William Shakespeare
Julius Cäsar
William Shakespeare

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Zweite Szene

Ein öffentlicher Platz

In einem feierlichen Aufzuge mit Musik kommen Cäsar, Antonius, zum Wettlauf gerüstet, Calpurnia, Portia, Decius, Cicero, Brutus, Cassius und Casca; hinter ihnen ein großes Gedränge, darunter ein Wahrsager

Cäsar.
Calpurnia!

Casca.
Still da! Cäsar spricht.

(Die Musik hält inne.)

Cäsar.
Calpurnia!

Calpurnia.
Hier, mein Gemahl!

Cäsar.
Stellt dem Antonius grad Euch in den Weg
Wenn er zur Wette läuft. – Antonius!

Antonius.
Erlauchter Cäsar?

Cäsar.
Vergeßt, Antonius, nicht, in Eurer Eil
Calpurnia zu berühren; denn es ist
Ein alter Glaube, unfruchtbare Weiber,
Berührt bei diesem heilgen Wettelauf,
Entladen sich des Fluchs.

Antonius.
Ich werd es merken.
Wenn Cäsar sagt: «Tu das», so ist's vollbracht.

Cäsar.
Beginnt; laßt nichts von den Gebräuchen aus.

(Musik.)

Wahrsager.
Cäsar!

Cäsar.
He, wer ruft?

Casca.
Es schweige jeder Lärm: noch einmal, still!

(Die Musik hält inne.)

Cäsar.
Wer ist es im Gedräng, der mich begehrt?
Durch die Musik dringt gellend eine Stimme,
Die «Cäsar!» ruft. Spricht Cäsar neigt sein Ohr.

Wahrsager.
Nimm, vor des Märzen Idus dich in acht.

Cäsar.
Wer ist der Mann?

Brutus.
Ein Wahrsager; er warnt Euch vor des Märzen Idus.

Cäsar.
Führt ihn mir vor, laßt sein Gesicht mich sehn.

Casca.
Komm aus dem Haufen, Mensch; tritt vor den Cäsar.

Cäsar.
Was sagst du nun zu mir? Sprich noch einmal.

Wahrsager.
Nimm vor des Märzen Idus dich in acht.

Cäsar.
Er ist ein Träumer; laßt ihn gehn, und kommt.

(Ein Marsch. Alle bis auf Brutus und Cassius gehn ab.)

Cassius.
Wollt Ihr den Hergang bei dem Wettlauf sehn?

Brutus.
Ich nicht.

Cassius.
Ich bitt Euch, tut's.

Brutus.
Ich hab am Spiel nicht Lust, mir fehlt ein Teil
Vom muntern Geiste des Antonius;
Doch muß ich Euch in Eurem Wunsch nicht hindern.
Ich laß Euch, Cassius.

Cassius.
Brutus, seit kurzem geb ich acht auf Euch;
Ich find in Eurem Blick die Freundlichkeit,
Die Liebe nicht, an die Ihr mich gewöhnt.
Zu unwirsch und zu fremd begegnet Ihr
Dem Freunde, der Euch liebt.

Brutus.
Mein Cassius,
Betrügt Euch nicht. Hab ich den Blick verschleiert,
So kehrt die Unruh meiner Mienen sich
Nur gegen mich allein. Seit kurzem quälen
Mich Regungen von streitender Natur,
Gedanken, einzig für mich selbst geschickt,
Die Schatten wohl auf mein Betragen werfen.
Doch laßt dies meine Freunde nicht betrüben
(Wovon Ihr einer sein müßt, Cassius),
Noch mein achtloses Wesen anders deuten,
Als daß, mit sich im Krieg, der arme Brutus
Den andern Liebe kund zu tun vergißt.

Cassius.
Darin, Brutus, mißverstand ich Euren Unmut.
Deshalb begrub hier diese Brust Entwürfe
Von großem Werte, würdige Gedanken.
Sagt, Brutus, könnt Ihr Euer Antlitz sehn?

Brutus.
Nein, Cassius, denn das Auge sieht sich nicht,
Als nur im Widerschein, durch andre Dinge.

Cassius.
So ist's;
Und man beklagt sich sehr darüber, Brutus,
Daß Ihr nicht solche Spiegel habt, die Euren
Verborgnen Wert Euch in die Augen rückten,
Auf daß Ihr Euren Schatten säht. Ich hörte,
Wie viele von den ersten Männern Roms
(Nur Cäsarn nehm ich aus), von Brutus redend,
Und seufzend unter dieser Zeiten Joch,
Dem edlen Brutus offne Augen wünschten.

Brutus.
Auf welche Wege, Cassius, lockt Ihr mich,
Daß Ihr mich heißt in meinem Innern suchen,
Was doch nicht in mir ist?

Cassius.
Drum, lieber Brutus, schickt Euch an zu hören.
Und weil Ihr wißt, Ihr könnt Euch selbst so gut
Nicht sehn als durch den Widerschein, so will
Ich, Euer Spiegel, Euch bescheidentlich
Von Euch entdecken, was Ihr noch nicht wißt.
Und denkt von mir kein Arges, werter Brutus.
Wär ich ein Lacher aus der Menge; pflegt ich
Mein Herz durch Alltagsschwüre jedem neuen
Beteurer auszubieten; wenn Ihr wißt,
Daß ich die Menschen streichle, fest sie herze
Und dann sie lästre; oder wenn Ihr wißt,
Daß ich beim Schmaus mich mit der ganzen Schar
Verbrüdern mag, dann hütet Euch vor mir.

(Trompeten und Freudengeschrei.)

Brutus.
Was heißt dies Jauchzen? Wie ich fürchte, wählt
Das Volk zum König Cäsarn.

Cassius.
Fürchtet Ihr's?
Das hieße ja, Ihr möchtet es nicht gern.

Brutus.
Nein, Cassius, nicht gern; doch lieb ich ihn.
Doch warum haltet Ihr mich hier so lange?
Was ist es, das Ihr mir vertrauen möchtet?
Ist's etwas, dienlich zum gemeinen Wohl,
Stellt Ehre vor ein Auge, Tod vors andre,
Und beide seh ich gleiches Mutes an.
Die Götter sein mir günstig, wie ich mehr
Die Ehre lieb, als vor dem Tod mich scheue.

Cassius.
Ich weiß, daß diese Tugend in Euch wohnt,
Sogut ich Euer äußres Ansehn kenne.
Wohl! Ehre ist der Inhalt meiner Rede.
Ich weiß es nicht, wie Ihr und andre Menschen
Von diesem Leben denkt; mir, für mich selbst,
Wär es so lieb, nicht da sein, als zu leben
In Furcht vor einem Wesen wie ich selbst.
Ich kam wie Cäsar frei zur Welt, so Ihr;
Wir nährten uns sogut, wir können beide
Sogut wie er des Winters Frost ertragen.
Denn einst, an einem rauhen stürmschen Tage,
Als wild die Tiber an ihr Ufer tobte,
Sprach Cäsar zu mir: «Wagst du, Cassius, nun
Mit mir zu springen in die zornge Flut
Und bis dorthin zu schwimmen?» – Auf dies Wort,
Bekleidet, wie ich war, stürzt ich hinein
Und hieß ihn folgen; wirklich tat er's auch.
Der Strom brüllt' auf uns ein; wir schlugen ihn
Mit wackern Sehnen, warfen ihn beiseit
Und hemmten ihn mit einer Brust des Trotzes.
Doch eh wir das gewählte Ziel erreicht,
Rief Cäsar: «Hilf mir, Cassius! ich sinke.»
Ich, wie Äneas, unser großer Ahn,
Aus Trojas Flammen einst auf seinen Schultern
Den alten Vater trug, so aus den Wellen
Zog ich den müden Cäsar. – Und der Mann
Ist nun zum Gott erhöht, und Cassius ist
Ein arm Geschöpf und muß den Rücken beugen,
Nickt Cäsar nur nachlässig gegen ihn.
Als er in Spanien war, hatt er ein Fieber,
Und wenn der Schaur ihn ankam, merkt ich wohl
Sein Beben: ja, er bebte, dieser Gott!
Das feige Blut der Lippen nahm die Flucht,
Sein Auge, dessen Blick die Welt bedräut,
Verlor den Glanz, und ächzen hört ich ihn.
Ja, dieser Mund, der horchen hieß die Römer
Und in ihr Buch einzeichnen seine Reden,
Ach, rief: «Titinius! gib mir zu trinken!»
Wie'n krankes Mädchen. Götter! ich erstaune,
Wie nur ein Mann so schwächlicher Natur
Der stolzen Welt den Vorsprung abgewann,
Und nahm die Palm allein.

(Jubelgeschrei. Trompeten.)

Brutus.
Ein neues Jauchzen!
Ich glaube, dieser Beifall gilt die Ehren,
Die man auf Cäsars Haupt von neuem häuft.

Cassius.
Ja, er beschreitet, Freund, die enge Welt
Wie ein Colossus, und wir kleinen Leute,
Wir wandeln unter seinen Riesenbeinen,
Und schaun umher nach einem schnöden Grab.
Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister:
Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus,
Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge.
Brutus und Cäsar – was steckt doch in dem Cäsar,
Daß man den Namen mehr als Euren spräche?
Schreibt sie zusammen: ganz so schön ist Eurer;
Sprecht sie: er steht den Lippen ganz so wohl;
Wägt sie: er ist so schwer; beschwört mit ihnen:
Brutus ruft Geister auf so schnell wie Cäsar.
    (Jubelgeschrei.)
Nun denn, im Namen der gesamten Götter,
Mit was für Speise nährt der Cäsar sich,
Daß er so groß ward? Zeit, du bist entehrt.
Rom, du verlorst die Kraft des Heldenstamms.
Welch Alter schwand wohl seit der großen Flut,
Das nicht geglänzt durch mehr als einen Mann?
Wer sagte jemals, wenn er sprach von Rom,
Es faß ihr weiter Kreis nur einen Mann?
Nun ist in Rom fürwahr des Raums genug:
Find't man darin nur einen einzgen Mann.
O, beide hörten wir von unsern Vätern:
«Einst gab es einen Brutus, der so gern
Des alten Teufels Hof als einen König
Geduldet hätt in Rom.»

Brutus.
Daß Ihr mich liebt, bezweifl' ich keineswegs;
Worauf Ihr bei mir dringt, das ahn ich wohl;
Was ich davon gedacht und von den Zeiten,
Erklär ich Euch in Zukunft. Doch für jetzt
Möcht ich, wenn ich Euch freundlich bitten darf,
Nicht mehr getrieben sein. Was ihr gesagt,
Will ich erwägen; was Ihr habt zu sagen,
Mit Ruhe hören und gelegne Zeit,
So hohe Dinge zu besprechen, finden.
Bis dahin, edler Freund, beherzigt dies:
Brutus wär lieber eines Dorfs Bewohner,
Als sich zu zählen zu den Söhnen Roms
In solchem harten Stand, wie diese Zeit
Uns aufzulegen droht.

Cassius.
Ich bin erfreut, daß meine schwachen Worte
Dem Brutus so viel Funken nur entlockt.

Cäsar und sein Zug kommen zurück.

Brutus.
Das Spiel ist aus, und Cäsar kehrt zurück.

Cassius.
Wenn sie uns nahn, zupft Casca nur am Ärmel,
Er wird nach seiner mürr'schen Art Euch sagen,
Was von Belang sich heut ereignet hat.

Brutus.
Ich will es tun. Doch seht nur, Cassius,
Auf Cäsars Stirne glüht der zornge Fleck,
Die andern sehn gescholtnen Dienern gleich.
Calpurnias Wang ist blaß, und Cicero
Blickt mit so feurigen und roten Augen,
Wie wir ihn wohl im Kapitol gesehn,
Wenn Senatoren ihn im Rat bestritten.

Cassius.
Casca wird uns berichten, was es gibt.

Cäsar.
Antonius!

Antonius.
Cäsar?

Cäsar.
Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein,
Mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen.
Der Cassius dort hat einen hohlen Blick;
Er denkt zuviel: die Leute sind gefährlich.

Antonius.
O fürchtet den nicht; er ist nicht gefährlich,
Er ist ein edler Mann und wohlgesinnt.

Cäsar.
Wär er nur fetter! – Zwar ich fürcht ihn nicht;
Doch wäre Furcht nicht meinem Namen fremd,
Ich kenne niemand, den ich eher miede
Als diesen hagern Cassius. Er liest viel;
Er ist ein großer Prüfer und durchschaut
Das Tun der Menschen ganz; er liebt kein Spiel,
Wie du, Antonius, hört nicht Musik;
Er lächelt selten, und auf solche Weise,
Als spott er sein, verachte seinen Geist,
Den irgend was zum Lächeln bringen konnte.
Und solche Männer haben nimmer Ruh,
Solang die jemand größer sehn als sich;
Das ist es, was sie so gefährlich macht.
Ich sag dir eher, was zu fürchten stände,
Als was ich fürchte; ich bin stets doch Cäsar.
Komm mir zur Rechten, denn dies Ohr ist taub,
Und sag mir wahrhaft, was du von ihm denkst.

(Cäsar und sein Gefolge ab; Casca bleibt zurück.)

Casca.
Ihr zogt am Mantel mich; wollt Ihr mich sprechen?

Brutus.
Ja, Casca, sag uns, was sich heut begeben,
Daß Cäsar finster sieht.

Casca.
Ihr wart ja bei ihm; wart Ihr nicht?

Brutus.
Dann fragt ich Casca nicht, was sich begeben.

Casca.
Nun, man bot ihm eine Krone an, und als man sie ihm anbot, schob er sie mit dem Rücken der Hand zurück: so –; und da erhob das Volk ein Jauchzen.

Brutus.
Worüber jauchzten sie zum andern Mal?

Casca.
Nun, auch darüber.

Cassius.
Sie jauchzten dreimal ja; warum zuletzt?

Casca.
Nun, auch darüber.

Brutus.
Wurd ihm die Krone dreimal angeboten?

Casca.
Ei, meiner Treu, wurde sie's, und er schob sie dreimal zurück; jedesmal sachter als das vorige Mal; und bei jedem Zurückschieben jauchzten meine ehrlichen alten Freunde.

Cassius.
Wer bot ihm die Krone an?

Casca.
Je nun, Antonius.

Brutus.
Sagt uns die Art und Weise, lieber Casca.

Casca.
Ich kann mich ebensogut hängen lassen, als euch die Art und Weise erzählen: es waren nichts als Possen, ich gab nicht acht darauf. Ich sah den Mark Anton ihm eine Krone anbieten – doch eigentlich war's keine rechte Krone, es war so 'ne Art von Stirnband – und wie ich euch sagte, er schob sie einmal beiseite; aber bei alledem hätte er sie nach meinem Bedünken gern gehabt. Dann bot er sie ihm nochmals an, und dann schob er sie nochmals zurück; aber nach meinem Bedünken kam es ihm hart an, die Finger wieder davonzutun. Und dann bot er sie ihm zum dritten Male an; er schob sie zum dritten Male zurück; und jedesmal, daß er sie ausschlug, kreischte das Gesindel und klatscht in die rauhen Fäuste und warfen die schweißigen Nachtmützen in die Höhe und gaben eine solche Last stinkenden Atems von sich, weil Cäsar die Krone ausschlug, daß Cäsar fast daran erstickt wäre; denn er ward ohnmächtig und fiel nieder, und ich für mein Teil wagte nicht zu lachen, aus Furcht, ich möchte den Mund auftun und die böse Luft einatmen.

Cassius.
Still doch! ich bitt Euch. Wie? er fiel in Ohnmacht?

Casca.
Er fiel auf dem Marktplatze nieder, hatte Schaum vor dem Munde und war sprachlos.

Brutus.
Das mag wohl sein; er hat die fallende Sucht.

Cassius.
Nein, Cäsar hat sie nicht. Doch Ihr und ich
Und unsrer wackrer Casca, wir haben sie.

Casca.
Ich weiß nicht, was Ihr damit meint; aber ich bin gewiß, Cäsar fiel nieder. Wenn das Lumpenvolk ihn nicht beklatschte und auszischte, je nachdem er ihnen gefiel oder mißfiel, wie sie es mit den Komödianten auf dem Theater machen, so bin ich kein ehrlicher Kerl.

Brutus.
Was sagt' er, als er zu sich selber kam?

Casca.
Ei nun, eh er hinfiel, als er merkte, daß der gemeine Haufe sich freute, daß er die Krone ausschlug, so riß er euch sein Wams auf und bot ihnen seinen Hals zum Abschneiden – triebe ich irgend 'ne Hantierung, so will ich mit den Schuften zur Hölle fahren, wo ich ihn nicht beim Wort genommen hätte – und damit fiel er hin. Als er wieder zu sich selbst kam, sagte er, wenn er irgendwas Unrechtes getan oder gesagt hätte, so bäte er Ihre Edeln, es seinem Übel beizumessen. Drei oder vier Weibsbilder, die bei mir standen, riefen – «Ach, die gute Seele!» und vergaben ihm von ganzem Herzen. Doch das gilt freilich nicht viel; wenn er ihre Mütter totgeschlagen hätte, sie hätten's ebensogut getan.

Brutus.
Und darauf ging er so verdrießlich weg?

Casca.
Ja.

Cassius.
Hat Cicero etwas gesagt?

Casca.
Ja, er sprach griechisch.

Cassius.
Was wollt er denn?

Casca.
Ja, wenn ich Euch das sage, so will ich Euch niemals wieder vor die Augen kommen. Aber die ihn verstanden, lächelten einander zu und schüttelten die Köpfe. Doch was mich anlangt, mir war es griechisch. Ich kann Euch noch mehr Neues erzählen: dem Marullus und Flavius ist das Maul gestopft, weil sie Binden von Cäsars Bildsäulen gerissen haben. Lebt wohl. Es gab noch mehr Possen, wenn ich mich nur darauf besinnen könnte.

Cassius.
Wollt Ihr heute abend bei mir speisen, Casca?

Casca.
Nein, ich bin schon versagt.

Cassius.
Wollt Ihr morgen bei mir zu Mittag speisen?

Casca.
Ja, wenn ich lebe und Ihr bei Eurem Sinne bleibt und Eure Mahlzeit das Essen verlohnt.

Cassius.
Gut, ich erwart Euch.

Casca.
Tut das; lebt beide wohl! (Ab.)

Brutus.
Was für ein plumper Bursch ist dies geworden?
Er war voll Feuer als mein Schulgenoß.

Cassius.
Das ist er jetzt noch bei der Ausführung
Von jedem kühnen, edlen Unternehmen,
Stellt er sich schon so unbeholfen an.
Dies rauhe Wesen dient gesundem Witz
Bei ihm zur Brüh; es stärkt der Leute Magen,
Eßlustig seine Reden zu verdaun.

Brutus.
So ist es auch. Für jetzt verlaß ich Euch,
Und morgen, wenn Ihr wünscht mit mir zu sprechen,
Komm ich zu Euch ins Haus; doch wenn Ihr wollt,
So kommt zu mir, und ich will Euch erwarten.

Cassius.
Das will ich; bis dahin gedenkt der Welt.
    (Brutus ab.)
Gut, Brutus, du bist edel; doch ich sehe,
Dein löbliches Gemüt kann seiner Art
Entwendet werden. Darum ziemt es sich,
Daß Edle sich zu Edlen immer halten.
Wer ist so fest, den nichts verführen kann?
Cäsar ist feind mir, und er liebt den Brutus,
Doch wär ich Brutus nun, er Cassius,
Er sollte mich nicht lenken. Diese Nacht
Werf ich ihm Zettel von verschiednen Händen,
Als ob sie von verschiednen Bürgern kämen,
Durchs Fenster, alle voll der großen Meinung,
Die Rom von seinem Namen hegt, wo dunkel
Auf Cäsars Ehrsucht soll gedeutet sein.
Dann denke Cäsar seines nahen Falles;
Wir stürzen bald ihn, oder dulden alles. (Ab.)


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