die stärkste Hemmung?

Maud: Hast du dir's anders vorgestellt?

Sie setzen sich dicht neben sie

Sonja: Bliebst du überlegen? Kam Katzenjammer?

Thylla: Wurde es Glück, Zusammenbruch? Sag uns Bescheid. Hier hält keine vor keiner zurück.

Vane: Wahrheit ist Parole! Gemogelt wird nicht mehr!

Maud: Wir sind uns bis in Geheimnisse verpflichtet

Mathilde: Ich habe keins. Nur Sehnsucht, mir euren Selbstmut anzueignen.

Sonja (kommt im Badeanzug zurück): Uznach befreit dich doppelt. Begriffe bildet der Meister; Fräulein Vigdor walzt dich gymnastisch, bis du die Sechsteiligkeit des Bewußtseinsakkordes begriffen, aus. Ursachen, Folgen deiner geistigen Haltung, naiven Spielastik werden dir klar, dein Ich in sieben wahrnehmbare Ichteile gespalten. Voraussetzung für den Erfolg, du bist in kein Vorurteil in dir verhängt.

Mathilde: Das heißt, ich habe eigene Meinung!

Vane: Vorlieben soviel du willst. Nur keine kleinste fixe Idee!

Maud (von hier an mit entsprechenden Gesten): Schlägt man in mir eine Taste an, müssen all deine Töne bereitwillig mitschwingen.

Thylla: Stets mußt du für die höchste Daseinsform, die Ballung bereit sein. Statt Einzel tönen wirst du Ballungsakkorde im All begreifen.

Sonja: Die Tanzkraft der Welt, alles Lebendigen tänzerische Verwandtschaft wird dir die Vigdor nach Laban aus logischen Zusammenhängen ebenbürtig beweisen.

Vane: Dein geistiges Turnen plus tänzerischer Raumgymnastik bedeuten Überwinden der Trägheit in dir.

Maud: Geometrische und kristallographische Raumlehre wirst du tanzend begreifen.

Thylla: Der Mensch ist Körpergeistseele!

Sonja: Spannungsverhältnis!

Vane: Die Lehre von den Ionen und Elektronen hat auch in der Tanzwissenschaft die Teilung der Erscheinungen in feste, flüssige und gasförmige Stoffe umgestoßen.

Thylla: Dein Skelett ist des großen Reigens Grundspannung in dir.

Maud: Gewebe und Knorpel bilden Übergänge.

Sonja: Und ist es dein Wesenssinn, Sympathie zu beherbergen, bekommst du durch den Trieb der Selbsterhaltung einen deutlichen Gegenpol, den wir das Aufleuchten des Liebeshasses nennen.

Mathilde: Liebeshaß?

Vane: Hast du keinen Instinkt für ihn?

Thylla: Darin liegt deines Wesens Akkordisches, daß du aus der Fülle deiner Spannungsmöglichkeiten die Zusammenschwünge des gleichzeitigen Liebes- und Haßempfindens herausreißest, als gesetzgebenden Grundraumrhythmus bewahrst.

Sonja (turnt): Im aufrechten Stand, die Schulterblätter geschlossen, Brust zu freier Atmung gewölbt, die Schambeinfuge tiefgestellt, entwickelt sich das Bewußtsein einheitlicher Kraft im Körper.

Maud (turnt): Erscheinungen der Welt sind dem Tänzer Ballungen der Gebärdenkraft.

Vane (turnt): Steht der Mensch auf zwei Beinen, spreizt sie weit, ist die Beweglichkeit grotesker, als wenn seine Gestalt auf kleinster Basis ruht.

Thylla (turnt): Durch ein freischwingendes Bein ist der Gebärdenkraft Spielraum gegeben.

Sonja (turnt): Der Fuß ruht auf dem Köpfchen des Mittelfußknochens, Zehen und des Fersenbeins. Sie stützen, steht der Tänzer auf Fußspitzen, den Körper.

Maud (turnt): Gierige Lust ist gekrümmt.

Vane (turnt): Freie Heiterkeit gehoben.

Thylla: Starke Gemütserregung reißt eine ganze Seite des Körpers vor oder zurück.

Mathilde ist aufgestanden, unter sie getreten und macht vorsichtig die vorgemachten Übungen nach

 

Dritter Auftritt

Klaus ist im Badeanzug auf- und hinter einen deckenden Busch getreten

Vane (macht vor): Das Heben der Arme fördert die Bewegung der Brustkorbknochen.

Maud (macht vor): Arme und Beine hängen an einem Knochenring, die Beine am starren Beckengürtel. Das Pendeln des freischwebenden Beins kann mit geringer Muskelkraft ausgeführt werden.

Sonja (macht vor): Wie die Armbewegung auf die Atmung, hat die Beinbewegung auf die in der Leibeshöhle untergebrachten Organe Einfluß. Die Drehung der Hüfte ergibt 72 Grad.

Sonja (macht vor): Bewegungen der Schenkel bringen vitale Bewegungen des Leibhöhleninhalts mit sich. Merkst du kristallinische Spannung?

Mathilde (turnend): Mir ist's im Bauch sehr angenehm.

Vane (klatscht Beifall): Sie hat großen Akkord des Ausdrucksgeschehens!

Thylla (turnt gesteigert): Das Wesentliche der Atmung ist, daß Bauch- und Rippenmuskeln die vollgepumpte Lunge zusammenpressen, wobei die durch Stoffwechsel zersetzten Teile der Luft durch Mund und Nase ausgeblasen werden.

Alle vier haben mächtig eingeatmet und rhythmisch ausgestoßen

Vane: Dabei ist wichtig, daß die Pause zwischen Ausatmung und neuer Einatmung dehnbar ist. Denn die Pause ist für den neuen Atem schöpferisch.

Maud: Bizarrerien des logischen Realismus, überbetonten Ausdrucks sind Sentimentalitäten. Können nicht zu vollem Schauen und Sagen führen.

Sonja: Nie zu der neuen Sachlichkeit!

Thylla: Erst mit Tanzerkenntnis geschwängert, wird Mathilde Uznach, die Welt und sich genießen; zur Ruhelage ihres Selbst hinabsteigen können.

Sie haben einen Reigen geschlungen, in dem sie mit ruckhaft noch heftigerer Glieder- und Atemtechnik, die dynamischen Eindruck macht, singen:

Es ist ein Reihen geschlungen
Ein Reihen auf dem grünen Plan,
Und ist ein Lied gesungen,
Das hebt mit Sehnen an.
Mit Sehnen also süße,
Daß Weinen sich mit Lachen paart.
Hebt, hebt im Tanz die Füße
auf lenzeliche Art.

Sie erblicken Klaus, stoßen einen großen Schrei aus

Klaus (tritt hervor): Bremsen Sie Ihre bezaubernden Schwünge nicht! Dulden Sie mein andächtiges Zusehen aus diesem Stuhl; fahren Sie in himmlischen Aufgeregtheiten fort, daß ich Sie kennenlerne. Es ist prachtvoll!

Er hat sich in den Liegestuhl gesetzt

Sonja (turnt im Reigen um Klaus. Zu Mathilde, doch nun mit innerer Beziehung zu dem jungen Mann): Zwischen Brust und Beckenring spannt sich die geschmeidige Gürtelmuskulatur, die Organe der Samen- und Fruchtbereitung umschließt.

Thylla (ebenso): Im Skelett kommt in des weiblichen Beckens größerer Pracht die geschlechtliche Verschiedenheit zum Ausdruck.

Vane (ebenso, aber hitziger, die anderen zu übertrumpfen): Doch gibt es männliche Becken, die breiter als weibliche sind.

Klaus: Hört, hört!

Maud (turnt): Des Leibes Eurhythmik tanzt das träumende Fleisch wach! (zu Mathilde, die die ganze Zeit unbewegt stand) Warum machst du plötzlich nicht mehr mit? (zu Klaus) Haben Sie unsere volle Schau?

Klaus: Ich sehe Sie mit der Kraft des aufsteigenden Tagesbeginns fabelhaft über sich selbst geschleudert.

Thylla: Nur Mathilde sperrt sich.

Maud: Warum bist du nicht im Badedreß?

Vane (zu Klaus): Sie ist noch untänzerisch verknöchert.

Sonja: Der Tanzschmelztiegel wird ihre weibliche Symbolik aufschmelzen. Sie wird nicht übel sein, (zu Mathilde) Schnell, Umzug!

Mathilde: Ich mag nicht!

Maud (zieht sie an der linken Hand): Die Vigdor!

Thylla (zieht sie an der rechten Hand): Vorwärts!

Mathilde: Nicht jetzt!

Klaus: Man sollte, daß ich nach soviel Dynamik das Bild eurer plastischen Ruhe hätte, Pause machen.

Sonja: Wir müssen noch ins Wasser! In fünfzehn Minuten ist Abfütterung.

Thylla: Dann los! Hallo!

Nimmt Vane bei den Händen und stürmt mit ihr fort

Sonja (faßt Klaus): Machen wir mit, Klaus!

Beide stürmen zum Wasser

 

Vierter Auftritt

Mathilde fällt in die Bank

Maud: Das letzte galt dem Mann: nur noch Katarakte weiblicher Gebärdenkraft. Aber dich fing das Plasma nicht mit; du bist versteint.

Mathilde: Ich kämpfe verzweifelt gegen meine steinerne Kühle. Denn eure Hitze muß das richtige sein.

Maud: Hier wird dein Tänzergewissen geweckt. Du aus der Wüste des Zwecklebens in die Tiefenschicht deines Wesenkerns geführt, (faßt ihre Hand) Noch bist du verkrampft, der schlaffe Muskel schafft keinen Kraftakkord; du quillst und schwingst nicht; hast zu nötigen Entblößungen keinen Mut, staust elektrisch chemischen Strom in dir.

Mathilde: Muß man immer, nicht nur, wenn es zwingend ist, fließen?

Maud: Unsere Sinne sollen fremder Reibungs- und Verbrennungswärme stets zugänglich sein. Wir müssen uns offenhalten, der anderen Wünsche atmen, uns selbst bei jedem Atemzug bis in die letzte Nerve hebeln. Du aber fliehst vor fremden Mitten.

Mathilde: Überanstrengt ihr euch nicht? Ihr schwitzt so.

Maud: Verströmen Kraft, gießen mystische Spannungen in die Maschine gewordene Welt. Du gehst und stehst sittige Schablone; wir glauben, du tust sie leider auch. Das Geradeaus deiner Wuchsrichtung fehlt. (macht vor) Nicht als atme Freiheit, Berechnung in dir, gehst du im Raum, schwingst falsch durch deinen eigenen Körpertag; wir tanzen in jedem Schritt phantastisches Eigenbild. Sag was schöner ist?

Mathilde: Soll man sich vierundzwanzig Stunden täglich ballen, aus jeder Mücke einen Elefanten tanzen?

Maud: Sogar das Nichts soll man beleben. Veranlasser, selten veranlaßt sein.

Mathilde: Ich muß mich, das zu können, erst vergewaltigen.

Maud: Besser das junge Mädchen vergewaltigt, als es wird weiter genotzüchtigt.

Mathilde: Wie lange brauchtest du, es zu lernen?

Maud: Wesentliches brachte ich mir früh bei.

Mathilde: Warst nie in Gefahr?

Maud: In bürgerlicher stets, nie in wirklicher.

Pause

Mathilde: Du bist fest entschlossen. Ich habe dich auch am liebsten. Hilf mir!

Maud: Du tust mir leid, doch fürchte ich fast –

Mathilde: Was fürchtest du?

Maud: Du stehst mir nicht nah genug, die Wahrheit, Mathilde, zu sagen.

Mathilde: Welche, Maud?

Maud (dringend und leise): Du verstandest! Du bist mit achtzehn Jahren nicht etwa noch –?

Mathilde (begreift, fällt ihr mit einem Schrei um den Hals): Doch, doch – ich bin's!

Große Pause

Maud: Das freilich ist stark – ist freilich peinlich! (streicht ihr übers Haar) Ist's möglich, Kleines?

Mathilde: Es ist nicht meine Schuld allein.

Maud: Wie konnte das bei so viel heutiger Gelegenheit geschehen?

Mathilde: Wir sind aus Lüneburg!

Maud: Allmächtiger!

Mathilde: Du stellst mich nicht bloß! Vor Dr. Siebenstern nicht! Ihn schätze ich hoch, und dann wäre alles vorbei.

Maud: Ja, der verlöre den Mut und andere auch. Und nannte dich gehemmtes Baby uznachreif! Ja, warst du nie Wandervogel, in keiner freien Schulgemeinde?

Mathilde (belämmert): Zu Haus!

Maud: In Lüneburg!

Mathilde: Und dann in Angermünde.

Pause

Maud: Natürlich ist, dir in solchen Umständen nahezutreten, für jeden, außer Andresen, der Rokoko liebt, schwer.

Mathilde (ängstlich): Noch weiß es niemand!

Maud (sehr ernst): Und darf kein Mensch ahnen! Du wärst unmöglich! Man wäre restlos geniert. Spiele, behaupte, solange es nicht anders ist, auf Tod und Teufel das Gegenteil.

Mathilde: Ich habe dich enttäuscht, seh dir's an.

Maud: Verblüfft bin ich. Auf alles war ich gefaßt, nicht auf das in 1926!

Mathilde: Hindere mich nicht, wie ihr zu werden!

Maud: Ich bin ein Grab. Und du bist allerliebst. An deinem schmucken Aussehen hat es nicht gelegen. An Lüneburg! Es wird schon werden.

Exeunt

 

Fünfter Auftritt

Siebenstern, Andresen treten auf

Siebenstern: Ihr Gesamteindruck?

Andresen: Fräulein Enterleins?

Siebenstern: Klaus vor allem?

Andresen: Er scheint nicht aus der Zeitlöhne daß ich behaupte, sein Jahrhundert sei gewesen.

Siebenstern: Unmodern?

Andresen: Ist Uznach modern, ist er das Gegenteil. Zu Fräulein Enterlein wird er halten, die auch überall andershin als zu uns gehört.

Siebenstern: Ich kenne Sie nicht mehr. Der sonst Zurückhaltende gibt sich durch vorschnelles Urteil Blößen.

Andresen: Weil der Eindruck groß ist! Die beiden Kinder wirken aus anderen Anlässen zu anderem Zweck als alles, was ich trotz Uznachs sah. Verführen mich ernüchterten Schulmeister zu der Hoffnung, es sei doch wieder Sommernachtstraum, Zauberflöte, eine Geschichte von Jean Paul mit ihnen möglich. Fräulein Vigdor ist der gleichen Meinung.

Siebenstern: Sie träumen. Mathilde gab mir Anlaß genug, zu wissen, sie ist smarte Amazone, die unsere Penthesileen knock out schlägt; Klaus Granate, die zeitgemäß krepieren will.

Andresen: Ich höre andante sostenuto, Symphonie mit dem Paukenschlag aus beiden.

Siebenstern: Und ich glaube ein anderes Wunder: Der Weiberfeind fand in der Ankömmlingin seine Meisterin.

Andresen: Nie käme meine mäßige Männlichkeit neben Klaus zur Geltung.

Siebenstern: Hätten Sie mit Mathilde recht, müßte sie morgen zu den Eltern zurück. Uzuach ist keines Dilettanten Laune. Backfische sind hier fehl am Ort Wir machen Geschichte, erzählen uns keine, Gott sei Dank.

Andresen: Und stimmt es mit Klaus?

Siebenstern: Indiskutabel! Der ist meine Steigerung, mein Meisterwerk!

Andresen: Nicht ohne daß er als mein Schüler von meiner Vorliebe für Romantik profitiert hätte.

Siebenstern: Ausgeruht ist er dem Spuk entwachsen. (schroff) Sie finde ich nicht mehr auf Uznachs Höhe. Sollten Sie von hiesigen Richtlinien, die Jugend in den Rhythmus kulturtragender Wesenheiten einzugliedern, neuerdings abweichen, bitte ich um schleunigen schriftlichen Bericht!

Schnell links exit

Klaus (im Bademantel tritt auf): Hallo, Alter! Aber wie siehst du aus, welcher Zusammenbruch mit dir in diesem himmlischen Zirkus?

Andresen: Du bist entzückt von ihm?

Klaus: Hin!

Andresen: Von Mathilde besonders?

Klaus: Ich finde die Mädels eins wie das andere prachtvoll! Das sind nicht mystische Bräute, doch auch kein männlicher Gebrauchsgegenstand mehr; zu eigenem Trubel Entschlossene, die nicht hinter dem Berg halten, Reize nackt zum Angriff auf uns zu brauchen.

Andresen: Merktest du den?

Klaus: Und wie! Im Wasser waren sie in Front geschlossen, strotzend vor Eigenmut. Das war gelebtes Uznach, meines Vaters gewonnene Schlacht! (er bläst Signal) Hätte der Krieg nur die Nummer, das neue Mädchen, hervorgebracht, viel ist von seinem Grauen ausgelöscht.

Andresen: Wie stets ist deine erste Begeisterung falsch. Erst wenn sie dich, da ihnen das Risiko der Niederlage fehlt, noch strotzender, weiblich, tätlich angegriffen haben, wollen wir dein geprüftes Urteil hören; sehen, welche dann den Apfel bekommen wird.

Klaus: Der liegt nicht bei mir. Sie sämtlich werden mich mit Früchten bombardieren. Nicht drei – fünf wundervolle Göttinnen!

Andresen: Und wird in süßeren Umständen der neue Paris seinem Namensvetter aus dem Altertum an Vorbildlichkeit nicht nachstehen?

Klaus (indem er dem sich krümmenden Andresen stürmisch die Hände schüttelt): Ihn weitaus rühmlich übertreffen – das walte Gott!

Vorhang

 


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