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IV.

4. Medschlis.

Und sie werden dich über die Reinigung
befragen. Sprich: »Sie ist ein Schaden.«
Enthaltet euch daher eurer Weiber während
der Reinigung und nahet ihnen nicht eher, als
bis sie rein sind. Sind sie jedoch rein, so suchet
sie heim, wie Allah es euch geboten hat.
Siehe, Allah liebt die sich Bekehrenden und
liebt die sich Reinigenden.

(2. Sure, Vers 222.)

Heute ist große Wäsche im Haremlik. Alle Sklavinnen sind von Sonnenaufgang an auf den Beinen, und schon trocknet hier und da im Garten grobe und feine Wäsche: Bettzeug, Tafeltücher und ganz intime Bekleidungsstücke.

Die spitzenbesetzten, ganz dünnen rosafarbenen Höschen, die türkische Hannums unter dem Hemde auf dem nackten Körper zu tragen pflegen, zappeln lustig im Winde, blähen sich entsetzlich auf und nehmen schließlich die hintere Figur der Negerfrau an. Aber von diesen duftigen Beinkleidchen gehört nicht ein einziges der Schwarzen, die die Giaurs nicht liebt und die jene Sitten und Bekleidungsarten, die die Fremden zu uns gebracht haben, verachtet. Die rosafarbenen sind Eigentum der »Mutter«.

Auf dem benachbarten Rasen unseres Gartens liegen in einer Reihe vier weißseidene Höschen von feinstem Gewebe und reichster Stickerei. Sie sind sämtlich sehr ausbesserungsbedürftig, und die roten Blumen, die sich durch die Oeffnungen und Risse hindurchgezwängt haben, bilden einen sonderbaren Gegensatz zu dem blendenden Weiß. Ab und zu hebt ein Windhauch die Beinchen, und es geht ein Zucken durch die Wäschestücke, als ob sie lebendig werden wollten. Wem könnten die Höschen, die einer arg mitgenommenen Kriegsfahne gleichen, anders gehören, als unserer Fathima ezzahra?!

So erkennt man an diesen intimen Bekleidungsstücken den Charakter ihrer Trägerin, und vielleicht hat auch jedes dieser Höschen sein eigenes Schicksal, seine eigene Geschichte. Wenn ich alles das mit meinen Augen betrachte, muß ich gestehen, daß die Giaurs nicht unrecht haben; es liegt in dieser Art von Bekleidung, die verdecken soll und doch enthüllt, ein eigenartiger Zauber, ein Schönheitsreiz. – Einmal hat mich solche Spitzenschönheit so gefangen genommen, daß ich von ihr träumte. Und das Wunderbare war, daß dieses duftige Höschen den rosenroten Mund öffnete und zu mir sprach. Und was es erzählte, war so eigentümlich daß ich nicht alles verstand. Aus den lebhaft bewegten Lippen aber entnahm ich, daß ihm manches im Leben hart angekommen und vieles darüber und darunter gegangen war. – – – – – –

An diesem großen Reinigungstage gingen auch unsere Hannums ins Bad, wie es das Gesetz nach den unreinen Tagen vorschreibt.

Das Häuschen mit dem runden Glasdach am Ende des Gartens ist das Badehaus. Der eigentliche Baderaum mit dem Ofen darunter liegt in der Mitte; an beiden Seiten befinden sich noch zwei kleinere Salons als Toilettenräume oder Wartezimmer. Der Ofen wird viele Tage vorher geheizt, so daß sich in dem Baderaum darüber eine sehr heiße Luft entwickelt und der Fußboden fast so glühend ist, daß man die Füße durch Holzsandalen vor dem Versengen schützen muß. An der Wand steht ein kleines Waschbecken mit zwei Oeffnungen: für kaltes und warmes Wasser. Alles ist mit farbigen Fliesen bedeckt, und zwei marmorne Bänke dienen zum Ausruhen.

Die Frauen haben fast den ganzen Tag mit ihrer Reinigung zu tun, aber mehr Zeit als das Baden selbst nimmt die Pflege des Körpers in Anspruch.

In dem einen Vorraum entkleiden sich die Frauen, und jede von ihnen nimmt drei Handtücher mit sich, wie es die Sitte vorschreibt: je eins für den Kopf, für den Leib und für die Füße.

Sobald eine Frau mit zwei ebenfalls nackten Sklavinnen den Baderaum betritt, beginnt sofort das Baden oder besser: Schwitzen, denn die Luft in diesem Raum ist so heiß, daß der Körper Ströme Wassers von sich gibt. Nun mischt eine Sklavin kaltes und warmes Wasser in dem Becken an der Wand, der Körper der Hannum wird mit Seife beschmiert und mit lauwarmem oder heißem oder kaltem Wasser begossen. Währenddessen bearbeitet die andere Sklavin den Leib ihrer Herrin dermaßen mit scharfen Bürsten, daß der Körper eine blutrote Farbe annimmt. Ebenso gründlich werden die Haare gereinigt. Die beiden Räume hinter dem Bade dienen zum Ausruhen und Abkühlen, und wenn die Hannums sich in ihre Gemächer zurückgezogen haben, baden die Sklavinnen in derselben Weise, wobei die eine der anderen behilflich ist. So geht es den ganzen Tag. – – – – – –

Ich befand mich gerade auf dem Hofe, als Fathima ezzahra sich zum Badehaus begab. Sie hatte sich, schon nackt, in einen Pelz gehüllt, während zwei Sklavinnen Wäsche und Kleidungsstücke nachtrugen.

Als Fathima mich sah, nickte sie mir freundlich zu, und ich hielt es für meine Pflicht, sie zum Badehaus zu begleiten, und meine wachsamen Blicke nicht von ihr zu lassen, denn die Türen waren weit geöffnet.

Die Hitze, die mir entgegenströmte, war fast unerträglich. Aber Allah, der Gütige, hat die Treue in unser Herz gelegt und in unsere Seele Zweifel und Anmut, damit wir im Augenblick schwankender Gedanken zum Prüfstein werden und uns entscheiden, dem Guten oder dem Bösen, dem Recht oder Unrecht zu folgen.

Und so betrat ich denn den Pfad des Rechts und der Treue, ertrug die Hitze und bewachte den nackten Leib meiner Herrin, die sich meinen Blicken so zeigte, wie Allah sie erschaffen. – –

Es war das erstemal, daß ich eine nackte Frau sah, und ich konnte nicht begreifen, was die Männer bei solchem Anblick in Erregung versetzt.

Fathima ist ebenmäßig gestaltet, bin ich es nicht auch?! Ihre Formen sind rund und weich, sind die meinen nicht ebenso?! Hier und da sprossen goldglitzernde Härchen auf der weißsamtnen Haut, und wo sie sich zu einem dunkleren Schattengebilde verdichten, gleichen sie dem Haine des Propheten Chiser, der da hütet im Lande der Finsternis junge schaffende Naturkraft an der Quelle des Lebens.

Bedeckt nicht auch meine Haut eine köstliche Wiese zarter Härchen?!

Nur die Brust ist weiblich, aber diese Halbkügelchen sind weder schön noch zweckmäßig, und in heißen Tagen müssen sie den Frauen eine Last sein.

Gewiß, wir sind ohne Trieb, aber keineswegs ohne Schönheitssinn, und da ich an der nackten Frau nichts Schönes entdecke, was Männer oder Verschnittene nicht auch haben könnten, nehme ich an, daß die Männer sich an Reizen erregen, die den Blicken verborgen sind. Oder vielleicht am Geruch. Aber meine Nase ist gut, und ich rieche nichts als Hitze und süßlichen Frauenschweiß. – –

Jetzt dreht Fathima sich wieder um und zeigt sich mir wieder von vorn, und siehe da, sie gleicht doch völlig dem Körper eines Verschnittenen.

Allahs Wunder sind nicht zu ergründen, er schuf Himmel und Erde und Pflanzen und alles, was wächst und lebt, und den Menschen in zwiefacher Gestalt: Mann und Weib, jedes mit besonderem Trieb und Beruf, und als Krone der Menschen schuf er uns Geschlechtslose, die wir auf der Brücke stehen, die Mann und Weib verbindet. Allah akbar! – – – – – – – – –


Fathima war längst in ihr Gemach gegangen und hatte sich nach den Anstrengungen des Bades zur Ruhe begeben. Die Speisen wurden in den einzelnen Zimmern serviert, da keine Hannum heute mehr ihre Ruhestätte verließ. Auch die Sklavinnen verrichteten nur den notwendigsten Dienst, und – war es Einbildung oder Wirklichkeit – das ganze Haus roch nach Wasser und wohlriechenden Essenzen.

Früher als sonst erloschen heute die Lichter des Haremlik, und das Tagewerk, das so früh begonnen, fand auch ein frühes Ende.


Freitag ist's heute – Feiertag.

Ich verrichtete mein Frühgebet und begab mich, ganz gegen meine Gewohnheit, sofort in den Haremlik, und doch war ich nicht der erste und einzige. Einen anderen, der noch früher aufgestanden war, traf ich auf dem Korridor, ganz in der Nähe von Fathimas Zimmer, den Inder nämlich. Er sah sehr blaß und verstört aus und war bestürzt, als er mich erblickte, faßte sich aber gleich und sagte im ruhigsten Tone: »Recht so, daß du schon früh auf den Beinen bist, du siehst, auch ich tue meine Pflicht, gönne mir keine Nachtruhe und prüfe für unseren Herrn, ob alles in Ordnung!«

Dann verzogen sich seine Mundwinkel, und mit trauriger Miene fügte er hinzu: »Unserem Herrn geht es übrigens nicht gut, wenn Allah in seiner unermeßlichen Güte ihm nicht bald Kraft und Genesung spendet, sind seine Erdentage gezählt!«

Dann grüßte er und ging zum Hofe hinunter. Als ich an Fathimas Zimmer kam, hörte ich, wie sie sich wusch und räusperte, und es schien mir, als ob sie ihr Bett hastig in Ordnung brächte.

Meine Herrin hatte sich wieder ins Bett gelegt, und sie sah ebenso erhitzt aus, wie vor einigen Tagen. Die Augen funkelten wie glühende Kohlen, und um den halb geöffneten Mund spielte wieder jenes Lächeln, das, wie damals, die beseligende Erinnerung an einen wunderschönen Traum auszudrücken schien. Von der gewölbten Stirn perlten noch einige Schweißtropfen wie Tränen der Wollust herab, und der Busen wogte noch in wilder Leidenschaft auf und nieder, als ob das zappelnde Herz sich seiner Fesseln entledigen wollte.

Diesmal jedoch schien Fathima etwas frischer und weniger erschöpft zu sein. Auch das Zimmer war ordentlicher als damals.

Nach der üblichen Verbeugung berichtete ich, was ich über das Befinden unseres Herrn erfahren hatte. Fathima neigte sich zur Wand und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, als ob sie weinte, ich glaube aber, daß keine Träne ihre Wangen benetzte.

Schon wollte ich mich geräuschlos entfernen, als meine Herrin sich schnell herumdrehte und mir zurief: »Warte, ich habe etwas für dich!« Dann griff sie nach einem Kästchen, das auf einem kleinen Tische neben dem Bette lag, überreichte es mir und sagte: »Der leidende Herr belohnt den treuen Diener, du hast deine Pflicht getan, Aga, zum Zeichen der Anerkennung hierfür und als weitere Aufmunterung überreiche ich dir im Namen unseres kranken Herrn, den Allah noch hundert Jahre erhalten möge, diesen kostbaren Ring!«

Eine solche Ueberraschung hatte ich tatsächlich nicht erwartet, und ich mußte ein sehr dummes Gesicht gemacht haben, als ich mich tief verbeugte und den Saum des Morgengewandes küßte, denn Fathima lächelte so eigentümlich, daß ich mir diesen neckischen Gesichtsausdruck nicht anders erklären konnte.

Als ich auf den Korridor trat, betrachtete ich mit Staunen und grenzenloser Freude den herrlichen Ring, der dem ersten ganz ähnlich war, nur hatte er Smaragde statt der Türkisen.

Allah sorgt väterlich für seine treuen und gläubigen Diener. Er heilt nicht nur alle Wunden, sondern er bedeckt auch die menschlichen Gebrechen mit dem Mantel seiner unendlichen Güte. Seine Barmherzigkeit ist wie ein Quell, der nie versiegt, seine Liebe gleichet dem Feuerball der ewige« Sonne, die hineinleuchtet in alle dunklen Erdenwinkel und mit ihren fruchtbringenden Strahlen belebt, was des Lebens harte Rot zu töten und zu vernichten droht.

Und wo das menschliche Auge zu sehend ist, schlägt er mit wohltuender Blindheit.

Allah sei Ehr' und Preis!

Als ich den ersten Ring bekam, verglich ich im Geiste: ein Ring – ein Auge. Murrte ich etwa?! Allah weiß es, daß meine Seele rein ist von jeder Begehrlichkeit! Ist nicht alles in der Welt gepaart, hat nicht der Mensch zwei Augen, ist mein Vergleich denn ein sündiger gewesen?! Rein, gewiß nicht, denn Allah selbst ist zum Richter geworden, und sein Spruch ist gut und gerecht, denn siehe, sandte er mir nicht diesen kostbaren Ring, auf daß ich auch das andere Auge schließe?!

La illáh illalláh! Es gibt keinen Gott außer Allah!

Die festliche Stille unseres Feiertages wurde bis zum Abend durch nichts gestört.

Wenn ich den ausgedehnten Korridor durchschritt, vernahm ich aus den einzelnen Gemächern nur halblaute Gebetworte, einen abgebrochenen Seufzer oder leises Geflüster zwischen einer Hannum und ihrer diensteifrigen Sklavin.

Am späten Nachmittag war alles festlich gekleidet. Die »Mutter« und die Negerin lustwandelten mit den Sklavinnen aus dem Hofe.

Die »Mutter« trug ein rosafarbenes Brokatkleid mit Spitzen und verhüllte den Kopf und die Hälfte des Gesichts mit einem feinen weißen Schleier. Kostbares Geschmeide, lange Ketten, Perlenkolliers, Armbänder mit großen, in allen Farben sprühenden Brillanten und auf jedem Finger prächtige Ringe mit den seltensten Edelsteinen und alles mit Würde getragen, verliehen ihr das Aussehen einer Fürstin.

Ganz anders die dicke Negerfrau.

Sie hatte sich in ein weites, grellrotes Gewand gehüllt und das Tonnengewölbe ihres Leibes mit einer grasgrünen breiten Schärpe geschmückt.

Da ein starker Zugwind im Garten wehte und die Negerin keine Unterröcke zu tragen pflegt, kamen die Körperformen, wenn der Wind an dem losen Stoffe zauste, manchmal so zur Geltung, daß man über den Umfang und die Gestaltung gewisser Teile sehr verwundert sein mußte.

Da sie bei jedem Schritt die Fetthügel ihrer Hüften, die das gewaltige Hintergebirge wild zerklüftete, in erdbebenartige wellenförmige Bewegungen versetzte, schlingerte der riesenhafte Hinterleib wie zwei mit Olivenöl gefüllte Schläuche bald nach links und bald nach rechts, und jedesmal zeigte ein wulstiger Faltenwurf, der zitternd über den Schenkel herunterhing, diejenige Breitseite an, die aus ihrer Ruhelage unsanft verdrängt worden war. Das krause schon graumelierte Kopfhaar hatte diese schwarze Schönheit mit roten und grünen Bändern verziert, und als Geschmeide diente nur ein breites, goldenes, blau emailliertes Armband, eine altertümliche Brosche mit Edelsteinen und zwei mächtige runde Ohrringe, deren Schwere die Ohrläppchen der abstehenden großen Ohren in die Länge zogen, wodurch ein häßlicher offener Schlitz entstand.

Die Sklavinnen, die in respektvoller Entfernung einhergingen, jede nach eigenem Geschmack, aber fast alle grellfarben herausgeputzt, konnten beim Anblick dieser Negerfrau nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken.

Fathima ezzahra war noch nicht auf dem Hole, aber als sie endlich kam, mußte man doch sagen, daß sie den Beinamen »die Glänzende« mit Recht verdiente; namentlich hier, wo die ganze Weiblichkeit des Haremlik versammelt war und den Rahmen zu einem Vergleich bot, konnte ihre Schönheit erst zur Geltung gelangen.

Fathima war wie immer weiß gekleidet, in einem Gewände nach Frankenart. Silberne Borten schmückten den Saum, die Aermel und den Halsausschnitt des Kleides. Ein silberdurchwirkter Gürtel hielt die schlanke Hüfte umschlungen, und eine doppelte Reihe kostbarer Perlen fiel auf den sanft gerundeten Busen herab. An dieser Perlenkette hing ein aus kleinen Brillanten gestalteter Elefant mit einem Rubin als Auge, während die Zähne aus Opalen geschnitzt waren.

Den Goldfinger der rechten Hand zierte ein breiter Ring, der fast die ganze Länge des ersten Fingergliedes einnahm. Dieser Ring war weniger durch kostbare Edelsteine als durch seine hervorragende künstlerische Ausführung und wahrscheinlich auch durch sein Alter wertvoll, denn er schien einer fernen Zeit anzugehören.

Auf Stufen, die zu einem Tempel führen, sitzt ein Buddha in feinster Miniaturarbeit; golden ist die Gestalt, elfenbeinern sind Gesicht und Hände. Die Zähne werden durch kleine Brillanten dargestellt, und die Augen sind durch einen geheimnisvollen Stein angedeutet, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Von ferne dunkel, blitzen diese Steinchen in der Nähe auf und leuchten wie Tigeraugen im Dunkel der Nacht.

Ueber dem Tempel fliegen zwei Tauben aus Opalen, die sich schnäbeln, und das wunderbare Gebilde wird durch einen breiten Reis geschlossen, in dem sich mit Brillanten und farbiger! Edelsteinen besetzte Drachen bewegen.

Dieses kostbare kleine Kunstwerk machte auf mich den Eindruck eines unheimlichen Talismans, einer geheimnisvollen indischen Beschwörungsformel. Offenbar ein Geschenk des Inders, der sich als gläubiger Mosten: gibt, hat dieser Ring wegen seiner heidnischen Darstellung doch Bedenken über den moslemitischen Sinn meiner Hannum in mir erweckt, und ich halte es nicht für unwahrscheinlich, daß auch sie indischen Ursprungs sei. Was ich vermute, wird noch besonders bekräftigt durch allerlei abergläubisches Beiwerk, mit dem sie sich zu schmücken pflegt. So entdeckte ich auf den drei Mittelfingern der linken Hand je einen breiten Goldreifen in Schlangenform, auf dem sich jedesmal ein anderes mir fremdes Schriftzeichen befand, und die Ohren schmückten dünne Ringe, an denen ein merkwürdig geformter, aus farbigen Steinen zusammengesetzter fliegender Käfer hing. – – –

Fathima grüßte die anderen Hannums in althergebrachtem Zeremoniell, promenierte aber allein und abseits von den übrigen.

Zwei kleine Fellahmädchen, die erst seit kurzem in unserem Haremlik Aufnahme gefunden hatten, saßen in einem Winkel des Gartens unter einem blühenden Hollunderstrauch und belebten das bunte Bild des feiertäglichen Spazierganges durch eine etwas einförmige Musik. Die ältere blies auf einer langen Holzflöte schrille, sich überstürzende Melodien, die jüngere sang in näselndem Tone dazu und entlockte mit ihren flinken Fingerchen einer kleinen Trommel dumpfklingende, mehr klappernde als musikalische Laute.

Mit zunehmender Dämmerung fand die Festtagspromenade ihr Ende.

Geräuschlos verschwand eine Hannum nach der anderen in der Pforte des Haremlik. Die Sklavinnen schwatzten noch ein Weilchen miteinander und begaben sich dann zu ihren Dienststellen, um für das Nachtmahl Sorge zu tragen.


Am späten Abend kamen die beiden Hannums, die sich neulich so lebhaft unterhielten, wieder zu Besuch. In ihrer Begleitung befand sich diesmal noch eine dritte, sehr hübsche und elegante Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, die aber von unseren Haremsdamen sehr freudig als liebe gute Mahrusa begrüßt wurde. Daraus entnahm ich, daß auch diese Hannum zu dem Freundschaftskreis gehörte.

Wir waren alle sehr froh über diese willkommene Unterbrechung der einförmigen Haremsruhe, die uns nicht nur Unterhaltung bot, sondern auch reichliche Belohnung beim Abschied in Aussicht stellte.

Welche Revolution ein solcher Besuch in einem so stillen Haremlik, wie dem unsrigen, verursacht, läßt sich kaum schildern. Sämtliche Sklavinnen sind von einem wahren Feuereifer beseelt, und jede versucht, sich auf ihre Art zur Geltung zu bringen.

Im großen Salon läuft alles durcheinander. Man rückt die Sessel und Kissen zusammen, holt kleine Tische herbei und verteilt sie an den richtigen Plätzen. Andere zünden Kerzen und Lampen an, und in einem Augenblick ist der große Salon taghell erleuchtet und zu einem Festsaal umgewandelt. Jede weiß, was sie zu tun hat, niemand befiehlt, nur unten in der Küche gibt die Oberköchin ihre Anweisungen, und viele Hände sind beschäftigt, allerlei Leckerbissen, Gebäck und Süßigkeiten zuzubereiten. Lachend und scherzend laufen die Sklavinnen die Treppe hinunter und kommen mit Schüsseln und Schalen beladen wieder herauf. Das laute, lebhafte Gespräch der Hannums und das geräuschvolle Hin- und Herjagen der Dienerschaft verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm, der erst nach der Bewirtung der Gäste aufhört.

Wir Agas sind bei solcher Gelegenheit recht überflüssig, denn es bietet sich keinerlei Betätigung für uns. Der erste Aga geht seines Alters wegen schon früh zur Ruhe und läßt sich auch sonst nur selten im Haremlik sehen, und mein anderer Genosse, der sich mit der Pflege des Gartens beschäftigt, führt ein eigenes verschlossenes Leben. Wir haben nur wenige Worte bisher miteinander gewechselt.

Ich war also sehr zufrieden, als ich zur Beaufsichtigung der Sklavinnen wieder an der Türe des Salons Aufstellung nehmen durfte. – – –

Die Hannums saßen wie immer im Kreise herum, ließen sich Süßigkeiten und Erfrischungen reichen und unterhielten sich scherzhaft über allerlei, was die Frauen angeht.

Da begann die ältere der Besucherinnen: »Als wir das letztemal so fröhlich beisammen waren und uns an schönen und merkwürdigen Geschichten ergötzten, kam auch das Gespräch auf die Untreue der rechtgläubigen Frauen, und unsere liebenswürdige Gastgeberin behauptete, daß nur Frauen und Mädchen niederer Herkunft sich versündigen, während eine edle und bürgerliche Hannum sich ihrer Pflicht gegen die Gesetze des heiligen Islam jederzeit bewußt sei …:«

»Das ist richtig,« unterbrach die »Mutter«, »und ich kann meinen Standpunkt nicht ändern. Wer einem Gatten die Hand reicht und Kinder mit ihm zeugt, wird nie daran denken, den Vater dieser Kinder zu betrügen und den eigenen Leib zu verunreinigen. Unser heiliges Gesetz nimmt die Frau schon in Schutz und bewahrt sie vor Verführungen, denn der Allwissende kennt die Schwäche der Frauenseele. Es ist gut so, daß man uns von den Männern abschließt und uns zwingt, unsere äußeren Reize zu verhüllen!«

Die Besucherinnen lächelten verlegen, nur Mahrusa, die ganz nach Frankenart gekleidet war und freiere Ansichten zu haben schien, versuchte ihre innere Erregung zu unterdrücken, als sie mit hochrotem Gesicht und flammenden Augen also sprach:

»Verzeih mir, liebste Freundin, wenn ich als die Jüngere es wage, deinen Behauptungen zu widersprechen. Hier ist nicht der Ort, um zu rechten, aber ich glaube, viele mosleminische Frauen stimmen mit mir darin überein, daß es nicht richtig sei, Mann und Weib zu trennen. Allah hat beide Geschlechter geschaffen, damit sie sich in Liebe vereinigen und fortpflanzen, und nichts deutet darauf hin, daß ein Weib minderwertiger sei als der Mann. Im Gegenteil, betrachtet einmal die Aufgabe, die wir Frauen zu erfüllen haben, und ihr werdet finden, daß die Natur uns größere Pflichten auferlegt hat als dem Manne, der uns nur flüchtig begattet und sein Werk als erledigt betrachtet, während wir die Frucht in neun Monaten zur Reife bringen. Wo größere Pflichten sind, müßten auch größere Rechte sein, aber nicht so, daß der Mann, weil er stark ist und Gesetze macht, uns Frauen vom öffentlichen Leben abschließt und uns zu einem minderwertigen Wesen stempelt. Das kann nicht Allahs Wille sein, der in seiner großen Güte zwei Geschlechter schuf, die sich gegenseitig ergänzen und deren Aufgabe es ist, gemeinschaftlich für die Fortpflanzung des Menschengeschlechts zu sorgen. Der Allbarmherzige hat in unsere Seele auch die Liebe hineingepflanzt und uns den Sinn gegeben, den Mann zu fühlen, den wir für den richtigen halten, Vater unserer Kinder zu werden. Wenn Allah nur die Pflicht will und das Liebesgefühl verdammt, warum hat er uns den Sinn zur Liebe erst gegeben! Laßt uns die freie Wahl des Mannes, und die eheliche Untreue wird verschwinden wie die Spreu im Winde!«

Alles schwieg, niemand wagte ein Wort zu erwidern. Die Negerfrau sah sich scheu um, ob nicht eine der Sklavinnen etwa die lästernden Worte gehört hätte. Die »Mutter« blickte wie erstarrt aus Mahrusa, die ältere Besucherin und deren Tochter spielten verlegen mit ihren Fächern, nur Fathima lächelte vor sich hin, und ihre Augen waren triumphierend auf Mahrusa gerichtet, die ihr gegenübersaß.

Als die »Mutter« sich endlich von dem Schrecken, den die gottlose Rede in ihrem Gemüt verursachte, erholt hatte, barg sie das Gesicht in ihre Hände, machte dann einige abwehrende Bewegungen und sagte mit einem Ausdruck tiefen Abscheus und mit fast zitternder Stimme:

»Mahrusa, ich schäme mich mit dir. Schändlich und gräßlich ist deine Anschauung über das Wesen einer mosleminischen Frau. Pfui, der Geist der verfluchten Giaurs hat dich vergiftet. Hätte deine Mutter dir nie eine fränkische Erzieherin gehalten, wärest du keine Sünderin geworden, und ich will täglich für dich zu Allah beten, daß er dich erleuchte und dir den rechten Weg zum Islam weise. Verkennst du denn ganz und gar, daß Allah den Giaurs und ihren stelzbeinigen Weibern nur die freie Liebeswahl gab, um sie zu verderben?! Weiß nicht jedes Kind, daß das Frankenweib eine feile Dirne ohne Zucht und Sitte ist?! Allah der Barmherzige hat uns ein einsames und unfreies Los auf Erden beschieden, damit wir im Jenseits aus den lichten Höhen seiner Kinder Engel. den verdienten Lohn und ewige Glückseligkeit empfangen! Hier auf dieser Welt aber müssen wir den gesegneten Vorschriften Allahs und seines Propheten folgen: la illáh illalláh Außer Allah gibt es keinen Gott!

Alle Frauen verbeugten sich und kreuzten ihre Arme auf der Brust. Mahrusa fand aber sogleich Worte der Entgegnung:

»Du irrst,« sagte sie in ihrer temperamentvollen Art, »du irrst, wenn du glaubst, daß ich keine Moslemin bin, ich bin nur eine denkende Gläubige im Gegensatz zu denen, die sich gedankenlos leiten lasten. Was ich über die Frau und ihr Schicksal gesagt habe, widerspricht durchaus nicht den heiligen Vorschriften. Sieh, als ich ganz jung war, sang man in unserem Haremlik ein uraltes Lied von dem tragischen Kismet des Weibes. Dieses Lied hat mich in meinem ganzen Leben stets begleitet, und immer habe ich darüber nachgedacht, wie sich das erbärmliche Los des Weibes bessern ließe. Und daß ich nicht die einzige mosleminische Frau bin, die ihr Leben als Qual empfindet, beweisen die Worte jenes uralten Liedes, das sicher zu einer Zeit entstand, wo Frankenart in unserem Lande noch unbekannt war. Reicht mir eine Laute, und ich will euch das Lied von der Tragik des Weibes singen!«

Eine Sklavin brachte schnell das Instrument, und Mahrusa begann mit glockenreiner Stimme:

Schwül und dunkel ist die Nacht,
Der geteilte Mond schaut durch die Gitter
Des Haremliks offene Fenster,
Nebel ziehen wie Gespenster
Und am Tore hält ein Ritter
Einsam Wacht.
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Kaum ist die Knospe aufgeschnitten.
Kommt ein Jüngling angeritten.
Nimmt Blütenleib und Knospe fort,
Trägt's schnell an einen sicheren Ort
Und legt's auf schwellende Divankissen.
Was dann geschieht, – wirst du selber wissen.

Klägliches Stöhnen und Gewimmer
Weckt grausig die nächtliche Ruhe.
Ein kreisendes Weib in Not und Pein
Sitzt auf hohem Stuhle aus Elfenbein,
Der Gebärenden Ehrentruhe
Im Zimmer.
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Kaum ist die Knospe aufgeschnitten.
Kommt ein Jüngling angeritten.
Nimmt Blütenleib und Knospe fort.
Trägt's schnell an einen sicheren Ort
Und legt's auf schwellende Divankissen.
Was dann geschieht, – wirst du selber wissen.

Ein Weib hat ein Weib zur Welt gebracht!
Fluch dem Geschlecht und dreimal Wehe
Dem schmerzensreichen Schoß, der zeugte
Ein Mädchen, das das Schicksal beugte
Im Mutterleibe, schon noch ehe
Es gelacht.
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Kaum ist die Knospe aufgeschnitten.
Kommt ein Jüngling angeritten,
Nimmt Blütenleib und Knospe fort,
Trägt's schnell an einen sicheren Ort
Und legt's auf schwellende Divankissen.
Was dann geschieht, – wirst du selber wissen.

Im Garten blüh'n die schönsten Rosen,
Das Mädchen blüht wie jene auch,
Die Jahre schwinden, es naht die Zeit,
Wo jedes Mädchen gern bereit
Ist, wie es ewiger Brauch,
Zu kosen.
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Kaum ist die Knospe aufgeschnitten,
Kommt ein Jüngling angeritten,
Nimmt Blütenleib und Knospe fort,
Trägt's schnell an einen sicheren Ort
Und legt's auf schwellende Divankissen.
Was dann geschieht, – wirst du selber wissen

Und hast du getan des Weibes Pflicht
Und ließest den Mann genießen.
Der Leib wird morsch, die Stirne kraus.
Ein jüngeres Weib kommt bald ins Haus,
Und heiße Tränen fließen
Dir ins Gesicht.
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Kaum ist die Knospe aufgeschnitten,
Kommt ein Jüngling angeritten.
Nimmt Blütenleib und Knospe fort,
Trägt's schnell an einen sicheren Ort
Und legt's auf schwellende Divankissen.
Was dann geschieht, – wirst du selber wissen.

Die Wangen hängen schlaff herab.
Der Augen Licht ist erstorben.
Entblättert ist der Blüte Pracht,
Und lautlos legt man über Nacht
Ein Weib, das im Harem verdorben,
Ins Grab.
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Kaum ist die Knospe aufgeschnitten,
Kommt ein Jüngling angeritten,
Nimmt Blütenleib und Knospe fort,
Trägt's schnell an einen sicheren Ort
Und legt's auf schwellende Divankissen.
Was dann geschieht, – wirst du selber wissen.

Unter stolzen Zypressenbäumen
Liegt das arme Weib begraben,
Niemand beklagt ihr hartes Los,
Niemand preist den fruchtbaren Schoß!
Sie allein kann von Allahs Gaben
Jetzt ewig träumen. – – –
Weißt du, was ein Mädchen ist?!
Du schweigst, einfältig wie du bist!
Drum höre zu und laß dir sagen:
Ein Mädchen muß den Mann vertragen!
Doch ist verwelkt der Knospe Zier
Und erloschen der Männer Triebe,
Gleichst du dem Grase vor der Tür!
Und das ist das Ende der Liebe! – – –

Diesem Liede, dem alle mit Andacht lauschten, folgte tiefe Niedergeschlagenheit. Mahrusa stellte die Laute zur Seite und schlürfte an einer Orangiade, die Negerfrau ließ ihre gewaltige Unterlippe trübselig hängen, Fathima saß sinnend da und dachte vielleicht an die Zukunft, die »Mutter« spielte an einem Rosenkranz in ihrer Hand und blickte, ganz mit sich selbst beschäftigt, zur Erde.

Es war plötzlich so still im Salon, daß man jeden Atemzug deutlich vernahm, und es wagte auch eine ganze Weile niemand, diese weihevolle Ruhe zu unterbrechen.

Ich fürchtete schon, daß dieser so lustig begonnene Abend mit einem Mißklang jäh enden würde, als die ältere Besucherin den Mut faßte, die unterbrochene Fröhlichkeit wieder herzustellen.

»Liebste Freundinnen,« sagte sie lachend, »wozu zerbrecht ihr euch die schön frisierten Köpfe über das Schicksal der Frau und streitet miteinander nach Art der gelehrten Männer über Dinge, die wir nicht ändern können und nicht ändern werden. Mir scheint, daß wir alle, die wir hier fröhlich beisammen find, uns über unsere Kismet nicht beklagen können, am wenigsten du, Mahrusa! Du bist die einzige Gattin eines Arztes, der dich leidenschaftlich liebt, drei Jahre sind es erst, seit Allah euch vereinigt, zwei blühende Kinder nennst du schon dein eigen, und das dritte beginnt unter deinem Herzen zu wachsen, was willst du mehr?! Dein Gatte gibt dir offenbar so viel, als dein heißes Blut verlangt, und da du dich frei bewegen darfst, wie du willst, hast du kein Recht, unsere Fröhlichkeit mit deiner westländischen Weisheit zu stören und …:!«

Mahrusa unterbrach hastig: »Bitte, nicht für mich sprach ich, sondern für euch, die ihr den Segen der Freiheit noch nicht kennt, euch wollte ich erretten vom Joche der Leibeigenschaft, euch, die ihr …:!«

Ein wirres Durcheinander von Stimmen ließ die fanatische Kämpferin für Frauenrecht und Freiheit nicht mehr zu Worte kommen. Die ältere Besucherin erhob sich von ihrem Sitz und schrie Mahrusa ins Gesicht: »Schweig, was du uns erzählen willst, wollen wir gar nicht hören, behalte deine Weisheit für dich, eines schickt sich nicht für alle, und das Ei von heute ist besser als die Henne von morgen!« Das türkische Sprichwort: Bugünki jumurka jarynky kawuqdan eji dir.

Alle Hannums kreischten laut auf und lachten so herzlich, daß der Bann der Niedergeschlagenheit endgültig gebrochen schien. Auch die »Mutter« hatte ihre frohe Laune wiedergefunden, und aus Furcht, daß der Abend durch eine Unterbrechung ernster Art noch einmal gestört werden könnte, nahm sie den lustigen Gesprächsstoff von der Untreue der Frauen wieder auf und wandte sich an die ältere Besucherin mit den Worten: »Ich dachte, liebste Freundin, du wolltest uns eine unterhaltsame launige Geschichte von einer Frau erzählen, die ihren Gatten betrog, beginne also, wir hören!«

Alle Hannums stimmten zu, und die ältere Besucherin trug folgende Geschichte vor:

»In einer persischen Stadt soll, wie man erzählt, einst ein Kaufmann gelebt haben, der ebenso dumm wie reich war, denn er vermochte die Zahl seiner Schätze nicht zu zählen. Seine Frau, Aràm mit Namen, hatte ein Liebesverhältnis mit einem jungen Manne, und sie trieb es so arg, daß die ganze Stadt davon sprach. So erfuhr auch der Kaufmann davon, und er beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen und seiner Frau den Scheidebrief zu geben, wenn das Gerücht sich bewahrheitete.

Um seine Frau nun zu überraschen, versteckte er sich eines Tages in einer Ecke des Kioskes, und siehe da: er erblickte tatsächlich seine Frau in zärtlicher Unterhaltung mit dem jungen Manne.

Noch ehe das Paar sich aber auf den Divan legte, erblickte Aràm ihren Gatten im Winkel, und indem sie ihrem Liebhaber heimlich ein Zeichen gab, sprach sie listig zu ihm: ›Mein Eheherr hat sich im Kiosk versteckt, darum werde ich dir wohlüberlegte Worte sagen, höre sie an und gehe!‹ Und nun sprach sie mit lauter Stimme zu dem jungen Manne die Worte: ›Ein Bruder sollst du mir sein, nicht für diese Welt, sondern für die andere! Betrachte mich aber nicht mit fleischlichen Genüssen, wie auch ich dies nicht tue, denn ich habe dich nur wegen einer Angelegenheit rufen lasten, die über alle Maßen wichtig ist. Leider bist du kein Mitglied unserer Familie, und ich hätte dich nicht an diesem Orte, den nur mein heißgeliebter Gemahl betreten darf, empfangen sollen, aber das Kismet wollte es so. Was es denn gäbe, fragst du?! So höre denn! Mein Mann hatte sich wegen dringender Geschäfte nur kurze Zeit von mir entfernt. Der Schmerz über diese Trennung nagte so entsetzlich an meinem Herzen, daß ich keine Nachtruhe finden konnte. Da erschien mir im Traume eine Lichtgestalt, die mich also ansprach: »Das Leben deines Gatten geht zur Neige, den letzten Tropfen seines Daseinsbechers hat der Todesengel bald getrunken – deines Gatten Seele rüstet sich, von dieser Welt zu scheiden!« Als ich dies vernahm, fiel ich sofort in eine tiefe Ohnmacht und weiß nicht mehr, was mit mir geschehen. Durch einen Kuß der Lichtgestalt auf meine Stirn erwachte ich wieder und hörte die salbungsvollen Worte: »Unschuldiges, herzensreines Weibchen, du dauerst mich, dein Schmerz um das Schicksal deines Gemahls ist überwältigend; deiner treuen hingebenden Liebe wegen will ich dir helfen und dir einen Weg weisen, wie du das Leben deines geliebten Gatten verlängern kannst. Gelobe mir aber, daß du meinen Rat sofort zur Ausführung bringst!«

Ich beschwor den helfenden Schutzgeist mit allen heiligen Eidschwüren und bat flehentlich, mich wissen zu lassen, wie ich das kostbare Leben meines herrlichen unersetzlichen Gemahls verlängern könne. Und die Stimme antwortete: »Also verschaffe dir einen fremden Mann, der mit deiner Familie nichts zu tun hat, laß ihn an derselben Stelle neben dir liegen, wo dein Gatte sonst zu liegen pflegt, und beginne mit diesem fremden Menschen eine gar zärtliche Unterhaltung. Hüte dich aber vor jeder fleischlichen Begierde und betrachte ihn, selbst wenn er sich entkleidet haben sollte, nur mit keuschen Blicken!«

Um meines einzigen innig geliebten Gatten kostbares Leben zu verlängern – Allah gebe ihm noch hundert Jahre irdischer Freude – und um den Befehlen des lichten Himmelsboten nachzukommen, habe ich dich herbeigerufen und dir gestattet, den geheiligten Platz meines Gemahls einzunehmen. Verzeih mir, wenn ich dich dadurch in eitre unangenehme Lage gebracht habe, und ich bitte dich, mich nicht mit den verlangenden Blicken eines Mannes zu betrachten, wie ich dich auch keineswegs mit den lüsternen Augen eines liebeheischenden Weibes ansehe. Viele zärtliche Worte habe ich mit dir gewechselt und darf wohl hoffen, daß du um dieser Liebkosungen wegen meine Bitte erfüllst und nunmehr heimkehrst. Allah segne dich auf deinem Wege!‹ – – – – –

Der Jüngling erhob sich von dem Lager, verneigte sich tief und sagte: ›Deine Worte sind rein, wie der weiße Schnee auf den Bergspitzen, klar und unbefleckt wie deine weibliche Ehre! Für diese Welt und im Jenseits sollst du nichts anderes sein als meine Schwester, und nie kam es mir in den Sinn, dich mit unkeuschen Blicken zu betrachten!‹ –

Dann stand der fremde Mann auf und verschwand. Aràm ging nunmehr in ihre Bodenkammer und legte sich zur Ruhe. Jetzt kroch auch der Ehemann aus seinem Versteck hervor, legte sich zu seiner Frau ins Bett und schmiegte sich an ihren Leib. Aràm tat so, als ob sie Plötzlich erwachte, und rief erstaunt aus: ›Oh, mein Guter, mein Herzensschatz, woher kommst du so plötzlich?‹ –

›Was wäre mir das Leben ohne dich, mein treues Weib,‹ erwiderte der Mann, ›du bist meines Daseins Fundament! Nichtswürdige Leute hatten das Gerücht verbreitet, du gingest aus Abwegen. Beinahe hätte ich, ohne selbst zu prüfen, diesen bösen Zungen Glauben geschenkt und dich dem Gespött preisgegeben. Allah sei Dank, denn deine Unschuld ist an den Tag gekommen, und meine Liebe zu dir ist jetzt noch tausendmal glühender als je zuvor. Als ich dir vorredete, eines Geschäftes wegen verreisen zu müssen, versteckte ich mich in dem unteren Zimmer und beschloß, dich von meinem Schlupfwinkel aus zu beobachten, und als ich sah, wie du mit einem fremden jungen Manne Zärtlichkeiten austauschtest, überkam mich, was ich dir offen gestehe, ein gewisser Argwohn. Als du aber von der seltsamen Lichterscheinung erzähltest, da erst begriff ich deine selbstlose und hingebende Liebe für mich. Der schmucke Jüngling, den du dir zu deinem wohltätigen Werke und zu meinem Wohle auserkoren, soll auch mir für alle Zeiten ein Bruder sein und in unserem Hause ein und aus gehen, ganz nach seinem und deinem Belieben. Was die Leute künftig schwatzen werden, soll mich wenig kümmern, denn sie wissen nicht, wie die Dinge zusammenhängen, und was sie aus Dummheit und Neugierde reden, ist doch nur böswilliges und gemeines Zeug. Mir ist die Morgenröte der Erkenntnis aufgegangen, und jetzt, da ich weiß, woran ich bin, will ich den schlechten Menschen, die nur aus Irrtum zu Verleumdern wurden, nicht mehr grollen. Nur ein einziger Gedanke quält mich noch: möchte doch der brave junge Mann uns nicht vergessen!


Die gute Aràm sorgte dafür, daß diese Befürchtung sich nicht erfüllte.« – – – – – – –

Die Meinung der Frauen über den Wert und die moralische Wirkung dieser Geschichte war geteilt.

»Ein schändliches, ruchloses Weib!« tadelte die »Mutter«, »und dieses Tier, das den Allerhöchsten verspottete, findet nicht einmal den wohlverdienten Lohn; es geht nicht immer gerecht auf dieser Welt zu!« Die jüngere Besucherin, die Tochter der Erzählerin, meinte: »Ich persönlich habe mit solch einem Esel von Mann kein Mitleid. Wer so dumm ist, verdient einen derben Backenstreich! Aber nicht immer gelingt es listigen und sündigen Frauen, ihre Streiche zu verdecken, und oft genug kommt das Verbrechen ans Tageslicht, wenn man's am wenigsten vermutet. Mir ist eine Sage bekannt, wo eine lüsterne Frau ihren Trug mit dem Tode büßte, und ich glaube, diese Legende verdient als abschreckendes Beispiel überall verbreitet zu werden:

Auf einer Insel lebte einstmals ein Kaufmann mit Namen Bezar, der eines Tages seine Waren auf die Kamele lud und eine Handelsreise unternahm. Dieser Mann hatte eine Frau, Cheme-gül Gül = Rose. geheißen, weil sie so schön war wie eine blühende Rose. Schönheit und Tugend sind selten Geschwister, und so kam es, daß die schöne Frau sich langweilte, als ihr Eheherr abgereist war, und mit einem jungen Manne, den sie kennen lernte, ein Liebesverhältnis anfing. Jeden Abend ging sie in das Haus ihres Geliebten, und sie fand so viel Wohlgefallen an seinen Umarmungen, daß sie sich gar nicht freute, als Bezar eines Tages von seiner Reise zurückkehrte.

Vergeblich suchte sie nun eine Gelegenheit, mit ihrem Liebhaber zusammenzutreffen und der Liebe süßen Lohn zu empfangen, und als sie ihre lüsterne Begierde nicht mehr meistern konnte, gab sie dem Bezar eines Abends ein Schlafmittel ein und eilte, nachdem ihr Eheherr in festen Schlummer versunken war, zu dem jungen Manne.

Zufällig hatte sich aber, wie Allah es wollte, zur selben Stunde ein Dieb in Bezars Haus geschlichen und sich verborgen gehalten, um einen günstigen Augenblick zur Ausführung seiner frevelhaften Absicht zu erhaschen. Von diesem Versteck aus hatte der Dieb nun alles mit angesehen, was Cheme-gül mit ihrem Gatten machte, und als das Weib hurtig das Haus verließ, folgte er ihr und beobachtete, wie sie in das Haus eines jungen Mannes ging. Nun schien es ihm geraten, in der Nähe zu bleiben und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden.

Der Bürgermeister des Ortes hatte aber von dem Liebesverhältnis schon Kenntnis bekommen, er ließ das Pärchen überraschen und gab sogleich Befehl, den jungen Mann zu kreuzigen, während er der Frau Freiheit und Leben ließ. Damals war es nämlich Sitte, daß die ungetreue Frau straflos blieb, der Mann hingegen, mit dem sie sich versündigt hatte, hingerichtet werden mußte.

Der Befehl wurde sogleich vollstreckt, und der Bürgermeister verließ mit seinen Leuten die Richtstätte.

Gekreuzigte leben bekanntlich noch einige Zeit, und so rief der Jüngling, als er seiner Geliebten ansichtig wurde, Cheme-gül zu sich heran und gab ihr zu verstehen, daß er sie noch einmal an sein Herz drücken, sein Gesicht noch einmal an ihre Rosenwange lehnen möchte.

Das Weib ließ sich durch das flehentliche Mienenspiel des unglücklichen Liebhabers erweichen und legte ihr Gesicht an das seinige. Den Gekreuzigten aber gereute es, daß er den Verlockungen dieser Frau erlegen war, und er geriet in Wut, daß er der Sünde wegen, zu der sie ihn verleitet hatte sterben müsse. Obwohl ihn die Schatten des Todes schon umgaben, führte er seinen Racheplan dennoch aus, indem er ihre Nase mit den Zähnen packte und sie abbiß. – – Als er kurz darauf seinen Geist aufgab, blieb die Nase in seinem Munde zurück.

Die nasenlose Cheme-gül lief, vor Schmerzen laut jammernd, davon und geradeswegs in das Haus ihres Mannes, den sie noch immer schlafend antraf.

›Was geschehen ist, kann ich nicht ändern,‹ sprach sie bei sich selbst, ›was wird Bezar aber morgen früh sagen, wenn er mich so sieht, und was soll ich den Leuten antworten, die nach dem Verbleib meiner Nase fragen werden?! Das beste wäre, ich behauptete einfach, mein Mann hätte mich im Schlafe verstümmelt, so kann ich dann mein Unglück verschleiern und dem Gerede der Leute entgehen!«

Allsogleich bestrich das ruchlose Weib mit dem Blut aus ihrer Wunde Nase, Stirn, Mund und Kleider ihres Mannes, und als sie hiermit fertig war, begann sie laut zu schreien, Bezar habe ihr, als sie im Schlafe ehelich beisammen lagen, die Nase abgeschnitten. Auf das Geschrei hin liefen die Leute aus der Nachbarschaft herbei und warteten, bis Bezar am Morgen aus seinem tiefen Schlafe erwachte. Der arme Mann war über das, was er in der Nacht begangen haben sollte, sehr unglücklich und fast von Sinnen. Die Verwandten der Frau kamen aber ebenfalls hinzu und führten Bezar vor den Kadi, um ihn anzuklagen. Hier vermochte der Unglückliche, der sich noch ganz im Banne des Schreckens befand, zu seiner Entschuldigung nichts anzuführen, und so sollte an ihm nach dem alten Spruche: »Aug' um Auge, Nase um Nase« Gerechtigkeit geübt und ihm selbst die Nase abgeschnitten werden.

Der Dieb, der den Sachverhalt durch eigene Wahrnehmungen ganz genau kannte, war aber auch in den Gerichtssaal getreten, und als er sah, daß an einem Unschuldigen nach dem Vergeltungsrecht verfahren werden sollte, schritt er auf den Kadi zu und erzählte der Wahrheit gemäß, was er mit seinen untrüglichen Augen gesehen hatte. Der Kadi antwortete, daß seine Rede ohne Beweise nichts gelte, worauf der Dieb erwiderte: »Wenn sich in Bezars Bett die Nase der Frau findet, ist die Behauptung der Cheme-gül wahr, steckt die Nase aber jetzt noch im Munde des gekreuzigten Jünglings, dann ist bewiesen, was ich zur Verteidigung dieses unglücklichen Mannes vorgebracht habe.« Die ganze Versammlung begab sich nun zur Richtstätte, wo wirklich zwischen den Zähnen des Gekreuzigten die Nase der Cheme-gül deutlich sichtbar war.

Die Verwandten des verbrecherischen Weibes ließen jetzt die Anklage fallen und zogen sich mit Schimpf und Schande zurück, Cheme-gül aber wurde erst auf dem Marktplatze dem Gespött der Leute preisgegeben und dann, wie das heilige Gesetz dies vorschreibt, ins Wasser geworfen.«

»So ist's recht!« rief die »Mutter« jetzt aus, »allen falschen Frauen müßte man erst die Nase abschneiden und die gottverlassenen Sünderinnen dann ins Wasser werfen!«

Die ältere Besucherin urteilte nicht so streng, sie meinte, die Cheme-gül sei ebenso dumm gewesen wie der persische Kaufmann, und sie verdiene wegen ihrer grenzenlosen Torheit kein Erbarmen.

»Eure Geschichten,« warf Mahrusa ein, die bisher schweigsam und etwas gekränkt zugehört hatte, »gefallen mir deshalb nicht, weil ihnen der poetische Hauch fehlt. Die Aràm ist eine ganz gemeine Dirne, und die Geschichte von der abgebissenen Nase ist so gräßlich, daß ich den Geschmack an all den wundervollen Süßigkeiten fast verloren habe, mit denen unsere liebenswürdige Gastgeberin uns erfreut. Ich will euch nun ein ganz altes prächtiges Märchen erzählen, das die Untreue zweier hochgestellter Frauen schildert, die ihrer Strafe zwar nicht entgehen konnten, der Dichter aber söhnt uns mit dem Schrecken dieser Geschichte dadurch aus, daß er die Sünde in ein poetisches Gewand kleidet und der Zuhörer so sein Vergnügen daran findet. Also vernehmt die Geschichte von

Gülsis und der treulosen Veziersfrau.

Ein persischer Chan hatte einst einen klugen, allgewaltigen und vorsichtigen Vezier, Asim geheißen, der ganz nach seinem Gutdünken das Land regierte und so einsichtig und weise war, daß er alle Dinge verstand und die schwierigsten Fragen zu lösen wußte.

Da kamen Gesandte des Königs von Indien zum Chan. Der Vezier nahm sie alle in seinem eigenen Palaste auf, bewirtete sie köstlich und sorgte vor allen Dingen für die Unterhaltung seiner Gäste.

Unter den Höflingen des Chans befand sich nun ein gewisser Gülsis, der die merkwürdige Fähigkeit besaß, so oft er nämlich lachte, aus seinem geöffneten Munde Rosen herausfallen zu lassen, so daß der Fußboden des Zimmers sich dann bald in einen blühenden und duftenden Garten verwandelte. Dieser Gülsis wurde ebenfalls herbeigerufen, um den fremden Gästen seine eigentümliche Kunst zu zeigen. Auf dem Wege zum Palast des Veziers begegnete er einem abschreckend häßlichen, mißgestalteten Menschen, der sich vor Freude wie toll gebärdete. Die unbändige Heiterkeit dieses Scheusals in Menschengestalt setzte Gülsis in so große Verwunderung, daß er stehenblieb und sich nach der Ursache der Freudensprünge erkundigte. Der häßliche Wicht, der Gülsis nicht kannte, antwortete: ›Mein Lieber, warum sollte ich nicht fröhlich sein und vor Freude hüpfen! – Weißt du nicht, daß indische Gesandte bei unserem Chan sind und von dem allmächtigen Vezier gastlich bewirtet werden? Gülsis, einer von den Höflingen, ist auch dabei, um seine Kunststücke zu zeigen, er wird einige Tage von seinem Hause fern bleiben und seine Frau nicht bewachen können. Mit dieser Frau stehe ich aber schon seit einiger Zeit sehr gut, heute nacht werde ich sie ungestört beschlafen können, denn solche Gelegenheit war uns bisher noch nicht geboten. Jetzt weißt du, weshalb ich so lustig bin, habe ich nicht allen Grund dazu?!‹

Gülsis war nach dieser Mitteilung sprachlos vor Schreck. Am liebsten wäre er gleich umgekehrt und nach Hause geeilt. Die Leute des Veziers, die ihn geholt hatten, trieben aber zur Eile an, und da er dem Befehl des allmächtigen Veziers nicht trotzen durfte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich wider Willen in den Palast des Veziers führen zu lassen, wo er sogleich den Gesandten, die von allerlei Künstlern umgeben waren, vorgestellt wurde. Der Vezier gab sich nun die erdenklichste Mühe, ihn zum Lachen zu bringen, damit die Gesandten sich an dem Rosenwunder erfreuen möchten. Der arme Gülsis war aber so niedergeschlagen und unmutig, daß selbst die derbesten Scherze seinen Mund nicht zu öffnen vermochten, wie er auch von keiner Speise und keinem Getränk etwas zu sich nahm.

Als das Gastmahl und die Vorstellung beendet waren, zogen sich die Gesandten zurück. Der Vezier verfaßte jetzt einen Bericht an den Chan, um die Leistungen der Künstler gebührend zu beschreiben und für jeden königliches Lob oder besondere Anerkennung zu bewirken. Gleichzeitig verschwieg der Vezier nicht, wie unpassend und rücksichtslos sich Gülsis trotz aller Ermahnungen benommen hätte. Der Chan wurde hierüber sehr aufgebracht und sagte: ›Gülsis hat mir den Dienst zu einer Zeit, als ich seiner dringend bedurfte, versagt, er ist deshalb ein Verräter, der nicht frei umhergehen darf, man sperre ihn sogleich ein!‹

Der Vezier ließ den unglücklichen Höfling demnach verhaften und in ein unterirdisches Gefängnis bringen, das sich im Keller seines Palastes befand. Hier beklagte der arme Gülsis Tag und Nacht sein Geschick und sprach bei sich selbst: ›Was ist aus mir geworden! Mein Herr, dem ich mein eheliches Unglück klagen und den ich um Hilfe anflehen wollte, schließt mich unschuldigerweise in den Kerker ein, vielleicht sogar läßt er mich noch umbringen, so nehme ich ein böses Ende, und die Welt weiß nicht, was ich gelitten!‹

Von so trüben Gedanken befangen, trat er an das Fenster seines Gefängnisses und blickte tränenden Auges hinaus. Da sah er, wie der oberste Elefantenführer Asims, auf einem Elefanten sitzend, vor dem Hause hielt, und das geschah deshalb, weil sich über dem Gefängnis der Harem des Veziers befand und Mehzar, die Gattin des Veziers, ein Liebesverhältnis mit dem Elefantenführer unterhielt. Gülsis sah nun, wie die schöne Frau sich an einer Strickleiter auf den Rücken des Elefanten herabließ, den Führer herzlichst umarmte und küßte und sich selbst auf dem breiten Rücken des Tieres so eindringlich umarmen ließ, wie es Asim mit ihr nur selten in seinem Schlafgemach zu tun pflegte.

Als Gülsis beobachtete, wie leidenschaftlich Mehzar die tiefe Liebe des Elefantenführers in sich aufnahm und wie beide mit aller Kraft des Leibes und der Seele sich bemühten, der Liebe brennenden Durst zu stillen, mußte er so herzlich auflachen, daß sein Kerker sich in einen blühenden Rosengarten verwandelte.

So fanden ihn die Wächter und riefen erstaunt: ›Ist dieser Mensch von Sinnen?! Weil er nicht lachen konnte, sperrte man ihn ein, und an dieser Stätte des Grauens öffnet sich lachend sein Mund, und das Gefängnis füllt sich mit duftenden Blumen!‹

Da Asim angeordnet hatte, den Gefangenen streng zu bewachen und über alles genau zu berichten, eilten die Wächter in den Palast und erzählten dem Vezier, was sich zugetragen. Dieser begab sich sogleich zum Chan und hielt hierüber einen Vortrag. – – –

Am Abend desselben Tages besuchte Asim seinen Harem und ließ sich von seiner Frau Mehzar in den prächtigen Gärten herumführen, um dann gemeinschaftlich zu speisen. Von den Blumen der Gärten hatten einige Sklavinnen inzwischen einen Strauß aus Rosen, Tulpen, Veilchen und Narzissen gebunden und vor Asim auf den Tisch gestellt. Als Mehzar jedoch die Blumen sah, verschleierte sie sich und wandte ihr Gesicht ab. Der Vezier fragte erstaunt: ›Was tust du, ist denn hier jemand, dessen Augen auf dich gerichtet sind?!‹ ›O mein Gatte,‹ erwiderte die Frau, ›Allah schütze dich, mein keusches Antlitz darf niemand anders sehen als du, wegen der frechen Blumen, die mich dort anblicken, verschleierte ich mich!«

Ob dieser Antwort freute sich der Vezier gar sehr, denn er erkannte die außergewöhnliche Keuschheit und hohe Ehrbarkeit seiner Frau und verdoppelte seine Liebe zu ihr.

In demselben Zimmer befand sich aber eine Nachtigall in einem Käfig, die nach der Rede Mehzars so heftig zu lachen anfing, daß alle Sklavinnen dies hörten und die Frau selbst in große Verwirrung geriet. Auch Asim war sehr erstaunt und fragte: ›Seit wann lachen denn die Vögel?!‹ Hierauf ließ er Derwische und Gelehrte befragen, was die Nachtigall mit ihrem Lachen sagen wollte, ob es Glück oder Unglück bedeute. Niemand konnte eine Antwort geben. Alle Welt sprach davon, und so kam die Geschichte von der lachenden Nachtigall auch zu den Ohren des Chans, der das Rätsel gern gelöst sehen wollte, aber es fand sich niemand, dessen Geist klar genug gewesen wäre, das Geheimnis zu ergründen.

Als Gülsis im Gefängnis von der Keuschheit Mehzars und dem Lachen der Nachtigall hörte, rief er aus: ›Man möge mich nur zum Chan führen, ich werde ihm Aufklärung geben!‹ – – Die Wächter meldeten diese Worte sofort dem Vezier, der sich selbst zum Chan begab und ihn bat, Gülsis aus dem Gefängnis holen zu lassen. – –

Den herbeigerufenen Gefangenen sprach der Chan also an: ›O Gülsis, wie konntest du, der du meiner Wohltaten und Gnaden teilhaftig geworden, meine Herrscherehre verletzen und dich weigern, vor meinen hohen Gästen dein Blumenlachen zu zeigen, während du im Kerker so aus vollem Halse lachtest, daß sich der Ort des Schreckens in einen Rosengarten verwandelte. Erkläre mir diese Eigentümlichkeit, und dann löse mir auch das Rätsel von der lachenden Nachtigall!‹

Gülsis erwiderte: ›O Chan aller Chane, Allah verlängere dein Leben bis zum letzten aller Tage und mehre Glück und Ruhm deines Hauses! Das Gewand meiner Unterwürfigkeit ist nicht befleckt vom Schmutze des Ungehorsams, der Spiegel meiner Treue ist rein vom Staube des Trotzes. Nie hat Eigensinn sich geweigert, in den Hallen des Palastes meinem Herrn und Wohltäter die Künste zu zeigen, die gehorsame Dienerpflicht mir auferlegt. Doch ehe du mich verdammst, höre, was mir damals widerfahren. Als ich mich zu Asims Palast begab, begegnete ich einem Scheusal in Menschengestalt und erfuhr etwas so Schreckliches, daß ich ganz starr vor Entsetzen blieb. Aus diesem Grunde war es mir unmöglich, in der Gesellschaft deiner hohen Gäste zu lachen, wie ich auch an dem glanzvollen Mahle nicht teilnehmen konnte. Am Orte des Schreckens, im Gefängnis, sah ich nun etwas so Merkwürdiges, daß ich ganz wider Willen zum Lachen veranlaßt wurde. Schau, meine unglückliche Lage, o Herr, wenn ich jetzt sage, worüber ich so herzlich gelacht, wird man mich umbringen, fürchte ich, und wenn ich schweige, ist mein Tod auch gewiß, was soll ich also tun?‹

Der Chan aber antwortete freundlich und bestimmt: ›Wenn du die Wahrheit sagst, o Gülsis, soll dir kein Leid geschehen, denn ich selbst will dich unter die Fittiche meines Schutzes nehmen. So du mir aber mit Unwahrheit entgegentrittst und auch nur das Geringste verheimlichst, soll das Schwert meiner Rache dich treffen!‹

Gülsis mußte nunmehr ein offenes Geständnis ablegen, und so erzählte er, wie ihm auf dem Wege zum Palast des Veziers der häßliche Wicht begegnet sei, der sich strafwürdiger Beziehungen zu seiner Frau gerühmt, und wie ihm Schmach, Wut und Eifersucht es unmöglich gemacht haben, zu lachen; wie er dann aber vom Fenster des Gefängnisses aus das Liebesgebaren der Mehzar und des Elefantenführers mit angesehen und wie dieser Anblick ihn zum Lachen gereizt. ›Siehst du, o Herr!‹ fuhr er dann fort, ›als mich Eifersucht und Scham über meine beschmutzte Hausehre plagten, war mir das Weinen näher als das Lachen, und wenn man mich auf der Stelle getötet hätte, nicht das geringste Lächeln wäre mir möglich gewesen. Nachher aber, als ich zu sehen bekam, was sich alles zwischen der Frau des Veziers und dem Elefantenführer zugetragen, mußte ich aus vollem Halse dermaßen lachen, daß mein Kerker ganz mit Rosen angefüllt wurde. Wenn nämlich einer so hochmögenden Persönlichkeit wie dem Vezier solch Mißgeschick widerfährt, darf sich ein armer Teufel wie ich über sein eheliches Unglück nicht beklagen. Und wenn solch treuloses Weib, großmächtiger König, dann noch eine Heilige zu sein vorgibt und den Ehemann über die eigene Schamlosigkeit dadurch noch weiter zu täuschen versucht, daß sie sich vor den dreisten Augen der Blumen verhüllt, ist es da nicht verständlich, daß selbst die Nachtigall im Käfig laut zu lachen beginnt?!‹

Als der Chan und seine Höflinge dies vernahmen, wurden sowohl die Frau des Gülsis mit ihrem garstigen Liebhaber, als auch die Frau des Veziers mit dem ersten Elefantenführer herbeigeschafft und die Sünder nach dem heiligen Gesetze zum warnenden Beispiel gekreuzigt.

Gülsis aber wurde wieder in Gnaden aufgenommen. Sein Herr schenkte ihm zum Zeichen, daß seine Schuld verziehen sei, ein Ehrenkleid und kostbare Schätze.« – – – – – – – –

Die Frauen waren von dieser Erzählung sehr entzückt und priesen das Vortragstalent Mahrusas.

Nunmehr war jede Verstimmung beseitigt, und Mahrusa war sichtlich zufrieden, die Sympathie der Freundinnen wiedergewonnen zu haben. –

Jetzt trat eine längere Pause ein, die mit dem Servieren von frischen Leckereien und Eis ausgefüllt wurde.

Dann sang Fathima eines ihrer anscheinend indischen Liebeslieder, und die Negerfrau tanzte auch diesmal zum Ergötzen aller Frauen und der ganzen Dienerschaft einen Bauchtanz, der so komisch wirkte, daß die Hannums vor Lachen beinahe von ihren Sitzen gefallen wären.

Als man sich auf diese Weise gründlich ausgelacht hatte, nahmen die Frauen wieder im Halbkreise Platz, um die unterbrochenen Vorträge fortzusetzen.

Die »Mutter«, Fathima und die Negerfrau hatten sich an den Erzählungen noch nicht beteiligt. Man forderte also zuerst die »Mutter« auf, auch ihrerseits von untreuen Frauen zur allgemeinen Belustigung etwas beizutragen.

»Allah sei Dank!« erwiderte die »Mutter« »daß mir weder derartige Geschichten noch untreue moslemische Frauen überhaupt bekannt sind, ich will euch aber, wenn es euch nicht langweilt, die Geschichte einer treuenFrau erzählen, die allen Versuchungen tapfer standhielt, und noch dazu handelt es sich ausnahmsweise um eine Frau, die den unteren Ständen angehört!«

»Wir sind sehr gespannt darauf!« riefen die Hannums einstimmig, und die »Mutter« begann die Geschichte

von der klugen Frau des Soldaten.

»Ein Soldat hatte eine sehr hübsche junge Frau, er fühlte sich aber dennoch in seinem Häuschen nicht wohl, weil ihn die Langeweile plagte und er sich nach Beschäftigung sehnte. Die Frau sagte: ›Geh zum König und diene ihm!‹

›Wie kann ich dem Könige dienen,‹ sprach der Soldat, ›da ich dich zum Weibe habe, und wenn ich dich zurückließe, würde ich vor Sorge um dich vergehen. Das Weib ist schwach, und wenn ich daran denke, daß du deine Reize einem anderen Manne zur Befriedigung hinreichen würdest, könnte ich schon jetzt zu rasen beginnen!‹ Die Frau erwiderte: ›Wie das Laster aus dem Weibe stammt, so auch die Tugend, und wo diese fehlt, ist jede Wachsamkeit des Mannes vergebens. Sieh dich also nach irgendeiner nützlichen Tätigkeit um, damit deine Genossen dich nicht tadeln. Ich will dich meinetwegen beruhigen, komm her, hier gebe ich dir eine Rose, nimm sie und hüte dich wohl, sie abhanden kommen zu lassen, denn solange du sie frisch siehst, soll sie dir ein Beweis meiner Unschuld und Reinheit sein, siehst du sie aber verwelkt, dann wisse, daß ich – wovor mich Allah bewahre – treulos an dir gehandelt und den Pfad des Lasters betreten habe. So sei denn von heute an meinethalben unbesorgt und suche dir einen erlauchten Herrn, dem du dienest!‹

Der Krieger lobte die Worte seiner Frau, folgte deren Rat und begab sich zu einem als gnädig bekannten Königssohne, der in der Nähe lebte. Der Prinz fand Gefallen an seinen Diensten und überhäufte ihn vor allen Kameraden mit Gunstbezeugungen und Wohltaten.

Begab sich der Krieger morgens in den Palast des Prinzen, so führte er die ihm von seiner Frau geschenkte Rose immer bei sich. Der Prinz, der dies bemerkte, meinte, er pflücke sich täglich solche Rosen aus dem Garten, und fragte nicht weiter danach. Als aber der Frühling vorüberging und der heiße Sommer sich nahte und der Krieger noch immer mit einer frischen Rose erschien, da wunderte sich der Prinz und fragte eines Tages: ›Aus welchem Garten pflückst du diese Rose?!« Der Krieger konnte nicht umhin, die Wahrheit einzugestehen, und erzählte die ganze Geschichte, indem er mit den Worten schloß: ›Solange diese Rose blüht, bin ich von der Treue meines Weibes überzeugt!‹

Der Prinz brach in ein lautes Spottgelächter aus und rief: ›Du Kriegsmann, ich hielt dich für einen vernünftigen Menschen, sehe jetzt aber, daß du über alle Maßen töricht bist. Nicht nur hast du das Unglück, eine arglistige und buhlerische Frau zu besitzen, sondern viel mehr noch glaubst du, daß dieser offenbare Trug Wahrheit sei. Schäme dich, du Narr! Deine fromme und sittsame Frau scheint überdies noch mit dem Teufel im Bunde zu sein, daß sie durch Zauberei solch eine Rose hervorzubringen und dich damit zu täuschen vermocht hat. Nun sitzest du hier, durch allerlei Zauberspuk befangen, und glaubst an die Narrheit und Tugend deiner Frau, während sie ohne Aufsicht und ganz nach Belieben umherstreift und eine Sünde nach der anderen begeht.‹

So und ähnlicher Art verhöhnte der Prinz den Krieger und tadelte ihn seiner Dummheit wegen. Dem armen Soldaten war es nicht gegeben, sich in treffenden Worten zu rechtfertigen, so daß er unwillig schwieg. –

Bald darauf ging der Prinz in den Harem, und seine Diener begaben sich wieder in ihre Wohnungen.

Dem jungen Königssohn kam die Rose des Kriegers aber nicht mehr aus dem Sinn. Teils wünschte er die Richtigkeit der von seinem Diener geschilderten Tatsache zu erproben, teils wollte er die Schlechtigkeit und die Laster des Weibes ermitteln. Viele böse Gedanken und Pläne gingen ihm daher durch den Kopf, bis er schließlich folgenden Entschluß faßte:

Es befanden sich zwei Brüder, Hasisch und Nesisch genannt, am Hofe, beide noch jung, aber als listig und klug und in allen Dingen wohl erfahren bekannt. Diese berief der Prinz zu sich, machte sie mit seinen Gedanken bekannt und fragte, was sich in der Sache tun ließe.

›Mein Gebieter,‹ antwortete Hasisch, ›da gibt es doch keinerlei Schwierigkeit. Ich werde hingehen und mich nach der Frau erkundigen, vielleicht gelingt es mir sogar, mich bei ihr in Gunst zu setzen und sie zu beschlafen.‹ Hierauf erbat er sich eine Frist von zwei Wochen und machte sich alsbald verkleidet auf den Weg nach der Stadt des Soldaten.

Dort angekommen, stieg er in einem Gasthause ab und besuchte noch am gleichen Tage eine Kaffeeschenke, wo er mit mehreren jungen Leuten bekannt wurde. Ein Wort gab das andere, und bald brachte Hasisch die Rede auf die Schönheiten der Stadt. Die jungen Leute erzählten, es wohne dort ein altes Weib, das, die Augenlider geschwärzt und die Fingernägel mit Henna gerötet, in den Händen einen Stab und fünfhundert Rosenkränze trage und Tag und Nacht betend und ächzend einhergehe, so daß jemand, der nur auf das Aeußere sehe, sie um ihren Segen bitten und ihre Hände küssen möge. Die Alte habe auch schon das Glück vieler Familien zerstört, indem sie die frommen und tugendsamen Frauen vom rechten Wege abführe und dem Gespött der Welt preisgebe.

Als Hasisch dies alles hörte, glaubte er das richtige Heilmittel gefunden zu haben. Rasch verließ er das Kaffeehaus, begab sich sogleich zu der vielgepriesenen und vielverfluchten Hexe und bat sie unter Hinweis auf reichliche Belohnung, ihn mit der Frau des Soldaten in ein Liebesverhältnis zu verwickeln. –

Die Alte erwies sich gefällig; allsogleich ging sie in die Wohnung des Kriegers und begann mit der treuen und tugendsamen Frau eine Unterhaltung, so daß sie bald auf Dinge zu sprechen kam, die zum Bösen reizen. Die Frau des Kriegers war aber nicht nur sittsam und fromm, sondern zugleich auch sehr klug, weshalb sie den Zweck der Reden, die die teuflische Alte hielt, sofort begriff. Trotzdem widersprach sie ihr nicht, kam ihr vielmehr mit listigen Worten gleichsam entgegen, so daß die Alte statt des erwarteten Widerstandes Zustimmung und ein freundliches Gesicht vorfand und in der Lieberzeugung, die junge Frau überredet zu haben, nunmehr anfing, den eigentlichen Zweck ihres Besuches auseinanderzusetzen und ihre geheimen Wünsche zu offenbaren.

›Ach!‹ rief sie aus, ›du herrlich duftende Rose von dem Rosenbeet der Lieblichkeit, du Blume aus dem Garten der Anmut, ist es nicht schändlich in dieser vergänglichen Welt, daß ein so reizendes Geschöpf wie du gleich einer alten Frau ohne Mann dasitzt und nicht einmal einen Freund hat, der ihr die Sorgen verscheucht und die Befruchtung heischende Glut ihrer Knospe mit dem lebenden Tau der Liebe benetzt?! Und wo noch Tausende von Männerherzen durch deiner Wangen Rosenrot in Liebe entbrennen und Abertausende in deiner Locken duftigen Glockenblumengestrüpp sich verfangen und vor Sehnsucht vergehen! – – So viele ihrer aber auch sein mögen, nur einer ist unter ihnen, der alle an Liebreiz und Kraft überragt, mein Kind, nur einer, der schönste Jüngling, den die Sonne je beschienen, nirgends gab es seinesgleichen auf der Welt; wie der Mond am nächtlichen Himmel leuchtet sein Antlitz, und das Ebenmaß seiner Glieder ist wie der Lotosbaum im Paradiese! – –‹

›Aber‹ fuhr die Alte fort, ›er ist nicht allein von unvergleichlicher Schönheit und durch deinen Liebreiz rettungslos gefesselt, er ist auch überdies noch sehr reich, so daß er selbst die Schwere seiner Schätze nicht kennt. Um deiner Schönheit Perle zu kaufen und deiner Liebe Knospe pflücken zu dürfen, würde er alle diese Schätze hingeben, denn er irrt, von Liebesschmerz rasend gemacht, in der Welt umher und schickt mich zu dir, um deine Antwort zu erbitten.‹

Auf diese Rede antwortete die tugendhafte Frau des Soldaten: ›Ach, mein Mütterchen, deine Worte sind mir aus der Seele gesprochen! Schon längst war es mein innigster Wunsch, einen lieblichen und starken Jüngling an meine Brust zu drücken, aber – was sollte ich tun? Wem sollte ich mein Geheimnis anvertrauen und wen mit der Suche nach einem solchen Jüngling beauftragen? Ich verzehre mich förmlich vor Liebessehnsucht, bringe mir also den jungen Mann her, den du mir so verlockend beschrieben hast, ich möchte ihn sehen. Gefällt mir sein Aeußeres, dann, o herrliche Wonne! Gefällt er mir nicht, so will ich aber nichts von ihm wissen, selbst wenn er so viel Reichtum besäße, um die ganze Welt zu kaufen.‹


Schnell eilte die Alte zu Hasisch und brachte ihm die frohe Kunde, daß mit seiner Geliebten alles vereinbart sei und daß er sie liebestrunken und hingebend finden werde. ›Zunächst aber,‹ fügte sie hinzu, ›wünscht sie dich zu sehen, ob deine Gestalt ihr auch gefalle.‹

Hasisch ging sogleich nach der Wohnung der sittsamen Frau, um sich ihr zu zeigen.

Die Frau des Soldaten empfing den Jüngling allein und begann ihn also im lieblichsten Tone anzureden: ›Fürwahr, du bist meiner Seele Wonne und Lust, Freude und Erquickung meinem Herzen, ganz wie ich es ersehnt, hat Allah deinen reizenden Körper erschaffen, und deine Liebe hat mein Herz bezwungen. Da ich bisher aber noch mit niemandem ein zartes Verhältnis gehabt, müssen wir unser süßes Geheimnis sorgfältig hüten, und auch die Alte darf nichts davon wissen. Am besten wäre es, du gingest jetzt gleich zu ihr und sagtest: die Frau des Kriegers, die man dir als so schön gerühmt, habe dir durchaus nicht gefallen, du fändest sie abschreckend häßlich und gedächtest schon morgen wieder nach deiner Heimat abzureisen. Dann gib ihr eine kleine Belohnung und schicke sie fort. Am Abend aber nimm deine Sachen und komm zu mir!‹

Hasisch fand den Vorschlag annehmbar, er ging zu seiner Herberge, entlohnte die Alte und kehrte nach Sonnenuntergang zu der Frau des Kriegers zurück. Diese bereitete ihrem Gast ein köstliches Mahl, befahl aber ihrer Magd, sie solle, wenn er gegessen und sich gewaschen habe und gerade im Begriffe sei, die Kleider auszuziehen und ins Bett zu gehen, plötzlich an der Türe klopfen, hastig ins Zimmer treten und ihr laut zurufen, daß ihr ältester Bruder soeben gekommen sei und sie um den Schlüssel zur Haustüre bäte. Wie anbefohlen, also geschah es. Als Hasisch mit dem Essen fertig war und sein Oberkleid ablegte, um zur Liebesnacht ins Bett zu steigen, klopfte es plötzlich an der Türe, und die Magd trat hastig mit den Worten herein: ›Dein älterer Bruder ist gekommen, gib mir schnell den Schlüssel zum Tore, damit ich ihn einlasse!'‹ –

Die Frau des Kriegers machte ein erschrecktes Gesicht. Hasisch aber fragte bestürzt: ›Um Allah willen, was soll nun aus mir werden!?‹ – ›Du brauchst dich nicht zu ängstigen,‹ antwortete die Frau, ›sei nicht traurig, es wird alles gut gehen! Meine Brüder wohnen auf dem Lande und kommen nur alle zwei Wochen einmal zu mir, dann verweilen sie eine Nacht in meinem Hause, und morgens in aller Frühe reisen sie schon wieder ab, jetzt aber muß ich dich schleunigst an einem entlegenen Orte verstecken!‹ – Mit diesen Worten brachte sie ihn in ein abgelegenes Magazin und schloß hinter ihm zu.

Hasisch mußte die Nacht halbnackt, ohne Bett und Decke, auf der bloßen Erde verbringen, ihm war zumute, als ob sich ein Abgrund voller Not und Kümmernis vor ihm auftue. Niemand nahm sich seiner an, denn die alte Kupplerin, die ihn hierhergebracht, war der Meinung, er sei nach seiner Heimat zurückgekehrt. So mußte er lebendigen Leibes in dieses Grab steigen, auf Staub und Steinen sich recken und immer der verheißenen wonnigen Liebesnacht gedenkend, sich auf der Erde herumwälzen und den erquickenden Schlummer meiden. – Am Morgen aber trat die tugendhafte Frau an die Türe des Magazins und rief hinein:

›O du Opfer der Liebeslust und Leidenschaft, jetzt mußt du büßen für deine geplanten Sünden. Wie gefällt es dir, Liebster, auf dem weichen Pfühl des wonnigen Ehebettes?! Genieße nur immer mit Inbrunst die Reize deiner Bettgenossin und beschlafe sie mit der ganzen Kraft und Wildheit deiner tierischen Begierde!‹

Hasisch jammerte und beschwor die Frau, ihn freizugeben.

›Höre, elender Knecht der Liebe,‹ antwortete die tugendhafte Frau des Kriegers, ›wenn du mir sagst, von wannen du kommst, warum du diese Reise unternommen und weshalb du gerade mich hast beschlafen wollen, und wenn du mir dies alles in Wahrheit offenbarst, dann will ich dich wohl freilassen. So du aber den Pfad der Lüge betrittst, werde ich dich so verrufen machen und dich dem Gespött der Welt dermaßen preisgeben, daß die Vögel in der Luft von deiner Schande als abschreckendes Beispiel allen geilen Hurenböcken ein feines Liedchen pfeifen sollen!‹

Der arme Hasisch wurde durch solche und noch schwerere Drohungen sehr verängstigt und seufzte zum Himmel. Da er aber wohl wußte, was ihm noch Böses bevorstand, glaubte er, in einem wahrhaften Geständnis sein Heil zu suchen, und so erzählte er ausführlich, wie und in welcher Absicht er im Auftrage des Königssohnes gekommen sei.

Die tugendsame Frau hörte die Geschichte mit Staunen an und dankte dem Allgütigen von ganzem Herzen. Dann sprach sie zu Hasisch: ›Sei nicht ängstlich und ungeduldig; wir werden sehen, was bei dieser Sache herauskommt. So Allah will, gebe ich dir die Freiheit wieder, darum halte dich ruhig.‹

Mit diesen Worten verschloß sie wieder die Türe des Magazins und ließ dem eingesperrten Lüstling nur so viel Brot und Wasser reichen, daß er nicht Hungers starb. Also standen die Dinge.

Der Königssohn lebte indessen der Hoffnung, daß Hasisch seinem Versprechen gemäß in zwei Wochen zurückkommen würde. Diese Zeit verging, es wurden zwanzig, ja dreißig Tage, und Hasisch ließ sich noch immer nicht sehen.

Der Prinz wurde von Tag zu Tag unruhiger, und der Verdruß über die Erfolglosigkeit des verführerischen Planes raubte ihm alle Ruhe. Endlich ließ er den Nesisch zu sich kommen und sprach zu ihm: ›Wie steht es denn um unsere Sache? Es ist nun ein ganzer Monat vergangen, seit dein Bruder Hasisch spurlos verschwunden und nicht die geringste Nachricht von ihm eingetroffen ist. – – Der Schmerz um ihn bringt mich noch um! Mein Befehl ist offenbar nicht zur Ausführung gekommen, aber dennoch soll ans Licht gebracht werden und soll sich zeigen, was dahinter steckt!‹

Als Nesisch die Verlegenheit seines Herrn vernahm, sprach er: ›Sei unbekümmert, mein Gebieter, deshalb kannst du ganz beruhigt sein, denn die Sache hat gar keine Schwierigkeiten. Mit deiner gütigen Erlaubnis will ich hingehen und dir nicht allein schnellstens Nachricht von Hasisch zukommen lassen, sondern ich werde mir auch die Gunst jener Frau erwerben und sie, so Allah will, beschlafen. In spätestens fünfzehn Tagen komme ich wieder zurück!‹ Dann nahm er Urlaub vom Königssohn und reiste ohne Wissen des Kriegers ab.

Nach einigen Tagen traf er in dem Wohnort der tugendsamen Frau ein und gelangte beim Umherziehen in dasselbe Kaffeehaus, in dem Hasisch mit den jungen Leuten früher Freundschaft geschlossen hatte. Da Nesisch seinem Bruder sehr ähnlich sah, sprachen ihn die jungen Leute, die ihn für Hasisch hielten, sofort als alten Bekannten an. Im Laufe des Gesprächs stellte sich der Irrtum zwar heraus, die jungen Leute bewahrten aber die gleiche Höflichkeit, wie Hasisch gegenüber, und als sie erfuhren, aus welchen Gründen Nesisch sich in dem Orte aufhalte, verwiesen sie ihn an dieselbe alte Frau, von der schon früher die Rede war.

Nesisch besuchte die listige Kupplerin sofort, erzählte ihr, daß er sich in die Frau des Soldaten verliebt habe, und bot ihr reichlichen Lohn, wenn es ihr gelänge, das Liebesverhältnis anzubahnen.

›Mein Sohn,‹ antwortete ihm die Alte, ›schon einmal hat ein hübscher junger Mann mit dieser Frau ein Verhältnis anknüpfen wollen, und ich habe es versucht, sie günstig zu stimmen und gefügig zu machen. Als der Liebhaber ihr jedoch ins Angesicht geschaut, sagte er, sie sei nicht nach seinem Geschmack und ging wieder davon. Möchte sie vor deinen Augen Gnade finden, damit meine Mühe nicht vergebens sei!‹

Nun begab sich die Alte wieder zu der klugen Frau, die sie gleich erkannte und freundlich empfing. Die Kupplerin öffnete dann ihren Mund und begann ihr Nesisch' Wünsche zu übermitteln, indem sie sprach: ›Wieder ist ein treuer und leidenschaftlicher Liebhaber angekommen, der auf deine Gunst, o Holde, hofft!‹

›Ach, liebes Mütterchen,‹ erwiderte die tugendsame Frau, ›ich möchte mich dir nie ungehorsam zeigen, aber du weißt, daß du mir schon einmal einen jungen Mann zugeführt hast, für den ich, als mein Auge die Schönheit seines Leibes erblickt, in rasender Liebe entbrannte. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Ach, die Jugend ist so unbeständig; darum sei doch so gut und verschone mich zukünftig mit solcher Liebesqual, denn solche Liebestollheit einmal gekostet zu haben, ist wahrlich schon genug.‹

›Mein süßes Lämmchen,‹ entgegnete die Alte, ›ich habe mich wegen der Treulosigkeit jenes unbeständigen Mannes schon sehr gegrämt, aber ich bin überzeugt, daß der jetzige Liebhaber nicht so sein wird wie der frühere!‹ – ›Nun gut,‹ sagte die tugendsame Frau des Kriegers, ›mag er kommen, damit ich ihn wenigstens sehe!‹

Die Kupplerin machte sich nun auf den Weg, Nesisch zu benachrichtigen, der sich alsbald zu der listigen Frau begab. Nach der Begrüßung sagte diese zu ihm dasselbe, was sie dem Hasisch gesagt hatte: ›Niemand darf von unserem Verhältnis wissen, darum sorge zunächst dafür, daß wir die Alte loswerden/.‹

Nesisch kehrte zur Herberge zurück, wo er der Kupplerin sagte, sie habe die Schönheit der Frau zu unrecht gerühmt, sie gefalle ihm gar nicht und er denke nicht daran, sie zu beschlafen. Dann gab er ihr eine kleine Belohnung und ging davon. Am Abend jedoch nahm er all sein Hab und Gut und kam damit zur Frau des Kriegers.

Es geschah nun dasselbe, was sich mit Hasisch zugetragen hatte. Als der Liebhaber eben seine Mahlzeit beendigt hatte, klopfte es an der Türe, die Magd kam wieder hastig herein und erzählte von der Ankunft des Bruders, und Nesisch ward unter demselben Vorwand und mit denselben schönen Worten in dasselbe Magazin gesperrt, das dem Hasisch zum Gefängnis diente. – – – –

Nesisch erblickte in einem Winkel des Kerkers den Hasisch – – – – die Brüder erkannten und umarmten sich und schütteten bitterlich weinend ihr tiefbetrübtes Herz einander aus. – – – – –

Beide saßen fest gefangen.

Als aber nach fünfzehn Tagen auch keine Nachricht von Nesisch eintraf, geriet der Prinz in die größte Unruhe und beschloß, selbst nach dem Verbleib seiner beiden Höflinge zu forschen. Er teilte dem Krieger mit, daß er nach dessen Heimat eine Vergnügungsreise zu unternehmen beabsichtige, worauf ihm der Soldat erwiderte, daß er dort willkommen sein werde.

Man traf die Vorbereitungen zur Reise, und nach kurzer Zeit machten sich beide, der Königssohn und der Krieger, auf den Weg. Der Soldat kam einen Tag früher in seiner Heimat an, um seine Frau von dem bevorstehenden hohen Besuche in Kenntnis zu setzen. Nachdem auch der Prinz eingetroffen war, nahm er ihn bei sich auf unbesorgte alles, was zur Gastlichkeit gehört. Für den Abend bereitete die Frau ein herrliches Mahl und erzählte inzwischen ihrem Manne alles auf das genaueste, was sich zugetragen hatte.

›Die beiden sitzen noch in meinem Gefängnis,‹ schloß sie ihren Bericht, ›aber nimm dich wohl in acht, etwas merken zu lassen!‹

Während der Prinz sich nun zur Tafel setzte, ging die kluge Frau an die Türe des Magazins und sprach zu Hasisch und Nesisch: ›Heute ist ein hoher Gast bei mir zu Tisch, und ich bedarf dringend einiger Diener. Wollt ihr aus eurer Haft befreit sein, so ziehet Weiberkleider an und wartet mir als Sklavinnen auf. Zum Lohne dafür gebe ich euch nachher die Freiheit.‹ –

›Das wollen wir von Herzen gern tun!‹ antworteten die Brüder. Also legten sie Weiberkleider an, nahmen die Speiseschüsseln in die Hand und trugen sie in das Gemach des Prinzen.

Wie sie ihren Herrn aber neben dem Krieger erblickten, blieben sie vor Scham und Entsetzen ganz starr und waren keiner Rede fähig. Ebenso war der Prinz nicht wenig verwundert, seine klugen Höflinge in dieser Verfassung wiederzufinden; er rief sie demnach heran und erkundigte sich, wie es ihnen ergangen. – – – –

Hasisch und Nesisch erzählten nun, was sich mit ihnen zugetragen, und sie konnten kein Ende finden, die Frömmigkeit, den Anstand und die Klugheit der Frau des Kriegers zu loben und zu preisen.

Der Königssohn aber, der nicht an die Tugend der Frau geglaubt und sie eher für eine Sünderin gehalten hatte, schämte sich gar sehr und suchte sein Unrecht dadurch wieder gutzumachen, daß er sie mit Wohltaten überhäufte und ihr viel Geld und Kostbarkeiten schenkte, und der einfache Krieger wurde allsogleich zu Amt und Würden eines Hofmannes erhoben.« – – – – – – – – – –


Schon im Verlauf dieser Erzählung hatten die Zuhörerinnen ihren Beifall lebhaft zum Ausdruck gebracht, als die »Mutter« aber, von dem Erfolg ihres Vortrages selbst höchst befriedigt, sich in den Sessel zurückgelehnt hatte und ihre Umgebung schmunzelnd und mit prüfenden Blicken betrachtete, erhob sich ein wahrer Beifallssturm, und nachdem sich die Gäste etwas beruhigt hatten, nahm die ältere Besucherin das Wort zu einer fast feierlich klingenden Ansprache folgenden Inhalts: »Aus unseren Beifallskundgebungen, verehrungswürdige Freundin, wirst du hinreichend erfahren haben, wieviel Freude und Vergnügen deine wunderschöne Erzählung uns allen bereitet hat. Die Wirkung deines Vortrages war aber nicht nur eine unterhaltende, sondern noch mehr eine veredelnde, und es entspricht gerade deiner hohen religiösen Gesinnung und deinem reinen Frauengemüt, daß du uns in einer so natürlichen und lebenswahren Form die aufopfernde Treue einer Frau niederen Standes geschildert hast, die wir alle als ein Muster weiblicher Tugenden betrachten müssen, und ich möchte noch hinzufügen, daß die Geschichte, wenn sie nicht wahr wäre, nur von dir hätte erdacht werden können!«

»So ist es!« warf Mahrusa ein, die unruhig auf das Ende der Ansprache gewartet hatte, »aber wenn ich meine Ueberzeugung frei äußern darf, so möchte ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß die Männer in dieser Geschichte eine abscheuliche Rolle spielen und den Beweis dafür erbringen, daß sie selbst das tugendhafteste Weib nur als einen willkommenen Gegenstand zur Befriedigung ihrer Wollust bewerten. Unsere liebenswürdige Gastgeberin hat also nicht nur ein Spiegelbild ihrer eigenen Tugend gezeigt, sondern unbewußt uns allen einen Spiegel vorgehalten, in dem wir die mosleminische Frau in ihrer ganzen Unwürdigkeit und Knechtschaft erblickten, ich meine daher …:!«

»Um Allah willen!« riefen die übrigen Frauen dazwischen, »fange doch nicht wieder mit deinen gelehrten Sachen an und bedenke endlich, daß hier nicht der Ort ist, für deine freiheitlichen Gedanken Stimmung zu machen, wenn du keine anderen Geschichten erzählen kannst als deine langweiligen Vergleiche zwischen Freiheit und Knechtschaft, dann bescheide dich lieber und schweige!«

Mahrusa schien etwas verlegen zu sein, zog es aber vor, auf jede weitere Bekehrung zu verzichten, und tat so, als ob die soeben empfangene Abweisung keinen Eindruck auf sie gemacht hätte.

Die anderen Hannums hielten den Zwischenfall ebenfalls für erledigt, und die Tochter der älteren Besucherin nahm das unterbrochene Gespräch wieder auf und meinte: »Wir haben nun alle zur Belustigung unseres Freundinnenkreises beigetragen, nur Fathima und Kamdjui (die Negerfrau) sind noch ihre Erzählungen schuldig,« und, zu Fathima gewendet, setzte sie hinzu: »du Schweigsamste unter uns, die du die schönsten Liebeslieder zu singen weißt, hast sicher in deinem Leben manche Geschichte gehört, die erzählenswert ist, also bitte, folge unserem Beispiel und hole aus deinem Erinnerungsschatz etwas recht Hübsches und Fesselndes hervor, das du uns zum besten gibst!«

Fathima dachte einen Augenblick nach und erwiderte mit niedergeschlagenen Augen: »Ich bin nicht so redegewandt wie ihr und habe in meiner Jugend auch nicht die Erziehung genossen, die euch zuteil wurde. In meiner Heimat lernte man frühzeitig das Saitenspiel und ein Lied dazu, und die Kinderfrau erzählte auch wohl manchmal irgendein phantastisches oder schreckliches Märchen, das man am liebsten schnell vergißt, aber Geschichten, wie ihr sie heute vorgetragen, habe ich in meinem Leben sehr wenig vernommen. Trotzdem will ich mich nicht als ganz unwissend zeigen und euch von einer Frau erzählen, die sich beinahe von ihrem Eheherrn hätte umarmen lassen, der doch nicht ihr Eheherr war, und das ist die

Geschichte von dem echten und dem falschen Mansur:

In Aegypten, in einer Stadt am oberen Nil, lebte vor langer Zeit ein sehr reicher Kaufmann mit Namen Mansur, der ein Weib besaß, besten Schönheit und Liebreiz von keiner Haura des Paradieses übertroffen werden konnte. Zohra – so hieß dieses weibliche Juwel – war aber nicht nur die schönste Frau im ganzen Umkreis, sondern auch eine Heilige an Tugenden und Frömmigkeit, so daß man überall mit Verehrung von ihr sprach. Niemand war es aber bisher vergönnt, sie von Angesicht zu schauen, denn Zohra führte ein sehr zurückgezogenes Leben und verließ nur selten ihr wohlverwahrtes Gemach.

Nun beschloß Mansur eines Tages eine längere Handelsreise zu unternehmen; er vollendete schnell alle notwendigen Vorbereitungen und nahm Abschied von seiner Frau, die er dem Schutze des Allerhöchsten empfahl.

In demselben Orte lebte aber ein Mann namens Keskin, ein lasterhafter, schlechter und sinnlicher Mensch, der allen Mädchen und Frauen nachstellte und über alle Maßen schamlos war. Zohras Schönheit und Anmut ward diesem Manne vom Hörensagen bekannt, und er verliebte sich so heftig in jene unnahbare Frau, daß er keine Ruhe mehr fand und seines Lebens nicht mehr froh werden konnte.

Da keine Möglichkeit vorhanden war, sich der Angebeteten zu nähern, beschloß er, sich an seine Muhme zu wenden und diese zu bitten, die Rolle einer Vermittlerin zu übernehmen. Die Alte schien ihm die geeignetste Person hierfür, und tatsächlich hatte sie alle Fähigkeiten, die das üble Handwerk einer Kupplerin aussichtsvoll und lohnend gestatten können, denn sie war zu allen Schandtaten bereit und verstand es wohl, mit ihren Verführungskünsten unschuldige Seelen zu vergiften.

Diese Hexe vernahm mit Vergnügen ihres Neffen unsaubere Wünsche und machte sich sogleich auf den Weg nach dem Hause Mansurs, wo sie von Zohra gastfreundlich und höflich – der Sitte gemäß – empfangen wurde.

Schon nach den ersten einleitenden Redensarten legte die Alte, einer Spinne gleich, ihre Netze aus, um die schöne und tugendhafte Frau ins Garn zu locken, wobei allerlei verfängliche Anspielungen schamlosester Art Zohras sinnliche Begierde erwecken sollten. Schließlich kam die Kupplerin auf ihren Neffen zu sprechen und rief mit verstellter, jammernder Stimme: ›Du schönstes aller Geschöpfe, die die himmlische Sonne bescheint, du herrliches Idol der Welt, du hast meines Pflegesohnes Herz zusammengeschnürt und ihm der Liebe brennende Wunden geschlagen, deiner Schönheit strahlender Diamant hat seines Lebens Licht geblendet, und der Liebe nagendes Leid und Weh hat kein Ende. Seiner Jugend Kraft schwindet rettungslos dahin, seiner Liebe Wahn umnachtet des Jünglings edlen Geist, dessen ganzes Denken und Sehnen nur dir gehört. Dein sei sein Leib, dein sei jeder Tropfen seines Blutes, er ist der Schemel deiner Füße, der Knecht deiner Befehle, schlürfe seinen Atem, trinke seine Seele, reiße sein Herz in Stücke, und sterbend noch wird er dir seine Liebe verkünden, die unendlich ist wie der Weltenraum, gewaltig wie das wogende Meer und beständig wie der Bergesriesen trotzige Felsenwand. – – – Sei du das Licht, das dem armen Jüngling in seiner Liebe Finsternis leuchte, sei du ihm Führerin aus dem Pfade zu deinem Herzen, geleite ihn in deines Gemaches traute Stille und genieße seine heiße Leidenschaft, laß du ihn genießen deines Leibes paradiesische Wonne. Nie wird diese selige Stunde dich gereuen, und wenn eure Körper und Seelen zusammenfließen zu einem glühenden Strom sinnberauschender Liebeswut, dann, mein holdes Täubchen, magst du wohl dankbar der Alten gedenken, die als Glücksbringerin dir so viel Herrlichkeit bescherte!‹

Als die stolze und keusche Zohra dies vernommen, sprang sie entsetzt auf und schrie der garstigen Kupplerin ins Gesicht: ›Gemeine Ehrabschneiderin, die du bist; wenn ich das geheiligte Gastrecht verletzen wollte, würde ich dich verprügeln, daß alle Welt Mitleid mit dir hätte. Also zum Gespött der Welt Möchtest du mich machen, du verdammte ruchlose Hexe, zum Hohn und Abscheu der ganzen Stadt, wie dich selbst jedermann verachtet! Glaubst du, daß ich eine feile und liederliche Person sei, die man zum Ehebruch verleiten könne? Packe dich schnell von hinnen und mach, daß du aus meinem Hause kommst, sonst lasse ich dich wie einen räudigen Köter davonjagen!‹

So kam die alte Kupplerin unverrichteter Sache zu Keskin zurück, dem sie den heftigen Auftritt nicht verschwieg, und schließlich fügte sie noch hinzu: ›Jede Frau ist der Liebe zugänglich, die eine mehr, die andere weniger; ich habe schon oft einen schweren Stand gehabt, ein ängstliches Täubchen zu Fall zu bringen, mit diesem Weib aber mach dir gar keine Hoffnung, denn eine sprödere und keuschere Frau habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!‹

Keskin war der Verzweiflung nahe, und da er keine Möglichkeit sah, das Herz seiner Angebeteten je zu gewinnen, und seine Liebesnot noch täglich zunahm, beschloß er, die Heimat zu verlassen und sein Glück in der Fremde zu suchen. Also machte er sich aus den Weg.

Schon nach wenigen Tagen führte ihn der Zufall zu einem frommen Einsiedler, der mitten im Walde in einer zerfallenen Hütte lebte und allen irdischen Bedürfnissen entsagt hatte. Keskin näherte sich diesem Heiligen, verneigte sich sehr ehrerbietig vor ihm und bot ihm seine Dienste an, die der Einsiedler nach einigem Zögern auch annahm.

Länger als ein Jahr hatte Keskin dem frommen Manne bereits treue Dienste geleistet, die durch nichts entlohnt werden konnten, und da den Heiligen die Uneigennützigkeit des Fremden beschämte, rief er diesen eines Tages zu sich, um ihm den Weg des Heils zu weisen. ›Du bist ein treuer Diener,‹ sprach er ihn an, ›und hast es der Mühe wert erachtet, eines armen, weltabgeschiedenen Mannes Knecht zu sein und ihm mit Aufrichtigkeit und Hingebung zu dienen, was mich tief beschämt. Hätte ich Geld und Gut, wie gern würde ich dich überreichlich beschenken, aber da ich nichts anderes besitze als meinen Glauben an den einzigen Gott, so will ich dich zum Andenken an mich einen heiligen Namen lehren, den du treu im Gedächtnis bewahren sollst. Wünschest du, daß irgend etwas in Erfüllung gehe, so vertraue auf diesen Namen, und du erlangst allsogleich, was du begehrst; nur hüte dich, dieses himmlische Kleinod zu mißbrauchen und den Versuchungen des Teufels zu folgen, denn wisse, so du etwas Unrechtes begehst und der Sünde verfällst – wovor Allah dich behüten möge –, wirst du in ewige Verdammnis hinabgestoßen werden!‹

Mit diesen Worten teilte er ihm den wundertätigen heiligen Namen mit und entließ ihn unter Gebeten und vielen Segenswünschen.

Keskin hatte die schöne und keusche Zohra in der Fremde nicht vergessen, weshalb er sich geradeswegs nach seiner Vaterstadt begab, wo er sich unter Anrufung des heiligen Namens in die Gestalt des Gemahls der Zohra verwandelte. Diese Aehnlichkeit war so vollkommen, daß niemand daran zweifelte, den echten Mansur vor sich zu haben. So ging er am frühen Morgen in das Haus des Kaufmanns, dessen Frau ihm freundlich entgegenkam und in der Meinung, ihren Gatten wiederzusehen, ihm die Hände küßte und fragte, wie die Handelsreise verlaufen sei, wo sich die Waren befänden und anderes mehr.

Keskin antwortete: ›O holdes Weib, leider kann ich dir nichts Gutes berichten. Als wir in einen Engpaß gerieten, verlegten uns Räuber den Weg und nahmen uns sämtliche Güter weg. Zwar kam es zum Kampfe, in dem meine Diener und Reisegefährten den Tod fanden, meine ganze Habe aber blieb verloren, und nur mit Mühe und Not gelang es mir, das Leben zu retten!‹

›Ich bin glücklich, daß du wenigstens heil davongekommen bist,‹ erwiderte Zohra, ›um den Verlust der Waren braucht man nicht zu trauern, wenn der Allgütige dich nur vor Gefahren behütet, findet sich Geld und Gut von selbst, das verlorene Leben aber kann man nie wiedergewinnen. So Allah uns gesund erhält, werden wir bald mehr besitzen, als uns abhanden gekommen, und schließlich haben wir hier noch Eigentum genug, ein neues Geschäft zu beginnen!‹

Mit diesen und ähnlichen Worten versuchte die kluge Frau ihren vermeintlichen Eheherrn zu trösten, aber so oft sie den Keskin ansah, dachte sie bei sich: ›Merkwürdig, dieser Mann sieht wohl ganz so aus wie mein Gemahl, auch die Worte, die er spricht, gleichen der Redeart meines Mansur, und doch liegt in seinem Benehmen und seinen Bewegungen etwas Fremdes, das ich nicht begreifen kann. Unter diesen Umständen halte ich es doch für angebracht, etwas vorsichtig zu sein und ihn eine Zeitlang zu prüfen, inzwischen aber darf ich kein eheliches Wiedersehen feiern und muß darauf bedacht sein, meinen Leib vor seinen Berührungen zu schützen.‹

Als der Abend herankam, wurde Keskin über alle Maßen zärtlich und schickte sich an, Zohra in deren gemeinschaftliches Schlafzimmer zu begleiten. Die Frau errötete und sagte verschämt: ›Entschuldige, mein lieber Mansur, heute bitte nicht, ich bin nicht ganz wohl!‹ – – – So ging es schon fünf Tage lang.

Am sechsten Tage fragte Keskin: ›Nun, wie ist dir, fühlst du dich noch immer unwohl?‹

›Ja, mein lieber Mann,‹ war die Antwort.

Der stürmische Liebhaber wartete weitere fünf Tage, dann sagte er am zehnten Abend zu Zohra: ›Weißt du, mein liebes Eheweib, dein andauerndes Unwohlsein beunruhigt mich sehr, sollte es nicht ratsam sein, einen Arzt oder eine weise Frau herbeizuholen?‹

›Nein, mein lieber Mann,‹ erwiderte die kluge Frau, ›der Arzt könnte mir nichts nützen, und im übrigen müßtest du wissen, daß ich keinen Arzt in meinem Schlafgemach dulden würde?

›Das weiß ich auch.‹ warf Keskin sofort schlagfertig ein, ›deshalb stellte ich dir auch die Wahl zwischen dem Arzt und der weisen Frau!‹

›Bemühe dich meinetwegen nicht, mein lieber Mansur,‹ sprach Frau Zohra dann weiter, ›ich habe lang genug auf deine Rückkehr gewartet, und Allah weiß es, wie ich mich aus Sehnsucht nach dir auf meinem Lager herumgewälzt, und nun du hier bist, um meine ehelichen Pflichten zu fordern und mir zugleich das zu geben, was ich seit Monden mit zitterndem Leibe begehre, da straft mich das Schicksal und macht mich untauglich, deine und meine Wünsche zu befriedigen. Gedulde dich noch sieben Tage, dann werde ich mich entscheiden, ob ich dich oder eine weise Frau zu rufen habe!‹

Als Keskin diese Worte hörte, geriet er in solche Erregung, daß er Zohra stürmisch umarmen wollte, was diese nicht gestattete, mit dem Hinweis: er könne durch Ansteckung noch das gleiche Unwohlsein bekommen. – Allah möge es verhüten. – – –


Diese freiwillig vereinbarte Schonzeit einer ganzen Woche dünkte dem leidenschaftlichen Verehrer der schönen Frau länger als ein Jahr. In seiner Eifersucht und Begierde rührte er sich nicht von ihrem Bette und verbrachte den ganzen Tag damit, Zohra zu liebkosen und sein böses Geschick zu beklagen, das ihn hindere, seine angebetete Frau so zu lieben, wie Herz und Trieb ihm dies eingäben.

Und wenn die Schatten der Nacht sich herabsenkten, wankte er bekümmert in sein Schlafgemach, verbarg seinen glühenden Kopf weinend in die Bettkissen und konnte vor männlicher Erregung keinen Schlaf finden. – – – – – – – – – – –

In aller Frühe erhob er sich von seinem Lager und eilte zu Zohra, um sie zu fragen, wie es ihr gehe.

›Ich weiß noch nicht, wie ich mich heute abend befinden werde, mein lieber Mann,‹ antwortete die kluge Frau, ›wenn mein Zustand jedoch so anhält, wie er jetzt ist, glaube ich, daß ich dich und keinen andern rufen werde!‹

Keskin war hocherfreut, er konnte den Anblick der in ihrem Bette so begehrenswert daliegenden Zohra nicht mehr ertragen und lief vor innerer Erregung ruhelos umher, bald hierhin, bald dorthin, das ganze Haus hindurch, treppauf, treppab. Die Kleider wurden ihm zu eng, denn das Blut schoß durch seinen Körper wie ein glühender Lavastrom, und je mehr die Sonne sich zur Neige rüstete und der Abend nahte, desto unerträglicher wurde sein Zustand. – – – – – – – – – –

Zwei Stunden nach Sonnenuntergang waren schon vergangen und die Zeit des Yatsi-Gebetes war schon vorüber, da begann Zohra ernstlich nachzudenken und sprach bei sich: ›Ich kann den Mann unmöglich länger vertrösten, er verlangt sein Recht, und ich sehe, daß er leidet. Auch mich hat die Vorstellung, krank zu sein und im Bett liegen zu müssen, schwach gemacht, und der Anblick des stürmischen Mannes, seine Liebkosungen und meine bisherige Enthaltsamkeit haben das Verlangen in mir erweckt, dem unehelichen Verhältnis ein Ende zu bereiten und den Bettgenossen herbeizuwünschen. Vielleicht war meine Vorsicht und Zaghaftigkeit überhaupt gar nicht begründet, und der Mann ist mein Mansur und kein anderer, denn seine Liebkosungen gleichen doch sehr meinem Eheherrn. Schließlich kann ich auch nur mit Sicherheit im Augenblicke der Umarmung erkennen, ob ich mich getäuscht habe oder nicht, denn ich habe meinen Mansur nicht vergessen und weiß, wie er sich im Ehebett benommen hat!‹

Diesem inneren Entschluß folgte die Tat, und also rief sie mit lauter Stimme, so daß Keskin, der sich einer kleinen körperlichen Verrichtung wegen im Nebenzimmer aufhielt, es hören mußte:

›Mein lieber Mann, nun komm!‹

Hei, wie der stürmische Liebhaber schnell seine Verrichtung im Stiche ließ und mit einem mächtigen Satz, einem raubgierigen Löwen gleich, an das Bett der Frau sprang. In seiner Liebeswut riß er sich förmlich die Kleider vom Leibe und war gerade im Begriffe, die verführerische Frau zu umarmen und mit seinen glühenden Küssen zu bedecken, als urplötzlich der echte Mansur mit seinen Knechten und Wagen herangezogen kam und sofort in den Harem eilte.

Hier fand er einen Mann, der ihm selbst ganz ähnlich sah und sich gerade anschickte, seine Frau zu beschlafen. Mansur war von diesem Anblick so betroffen, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Bald aber erfaßte ihn die Eifersucht, er packte Keskin an seinem Barte, zog ihn aus dem Bette heraus, und mit den Worten: ›Ha, du gemeiner Geselle, was hast du in meinem Harem und bei meiner Frau zu suchen!?‹ begann er kräftig auf ihn einzuschlagen.

Keskin, der sehr entrüstet war, so unsanft aus seinen Liebesträumen gerüttelt worden zu sein, ließ sich nicht so leicht verblüffen, er faßte auch seinerseits den Mansur beim Schopf und rief: ›Was unterstehst du dich, du frecher Eindringling, wer hat dir gestattet, mein Haus zu betreten, und was hast du hier in meinem Harem zu schaffen?!‹ – Es erhob sich ein heftiger Streit, und beide lärmten, schimpften und schrien, daß man es weit und breit hören konnte. Zohra indessen war es ganz eigentümlich zumute, sie hatte schon den warmen Leib des Mannes gefühlt und die Augen geschlossen, um sich ganz dem lang entbehrten Liebesgenuß hinzugeben, als ihr Mann plötzlich von ihr gerissen und von einem anderen Manne, der auch aussah wie Mansur, verprügelt wurde. Die arme Frau war so erstaunt und entsetzt, daß sie keine Worte finden konnte und ohne Rücksicht auf die beiden Männer, nur mit einem Hemde bekleidet, aus dem Bett sprang, da sie nicht wußte, wie sie sich benehmen sollte.

Durch den Lärm wurden die Nachbarn herbeigelockt, und als man hörte, was vorgefallen, rief man einen Gerichtsdiener, der Mansur und Keskin zum Kadi brachte. – – – – – – –

Als der Kadi die beiden Gegner sah und hörte, daß jeder sich für Mansur ausgab und Zohra als sein eheliches Weib begehrte, war er ratlos, denn noch nie hatte er zwei Menschen gesehen, die einander so völlig glichen, er wußte deshalb nicht, was er sagen und wie er urteilen sollte, und meinte: in diesem Prozesse könne nur die göttliche Eingebung entscheiden.

Ein Beisitzer, der die Hilflosigkeit des Richters beobachtete und erkannte, daß dieser kein Urteil zu fällen vermochte, bat den Kadi, ihm diesen Prozeß zu überlassen, und also geschah es, da der Beisitzer als ein verständiger Mann bekannt war. Auch die Parteien erklärten, mit dessen Urteil zufrieden zu sein.

Dieser weise Richter redete nun die beiden Männer mit folgenden Worten an: ›Ihr seid äußerlich vollkommen gleich, auch ist an eurer Gestalt oder in eurem Gesicht nirgends ein außergewöhnliches Merkmal wahrzunehmen. Jeder von euch behauptet, mit dieser Frau verheiratet zu sein, und verlangt, daß ich sie ihm als sein eheliches Weib zuspreche, wir müssen also prüfen, wem sie wirklich gebührt. Niemand vergißt seine Hochzeitsnacht und das, was sich dabei zugetragen, geht jetzt alle hinaus und wartet, bis ich euch einzeln rufen werbe, indessen führt mir die Frau herein, die mir von ihrer Hochzeitsnacht berichten soll!‹

Der Gerichtssaal wurde geräumt und Zohra hereingeführt.

Die schwer geprüfte Frau trat verschämt und weinend an den Richtertisch, der weise Beisitzer aber tröstete sie mit väterlichen Worten und sagte: ›Da du ein schwaches, unverständiges Weib bist und unter den beiden völlig gleich aussehenden Männern nicht den erkannt hast, der dein richtiger Eheherr ist, müssen wir mit Allahs Hilfe die Wahrheit ermitteln, und auch du kannst dazu beitragen, wenn du mir wahrhaftig und mit allen Einzelheiten das erzählst, was sich in der Hochzeitsnacht zugetragen, und da dir doch offenbar daran liegt, wieder mit deinem rechten Gemahl vereinigt zu sein, so hoffe ich, daß du dich ohne Scham und Zagen gehorsam erweisen wirst!‹

›Das will ich von Herzen gern,‹ antwortete Zohra, ›wenngleich es mich tief beschämt, über das zu sprechen, was in meinem Ehegemach vorgegangen; Ihr seid aber die von Allah eingesetzte Obrigkeit, und ich muß Euren Befehlen gehorchen, also vernehmt denn, wie Mansur mich zu seinem Weibe machte:

Als die religiösen Zeremonien beendet waren und die Hochzeitsgäste sich entfernt hatten, führte mein Gatte mich in seinen Harem, und wir betraten gemeinschaftlich das Schlafgemach. Ich entkleidete mich langsam und zitterte am ganzen Leibe, weshalb, weiß ich nicht mehr. Dicht neben mir stand Mansur, vor Liebe glühend, seine Kleider wurden ihm zu eng, er riß sich alle Gewänder vom Leibe, und als ich ihn so leidenschaftlich und wild sah, faßte ich seine beiden Hände und küßte sie. Dann ergriff er mich mit seinen starken Armen und warf mich aufs Bett. Ich zitterte und stöhnte. Je eindringlicher ich seine Liebe aber empfand und je mehr seine Liebkosungen und heißen Küsse mich in einen weltentrückten Sinnestaumel versetzten, desto mehr fühlte ich, wie das Mädchen sich zu einem Weibe wandelte. Eine zugleich verlangende und hingebende Liebesglut ergriff mich, ich umarmte meinen Gatten und stammelte Liebesworte. Er wurde immer leidenschaftlicher und wilder, seine Küsse bedeckten mein ganzes Gesicht, gierig zog ich seinen keuchenden Atem ein, und es war mir höchstes Wohlgefühl, ein Weib zu sein. Und als seine Liebesgier bis zum Wahnsinn gediehen und seine Zähne sich in meinen Hals eingruben und ich glühend heiß empfand, wie seine männliche Seele sich in meinen Leib ergoß, da vergaß ich Zucht und Sitte, drückte meinen Gatten an mich und küßte ihn innig auf beide Augen. – – Dann reichte ich ihm, wie das Gesetz es vorschreibt, Wasserbecken und Handtuch.‹


›Ich habe gehört,‹ sprach der Richter, ›nun gehe hinaus und sage dem Gerichtsdiener, er soll mir den Mann hereinführen, der in deinem Bette lag, als der andere hinzukam!‹

Jetzt erschien Keskin vor dem Kadi, der ihn also anredete: ›Du weißt, um was es sich bei diesem Prozesse handelt. Die Frau, die soeben hinausgegangen ist, beanspruchst du als dein Weib. Wenn du tatsächlich mit ihr verheiratet warst, dann wirst du mir auch mit allen Einzelheiten erzählen können, was sich in der Hochzeitsnacht zugetragen hat!‹

Keskin wurde etwas kleinlaut, dann aber versuchte er sich zu beherrschen und sagte:

›Hochweiser Richter, du Leuchte am Himmel der Gerechtigkeit, deiner Klugheit Strahlen dringen in die verborgensten Winkel, und vor dem ewigen Feuer deines Verstandes schmilzt die Lüge wie ein gefrorener Wassertropfen! Wenn ich mich der Kraft deines Gedächtnisses rühmen könnte, würde ich wohl imstande sein, alle Einzelheiten meiner Hochzeitsnacht getreulich zu erzählen, aber siehe, mein Gehirn ist klein, meine Augen haben viele Wunder der Welt gesehen, und so ist in meinem Gedächtnis das Wunder der ersten Liebesnacht verdrängt. Ich weiß nicht, o Herr, ob das, was ich dir berichten werde, noch heute vollends übereinstimmt mit dem, was meine Zohra dir erzählte, denn siehe, ein Weib kennt nichts als die Mauern ihres Harems, ihre Augen schweifen nicht umher, und da nichts anderes als Liebe ihr Gemüt gefangen hält, so ist die Hochzeitsnacht ihres ganzen Lebens Grundlage, eine Skala der Liebe ihres Gatten, und stets vergleichend mit dem, was war und ist, vergißt sie nie die ersten Stunden des weiblichen Liebesglückes. Mein Weib ist mir heute noch so wert wie ehedem, ich liebe sie wie damals, als ich sie heimführte, aber, mein Hochweiser Richter, wie soll ich das erste Mal beschreiben, aus dem das zweite bis zum vielhundertsten Male wurde. Liegt da nicht die Gefahr nahe, daß ich verwechsele, Ereignisse zusammenwerfe, andere wiederum fortlasse oder vergesse?! Sei mir gnädig, o Herr, und suche aus dem Mosaik meines Berichtes die einzelnen Teilchen zu ermitteln und zusammenzufügen, die zu dem Gebilde, das Zohra dir gegeben, harmonisch passen!

Am Tage meiner Hochzeit wartete ich ungeduldig auf das Ende der Zeremonien und auf den Augenblick, da ich mein Weib heimführen konnte.

Meine Frau ging zuerst in ihr Schlafgemach und duldete nicht, daß ich beim Auskleiden zugegen war. Ich bereitete mich in meinem Nebenzimmer für die Nacht vor und wartete, daß sie mich riefe.

Als mir die Zeit zu lang wurde, hob ich den Vorhang und fragte, ob ich eintreten könne, ich erblickte sie aber bei einer weiblichen Verrichtung und ließ daher schnell den Vorhang wieder fallen, ohne eine Antwort abzuwarten. Endlich hörte ich ihre liebliche Stimme, und sie rief: »Mein lieber Mann, nun komm!« Liebeglühend stürzte ich in ihr Schlafgemach und umarmte und küßte sie stürmisch. Zwar verbarg sie schamhaft das Gesicht in ihre Hände, aber dennoch ließ sie mich ruhig gewähren, und ich machte sie zu meinem Weibe‹

Als der Kadi diese Schilderung vernahm, legte sich seine Stirn in Falten, und er sagte ernst und düster: ›Ich habe gehört, nun geh hinaus, man führe mir den anderen Mann herein!‹ – – – –

Mansur machte wenig Umstände, er schilderte dem weisen Richter seine Hochzeitsnacht ganz genau so, wie Zohra dies getan hatte, nur mit dem Unterschiede, daß seine Frau ihm in derselben Nacht Handtuch und Wasserbecken dreimal reichen mußte.

Der Kadi erkannte nun sogleich, daß Mansur der rechte Ehegatte war, und sprach ihm daher Zohra von Rechts wegen zu.

Keskins Arglist und Betrug war so an den Tag gekommen, man zwang ihn durch Folter, die Wahrheit zu bekennen, dann gab man ihn dem Gespött der Welt preis und stäupte ihn zu Tode. So endete der niederträchtige Frauenschänder.«


Diese Geschichte machte auf alle Hannums einen sehr tiefen Eindruck, sie erhoben sich von ihren Sitzen, umringten Fathima und drückten ihr voller Begeisterung dankend die Hände.

»Sonderbar,« begann die ältere Besucherin die Unterhaltung weder, »wieviel Glück und noch mehr: wieviel Unglück hat die Liebe schon im Weltall angerichtet, und es ist tatsächlich nicht unwahrscheinlich, daß man uns Frauen als die Quelle dieses Unglücks verachtet, weil man uns Verführungskünste zumutet, die wir gar nicht pflegen. Wenn die Reize unseres Geschlechts, die den Männern doch verborgen bleiben, ihre Phantasie so anregen, daß ihr Trieb ihnen den Verstand raubt, dann ist es sicher doch ungerecht, auf uns unschuldige Frauen einen Stein zu werfen. Die arme Zohra ist ein sehr bedauernswertes Weib gewesen, denn nur ihre Schönheit, die Allah ihr in die Wiege gelegt hat, war schuld an der ruchlosen Gier des Keskin, und sie wäre beinahe ein Opfer der Verzauberung geworden, wenn nicht das Schicksal es anders gewollt hätte!«

»Ich kann dir nicht ganz beipflichten,« erwiderte die »Mutter«, »denn ich finde, daß alles in der Welt so eingerichtet ist, wie es nicht besser sein könnte. Allah gab den Frauen ihre verborgenen Reize und den Männern Phantasie und Trieb, und ferner gab er den Frauen Keuschheit und Tugend und den Männern Verstand, Kraft und Edelmut. Und der Teufel flößte in die weibliche Seele: Schamlosigkeit, Gefallsucht und Sinnlichkeit, und den Männern verlieh er tierische Brunst, Gewissenlosigkeit und Brutalität. Diese Eigenschaften kämpfen nun beständig in der Welt, und es zeigt sich in jedem einzelnen Falle, ob die Tugend über das Laster gesiegt hat oder umgekehrt. Wenn ein solcher Kampf guter und schlechter Leidenschaften nicht bestände, wie würde man dann in der Welt erfahren, wer tugendhaft und wer voller Laster sei?! Ja, noch mehr, man würde überhaupt nicht wissen, was die Tugend bedeutet!«

»Sehr richtig,« warf Mahrusa ein, »nur durch Vergleich gelangt man zur Erkenntnis! Ich bin auch keineswegs der Meinung, daß immer die Männer die Verführer sind, wenngleich in den meisten Fällen männliche Energie die weibliche Schwäche bezwingt. Oft schon haben eitle und sinnliche Frauen sogar hochstehende Männer in ihre Netze gelockt und ins Verderben gestürzt, und die Geschichte kennt manches Verspiel dafür, wie Haremsfrauen den Vezier oder Haushofmeister eines großen Herrn umgarnt oder gar zu Fall gebracht haben!«

Nun öffnete auch die Negerfrau ihre dicken Lippen, und die verfettete Weichheit ihrer Stimme, verbunden mit der teils abgebrochenen, teils sich überstürzenden Sprechweise, verursachte bei allen Hannums ein schelmisches Lächeln, das aber sofort verschwand, als die Negerfrau des Korans Erwähnung tat.

»Ihr habt von Frauen gesprochen, die die Männer verführen,« sagte sie, »und habt doch nicht daran gedacht, daß Allah in seinem heiligen Koran uns durch den Mund seines Propheten als abschreckendes Beispiel eine Frau dieser Art geschildert hat: Zuleika, die Frau des Potiphar. Ich bin in keinen Geschichten bewandert und habe nicht viel gelernt, aber die wichtigsten Suren unseres geheiligten Koran weiß ich auswendig, und ich will euch daher die zwölfte Sure Vorträgen, die Zuleikas Sünde behandelt!«

Und mit näselndem Singen, wie dies der Imam in der Moschee zu tun pflegt, plapperte sie die schöne Sure herunter, die also lautet:

23. Und sie, in deren Haus er war,
stellte ihm nach und verriegelte die
Türen und sprach: »Komm her!« Er
sprach: »Allah verhüte es! Siehe, mein
Herr hat mir eine gute Wohnung gegeben.
Stehe, den Ungerechten ergeht
es nicht wohl.«

24. Und sie verlangte nach ihm; und
auch er hätte nach ihr verlangt, wenn er
nicht ein Zeichen von seinem Herrn gesehen
hätte. Also taten wir, um Schlechtigkeit
und Schändlichkeit von ihm abzuwehren.
Siehe, er war einer unserer lauteren
Diener.

25. Und sie liefen beide zur Tür, und
sie zerriß sein Hemd von hinten; und sie
trafen auf ihren Herrn bei der Tür. Sie
sprach: »Was ist der Lohn dessen, der
gegen deine Freundin Böses im Schilde
führte, das Gefängnis oder schmerzliche
Strafe?«

26. Er sprach: »Sie stellte mir nach.«
Und es bezeugte ein Zeuge aus ihrer
Familie: »Wenn sein Hemd vorn
zerrissen ist, so hat sie die Wahrheit gesprochen,
und er ist ein Lügner.

27. Ist sein Hemd jedoch hinten zerrissen,
so hat sie gelogen, und er hat die
Wahrheit gesprochen.«

28. Und da er sein Hemd hinten zerrissen
sah, sprach er: »Siehe, das ist eine
eurer Listen! Siehe, eure List ist groß!

29. Joseph, wende dich ab hiervon, und
du, o Weib, bitte ihn für deine Schuld
um Verzeihung; siehe, du hast gesündigt.«

30. Und es sprachen die Weiber in der
Stadt: »Die Frau des Hochmögenden hat
ihrem Burschen nachgestellt. Er hat sie
zur Liebe entflammt; siehe, wahrlich, wir
sehen sie in offenkundigem Irrtum.«

31. Und als sie von ihrer Bosheit vernahm,
schickte sie zu ihnen und bereitete
ihnen ein Gelage und gab einer jeden von
ihnen ein Messer und sprach zu Joseph:
»Komm heraus zu ihnen.« Und da sie ihn
sahen, rühmten sie ihn und schnitten sich
in die Hände und sprachen: »Allah behüte!
Das ist kein Mensch, das ist ein edler
Engel!«

32. Sie sprach: »Und dieser ist's, um
dessentwillen ihr mich tadeltet. Und wahrlich,
ich stellte ihm nach, doch widerstand
er. Und wahrlich, wenn er nicht nach
meinem Geheiß tut, soll er ins
Gefängnis geworfen und verächtlich behandelt
werden.«

33. Er sprach: »Mein Herr, das Gefängnis
ist mir lieber, als das, wozu sie
mich einladen. Und wenn du nicht von mir
ihre List abwendest, gebe ich ihnen in
meiner Jugend nach und werde einer der
Toren.«

34. Und es erhörte ihn sein Herr und
wendete ihre List von ihm ab. Siehe, er
ist der Hörende, der Wissende.

Die Frauen hatten mit Andacht zugehört, und als die Sure beendet war, kreuzten sie ihre Arme auf der Brust und riefen: »La illáh illalláh!« Es gibt keinen Gott außer Allah.

Nur Fathima ezzahra war plötzlich kreidebleich geworden, sie schien von einem heftigen Unwohlsein befallen, und als sie sich von ihrem Sitz erhob, um sich zu verabschieden, wankte sie, und zwei Sklavinnen mußten sie stützen und in ihr Schlafgemach begleiten.

Dieser Zwischenfall hatte die bisherige Fröhlichkeit völlig verdorben, die Hannums sahen sich schweigend an, und niemand wagte mehr die Unterhaltung fortzusetzen. – – –

Die Lichter verbreiteten eine drückende Hitze im Salon, und es herrschte eine so schwüle, mit allerlei Gerüchen durchsetzte dicke Luft, daß die »Mutter« mir winkte, ein Fenster zu öffnen.

Der gespaltene Mond versteckte sich blaß und müde hinter den rosafarbigen Wolken des beginnenden Tages, und das Fenstergitter zeigte scharfe rötliche Glanzlichter. Die Landschaft vor uns, mit dem Blick auf die unter uns liegende Stadt, war wie in einen leichten Nebel getaucht. Von ferne vernahm man das heisere Bellen eines Hundes und das Knarren eines müde dahinfahrenden Wagens. Kreischend und zwitschernd flogen die Vögel an unserem Fenster vorbei und kündeten uns den erwachten Morgen. – – –

Für den Harem war es Zeit zum Schlafengehen! Die »Mutter« erhob sich, reichte den Frauen lächelnd und freundlich die Hand, und die Gäste bedankten sich lebhaft und herzlich für die vielfach genossenen Freuden.

Noch auf dem Hofe hörte man das muntere Geplauder und Gelächter der Hannums, dann fiel die Türe ins Schloß, und der schöne Festtag war beendet. – – – – – – – – – – – – –

Wir freuten uns alle der reichlich empfangenen Geschenke. – – –

Als ich an Fathimas Zimmer vorüberging, blieb ich einen Augenblick stehen und lauschte; sie schlief noch nicht, und ich hörte, wie sie sich stöhnend auf ihrem Lager wälzte.

Sollte Zuleikas Geschichte ihr eine trübe Nacht bereitet haben?! Das konnte nicht sein denn der Zuber war alles eher als ein keuscher Joseph, – aber vielleicht dachte sie an den leidenden Herrn!


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