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Dies, werther Herr, ist Einer aus dem Rath,
Hat Geld genug, auch Lust, es anzuwenden,
Verstand auch, es zu mehren. Seine Thorheit
Besteht allein in allzugroßer Güte,
Die Gegenstände sucht, von denen Weise
Sich gern abwenden, wenn sie sich aufdrängen.
Das alte Paar.
Der alte Herr trippelte in seinem Laden herum, ärgerlich, daß man ihn so plötzlich von seinen Forschungen abgerufen. Nicht geneigt, die begonnene Berechnung zu unterbrechen, mengte er auf possierliche Weise arithmetische Sätze unter seine Zurufe an die Vorübergehenden und unter seine unmuthigen Betrachtungen über seine nichtsnutzigen Lehrburschen. »Was sucht Ihr, geehrter Herr? Werthe Frau, was sucht Ihr – Wand- oder Standuhren? Nacht- oder Taguhren? – Hemmrad 48 – rückwirkende Kraft 8, Schlagstifte 48 – Was sucht Ihr, geehrter Herr? – Der Quotient, der Multiplicand – Müssen die bösen Buben gerade jetzt fortlaufen! – Die vermehrte Geschwindigkeit angenommen zu 5 Minuten, 55 Secunden, 53 Tertien, 59 Quarten – Ich peitsche sie alle Beide, wenn sie zurückkommen – das thue ich, bei den Beinen des unsterblichen Napier!« Die beinernen Rechenstäbchen hießen von dem Erfinder Napiersbeine.
Hier wurde der verdrießliche Forscher unterbrochen durch den Eintritt eines Bürgers von sehr achtbarem Aussehen, der ihn vertraulich als seinen alten Bekannten David grüßte und mit einem herzlichen Händedruck ihn fragte, was ihn so unwirsch gemacht habe.
Die Kleidung des Ankömmlings war zwar einfach, aber doch reicher als gewöhnlich. Seine weiten Hosen waren von schwarzem Sammet mit Purpurseide gefüttert, die an den Schlitzen sichtbar wurde. Sein Wams war von Purpurtuch und sein kurzer Mantel, den Hosen entsprechend, von schwarzem Sammet. Wams und Mantel waren mit einer Menge kleiner durchbrochener Silberknöpfe verziert. Um seinen Hals war dreifach eine goldne Kette geschlungen. Statt Schwert oder Dolch trug er im Gürtel ein gewöhnliches Tischmesser und eine silberne Büchse, welche Schreibzeug zu enthalten schien. Man hätte ihn für einen königlichen Schreiber halten können, wenn nicht seine schmucklose Plattmütze und seine schwarzgewichsten Schuhe verrathen hätten, daß er zur Bürgerschaft gehöre. Er war ein wohlgestalteter Mann von mittlerer Größe und schien kerngesund zu sein, obwohl vorgerückt in Jahren. Sein Blick verrieth Scharfsinn und Gutmüthigkeit, und das Ansehen von Ehrbarkeit in seiner Kleidung ward erhöht durch sein klares Auge, seine rothen Wangen und sein graues Haar. Bei seiner ersten Anrede drückte er sich in schottischer Mundart aus, doch so, daß man nicht wußte, ob er es scherzweise that und seinen Freund nachahmend, oder ob er die Sprache seiner Heimath redete, denn für gewöhnlich hörte man ihm keinen Provinzialismus an.
Als Antwort auf die Fragen seines Freundes ließ Ramsay einen tiefen Seufzer vernehmen und wiederholte: »Wo's fehlt, Meister Georg? Ei, in allen Ecken. Wahrlich, man möchte eben sowohl im Feenland leben, als im Quartier Farringdon-Without. Meine Lehrburschen sind Kobolde geworden und haben so wenig Regelmäßigkeit, wie eine Uhr ohne Stoßwerk. Wenn ein Ball zu schlagen, oder ein Ochs zu hetzen, oder ein böses Weib zu tauchen, oder Prügel auszutheilen sind, so ist sicherlich Jan hinten und vorn dabei, und Tunstall läuft Gesellschafts halber mit. Ich glaube, die Klopffechter, Bärenführer und Marktschreier haben sich wider mich verbündet; zehn Mal öfter kommen sie an meinem Hause vorbei, als an irgend einem andern in der Stadt. Da ist ein Kerl aus Italien herübergekommen, den sie Punchinello nennen, und –«
»Schon recht,« unterbrach ihn Meister Georg; »aber was hat dies mit dem gegenwärtigen Falle zu schaffen?«
»Hm,« erwiderte Ramsay, »da hat es ein Geschrei über Diebe oder Mörder gegeben (denn das darf bei diesen verfluchten englischen Puddingschweinen nicht fehlen!) und das hat mich in meinen tiefsten Berechnungen unterbrochen, Meister Georg.«
»Ei, was!« entgegnete Meister Georg, »Ihr müßt Geduld lernen. Ihr seid ein Mann, der Zeitgeschäfte macht, und der die Zeit nach Belieben schnell und langsam gehen lassen kann. Ihr dürft Euch weniger als irgend ein anderer Mensch in der Welt beschweren, wenn dann und wann ein Bischen Zeit verloren geht. – Aber da kommen Eure Jungen und bringen einen erschlagenen Mann herbei; – ich fürchte, es hat da ernstliches Unheil abgesetzt.«
»Je größer das Unheil, desto größer der Spaß,« sagte der sauertöpfische Uhrmacher. »Ich bin nur froh, daß es nicht einer von den zwei Schlingeln selber ist. – Ihr schlechten Kerle, warum bringt ihr einen Leichnam daher?« fragte er die beiden Lehrburschen, die an der Spitze eines großen Haufens ihrer Standesgenossen einen Menschen schleppten, während Mehre in dem Haufen sichtbare Spuren einer eben stattgefundenen Rauferei an sich trugen.
»Er ist noch nicht todt,« antwortete Tunstall.
»So bringt ihn zum Apotheker,« erwiderte der Meister. »Meint Ihr, ich könne eines Mannes Leben wieder in Gang bringen, wie das Werk in einer Uhr?«
»Um Gottes willen, alter Freund,« fiel sein Bekannter ein, »behaltet ihn hier, unter unsern Händen. Er scheint nur ohnmächtig zu sein.«
»Ohnmächtig?« wiederholte Ramsay. »Was braucht er auf der Gasse ohnmächtig zu werden? Doch meinem Freunde Meister Georg zu Gefallen wollte ich meinetwegen alle Todten in S. Dunstans Kirchspiel bei mir aufnehmen. Ruft den Samuel, daß er auf den Laden Acht hat.«
Unter diesen Reden wurde der betäubte Mensch – es war derselbe Schotte, welcher kurz zuvor unter den Spöttereien der Lehrburschen vorübergegangen war, in das Zimmer hinter dem Laden des Künstlers gebracht und dort auf einen Sessel gesetzt, bis der gegenüberwohnende Apotheker herbeikam. Dieser Herr hatte, wie es zuweilen bei Gelehrten geht, mehr Wörter als Begriffe im Kopfe, und begann zu schwatzen von sinciput und occiput, von cerebrum und cerebellum Vorderhaupt, Hinterhaupt, Gehirn, kleines Gehirn., bis er Ramsays kleinen Geduldsvorrath erschöpfte.
»Ochse – brumm!« wiederholte verketzernd der Uhrmacher. »Was hilft alles Ochsengebrumm, wenn Ihr dem Kinde nicht ein Pflaster auf den Kopf legt?«
Meister Georg fragte mit verständigerem Eifer den Apotheker, ob nicht ein Aderlaß von Nutzen sein möchte. Der Arzneimann murmelte und stotterte einen Augenblick, und da er nichts Besseres wußte, bemerkte er, auf jeden Fall würde dies das Gehirn oder cerebrum erleichtern, falls eine Neigung zur Ablagerung von extravasirtem Blute sei, welches als ein Druck auf dieses empfindliche Organ wirken würde. Glücklicher Weise war er im Stande, die Operation vorzunehmen. Jan Vincent (dem solche Fälle nichts Neues waren) half tapfer mit kaltem Wasser und etwas Essig in der kunstgerechten Weise der heutigen Flaschenhalter bei Faustkämpfen. Bald richtete sich der Ohnmächtige in dem Sessel auf, hüllte sich dicht in seinen Mantel und begann um sich her zu blicken, wie Einer, der sich bemüht zur Besinnung zu kommen.
»Es wäre besser, er läge auf dem Bette in dem Hinterstübchen,« bemerkte Meister Georg, der mit der Einrichtung des Hauses genau bekannt zu sein schien.
»Ich trete ihm willig meinen Antheil an dem Rollbette ab,« sprach Jan; »ich kann unter dem Ladentische schlafen.«
»Das kann ich ebenfalls,« sagte Tunstall; »der arme Kerl mag die Nacht über das Bett für sich allein haben.«
»Schlaf,« bemerkte der Apotheker, »dient nach Galeni Meinung zur Stärkung und ist gut wider das Fieber. Der natürlichste Schlaf ist in einem Rollbette.«
»Wenn kein besseres zu haben ist,« fügte Meister Georg hinzu. »Aber das sind zwei brave Jungen, daß sie so willig ihr Bett hergeben. Kommt, nehmt ihm den Mantel ab und legt ihn auf das Bett. Ich will nach Dr. Irving, des Königs Wundarzt, schicken. Er wohnt nicht weit von hier. Dies soll mein Theil an dem Samaritergeschäft sein, Nachbar Ramsay.«
»Wenn Ihr beliebt, weitere Hülfe holen zu lassen,« bemerkte der Apotheker, »so habe ich Nichts dawider, mit Dr. Irving zu consultiren oder mit einem andern geschickten Mediciner, sowie auch fernerweit die nöthigen Medicamente zu liefern. Indessen, was auch Dr. Irving, der meines Wissens zu Edinburgh promovirt hat, oder Dr. Sonstjemand in Schottland oder England sagen möge, ich bleibe dabei, Schlaf zu rechter Zeit ist ein Fiebermittel, beruhigt und stärkt.«
Er murmelte noch einige lateinische Worte und schloß mit der Bemerkung gegen Ramsays Freund, daß er ihn als Zahlmeister für die auf den Unbekannten verwandte und zu verwendende Mühe, Sorge und Arznei betrachten wolle.
Meister Georg erwiderte, er möge seine Rechnung für das bereits Geleistete schicken und sich vorläufig weiter keine Mühe machen. Der Arzneiverkäufer, den der zufällig zurückfallende Mantel des Patienten auf die Entdeckung geführt hatte, daß bei ihm wenig zu holen sei, hatte kaum gefunden, daß ein wohlhabender Bürger sich desselben annahm, als er Ungeneigtheit offenbarte, von demselben abzulassen, und es bedurfte einer kurzen aber gemessenen Andeutung von Meister Georg, der bei all seiner Gutmüthigkeit auch unwillig werden konnte, um den Schüler Aesculaps nach seiner Wohnung in Temple-Bar zurückzubringen.
Nachdem Meister Heiltrank sich entfernt, bemühten sich Jan und Franz wohlmeinend, den Patienten seines langen grauen Mantels zu entkleiden. Aber der Patient leistete einen hartnäckigen Widerstand. »Eher mein Leben, eher mein Leben!« murrte er. Das zarte Gewebe, welches so vieles Zerren nicht vertragen konnte, ging endlich unter einem lauten Riß auseinander. Der Patient fiel darüber beinahe von Neuem in Ohnmacht. Seine durchlöcherten und geflickten Unterkleider kamen zum Vorschein und reizten zum Lachen und zum Bedauern, erklärten aber zugleich seinen Widerwillen, den Mantel zu lassen, welcher, wie der der Liebe, so manche Mängel bedeckte.
Der Fremdling warf einen Blick der Beschämung auf seine ärmliche Hülle, murmelte zwischen den Zähnen, er sei an einen Ort bestellt und dürfe sich nicht verspäten, und machte eine Anstrengung, um aufzustehen und fortzugehen. Jan und Franz hielten ihn auf einen Wink von Meister Georg ohne große Mühe zurück. Der Patient blickte einen Augenblick umher, und sagte dann mit schwacher Stimme in breiter nordischer Mundart: »Was ist das für eine Aufführung, ihr Herren, gegen einen Fremden, der sich in eurer Stadt aufhält? Ihr habt mich blutrünstig geschlagen, ihr habt mir den Mantel zerrissen, und jetzt wollt ihr mich gar festhalten. – Weisere Männer als ich,« fuhr er nach augenblicklichem Besinnen fort, »haben mir gerathen, in den Straßen Londons meine schlechteste Kleidung zu tragen, und wenn ich noch eine schlechtere als diese hätte auftreiben können« (»das wäre eine Kunst,« flüsterte Jan seinem Kameraden zu), »so wäre sie immer noch zu gut unter den Händen von Leuten, die so wenig Lebensart haben.«
»In Wahrheit, die Kleider des guten Herrn sehen aus, als wenn man nicht viel daran machen dürfte,« bemerkte Jan, unfähig sich länger zu halten, obwohl die Zucht jener Zeit Leuten von seinem Stande eine achtungsvolle Zurückhaltung in Gegenwart von Eltern, Lehr- oder Dienstherren und bejahrten Leuten in einem Grade gebot, von welchem die Gegenwart keinen Begriff hat.
»Halt's Maul, Junge!« rief Meister Georg; »spotte nicht des Fremden oder des Armen. Du hast noch wenig in der Welt durchgemacht. Du weißt nicht, in welchen Ländern du noch wandern und welche Kleider du noch tragen wirst, bevor du stirbst.«
Vincent ließ den Kopf hängen und schämte sich. Aber der Fremde wollte die für ihn gehaltene Schutzrede nicht gelten lassen.
»Herr,« sagte er, »fremd bin ich, das ist wahr, und mich däucht', in dieser Eigenschaft bin ich ein wenig zu vertraulich in dieser Eurer Stadt behandelt worden. Allein daß ich arm sei, dürfte man mir, denk' ich, nicht eher sagen, als bis ich Jemand um Silber anrede.«
»Ganz die liebe Heimath,« flüsterte Meister Georg dem Uhrmacher zu, »Stolz und Armuth.«
Aber der Uhrmacher hatte seine Schreibtafel und seine silberne Feder herausgezogen und überflog im Geiste das weite Gebiet der Rechenkunst von der Einheit bis zu den Millionen, Billionen, Trillionen, und hörte nicht und beantwortete nicht die Bemerkung seines Freundes. Dieser bemerkte seine Vertieftheit und wandte sich wieder zu dem Schotten.
»Nicht wahr, Jockel, wenn ein Fremder Euch einen Nobel anböte, würdet Ihr ihm denselben an den Kopf werfen?«
»Das nicht, wofern ich ihm ehrlichen Dienst dafür leisten könnte,« antwortete der Schotte. »Ich bin zu jeder Arbeit, zu der ich tauge, willig, obwohl ich aus einem ehrenwerthen und einigermaßen wohlhabenden Hause stamme.«
»Es ist so alt, daß es den Einsturz droht,« flüsterte Vincent seinem Kameraden zu.
»Wirklich?« fuhr der Frager fort. »Und welches Haus kann sich Eurer Abkunft rühmen?«
Der Schotte zögerte mit der Antwort, wie es seine Landsleute zu machen pflegen, wenn ihnen eine bündige Frage gestellt wird.
»Nun heraus, Jockel!« drängte Meister Georg.
»Ich bin eben so wenig Jockel, wie Ihr Hans seid,« erwiderte der Fremde, als finde er sich beleidigt, mit einem Namen angeredet zu werden, welcher damals als eine allgemeine Bezeichnung der Schotten gebraucht wurde, wie heutzutage Sawney (Sanderl d. h. Alexander). »Mein Name, wenn Ihr's wissen wollt, ist Richard Moniplies, und ich stamme aus dem alten und ehrenwerthen Hause Schnittschloß, wohl bekannt an der Westpforte von Edinburgh.«
»Was ist das für ein Ding, die Westpforte?« fuhr der Frager fort.
»Ei, erlauben Ew. Gestrengen,« antwortete Richard, welcher jetzt so weit zu sich gekommen war, daß er den stattlichen Anzug des Meisters Georg erkannte und darum seine Rede mit etwas mehr Höflichkeit würzte, als im Anfange, – »die Westpforte ist eins unserer Stadtthore, ohngefähr so wie die backsteinernen Bogen von Whitehall am Eingange des königlichen Palastes, nur daß die Westpforte von Quadersteinen und mehr mit Bildhauerarbeit geschmückt und kunstreicher gebaut ist.«
»Alle Wetter, die Thore von Whitehall sind nach dem Riß des großen Holbein gebaut,« entgegnete Meister Georg. »Ich fürchte, Euer Unfall hat Euer Hirn verrückt. Ihr seid am Ende im Stande und erzählt mir, Ihr hättet in Edinburgh einen so hübschen Fluß wie die Themse mit all ihren Schiffen.«
»Die Themse!« rief Richard in verächtlichem Tone. »Gott tröste Ew. Gestrengen; wir haben zu Edinburgh das Leither Wasser und den Norloch!«
»Und den Sumpfbach und die Steinbruchlöcher und den Gänseteich, Ihr schlechtes Lügenmaul!« fügte Meister Georg in schottischem Tone hinzu. »Solche Landläufer wir Ihr bringen mit ihren Windbeuteleien Schande über unser ganzes Land.«
»Gott verzeih' mir!« sprach Richard, sehr erstaunt, den vermeintlichen Südländer in einen gebornen Schotten verwandelt zu sehen. »Ich hielt Ew. Gestrengen für einen Englischen. Aber ich denke, ich habe nicht Unrecht gethan, für die Ehre meines Landes zu reden in der Fremde, wo alle Welt es herunter macht.«
»Heißt das für die Ehre Eures Landes reden, wenn Ihr zeigt, daß es einen Lügner und Aufschneider hervorgebracht hat?« versetzte Meister Georg. »Nun, laßt das gut sein. Ihr habt an mir einen Landsmann gefunden; Ihr sollt an mir einen Freund finden, wenn Ihr es verdient, und vorab, wenn Ihr mir die Wahrheit sagt.«
»Ich wüßte nicht, was es mir helfen sollte, etwas Anderes als die Wahrheit zu sagen,« bemerkte der brave Nordbrite.
»Also vorwärts,« sprach Meister Georg. »Ich vermuthe, Ihr seid ein Sohn des alten Mungo Moniplies, des Fleischers an der Westpforte.«
»Ich glaube, Ew. Gestrengen sind ein Hexenmeister,« erwiderte Richard grinsend.
»Und wie konntet Ihr so keck sein, ihn für einen Edelmann auszugeben?«
»Ich weiß nicht, gestrenger Herr,« antwortete Richard, sich hinter den Ohren kratzend, »ich höre hier im Südland viel von einem Grafen von Warwick – ich glaube, Wido hieß er, der hat einen großen Namen, weil er Hirschkühe, Eber und dergleichen erlegt hat, und ich bin überzeugt, mein Vater hat mehr Kühe und Eber geschlachtet, – der Ochsen, Kälber, Hammel, Schafe, Lämmer nicht zu gedenken – als der hohe Adel von England insgesammt.«
»Ihr seid mir ein pfiffiger Spitzbube,« sprach Meister Georg. »Haltet Eure Zunge im Zaume und hütet Euch vor naseweisen Antworten. Euer Vater war ein ehrbarer Bürgersmann und Altmeister seiner Zunft. Es thut mir leid, seinen Sohn in einem so armseligen Rocke zu sehen.«
»Freilich,« stotterte Richard Moniplies, mit einem Blicke auf seine Kleidung. »Aber es ist die gewöhnliche Tracht armer Bürgerssöhne bei uns zu Lande, die Livree der Armuth. Was will man machen? Des Königs Abzug aus Schottland hat alle Kundschaft von Edinburgh weggezogen. Am Kreuz macht man Heu, und auf dem Grasmarkt wächst herrliches Farrnkraut. Wo meines Vaters Stall war, steht jetzt so viel Gras, daß sein Schlachtvieh sich daran herausfressen könnte.«
»Es ist leider nur zu wahr,« bemerkte Meister Georg. »Während wir hier unser Glück machen, verhungern daheim unsere Nachbarn mit ihren Angehörigen. Wir sollten öfter daran denken. – Aber Richard, sagt mir aufrichtig, wie seid Ihr zu dem blutigen Kopfe gekommen?«
»Ich will nicht lügen, lieber Herr,« erwiderte Moniplies. »Ich ging hier durch die Straße, und Jeder fiel mit Spott und Hohn über mich her. Ich dachte für mich, ihr seid mir zu viel für Einen, aber wenn ich euch in Parfords Park erwischte, da solltet ihr mir ein andres Lied singen. Da kommt ein alter hinkender Teufel von Töpfer mir in den Weg und hält mir einen Hafen vor und sagt, da könnt' ich mein schottisches Fett hinein legen. Natürlich gab ich ihm einen Stoß, und der humpelnde Teufel taumelte über seine Häfen und zerbrach ein Dutzend derselben. Da ging der Halloh los, und wenn mich diese zwei Herren da nicht herausgerissen hätten, so wäre ich todtgeschlagen worden. Gerade als sie mich beim Arme faßten, um mich aus dem Getümmel herauszureißen, bekam ich den Puff, der mich zu Boden streckte, von einem linkhändigen Schiffsmann.«
Meister Georg sah die Lehrburschen fragend an.
»Es ist so, wie er sagt,« nahm Jan das Wort. »Nur hab' ich Nichts von Häfen gehört. – Die Leute sagen, er habe Töpfe zerbrochen und – nehmt mir es nicht übel – man könne kein Glück haben in der Nähe eines Schotten.«
»Gleichviel, was sie gesagt haben; es war brav von Euch, daß Ihr dem Schwachen geholfen habt. – Und Ihr, Gesell,« sprach Meister Georg, an seinen Landsmann sich wendend, »Ihr könnt morgen früh zu mir kommen; die Leute hier werden Euch zurechtweisen.«
»Ich will Ew. Gestrengen meine Aufwartung machen,« erwiderte der Schotte mit einer tiefen Verbeugung, »vorausgesetzt, daß mein gestrenger Herr es erlaubt.«
»Dein Herr?« fragte Georg. »Hast du noch einen andern Herrn außer der Armuth, deren Livree du trägst, wie du gesagt hast?«
»Allerdings,« versetzte Richard, »diene ich gewissermaßen zweien Herren. Mein Herr und ich sind Knechte derselben Hexe, der wir entlaufen wollten, als wir uns aus Schottland fortmachten. Ihr seht, ich bin gewissermaßen der Hintersaß eines Dienstmannes, indem ich dessen Diener bin.«
»Und wie heißt Euer Herr?« fragte Meister Georg, fügte aber, als er Richard mit der Antwort zögern sah, alsbald hinzu: »Nein, wenn es ein Geheimniß ist, so sagt es nicht.«
»Ein Geheimniß, an dessen Bewahrung nicht viel liegt,« antwortete Richard; »abgesehen davon, daß wir Nordländer es nicht wohl verdauen können, Zeugen bei unserer Noth zu haben. Nicht als ob mein Herr in augenblicklicher Verlegenheit wäre,« fügte er mit einem Blicke auf die englischen Lehrburschen hinzu, – »er hat eine große Summe im königlichen Schatze stehen – das heißt,« – flüsterte er weiter seinem Landsmanne zu – »der König ist ihm ein Klümpchen Silber schuldig. Aber es scheint, es ist schwer dazu zu kommen. – Mein Herr ist der junge Lord Glenvarloch.«
Meister Georg verrieth Erstaunen, als er diesen Namen hörte. »Ihr ein Diener von Lord Glenvarloch, und in einem solchen Aufzuge?«
»Ja, und ich bin der einzige Diener, den er hat, für den Augenblick heißt das. Es sollte mir lieb sein, wenn es ihm besser ginge, als mir, wenn ich auch bleiben müßte, wie ich bin.«
»Ich habe seinen Vater gesehen mit vier Edelleuten und zehn Lakaien hinter sich, die alle von Sammt und Gold starrten,« sprach Meister Georg. »Es ist eine veränderliche Welt hienieden, aber dort oben ist eine bessere. – Das gute alte Haus Glenvarloch! Es hat fünfhundert Jahre lang zu König und Vaterland gehalten.«
»Ihr könnt sagen tausend,« bemerkte der Diener.
»Ich sage, was ich weiß, und kein Wort mehr,« versetzte der Bürger. – »Ihr scheint Euch wieder erholt zu haben. Könnt Ihr gehen?«
»Ganz gut,« antwortete Richard. »Es war nur eine geringe Betäubung. Ich bin an der Westpforte aufgewachsen, und mein Hirnkasten verträgt einen Schlag, der einen Gaul niederwerfen könnte.«
»Wo wohnt Euer Herr?«
»Wir haben uns eingenistet« – antwortete der Schotte – »in einem Häuschen an einer Ecke von einem der krummen Gäßchen, die nach dem Wasser auslaufen, bei einem Schiffkrämer, wie sie es nennen. Sein Vater war von Dundee. Ich weiß nicht den Namen des Gäßchens, aber es geht gerade auf die große Kirche dort. Ew. Gestrengen wollen bemerken, daß wir hier nur unsern einfachen Familiennamen Nigel Olifaunt führen, weil wir uns hier für jetzt zurückgezogen halten; in Schottland aber heißen wir der Lord Nigel.«
»Es ist wohlgethan von Eurem Herrn,« entgegnete der Bürger. »Ich will Eure Wohnung ausfindig machen, obwohl Eure Anweisung nicht eben sehr deutlich ist.« Unter diesen Worten schob er ihm ein Goldstück in die Hand und hieß ihn sodann nach Hause eilen und sich in weiter keine Händel mehr einlassen.
»Das will ich,« sprach Richard mit wichtigem Blick, »denn ich habe einen Auftrag auszurichten. Also wünsche ich Euch Allen wohl zu leben, und meinen besonderen Dank diesen zwei jungen Herren – –«
»Ich bin kein Edelmann,« fiel Jan ein, seine Mütze aufsetzend. »Ich bin ein echter Londoner Lehrbursche und hoffe dereinst ein Freisaß zu werden. Franz mag sich Edelmann schreiben, wenn er Lust hat.«
»Ich bin ein Edelmann gewesen,« bemerkte Tunstall, »und ich hoffe, ich habe Nichts gethan, um dieses Namens verlustig zu gehen.«
»Gut, gut, wie Ihr wollt,« sprach Richard Moniplies; »aber ich bin Euch Beiden sehr verbunden, und ich werde es darum nicht weniger im Sinne behalten, weil ich jetzt wenig Worte darum mache. – Gute Nacht, lieber Landsmann,« schloß er, seinen langen Arm mit der knochigen Hand ausstreckend, an welcher die Muskeln wie Knollen hervortraten. Meister Georg schüttelte dieselbe, während Jan und Franz schlaue Blicke wechselten.
Richard wollte sodann dem Herrn des Ladens seinen Dank sagen, allein da er ihn, wie er später berichtete, »in sein klein Büchlein kritzeln sah, als wär' er von Sinnen«, so beschränkte er seine Höflichkeit darauf, ihm »einen Hut zu geben«, d. h. grüßend an seine Mütze zu greifen, und verließ den Laden.
»Da geht der schottische Jockel mit Allem, was er Gutes und Schlimmes an sich hat,« bemerkte Meister Georg gegen Meister David, welcher ungern in seinen Rechnungen inne hielt und, die Feder nur einen Zoll weit von der Schreibtafel entfernend, seinen Freund mit großen gläsernen Augen anblickte, die nichts weniger als Aufmerksamkeit auf das Gesagte verriethen. – »Der Bursche da,« fuhr Meister Georg fort, ohne die Zerstreutheit seines Freundes zu bemerken, »der Bursche ist ein lebendiges Bild davon, wie unser schottischer Bettelstolz uns zu Lügnern und Aufschneidern macht. Aber derselbe Fant, bei dem jedes dritte Wort, was er einem Engländer sagt, eine prahlerische Lüge ist, wird ein treuer Freund und Diener seines Herrn sein, und hat ihm vielleicht im kalten Wind seinen Mantel überlassen, während er selber in cuerpo einherging, wie der Spanier sagt. – Sonderbar, daß Muth und Treue, denn daß der Kerl handfest ist, dafür will ich bürgen – keine bessere Gesellschaft haben, als diese Neigung zum Prahlen. – Aber Ihr merkt ja nicht auf mich, Freund David.«
»O – o ja gewiß,« sprach David. »Die Sonne geht um das Zifferblatt in 24 Stunden herum, zugegeben für den Mond 50½ Minuten – –«
»Ihr seid im siebenten Himmel, Alter,« sprach Meister Georg.
»Nichts für ungut,« erwiderte David. »Angenommen, das Rad A geht in 24 Stunden ein Mal herum – jetzt hab' ich's, – das Rad B in 24 Stunden 50½ Minuten – 57 verhält sich zu 54, wie 59 zu 24 Stunden 50½ Minuten, oder beiläufig so, – Nichts für ungut, Meister Georg; gute Nacht.«
»Gute Nacht?« wiederholte Meister Georg. »Ihr habt mir noch nicht einmal guten Tag gesagt. Kommt, alter Freund. Legt diese Schreibtafel bei Seite, oder Ihr beschädigt noch das innere Werk Eures Schädels, wie unser Freund da Schaden an dem Gehäuse genommen hat. – Gute Nacht spricht er! Ich gedenke nicht so kurzab von Euch wegzugehen. Ich bin gekommen, um bei Euch das Vieruhrbrod zu essen, und ein Stückchen auf der Laute von meiner Pathe, Jungfrau Margarethe, zu hören.«
»Wahrhaftig, Meister Georg, ich war in Gedanken vertieft. Aber Ihr kennt mich ja. Wenn ich an die Räder komme, dann –«
»Ein Glück, daß Ihr nur mit kleinen zu schaffen habt,« unterbrach ihn sein Freund. Ramsay, endlich aus seinen Träumereien und Berechnungen aufgeweckt, ging mit ihm eine kleine Treppe hinauf ins erste Stockwerk, das er mit seiner Tochter und seiner kleinen Haushaltung bewohnte.
Die Lehrburschen nahmen ihren Platz in dem Laden wieder ein und lösten den Auslaufer Samuel ab. Jan sagte zu Tunstall: »Hast du gesehen, Franz, wie der alte Goldschmied gleich mit seinem lumpigen Landsmann ein Herz und eine Seele war? Wo würde ein so reicher Kauz einem armen Engländer so höflich die Hand reichen? Das muß man den Schotten lassen, sie gehen bis über die Ohren ins Wasser, um einem Landsmann zu dienen, während sie noch keinen Finger naß machen, um einen Südländer, wie sie uns nennen, vom Ertrinken zu retten. – Doch in dem Stück ist Meister Georg nur ein halber Schotte, denn ich weiß, er hat auch schon manchem Engländer geholfen.«
»Höre, Jan,« bemerkte Tunstall, »ich glaube, du bist selbst nur ein halber Engländer. Wie kamst du dazu, dich auf des Schotten Seite zu schlagen?«
»Warum thatest du es?« entgegnete Jan.
»Weil du es zuerst thatest. Und dann ist es in Cumberland nicht Gebrauch, daß Fünfzig über Einen herfallen.
»Bei der Christkirche auch nicht,« versetzte Jan. »Ehrliches Spiel und Altengland soll leben! – Und dann, die Wahrheit zu gestehen, seine Stimme hatte so Etwas an sich, was mich an ein Zünglein erinnert, das süßer klingt, als mir selbst das letzte Geläute auf dem Dunstansthurm klingen wird an dem Tage, wo ich von meiner Lehrzeit freigesprochen werde. Räthst du, wen ich meine, Franz?«
»Nein,« antwortete Tunstall. »Vielleicht das schottische Hannchen, die Wäscherin.«
»Hannchen mag meinethalben in ihrem Waschkessel ersaufen. – Nein, nein! – Du lieber Kauz, weißt du nicht, daß ich das hübsche Gretelchen meine?«
»Hm!« erwiderte Tunstall trocken.
Ein Blick des Zornes, mit Argwohn gemischt, schoß aus Jans schwarzen Augen.
»Hm! Was heißt das Hm? Ich bin wohl nicht der erste Gesell, der seines Meisters Tochter geheirathet hat.«
»Wer das gethan hat, der hat sein Geheimniß für sich behalten, wenigstens so lange, bis seine Zeit abgelaufen war,« erwiderte Tunstall.
»Ich will dir's rund heraus sagen,« versetzte Jan gereizt, »dies mag der Brauch bei euch Edelleuten sein, die ihr von Kind auf gewöhnt werdet, zweierlei Gesichter unter einer Haube zu tragen. Meine Art wird das nie sein.«
»Da ist die Treppe,« entgegnete Tunstall kaltblütig, »geh' hinauf und halte bei unserem Meister um Jungfrau Margarethe an, und du wirst sehen, welches Gesicht er unter seiner Haube tragen wird.«
»Das laß ich bleiben,« antwortete Jan; »ein solcher Narr bin ich nun gerade nicht. Aber ich will meine Zeit wählen, und alle Grafen in Cumberland sollen mich nicht hinunter bringen; darauf verlaß dich.«
Franz erwiderte nichts weiter. Beide richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Ladengeschäfte und ihre Worte an die Vorübergehenden.
Der erwähnte Meister Georg Heriot war bei seinen Lebzeiten durch seine Handlungen weniger bekannt; dagegen kann man auf ihn das treffende Wort der Schrift anwenden: »Wiewohl er todt ist, redet er noch.« Seiner herrlichen Stiftung haben wir schon in der Einleitung erwähnt. Die sonstigen Nachrichten von ihm sind unbedeutend.
Georg Heriot war geboren zu Trabourn im Kirchspiel Gladsmuir. Er war der älteste Sohn eines Goldschmieds in Edinburgh, der aus einer angesehenen Familie in Ostlothion abstammte. Sein Vater genoß das Vertrauen seiner Mitbürger und war ihr Vertreter im Parlament. Er war auch einer der Abgeordneten, welche die Stadt absandte, um den König zu begütigen, als dieser in Folge des Aufruhrs vom 17. Dec. 1596 Edinburgh plötzlich verlassen hatte. Der Sohn setzte seines Vaters Geschäft fort, welches damals sehr einträglich und vielfach mit dem eines Geldmäklers verbunden war. Er genoß der Gunst und des Schutzes von Jakob und seiner Gemahlin, Anna von Dänemark. Seine Gattin erster Ehe war ein Mädchen seines Standes, Christiana Marjoribanks, Tochter eines angesehenen Bürgers. Er heirathete sie 1586. Später wurde er zum Juwelier der Königin ernannt, welche von ihm binnen zehn Jahren Rechnungen im Belauf von 40,000 Pfd. erhielt. Nach dem Tode seiner ersten Frau heirathete er die Tochter von Jakob Primrose aus dem Hause Rosebery, Schreiber des Geheimen Raths, und diese starb 1612 noch vor ihrem zwanzigsten Jahre, im Wochenbette. Er selber starb nach einem, ehrenvoller und erfolgreicher Gewerbthätigkeit gewidmeten Leben zu London, wohin er dem König gefolgt war, am 12. Febr. 1624, in dem Alter von 61 Jahren. Sein Bild (copirt von Scougal nach einem verlornen Original), welches ihn in seinen besten Jahren darstellt, wird folgendermaßen beschrieben: »Sein schönes Haar, die gedankenvolle Stirn und das berechnende Auge überschattend, und der Zug im unteren Theil seines Gesichts sind ächt schottisch und bezeichnen einen Mann, der gemacht war, festen Schrittes und weise durchs Leben zu wandeln, mit einer Willenskraft, welche für gute Erfolge bürgte, und mit frohem Muthe, das Leben zu genießen.« – Geschichte und Beschreibung der Heriot'schen Stiftung mit Nachrichten über den Gründer, von Jakob und Johann Johnstone. Edinburgh, 1827.
Ich will noch hinzufügen, daß seine zweite Frau Alison Primrose in der Gregorskirche begraben wurde, wie aus einem von dem Pfarrer Barham mir mitgetheilten Auszuge des Kirchenbuchs hervorgeht, lautend: »Frau Alison, Ehegattin von Meister Georg Heriot, Edelmann, 20. April 1612.« Die Gregorskirche bildete vor dem großen Brand einen der Thürme der alten Paulskirche, und nahm die Stelle ein, auf welcher jetzt die Bildsäule der Königin Anna steht. Frau Heriot ruhte im südlichen Gange des Chores unter einem schönen Denkmal mit der Inschrift:
Sanctissimae et charissimae conjugi Alisonae Heriot, Jacobi Primrosii, Regiae Majestatis in Sanctiori Concilio Regni Scotiae Amanuensis, filiae, feminae omnibus tum animi tum corporis dotibus ac pio cultu instructissimae, moestissimus ipsius maritus Georgius Heriot, Armiger, Regis, Reginae, Principum Henrici et Caroli Gemmarius, bene merenti, non sine lachrymis, hoc monumentum pie posuit.
Obiit Mensis Aprilis die 16., anno salutis 1612, aetatis 20., in ipso flore juventutae, et mihi, parentibus et amicis tristissimum sui desiderium reliquit.
Hic Alicia Primrosa
Jacet crudo obruta fato,
Intempestiva
Ut rosa pressa manu.
Nondum bisdenos
Annorum impleverat orbes,
Pulchra, pudica,
Patris delicium atque viri:
Quum gravida, heu! nunquam
Mater decessit et inde
Cura dolorq: patri
Cura dolorq: viro.
Non sublata tamen
Tantum translata recessit;
Nunc Rosa prima poli
Quae fuit antea soli.
Der Verlust dieser jungen liebenswürdigen Gattin war vermuthlich der Anlaß, aus welchem Heriot sein Vermögen zu einer milden Stiftung bestimmte. Obige Grabschrift findet sich in Stowe's Ueberblick von London, Ausgabe von Strype, 3. Buch, S. 228.