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Zimmer der Frau Page
Frau Page, Frau Hurtig und Wilhelm treten auf
Frau Page.
Ist er schon in Fluths Hause, was meinst du?
Frau Hurtig.
Ganz gewiß ist er jetzt dort, oder er kommt gleich hin; aber wahrhaftig, er ist ganz separat toll, daß man ihn ins Wasser geschmissen hat. Frau Fluth läßt Euch bitten, gleich zu ihr zu kommen.
Frau Page.
Gleich will ich bei ihr sein, ich will nur meinen kleinen Mann hier in die Schule bringen. – Sieh, da kommt sein Schulmeister; 's ist ein Spieltag, wie ich sehe. –
Sir Hugh Evans kommt.
Nun, Sir Hugh? – kein Schultag heut? –
Evans.
Nein; Herr Schmächtig hat Kintern zum Spiel Permissionen kekepen.
Frau Hurtig.
Ach, das rechtschaffne Herz!
Frau Page.
Sir Hugh, mein Mann sagt, mein Sohn lernt nicht das Geringste aus seinem Buch; tut ihm doch ein paar Fragen aus seinem Donat.
Evans.
Komm her, Wilhelme; halt Kopf krate, komm her!
Frau Page.
Lustig, Junge; halt den Kopf grade; antworte deinem Lehrer; fürchte dich nicht.
Evans.
Wilhelme! Wieviel kann man
numeri im
nomen hape? –
Wilhelm.
Zwei.
Frau Hurtig.
Dummheit! Zwei Kannen im Ohm? Achtzig wenigstens.
Evans.
Still ta Euer Keplapper. – Was heißt Tugend, Wilhelme?
Wilhelm.
Virtus.
Frau Hurtig.
Wirtshaus? da pflegt's doch nicht immer sehr tugendhaft herzugehn.
Evans.
Ihr seit kanze Einfältigkeiten, ich pitt Euch, still. Was ischt
lapis, Wilhelme?
Wilhelm.
Ein Stein.
Evans.
Und was ischt also ein Stein, Wilhelme?
Wilhelm.
Ein Kiesel.
Evans.
Nein, 's ischt
lapis; erinnere tas in teinem Hirnkasten, Wilhelme, ich pitte dich.
Wilhelm.
Lapis.
Evans.
Tas ischt kut, Wilhelme. Was ischt tas, Wilhelme, wovon man
articulos porkt? –
Wilhelm.
Articuli werden geborgt vom Pronomen, und folgendermaßen dekliniert:
singulariter, nominativo: hic, haec, hoc.
Evans.
Nominativus : hic, haec, hoc; pitt tich, kiep acht!
Kenitivo: hujus; nun, wie ischt nun
casus accusativus?
Wilhelm.
Accusativo : hinc.
Evans.
Ich pitt tich, hap teine Pewußthaftigkeiten pei einanter, Kint;
accusativo : hinc, hanc, hoc.
Frau Hurtig.
Hing, häng, hang? I, das ist ja eine Sprache für Spitzbuben und Galgen.
Evans.
Ihr seit wahrhaftike Plautertaschen, Frau. – Was ischt
casus focatifus, Wilhelme?
Wilhelm.
Oh!
vocativus, oh.
Evans.
Pesinne tich, Wilhelme,
fotatifus caret.
Frau Hurtig.
Natürlich, wenn er nicht am Galgen hängt, karrt so'n
vocativus.
Evans.
Frau, hepe tich wek! –
Frau Page.
Still! –
Evans.
Was ist tann Teklination des
kenitivus im
plurali, Wilhelme?
Wilhelm.
Des zweiten Falls?
Evans.
Ja, tes zweiten Falls, oter tes kenitif.
Wilhelm.
Genitiv : horum, harum, horum.
Frau Hurtig.
Schlimm genug mit der Geschichte vom ersten Fall; muß der Junge auch noch von einem zweiten hören? Und was heißt das, wenn Ihr sprecht, so'n Fall geh nit tief? – Und erzählt ihm da von Huren und von ihren Haaren und Ohren?
Evans.
Schäm tir toch, Frau! –
Frau Hurtig.
Ihr tut übel, daß Ihr dem Kinde solche Sachen beibringt; lehrt ihn da zu hocken und zu hecken, als wenn er das nicht zeitig genug von selbst tun würde; und nach Huren zu schrein, schämt Euch!
Evans.
Weib, pischt tu nicht mondsuchten? Hast tu wirklich kein Mitwissen von der Tekkelnation und ihren Fellen? Tu pischt so aperwitziges Keschöpf unter alle Chrischtenmensche, als man nur wünsche kann.
Frau Page.
Schweigt doch still, Frau Hurtig.
Evans.
Sake mir nun noch etwas, Wilhelme, von ter Piekunk der
praenominum.
Wilhelm.
Ach Gott, die habe ich vergessen.
Evans.
Es ischt
ki, kae, kot; wann tu vergessen hascht teine
kis, teine
kaes und teine
kotts, so sollst du kottsjämmerliche Rute pekomme. Jetzt keh nur hin und spiele, keh.
Frau Page.
Er hat doch mehr gelernt, als ich gedacht habe.
Evans.
's ischt kuter, anschlakhaftiker Kopf. Kott pefohlen, Frau Page.
Frau Page.
Lebt wohl, lieber Sir Hugh. – Junge, geh nach Hause. Kommt, wir warten zu lange.
(Sie gehn ab.)
Zimmer in Fluths Hause
Falstaff und Frau Fluth treten auf
Falstaff.
Frau Fluth, Euer Kummer hat mein Leid aufgezehrt. Ich sehe, Ihr seid voll frommer Rücksicht in Eurer Liebe, und ich verspreche Euch Erwidrung bis auf die Breite eines Haars; nicht allein, Frau Fluth, in der gemeinen Pflicht der Liebe, sondern in allen ihren Ornamenten, Ausstaffierungen und Zeremonien. Aber seid Ihr jetzt vor Euerm Mann recht sicher?
Frau Fluth.
Er ist auf der Vogelbeize, lieber Sir John.
Frau Page
(draußen).
Heda! ho! Gevatterin Fluth! He, holla! –
Frau Fluth.
Tretet in die Kammer, Sir John.
(Falstaff ab.)
Frau Page kommt.
Frau Page.
Nun, wie steht's, mein Kind, wer ist außer Euch im Hause?
Frau Fluth.
Ei, niemand als meine Leute.
Frau Page.
Wirklich?
Frau Fluth.
Nein, im vollen Ernst! –
(Leise.) Sprich lauter!
Frau Page.
Nun, das freut mich ja, daß Ihr niemand hier habt.
Frau Fluth.
Wieso?
Frau Page.
Ei, Frau Fluth, Euer Mann hat wieder seine alten Schrollen; er macht da solchen Lärm mit meinem Mann, schimpft so auf alle Ehemänner, flucht so auf alle Evastöchter, von welcher Farbe sie auch sein mögen, und gibt sich solche Püffe vor die Stirn und schreit dabei:
«Wachst heraus! Wachst heraus!» – daß alle Tollheit, die ich noch je erlebt habe, nur Sanftmut, Zahmheit und Geduld gegen diese seine jetzige Raserei ist. Ich bin froh, daß Ihr den fetten Ritter nicht hier habt.
Frau Fluth.
Wie, spricht er von ihm?
Frau Page.
Von niemand als von ihm; und schwört, er sei das letztemal, als er ihn gesucht, in einem Korbe herausgeschafft, versichert meinem Mann, jetzt sei er hier, und hat ihn und seine übrige Gesellschaft von ihrer Jagd abgerufen, um einen zweiten Versuch seiner Eifersucht anzustellen. Aber ich bin froh, daß der Ritter nicht hier ist, nun soll er seine Torheit inne werden.
Frau Fluth.
Wie nah ist er, Frau Page? –
Frau Page.
Ganz dicht, am Ende der Straße; er muß gleich da sein.
Frau Fluth.
Ich bin verloren! der Ritter ist hier.
Frau Page.
Nun, so wirst du aufs äußerste beschimpft, und er ist ein Kind des Todes. Was das für eine Frau ist! Fort mit ihm! Fort mit ihm! Lieber Schimpf als Mord! –
Frau Fluth.
Wo soll er hin? Wie soll ich ihn fortschaffen? Soll ich ihn wieder in den Korb stecken?
Falstaff kommt herein.
Falstaff.
Nein, ich will nicht wieder in den Korb. Kann ich nicht hinaus, eh er kommt? –
Frau Page.
Ach, drei von Herrn Fluths Brüdern halten mit Pistolen Wache an der Haustür, daß keiner entwischen möge; sonst könntet Ihr wegschleichen, eh er käme. – Aber was macht Ihr denn hier? –
Falstaff.
Was soll ich anfangen? Ich will in den Schornstein hinaufkriechen.
Frau Fluth.
Da schießen sie immer ihre Vogelflinten ab; kriecht ins Ofenloch.
Falstaff.
Wo ist es?
Frau Fluth.
Er wird auch da suchen, glaubt mir! Da ist weder Schrank, Koffer, Kiste, Lade, Brunnen noch Keller, von denen er nicht ein Verzeichnis zur Erinnerung hat und sie nach der Liste durchgehn wird. Hier im Hause könnt Ihr Euch nicht verstecken.
Falstaff.
So will ich hinaus.
Frau Fluth.
Wenn Ihr in Eurer eignen Gestalt hinausgeht, so seid Ihr des Todes, Sir John, Ihr müßt verkleidet hinausgehn. Wie könnten wir ihn wohl verkleiden? –
Frau Page.
Ach, liebe Zeit, das weiß ich nicht. Kein Weiberrock wird weit genug für ihn sein, sonst könnte er einen Hut aufsetzen, ein Backentuch umtun, einen Schleier überhängen und so entkommen.
Falstaff.
Liebste Engel, denkt euch etwas aus; lieber alles versucht als ein Unglück.
Frau Fluth.
Die Muhme meiner Magd, die dicke Frau aus Brentford, hat einen Rock oben.
Frau Page.
Auf mein Wort, der wird ihm passen. Sie ist so dick als er; und da ist auch ihr Schlapphut und Backentuch. Rennt hinauf, Sir John.
Frau Fluth.
Eilt, eilt, liebster Sir John! Frau Page und ich wollen nach Leintüchern für Euern Kopf suchen.
Frau Page.
Geschwind, geschwind, wir wollen gleich kommen und Euch ankleiden. Zieht derweil den Rock an.
(Falstaff geht hinauf.)
Frau Fluth.
Ich hoffe, mein Mann begegnet ihm in diesem Aufzuge; er kann das alte Weib von Brentford nicht ausstehn; er schwört, sie sei eine Hexe, hat ihr das Haus verboten und gedroht, sie durchzuklopfen.
Frau Page.
Der Himmel führe ihn zu deines Mannes Prügel, und der Teufel führe hernach den Prügel! –
Frau Fluth.
Kommt denn mein Mann wirklich?
Frau Page.
Ja, in allem Ernst; und spricht noch dazu vom Korbe, wie er's nun auch erfahren haben mag.
Frau Fluth.
Das müssen wir herausbringen, denn ich will meine Leute bestellen, daß sie den Korb wieder hinaustragen und ihm an der Tür begegnen wie das letztemal.
Frau Page.
Recht, aber er wird den Augenblick da sein; komm mit, wir wollen ihn ankleiden wie die Hexe von Brentford.
Frau Fluth.
Ich will erst meinen Leuten Bescheid sagen, was sie mit dem Korbe anfangen sollen. Geh hinauf, ich will ihm gleich die Leinentücher bringen.
(Sie geht ab.)
Frau Page.
An den Galgen mit dem unverschämten Knecht! Wir können ihm nicht übel genug mitspielen.
Durch unser Beispiel leucht es allen ein,
Ein Weib kann lustig und doch ehrbar sein.
Spaß ist nicht Ernst; wohl sprach ein weiser Mund:
Das stillste Wasser hat den tiefsten Grund.
(Geht ab.)
Frau Fluth und die Knechte kommen mit dem Waschkorb.
Frau Fluth.
Geht, Leute, nehmt den Korb wieder auf die Schultern, der Herr ist dicht am Hause; wenn er euch heißt ihn niedersetzen, so tut's. Geschwind, macht fort.
(Ab.)
Erster Knecht.
Komm, nimm ihn auf.
Zweiter Knecht.
Der Himmel gebe, daß nicht wieder ein Ritter drin stecke!
Erster Knecht.
Das hoff ich nicht; ich wollte lieber ebensoviel Blei tragen.
Es kommen Fluth, Schaal, Page, Evans und Cajus.
Fluth.
Gut; wenn's aber wahr ist, Herr Page, wie wollt Ihr's dann rechtfertigen, daß Ihr mich als Narren behandelt? – Setzt den Korb nieder, Schurken! Ruf mir einer meine Frau, – Prinz im Korbe! – O ihr kupplerischen Schurken – es ist eine Rotte, eine Bande, ein Komplott, eine Verschwörung wider mich; nun soll der Teufel beschämt werden! Heda, Frau, sag ich! komm, komm heraus; sieh nur, was für artige Wäsche du auf die Bleiche schickst! –
Page.
Nun, das geht zu weit, Herr Fluth! Ihr dürft nicht länger frei umhergehn, man muß Euch in Ketten legen.
Evans.
Ei, das ischt wahre Montsuchten, das ischt so toll als toller Hund!
Schaal.
In der Tat, Herr Fluth, das ist nicht recht, in der Tat nicht.
Frau Fluth kommt.
Fluth.
Das sag ich auch. Kommt einmal her, Frau Fluth – Frau Fluth, die sittsame Frau, das tugendhafte Weib, das ehrbare Gemüt, das den eifersüchtigen Narren zum Manne hat! Ich habe keinen Grund zum Argwohn, nicht wahr? –
Frau Fluth.
Der Himmel sei mein Zeuge, daß du keinen hast, wenn du mir eine Untreue zutraust.
Fluth.
Recht so, eiserne Stirn, führe das nur so durch. Heraus mit dir, Bursch! –
(Er reißt die Wäsche aus dem Korb.)
Page.
Das geht zu weit!
Frau Fluth.
Schämst du dich nicht? Laß doch das Zeug in Ruh! –
Fluth.
Gleich werd ich dich finden.
Evans.
Das sein Unvernunften! Wollt Ihr Eurer Frauen Kleider aufnehmen? Kommt doch weg! –
Fluth.
Schüttet den Korb aus, sag ich! –
Frau Fluth.
Aber lieber Mann – – –
Fluth.
Herr Page, so wahr ich ein Mann bin, ward gestern einer in diesem Korbe aus meinem Hause geschafft; warum könnt er nicht wieder darin stecken? In meinem Hause ist er gewiß, meine Kundschaft ist sicher, mein Argwohn ist gegründet; werft mir alle Wäsche heraus.
Frau Fluth.
Wenn du jemand drin findest, so sollst du ihn tot machen wie einen Floh.
Page.
Hier ist niemand.
Schaal.
Bei meiner Kavaliersparole, das ist nicht recht, Herr Fluth, das bringt Euch keine Ehre.
Evans.
Herr Fluth, Ihr müßt peten und nicht tenen Phantastereien Eures Herzens folken; tas sein Eifersuchten.
Fluth.
Nun gut, hier ist er nicht, den ich suche.
Page.
Nein, und sonst nirgend als in Euerm Gehirn.
Fluth.
Helft mir nur diesmal mein Haus durchsuchen; wenn ich nicht finde, was ich suche, verlange ich keinen Firnis für meine Schwäche; ihr sollt mich auf ewige Zeiten zu euerm Tischgespött machen; die Leute sollen von mir sagen: so eifersüchtig als Fluth, der den Galan seiner Frau in einer hohlen Walnuß suchte. Tut mir noch einmal den Gefallen; noch einmal geht mit mir auf das Suchen aus.
Frau Fluth.
Heda, Frau Page! kommt doch mit der alten Frau herunter, mein Mann will ins Zimmer hinauf.
Fluth.
Alte Frau? Was ist das für eine alte Frau? –
Frau Fluth.
Nun, die Muhme meiner Magd aus Brentford.
Fluth.
Die Hexe, die Vettel, die alte spitzbübische Vettel; habe ich ihr nicht mein Haus verboten? Sie hat ein Gewerbe hier auszurichten, nicht wahr? Wir sind einfältige Männer, wir merken nicht, was alles unter dem Vorwand des Wahrsagens mit unterläuft. Sie gibt sich mit Zaubereien, Besprechungen, Zeichendeuten und andern solchen Schelmereien ab; das alles geht über unsern Horizont, wir wissen von nichts. Komm herunter, du Hexe, du Zigeunerin; komm herunter, sag ich.
Frau Fluth.
Oh, mein lieber, süßer Mann! – liebe Herren, laßt doch die alte Frau nicht schlagen! –
Falstaff kommt in Frauenkleidern, geführt von Frau Page.
Frau Page.
Kommt, Mutter Klatsch, kommt, gebt mir die Hand.
Fluth.
Ich will sie klatschen! Aus meinem Hause, du Hexe! –
(Schlägt ihn.) Du Zigeunerin, du Vettel, du Meerkatze, du garstiges Tier! fort mit dir! Ich will dich wahrsagen und besprechen lehren! –
(Schlägt ihn.)
(Falstaff ab.)
Frau Page.
Schämt Ihr Euch nicht? Ich glaube, Ihr habt die arme Frau totgeschlagen! –
Frau Fluth.
Wahrhaftig, das wird er noch tun, das wird dir recht viel Ehre bringen.
Fluth.
An den Galgen mit der Hexe! –
Evans.
Pei meiner Treu, ich klaupe, tas Weib ischt wahrhaftige Hexe; ich haps nicht kern, wann Weipspilt kroßen Part hat, ich sah kroßen Part unter ihrem Packentuch.
Fluth.
Wollt ihr mitkommen, meine Herren? Ich bitt euch, kommt mit; seht nur einmal zu, wie meine Eifersucht ablaufen wird. Wenn ich diesmal ohne Fährte anschlage, so traut mir nie wieder, wenn ich den Mund auftue.
Page.
Laßt uns seiner Grille noch ein wenig nachgeben; kommt, ihr Herren.
(Sie gehn ab.)
Frau Page.
Wahrhaftig, er hat ihn ganz erbärmlich geprügelt.
Frau Fluth.
Nein, beim Himmel, das hat er nicht; er schlug ihn ganz erbarmungslos, wie mir schien.
Frau Page.
Der Prügel soll geweiht und in der Kirche aufgehängt werden; er hat ein verdienstliches Werk getan.
Frau Fluth.
Was meint Ihr, können wir wohl als ehrliche Frauen und mit gutem Gewissen ihn noch weiter mit unsrer Rache verfolgen? –
Frau Page.
Der Teufel der Lüsternheit ist gewiß ganz aus ihm herausgebannt; wenn er dem Satan nicht durchaus verfallen ist, mit Handgeld und Reukauf, so denk ich, versucht er's nicht wieder, uns zum Bösen zu verführen.
Frau Fluth.
Sollen wir's unsern Männern sagen, wie wir ihm mitgespielt haben?
Frau Page.
Ja, auf alle Weise; wär's auch nur, um deinem Mann die Fratzen aus dem Kopf zu schaffen. Wenn sie es übers Herz bringen können, den armen untugendlichen dicken Rotter noch ferner zu plagen, so wollen wir ihnen wieder die Hand dazu bieten.
Frau Fluth.
Ich wette, sie werden ihn noch öffentlich beschimpft haben wollen, und mir scheint auch, der Spaß wäre nicht vollständig, wenn er nicht öffentlich beschimpft würde.
Frau Page.
Komm nur gleich in die Schmiede damit, ehe das Eisen kalt wird.
(Sie gehn ab.)
Gasthof zum Hosenbande
Wirt und Bardolph treten auf
Bardolph.
Herr, die Deutschen verlangen drei von Euren Pferden; der Herzog selbst kommt morgen an den Hof, und sie wollen ihm entgegenreiten.
Wirt.
Was für ein Herzog sollte das sein, der so insgeheim ankommt? Ich habe nichts von ihm bei Hofe gehört. Ich muß selbst mit den Leuten reden; sie sprechen doch Englisch?
Bardolph.
Herr, ich will sie Euch rufen.
Wirt.
Sie sollen meine Pferde haben, aber sie müssen mir dafür blechen; ich will sie schröpfen. Sie haben mein Haus eine ganze Woche lang innegehabt; ich habe alle meine andern Gäste abgewiesen; nun sollen sie daran, ich will sie schröpfen.
(Sie gehn ab.)
Fluths Haus
Es kommen Page, Fluth, Frau Page, Frau Fluth und Evans
Evans.
's ischt so kroße Tugendwertigkeit von Frau, als ich jemalen ankekucket hape.
Page.
Und schickte er Euch die beiden Briefe zur selben Zeit?
Frau Page.
In der nämlichen Viertelstunde.
Fluth.
Vergib mir, Frau; hinfort tu, was du willst.
Die Sonne werd ich eh der Kälte zeihn,
Als dich des Leichtsinns. Deine Ehre wurzelt
Bei dem, der eben noch ein Ketzer war,
So fest als Glaube.
Page.
Gut, sehr gut; nicht mehr.
Treib nicht die Unterwerfung jetzt so weit
Als die Beleidgung.
Doch, führen wir's zu Ende; laß die Fraun
Noch einmal, uns zum allgemeinen Scherz,
Den alten fetten Burschen herbestellen,
Daß wir ihn fangen und ihn derb verspotten.
Fluth.
Kein beßres Mittel gibt's als ihren Plan.
Page.
Was! ihn bestellen solln sie in den Park
Um Mitternacht? Ei, geht, er kommt uns nie.
Evans.
Ihr sagt, er sei in die Kewässer keworfen und erpärmlich mit Schläken pehantelt als alte Frau; mir petünkt, er müsse sein voller Angsthaftigkeit und Schrecknis, taß er nicht werte kommen; mir scheint, sein Fleisch ischt kezüchtigt und wird aplassen von aller pösen Luscht.
Page.
Das denk ich auch.
Frau Fluth.
Sinnt ihr nur, was ihr tun wollt, wenn er kommt,
Wir beid ersinnen schon, ihn herzuschaffen.
Frau Page.
Man hat ein Märlein, daß der Jäger Herne
(Vor alters Förster hier im Windsorwald)
Im ganzen Winter jede Mitternacht
Um eine Eiche geht mit großen Hörnern.
Dann schädigt er den Baum, behext das Vieh,
Verwandelt trächtger Kühe Milch in Blut
Und rasselt mit der Kette wild und greulich.
Ihr alle hörtet von dem Spuk und wißt,
Daß unsre schwachen, abergläubschen Alten
Die Mär vom Jäger Herne so überkamen
Und unsrer Zeit als Wahrheit überliefert.
Page.
Jawohl; noch gibt es manchen, der sich scheut,
In dunkler Nacht sich Hernes Baum zu nahn.
Doch wozu soll's?
Frau Fluth.
Nun seht, dies ist der Plan:
Daß Falstaff an der Eich uns treffen soll,
Verkappt wie Herne, mit großem Hirschgeweih.
Page.
Wohlan, wir zweifeln nicht, er stellt sich ein,
Und in der Tracht; doch wenn er angelangt,
Was soll mit ihm geschehn? Was habt ihr vor?
Frau Page.
Auch das ist abgeredet; hört nur weiter:
Mein kleiner Sohn und meine Tochter Annchen
Und drei, vier andre Kinder kleiden wir
Als Zwerge, Feen und Elfen, grün und weiß,
Wachskerzen auf dem Kopf als Feuerkronen,
Und Klappern in der Hand; dann solln sie plötzlich,
Wenn Falstaff, sie und ich uns just gefunden,
Aus einer Sägegrub hervor sich stürzen
Mit gellendem Gesang. Sobald sie nahn,
So fliehn wir beide mit Entsetzen fort;
Dann schließen sie im Kreise rings ihn ein
Und zwicken, Feen gleich, den saubern Ritter
Und fragen, wie er's wagt, auf heilgen Pfaden
Der Elfen nächtge Spiele zu entweihn
In niedrer Hülle?
Frau Fluth.
Bis er's eingesteht,
Laßt die vermeinten Feen ihn tüchtig kneipen
Und mit den Kerzen brennen.
Frau Page.
Ist's zu Ende,
Dann zeigen wir uns all, enthörnen ihn
Und spotten ihn nach Haus.
Fluth.
Man muß die Kinder
Sorgfältig üben, sonst gelingt es nie.
Evans.
Ich werte ten Kintern ihr Petraken einlehren und will mir auch wie ein Hansaff kepärten und ten Ritter mit Karzern prennen.
Fluth.
Vortrefflich! Ich will gehn und Masken kaufen.
Frau Page.
Mein Annchen spielt der Feien Königin;
Wir kleiden schmuck sie in ein weiß Gewand.
Page.
Den Atlas kauf ich ihr;
(beiseite) und mittlerweil
Entführt Herr Schmächtig Annchen sich und läßt
Sich traun zu Eton. Schickt sogleich zu Falstaff!
Fluth.
Nein, ich geh selbst als Bach noch einmal zu ihm:
Er teilt mir alles mit; gewiß, er kommt.
Frau Page.
Seid unbesorgt; schafft allen Zubehör
Und Putz für unsre Fein.
Evans.
Wir wollen kleich tran kehn; tas sein allerliepste Erkötzlichkeiten und sehr prafe Schelmstückchen.
(Page, Fluth und Evans ab.)
Frau Page.
Geht, Frau Fluth,
Laßt ihn die Hurtig fragen, ob er kommt.
(Frau Fluth ab.)
Ich will zum Doktor; er empfing mein Wort,
Und keiner wird mir Annchens Mann als er.
Schmächtig hat Güter zwar, doch ist's ein Tropf;
Den wünscht vor allen sich mein Mann zumeist.
Cajus ist reich, und seine Freunde gelten
Bei Hofe viel; drum unser Eidam sei er,
Und kämen auch noch tausend beßre Freier.
(Geht ab.)
Gasthof zum Hosenbande
Der Wirt und Simpel treten auf
Wirt.
Was willst du, Bauer? Was gibt's, Dickkopf? Sprich, peroriere, trag vor; kurz, rasch, frisch, flink!
Simpel.
Ach herrje, Herr, ich soll etwas an Sir John Falstaff von Herrn Schmächtig bestellen.
Wirt.
Hier ist sein Zimmer, sein Haus, seine Burg, sein großes Bett und sein Feldbett; rundherum die Historie vom verlorenen Sohn gemalt, frisch und nagelneu; geh, klopf und ruf, er wird dir Antwort geben in anthropophagianischer Manier. Klopf, sag ich dir.
Simpel.
's ist eine alte Frau, eine dicke Frau zu ihm auf die Stube gegangen; ich will so frei sein und warten, Herr, bis sie herunterkommt; eigentlich habe ich der etwas zu sagen.
Wirt.
Ha! eine dicke Frau? der Ritter könnte bestohlen werden; ich will rufen. Rodomont! Sir John Eisenherz! Sprich aus deiner Brust, der kriegstapfern! Bist du da? Dein Wirt ist's, dein Ephesier, der dir ruft.
Falstaff oben.
Falstaff.
Was gibt's, mein Gastwirt?
Wirt.
Hier ist ein tatarischer Bohemier, der auf die Herniederkunft deiner dicken Frau harrt. Entlaß sie, Rodomont, entlaß sie; meine Zimmer sind Wohnsitze der Ehre; pfui! Heimlichkeiten? pfui!
Falstaff kommt.
Falstaff.
Allerdings, mein Gastwirt, war eben eine dicke Frau bei mir, allein jetzt ist sie fort.
Simpel.
Sagen Euer Gnaden mir doch, war's nicht die kluge Frau aus Brentford?
Falstaff.
Freilich war sie's, Muschelschale; was wolltst du mit ihr?
Simpel.
Mein Herr, Sir, der Junker Schmächtig hat nach ihr geschickt, Sir, weil er sie über die Gasse gehn sah, um zu erfahren, ob ein gewisser Nym, Sir, der ihn um eine Kette betrogen hat, die Kette hat oder nicht.
Falstaff.
Ich habe mit ihr davon gesprochen.
Simpel.
Nun, und was sagt sie, Sir?
Falstaff.
Nun, sie sagt, daß ebenderselbe Mensch, der Herrn Schmächtig um seine Kette betrog, ihn auch darum prellte.
Simpel.
Ich wollte, ich hätte die Frau selber sprechen können; ich hätte noch über allerlei Dinge mit ihr zu reden von ihm.
Falstaff.
Nun, worüber denn? Laß hören.
Wirt.
Ja, mach geschwind.
Simpel.
Es darf aber nicht okkult bleiben.
Falstaff.
Mach es okkult, oder du stirbst!
Simpel.
Nun, Herr, es war bloß wegen Jungfer Anne Page; ob's wohl meines Herrn Glück wäre, sie zu bekommen oder nicht?
Falstaff.
's ist, 's ist sein Glück.
Simpel.
Was, Sir?
Falstaff.
Sie zu bekommen oder nicht. Geh nur, sag, das hätte die Frau mir anvertraut.
Simpel.
Darf ich so frei sein und das sagen, Sir?
Falstaff.
Ja, Kerl, so dreist du immer willst.
Simpel.
Ich dank Euer Gnaden, ich werde meinem Herrn eine rechte Freude machen mit diesen Zeitungen.
(Geht ab.)
Wirt.
Du bist ein Gelahrter, Sir John; du bist ein Gelahrter. Ist denn eine kluge Frau bei dir gewesen?
Falstaff.
Ja, das ist sie, mein Gastwirt; eine, die mir mehr Weisheit beigebracht hat, als ich jemals in meinem Leben gelernt; und noch dazu habe ich nichts dafür bezahlt, sondern ich ward obendrein für mein Lernen bezahlt.
Bardolph kommt.
Bardolph.
Ach, herrje! Ach, Herr! Spitzbüberei, pure Spitzbüberei!
Wirt.
Wo sind meine Pferde? Laß mich Gutes von ihnen hören,
briccone!
Bardolph.
Davongelaufen sind sie mit den Spitzbuben; denn als wir eben jenseits Eton waren, so schmissen sie mich rücklings hinter dem einen herunter in eine Dreckpfütze; und nun die Sporen gegeben und fort wie drei deutsche Teufel, drei Doktor Faustusse.
Wirt.
Sie wollen ja nur dem Herzog entgegen, Schurke; sprich nicht gleich von Davonlaufen: die Deutschen sind ehrliche Leute.
Evans kommt.
Evans.
Wo ischt mein Herr Kastwirt?
Wirt.
Was gibt's, Sir Hugh?
Evans.
Hapt Opacht auf Eure Kundschaftungen; 's ischt kuter Freund von mir zur Stadt kommen, der sakt, es seien trei teutsche Tiebsprüter ankelankt, tie hätten in Reatinks, Maitenheat und Coleprook mit tem Kelt und ten Käulen ihrer Wirte Prüderschaft kemacht. Ich erzähle Euch tas aus kutem Herzen, seht Ihr, Ihr hapt Verstand und seit voller Streiche und Kimpelschaften, und es wäre nicht kepürlich, wann man Euch prellte; Kott pehüt Euch!
(Geht ab.)
Doktor Cajus kommt.
Cajus.
Wo is
mon hôte de la jarretière?
Wirt.
Hier, Herr Doktor, in Konsternation und Dilemma zweifelhaft.
Cajus.
Ik weißen nik, was tas sein; aber man kommt, mik su sagen, daß Ihr maken eine groß
préparation vor ein 'ersog von Allemagne: auf mein Hehr, da is kein 'ersog, was man weiß bei 'of, der kommen: ik sagen das haus guten 'erzen!
Adieu.
(Ab.)
Wirt.
Schrei Mord und Zeter, Schurke, lauf! helft mir, Ritter, ich bin verloren! lauf, eil dich, schrei, mach Lärmen, Schurke! Ich bin verloren!
(Ab.)
Falstaff.
Ich wollte, die ganze Welt würde geprellt, denn ich bin geprellt und geprügelt dazu. Sollte diese Metamorphose dem Hof zu Ohren kommen, und wie meine Verwandlungen gewaschen und gewalkt worden sind, sie schmelzen mich aus meinem Fett heraus, Tropfen bei Tropfen, und schmierten Fischerstiefel mit mir: ich wette, sie geißelten mich mit ihrem stachlichten Witz, bis ich eingeschrumpft wäre wie eine Backbirne. Mein Stern ist von mir gewichen, seit ich beim Primero falsch geschworen; wahrhaftig, hätt ich nur Atem genug, um ein Gebet zu sprechen, so wollt ich bereuen.
Frau Hurtig kommt.
Nun, woher kommst du?
Frau Hurtig.
Mein Seel, von den beiden Bewußten.
Falstaff.
Hole der Teufel die eine und seine Großmutter die andre, so sind sie beide versorgt. Ich habe mehr um ihretwillen gelitten, ja mehr, als der nichtswürdige Unbestand menschlicher Kräfte zu ertragen vermag.
Frau Hurtig.
Und haben sie denn nichts gelitten? Ja, das versichre ich Euch, besonders die eine: Frau Fluth, die arme Seele, ist braun und blau geschlagen, daß man keinen weißen Fleck an ihr sehen kann.
Falstaff.
Was schwatzest du mir von Braun und Blau? Mir selbst sind alle Farben des Regenbogens angeprügelt, und ich war drauf und dran, als die Hexe von Brentford eingesteckt zu werden; hätte ich mich nicht durch die bewunderungswürdige Gewandtheit meines Witzes gerettet, indem ich die Gebärden eines alten Weibes nachahmte, so hätte der Schurke von Konstabler mich in den Block gesetzt, in den Stadtblock, wie eine Hexe.
Frau Hurtig.
Sir John, laßt mich auf Euerm Zimmer mit Euch reden; Ihr sollt hören, wie die Sachen stehn, und das versichre ich Euch, Ihr sollt Eure Freude dran haben. Hier ist ein Brief, der schon was sagen wird. Ihr lieben Kinder, was das für eine Not ist, euch zusammenzubringen! Wahrhaftig, einer von euch muß dem Himmel nicht recht dienen, weil's euch immer so schief geht.
Falstaff.
Komm hinauf in mein Zimmer.
(Sie gehn ab.)
Ebendaselbst
Der Wirt und Herr Fenton treten auf
Wirt.
Laßt mich gehn, Herr Fenton; ich bin ganz mißmütig,
ich mag mich um nichts kümmern.
Fenton.
So hör mich nur. Hilf mir in meinem Plan,
Und, auf mein Ehrenwort, ich zahle bar
Dir hundert Pfund in Gold, mehr als dein Schade.
Wirt.
Ich will Euch anhören, Herr Fenton, und will Euch wenigstens reinen Mund halten.
Fenton.
Von Zeit zu Zeit hab ich dir schon erzählt,
Wie sehr ich unser schönes Annchen liebe,
Und sie erwidert gleichfalls meine Neigung
(Soweit sie selber für sich wählen darf)
Nach Herzenswunsch. Sie schrieb ein Briefchen mir
Von solchem Inhalt, daß dich's wundern wird.
Der Spaß verknüpft sich so mit meiner Sache,
Daß keins von beiden einzeln deutlich wird,
Erklär ich beides nicht. Der dicke Falstaff
Hat eine große Szene: lies umständlich
Den Plan des Scherzes hier. Nun, liebster Wirt,
Bei Hernes Eiche, grad um Mitternacht,
Tritt Annchen auf als Feenkönigin;
Weshalb, das findst du hier. In dieser Maske,
Derweil noch andrer Spaß im Schwange geht,
Befiehlt ihr Vater, soll sie insgeheim
Mit Schmächtig fort sich schleichen und in Eton
Sich trauen lassen; sie hat eingewilligt.
Nun, Freund,
Die Mutter, dieser Heirat ganz entgegen
Und eifrig für den Doktor, hat im Sinn,
Daß der sie gleichfalls heimlich weg soll stehlen
(Weil Spaß und Lust der andern Sinn zerstreut)
Und in der Dechanei sich trauen lassen,
Wo schon ein Priester harrt. Dem Plan der Mutter
Scheinbar gehorsam, hat sie auch dem Doktor
Ihr Wort gegeben. Nun verhält sich's so:
Der Vater will, daß sie sich kleid in Weiß;
Und in der Tracht, wann Schmächtig seine Zeit
Sich ausersehn, soll sie die Hand ihm geben
Und mit ihm gehn. Die Mutter aber fordert,
Um besser sie dem Doktor zu bezeichnen
(Denn alles soll vermummt sein und maskiert),
Daß hübsch in Grün ein weites Kleid sie schmücke,
Mit wehnden Bändern, flatternd um das Haupt;
Und findt der Doktor die gelegene Zeit,
Soll er die Hand ihr kneipen: auf den Wink
Versprach das Mädchen, mit ihm fortzugehn.
Wirt.
Und wen betrügt sie? Vater oder Mutter?
Fenton.
Nun, beide, Freund, und geht davon mit mir.
Und jetzt das Hauptstück. Schaffe du den Pfarrer
Uns in die Kirche, zwischen zwölf und eins,
Der mit der Ehe heilgem Siegel uns
Die Herzen unauflöslich soll vereinen.
Wirt.
Gut, fördert Euern Plan: ich geh zum Pfarrer;
Bringt nur die Braut, am Priester soll's nicht fehlen.
Fenton.
So werd ich dir auf ewig dankbar sein
Und außerdem noch reich dich erst beschenken.
(Sie gehn ab.)
Ebendaselbst
Falstaff und Frau Hurtig treten auf
Falstaff.
Bitt dich, kein Geplauder mehr: es bleibt dabei. Das ist das drittemal; ich hoffe, die ungrade Zahl bringt Glück. Fort, geh; man sagt, die ungrade Zahl sei eine heilige bei Geburt, bei Schicksalen und beim Sterben. Fort!
Frau Hurtig.
Ich besorg Euch eine Kette; und ich will tun, was ich kann, Euch ein paar Hörner zu verschaffen.
Falstaff.
Fort, sag ich, die Zeit verläuft.
(Frau Hurtig geht ab.)
Halt den Kopf in die Höhe und mache dich niedlich!
Fluth kommt.
Nun, Herr Bach? Herr Bach, heut nacht muß die Sache zustande kommen, oder nie. Seid nur im Park um Mitternacht bei Hernes Eiche, und Ihr sollt Wunder sehn.
Fluth.
Gingt Ihr nicht gestern zu ihr, Sir, wie Ihr mir sagtet, es sei verabredet?
Falstaff.
Ich ging zu ihr, Herr Bach, wie Ihr mich seht, als ein armer, alter Mann; aber ich kam von ihr, Herr Bach, wie eine arme, alte Frau. Dieser verdammte Schurke Fluth, ihr Mann, ist besessen vom listigsten tollen Teufel der Eifersucht, der je einen verrückten Kopf regiert hat. Hört nur! er hat mich jämmerlich durchgeprügelt in der Gestalt eines Weibes; denn in der Gestalt eines Mannes, Herr Bach, fürchte ich mich nicht vor dem Goliath mit seinem Weberbaum: weil ich wohl eingedenk bin, daß das menschliche Leben nur eine Weberspule ist. Ich habe Eile; geht mit mir, ich will Euch alles erzählen, Herr Bach. Seit ich Gänse gerupft, die Schule geschwänzt und Kreisel gepeitscht, wußt ich nicht, was Prügel seien, bis neulich. Kommt mit, ich will Euch seltsame Dinge von dem Schurken, dem Fluth, erzählen, an dem ich heute nacht Rache nehmen und Euch seine Frau in die Hände liefern will. Kommt mit mir, wir haben seltsame Dinge vor, Herr Bach! Folgt mir!
(Sie gehn ab.)