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»Guten Tag, Herr Schnepfe!«
Die Stimme war bärbeißig. Ihr gemütlicher Ton klang nicht ganz echt. Das runde, rote Gesicht, das zu der wohlbeleibten Gestalt gehörte, hatte in den Augen und um die Mundlinie unter dem schwarzen Schnurrbart etwas höchst Energisches. Die Hand aber, die sich auf Dorivals Arm legte, griff auf einmal mit eisernem Griff zu –
»Donnerwetter!« sagte Dorival und riß sich mit einem kurzen Ruck los.
»Sachte, man sachte!« mahnte die Stimme. »Mach keine Zicken, Männeken, sonst ...«
Da fand Dorival endlich die nötigen Worte. Er fing kräftig an, wurde kräftiger nach den ersten zwei Sätzen, und endete stark mit den stärksten Machtmitteln der deutschen Sprache.
»Jut gebrüllt!« sagte die Stimme beifällig. »Sehr jut. Alle Hochachtung. Aber nu' Schluß mit die Mätzchen.« Die harte Hand schlug den Rock zurück. »Siehste die Marke? Kriminalpolizei. Sie sind verhaftet, Emil Schnepfe. Was war das übrigens für ein Name, unter dem Sie sich soeben scherzeshalber vorgestellt haben?«
»Ich bin der Freiherr Dorival von Armbrüster.«
»Sehr jut! 'n schöner Name, Schnepfchen. Aber Geschäft is Geschäft: Wollen Sie nun freundlichst den kleinen Spaziergang nach dem Polizeipräsidium gutwillig mit mir machen oder soll ick Ihnen mit eisernen Armbändern verzieren?«
»Mann, Sie irren sich!«
»Ick irre mir nie!«
»Ich sage Ihnen, Sie fallen furchtbar 'rein!«
»Ich bin Kummer und Elend gewöhnt, Schnepfchen. Auto, sagen Sie? Warum nicht! Wenn Sie Geld haben ...«
Dorival ließ die Geldbörse aufspringen.
»Jut! Fahren wir Auto!«
Worauf der Kriminalschutzmann Meyer II und der Freiherr von Armbrüster an der Ecke Unter den Linden und Friedrichstraße ein Auto bestiegen und nach wenigen Minuten auf dem Alexanderplatz landeten ...
Dorival war heilsfroh.
Nun war er wenigstens unter Dach und Fach und brauchte nicht mehr zu befürchten, in der Obhut des Kriminalschutzmanns Meyer II Bekannten zu begegnen. In fünf Minuten würde die dumme Verwechslung ja aufgeklärt sein. Sein Humor regte sich. Glatt verhaftet! »Guten Tag, Herr Schnepfe!« Ulkige Sache! Was war wohl dieser Herr Schnepfe? Raubmörder? hm, mit Raubmördern macht man keine Witze. Taschendieb? Ja, wahrscheinlich Taschendieb! Er lachte leise vor sich hin –
»Hier wird nicht gelacht, Emil Schnepfe!« befahl der Kriminalwachtmeister in scharfem Ton.
»Lümmel!« sagte Dorival – furchtbar leise nur zu sich selber.
Dorival wartete. Zwei geschlagene Stunden lang. Auf einer Holzbank. In Gesellschaft von mehreren Damen und Herren, die eigentümlich aussahen und ihn eigentümlich ansahen.
Endlich kam Meyer II.
»Los, Schnepfe!«
Meyer II blieb an der Türe stehen. Der Kriminalkommissar schlug mit der Hand auf ein umfangreiches Aktenstück:
»Endlich! Sehr erfreut, mein lieber Schnepfe! Wir haben lange auf Sie gewartet. Da wären die kleinen Sächelchen in Berlin, Wiesbaden und Homburg. Und dann haben wir hier Einladungskarten für Sie von den Behörden in Brüssel, Biarritz, Paris, Luzern, Nizza und einigen anderen umliegenden Ortschaften. Dja, Schnepfchen, wer sich amüsieren will, muß schließlich auch mal die Rechnung bezahlen, 's ist 'ne happige Rechnung!«
»Die Rechnungen des Herrn Schnepfe interessieren mich nicht,« erklärte Dorival. »Ich bin der Freiherr Dorival von Armbrüster ...«
»Ach nee!«
»... von Armbrüster. Ich erkläre Ihnen, daß es sich hier um einen argen Mißgriff handelt, und ersuche Sie, schleunigst meine Persönlichkeit festzustellen und mich aus dieser Sache zu befreien.«
»Aber Schnepfe! Das ist wirklich nicht nett von Ihnen! Seien Sie doch Kavalier und ersparen Sie uns diese dummen Scherereien. Hier ... wir haben einige Bildchen von Ihnen. Sehen Sie sich die mal an!«
Dorival sah und schnappte nach Luft.
Unter der ersten Photographie stand: »Emil Schnepfe, alias Graf von Gleichen, alias Oberleutnant Freiherr von Bingenheim, alias Baron von Massow. Hochstapler. Hoteldieb. Heiratsschwindler. Sehr gefährlich. Ausgezeichnetes Auftreten. Gibt sich als ehemaligen Gardeoffizier aus.«
Und – dieses Bild, diese Bilder waren nicht etwa ähnlich, sondern das war er. Er selber. Die Stirn, die gerade, etwas lange Nase, der feingeschnittene Mund, das energische Kinn, Genau! Nicht eine Spur von Unterschied ...
»Fabelhaft!« sagte Dorival.
»Nicht?« meinte der Kriminalkommissar. »Nun?«
»Ich bin der Freiherr Dorival ...«
»Schön!« sagte der Kriminalkommissar. »Wenn Sie es nicht anders wollen. Sie wissen ja, daß Sie für diese Frechheit auf das schärfste disziplinarisch bestraft werden. Also: Sie heißen?«
»Freiherr Dorival von Armbrüster,«
»Sie wohnen?«
»Alsenstraße 32, erster Stock.«
»Beruf? Personalangaben?«
»Bin bis vor drei Jahren Leutnant im Gardedragonerregiment X. gewesen. Erbte von einem Bruder meiner verstorbenen Mutter, die geborene Engländerin war, Bergwerkländereien in Brasilien ...«
»Ach nee! Brasilien?«
»... in Brasilien. Habe mich deshalb seit drei Jahren in Brasilien aufgehalten. Bin erst vor acht Tagen zurückgekehrt.«
»So? Legitimation?«
Dorival suchte. In seiner Brieftasche waren außer einigen Geldscheinen nur Visitenkarten.
»Bitte!«
»Aber Schnepfe! Auf Visitenkarten falle ich doch nicht herein. Also seien Sie nun vernünftig und ...«
»Himmeldonnerwetter – verflixt und zugenäht! Herr! Ich ... bin ... der Freiherr ...«
Da blitzte ein vernünftiger Gedanke in ihm auf.
»Diese Komödie wird langweilig. Lassen Sie, bitte, meinen Freund und ehemaligen Regimentskameraden, den Rittmeister von Umbach, Gardedragoner-Regiment X., Augsburger Straße 67, durch Fernsprecher herbeirufen!«
»Entweder –« schrie der Polizeikommissar, »Sie sind – oder ... nun, wir erleben ja Sonderbarkeiten genug im Beruf. Meyer telephonieren Sie! Herr von Armbrüster, nehmen Sie, bitte Platz. Aber wehe Ihnen, wenn ...
*
Eine Stunde später stand der Freiherr von Armbrüster wieder vor dem Spiegel im Wohnzimmer seines Junggesellenheims in der Alsenstraße und betrachtete sich.
»Fabelhaft!« brummte er.
Sein Freund, der Rittmeister von Umbach, saß im Klubsessel, rauchte eine Zigarette und lachte.
»Einfach fabelhaft!«
»Richtiges Gaunergesicht!« meinte Umbach.
»Da hat man sich nun eingebildet, ein ganz netter Kerl zu sein, sozusagen, äußerlich, und nun ist man auf einmal ein Herr Schnepfe, pfui Deibel, will sagen, 'n Gauner, 'n Hochstapler – heiliger Bimbam, ich fahr' aus der Haut ...«
»Tu' das ja nicht!« meinte der Rittmeister. »Wer weiß, was dann unter der Haut zum Vorschein kommt. Womöglich 'n Lustmörder! Und nun mein Sohn, darfst du mir einen Kognak geben – klingle 'mal ...«
»Umbringen könnte ich den Kerl!« schrie Dorival.
»Das würde nur beweisen, daß du wirklich ein Verbrecher bist!«
»Mach' keine Witze.«
»Ich würde mir an deiner Stelle 'n Vollbart stehen lassen.« lachte der Rittmeister.
*
Einige Tage später, an einem langweiligen Sonntagabend, saß Dorival in einer Loge im Opernhaus. Es wurde eine Verdi-Oper gegeben, doch interessierten ihn die Vorgänge auf der Bühne wenig. Er hatte sich nach dem Theater mit Umbach verabredet und wollte nur die Zeit bis dahin totschlagen.
Musternd sah er sich um. Gerade ihm gegenüber saß ein junges Mädchen, das ihn zu interessieren begann. Eine Schönheit von südländischer Rasse. Sie lächelte zu ihm herüber. Er irrte sich nicht. Eine Blutwelle stieg ihm ins Gesicht. Er nahm sein Glas zu Hilfe. Wahrhaftig, sie lächelte wieder. Ein bezauberndes Lächeln ...
Ein großer Herr, im einfachen bürgerlichen Gehrock, mit aufgekämmtem Schnurrbart und scharfem, militärischem Blick, stand im Hintergrund einer Loge des dritten Ranges, und richtete sein Opernglas unausgesetzt auf den vornehmen Herrn, der so angelegentlich eine junge Dame aufs Korn nahm, die im Schmucke ganz besonders kostbarer Brillanten glänzte.
Am Schlusse des ersten Aktes, als alles in die Wandelhalle strömte, richtete es der Herr im Gehrock so ein, daß er mehrere Male dicht neben Dorival zu stehen kam. Unauffällig beobachtete er ihn und schließlich schien er seiner Sache sicher zu sein. Er wechselte einige Worte mit einem Logenschließer, zeigte ihm eine gelbe Messingmarke und blieb, als das Zeichen zum Beginn des zweiten Aktes ertönte, in der Nähe der Tür stehen, die in Dorivals Loge führte.
Kaum war das Theater dunkel gemacht, als der Logenschließer leise seine Hand auf den Arm Dorivals legte.
»Der Herr möchten für einen Augenblick herauskommen,« flüsterte er ihm zu.
Dorival, der natürlich glaubte, irgend ein Bekannter wolle ihn sprechen, folgte sofort der Aufforderung.
Draußen stand er dem ihm völlig unbekannten Mann mit dem scharfen Blick gegenüber.
»Entschuldigen Sie die Störung, Baron Schnepfe,« sagte der Unbekannte und erfaßte mit seiner großen Hand den Rockärmel Dorivals, »aber jetzt muß ich Sie zu einer eiligen Fahrt nach dem Alexanderplatz einladen.«
»Ich lehne dankend ab!« sagte Dorival lachend.
»Es ist besser für Sie, wenn Sie gutwillig mitkommen!«
»Aber, mein Lieber, ich bin nicht Ihr Emil Schnepfe. Ich denke nicht daran. Ich bin nämlich schon einmal mit ihm verwechselt worden. Ich kann mich legitimieren. Ich trage Briefe bei mir, ich –«
»Das wird sich auf der Wache finden.«
Er mußte mit.
Diesmal hatte er besonderes Pech.
Der Kriminalkommissar, der ihn von seiner früheren Verhaftung her kannte, kam erst am Montagmorgen um neun Uhr zum Dienst, und der Freiherr von Armbrüster mußte eine erbärmliche Nacht in einer Arrestzelle mit allerlei Gesindel zubringen. Wehmütig dachte er an den gedeckten Tisch mit den guten Sachen bei Hiller, wo jetzt Umbach wartete.
Am Morgen, nachdem man ihn einer zwangsweisen Reinigungsdusche unterzogen hatte, wurde er gegen zehn Uhr dem Kommissar vorgeführt, der ihn mit vielen Entschuldigungen entließ und ihm die Versicherung gab, alle Geheimbeamten der Polizei sollten darauf aufmerksam gemacht werden, daß zwischen dem gesuchten Schnepfe und ihm eine große Aehnlichkeit bestehe.
Von der schlaflosen Nacht ermüdet und bis oben hin mit Groll gegen diesen elenden Emil Schnepfe geladen, begab sich Dorival in seine Wohnung. Es stand bei ihm jetzt fest: Auch von seiner Seite mußte etwas gegen diesen infamen Doppelgänger geschehen. – Der Mensch mußte endlich verhaftet werden!
Er schlief bis zum Abend.
Gegen acht Uhr kam Umbach, der sich erkundigen wollte, warum Dorival am Abend vorher ausgeblieben war.
Dorival, der damit beschäftigt war, sich anzukleiden, hörte die Stimme des Freundes, als er draußen den Diener Galdino fragte, ob sein Herr zu Hause sei.
Galdino, ein gerissener Bursche, den Dorival aus Brasilien mitgebracht hatte, antwortete ausweichend. Er wollte sich erst vergewissern, ob sein Herr geneigt war, Besuche zu empfangen.
»Ich weiß nicht. Ich werde Nachsehen, Herr Baron.«
Gleich darauf steckte er seinen Krauskopf zu der halbgeöffneten Schlafzimmertür hinein.
»Führe Herrn von Umbach in mein Arbeitszimmer, mein Sohn. Ich bin in zehn Minuten fertig,« sagte ihm sein Herr.
– Umbach saß in dem bequemen Schreibtischsessel des Hausherrn und betrachtete mit Interesse die beiden Photographien, die auf dem Schreibtisch standen.
Es waren die Bilder der Eltern Dorivals. Sie standen sich gegenüber.
Die Mutter schien ein langes, hageres Geschöpf gewesen zu sein, mit ausdruckslosen, gelangweilten Augen und jenem Zug von Hochmut um den Mund, der für die Töchter reicher englischer Familien typisch ist. Das Gesicht dieser Frau bot keinen besonderen Reiz. Schön war nichts an dieser Erscheinung. Die überreiche Verwendung herrlichen Schmucks konnte nur den Eindruck vermehren, daß ihr Gegenüber sich bei Eingehung der Ehe mit dieser wenig anmutigen Tochter Englands von recht vernünftigen Gesichtspunkten hatte leiten lassen. Dieses Gegenüber, das Bild des Vaters Dorivals, trug Husarenuniform mit Majorsabzeichen. Aus den lebhaften Augen blitzte Lebensfreude und Lebensmut.
Der Schnurrbart verwischte die Aehnlichkeit zwischen Vater und Sohn ein wenig, aber sie war doch immer noch so stark ausgeprägt, daß sie dem Rittmeister sofort auffiel. Das war dieselbe offene, freie Stirn, die gerade, etwas lange Nase, der feingeschnittene Mund.
Nur die Augen, die waren anders. Die hatten bei dem Sohn etwas von der mütterlichen Fischblütigkeit abbekommen. Sie entbehrten des frohen, kühnen Blinkfeuers, das aus den Augen des Vaters blitzte, waren kühl und gemessen. Aber das war äußerlich. Der Rittmeister lachte. Nein, fischblütig war sein Freund nicht.
Der Rittmeister stellte die beiden Bilder wieder auf ihre Plätze. Kopfschüttelnd dachte er daran, was für ein Ende die beiden genommen hatten. Der Major, dem das Geld durch die Finger rollte wie dem Sämann der Weizen, hatte sich, als seine Frau und die Verwandten kein Geld mehr herausrücken wollten, erschossen. Und diese Frau, mit den jeder seelischen Erregung fremden Augen, die ihm zehntausend Mark verweigert hatte, um seine Uniform zu retten, hatte sich zu Tode geweint. Sie war zwei Jahre nach dem Tode des Majors regelrecht an gebrochenem Herzen zugrunde gegangen. –
Dorival trat ein.
»Guten Morgen, lieber Umbach!!« sagte er betrübt. »Du darfst mich bedauern. Ich stehe dicht vor einem Nervenklaps!!«
»Und du darfst dich entschuldigen!«
»Wegen Hiller?«
»Na–türlich. Na höre mal: du läßt mich da einfach sitzen –«
»Ich habe auch gesessen!«
Dem Rittmeister stieg eine Ahnung auf.
»Was?«
»Ja!«
»Ja!!«
Umbach wälzte sich im Klubsessel vor Lachen.
»Der Polizeipräsident muß dir einfach schriftlich bescheinigen, daß du nicht Emil Schnepfe bist. Diese Bescheinigung trägst du dann mit dir herum, und wenn –«
»Wunderbar!« jubelte Dorival.
»Nicht wahr?«
»Glänzend! Na warte, Schnepfchen, dir wollen wir das Handwerk legen, mich an deiner Stelle verhaften zu lassen!!«
*
Kriminalkommissar Fehlhauer war ein einsichtsvoller Mann.
»Ich finde Ihren Wunsch durchaus begreiflich,« erklärte er, »und ich werde Ihnen eine Legitimationskarte ausstellen, die Ihnen innerhalb Deutschlands Schutz vor Verwechslungen durch Organe der Polizeibehörden bietet. Was für besondere Merkmale können Sie angeben?«
»Besondere Merkmale?« fragte erstaunt Dorival.
»Merkmale, die nur Ihnen eigen sind. Die Sie von jeder anderen Person unterscheiden. Auch von diesem Schnepfe,« erläuterte der Kriminalkommissar. »Haben Sie zum Beispiel ein sogenanntes Muttermal, Herr von Armbrüster?«
Dorival besann sich. Richtig, unterhalb des rechten Knies hatte er einen braunen Fleck von der Größe einer Mandel. Das sagte er dem Polizeibeamten.
»Sie müssen mir den Fleck zeigen,« erklärte dieser. Als Dorival den Strumpf heruntergestreift hatte, nahm der Kommissar eine Art topographischer Aufnahme des Muttermals vor. Mit Hilfe eines Zentimetermaßes bestimmte er Länge und Breite des Flecks und seine Entfernung von der Kniescheibe.
»Was haben Sie weiter für Merkmale? Haben Sie plombierte Zähne?«
Auch mit einem plombierten Backenzahn konnte Dorival aufwarten.
Nachdem der gewissenhafte Beamte festgestellt hatte, daß der vorletzte Backenzahn im linken Unterkiefer Dorivals durch eine Goldplombe gesichert war, konnte er zu seiner großen Befriedigung seinen Aufzeichnungen noch hinzufügen, daß Herr von Armbrüster am Ballen der rechten Hand eine drei Zentimeter lange Narbe besaß, die von einer Schnittwunde herrührte.
Dorival glaubte, es seien nun der besonderen Merkmale genug, aber Herr Fehlhauer belehrte ihn, daß noch einige Messungen an ihm vorgenommen werden müßten, um möglichst alle Unterschiede festzustellen, die zwischen ihm und dem Emil Schnepfe beständen.
Er führte den ehemaligen Leutnant in die Abteilung für vergleichende Messungen.
Die Akten Emil Schnepfe wurden herbeigeschafft und die Messungen an Dorival vorgenommen. Es stellte sich zunächst heraus, daß Schnepfe um ein geringes größer als Herr von Armbrüster war. Dorival maß einen Meter und einundachtzig Zentimeter; Schnepfes Längenmaß zeigte einen Zentimeter mehr. Sehr ähnlich, ganz verblüffend ähnlich, waren dagegen die Schädelmaße, während wiederum die feinen Aederungen der Abdrücke der Fingerspitzen sehr merkbare Unterschiede aufwiesen.
Eine Woche später erhielt Dorival seine Legitimationskarte, die seine besonderen Merkmale aufzählte und dem Inhaber ausdrücklich bestätigte, daß er mit dem steckbrieflich gesuchten Emil Schnepfe nicht identisch sei.